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Tibetischer Buddhismus
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pyrrhon
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Anmeldungsdatum: 22.05.2004
Beiträge: 8770

Beitrag(#277570) Verfasst am: 25.03.2005, 23:50    Titel: Antworten mit Zitat

shiningthrough hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Der mittlere Weg bezog sich in erster Linie auf die Askese und nicht auf die Enthaltsamkeit.


Vulgärinterpretation.

Der mittlere Weg bezieht sich auf das zweite Drehen des Dharmarades und meint das Meiden der Extreme Eternalismus und Nihilismus, die Erkenntnis des abhängigen Bestehens aller Phänomene, ihre Vergänglichkeit und Zusammengesetztheit.

Unter dem "mittleren Weg" kann man sowohl die Madhyamaka verstehen als auch Buddhas Weg im Allgemeinen. Zweiteren als Vulgärinterpretation herunterzumachen ist zwar unter Vertretern des tibetischen Buddhismus (leider) nicht unüblich, aber nicht minder herablassend und überheblich.
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Lotusz
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Anmeldungsdatum: 25.03.2005
Beiträge: 36

Beitrag(#277571) Verfasst am: 25.03.2005, 23:54    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo shiningthrough

shiningthrough hat folgendes geschrieben:
@Lotusz

Wie wäre es, wenn Du mal den Buddhismus erstmal studieren würdest bevor Du Dich als Sprachrohr von Goldner und Co betätigst?
Es könnte dann nämlich durchaus passieren, dass Du die Unterschiede von Symbolik und Realität begreifen lernst (das gilt z.B. für den buddh. Tantra - die schlimmen Dinge seien ja soooo geheim, dass sie den armen "unteren" Stufen nicht bekannt sind. Sorry, that`s bullshit! Wie kommt es, dass Nichtbuddhisten so viel mehr wissen über diese soooo geheimen Dinge als Buddhisten? Das "Geheimargument" mit Verweis auf schlimme Praktiken ist doch nichts anderes als Verschwörungsgefasel, so scheinte es mir.).
Was ist überhaupt Deine Motivation? Für was trittst Du ein? (Wogegen Du bist, wissen wir jetzt ja.)


Ich liebe die Leute, die so gerne von der Liebe, von der Toleranz, der Gleichmut und anderen schönen Dingen reden. Das habe ich alles zur Genüge kennen gelernt. Und nun habe ich natürlich zu Schweigen, wolltest Du doch sagen. Oh, wie liebe ich die Leute, die sich ein demokratisches Mäntelchen umhängen, aber jede Diskussion im Keim ersticken möchten, weil sie nicht in ihr Weltbild passt. Da unterscheiden sich viele sogenannte Buddhisten nicht von anderen antidemokratischen Kräften. Das also ist deine Vorstellung von Demokratie. Genau diese Vorstellungen haben die tibetischen Mönche jahrhunderte lang praktiziert. Und wehe dem, der es wagte, dagegen zu verstossen. Er hatte die grausamsten Strafen zu erwarten.

Es ist ausserden falsch, auch wenn es immer wieder behauptet wird, dass alle Äusserungen des Kalachakra-Tantra rein symbolisch gemeint sind. Das wird selbst von den Buddhisten nicht bestritten. Aber das scheint dir entgangen zu sein. Ich werde darauf noch einmal eingehen, wenn wir auf die überaus kriegerisch gesinnte Shambhala-Theorie zu sprechen kommen. Und es werden noch ganz andere Dinge zur Sprache kommen. Wie z.B. die nekrophilen, magischen oder rituellen Tötungsrituale, die durchaus nicht nur symbolisch zu verstehen sind. Der V Dalai Lama hat sogar ein ganzes Buch über die Tötungsrituale geschrieben und das bestimmt nicht nur zum Zeitvertreib. Was bei der blutrünstigen Politik der tibetischen Mönche in den vergangenen Jahrhunderten auch gar nicht weiter verwunderlich ist.

Was weiss denn schon die Mehrheit der Masse, die ins Kalachakra-Tantra eingeweiht wird von den Inhalten des Kalachakra-Tantra? Sie verbinden damit allenfalls all die ideellen Werte, die ihnen von offizieller tibetischer Seite immer wieder vorgebetet werden. Aber von den wirklichen Inhalten, von den teilweise grausamen und fisteren mystischen Vorstellungen des Kalachakra-Tantra wissen sie gar nichts. Und darum wird es Zeit, dass man darüber öffentlich redet. Die Wahrheit braucht sich nicht zu verstecken. Nur die Unwahrheit scheut das Licht. Sie muss notfalls mit Gewalt verteidigt werden.

Alles Liebe. Gerrit


Zuletzt bearbeitet von Lotusz am 26.03.2005, 00:22, insgesamt 2-mal bearbeitet
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pyrrhon
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Anmeldungsdatum: 22.05.2004
Beiträge: 8770

Beitrag(#277572) Verfasst am: 25.03.2005, 23:57    Titel: Antworten mit Zitat

shiningthrough hat folgendes geschrieben:
Die konventionelle oder die letztgültige? Ist Dir, der Du Dich Lotusz nennst, das Konzept der zwei Wahrheiten, das durch alle buddh. Schulen interpretiert wird, überhaupt bekannt?

Nicht alle buddhistische Schulen, nur die späteren.
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pyrrhon
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Anmeldungsdatum: 22.05.2004
Beiträge: 8770

Beitrag(#277574) Verfasst am: 25.03.2005, 23:58    Titel: Antworten mit Zitat

Lotusz hat folgendes geschrieben:
Die Wahrheit braucht sich nicht zu verstecken. Nur die Unwahrheit scheut das Licht. Sie muss notfalls mit Gewalt verteidigt werden.

Was verstehst Du in diesem Zusammenhang unter "Gewalt"?
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Lotusz
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Anmeldungsdatum: 25.03.2005
Beiträge: 36

Beitrag(#277575) Verfasst am: 26.03.2005, 00:13    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo shiningthrough

shiningthrough hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Der mittlere Weg bezog sich in erster Linie auf die Askese und nicht auf die Enthaltsamkeit.


Vulgärinterpretation.

Der mittlere Weg bezieht sich auf das zweite Drehen des Dharmarades und meint das Meiden der Extreme Eternalismus und Nihilismus, die Erkenntnis des abhängigen Bestehens aller Phänomene, ihre Vergänglichkeit und Zusammengesetztheit. Die Madhyamikas beschreiben ausführlich den mittleren Weg und der Dalai Lama hat darüber ein kleines und sogar leicht verständliches Buch verfaßt "Der Schlüssel zum mittleren Weg". (Aber diese meine Einlassungen werden wohl genauso ungelesen bleiben wie andere weil der Kritiker sich ja für wissender hält als ein buddhistischer Geshe der weit über zwanzig Jahre die Komplettlehre des Buddha studiert und angewendet hat.)


Wenn Geshe weit über zwanzig Jahre die Komplettlehre des Buddha studiert und angewendet hat und dabei nicht mehr rausgekommen ist, als intellektuelle Lektüre, dann hat er das Ziel verfehlt. Ich habe ohnehin den Eindruck, dass etliche Spirituelle sich überwiegend intellektuell mit der buddhistischen Philosophie auseinander setzen, sich dafür aber um so weniger mit ihrer emotionalen Seite und mit der selbstverwirklichten Liebe. Offenbar sind das Bereiche, vor denen man grosse Angst hat und um die man gerne einen grossen Bogen macht.


Zuletzt bearbeitet von Lotusz am 26.03.2005, 00:20, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Lotusz
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Anmeldungsdatum: 25.03.2005
Beiträge: 36

Beitrag(#277576) Verfasst am: 26.03.2005, 00:17    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo viator

viator hat folgendes geschrieben:
Lotusz hat folgendes geschrieben:
Die Wahrheit braucht sich nicht zu verstecken. Nur die Unwahrheit scheut das Licht. Sie muss notfalls mit Gewalt verteidigt werden.

Was verstehst Du in diesem Zusammenhang unter "Gewalt"?


Ich denke, dass brauche ich wohl nicht weiter zu erläutern. Wie sich manche "friedliebenden" Buddhisten sowohl Colin Goldner als auch Trimondi gegenüber verhalten haben, ist ja allgemein bekannt.

