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Bewusstsein und Evolution
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Lamarck
Radikaler Konstruktivist



Anmeldungsdatum: 28.03.2004
Beiträge: 2142
Wohnort: Frankfurt am Main

Beitrag(#1636325) Verfasst am: 11.05.2011, 01:21    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Eklatant!


Eklatant hat folgendes geschrieben:

Es ging um das Abstraktionsniveau.
Wenn man sich andere Tiere anschaut als Vergleich zum Homo sapiens, so funktioniert bequem folgendes:

So kann man einem großen Tümmler z.Bsp. Begriffe wie "Ball" und "Ring" beibringen und Tätigkeiten wie "Bringen/Tragen" und "Hinschwimmen".
Zeigt man dann den Ball, nennt die Tätigkeit "Bringen" und daraufhin den Ring, so wird der Delphin den Ball zu den Ringen bringen.
Macht man es umgekehrt, selbst wenn der Tümmler dies noch nie gemacht hat, zuerst den "Ring" dann die Tätigkeit "Bringen" und dann den "Ball". So wird er die Ringe zu den Bällen transportieren.

Bei Affen gibt es viele andere Versuche, selbst bewusstes Täuschen gehört dazu.
Das heißt das Unterstellen von "Absichten" eines "Gegenübers." und Tätigkeiten, die das Gegenüber auszuführen in der Lage ist.

Dies ist auch bei Rabenvögeln bekannt, wenn sie Futter verstecken, so täuschen sie das Verstecken nur vor wenn sie beobachtet werden von vermeidlichen Dieben oder warten, bis sich dieser vermeidliche Dieb in Sicherheit wiegt und verstecken das Fressen schnell ganz woanders.

Der Mensch kann durchaus kompliziertere Szenarien im Kopf durchgehen. Er ist auch in der Lage die Begründung eines komplexen Satzes zu verstehen wie:
"Nachts, sollte man helle Kleidung tragen, sonst steigt die Gefahr, dass man überfahren wird."
Damit ist eine Zeit angegeben, eine Tätigkeit, eine Gefahr und eine Wahrscheinlichkeit des Eintreffens inklusive einer Bezugnahme auf eine Person die man selbst sein kann usw. usf.


'Täuschung' kann gegebenenfalls auch nur eine Instinkthandlung sein. Dazu gehört etwa der Bodenbrüter, der einen Beutegreifer unter 'Vortäuschung' eines gebrochenen Flügels vom Gelege weg lockt (Vgl. Handicap-Prinzip). Bewusstsein ist eigentlich Ich-Bewusstsein - nur wer sich selbst erkennt, ist auch in der Lage, andere Subjekte zu erkennen bzw. fähig, Individuen von Objekten unterscheiden zu können (Vgl. Infantile Amnesie).




Cheers,

Lamarck
_________________
„Nothing in Biology makes sense, except in the light of evolution.” (Theodosius Dobzhansky)

„If you can’t stand algebra, keep out of evolutionary biology.” (John Maynard Smith)

„Computers are to biology what mathematics is to physics.” (Harold Morowitz)
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Rohrspatz
grobsinnig und feinschlächtig



Anmeldungsdatum: 25.12.2007
Beiträge: 3877
Wohnort: NRW

Beitrag(#1636420) Verfasst am: 11.05.2011, 11:46    Titel: Antworten mit Zitat

Eklatant hat folgendes geschrieben:
Eleonor hat folgendes geschrieben:


Man kann aber schon den prinzipiellen Unterschied zwischen menschlichem und tierischem Geist thematisieren ohne gleich die Frage zu stellen, wie groß die Unterschiede zwischen Menschen selbst diesbezüglich sind. Insbesondere, da Braidt ja in der munteren Projektion des Bewusstseins auf alles, was Nervensystem hat, ein Symptom der Verwässerung der Definition von Bewusstsein sieht.


Natürlich kann man das. Nur ob man mit ungeerdeter Sophisterei mehr Erkenntnisgewinn hat bezweifel ich.

Fakt ist nur, dass es leider auch Menschen gibt, die nicht einmal bis 3 Zählen können oder gar kein Selbstbild haben, während z.Bsp. Schimpansen trauern:
http://www.wissenschaft-online.de/artikel/1030194
oder die Gorilladame Koko merkwürdige Wünsche formulieren kann:
http://en.wikipedia.org/wiki/Koko_%28gorilla%29#Sexual_harassment


Und welchen Erkenntnisgewinn hat man, wenn man Emotionen mit Gefühlen verwechselt? Tierische Gefühle (sofern überhaupt vorhanden) sind der Empirie nämlich eben nicht zugänglich!

Erklär doch mal, wie man sich dem Thema Bewusstsein deiner Meinung nach sinnvoll nähern soll. Bisher kann ich aus deinen Posts nur folgenden zweifelhaften Schluss heraus lesen:
-Es gibt Menschen mit kognitiven Fähigkeiten unter denen anderer höherer Tiere
-Dass Menschen kein Bewusstsein haben könnten, darf nicht sein
-> also haben auch alle anderen höheren Tiere Bewusstsein.
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Eklatant
Selbstwiderspruch



Anmeldungsdatum: 25.07.2005
Beiträge: 535

Beitrag(#1636490) Verfasst am: 11.05.2011, 15:58    Titel: Antworten mit Zitat

Lamarck hat folgendes geschrieben:

'Täuschung' kann gegebenenfalls auch nur eine Instinkthandlung sein. Dazu gehört etwa der Bodenbrüter, der einen Beutegreifer unter 'Vortäuschung' eines gebrochenen Flügels vom Gelege weg lockt (Vgl. Handicap-Prinzip). Bewusstsein ist eigentlich Ich-Bewusstsein - nur wer sich selbst erkennt, ist auch in der Lage, andere Subjekte zu erkennen bzw. fähig, Individuen von Objekten unterscheiden zu können (Vgl. Infantile Amnesie).

Cheers,

Lamarck


Das ist mir natürlich bewusst. So erkennen sich aber Menschenaffen, Delphine, Rabenvögel wie die Elstern auch selbst im Spiegel.

Bei Schweinen gibt es ja auch schon Experimente dazu:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,660191,00.html
_________________
Die Annäherung an die Wirklichkeit und die pragmatische Relevanz derselbigen gelingt nur mittels jederzeit wiederholbaren Experimenten...


