Klimawandel: Wieso redet keiner über Bäume ?
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Freigeisterhaus -> Politik und Geschichte

#1: Klimawandel: Wieso redet keiner über Bäume ? Autor: Jubin BeitragVerfasst am: 03.07.2007, 12:52
    —
Hi

mir ist aufgefallen, daß alle Leute über Emessionen und deren potenzielle Folgen reden. Doch wie sieht es mit der anderen Seite aus ?
Man könnte doch auch versuchen auszurechnen wieviel CO2 ein Hektar Wald pro Tag aus der Luft holt und das mitberücksichtigen oder ?

Wieso redet da niemand drüber ?

An die Biologen/Meterologen/Geologen:

- Wie hoch ist der Einfluß der Biomasse auf CO2 im Klima ?

- Fällt die Bindung von CO2 als Biomasse überhaupt ins Gewicht ?

#2:  Autor: jagy BeitragVerfasst am: 03.07.2007, 13:38
    —
Ich glaube, das ist schon mitberücksichtigt.

Und davon abgesehen: Der Wald hat auch ohne den Menschen überlebt und hatte genug CO2. Und da der Wald mit Auftritt des moderenen Menschen nicht gerade mehr geworden ist, glaube ich nicht, dass der irgendwie viel ausrichten könnte.

#3:  Autor: ShadaikWohnort: MG BeitragVerfasst am: 03.07.2007, 13:42
    —
Ist mitberücksichtigt, auf diesen Ansatz geht ja auch der Emissionshandel zurück.

#4:  Autor: DominikWohnort: Deutschland BeitragVerfasst am: 03.07.2007, 13:50
    —
Jedes Lebewesen, das von CO2-Fixierung lebt, bindet genau die Menge Kohlenstoff, aus der es selbst später besteht.
Beispiel: ein Baum, der 12 Tonnen Kohlenstoff in seinem Holzstoff etc. gebunden hat, hat zuvor 44 Tonnen CO2 aufgenommen und dafür den überschüssigen Sauerstoff (32 Tonnen) produziert. Sobald dieser Baum stirbt, wird er in der Regel zersetzt, d.h. er reagiert über veratmung oder verbrennung mit Sauerstoff. Die 12 Tonnen Kohlenstoff werden also wieder zu 44 Tonnen CO2 wobei 32 Tonnen Sauerstoff verbraucht werden (siehe atmungs- und Fotosynthesegleichung).

Nur wenn die Biomasse nicht verrotten kann, weil sie beispielsweise keinen zugang zu luftsauerstoff hat, ist der kohlenstoff länger gebunden (Moore mit torfablagerungen,...).
Mehr Bäume pflanzen bringt also nur was, wenn man die Hölzer auch luftdicht endlagert...
Wälder sind demnach nicht die grüne lunge der Erde. Sie sind allerdings CO2 Speicher. Und schützenswert weil sie die artenvielfalt erhalten. CO2-bilanzmäsig spielen gerade Urwälder, mit ihren milimeter dicken humusschichten und ihrer ausgewachsenen biomassen keine Rolle.

#5:  Autor: Finril BeitragVerfasst am: 03.07.2007, 14:40
    —
Nicht irgendwelche Regenwälder sind wichtig.

Vergessen sollte man sie nicht, am wichtigsten sind jedoch die Wasserpflanzen....

#6:  Autor: Jubin BeitragVerfasst am: 04.07.2007, 09:39
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Shadaik hat folgendes geschrieben:
Ist mitberücksichtigt, auf diesen Ansatz geht ja auch der Emissionshandel zurück.


Gibt es da eine Klausel, die z.B. größere Emissionen bei Schaffung neuer Ausgleichsflächen erlaubt ?
Soweit ich mitbekommen habe geht es beim Emessionshandel doch "nur" darum die Emession als Handelsgut in den Markt zu bringen ohne eine Verbindung zur Land-/Forst-Wirtschaft.