Alles Liebe. Gerrit
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pyrrhon
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Anmeldungsdatum: 22.05.2004
Beiträge: 8770

Beitrag(#277594) Verfasst am: 26.03.2005, 09:39    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Lotusz!

Was die Enthaltsamkeit der japanischen Zen-Mönche betrifft, weiß ich inzwischen mehr: es ist richtig, dass in der Meiji-Restauration buddhistischen Mönchen erlaubt wurde, zu heiraten. Das gilt offenbar für alle Mönche und soweit hast Du Recht. Es ist aber so, dass diese staatliche Erlaubnis von den Mönchen, die sich für ein Leben im Kloster entscheiden, allgemein nicht in Anspruch genommen und auch nicht gern gesehen wird. Der Abt von Antai ist eine Ausnahme, er dürfte auch schon verheiratet gewesen sein, als er Abt wurde. Außerdem gibt es in der Soto-Schule viele Tempel und Schreine, die von dem Vater auf den Sohn vererbt werden.

(http://alejnu.de/phpBB/viewtopic.php?p=12587#12587)

Schöne Grüße,

viator
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Lotusz
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Beiträge: 36

Beitrag(#277595) Verfasst am: 26.03.2005, 09:45    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo viator

viator hat folgendes geschrieben:
Hi Lotusz!

Was die Enthaltsamkeit der japanischen Zen-Mönche betrifft, weiß ich inzwischen mehr: es ist richtig, dass in der Meiji-Restauration buddhistischen Mönchen erlaubt wurde, zu heiraten. Das gilt offenbar für alle Mönche und soweit hast Du Recht. Es ist aber so, dass diese staatliche Erlaubnis von den Mönchen, die sich für ein Leben im Kloster entscheiden, allgemein nicht in Anspruch genommen und auch nicht gern gesehen wird. Der Abt von Antai ist eine Ausnahme, er dürfte auch schon verheiratet gewesen sein, als er Abt wurde. Außerdem gibt es in der Soto-Schule viele Tempel und Schreine, die von dem Vater auf den Sohn vererbt werden.

(http://alejnu.de/phpBB/viewtopic.php?p=12587#12587)

Schöne Grüße, viator


Danke für die Information.

Alles Liebe. Gerrit
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Lotusz
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Anmeldungsdatum: 25.03.2005
Beiträge: 36

Beitrag(#277600) Verfasst am: 26.03.2005, 10:06    Titel: Antworten mit Zitat

Buddha's Einstellung zu den Frauen

Ich möchte nun einmal auf die Gleichberechtigung der Frauen im Buddhismus eingehen. Bereits Buddha ordnete die Nonnen den Mönchen unter, indem er sagte:

1. Frauen sind ebenso wie Männer befähigt zur buddhistischen Praxis und Erleuchtung, müssen sich allerdings, in Übereinstimmung mit der sonstigen gesellschaftlichen Hierarchie, Männern bzw. Mönchen im Orden sozial unterordnen.

Diese Einstellung Buddhas hatte jedoch fatale Folgen:

2. Durch ihre stärkere Bindung an die Natur (Menstruation) und an Samsara (Kreislauf von Tod und Wiedergeburt) sind die geistigen Fähigkeiten der Frauen geringer als Männer.

Diese Haltung hat Buddha in seinen Texten eingenommen, in denen er Frauen die Fähigkeit abspricht, ein vollkommener Buddha, also ein Weltenlehrer zu werden. Frauen haben laut Buddha somit zwar die Fähigkeit, unter Anleitung eines Lehrers Erleuchtung zu erfahren, nicht aber die, den Erleuchtungsweg, wie es jeder Buddha getan hat und tut, selbst zu finden. Solange die vollkommene Befreiung vom Leid das allgemeine Ziel und die Buddhaschaft die Ausnahme war, war dies nicht weiter schlimm für die Frauen. Erst im Mahayana, aus dem ja auch der tibetisch-tantrischen Buddhismus hervorging, in dem die Buddhaschaft erstmalig das Ziel für alle Gläubigen wird, hat die Aussage dann zur Folge, dass eine Frau zum Mann werden müsse, bevor sie die Erleuchtung anstreben könne.

3. Durch ihre stärkere Bindung an Natur und Samsara, insbesondere durch ihre sexuelle Anziehungskraft, behindern Frauen Männer bei ihrem Streben nach Erleuchtung.

Dass Buddha die Nonnen den Mönchen unterordnete, führte zum Beispiel dazu, dass auch gerade erst in den Orden aufgenommene Mönche von den Nonnen untertänig gegrüsst werden mussten. Darum bat die Stiefmutter Buddhas diese Grussordnung durch das Senioritätsprinzip (Altersabhängig) zu ersetzen. Dieses lehnte Buddha allerdings bekanntermassen unter Berufung auf die gesellschaftliche Norm ab. Damit scheiterte der Versuch, ein weniger diskriminierendes Frauenbild im Buddhismus zu schaffen und eine gleichberechtigte Ordenshierarchie zwischen den Nonnen und Mönchen zu schaffen.

Aus: Selbstzeugnis erleuchteter Frauen aus frühbuddhistischer Zeit

Alles Liebe. Gerrit
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Schmerzlos
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Anmeldungsdatum: 02.08.2003
Beiträge: 4554

Beitrag(#277604) Verfasst am: 26.03.2005, 10:36    Titel: Antworten mit Zitat

Lotusz hat folgendes geschrieben:
Hallo Schmezlos

Schmerzlos hat folgendes geschrieben:
Lotusz hat folgendes geschrieben:
Mit den nicht-tantrisch buddhistischen Schulen, die enthaltsam leben, sympathisiere ich durchaus, weil ich von der Enthaltsamkeit als Vorraussetzung für spirituellen Fortschritt überzeugt bin.


- Bei der ursprünglichen Buddhalehre geht es um einen "Mittleren Pfad".
(Nicht einfach um Askese - diese wurde von Siddharta Gautama verworfen)

Zitat:
Mir ist auch bekannt, dass einige tantrisch-tibetisch-buddhistische Linien vollkommen auf die körperliche sexuelle Vereinigung verzichten. Dort findet die sexuelle Vereinigung durch Visualisierungstechniken statt, bei der eine Vereinigung mit einer Gottheit visualisiert wird.


- Hinduismus und Buddhismus werden manchmal auch verwechselt...
Götter sind keineswegs zu beneiden...und vergänglich.
Brahma wurde von Buddha heimgesucht...


Da muss ich die wiedersprechen.


- Brahma(bei uns der liebe Gott) wurde heimgesucht...

Zitat:
Der mittlere Weg bezog sich in erster Linie auf die Askese


- Erstens einmal ist die Vergangenheitsform nicht hilfreich.
Buddha hat die Askese verworfen. Das ist kein Geheimnis.
Wer seinen Körper zugrunde richtet findet keine Erwachung.

"..."
"Und auch dieser Pfad, diese Zucht, diese harte Askese, Sáriputto, brachte mich dem überirdischen, reichen Heiltum der Wissensklarheit nicht näher: und warum nicht? Weil ich eben jene heilige Weisheit nicht errungen hatte, jene heilige Weisheit, deren Errungenschaft sich als heilige Weihe erweist, dem Grübler zur gänzlichen Leidensversiegung.
"..."
(Majjhima Nikaya)

Schau Dir ruhig mal M. 101. (XI,1) Devadaha Sutta (Vor dem Götterteich)
an. (Buddha verwirft die Theorie der Jainas, daß Befreiung nur durch Selbst-Kasteiung
erreicht werden kann. Er weist einen anderen Weg wie das Streben Früchte bringt.)

Zitat:
und nicht auf die Enthaltsamkeit.


"..."
"Als mir nun, Mönche, bei diesem ernsten, eifrigen, heißen Mühen eine Erwägung des Entsagens aufstieg, sagte ich mir: 'Aufgestiegen ist mir da diese Erwägung des Entsagens; und sie führt wahrlich nicht zu eigener Beschränkung, nicht zu fremder Beschränkung, führt zu keines Beschränkung, fördert die Weisheit, bringt keine Verstörung mit sich, führt zur Wahnerlöschung.
"..."
(Majjhima Nikaya)

Zitat:
Buddha hatte sich fast zu Tode gehungert. Und daraus zog er den Schluss, dass diese extreme Form der Askese, nicht gut für ein spirituellen Leben ist. Sexuell dagegen hat Buddha enthaltsam gelebt und hat das auch von den Mönchen und Nonnen erwartet.