Zuletzt bearbeitet von Eklatant am 12.05.2011, 21:51, insgesamt einmal bearbeitet
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Eklatant
Selbstwiderspruch



Anmeldungsdatum: 25.07.2005
Beiträge: 535

Beitrag(#1636491) Verfasst am: 11.05.2011, 16:00    Titel: Antworten mit Zitat

Eleonor hat folgendes geschrieben:

Und welchen Erkenntnisgewinn hat man, wenn man Emotionen mit Gefühlen verwechselt? Tierische Gefühle (sofern überhaupt vorhanden) sind der Empirie nämlich eben nicht zugänglich!


Ach bitte, ihre eigene "Intrinsischkeit" ist der Empirie auch nicht zugänglich.
Sie, Ich, Hinz und Kunz können einem viel darüber erzählen, dass sie keine "Zombies" darstellen, die drauf programmiert sind so zu tun als ob sie sich ihrer Selbst bewusst wären. Mit den Augen rollen

Mit solch einem solipsistischen Unsinn brauchen sie bei mir gar nicht erst zu kommen.

Das Denken ist nicht vom Himmel gefallen "Poof", sondern muss sich wie alles "graduell" im Verlaufe einer langsamen Entwicklung angesammelt haben.
Tut es ja heute noch ständig im kleineren Maßstab in der Entwicklung vom Säugling zum Kleinkind und dann zum Jugendlichen.

Dabei ist es interessant auch mal Menschen zu beobachten, die fernab der Zivilisation unter wilden Tieren aufgewachsen sind. Die sogenannten "wilden Kinder".
Der Mensch ist primär in der Lage Verhaltensweisen sehr gut zu adaptieren. D.h. der Mensch kann besser "nachäffen" als andere Affen.
So verhielten sich Kinder die von wilden Hunden oder Wölfen aufgezogen wurden sehr "wölfisch". Sie adaptierten die typische Gestik und Mimik.
Es gibt auch ein nicht ganz koscheres Experiment, eines Primatologen das bewiesen hat, dass ein Baby auch im Umgang mit einem Schimpansenkind, eher das Verhalten des Affen adaptierte als umgekehrt.

Eleonor hat folgendes geschrieben:

Erklär doch mal, wie man sich dem Thema Bewusstsein deiner Meinung nach sinnvoll nähern soll. Bisher kann ich aus deinen Posts nur folgenden zweifelhaften Schluss heraus lesen:
-Es gibt Menschen mit kognitiven Fähigkeiten unter denen anderer höherer Tiere
-Dass Menschen kein Bewusstsein haben könnten, darf nicht sein
-> also haben auch alle anderen höheren Tiere Bewusstsein.


Da halte ich es schon wie der Autor. "Bewusstsein" ist hier nicht klar definiert. Eigentlich weil der Begriff antiquiert ist (als Einheit gedacht wird/wurde).

Ich würde intrinsische Verständnis- und Abstraktionsebenen, sowie Planungvermögen und Begreifen in diverser Graustufen anführen und Beispiele geben, die eine Einschränkung darstellen (Hirnschädigungen, fehlende Verschaltungen, fehlende Arreale bei anderen Tieren und oder geistig Behinderten), die eine volle Entfaltung nicht erlauben.

So wirds ja auch gemacht. Mit den Augen rollen

Tatsächlich nähern, bzw. besser nähern könnte man sich und da muss man sich garnix vormachen eher durch Menschenexperimente (die ja verboten sind da man sonst gleich bei den Nazis landen würde), d.h. konkret Rückzüchtung oder alternativ Kreuzungen aus Affen, d.h. Affenhybride http://en.wikipedia.org/wiki/Humanzee oder Nachbau verschiedener neruonaler Strukturen bei anderen Tieren nach dem Vorbild des Menschen als eine Art Prototyporganismus. D.h. hat man erst den Hirnaufbau verstanden, könnte man ja mal schauen, was passiert wenn man dieses Wissen auf andere Lebewesen anwendet und oder nur teilweise anwendet, was dann aber wiederum zur möglichen Verantwortung führen würde eine neue Art von abstrakt denkenden Wesen zu erschaffen. usw. usf. zwinkern
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Darwin Upheaval
Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator



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Beitrag(#1638062) Verfasst am: 15.05.2011, 20:15    Titel: Antworten mit Zitat

Lamarck hat folgendes geschrieben:
(Infantile Amnesie).


OT: Wikipedia scheint da einen Bock geschossen zu haben. Z.B. kann ich mich an Ereignisse erinnern, die deutlich vor dem 3. Lebensjahr stattfanden. Meine erste Erinnerung stammt aus einer Zeit, da war ich knapp ein Jahr alt. Es war Weihnachten, mein Bruder nahm mich auf dem Arm und ich spielte am Lametta des Weihnachtsbaums herum, während meine Mutter irgendwas aus einem Buch erklärte. Das Ereignis wurde photografisch festgehalten, und ich kann mich daran genau erinnern. Ab dem 2. Lebensjahr nimmt die Zahl der (photografisch belegten) Ereignisse, an die ich mich erinnere, stetig zu.
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step
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Beitrag(#1638066) Verfasst am: 15.05.2011, 20:20    Titel: Antworten mit Zitat

Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
Ab dem 2. Lebensjahr nehmen die (photografisch belegten) Ereignisse, an die ich mich erinnere, immer mehr zu.

Vielleicht wurden Dir später die Fotos gezeigt, und das hast Du vergessen?

Aber ich will nicht ausschließen, daß man sich an die Zeit erinnern kann.
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Darwin Upheaval
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Beitrag(#1638070) Verfasst am: 15.05.2011, 20:30    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
Ab dem 2. Lebensjahr nehmen die (photografisch belegten) Ereignisse, an die ich mich erinnere, immer mehr zu.

Vielleicht wurden Dir später die Fotos gezeigt, und das hast Du vergessen?

Aber ich will nicht ausschließen, daß man sich an die Zeit erinnern kann.


Sicher wurden mir die Fotos später gezeigt. Aber ich bilde mir rückblickend ein, mich genau an die Episoden zu erinnern. Kann natürlich auch auf Konfabulation beruhen, ich will das nicht ausschließen...
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Shadaik
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Beitrag(#1638283) Verfasst am: 16.05.2011, 11:33    Titel: Antworten mit Zitat

Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
Lamarck hat folgendes geschrieben:
(Infantile Amnesie).