#7:  Autor: Jubin BeitragVerfasst am: 04.07.2007, 09:41
    —
Dominik hat folgendes geschrieben:
Jedes Lebewesen, das von CO2-Fixierung lebt, bindet genau die Menge Kohlenstoff, aus der es selbst später besteht.
Beispiel: ein Baum, der 12 Tonnen Kohlenstoff in seinem Holzstoff etc. gebunden hat, hat zuvor 44 Tonnen CO2 aufgenommen und dafür den überschüssigen Sauerstoff (32 Tonnen) produziert. Sobald dieser Baum stirbt, wird er in der Regel zersetzt, d.h. er reagiert über veratmung oder verbrennung mit Sauerstoff. Die 12 Tonnen Kohlenstoff werden also wieder zu 44 Tonnen CO2 wobei 32 Tonnen Sauerstoff verbraucht werden (siehe atmungs- und Fotosynthesegleichung).

Nur wenn die Biomasse nicht verrotten kann, weil sie beispielsweise keinen zugang zu luftsauerstoff hat, ist der kohlenstoff länger gebunden (Moore mit torfablagerungen,...).
Mehr Bäume pflanzen bringt also nur was, wenn man die Hölzer auch luftdicht endlagert...
Wälder sind demnach nicht die grüne lunge der Erde. Sie sind allerdings CO2 Speicher. Und schützenswert weil sie die artenvielfalt erhalten. CO2-bilanzmäsig spielen gerade Urwälder, mit ihren milimeter dicken humusschichten und ihrer ausgewachsenen biomassen keine Rolle.


Deine Argumentation finde ich seltsam. Am Kopf kratzen
Es geht doch gar nicht darum CO2 zu vernichten sondern zu verhindern, daß ein zu großer Anteil in der Luft ist, weil dadurch angeblich das Klima verändert wird.
Die Bindung an Biomasse ist dafür doch Optimal oder ?

#8: Re: Klimawandel: Wieso redet keiner über Bäume ? Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 04.07.2007, 09:59
    —
Jubin hat folgendes geschrieben:
Hi

mir ist aufgefallen, daß alle Leute über Emessionen und deren potenzielle Folgen reden. Doch wie sieht es mit der anderen Seite aus ?
Man könnte doch auch versuchen auszurechnen wieviel CO2 ein Hektar Wald pro Tag aus der Luft holt und das mitberücksichtigen oder ?

Wieso redet da niemand drüber ?

An die Biologen/Meterologen/Geologen:

- Wie hoch ist der Einfluß der Biomasse auf CO2 im Klima ?

- Fällt die Bindung von CO2 als Biomasse überhaupt ins Gewicht ?



Mit den Baeumen ist das nicht so einfach, weil sie einem im Vergleich zu den fossilen Brennstoffen auesserst kurzfristigen CO2-Kreislauf angehoeren. CO2 wird andauernd gebunden und nach erdgeschichtlich aeusserst kurzer Zeit wieder freigesetzt, durch organische Zersetzung des Holzes bzw. durch Verbrennung, weshalb sich das kaum auf die Gesamtkonzentration von CO2 in der Atmosphaere auswirkt. Was etwas bedeutsamer ist, dass ist der Gesamtbestand an Wald, weil Wald ein CO2-Speicher ist. Wird ein Waldgebiet gerodet und nicht wieder aufgeforstet, dann erhoeht das einmalig die Gesamtmenge an CO2 in der Atmosphaere, ganauso wie die erstmalige Anpflanzung von Wald, wo vorher keiner war, einmalig die CO2-Menge verringert. Diese Effekte sind jedoch, weil sie einmalig sind, relativ unbedeutend im Vergleich zum Verbrennen fossiler Brennstoffe, wo im Vergleich dazu riesige Waelder laengst vergangener Erdepochen verbrannt werden und deren gespeichertes CO2 freigesetzt wird, welches nicht gleich wieder entzogen wird. Hier wird ein sehr langfristiger CO2-Kreislauf einfach kurzgeschlossen, weil den riesigen freigestzten CO2-Mengen nur die aeusserst geringen CO2-Mengen gegenueberstehen, die auf natuerliche Weise unter Luftabschluss geraten und sich in Millionen von Jahren wieder in fossile Brennstoffe verwandeln...