[Das Gleichnis vom Floss]
(Majjhima Nikaya 22)


Zuletzt bearbeitet von Schmerzlos am 26.03.2005, 10:49, insgesamt einmal bearbeitet
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Schmerzlos
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Anmeldungsdatum: 02.08.2003
Beiträge: 4554

Beitrag(#277605) Verfasst am: 26.03.2005, 10:49    Titel: Antworten mit Zitat

Lotusz hat folgendes geschrieben:
dass etliche Spirituelle sich überwiegend intellektuell mit der buddhistischen Philosophie auseinander setzen, sich dafür aber um so weniger mit ihrer emotionalen Seite und mit der selbstverwirklichten Liebe. Offenbar sind das Bereiche, vor denen man grosse Angst hat und um die man gerne einen grossen Bogen macht.


A.VI. 13 Die sechs Elemente des Entrinnens

-------


"..."
" 'Welt, Welt' sagt man, o Herr. Inwiefern aber, o Herr, sagt man 'Welt'?"

"Was da Dinge des Welkens sind, Anando, das nennt man in der Ordnung des Edlen 'Welt'. Was sind Dinge des Welkens, Anando? Die 6 Innen- und Außengebiete, die 6 Arten des Bewußtseins, die 6 Berührungen, die 18 Gefühle. Was da Dinge des Welkens sind, das wird, Anando, in der Ordnung der Edlen 'Welt' genannt".

"..."
(Samyutta Nikaya)
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Lotusz
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Anmeldungsdatum: 25.03.2005
Beiträge: 36

Beitrag(#277608) Verfasst am: 26.03.2005, 11:23    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo shiningthrough

Durch die Erläuterungen von viator zur Enthaltsamkeit der japanischen Zen-Mönche, hat sich mein Bild über den japanischen Zen doch sehr gewandelt. Bisher ging ich davon aus, dass alle japanischen Zen-Mönche nicht enthaltsam leben. Darum habe ich den Zen bisher abgelehnt. Laut Aussage von viator sollen die japanischen Zen-Mönche aber doch enthaltsam leben. Kannst Du das bestätigen?

Ich war auch bisher dem japanischen Zen abgeneigt, weil sehr viele Menschen, die sich zum Zen hingezogen fühlten, diese Enthaltsamkeit ablehnten. Für mich beruht der spirituelle Weg allerdings im wesentlichen auf den zwei Grundpfeilern Meditation und Enthaltsamkeit. Daneben gibt es natürlich noch einige spirituelle Praktiken, die für den spirituellen Fortschritt wichtig sind. Die beiden wichtigsten für mich sind aber Meditation und Enthaltsamkeit. Und wenn man einen dieser beiden Grundsätze missachtet, so kann man ein noch so spirituelles Leben führen, man wird keine wesentlichen spirituellen Fortschritte machen.

Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann entsprechen die Lehren des LamRim einem Stufenweg, der im tibetischen Buddhismus gelehrt wird. Wie in groben Zügen sieht dieser Stufenweg aus? Was hat dich an diesem Stufenweg so gestört? War es die Tatsache, dass dieser Stufenweg eine zeitlich fest vorgeschriebene Struktur hatte? Weiter würde mich interessieren, welches die Sonderlehren sind, die Du ablehnst.

Ich habe gerade noch einmal deine gestrigen Artikel gelesen. Dabei ist mir unter anderem folgender Satz aufgefallen:

Zitat:
Der Buddhadharma hat mit Nationalismus oder Politik nichts zu tun - DAS sollte man erstmal im Hinterköpfchen verankern bevor man hier jetzt einen Mix von Kritiken an der Lehre des Buddha und am Dalai Lama und der Politik der tibet. Exilregierung lostritt.


Wenn Du ehrlich bist, dann kann man das so natürlich nicht stehen lassen. Religion und Politik lassen sich natürlich nicht voneinander trennen und erst recht nicht in Tibet, wo die tibetischen Mönche sowohl die religiöse als auch die politische Macht in sich vereinigten. Und jeder, der das bestreitet, ist nicht ehrlich. Man kann nicht sagen, auf der einen Seite steht die reine Lehre des Buddha mit all seinen Idealen und auf der anderen Seite die grausame Politik, die die Bevölkerung schamlos ausgebeutet und brutal unterdrückt hat. Beides ist eng miteinander verzahnt.

Und dann habe ich noch zwei Fragen an dich:

1.Was verstehst Du unter der Leere? Warum ist sie dir so wichtig? Verstehst Du darunter, den Intellekt durch die Meditation zum Schweigen zu bringen?

2. Worin genau unterscheiden sich die Reinkarnation und die Wiedergeburt? Wenn ich es richtig verstanden habe, hat die Reinkarnation ihre Wurzeln im Hinduismus und geht davon aus, dass der Mensch über eine unsterbliche Seele verfügt und so oft reinkarniert bis er alle Unreinheiten seines Karmas abgetragen hat.

Wenn ich mir aber die Definition der buddhistischen Wiedergeburt im Palikanon ansehe, dann sehe ich eigentlich keinen Unterschied zur hinduistischen Reinkarnation:

Der Ausdruck "Wiedergeburt" ist wohl sehr bequem im Gebrauch, aber er entspricht nicht ganz dem, was der Buddhismus darunter versteht. Wiedergeboren wird nicht ein Wesen, nicht eine unsterbliche Seele, ein Ich an sich, oder gar etwa die leiblich-geistige Persönlichkeit, wie sie da steht. Nicht einmal psychische Zustände werden wiedergeboren, denn dann müssten es ja genau dieselben sein, die schon da waren; das aber gibt es nicht, denn alle Gestaltungen sind vergänglich.

Wenn ich das also jetzt richtig verstanden habe, reinkarniert im Hinduismus, die menschliche Seele. Was aber genu versteht der Buddhismus nun unter der Wiedergeburt? Und dann noch eine Zusatzfrage. Misst Du persönlich der Wiedergeburt eine Bedeutung bei?

Alles Liebe. Gerrit
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Lotusz
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Anmeldungsdatum: 25.03.2005
Beiträge: 36

Beitrag(#277616) Verfasst am: 26.03.2005, 12:03    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Schmerzlos.

Zitat:
Der mittlere Weg bezog sich in erster Linie auf die Askese


- Erstens einmal ist die Vergangenheitsform nicht hilfreich.
Buddha hat die Askese verworfen. Das ist kein Geheimnis.
Wer seinen Körper zugrunde richtet findet keine Erwachung.

"..."
"Und auch dieser Pfad, diese Zucht, diese harte Askese, Sáriputto, brachte mich dem überirdischen, reichen Heiltum der Wissensklarheit nicht näher: und warum nicht? Weil ich eben jene heilige Weisheit nicht errungen hatte, jene heilige Weisheit, deren Errungenschaft sich als heilige Weihe erweist, dem Grübler zur gänzlichen Leidensversiegung.
"..."
(Majjhima Nikaya)

Schau Dir ruhig mal M. 101. (XI,1) Devadaha Sutta (Vor dem Götterteich)
an. (Buddha verwirft die Theorie der Jainas, daß Befreiung nur durch Selbst-Kasteiung
erreicht werden kann. Er weist einen anderen Weg wie das Streben Früchte bringt.)

Zitat:
und nicht auf die Enthaltsamkeit.


"..."
"Als mir nun, Mönche, bei diesem ernsten, eifrigen, heißen Mühen eine Erwägung des Entsagens aufstieg, sagte ich mir: 'Aufgestiegen ist mir da diese Erwägung des Entsagens; und sie führt wahrlich nicht zu eigener Beschränkung, nicht zu fremder Beschränkung, führt zu keines Beschränkung, fördert die Weisheit, bringt keine Verstörung mit sich, führt zur Wahnerlöschung.
"..."
(Majjhima Nikaya)

Zitat:
Buddha hatte sich fast zu Tode gehungert. Und daraus zog er den Schluss, dass diese extreme Form der Askese, nicht gut für ein spirituellen Leben ist. Sexuell dagegen hat Buddha enthaltsam gelebt und hat das auch von den Mönchen und Nonnen erwartet.