OT: Wikipedia scheint da einen Bock geschossen zu haben. Z.B. kann ich mich an Ereignisse erinnern, die deutlich vor dem 3. Lebensjahr stattfanden. Meine erste Erinnerung stammt aus einer Zeit, da war ich knapp ein Jahr alt. Es war Weihnachten, mein Bruder nahm mich auf dem Arm und ich spielte am Lametta des Weihnachtsbaums herum, während meine Mutter irgendwas aus einem Buch erklärte. Das Ereignis wurde photografisch festgehalten, und ich kann mich daran genau erinnern. Ab dem 2. Lebensjahr nimmt die Zahl der (photografisch belegten) Ereignisse, an die ich mich erinnere, stetig zu.

Nicht an ihre Kindheit erinnern können sich laut Wikipedia
Wikipedia hat folgendes geschrieben:
die meisten Erwachsenen


und das dürfte schon stimmen.
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Telliamed
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Anmeldungsdatum: 05.03.2007
Beiträge: 5125
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Beitrag(#1638297) Verfasst am: 16.05.2011, 12:15    Titel: Antworten mit Zitat

Der "Wikipedia"-Artikel erinnert mich wieder daran, dass ich mich vor kurzem aus heiterem Himmel auf einen "Kriegspfad" begab, den M. Onfrays gegen Sigmund Freud.
http://de.wikipedia.org/wiki/Infantile_Amnesie

Wie soll bloß die "Verdrängung" von Eindrücken aus der Zeit vor dem 3. Lebensjahr funktionieren, die hier als erste Erklärung für die Amnesie erwähnt wird?

OT
In unserer Jugendzeit durften die Werke von Freud in der DDR nicht verlegt werden, und als ich sie 1983 erstmals fand, dachte ich: Was ist das alles für ein krauses Zeug, wo nimmt der bloß diese Vermutungen her, vor allem über die angeblich so beherrschende kindliche Sexualität? Aus Gesprächen mit Erwachsenen auf der Couch, begüterten WienerInnen?
Da ich mich aber bisher nicht näher mit diesen Dingen beschäftigt habe, wurde Freud eher bis zum April 2011 "verdrängt", nachdem schon andere Legenden restlos zerschmettert wurden: Heroische Illusion der Franz. Revolution 1789 durch K. Harpprecht, Stalin durch Montefiore, Lenin durch Biographie von Wolfgang Ruge 2010.

Jetzt zu eigenen Erinnerungen: Als früheste gilt für mich, dass mich meine Mutter liebevoll und ohne Vorwürfe wickelte, mit damals üblichen Stoffwindeln. Zum einen wurde man für gewöhnlich mit drei Jahren nicht mehr so gewickelt bzw. mit Vorwürfen bedacht, wenn dennoch später etwas passierte. Heute, im Zeitalter der Pampers, sieht man das lockerer. Zum anderen wuchs ich in der Woche in einer proletarischen Pflegefamilie auf (dünner Vater schleppte Ziegelsteine in einer Stiege zum Mauern, stämmige Pflegemutter erzog sieben Kinder), wo man mir die Windeln mit drei Jahren garantiert schon entzogen hat. Andere Erinnerungen beziehen sich auf Ereignisse deutlich jenseits des dritten Lebensjahres
Diesen eigenen Erinnerungen kommt in einem Forum über Naturwissenschaften natürlich nicht gerade sonderliche Relevanz zu, aber zumindest sind Windeln ja auch ein kulturgeschichtliches Thema Cool , außer für die, die den Geisteswissenschaften eher den Wissenschaftsrang absprechen würden.
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Rohrspatz
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Anmeldungsdatum: 25.12.2007
Beiträge: 3877
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Beitrag(#1656783) Verfasst am: 03.07.2011, 15:28    Titel: Antworten mit Zitat

Ich möchte an dieser Stelle mal ein Gegenkonzept zur Entstehung des Bewusstseins vorstellen. Ich sehe die Frage nach der Entstehung des Bewusstseins für mich nicht als geklärt an und habe daher auch keine endgültige Meinung dazu, welche Wesen über Bewusstsein verfügen oder nicht. Das Gegenkonzept zur biologischen Evolution soll einmal meinen Gedankenwust etwas ordnen und diesen dann argumentativer Kritik aussetzen. Außerdem soll es einige Punkte verdeutlichen.

Das Bewusstsein macht uns intellektuell einige Probleme. Da wäre zum einen, dass Bewusstsein überhaupt eine Einheit verschiedenster Sinnesmodalitäten darstellt. Wo kommen all diese Informationen zusammen? Und macht die Frage nach dem "Wo" überhaupt Sinn?
Des weiteren hat Bewusstsein die Eigenschaft, sich auf Sachverhalte zu beziehen. Auf neurologischer Ebene haben wir natürlich Ursache-Wirkungs-Ketten, die durch Sinnesrezeptoren in Gang gesetzt werden und im Gehirn netzartige Verarbeitungsmuster mit sich ziehen. Aber wir nehmen keine neurologische Aktivität war, sondern stets einen Bezug zu irgend etwas.
Ein weiteres Problem ist die "Verdoppelung" der Zustände durch das Bewusstsein. Das Zombie-Gedankenmodell bringt es auf den Punkt, aber es ließe sich natürlich anzweifeln, dass dieses Gedankenmodell überhaupt einen Realitätsbezug hat. Bewusstsein wird eine kausale Ursache im Gehirn haben, also wird es irgend eine Form von neuraler Aktivität geben, die nicht ohne Bewusstsein auskommt. Die Frage ist, welche Aktivität dies sein könnte.

Ich selbst werde nun eine Position vorstellen, die eine kulturelle Entstehung impliziert.

Thesen:

1. Bewusstsein basiert auf Sprache
2. Bewusstsein kommt nicht ohne Selbstbewusstsein aus

Folgende Punkte könnten These #1 stützen:

Alles, was uns bewusst wird, ist auch unserem Sprachzentrum zugänglich

Die Natur unseres Bewusstseins ist eher konzeptueller Art: Wir bekommen keine „Rohdaten“ ins Bewusstsein geschoben, sondern vorbereitete Konzepte über die Welt. Ich sehe beispielsweise einen „Tisch“ mit einer „Holzmaserung“ (Konzepte, nicht Wörter!). Würde ich bewusst jedes Detail wahrnehmen (wie die genaue Erscheinung der Maserung) wäre ich von den Details völlig überfordert. Dies kommt dem metaphorischen Charakter von Sprache bereits recht nahe.

Kontext dieser Konzepte ist immer der Besitzer des Bewusstseins. Wenn man sich Bewusstsein als nonverbale Erzählung des Organismus über sich selbst vorstellt, wird beispielsweise klar, warum wir uns in Erinnerungen oftmals von außen sehen.