Gruss, Bernie

#9:  Autor: DominikWohnort: Deutschland BeitragVerfasst am: 04.07.2007, 18:00
    —
Jubin hat folgendes geschrieben:
Dominik hat folgendes geschrieben:
Jedes Lebewesen, das von CO2-Fixierung lebt, bindet genau die Menge Kohlenstoff, aus der es selbst später besteht.
Beispiel: ein Baum, der 12 Tonnen Kohlenstoff in seinem Holzstoff etc. gebunden hat, hat zuvor 44 Tonnen CO2 aufgenommen und dafür den überschüssigen Sauerstoff (32 Tonnen) produziert. Sobald dieser Baum stirbt, wird er in der Regel zersetzt, d.h. er reagiert über veratmung oder verbrennung mit Sauerstoff. Die 12 Tonnen Kohlenstoff werden also wieder zu 44 Tonnen CO2 wobei 32 Tonnen Sauerstoff verbraucht werden (siehe atmungs- und Fotosynthesegleichung).

Nur wenn die Biomasse nicht verrotten kann, weil sie beispielsweise keinen zugang zu luftsauerstoff hat, ist der kohlenstoff länger gebunden (Moore mit torfablagerungen,...).
Mehr Bäume pflanzen bringt also nur was, wenn man die Hölzer auch luftdicht endlagert...
Wälder sind demnach nicht die grüne lunge der Erde. Sie sind allerdings CO2 Speicher. Und schützenswert weil sie die artenvielfalt erhalten. CO2-bilanzmäsig spielen gerade Urwälder, mit ihren milimeter dicken humusschichten und ihrer ausgewachsenen biomassen keine Rolle.


Deine Argumentation finde ich seltsam. Am Kopf kratzen
Es geht doch gar nicht darum CO2 zu vernichten sondern zu verhindern, daß ein zu großer Anteil in der Luft ist, weil dadurch angeblich das Klima verändert wird.
Die Bindung an Biomasse ist dafür doch Optimal oder ?


Oh Mann. Das ist ja wie wenn man Argumente dafür suchen müsste, dass 1 und 1 = 2 ist. Echt der Tipp: Ein bißchen Atmungsgleichung und Fotosynthesegleichung vergleichen, dann schimpfen. Nicht umgekehrt. Das ermüdet.

#10:  Autor: nocquae BeitragVerfasst am: 04.07.2007, 19:17
    —
Jubin hat folgendes geschrieben:
Deine Argumentation finde ich seltsam. Am Kopf kratzen
Es geht doch gar nicht darum CO2 zu vernichten sondern zu verhindern, daß ein zu großer Anteil in der Luft ist, weil dadurch angeblich das Klima verändert wird.
Die Bindung an Biomasse ist dafür doch Optimal oder ?
Jain. Man holt CO<sub>2</sub> aus der Luft, wenn Biomasse aufgebaut wird, die vorher nicht vorhanden war. Wenn ich einen Wald pflanze, wo vorher keiner war, dann bindet dieser solange CO<sub>2</sub>, bis das Wuchsmaximum erreicht ist, danach ist man bei +/-0 CO<sub>2</sub>. Wenn man diesen Wald abholzt und verbrennt, wird dieses CO<sub>2</sub>wieder frei.

Um mittels Biomasse den CO<sub>2</sub>-Gehalt der Luft dauerhaft zu senken, müßte man tatsächlich Wälder pflanzen, abholzen, das Holz unverrottet einlagern und neue Bäume pflanzen u. s. w.

Das Problem mit den Wäldern ist eher, dass sehr viel Waldfläche gerodet wird, sprich, das vorher dort gebundene CO<sub>2</sub> wird freigesetzt.

