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Freigeisterhaus -> Kultur und Gesellschaft

#1: Journalisten Autor: NordseekrabbeWohnort: Dresden BeitragVerfasst am: 03.10.2007, 19:51
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Für wie gut - oder besser nicht gut - haltet ihr die Deutschen Journalisten in Presse, Funk und Fernsehen?

Also meine Favoriten sind im TV die Journalisten von Panorama (NDR-Politmagazin), der Länderspiegel und Frontal 21 (ZDF) sowie die Journalisten, die bei PHOENIX arbeiten.

An Radiosendern fällt mir dabei DeutschlandRadio Kultur und Deutschlandfunk ein. Zeitungen gibt es keine, die ich regelmäßig konsumiere. Der SPIEGEL hat in seiner kompetenten journalistischen Berichterstattung leider seit Jahren erheblich nachgelesen und ist mittlerweile fast zum politischen Boulevardblatt verkommen. Traurig

#2:  Autor: Peter H. BeitragVerfasst am: 03.10.2007, 20:06
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Journaille ist der passende Ausdruck-meist nur auf Sensationen aus. Eine schlechte Nachricht ist für sie eine gute Nachricht-alles meist vordergründig. Als Beispiel sei die Flutkatastrophe in Ostasien genannt. Großartige Berichterstattung, als es um die Opfer anfänglich ging, dann nix mehr. Wer weiss denn schon, wie die Aufbauarbeiten in Indonesien z.B. vorangekommen sind. Wie sind die Menschen mit dem Verlust ihrer Angehörigen fertig geworden? Nix an Berichten, nix auch , wer da so seinen Arbeitsplatz verloren hatte und dann mittellos dastand und dasteht. der Bundeswehreinsatz wurde unkritisch kommentiert. Wann zog die Bundeswehr eigentlich wieder ab, oder ist sie womöglich noch vor Ort? ("the show must go on")
Gibt`s in Afrika eine größere Flut,-oder Dürrekatastrophe, ist das oftmals nur einen "Dreizeiler" wert. Ja ist denn Afrikaetwa weniger wert als Europa?
Überhaupt erfahren wir unheimlich wenig über unsere Nachbarländer, wie überhaupt über die Welt. Ist fast schon unheimlich.
11.9.: Fast keine einzige Überlegung wie das Attentat auch zustande kam. Nix, warum grade beim zusammenstürzen der Türme just in dem Moment Kameras vor Ort waren. Ist doch eigenartig. Nix über die gefundenen Pässe, nix Konkretes warum die Türme in sich zusammenbrachen. (brachen halt zusammen) Nix über die fehlende Untersuchung der verschrotteten Eisenteile in New Jersey. Etc, etc.

#3: Re: Journalisten Autor: ZverovWohnort: Ravensburg BeitragVerfasst am: 03.10.2007, 20:17
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben:
Frontal 21 (ZDF)

Bitte nicht!
Also manchmal haben sie ja ihre lichten Momente, aber bei vielen Themen kann man sie echt in die Tonne kloppen.

Ich bin ansonsten DLF-Fan. Wenn man da etwas ausführlicher zuhört, wird man auch über Nicht-Mainstream-Themen informiert, auch wenn man sich gelegentlich vor süßlichem Kirchen-Gequatsche in Acht nehmen muss.

#4: Re: Journalisten Autor: Elisa.beth BeitragVerfasst am: 03.10.2007, 20:30
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben:
Für wie gut - oder besser nicht gut - haltet ihr die Deutschen Journalisten in Presse, Funk und Fernsehen?

Also meine Favoriten sind im TV die Journalisten von Panorama (NDR-Politmagazin), der Länderspiegel und Frontal 21 (ZDF) sowie die Journalisten, die bei PHOENIX arbeiten.

An Radiosendern fällt mir dabei DeutschlandRadio Kultur und Deutschlandfunk ein. Zeitungen gibt es keine, die ich regelmäßig konsumiere. Der SPIEGEL hat in seiner kompetenten journalistischen Berichterstattung leider seit Jahren erheblich nachgelesen und ist mittlerweile fast zum politischen Boulevardblatt verkommen. Traurig


Mir fällt noch der "report" (ARD) ein.
Der SPIEGEL läßt seit Mitte der 80 er kontinuierlich nach,schade ....