Sprache besitzt die Flexibilität, fiktive Dinge zu „erzählen“. Dies ist eine hervorragende Basis für vorausschauende Planung und für das Hineinversetzen in andere Personen. Beides ließe sich auch als nonverbale Erzählungen vorstellen.

Die Menge der Dinge, derer wir bewusst sein können, liegt in etwa bei 7. Das ist wenig in der Relation zu den riesigen Datenmengen, die unbewusst verarbeitet werden, es ist aber angemessen für sprachliche Relationen (z.B.für einen einzelnen Satz).

Betont wird auch oft die serielle Natur im Vergleich zur parallelen Verarbeitung im Unterbewusstsein. Auch hier eine Parallele zur Sprache.


Zu These #2: Wie bereits oben angedeutet, brauchen Erzählungen (auch nonverbale) immer Kontext. Kontext ist das Ich. Tor Norretranders bezeichnete das Bewusstsein auch als „User Illusion“ - ist eine User Illusion ohne „User“ denkbar? „Wem“ wird Bewusstsein „vorgespielt“, wenn kein „jemand“ vorhanden ist?


Bewusstsein könnte beispielsweise an einem Punkt entstanden sein, an dem sprachliche Metaphern für geistige Zustände erfunden wurden und somit eine Vorstellung der Psyche entstanden ist. Dadurch hat man auch ein Ich definieren können, welches fortan „Protagonist“ der eigenen Lebensgeschichte war. (Vergleich: Julian Jaynes)
Bewusstsein würde demnach in jeder Generation neu erworben. Vermutlich, in dem Eltern ihre Kinder sprachlich dazu erziehen, ein Selbst zu entwickeln, welches verantwortlich für seine eigenen Handlungen ist. Auch die Unterscheidung zwischen Du und Ich würde von den Eltern an das Kind weiter gegeben werden.


Ließen sich die oben stehenden Probleme so beantworten?

Die Frage nach der Einheit des Bewusstseins wäre geklärt: Die Einheitlichkeit kommt durch den Kontext der Metaphern zustande, welche durch den „Protagonisten“, also das Ich gebildet wird.
Anzusiedeln wäre das Bewusstsein demnach in bzw. eng assoziiert mit den Sprachzentren.

Die Verdoppelung der Zustände wäre dem Umstand geschuldet, dass Metaphern gebildet werden.

Die Frage nach den Zombies wäre insofern geklärt, als dass Zombies möglich wären, diese jedoch nicht oder nur begrenzt zu abstrakten Handlungsplanungen fähig wären und sich nicht oder nur begrenzt in andere hinein versetzen könnten.


Problem wäre jedoch die genaue Abgrenzung von Dingen, die nur bewusst möglich wären von solchen, die auch unbewusst verarbeitet werden könnten.
Ist die sprachliche Basis des Bewusstseins beispielsweise dadurch widerlegt, dass sich Menschenaffen zu einem gewissen Grad in Artgenossen hinein versetzen können? Oder gibt es eine kritische Komplexität, ab der solche Leistungen nur durch ein geistig gedachtes Szenario (also eine erfundene Geschichte) vollbracht werden können?
Fakt ist, dass Menschen offensichtlich zu Handlungen in der Lage sind, die einzigartig im Tierreich sind. Man findet zwar Werkzeuggebrauch, nicht aber die Erschaffung völlig neuer Gegenstände kraft des Geistes unter nichtmenschlichen Tieren. Die Ordnung von geistigen Gegenständen anhand einer Erzählung ist vielleicht die Stärke, die diese menschlichen Stärken begründet, obwohl es auch eine große Schwäche beinhaltet: Wenn man keinen „linear erzählbaren“ Weg zur Lösung findet, ist die parallele Verarbeitung des übrigen Gehirns oftmals überlegen.


Ich hoffe, ich habe ein paar denkenswerte Ansatzpunkte geliefert. Ich würde mich sowohl freuen, wenn jemand die Richtung weiter denken würde, als auch, wenn sie produktiv angegriffen werden würde.
Ich selbst denke derzeit viel in diese Richtung und überlege, ob dieser Ansatz fruchtbar sein könnte.

Prinzipiell mag ich aber natürlich gerne glauben, dass andere Tiere ebenfalls Bewusstsein haben.

Also?
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Anmeldungsdatum: 25.12.2007
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Beitrag(#1656787) Verfasst am: 03.07.2011, 16:01    Titel: Antworten mit Zitat

Ich nehme mal einen Beitrag von Skeptiker hier hin mit:

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Ich habe ja bereits darauf hingewiesen, dass ein Großteil des Denkens unbewusst abläuft. Nur ein kleiner Teil wird dem Menschen und höher entwickelten Tier bewusst. In der Evolution gehen trotzdem diese beiden Eigenschaften: Denkfähigkeit und Bewusstsein Hand in Hand. Beides entwickelte sich parallel. Und man kann annehmen, dass teilweise bewusstes Denken & Planen gegenüber einem ausschließlich unbewussten Denken & Planen evolutive Vorteile bietet.


Es ist für sich selbst schon nur eine These und keine Theorie, dass Bewusstsein durch eine biologische Evolution entstanden ist, wenn auch eine nahe liegende. Es gibt aber auch andere Thesen und da diese nicht als widerlegt gelten, gilt die evolutive offensichtlich auch nicht als bestätigt.

Skeptiker hat folgendes geschrieben:

Welche, könnte man als eigenes Thema diskutieren. Aber von der Empirie her ist es eindeutig.


Na, dann überzeug mich mal, denn hier sind wir im richtigen Thread! Cool

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Gehe mal davon aus, dass Du Bewusstsein hast und damit bestimmte messbare Gehirnaktivitäten und Bereitschaftspotenziale verbunden sind. Beobachtet man beides auch bei Tieren, so ist der Analogieschluss meiner Ansicht nach genau so zulässig wie zwischen verschiedenen Menschen.


Eben nicht genau so! Siehe meinen obigen Beitrag. Was z.B. nur Menschen in diesem Umfang haben, ist ein Sprachzentrum.

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Was ist überhaupt Deine Meinung? Du stellst immer nur Fragen.