(Dazu kommt natürlich, dass Pflanzen noch ganz andere Auswirkungen auf das Klima haben als "nur" die Bindung von CO<sub>2</sub>)

#11:  Autor: Mario HahnaWohnort: München BeitragVerfasst am: 04.07.2007, 19:37
    —
jagy hat folgendes geschrieben:
Ich glaube, das ist schon mitberücksichtigt.

Und davon abgesehen: Der Wald hat auch ohne den Menschen überlebt und hatte genug CO2. Und da der Wald mit Auftritt des moderenen Menschen nicht gerade mehr geworden ist, glaube ich nicht, dass der irgendwie viel ausrichten könnte.


Shadaik hat folgendes geschrieben:
Ist mitberücksichtigt, auf diesen Ansatz geht ja auch der Emissionshandel zurück.


Ich habe die Ausgangsfrage anders verstanden:
Könnte man durch Aufforstung u.ä. eine Co2-Reduktion in der Atmosphäre erreichen?
Wenn ja, warum wird das nicht in der Öffentlichkeit diskutiert?

#12:  Autor: Mario HahnaWohnort: München BeitragVerfasst am: 04.07.2007, 19:39
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Dominik hat folgendes geschrieben:

Wälder sind demnach nicht die grüne lunge der Erde. Sie sind allerdings CO2 Speicher.


Genau darum geht es doch!

Wie hoch wäre der Speichereffekt, wenn man weltweit größtmöglich aufforstet und die Abholzung stoppt? Wäre das ein relevanter Betrag oder nicht? Das ist doch die Frage.

#13: Re: Klimawandel: Wieso redet keiner über Bäume ? Autor: Mario HahnaWohnort: München BeitragVerfasst am: 04.07.2007, 19:42
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beachbernie hat folgendes geschrieben:
Was etwas bedeutsamer ist, dass ist der Gesamtbestand an Wald, weil Wald ein CO2-Speicher ist.


Und was sagst du zu obenstehender Frage?

#14: Re: Klimawandel: Wieso redet keiner über Bäume ? Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 05.07.2007, 00:18
    —
Mario Hahna hat folgendes geschrieben:
beachbernie hat folgendes geschrieben:
Was etwas bedeutsamer ist, dass ist der Gesamtbestand an Wald, weil Wald ein CO2-Speicher ist.


Und was sagst du zu obenstehender Frage?


Das waere ein einmaliger, positiver Beitrag, allerdings keine Loesung der Probleme, die entstehen, wenn wir weiterhin alle fossilen Brennstoffe, die wir in die Finger kriegen, durch den Schornstein jagen. Dazu muesste man es irgendwie schaffen CO2 dauerhaft zu binden und aus dem Stoffkreislaufgeschehen zu entfernen. Z.B. indem man groessere Mengen Holz unter Luftabschluss verbuddelt. Schaden kann die Baumpflanzerei allerdings mit Sicherheit nicht, man sollte bloss so realistisch sein und sich nicht davon allein die Loesung unserer Probleme erwarten...

Gruss, Bernie

#15:  Autor: Mario HahnaWohnort: München BeitragVerfasst am: 05.07.2007, 18:24
    —
Das ist mir zu ungenau. Ich hätte gerne seriöse Schätzungen Auf den Arm nehmen

#16:  Autor: Jubin BeitragVerfasst am: 06.07.2007, 10:21
    —
Ich war wohl etwas ungenau:


Wieso wird nicht aufgeforstet/neue Biomasse produziert um damit CO2 aus der Luft zu binden ?


Kann man nicht ferner anfangen tote Biomasse unter die Erde zu bringen (ehemalige Kohlegruben, ausgeschöpfte Ölreservoir-stellen und dergleichen) oder ist der Effekt so gering, daß es keinen Effekt hätte ?