[Das Gleichnis vom Floss]
(Majjhima Nikaya 22)[/quote]

Machen wir es kurz und schmerzlos. Leider weiss ich immer noch nicht, woher Du dein Wissen beziehst. Was ist dieses "Majjhima Nikaya"? Gehe ich recht in der Annahme, dass das etwas mit dem Zen-Buddhismus zu tun hat? Nebenbei gesagt, hast Du gut reden, wenn Du sagst: "Schau Dir ruhig mal M. 101. (XI,1) Devadaha Sutta (Vor dem Götterteich) an." Ich habe nur ein Leben, davon jedenfalls gehe ich momentan aus. Ich würde mir das nur allzu gerne alles ansehen. Nur die liebe Zeit ist leider sehr begrenzt. Ausserdem wollte ich mir gerade noch einmal den Link bei wikipedia.de ansehen, auf den Du mich gestern hingewiesen hast. Heute habe ich bemerkt, dass ich gestern zu schnell über den Text hinweggelesen habe. Gestern war mir eben noch einiges nicht klar, was mir heute etwas klarer erscheint. Es geht mir in erster Linie um die Entwicklung von Buddha über den Hinayama zum Mahayama. Ich habe bemerkt, dass ich mein Wissen in dieser Richtung noch etwas vertiefen sollte. Aber das werde ich gleich nachholen.

Nun aber zu deinem obigen Text. Die Leute vom Majjhima Nikaya wissen sich wahrlich kompliziert auszudrücken. Das mit der Askese habe ich ja noch verstanden. Aber ich bin immer noch am rätseln, wie die Aussage zur Enthaltsamkeit zu deuten ist. Aber ich werde sie mir noch einmal durchlesen. So, jetzt habe ich es verstanden. Und es ist ein genialer Satz, der die Enthaltsamkeit empfiehlt. Manchmal ist es einfach so, dass man irgendwie eine Blockade im Kopf hat, dann liest oder versteht man etwas ganz anderes als dort geschrieben ist, oder man begreift es mitunter gar nicht. Das ging mir eben so bei der Aussage über die Enthaltsamkeit. Das hat vielleicht auch etwas mit der etwas altertümlichen Beschreibung zu tun. Aber es sind sehr schöne Beschreibungen. Ich danke dir dafür.

Was verstehst Du unter dem Gleichnis mit dem Floss?

Alles Liebe. Gerrit
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pyrrhon
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Anmeldungsdatum: 22.05.2004
Beiträge: 8770

Beitrag(#277619) Verfasst am: 26.03.2005, 12:20    Titel: Antworten mit Zitat

Lotusz hat folgendes geschrieben:
Leider weiss ich immer noch nicht, woher Du dein Wissen beziehst. Was ist dieses "Majjhima Nikaya"? Gehe ich recht in der Annahme, dass das etwas mit dem Zen-Buddhismus zu tun hat?

Hier findest Du Übersetzungen des Pali-Kanons: http://palikanon.com/. Majjhima Nikaya (die Mittleren Lehrreden), ist ein Teil des Sutta Pitaka (Korb der Lehrsätze). Es handelt sich dabei nicht um etwas Zen-spezifisches, sondern um einen grundlegenden Teil des buddhistischen Kanons, der allen buddhistischen Schulen und dem Theravada im Speziellen zugrundeliegt. Z.B. (weil es Schmerzlos erwähnt hat): M. 101. (XI,1) Devadaha Sutta (Vor dem Götterteich). Ist eigentlich ganz leicht zu finden, wenn man den Startpunkt weiß.
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pyrrhon
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Anmeldungsdatum: 22.05.2004
Beiträge: 8770

Beitrag(#277620) Verfasst am: 26.03.2005, 12:22    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
[Das Gleichnis vom Floss]

"Als Floß, ihr Mönche, will ich euch die Lehre weisen, zum Entrinnen tauglich, nicht zum Festhalten. Das höret und achtet wohl auf meine Rede."

"Ja, o Herr!" antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also:

"Gleichwie, ihr Mönche, wenn ein Mann, auf der Reise, an ein ungeheueres Wasser käme, das diesseitige Ufer voller Gefahren und Schrecken, das jenseitige Ufer sicher, frei von Schrecken, und es wäre kein Schiff da zur Überfuhr, keine Brücke diesseits um das jenseitige Ufer zu erreichen. Da würde dieser Mann denken: 'Das ist ja ein ungeheueres Wasser, das diesseitige Ufer voller Gefahren und Schrecken, das jenseitige Ufer sicher, frei von Schrecken, und kein Schiff ist da zur Überfuhr, keine Brücke diesseits um jenseits hinüberzugelangen. Wie, wenn ich nun Röhricht und Stämme, Reisig und Blätter sammelte, ein Floß zusammenfügte und mittels dieses Floßes, mit Händen und Füßen arbeitend, heil zum jenseitigen Ufer hinübersetzte?!' Und der Mann, ihr Mönche, sammelte nun Röhricht und Stämme, Reisig und Blätter, fügte ein Floß zusammen und setzte mittels dieses Floßes, mit Händen und Füßen arbeitend, heil ans jenseitige Ufer hinüber. Und, gerettet, hinübergelangt, würde er also denken: 'Hochteuer ist mir wahrlich dieses Floß, mittels dieses Floßes bin ich, mit Händen und Füßen arbeitend, heil ans jenseitige Ufer gelangt: Wie, wenn ich nun dieses Floß auf den Kopf heben oder auf die Schultern laden würde und hinginge, wohin ich will ?' Was haltet ihr davon, Mönche? Würde wohl dieser Mann durch solches Tun das Floß richtig behandeln?"

"Gewiß nicht, o Herr!"

"Was hätte also, ihr Mönche, der Mann zu tun, damit er das Floß richtig behandelte ? Da würde, ihr Mönche, dieser Mann, gerettet, hinübergelangt, also erwägen: 'Hochteuer ist mir wahrlich dieses Floß, mittels dieses Floßes bin ich, mit Händen und Füßen arbeitend, heil an das jenseitige Ufer hinübergelangt. Wie, wenn ich nun dieses Floß ans Ufer legte oder in die Flut senkte und hinginge, wohin ich will?' Durch solches Tun, wahrlich, ihr Mönche, würde dieser Mann das Floß richtig behandeln. Ebenso nun auch, ihr Mönche, habe ich die Lehre als Floß dargestellt, zum Entrinnen tauglich, nicht zum Festhalten.

"Die ihr das Gleichnis vom Floße, ihr Mönche, verstehet,

Ihr habt auch das Rechte zu lassen, geschweige das Unrecht.

http://www.palikanon.com/majjhima/m022n.htm
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Anmeldungsdatum: 02.08.2003
Beiträge: 4554

Beitrag(#277627) Verfasst am: 26.03.2005, 13:40    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Lotusz !

Zitat:
Machen wir es kurz und schmerzlos. Leider weiss ich immer noch nicht, woher Du dein Wissen beziehst.


- So ziemlich die meisten buddhistischen Richtungen beziehen sich auf den Palikanon,
der sich auch weitgehend auf deutsch im Internet findet.

Zitat:
Was ist dieses "Majjhima Nikaya"?


"..."
Der Majjhima Nikaya, oder die Mittlere Sammlung von Buddhas Reden,
ist der zweite der fünf nikayas des Sutta Pitaka.

Der Majjhima Nikaya besteht aus 152 Reden. Die Sammlung beinhaltet die wichtigsten und bekanntesten Reden Buddhas

"..."

Zitat:
Gehe ich recht in der Annahme, dass das etwas mit dem Zen-Buddhismus zu tun hat?


- Hmm...nein, "Was bin ich?" möchte ich nicht spielen. zwinkern
Abgesehen davon, dass Buddhismus keine Zielsetzung ist.
(auch wenn manche das glauben)

Zitat:
Nebenbei gesagt, hast Du gut reden, wenn Du sagst: "Schau Dir ruhig mal M. 101. (XI,1) Devadaha Sutta (Vor dem Götterteich) an."


- Ja, ich fand das Reden auch nicht so schlecht. zwinkern

Zitat:
Ich habe nur ein Leben, davon jedenfalls gehe ich momentan aus.


- Ich-Wahn.

Zitat:
Ich würde mir das nur allzu gerne alles ansehen.