Ich stelle Fragen, weil ich nach Antworten suche.
Der Punkt ist: Vor wenigen Monaten hatte ich noch eine mit deiner vergleichbare Meinung. Danach las ich Tor Norretranders und Julian Jaynes hintereinander weg. Tor Norretranders geht auf die Entstehung nicht wirklich ein, legt aber mit seinen informationstheoretischen Ansätzen ein gutes Fundament, um Julian Jaynes Gedanken zulassen zu können. Während für mich vorher die biologische Evolution die einzig mögliche Erklärung bot, habe ich so erkannt: Es gibt sehr interessante Schlussfolgerungen aus anderen Erklärungsansätzen und manche Probleme stellen so u.U. kleinere Probleme dar als im Lichte einer (rein) biologischen Evolution.
Die Fragen, die ich dir gestellt habe, zielen genau auf diese Probleme ab, die durch den Kontrast zwischen evolutiven und kulturellen Thesen erst so richtig deutlich werden.
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Eklatant
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Anmeldungsdatum: 25.07.2005
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Beitrag(#1656818) Verfasst am: 03.07.2011, 17:14    Titel: Antworten mit Zitat

Zum Thema Bewusstsein sind die siamesischen Zwillinge Krista und Tatiana Hogan sehr interessant. Beide teilen sich einen Thalamus wodurch die eine auch durch die Augen der jeweils anderen sehen kann.
In einem Interview gab die Mutter zu Protokoll, das die beiden nicht miteinander verbal kommunizieren müssen um zu verstehen was die jeweils andere will.

Hier der Artikel der New York Times:

http://www.nytimes.com/2011/05/29/magazine/could-conjoined-twins-share-a-mind.html



Es gibt auch eine Doku des Discovery Channels, die allerdings schon wieder etwas älter ist (ca. 1 Jahr).
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Steffen Rehm
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Anmeldungsdatum: 10.07.2011
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Wohnort: bei Berlin

Beitrag(#1660521) Verfasst am: 11.07.2011, 21:59    Titel: Neu hier Antworten mit Zitat

Hallo,
ich grüße alle „Kognitionsforscher“. Freigeist bin ich schon lange, aber hier ganz neu, das ist mein erster Beitrag.
Dieses doppelte menschliche Lebewesen ist sensationell, danke für den link.
Begeistert hat mich ein Satz in der Doku:
„The thalamus is a kind of switchboard, a two-lobed organ that filters most sensory input and has long been thought to be essential in the neural loops that create consciousness.“
Genau diese Meinung hege ich schon lange, habe sie gründlich überdacht und bei Wikipedia ausführlich beschrieben, ich kann sie also auch gleich mal verlinken, weil sie hier ins Thema passt, sie enthält meine subjektive Perspektive sehr ausführlich.
http://de.wikibooks.org/wiki/Gehirn_und_Sprache:_Der_Hirnschrittmacher

Eine zweite, verbesserte Version habe ich für Linguisten in „Glottopedia“ zusammengefasst:
http://www.glottopedia.de/index.php?title=Special%3ASearch&search=Neurolinguistik
Man landet hiermit bei “Suchergebnisse“ und muß dort „Neurolinguistik- (Überblick)“ anklicken.

Rohrspatz schrieb: „Ich würde mich sowohl freuen, wenn jemand die Richtung weiter denken würde, als auch, wenn sie produktiv angegriffen werden würde.“

Das habe ich in diesen Texten getan und bin gespannt, wie Freigeister darauf antworten.
Meine Frage: Wäre es wünschenswert, wenn ich mit diesem Hintergrund ein neues Thema über Sprache beginne?

Steffen
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zelig
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Anmeldungsdatum: 31.03.2004
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Beitrag(#1660527) Verfasst am: 11.07.2011, 22:01    Titel: Antworten mit Zitat

Willkommen, Steffen Rehm!
Interessante neue Themen sind immer wünschenswert.
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Steffen Rehm
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Anmeldungsdatum: 10.07.2011
Beiträge: 160
Wohnort: bei Berlin

Beitrag(#1675855) Verfasst am: 16.08.2011, 11:30    Titel: Antworten mit Zitat

Für den Wettbewerb „der neue Buchpreis“ habe ich ein Ebook „Neurolinguistik“ veröffentlicht. Es behandelt den Zusammenhang von Sprache und Gehirnprozessen in lesbarer Form.
Facebook- und twitter-user können darüber abstimmen, indem sie den link aufrufen und bei „gefällt mir“ anklicken. Bitte tut das.
http://www.epubli.de/shop/buch/Neurolinguistik-Steffen-Rehm/9273
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Marcellinus
Outsider



Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#1676187) Verfasst am: 16.08.2011, 21:49    Titel: Antworten mit Zitat

Aber Werbung nicht!
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"Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."

Friedrich Nietzsche
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Shadaik
evolviert



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Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#1676327) Verfasst am: 17.08.2011, 08:53    Titel: Antworten mit Zitat

Mal davon ab: Fast 30 Euro für ein eBook? Vergiss es.
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Evilbert
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#1676463) Verfasst am: 17.08.2011, 12:36    Titel: Antworten mit Zitat

Shadaik hat folgendes geschrieben:
Mal davon ab: Fast 30 Euro für ein eBook? Vergiss es.


Beeindruckend ist aber die Abiturnote des Autors. 4,0 angeblich. Zu meinen Zeiten (anno Ahriman) musste man für diese Note in wirklich (fast) allen Kursen exakt 5 Punkte haben; nicht mehr und nicht weniger. Das zu planen und durchzuführen ist mE wirklich großartig - wenns denn stimmt.
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Steffen Rehm
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Beitrag(#1676717) Verfasst am: 17.08.2011, 21:04    Titel: Antworten mit Zitat

Damals gabs noch keine Kurse und Punkte, nur Klassen und Zensuren.
Ich hatte in allen Fächern eine 4 bis auf die 1 in Musik, die zählte nicht auf den Schnitt.
Warum ich damit einen Studienplatz in Medizin bekam, weiss ich nicht, Tatsache ist das Physikum mit 1. Ich fand das Studium nämlich interessant, im Gegensatz zur Schule.
Was die geistige Arbeit eines Autors wert ist, kann man erst beurteilen, wenn man seine Texte verstanden hat. Hier kann man umsonst in der Vorschau blättern . Für Sparsame ist auch eine pdf-datei im Angebot, aber das soll keine Werbung sein. zwinkern
Daß ich über das Thema auch gern mit “Freigeistern” diskutiere, habe ich schon geäußert.
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Shadaik
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Beitrag(#1677342) Verfasst am: 19.08.2011, 17:05    Titel: Antworten mit Zitat

Dann tu das, geht auch ohne Buchwerbung. Mal so als Tipp von Linguist zu Linguist.