#17:  Autor: jagy BeitragVerfasst am: 06.07.2007, 10:28
    —
Dominik hat folgendes geschrieben:
Jedes Lebewesen, das von CO2-Fixierung lebt, bindet genau die Menge Kohlenstoff, aus der es selbst später besteht.
Beispiel: ein Baum, der 12 Tonnen Kohlenstoff in seinem Holzstoff etc. gebunden hat, hat zuvor 44 Tonnen CO2 aufgenommen und dafür den überschüssigen Sauerstoff (32 Tonnen) produziert. Sobald dieser Baum stirbt, wird er in der Regel zersetzt, d.h. er reagiert über veratmung oder verbrennung mit Sauerstoff. Die 12 Tonnen Kohlenstoff werden also wieder zu 44 Tonnen CO2 wobei 32 Tonnen Sauerstoff verbraucht werden (siehe atmungs- und Fotosynthesegleichung).

Nur wenn die Biomasse nicht verrotten kann, weil sie beispielsweise keinen zugang zu luftsauerstoff hat, ist der kohlenstoff länger gebunden (Moore mit torfablagerungen,...).
Mehr Bäume pflanzen bringt also nur was, wenn man die Hölzer auch luftdicht endlagert...
Wälder sind demnach nicht die grüne lunge der Erde. Sie sind allerdings CO2 Speicher. Und schützenswert weil sie die artenvielfalt erhalten. CO2-bilanzmäsig spielen gerade Urwälder, mit ihren milimeter dicken humusschichten und ihrer ausgewachsenen biomassen keine Rolle.


Stimmt das so? Weil das hieße ja, dass die ganzen "Wir pflanzen Bäume gegen CO2"-Aktionen auf lange Sicht (also über die Lebensdauer eines Baumes hinaus) nichts bringen würden Frage

#18:  Autor: hikanio BeitragVerfasst am: 06.07.2007, 11:49
    —
Mehr (Zucht-)Holz als Baumaterial. Langlebige Holzhäuser (Fachwerkhäuser) bauen. Damit wird Kohlenstoff langfristig (>500 Jahre) gebunden. Damit dürfte sich die CO2-Bilanz allemale beeinflussen lassen.

Darüber wirkt zusätzliches CO2 in der Atmosphäre als Wachstumsbeschleuniger für alles Grünzeug. von Meeresalgen bis zum Mammutbaum.

#19:  Autor: nocquae BeitragVerfasst am: 06.07.2007, 13:58
    —
jagy hat folgendes geschrieben:
Stimmt das so? Weil das hieße ja, dass die ganzen "Wir pflanzen Bäume gegen CO2"-Aktionen auf lange Sicht (also über die Lebensdauer eines Baumes hinaus) nichts bringen würden Frage
Korrekt. Was etwas bringt, ist, dass man vorher beispielsweise 10 Mio. Hektar Wald hatte und hinterher 11 Mio. Hektar. Langfristig "gespeichert" wäre dann CO<sub>2</sub> im "Gegenwert" von 1 Mio. Hektar Waldfläche.

Das Problem mit fossilen Brennstoffen ist es ja grade, dass damit CO<sub>2</sub> freigesetzt wird, dass mal vor Millionen von Jahren (in Kohleflözen, Erdölblasen u. s. w.) unproblematisch "endgelagert" wurde.

Die O<sub>2</sub>/CO<sub>2</sub>-Bilanz einer einzelnen Pflanze ist über ihre gesamte Lebenspanne (also bis zur vollständigen Mineralisierung) tatsächlich genau +/-0.

Um mittels Pflanzen eine nennenswerte Absenkung des CO<sub>2</sub>-Gehalts der Erdatmosphäre zu erreichen, müssten also große Waldflächen geschaffen werden; um diesen Prozess zu optimieren könnte man diese Flächen wiederum anholzen und neu aufforsten, wobei der zentrale Punkt wäre, das daraus gewonnene Holz nicht zu verbrennen oder verrotten zu lassen, sondern anderweitig zu verwenden.