#5:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 03.10.2007, 20:41
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Peter H. hat folgendes geschrieben:
Journaille ist der passende Ausdruck-meist nur auf Sensationen aus. Eine schlechte Nachricht ist für sie eine gute Nachricht-alles meist vordergründig. Als Beispiel sei die Flutkatastrophe in Ostasien genannt. Großartige Berichterstattung, als es um die Opfer anfänglich ging, dann nix mehr. Wer weiss denn schon, wie die Aufbauarbeiten in Indonesien z.B. vorangekommen sind. Wie sind die Menschen mit dem Verlust ihrer Angehörigen fertig geworden? Nix an Berichten, nix auch , wer da so seinen Arbeitsplatz verloren hatte und dann mittellos dastand und dasteht. der Bundeswehreinsatz wurde unkritisch kommentiert. Wann zog die Bundeswehr eigentlich wieder ab, oder ist sie womöglich noch vor Ort? ("the show must go on")
Gibt`s in Afrika eine größere Flut,-oder Dürrekatastrophe, ist das oftmals nur einen "Dreizeiler" wert. Ja ist denn Afrikaetwa weniger wert als Europa?
Überhaupt erfahren wir unheimlich wenig über unsere Nachbarländer, wie überhaupt über die Welt. Ist fast schon unheimlich.
11.9.: Fast keine einzige Überlegung wie das Attentat auch zustande kam. Nix, warum grade beim zusammenstürzen der Türme just in dem Moment Kameras vor Ort waren. Ist doch eigenartig. Nix über die gefundenen Pässe, nix Konkretes warum die Türme in sich zusammenbrachen. (brachen halt zusammen) Nix über die fehlende Untersuchung der verschrotteten Eisenteile in New Jersey. Etc, etc.


Busines as usual. Geschrieben und gesendet wird das, was gelesen und geschaut wird. Thats all.

#6:  Autor: Peter H. BeitragVerfasst am: 03.10.2007, 21:39
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vrolijke hat folgendes geschrieben:


Busines as usual. Geschrieben und gesendet wird das, was gelesen und geschaut wird. Thats all.


Ja und Nein. Sicher wird geschrieben und gesendet, was geschaut und gelesen wird. Es stimmt aber auch, dass über die Medien Bedürfnisse geweckt und genährt werden.
Man nehme nur mal die Mondlandung. Kein Mensch, von Ausnahmen abgesehen, interessierte sich für den Mond. "Urplötzlich" wollte noch jeder Hinz und Kunz wissen, was mit dem Mond "los ist". Sehr glücklich


Zuletzt bearbeitet von Peter H. am 04.10.2007, 06:17, insgesamt einmal bearbeitet

#7:  Autor: wasistreal BeitragVerfasst am: 03.10.2007, 22:05
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Also, wenn man sich eine eigene Meinung bilden will, kann man sich aus den Artikeln der Journalisten die Fakten herausfiltern. Dann muss man noch verschiedene Medien durchsuchen, um sich ein möglichst umfassendes Bild zu einem Sachverhalt machen zu können. Um die Fakten auch sinnvoll verarbeiten zu können, ist Allgemeinbildung notwendig (Geschichte, Philosophie, Naturwissenchaften, Marxismus).

M.a.W.: Spiegel-online, junge welt, FGH, wikipedia und Fachliteratur lesen.

#8:  Autor: Valen MacLeodWohnort: Jenseits von Eden BeitragVerfasst am: 03.10.2007, 22:32
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Aber grage das umfassende Bild zu bekommen ist schwierig, wenn sich alle aus den gleichen Nachrichtenagenturen bedienen.

#9:  Autor: Peter H. BeitragVerfasst am: 03.10.2007, 22:52
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...und nicht jeder Mensch hat das hierfür erforderliche Niveau!

#10:  Autor: CriticWohnort: Arena of Air BeitragVerfasst am: 03.10.2007, 23:08
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Peter H. hat folgendes geschrieben:
...und nicht jeder Mensch hat das hierfür erforderliche Niveau!


Und viel davon ist einfach dumpf, unreflektiert oder darauf ausgerichtet, an der objektiven Wahrheit vorbei moralische Empörung hervorzurufen. Beispiele:

"Kontraste" (RBB), "Panorama" (NDR), "Frontal 21" (ZDF): "Computerspiele (im allgemeinen) machen süchtig, dumm und gewalttätig"
"Fakt" (MDR): "Hartz IV kürzen!"
"Kontaste" (RBB): "Schickt gefälligst mehr Soldaten nach Afghanistan!"
"Report München" (BR): "Klimakritiker von ExxonMobile decken auf: Die bösen Machenschaften der Klimaschützer"

#11:  Autor: HornochseWohnort: Bundeshauptstadt BeitragVerfasst am: 03.10.2007, 23:15
    —
Critic hat folgendes geschrieben:
Und viel davon ist einfach dumpf, unreflektiert oder darauf ausgerichtet, an der objektiven Wahrheit vorbei moralische Empörung hervorzurufen. Beispiele:

"Kontraste" (RBB), "Panorama" (NDR), "Frontal 21" (ZDF): "Computerspiele (im allgemeinen) machen süchtig, dumm und gewalttätig"
"Fakt" (MDR): "Hartz IV kürzen!"
"Kontaste" (RBB): "Schickt gefälligst mehr Soldaten nach Afghanistan!"
"Report München" (BR): "Klimakritiker von ExxonMobile decken auf: Die bösen Machenschaften der Klimaschützer"


Nur weil es nicht deiner Meinung entspricht, muss es nicht an der "objektiven Wahrheit" (schönes Wort) vorbeigehen.