Und sorry, ich gebe ganz einfach nicht soviel Geld für ein eBook aus. 30 € sind für mich schon bei einem gedruckten Buch grenzwertig.
Ja, ich weiss, was Fachliteratur kostet und ich finde auch das unverschämt. Kein Grund, den Quatsch mitzumachen. Aber das ist keine Diskussion für diesen Thread.
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Steffen Rehm
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Beitrag(#1677456) Verfasst am: 19.08.2011, 22:40    Titel: Antworten mit Zitat

Gut, anknüpfen kann ich bei Rohrspatz, der oben These 1 so formulierte: "Bewußtsein basiert auf Sprache". Mir gefällt, daß er den untrennbaren Zusammenhang betont, aber ich würde eher meinen: Sprache basiert auf Bewußtsein.
Wenn Bewußtsein auf Sprache basieren würde, dann hätte der durch Schlaganfall sprachlose Mensch keine Bewußtseinsbasis.
Bewußtlos, in Narkose und Schlaf kann man nicht sprechen. Im Traum ist Sprechen aber möglich,
weil das Bewußtsein darin auch aktiviert ist.

These 1 scheint mir aber geeignet, wenn es um die Qualität unseres Bewußtseins im Unterschied zu anderen Säugetieren geht, die basiert bei Menschen auf Sprache. Bewußtsein ist für mich ein Seien mit Wissen, und der größte Teil menschlichen Wissens ist in sprachlicher Form verwendbar.
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fwo
Caterpillar D9



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Beitrag(#1677550) Verfasst am: 20.08.2011, 13:29    Titel: Antworten mit Zitat

Steffen Rehm hat folgendes geschrieben:
...der größte Teil menschlichen Wissens ist in sprachlicher Form verwendbar.

Der größte Teil menschlichen Wissens ist überhaupt durch Sprache erst möglich. die Entwicklung von Sprache und menschlichem Bewusstsein sollte man sich wohl als rekursiven Prozess vorstellen.

fwo
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Steffen Rehm
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Beitrag(#1677647) Verfasst am: 20.08.2011, 20:48    Titel: Antworten mit Zitat

Ein rekursiver Prozess sind Sprache und Bewußtsein, da sind wir uns einig, aber das ist sehr allgemein, gilt für alle Lebensvorgänge von der ersten Teilung einer Eizelle an, alles rückbezüglich, ausgehend von den Genen.
Die Selbstbezüglichkeit der Sprache und des Bewußtseins hat wohl auch eine genetische Grundlage, die z.B. für die Größe des „Frontalhirns“ sorgt, aber in der sprachlichen Ebene findet ein rekursiver Prozess statt, der sich nicht auf die Gene bezieht. Das, worauf er sich bezieht, ist m.E. unter dem Begriff „Sinn“ die Quintessenz des Bewußtseins.
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Babyface
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Beitrag(#2159836) Verfasst am: 15.12.2018, 16:38    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Entscheidend für mein Argument ist jedoch, daß in beiden Fällen ein Konstrukt bewußt wird, nicht der Mond selbst.
Das sehe ich anders: Wenn ich den Mond sehe, dann sehe ich den Mond selbst und nicht ein Bild davon.
Sehe ich auch so.

Tja, ich eben nicht.

Wenn Du "bewußt den Mond siehst", haben wir es doch mit einer schrittweisen Prozeß zu tun:

1. Der Mond selbst (hypothetisch-realistisch) wechselwirkt physikalisch, z.B. gravitativ, ist massiv, reflektiert Strahlung usw.
2. Ein kleiner Teil dieser Mondsignale wird von Deinem visuellen Wahrnehmungssystem eingefangen, in Form von Photonen bestimmter Intensität, Richtung und Wellenlänge.
3. Irgendwelche funktionalen Einheiten Deines Gehirns verarbeiten diesen Input, filtern das meiste aus und vergleichen den Rest mit gespeicherten Mustern (ohne Anspruch auf Genauigkeit meinerseits).
4. Einiges davon wird u.U. bewußt und Du erkennst "den Mond".

Die Behauptung des direkten Realisten, er sehe den Mond selbst, ist mE nur dadurch begründet, daß es die oben genannte Wirkungskette gibt und deren hypothetischer Ursprung intersubjektiv überprüfbar ist. Meiner Ansicht ist es zwar berechtigt, sich auf diesen Standpunkt zu stellen (also vereinfachend zu sagen, der Mond existiere wirklich), jedoch folgt daraus nicht, daß das, was uns zu Bewußtsein kommt, der Mond selbst wäre, sondern nur, daß es ein Modell des Mondes selbst ist. Andere Wesen, Babies usw. haben trotz derselben Inputsignale ein anderes bewußtes Mondsehen.

Sind wir nicht zu sehr auf den Sehsinn fixiert und unterliegen dadurch womöglich einem Bias wenn wir uns vorstellen wie unser gehirn funktioniert? Ich kann zb Deine Vorstellung das da ein Abbild entsteht in Bezug auf das Sehen noch irgendwie nachvollziehen. Aber was ist mit dem Hören, zb ein bellender Hund? Höre ich dann auch nicht das Bellen des Hundes selbst, sondern nur das Bellen eines Abbildes eines Hundes? Schwer vorstellbar, zumal ich das Bellen ja hören könnte ohne den Hund überhaupt zu sehen.

Ich habe den Eindruck, dass wir die "Dinge selbst" bevorzugt mit ihrer optischen Gestalt als mit anderen Sinneseindrücken identifizieren. Der Hund, das _ist_ die Gestalt die ich sehe, aber er ist nicht der Geruch den ich riechen oder die Geräusche die ich hören kann. Der Hund _macht_ nur Geräusche und der Hund sondert einen Geruch ab, aber er ist nicht identisch damit. Deshalb habe ich vielleicht intuitiv weniger kognitive Dissonazen mit der Vorstellung, dass es der Hund selbst ist, den ich bellen höre als mit der Vorstellung dass das was ich sehe, der Hund selbst ist und nicht nur ein visuelles Konstrukt. Denn das Bellen das ich höre ist ja nicht der Hund selbst, es geht nur von ihm aus. Genau diese Trennung zwischen dem Hund selbst und dem Bellen das er macht, erleichtert mir die Aussage, dass ich den Hund selbst Bellen höre und nicht sein Abbild. Das akustische Erleben ist dann womöglich vom Gehirn vermittelt, aber die transformierten Signale kommen vom Hund selbst und damit höre ich den Hund selbst. Und da es sich mit dem Sehen nicht grundsätzlich anders verhält, könnte ich eigentlich auch sagen, dass es der Hund selbst ist, den ich sehe.
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posted by Babyface
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fwo
Caterpillar D9



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Beitrag(#2159843) Verfasst am: 15.12.2018, 17:09    Titel: Antworten mit Zitat

Babyface hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Entscheidend für mein Argument ist jedoch, daß in beiden Fällen ein Konstrukt bewußt wird, nicht der Mond selbst.
Das sehe ich anders: Wenn ich den Mond sehe, dann sehe ich den Mond selbst und nicht ein Bild davon.
Sehe ich auch so.