#20:  Autor: nocquae BeitragVerfasst am: 06.07.2007, 14:06
    —
hikanio hat folgendes geschrieben:
Mehr (Zucht-)Holz als Baumaterial. Langlebige Holzhäuser (Fachwerkhäuser) bauen. Damit wird Kohlenstoff langfristig (>500 Jahre) gebunden. Damit dürfte sich die CO2-Bilanz allemale beeinflussen lassen.
Beeinflussen ja. Einen messbaren Effekt würde ich aber bestreiten. (Es sei denn, dir schwebte eine weltweite Holzbau-Initiative vor, bei der mehrere dutzend Millionen Tonnen Holz jährlich zusätzlich verwendet werden. Das erscheint mir etwas illusorisch.

Zitat:
Darüber wirkt zusätzliches CO2 in der Atmosphäre als Wachstumsbeschleuniger für alles Grünzeug. von Meeresalgen bis zum Mammutbaum.
Nur bis zu einem gewissen Grad. Bei zu viel CO<sub>2</sub> in der Atmosphäre würden Landpflanzen ebenfalls "ersticken", weil ihnen Sauerstoff fehlt.
Pflanzen brauchen eben genau wie alle anderen Lebewesen O<sub>2</sub> zur Atmung, und nicht nur CO<sub>2</sub> als Kohlenstoffquelle.

Bei Algen sieht das etwas anders aus, weil hier das im Wasser gelöste CO<sub>2</sub> ausschlaggebend ist.

#21:  Autor: jagy BeitragVerfasst am: 06.07.2007, 14:27
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NOCQUAE hat folgendes geschrieben:
jagy hat folgendes geschrieben:
Stimmt das so? Weil das hieße ja, dass die ganzen "Wir pflanzen Bäume gegen CO2"-Aktionen auf lange Sicht (also über die Lebensdauer eines Baumes hinaus) nichts bringen würden Frage
Korrekt. Was etwas bringt, ist, dass man vorher beispielsweise 10 Mio. Hektar Wald hatte und hinterher 11 Mio. Hektar. Langfristig "gespeichert" wäre dann CO<sub>2</sub> im "Gegenwert" von 1 Mio. Hektar Waldfläche.


Achso stimmt, ich vergaß das die neuen Bäume ja in der Regel auch Nachkommen haben, die dann ja wieder CO2 aufnehmen... Von daher bringt das neue Bäume pflanzen dann doch etwas - wenn pro gepflanzten Baum zumindest eine Reihe von Baumgenerationen entspringt...?

#22:  Autor: nocquae BeitragVerfasst am: 06.07.2007, 14:56
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jagy hat folgendes geschrieben:
NOCQUAE hat folgendes geschrieben:
jagy hat folgendes geschrieben:
Stimmt das so? Weil das hieße ja, dass die ganzen "Wir pflanzen Bäume gegen CO2"-Aktionen auf lange Sicht (also über die Lebensdauer eines Baumes hinaus) nichts bringen würden Frage
Korrekt. Was etwas bringt, ist, dass man vorher beispielsweise 10 Mio. Hektar Wald hatte und hinterher 11 Mio. Hektar. Langfristig "gespeichert" wäre dann CO<sub>2</sub> im "Gegenwert" von 1 Mio. Hektar Waldfläche.


Achso stimmt, ich vergaß das die neuen Bäume ja in der Regel auch Nachkommen haben, die dann ja wieder CO2 aufnehmen... Von daher bringt das neue Bäume pflanzen dann doch etwas - wenn pro gepflanzten Baum zumindest eine Reihe von Baumgenerationen entspringt...?
Wie kommen der Sache ein wenig näher:

Eine Pflanze nimmt im Laufe ihres Lebens (unter anderem natürlich, ich vereinfache mal sehr stark) O<sub>2</sub>, CO<sub>2</sub> und Wasser auf und gibt O<sub>2</sub>, CO<sub>2</sub> und Wasser ab. Solange sie Biomasse aufbaut, nimmt sie mehr CO<sub>2</sub> auf, als sie abgibt (weil der enthaltene Kohlenstoff zum Aufbau von Biomasse benötigt wird). Eine Pflanze lebt aber nicht ewig: die Biomasse, die sie aufgebaut hat, wird in der Regel auf irgendeine Weise wieder mineralisiert, häufig dadurch, dass die Biomasse durch Mikroorganismen zersetzt wird (Mineralisierung), wobei letztlich wieder soviel CO<sub>2</sub> frei wird, wie die Pflanze zu Lebzeiten aufgebaut hat.