- "Wenn Du es eilig hast, mach einen Umweg" (Japanisches Sprichwort)

Zitat:
Nur die liebe Zeit ist leider sehr begrenzt. Ausserdem wollte ich mir gerade noch einmal den Link bei wikipedia.de ansehen, auf den Du mich gestern hingewiesen hast. Heute habe ich bemerkt, dass ich gestern zu schnell über den Text hinweggelesen habe.


- Achtsamkeit ist etwas sehr hilfreiches.

Zitat:
Gestern war mir eben noch einiges nicht klar, was mir heute etwas klarer erscheint. Es geht mir in erster Linie um die Entwicklung von Buddha über den Hinayama zum Mahayama.


- Hinayana und Mahayana. Und "Hinayana" ist bei Theravadins glaube ich nicht so beliebt.

Zitat:
Nun aber zu deinem obigen Text. Die Leute vom Majjhima Nikaya wissen sich wahrlich kompliziert auszudrücken.


- Alles eine Frage der Übung. Es sind Übersetzungen alter Schriften.
Stilistisch halte ich es für sehr wertvoll.

Zitat:
Das mit der Askese habe ich ja noch verstanden. Aber ich bin immer noch am rätseln, wie die Aussage zur Enthaltsamkeit zu deuten ist. Aber ich werde sie mir noch einmal durchlesen. So, jetzt habe ich es verstanden. Und es ist ein genialer Satz, der die Enthaltsamkeit empfiehlt. Manchmal ist es einfach so, dass man irgendwie eine Blockade im Kopf hat, dann liest oder versteht man etwas ganz anderes als dort geschrieben ist, oder man begreift es mitunter gar nicht. Das ging mir eben so bei der Aussage über die Enthaltsamkeit.


Keine Herzensgüte

Es war in China eine alte Frau, die mehr als zwanzig Jahre lang für einen Mönch gesorgt hatte.
Sie hatte ihm eine kleine Hütte gebaut und ihn mit Nahrung versehen, während er meditierte.
Schließlich wollte sie wissen, welche Fortschritte er in all dieser Zeit gemacht hatte.
Um das herauszufinden, erbat sie die Hilfe eines Mädchens, das sehr begehrlich war.
"Geh und umarme ihn", sagte sie zu ihr, "und dann frage ihn plötzlich: >Was nun?<"
Das Mädchen ging zu dem Mönch, liebkoste ihn, ohne viel Umstände zu machen,
und fragte, was sie nun tun sollten.

"Ein alter Baum wächst auf einem kalten Fels im Winter",
antwortete der Mönch etwas poetisch. "Weit und breit keine Wärme."

Das Mädchen kam zurück und berichtete, was er gesagt hatte.
"Wenn ich bedenke, daß ich diesen Kerl zwanzig Jahre lang gefüttert habe!"
rief die alte Frau ärgerlich.

"Er zeigte keine Rücksicht auf deine Nöte, keine Neigung, deine Lage zu erklären.
Er hätte deine Leidenschaft ja nicht erwidern müssen, aber er hätte zumindest
etwas Mitleid bezeigen können."

Sie begab sich umgehend zu der Hütte des Mönchs und brannte sie nieder.


Zitat:
Das hat vielleicht auch etwas mit der etwas altertümlichen Beschreibung zu tun. Aber es sind sehr schöne Beschreibungen. Ich danke dir dafür.

Was verstehst Du unter dem Gleichnis mit dem Floss?


Majjhima Nikaya 22
Majjhima Nikaya 93
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Schmerzlos
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Anmeldungsdatum: 02.08.2003
Beiträge: 4554

Beitrag(#277629) Verfasst am: 26.03.2005, 13:45    Titel: Antworten mit Zitat

viator hat folgendes geschrieben:
Lotusz hat folgendes geschrieben:
Leider weiss ich immer noch nicht, woher Du dein Wissen beziehst. Was ist dieses "Majjhima Nikaya"? Gehe ich recht in der Annahme, dass das etwas mit dem Zen-Buddhismus zu tun hat?

Hier findest Du Übersetzungen des Pali-Kanons: palikanon.com
Majjhima Nikaya (die Mittleren Lehrreden), ist ein Teil des Sutta Pitaka (Korb der Lehrsätze). Es handelt sich dabei nicht um etwas Zen-spezifisches, sondern um einen grundlegenden Teil des buddhistischen Kanons, der allen buddhistischen Schulen und dem Theravada im Speziellen zugrundeliegt. Z.B. (weil es Schmerzlos erwähnt hat): Devadaha Sutta (Vor dem Götterteich). Ist eigentlich ganz leicht zu finden, wenn man den Startpunkt weiß.


- War das wirklich nötig ?
Ich würde jedenfalls keine Links auf z.B. die Bibel setzen...bemühen muß sich jeder selbst.
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Tso Wang
Vergiß es



Anmeldungsdatum: 21.09.2003
Beiträge: 1433

Beitrag(#277638) Verfasst am: 26.03.2005, 14:06    Titel: Antworten mit Zitat

Lotusz hat folgendes geschrieben:
Hallo Tso Wang

Es geht hier um die Wahrheit und die richtige Darstellung des tibetischen Buddhismus bzw. um die Verfälschungen der Wahrheit, die ganz bewusst von ganz bestimmten tibetisch-buddhistischen Kreisen verbreitet wird, z.B. indem man ihn verzuckert und romantisiert, was mit der Realität oft nur wenig gemeinsam hat, und nicht um die Liebe. Auch die Liebe kann sich nicht entfalten, wenn sie nicht in der Wahrheit eingebettet ist.

Alles Liebe. Gerrit


Hallo Lotusz,

in Deinem einleitenden Text ist nichts, das eine Brücke der Verständigung zu "Vajrajanisten" bauen könnte. Im Gegenteil: Der ganze Text ist eine einzige Haßtirade. Nicht ein positives Wort. Das ist seltsam, da es Dir doch um "die Wahrheit" geht. Mir sind solche "Wahrheitspropheten" immer ein wenig suspekt, die das eine Extrem (Verherrlichung einer Lehre oder Weltanschauung) verwerfen, aber gleichzeitig in das andere Extrem verfallen (das Verherrlichen des Niedermachens einer Lehre oder Weltanschauung). Ein abschreckendes Beispiel für solche Extremfundamentalisten sind u.a. auch die Autoren von "Krishna, Buddha, Hitler" (Werbung u.a. bei kath.net), die sich nicht scheuten, auf ihrem Buchtitel einen Massenmörder mit Buddha und Krishna gleichzusetzen (das rhetorische Stilmittel lautet übrigens "Parallelisierung"). Aber nun, sie gehören nunmal zur Soheit.

Darüber hinaus sind in Deinem einleitenden Text dermaßen gravierende Fehler, daß es kaum lohnt darüber weiter zu diskutieren (deja vu). Ein simples Beispiel, das schon angesprochen wurde, auf das Du aber offenbar gar nicht bereit bist einzugehen:

Lotusz hat folgendes geschrieben:
Das Tibetanischen Totenbuch zum Beispiel spricht von 16 Höllen in denen man ohne Pause dort den schrecklichsten Qualen ausgesetzt ist.....


Das ist nun aber wirklich Unfug. Vielleicht etwas zum Vajrajana (tib. Buddhismus)-Konzept des sog. "Zwischenzustands":

Das tibetische Wort für Zwischenzustand ist "Bardo" und das "Bardo Thödol" ist bekannt geworden unter der nicht korrekten Bezeichnung "Tibetisches Totenbuch" (o.a. "Tibetanisches Totenbuch"). Es gliedert den Prozeß des Sterbens und der Wiedergeburt in drei Phasen oder Zwischenzustände. Jede Station unseres Lebens ist diesem Konzept nach lediglich ein Zustand "zwischen zwei" (bar do) anderen, also nur provisorisch, d.h. das Dasein erscheint als ein in permanentem Übergang befindliches Werden. Insgesamt gibt es sechs derartige Zwischenzustände. Die ersten drei Bardos betreffen das diesseitige Leben, es sind der Bardo der Geburt, der Bardo der Träume und der Bardo der meditativen Versenkung. Die anderen drei Bardos umfassen den 49 Tage dauernden Prozeß des Sterbens und der Wiedergeburt und sind eng mit der mahayanischen Lehre von den drei Leibern (Trikaya) verbunden: Der Bardo des Todesmoments (Dharmakaya), in dem sich ein blendend weißes Licht manifestieren soll; der Bardo der höchsten Wirklichkeit (Shambhogakaya), wo sich fünffarbige Lichterscheinungen in Form von Mandalas zeigen sollen; der Bardo des Werdens (Nirmanakaya), mit Lichtphänomenen von gedämpfter Helligkeit.