#12:  Autor: CriticWohnort: Arena of Air BeitragVerfasst am: 03.10.2007, 23:41
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Hornochse hat folgendes geschrieben:
Critic hat folgendes geschrieben:
Und viel davon ist einfach dumpf, unreflektiert oder darauf ausgerichtet, an der objektiven Wahrheit vorbei moralische Empörung hervorzurufen. Beispiele:

"Kontraste" (RBB), "Panorama" (NDR), "Frontal 21" (ZDF): "Computerspiele (im allgemeinen) machen süchtig, dumm und gewalttätig"
"Fakt" (MDR): "Hartz IV kürzen!"
"Kontaste" (RBB): "Schickt gefälligst mehr Soldaten nach Afghanistan!"
"Report München" (BR): "Klimakritiker von ExxonMobile decken auf: Die bösen Machenschaften der Klimaschützer"


Nur weil es nicht deiner Meinung entspricht, muss es nicht an der "objektiven Wahrheit" (schönes Wort) vorbeigehen.


Nun gut, was ist schon "objektive Wahrheit". Aber der Aufbau war doch jeweils nicht danach, daß man sagen könnte, da würde zum Beispiel neutral oder wenigstens sachlich berichtet.

Beispiel "Computerspiele": Zum einen die Wortwahl, sofort heißt es "Killerspiele", damit ist die "differenzierte Auseinandersetzung" ohnehin gestorben. Zum zweiten werden dann Korrelationsstudien als "Beweise" präsentiert, Wissenschaftler und Politiker stellen ihre privaten Meinungen als Ergebnisse ihrer Forschungen dar, und zu guter Letzt erscheint dann noch ein Lobbyist von einer Firma, die gleich den passenden "Anti-Amoklauf-Filter" darstellt, und sagt: "Leute, kauft, um Euch vor diesen ganz schlimmen Sachen zu schützen". Wohlgemerkt: "In allen Computerspielen geht es nur ums Töten." "Alle Computerspiele machen süchtig."

Beispiel "Hartz IV": Da wird eine verzettelte Familie gezeigt, von der seit zehn Jahren niemand mehr gearbeitet hat. Die haben ein dreijähriges Kind, mit dem sie nichts anfangen können, leisten sich aber Tabakwaren für 100 Euro im Monat. Behauptet wird, daß das Kindergeld aufs Hartz IV draufkäme. Tatsächlich aber wird es auf das Hartz IV angerechnet, so daß letztlich auch nicht mehr Geld da ist. Tenor: Hartz IV ist noch zuviel, weil es den Menschen ja offensichtlich nicht "aufs Wesentliche" beschränkt. Schon vergessen der Empfänger, den man neulich gezeigt hatte, der abends im dunklen Zimmer sitzt, weil er den Strom nicht bezahlen kann.

Beispiel "Mehr Soldaten nach Afghanistan": Der Einsatz wurde schon längst als ineffektiv dargestellt. Die Sowjets haben es mit weit mehr Soldaten als heute aus dem Westen in Afghanistan sind, nicht geschafft, die Widerstandskämpfer zu besiegen. Die Soldaten der ISAF schützen sich im wesentlichen vor Ort nur selbst und haben gar nicht die Möglichkeit, so etwas wie "Wiederaufbauhilfe" zu leisten. Längst sind die verschiedenen Militäreinsätze in Afghanistan ohnehin nicht mehr zu trennen. Während selbst radikale Taliban zivile Hilfsprojekte wie Krankenstationen etc. begrüßen. M.a.W. ist die Forderung nach mehr Militär ineffektiv, weil dort nur sinnlos noch mehr Geld verbrannt wird und es wohl noch mehr Tote gibt, während Geld für den (Wieder-)Aufbau Afghanistans fehlt. Kurios, daß selbst Afghanistans Präsident Mohammed Karsai, der erst durch den westlichen Militäreinsatz an die Macht gekommen ist, Frieden mit den Taliban machen will. Wo "Kontraste" es doch besser weiß, daß man mit denen nicht verhandeln kann...