Die verbreitete Vorstellung, dass eine Pflanze "CO<sub>2</sub> in CO<sub>2</sub> verwandelt" ist zwar nicht grundfalsch, (denn das tut sie ja, solange sie Biomasse aufbaut) vermittelt aber eben den Eindruck, mit ein paar Pflanzen hätte man den CO<sub>2</sub>-Gehalt der Luft nachhaltig Beeinflussen.

Am besten man stellt es sich mal so vor: Am Anfang hat man ein Samenkorn, das zu einer Pflanze heranwächst, wozu sie CO<sub>2</sub> aufnimmt. Wenn diese Pflanze stirbt, wird das CO<sub>2</sub> (in der Regel) wieder freigesetzt, bis von der ehemaligen Pflanze nichts mehr übrig ist als ein Haufen Wasser, CO<sub>2</sub> und Mineralien (eben genau das, was sie während ihrer Lebenszeit aufgenommen hat.)

Pflanzen verwandeln nicht CO<sub>2</sub> in O<sub>2</sub>, sie "speichern" CO<sub>2</sub> in Form von Biomasse. Wenn der CO<sub>2</sub>-Gehalt der Erdatmosphäre heute deutlich niedriger ist als vor 3 Mrd. Jahren, dann liegt das daran, dass heute die gesamte Biomasse auf der Erde deutlich mehr ist, als vor 3 Mrd. Jahren, nicht daran, dass zahllose Pflanzengenerationen den CO<sub>2</sub>-Gehalt langsam gesenkt hätten.

Wenn man sämtliche Pflanzen (besser: sämtliche Photosynthese betreibenden Organismen) verbrennen würde, dann hätten wir wieder (grob gesprochen) denselben Luft-CO<sub>2</sub>-Gehalt, den die Erde mal hatte, bevor Photosynthese betreibende Organismen sich auf der Erde auszubreiten begannen.

Es ist also die schiere Biomasse zu einem bestimmten Zeitpunkt t, die ausschlaggebend ist.

Das Problem, das wir heute mit CO<sub>2</sub> haben, ist, dass wir einerseits Biomasse vernichten, wo vorher welche wahr (großflächige Abholzungen von Waldgebieten; 1 Hektar Grasland hat wesentlich weniger Biomasse als ein Hektar Waldfläche) und dass wir andererseits, Biomasse erschließen, die mal vor Unzeiten diesem Kreislauf entzogen worden ist (eben die fossilen Brennstoffe).

Ob die Bäume in meinem Beispiel oben Nachkommen haben oder nicht ist tendenziell irrelevant: wenn diese Nachkommen dieselbe Fläche besiedeln wie ihre Vorfahren, dann bleibt der CO<sub>2</sub>-Gehalt bei +/-0.

Vielleicht hilft es, sich Pflanzen als Schwämme vorzustellen, die CO<sub>2</sub> eine Weile speichern: Ein Schwamm "vernichtet" auch kein Wasser und "erschafft" dafür Trockenheit, er speichert es.
Ob man 1.000.000 Schwämme auswringt und wegwirft ist unerheblich, wenn man dafür 1.000.000 Schwämme hernimmt und sich vollsaugen läßt. Gefährlicher wird es, wenn man die Gesamtmenge an Schwämmen reduziert. Was wir derzeit tun, ist also, dass wir eine Menge Schwämme auswringen und wegwerfen, ohne dafür entsprechend viele neue Schwämme auszulegen.

#23:  Autor: Mario HahnaWohnort: München BeitragVerfasst am: 06.07.2007, 18:49
    —
Was ist denn daran so schwer zu verstehen?

Hat jemand eine seriöse Schätzungsgrundlage oder macht ihr das aus dem Bauch raus?