Das Bardo Thödol schildert das Sterben als einen Prozeß des Zusammenfalls der "fünf Skandhas", d.h. wenn der materielle Körper seine Funktionen aufgibt, fällt die Basis für Empfindungen, Wahrnehmungen und Geisteserregungen weg und verlöschend werden sie Eindrücke des Bewußtseins. Dieser Rest subjektiven Seins ist demgemäß die Summe des bisherigen Daseins und gleichzeitig Keim für alles Künftige. Und dieser subjektive Rest sieht sich beim Eintritt des Todes zunächst einem blendend weißen Licht gegenüber. Kann er sich mit ihm vereinigen, ist die "Erlösung" erlangt. Gelingt dies nicht, wird das Licht abgestuft immer trüber und entsprechend werden es die Aussichten für die neue Existenz. So wie der Mensch demgemäß in seinem Leben nicht in der Lage war, das Helle dem Düsteren vorzuziehen, folgt er auch in der Lähmung des Todes der Anziehung des Trüben, hinein in eine leidvolle Wiedergeburt.

Im Bardo Thödol ( "Befreiung vom Zwischenzustand durch das Hören dieser Lehre") geht es also eher um das Ausbrechen aus dem Kreislauf der Wiedergeburt als um Deine "pausenlosen Höllenqualen".

Aber ich stimme Dir dahingehend zu, daß nicht überall, wo "Buddhist" draufsteht, auch einer darinnen ist. Schau Dir beispielsweise die sog. Soka Gakkai-Sekte an, die eine extrem aggressive Form des Buddhismus an den Tag legt. Sie beruht hauptsächlich auf den Lehren des Nichiren, der - wie Du in Deiner Einleitung - auch nicht besonders gut auf die Mongolen oder auch auf das Zen zu sprechen war. Er reduzierte seine Religion nahezu nur noch auf das Rezitieren der Formel "Namu myoho-renge-kyo" ("Heil dem Lotos der vollkommenen Wahrheit" oder auch "Heil dem Sutra des Lotos") und verwarf andere buddhistische Strömungen.

()

---
"Wer einmal in das Dharma eingetreten ist, prüft ständig sein Gewissen und sieht: Da bin ich frei, und da bin ich noch unfrei, da sind noch Fesseln, die gelöst werden müssen."

(Buddha Skakyamuni)
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Lotusz
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Anmeldungsdatum: 25.03.2005
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Beitrag(#277654) Verfasst am: 26.03.2005, 15:03    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo viator

Das Gleichnis vom Floss

Ich danke dir, dass Du das Gleichnis vom Floss hier reinkopiert hast. Ich habe zwar auch schon hin und wieder im Internet im Palikanon geblättert, wenn auch eher selten. Bisher hat mich aber die etwas altertümliche Sprache immer etwas abgeschreckt und mein Gefühl, dass sich manche Aussagen Buddhas, immer und immer wieder wiederholten.

Nun geht es mir darum, das Gleichnis vom Floss zu verstehen. Es wäre nett, wenn Du mir sagen könntest, ob ich es wirklich richtig verstanden habe. Nun also meine Interpretation des Gleichnisses:

Man könnte es so interpretieren, dass das diesseite Ufer voller Gefahren und Schrecken, dem Leben mit seinen sinnlichen Verhaftungen entspricht. Das jenseitige Ufer, sicher, frei von Schrecken, wiederum, entspricht der Unabhängigkeit von allen Verhaftungen. Das Röhricht. die Stämme, das Reisig und die Blätter, aus dem ich das Floss baue, sind dann die unterschiedlichen spirituellen Aspekte, die zusammen durch die Arbeit der Hände und Füsse, also durch die spirituelle Praxis, das Floss, also die Lehre Buddha ergeben, die mich vom diesseitigen zum jenseitigen Ufer bringt.

Der reissende Fluss dagegen, ist das erotische Begehren, welches mir den Übertritt vom diesseitigen zum jenseitigen Ufer verwehrt. Hätte ich dann nicht aber auch die Möglichkeit, den reissenden Strom zum Erliegen zu bringen? Das wäre doch eine andere Möglichkeit. Dann bräuchte ich gar kein Floss. Andererseits würden dann die wilden Tiere, die sich vielleicht im gefahrvollen diesseits aufhalten, auch das ausgetrocknete Flusstal zum sicheren, jenseitigen Ufer überqueren, und dann wäre dieses auch nicht mehr sicher.

Also, irgendwo ist bei mir noch ein Denkfehler drin. Entweder sollte man den reissenden Fluss nicht als das erotische Begehren interpretieren. Vielleicht ist der reissende Strom einfach das Hindernis, welches uns vom sicheren Ufer trennt und somit entspricht der reissende Strom vielleicht unseren falschen Ansichten und Verhaltensweisen. Aber die könnte man ja mittels der Lehre Buddhas auch zum Versiegen bringen und dann wiederum bräuchte man ebenfalls kein Floss. Mir scheint, ich habe das Gleichnis immer noch nicht richtig verstanden. Es könnte auch sein, dass ich etwas zu viel hineininterpretiere und dass die Lösung etwas einfacher aussieht.

Eines ist allerdings klar. Wenn man den Fluss überquert hat, braucht man das Floss, also die Lehre Buddhas, nicht mehr.

Alles Liebe. Gerrit
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Lotusz
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Anmeldungsdatum: 25.03.2005
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Beitrag(#277656) Verfasst am: 26.03.2005, 15:10    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Schmerzlos

Schmerzlos hat folgendes geschrieben:
viator hat folgendes geschrieben:
Lotusz hat folgendes geschrieben:
Leider weiss ich immer noch nicht, woher Du dein Wissen beziehst. Was ist dieses "Majjhima Nikaya"? Gehe ich recht in der Annahme, dass das etwas mit dem Zen-Buddhismus zu tun hat?

Hier findest Du Übersetzungen des Pali-Kanons: palikanon.com
Majjhima Nikaya (die Mittleren Lehrreden), ist ein Teil des Sutta Pitaka (Korb der Lehrsätze). Es handelt sich dabei nicht um etwas Zen-spezifisches, sondern um einen grundlegenden Teil des buddhistischen Kanons, der allen buddhistischen Schulen und dem Theravada im Speziellen zugrundeliegt. Z.B. (weil es Schmerzlos erwähnt hat): Devadaha Sutta (Vor dem Götterteich). Ist eigentlich ganz leicht zu finden, wenn man den Startpunkt weiß.


- War das wirklich nötig ?
Ich würde jedenfalls keine Links auf z.B. die Bibel setzen...bemühen muß sich jeder selbst.


Ich empfinde es immer als sehr hilfreich, einen Link zur betreffenden Seite zu setzen. Es erspart einem unter Umständen sehr viel Arbeit für das Suchen, die man nützlicher verwenden kann und sollte. Mit anderen Worten, ich bin für jeden Link dankbar. Und andere sicher auch. Oder wirfst Du mir etwa vor, ich bemühe mich nicht genügend?

Alles Liebe. Gerrit


Zuletzt bearbeitet von Lotusz am 26.03.2005, 15:27, insgesamt einmal bearbeitet
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Lotusz
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Beitrag(#277658) Verfasst am: 26.03.2005, 15:23    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Tso Wang

Ich muss dir leider sagen, dass ich nur den ersten Satz gelesen habe. Den Rest habe ich mir erspart. Ich habe keine Lust, mich auf dem Niveau zu unterhalten. Mit meinem Interesse für den tibetischen Buddhismus möchte ich alle Aspekte des tibetischen Buddhismus' ansprechen, darunter natürlich auch die negativen Aspekte. Was sollen wir uns ausserdem gross über die positiven Aspekte unterhalten? Darüber besteht doch allgemeine Übereinstimmung. Die sollen doch nicht unter den Tisch fallen. Aber wenn Du meinst, ich verbreite hier Hasstiraden, dann zeigt mir diese Einstellung, dass Du nicht verstanden hast, worum es mir geht. Ich habe diese Einstellung von etlichen "friedliebenden" Buddhisten zur Genüge kennen gelernt. Sie möchten am liebsten jede kritische Diskussion über den tibetischen Buddhismus unterdrücken. Und das verstehen sie dann als Meinungsfreiheit. Ich möchte auch gar nicht wissen, wieviel Hass noch in deinem Text zu finden ist. Das erspare ich mir, weil ich keine Lust habe, mich mit intolleranten Menschen zu unterhalten.