Tja, ich eben nicht.

Wenn Du "bewußt den Mond siehst", haben wir es doch mit einer schrittweisen Prozeß zu tun:

1. Der Mond selbst (hypothetisch-realistisch) wechselwirkt physikalisch, z.B. gravitativ, ist massiv, reflektiert Strahlung usw.
2. Ein kleiner Teil dieser Mondsignale wird von Deinem visuellen Wahrnehmungssystem eingefangen, in Form von Photonen bestimmter Intensität, Richtung und Wellenlänge.
3. Irgendwelche funktionalen Einheiten Deines Gehirns verarbeiten diesen Input, filtern das meiste aus und vergleichen den Rest mit gespeicherten Mustern (ohne Anspruch auf Genauigkeit meinerseits).
4. Einiges davon wird u.U. bewußt und Du erkennst "den Mond".

Die Behauptung des direkten Realisten, er sehe den Mond selbst, ist mE nur dadurch begründet, daß es die oben genannte Wirkungskette gibt und deren hypothetischer Ursprung intersubjektiv überprüfbar ist. Meiner Ansicht ist es zwar berechtigt, sich auf diesen Standpunkt zu stellen (also vereinfachend zu sagen, der Mond existiere wirklich), jedoch folgt daraus nicht, daß das, was uns zu Bewußtsein kommt, der Mond selbst wäre, sondern nur, daß es ein Modell des Mondes selbst ist. Andere Wesen, Babies usw. haben trotz derselben Inputsignale ein anderes bewußtes Mondsehen.

Sind wir nicht zu sehr auf den Sehsinn fixiert und unterliegen dadurch womöglich einem Bias wenn wir uns vorstellen wie unser gehirn funktioniert? Ich kann zb Deine Vorstellung das da ein Abbild entsteht in Bezug auf das Sehen noch irgendwie nachvollziehen. Aber was ist mit dem Hören, zb ein bellender Hund? Höre ich dann auch nicht das Bellen des Hundes selbst, sondern nur das Bellen eines Abbildes eines Hundes? Schwer vorstellbar, zumal ich das Bellen ja hören könnte ohne den Hund überhaupt zu sehen.

Ich habe den Eindruck, dass wir die "Dinge selbst" bevorzugt mit ihrer optischen Gestalt als mit anderen Sinneseindrücken identifizieren. Der Hund, das _ist_ die Gestalt die ich sehe, aber er ist nicht der Geruch den ich riechen oder die Geräusche die ich hören kann. Der Hund _macht_ nur Geräusche und der Hund sondert einen Geruch ab, aber er ist nicht identisch damit. Deshalb habe ich vielleicht intuitiv weniger kognitive Dissonazen mit der Vorstellung, dass es der Hund selbst ist, den ich bellen höre als mit der Vorstellung dass das was ich sehe, der Hund selbst ist und nicht nur ein visuelles Konstrukt. Denn das Bellen das ich höre ist ja nicht der Hund selbst, es geht nur von ihm aus. Genau diese Trennung zwischen dem Hund selbst und dem Bellen das er macht, erleichtert mir die Aussage, dass ich den Hund selbst Bellen höre und nicht sein Abbild. Das akustische Erleben ist dann womöglich vom Gehirn vermittelt, aber die transformierten Signale kommen vom Hund selbst und damit höre ich den Hund selbst. Und da es sich mit dem Sehen nicht grundsätzlich anders verhält, könnte ich eigentlich auch sagen, dass es der Hund selbst ist, den ich sehe.


Im Gehirn sind nur Erregungsmuster. Hunde Monde und all so ein Zeug passen gar nicht in unsere Schädelkalotte.

Das Erregungsmuster, das wir als Mond empfinden, wenn wir Mond wahrnehmen, kommt zwar in einer direkten Kette von Signaltransformationen in unsere Wahrnehmung, wird aber erst durch den Abgleich mit früheren Wahrnehmungen und Kommunikationsprozessen zum Mond - es könnte sein, dass wir diesen Gegenstand bis dahin auch nur aus Erzählungen oder aus einem Buch kennen. Das ist es übrigens, was uns von den anderen Tieren unterscheidet: unser bewusste Wahrnehmung wie unser bewusstes Denken benötigt die vorhergehende Kommunikation, die in uns die Grundlagen dieses Denkens herstellt.

Was sehen wir, wenn wir statt des Mondes selbst nur ein Bild vom Mond sehen? Wenn wir den Mond einmal mit bloßem Auge sehen, einmal mit einem Fernglas, einmal im Sucher einer Digitalkamera? Wann ist es der Mond, wann "nur" ein Bild?

Ein Hund denkt den Mond nicht, wenn er ihn sieht - er reagiert auf einen Reiz, dessen Qualitäten für den Hund wir nicht nachvollziehen können - wir können allenfalls darüber spekulieren.
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Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Babyface
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Beitrag(#2159856) Verfasst am: 15.12.2018, 17:53    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:

Im Gehirn sind nur Erregungsmuster. Hunde Monde und all so ein Zeug passen gar nicht in unsere Schädelkalotte.

Der Baum da draußen passt auch nicht in mein Zimmer. Trotzdem kann ich ihn durch mein Fenster wahrnehmen. zwinkern

Zitat:
Das Erregungsmuster, das wir als Mond empfinden, wenn wir Mond wahrnehmen, kommt zwar in einer direkten Kette von Signaltransformationen in unsere Wahrnehmung, wird aber erst durch den Abgleich mit früheren Wahrnehmungen und Kommunikationsprozessen zum Mond - es könnte sein, dass wir diesen Gegenstand bis dahin auch nur aus Erzählungen oder aus einem Buch kennen. Das ist es übrigens, was uns von den anderen Tieren unterscheidet: unser bewusste Wahrnehmung wie unser bewusstes Denken benötigt die vorhergehende Kommunikation, die in uns die Grundlagen dieses Denkens herstellt.

Was sehen wir, wenn wir statt des Mondes selbst nur ein Bild vom Mond sehen? Wenn wir den Mond einmal mit bloßem Auge sehen, einmal mit einem Fernglas, einmal im Sucher einer Digitalkamera? Wann ist es der Mond, wann "nur" ein Bild?