#24:  Autor: Argáiþ BeitragVerfasst am: 06.07.2007, 18:56
    —
http://www.accstrategy.org/prsdeutsch.html

sowas oder was? Ist doch kein Akt das zu suchen.

#25:  Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 07.07.2007, 00:29
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Jubin hat folgendes geschrieben:
Ich war wohl etwas ungenau:


Wieso wird nicht aufgeforstet/neue Biomasse produziert um damit CO2 aus der Luft zu binden ?


Kann man nicht ferner anfangen tote Biomasse unter die Erde zu bringen (ehemalige Kohlegruben, ausgeschöpfte Ölreservoir-stellen und dergleichen) oder ist der Effekt so gering, daß es keinen Effekt hätte ?


Da scheint es inzwischen effektivere Methoden zu geben um so etwas zu bewerkstelligen. Auf BBC-world wurde ueber die prinzipielle Moeglichkeit industrieller Anlagen berichtet, die unter Nutzung von Sonnenlicht der Luft CO2 entziehen und in einem nicht verrottbaren stabilen Produkt binden, das man zur Auffuellung von alten Bergwerksschaechten und sogar zur Landgewinnung an der Kueste nutzen koennte. Die Technologie dazu befindet sich gerade in der Entwicklung und die prinzipielle Durchfuehrbarkeit wurde wohl auch bereits nachgewiesen. Wenn man sowas zu einem vernuenftigen Preis hinbekommen wuerde, waere das ziemlich ideal.

Gruss, Bernie

#26:  Autor: Jubin BeitragVerfasst am: 09.07.2007, 09:35
    —
beachbernie hat folgendes geschrieben:
... und in einem nicht verrottbaren stabilen Produkt binden...



Hmm. Auf welche Zeit ist "nicht-verrottbar" angesetzt ?
Unkaputtbar ist ja nichts ...

#27:  Autor: ForkeWohnort: Am Unterlauf der Elbe BeitragVerfasst am: 09.07.2007, 09:57
    —
Jubin hat folgendes geschrieben:
beachbernie hat folgendes geschrieben:
... und in einem nicht verrottbaren stabilen Produkt binden...



Hmm. Auf welche Zeit ist "nicht-verrottbar" angesetzt ?
Unkaputtbar ist ja nichts ...

Diamanten bestehen doch aus Kohlenstoff (C), nicht? Sehr glücklich

#28:  Autor: Jubin BeitragVerfasst am: 09.07.2007, 14:40
    —
@ Forke

meines Wissens müssten Diamanten in Magma verbrennen. Stimmt das nicht ?


Ferner kenne ich kein Material was sich effektiv gegen Kernreaktionen schützen kann...

#29:  Autor: nocquae BeitragVerfasst am: 09.07.2007, 20:02
    —
Jubin hat folgendes geschrieben:
beachbernie hat folgendes geschrieben:
... und in einem nicht verrottbaren stabilen Produkt binden...



Hmm. Auf welche Zeit ist "nicht-verrottbar" angesetzt ?
Unkaputtbar ist ja nichts ...
"unverrottbar" bezieht sich darauf, dass der enthaltene Kohlenstoff langfristig dem Stoffwechsel entzogen ist. So wie es z. B. mit Kohle und Erdöl der Fall war (die sind ja auch mal aus Pflanzen (bzw. Meeresorganismen) entstanden sind und noch heute dem Kolhenstoffkreislauf entzogen wären, wenn man nicht auf die Idee gekommen wäre, sie auszugraben und zu verbrennen.

#30:  Autor: Jubin BeitragVerfasst am: 10.07.2007, 15:29
    —
@ NOCQUAE

Die Speicherung von Kohlenstoff und der Entzug dieses vom Kreislauf war bei Kohle und Öl nur dadurch möglich, weil kein Zugang zu Sauerstoff und Biomasse gegeben war.

beachbernie hatte aber vorgeschlagen dieses Material zur Küstengewinnung einzusetzen. Daher meine Frage zur "unkaputtbarkeit".



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