Alles Liebe. Gerrit
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Tarvoc
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Beitrag(#277659) Verfasst am: 26.03.2005, 15:34    Titel: Antworten mit Zitat

Lotusz hat folgendes geschrieben:
Was sollen wir uns ausserdem gross über die positiven Aspekte unterhalten?


Hm, damit z.B. Leute wie ich, die sich erst seit kurzer Zeit mit dem Thema beschäftigen, oder auch Leute, die sich bisher überhaupt nicht für den Buddhismus interessierten, den Buddhismus von beiden Seiten kennen lernen und nicht nur von der negativen?
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Schmerzlos
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Anmeldungsdatum: 02.08.2003
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Beitrag(#277661) Verfasst am: 26.03.2005, 15:39    Titel: Antworten mit Zitat

Lotusz hat folgendes geschrieben:
Der reissende Fluss dagegen, ist das erotische Begehren, welches mir den Übertritt vom diesseitigen zum jenseitigen Ufer verwehrt.


- Es gibt auch einen Daseinsvernichtungsdurst, der auch ein Begehren ist.
Es gibt auch eine Unlust, die auch ein Begehren ist.
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Beiträge: 4554

Beitrag(#277662) Verfasst am: 26.03.2005, 15:45    Titel: Antworten mit Zitat

Lotusz hat folgendes geschrieben:
Ich empfinde es immer als sehr hilfreich, einen Link zur betreffenden Seite zu setzen. Es erspart einem unter Umständen sehr viel Arbeit für das Suchen, die man nützlicher verwenden kann und sollte.


- Sei vorsichtig mit Deinen Wünschen. zwinkern
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Tarvoc
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Beitrag(#277663) Verfasst am: 26.03.2005, 15:51    Titel: Antworten mit Zitat

Schmerzlos hat folgendes geschrieben:
Es gibt auch einen Daseinsvernichtungsdurst, der auch ein Begehren ist.
Es gibt auch eine Unlust, die auch ein Begehren ist.


Das erinnert mich an die Geschichte (die ich mal irgendwo im Internet gelesen habe) von dem Meister und dem Schüler, die an einen Fluss kamen und dort eine junge Frau trafen, die den Fluss überqueren wollte. Der Schüler wollte weitergehen, aber der Meister brachte die Frau sicher über den Fluss. Dann gingen der Schüler und der Meister weiter, doch nach einer Zeit fragte der Schüler: "Meister, wie konntet Ihr der Frau helfen, wo es uns doch verboten ist, Frauen zu berühren?" Da sagte der Meister: "Was trägst du die Frau immer noch? Ich habe sie am anderen Ufer abgesetzt."

Ist das so gemeint?
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Anmeldungsdatum: 08.11.2003
Beiträge: 1099

Beitrag(#277675) Verfasst am: 26.03.2005, 16:27    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Aber von den wirklichen Inhalten, von den teilweise grausamen und fisteren mystischen Vorstellungen des Kalachakra-Tantra wissen sie gar nichts.


@Lotuzs

(bin etwas in Eile - will aber Deine Beiträge - für die ich mich bedanke - nicht ganz so stehen lassen)

Kann ich aus Deinem Avatar und der in Deinen Texten auffallenden Enthaltsamkeitserwähnungen schließen, dass Du irgendeine Hindulehre vertrittst?

Mal kurz (und damit sehr unvollständig) was zum Tantrismus:

Ich verstehe darunter einen Pfad, der alles ohne Ausnahme zum Nutzen der Erleuchtung gebaruchen kann. Als Tantriker übe auch ich Enthaltsamkeit (üben, da das Gelingen nicht sprunghaft entsteht). Ich bemühe mich, eine Sicht auf die Phänomen zu kultivieren, die nicht bewertet. Das kann ich deshalb, weil die Phänomene leer sind von Unabhängigkeit, Beständigkeit und Unteilbarkeit. Damit hast Du auch eine erste Vorsteliung von Leerheit.
Du schreibst zu recht, dass derlei - losgelöst von Meditation - als nur intellektuell einzustufen ist, denn ein nur begriffliches Denken führt zu keinem Erfolg, es sei denn, man will damit auf Parties und dergl. Eindruck schinden - was aber nur das Gegenteil bewirken würde: Ein Aufblähen des Egos. Ich denke, wir sind uns einig, dass derlei nicht unsere Intention ist.

Die Welt, so wie wir sie gewöhnlich erfahren, ist Konvention, "Produkt" einer uns allen ähnlichen Wahrnehmung, deren Kennzeichen die Täuschung hinsichtlich der wahrgenommenen Objekte ist.
Wie messen den Dingen Eigenschaften bei, die sie nicht haben (Dauerhaftigkeit, Kompaktheit, eigene Wesenheit, usw.). Es folgt dann früher oder später die Ent-Täuschung, wenn wir nämlich feststellen, dass die Dingen sich ändern, dass sie vergänglich sind, usw. Und daraus resultiert Leid.
Wir selber haben uns mit unserer angeborenen falschen Wahrnehmung (getrübt durch allerlei Einflüsse wie Zeitverzögerungen im sensorischen Apparat, durch Prägung oder Konditionierung nahezu automatische ablaufende Assoziationsketten, etc.) für Leid empfänglich gemacht.
Das Gegenmittel ist die Entkonditionierung, die Deprogrammierung - und genau das macht Tantra.
Um mit Jungscher Psychologie zu sprechen:
Wir müssen unseren Schatten integrieren, wenn wir wirklich in die Nicht-Bewertung gehen wollen, denn das Hocken auf dem Friede-Freude-Eierkuchen-Pol ist ist infantiles Wunschdenken.
Und das geht nicht ohne die Nutzung auch schauerhafter Symbole. Der "Umweg" über die Symbolik ist es ja gerade, der ein faktischen, leidzuteilendes Praktizieren obsolet macht!

So - ich muss jetzt leider eine kleine Reise machen und ende daher hier erstmal.
Ein andermal ggf. mehr.
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Schmerzlos
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Beiträge: 4554

Beitrag(#277682) Verfasst am: 26.03.2005, 16:47    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Schmerzlos hat folgendes geschrieben:
Es gibt auch einen Daseinsvernichtungsdurst, der auch ein Begehren ist.
Es gibt auch eine Unlust, die auch ein Begehren ist.


Das erinnert mich an die Geschichte (die ich mal irgendwo im Internet gelesen habe) von dem Meister und dem Schüler, die an einen Fluss kamen und dort eine junge Frau trafen, die den Fluss überqueren wollte. Der Schüler wollte weitergehen, aber der Meister brachte die Frau sicher über den Fluss. Dann gingen der Schüler und der Meister weiter, doch nach einer Zeit fragte der Schüler: "Meister, wie konntet Ihr der Frau helfen, wo es uns doch verboten ist, Frauen zu berühren?" Da sagte der Meister: "Was trägst du die Frau immer noch? Ich habe sie am anderen Ufer abgesetzt."

Ist das so gemeint?


A.XI. 16 Der elffache Segen der Güte
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George
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Anmeldungsdatum: 16.09.2004
Beiträge: 4485

Beitrag(#277684) Verfasst am: 26.03.2005, 16:56    Titel: Antworten mit Zitat

Was ist los Lotusz bist du chinese, kommunist oder beides ?
Der Dalei lama dürfte wohl der intellektuelleste unter den Religiösen führern sein. ER scheint sich seiner Rolle sehr bewußt zu sein. Das er alle möglichkeitne nutzt sein Volk vor den Chinesischen
Unterdrückern zu bewahren halte ich für völlig legititm.
Das der Lamaismus letztlich auf die Mongolen zurückgeht ist mir bekannt , auch die tatsache das er noch nicht so alt ist. Sag mal , glaubst du das du irgendeine Politische oder religiöse entwicklung auf der Welt findest die im 16. Jahrhundert nicht blutig abgelaufen wäre ????????
Die menschen waren damals eben im allgemeinen noch nicht soweit. Im übrigen kann man den Lamaismus eigentlich als ein ganz eigenes fahrzeug innerhalb des Buddhismus bezeichnen, vor allem durch die einflüße des tibetanischen Schamánismus der dort eingeflossen ist.
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Lotusz
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Anmeldungsdatum: 25.03.2005
Beiträge: 36

Beitrag(#277696) Verfasst am: 26.03.2005, 17:22    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Schmerzlos

Tibetische Götter, Dualität und Leere

Ich habe mir die Seite über Tantrayana durchgelesen, auf die Du mich aufmerksam gemacht hast. Dazu habe ich ein paar Fragen. Es wäre schön, wenn Du sie mir beantworten könntest.