Ein Hund denkt den Mond nicht, wenn er ihn sieht - er reagiert auf einen Reiz, dessen Qualitäten für den Hund wir nicht nachvollziehen können - wir können allenfalls darüber spekulieren.

Wahrnehmen und Erkennen sind nicht dasselbe. Wenn ich Dir zufällig auf der Straße begegne, dann erkenne ich Dich zwar nicht als fwo, aber ich habe trotzdem fwo gesehen, und zwar bewusst.
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VanHanegem
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Beitrag(#2160550) Verfasst am: 23.12.2018, 11:35    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:

Ein Hund denkt den Mond nicht, wenn er ihn sieht - er reagiert auf einen Reiz, dessen Qualitäten für den Hund wir nicht nachvollziehen können - wir können allenfalls darüber spekulieren.

Wir können auch nur spekulieren, ob die Reaktion des Hundes irgendwas mit unserer Vorstellung von "Denken" zu tun hat oder nicht
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
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Beitrag(#2160590) Verfasst am: 23.12.2018, 15:16    Titel: Antworten mit Zitat

Babyface hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Im Gehirn sind nur Erregungsmuster. Hunde Monde und all so ein Zeug passen gar nicht in unsere Schädelkalotte.
Der Baum da draußen passt auch nicht in mein Zimmer. Trotzdem kann ich ihn durch mein Fenster wahrnehmen. zwinkern

Du nimmst nicht den Baum wahr, sondern dein Gehirn assoziiert empfangene Form-, Farb- usw. -Signale mit einem gespeicherten Muster "Baum". Wenn wir sagen "wir nehmen den realen Baum wahr", ist das eigentlich eine Kurzform für "nach unserer Erfahrung können wir unserer Wahrnehmung vertrauen, nach draußen gehen und dort - etwa durch Berühren - weitere, mit unserer Interpretation konsistente Signale empfangen" oder so ähnlich. "Realität" ist so etwas wie eine Kurzform für die Situation, in der uns ein solcher Schluß gerechtfertigt scheint - was zum Glück relativ häufig der Fall ist.

Babyface hat folgendes geschrieben:
Wahrnehmen und Erkennen sind nicht dasselbe. Wenn ich Dir zufällig auf der Straße begegne, dann erkenne ich Dich zwar nicht als fwo, aber ich habe trotzdem fwo gesehen, und zwar bewusst.

Nein, Du hast nicht bewußt fwo gesehen. Der Schluß, daß es trotzdem fwo "war", ist nur möglich, weil Du implizit u.a. annimmst, daß ein anderer Beobachter eine mit Deiner konsistente Wahrnehmung mit seinem Muster von fwo assziieren kann - bzw. Du selbst im Nachhinein. Ich gebe Dir natürlich trotzdem recht, daß Wahrnehmen und Erkennen nicht dasselbe sind.
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Babyface
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Beitrag(#2160758) Verfasst am: 25.12.2018, 10:15    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Babyface hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Im Gehirn sind nur Erregungsmuster. Hunde Monde und all so ein Zeug passen gar nicht in unsere Schädelkalotte.
Der Baum da draußen passt auch nicht in mein Zimmer. Trotzdem kann ich ihn durch mein Fenster wahrnehmen. zwinkern

Du nimmst nicht den Baum wahr, sondern dein Gehirn assoziiert empfangene Form-, Farb- usw. -Signale mit einem gespeicherten Muster "Baum".

Ich verstehe das "sondern" nicht bzw. erkenne keinen Widerspruch. Könnte man nicht sagen, dass ich den Baum wahrnehme, indem (u.a.) mein Gehirn diese Dinge tut?
Zitat:
Wenn wir sagen "wir nehmen den realen Baum wahr", ist das eigentlich eine Kurzform für "nach unserer Erfahrung können wir unserer Wahrnehmung vertrauen, nach draußen gehen und dort - etwa durch Berühren - weitere, mit unserer Interpretation konsistente Signale empfangen" oder so ähnlich. "Realität" ist so etwas wie eine Kurzform für die Situation, in der uns ein solcher Schluß gerechtfertigt scheint - was zum Glück relativ häufig der Fall ist.

Entscheidendes Kriterium für Realität scheint mir Intersubjektivität zu sein. Der Baum wird nicht real, weil ich ihn außerdem berühren kann, sondern weil andere das auch können.
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Zumsel
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Beitrag(#2160761) Verfasst am: 25.12.2018, 12:00    Titel: Antworten mit Zitat

Babyface hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:

Wenn wir sagen "wir nehmen den realen Baum wahr", ist das eigentlich eine Kurzform für "nach unserer Erfahrung können wir unserer Wahrnehmung vertrauen, nach draußen gehen und dort - etwa durch Berühren - weitere, mit unserer Interpretation konsistente Signale empfangen" oder so ähnlich. "Realität" ist so etwas wie eine Kurzform für die Situation, in der uns ein solcher Schluß gerechtfertigt scheint - was zum Glück relativ häufig der Fall ist.

Entscheidendes Kriterium für Realität scheint mir Intersubjektivität zu sein. Der Baum wird nicht real, weil ich ihn außerdem berühren kann, sondern weil andere das auch können.


Ich frage mich, ob Intersubjektivität wirklich Voraussetzung eines Realitätskonzeptes ist oder nicht viel mehr eines seiner wesentliche Bestandteile. Der letzte Mensch auf Erden, hätte der kein Konzept mehr von Realität, weil ihm die Möglichkeit intersubjektiver Bestätigung fehlt? Realität bedeutet ja eigentlich mehr als einen Anspruch auf Intersubjektivität, nämlich den auf Objektivität. Und das Objektive ist eben seinem Wesen nach allen Subjekten mit vergleichbaren Erkenntnisfähigkeiten zugänglich, weswegen für fehlbare Wesen Intersubjektivität eine gute Methode der Realitätsprüfung ist, ohne dass der Realitätsbegriff jedoch dadurch in ihr aufginge. Fragt sich also, was "Objektivität" ausmacht. Sie müsste so etwas sein wie "fehlerfreie Erkenntnis im Rahmen der Erkenntnismöglichkeit". "Fehlerfrei" kann dabei eigentlich nur so etwas wie "Kohärenz unterschiedlicher Erkenntnisse/Wahrnehmungen" meinen. Die Realität wäre demnach der vorgestellte kohärente Gesamtzusammenhang aller möglichen Erkenntnisse.
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