Da wird zunächst gesagt, dass der Buddhismus, die Existenz eines allmächtigen Schöpfergottes verneint. Dann tauchen im tibetischen Buddhismus doch wieder etliche Götter auf. Wie ist es aus deiner Sicht gekommen, dass plötzlich wieder im tibetischen Buddhismus so viele Götter vorhanden sind, wo sie doch eigentlich durch Buddha bereits abgeschafft wurden. Widerspricht die Auferstehung aller möglichen Götter im tibetischen Buddhismus nicht eigentlich der Lehre Buddhas?

Trimondi hat sich übrigens auch zu diesem Punkt geäussert. Wenn ich mich recht erinnere, entstanden die tibetisch-buddhistischen Götter vor allen Dingen darum, weil die tibetischen Buddhisten den meist dämonischen Göttern der Hinduisten, die sie als Bedrohung für den tibetischen Buddhismus ansahen, etwas entgegensetzen wollten. Aus diesem Grunde verfügten die tibetischen Gottheiten meistens auch über eine dämonische Seite, die der Bedrohung durch den Hinduismus etwas entgegensetzen sollte. Genauer gesagt, verfügten viele Gottheiten über zwei unterschiedliche Aspekte, nämlich einer positiven als auch einer negativen Seite. Die äussere Form dieser Götter hatte allerdings meist dämonischen, abschreckenden Charakter. Mir zeigt die Einstellung zu den Göttern, dass die tibetischen Buddhisten damals wohl noch tief in ihren Göttervorstellungen gefangen waren. Da fällt mir noch ein, dass ein Teil der tibetischen Götter, nämlich die weiblichen Göttinnen (Tara) etwa erst im 6. Jahrhundert n. Chr. entstanden. Sie galten wohl der weiblichen Verehrung, die man den Frauen allerdings im realen Alltag verwehrte. Nun aber noch einmal meine Frage. Wodurch erklärst Du dir die Wiederbelebung der Götter im tibetischen Buddhismus?

Dann geht es im Text um die Dualität, und zwar geht es darum, die Subjekt-Objekt-Dualität aufzuheben. Man soll also nicht das Göttliche und das Ich (Ego) als getrennt betrachten, sondern es überwinden und die Leerheit aller Phänomene erkennen:

Vom Standpunkt des tibetischen Vajrayana aus betrachtet ist es richtig, dass die Anhaftung an Meditationsgottheiten im Sinne von eigenständigen äusseren Wesenheiten zum Hindernis für die Erleuchtung wird. Die den unerleuchteten Wesen eigene, künstliche Aufspaltung der Phänomene in Subjekt und Objekt, verbunden mit der Vorstellung eines eigenständigen unabhängig von äusseren Phänomenen bestehenden Selbst (Ich-Vorstellung, Ego) würde so aufrechterhalten und verstärkt. Buddhistische Erleuchtungspraxis hat insbesondere im Vajrayana aber gerade zum Ziel die Ich-Vorstellung (Ego) und die dadurch verfestigte Aufrechterhaltung der Subjekt-Objekt-Dualität zu überwinden. Daher werden Gottheiten im Vajrayana nicht als äussere Wesenheiten betrachtet, sondern als Meditationsformen, die methodisch richtig angewendet dazu dienen, die Ich-Vorstellung (Ego) zu überwinden und die Leerheit (Shunyata) aller Phänomene zu erkennen. Somit kann es letztlich keine Trennung mehr zwischen Subjekt und Objekt in der Wahrnehmung der Wirklichkeit mehr geben, Erleuchtung wird realisiert.

Das alles macht mich etwas stutzig. Der Buddhismus trennt sich von den Göttern und der tibetische Buddhismus führt sie wieder ein, entwickelt daraus eine Philosophie, die die Trennung von Gott und Mensch überwinden soll und mündet in der Leere, wenn diese Trennung zwischen Gott und dem Menschen überwunden ist.

Das ist für mich ein ziemlich willkürlicher und ausserdem sehr fragwürdiger Vorgang. Mit welchem Recht führt man Götter ein und verlangt dann noch per religiösem Dogma, dass alle die Akzeptanz dieser Götter anerkennen. Weiter wird überhaupt nicht hinterfragt, ob die Existenz eines Gottes überhaupt berechtigt ist. Ich möchte einmal den Philosophen Immanuel Kant zitieren. Er sagte: "Es gibt keine Möglichkeit, die Existenz eines Gottes theoretischen nachzuweisen." Und genau das ist die einzige Wahrheit, die wir über Gott aussagen können.

Wenn also der tibetische Buddhismus, besser sollte man wohl sagen, der Mahayana, von einer Trennung von Gott und Mensch spricht, dann ist diese Aussage unzulässig, weil wir als Menschen nicht in der Lage sind, zu sagen, ob es überhaupt einen Gott gibt. Und darum ist jede Aussage über Gott grundsätzlich falsch. Sie hat etwas mit Glauben zu tun, aber nicht mit Wissen. Glauben kann man alles mögliche. Es muss aber nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen.

Wenn nun aber der tibetische Buddhismus, genau so wie der Zen-Buddhismus auf dieser Gottesvorstellung eine ganze Religion aufbaut, so steht sie meiner Meinung nach auf ziemlich wackliegen Beinen. Gleiches gilt für die Leere, die ja sowohl im tibetischen Buddhismus als auch im Zen-Buddhismus immer wieder als wichtig angesehen wird. Sowohl die Dualität als auch die Leere beruhen auf dem Fundament einer Gottesvorstellung. Die Annahme einer Gottesvorstellung allerdings ist willkürlich und hält keiner Logik und keiner Philosophie stand.

Alles Liebe. Gerrit
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Lotusz
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Anmeldungsdatum: 25.03.2005
Beiträge: 36

Beitrag(#277699) Verfasst am: 26.03.2005, 17:32    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Tarvoc

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Lotusz hat folgendes geschrieben:
Was sollen wir uns ausserdem gross über die positiven Aspekte unterhalten?


Hm, damit z.B. Leute wie ich, die sich erst seit kurzer Zeit mit dem Thema beschäftigen, oder auch Leute, die sich bisher überhaupt nicht für den Buddhismus interessierten, den Buddhismus von beiden Seiten kennen lernen und nicht nur von der negativen?


Ich kann dich sehr wohl verstehen. Aber ich betrachte es in diesem Threat nicht als meine Aufgabe, auch noch speziell die positiven Aspekte des tibetischen Buddhismus herauszustreichen. Das wird ohnehin überall gemacht. Überall wird der tibetische Buddhismus verherrlich, verkitscht, romantisiert und mit Zuckerguss überzogen. Mir geht es eher darum, diese verzehrte Darstellung des tibetischen Buddhismus wieder ins rechte Licht zu rücken, sie einmal aus einer etwas realistischeren Perspektive zu betrachten.

Ich gehe eigentlich davon aus, dass die meisten wenigstens allgemeine Grundkenntnisse über den Buddhismus besitzen. Anderseits ist es immer auch so, dass bei der Auseinandersetzung mit den negativen Aspekten, immer auch die positiven Aspekte mit in die Waagschale gelegt werden, um sie gegeneinander abzuwägen. Auch ich habe mich erst einige Jahre mit Yoga, Buddhismus und Hinduismus beschäftigen müssen, um mir einen Überblick zu verschaffen. Und ich bin immer noch Lernender. Es wird dir nicht erspart bleiben.

Alles Liebe. Gerrit


Zuletzt bearbeitet von Lotusz am 26.03.2005, 20:36, insgesamt 3-mal bearbeitet
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