Beispiel "Klimakritiker": Da tritt ein Mensch auf, der von ExxonMobile finanziert wurde, und verkündet breit gegen zigtausend Wissenschaftler, die alle machten ja nur Panik, der Mensch sei gar nicht verantwortlich für den Wandel des Klimas, und vor wenn es einen Klimawandel gäbe, sei der nur positiv. Als "wissenschaftliche Untermauerung" dafür dann das Zitat eines Wissenschaftlerkollegen, der über derlei Äußerungen seine Höflichkeit verlor, und werden zwei kleine Überzeichnungen in Al Gores Dokumentarfilm so breit ausgewalzt, daß man sich mit den Modellen zur Klimaentwicklung gar nicht mehr auseinandersetzen muß. Nun kennt man so Geschichten wie Darwin oder Wegener (Kontinentaldrift, wo gibt es denn sowas?). Allerdings hat sich der Rest der Wissenschaftler sich seine Meinung nicht aus einem Märchenbuch zusammengesponnen. Und was ist morgen: "Die üblen Machenschaften Darwinisten: Unterschlagung von Beweisen für die Erschaffung der Welt vor 6000 Jahren"?

#13:  Autor: Valen MacLeodWohnort: Jenseits von Eden BeitragVerfasst am: 03.10.2007, 23:46
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Überzeugend ausgearbeitet!

#14:  Autor: CriticWohnort: Arena of Air BeitragVerfasst am: 04.10.2007, 00:04
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Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:
Überzeugend ausgearbeitet!


Wohlgemerkt, eine Meinung kann man ja haben. Aber dann muß man die auch so darstellen, und nicht die Leute, die andere Meinungen haben, nur als schaurige Beispiele für gefährliche Uninformiertheit, Korrumptiertheit etc. darstellen. Insbesondere beim erstgenannten Thema war es ja so, daß letztlich alles darauf abzielte, Menschen, die anderer Meinung waren, zu diskreditieren und diese letztlich vom Tisch zu wischen: Wer hört denn auf das, was "Neonazis" (1."Panorama"-Bericht über Computerspiele[r]) oder "Süchtige" (2.Bericht) von sich geben, oder auch auf das, was ein Dozent (Jürgen Fritz) über Computerspiele schreibt und sagt, der diese intensiv begutachtet, sich mit Spielern unterhält, [trotz seines Alters] sogar selbst spielt und sie nicht für den Untergang des Abendlandes hält. Den muß man doch als von der Computerspieleindustrie gekauft darstellen, um dagegen anzukommen ("Frontal 21"). Gerade das Thema erinnert uns doch an die "Diskussions"tradition der "Altvorderen", wo man alles Neue von vornherein ganz schlecht und indiskutabel war und man es - wenn überhaupt - ohnehin nur mit spitzen Fingern anfaßte. Wie vortrefflich, wenn man wieder einmal etwas Neues hatte, das man für Jahrzehnte eigener Versäumnisse oder Fehlentscheidungen verantwortlich machen konnte.

Solche Berichte fördern jedenfalls auch nicht die Diskussionskultur in Deutschland, sondern rufen einfach nur dumpfe Affekte ("Wo kann ich gegen die Ausländer unterschreiben?", "Wer Arbeit haben will, der kriegt auch welche") ab. Die Deutschen haben doch eine große Tradition darin, Menschen und Ideen aus existenzbedrohend darzustellen (Kommunismus, Studentenbewegung, Ausländer, [wer will, kann auch weitere Beispiele nach dem Satz von Godwin ergänzen]...), die in Wahrheit gar keine Lobby hatten. Dadurch schädigen Journalisten letztlich ihre Glaubwürdigkeit, was andere Themen angeht.

#15:  Autor: HornochseWohnort: Bundeshauptstadt BeitragVerfasst am: 04.10.2007, 00:11
    —
@Critic: Ich stimme deinen Ansichten bezüglich der von dir angesprochenen Berichterstattungen übrigens zu - nur damit du kein falsches Bild bekommst Smilie
Ich stieß mich nur an dem Begriff "objektive Wahrheit". Ich stimme im übrigen Valen MacLeod zu: Gute Darstellung.

#16:  Autor: Valen MacLeodWohnort: Jenseits von Eden BeitragVerfasst am: 04.10.2007, 00:18
    —
Nachtrag: Nur zur Klarheit. Ich bezog mich auf den Stil. Da ich ja bekannterweise nicht fernsehe, habe ich natürlich keine der Sendungen gesehen, um die es da ging.

#17:  Autor: CriticWohnort: Arena of Air BeitragVerfasst am: 04.10.2007, 00:21
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Hornochse hat folgendes geschrieben:
@Critic: Ich stimme deinen Ansichten bezüglich der von dir angesprochenen Berichterstattungen übrigens zu - nur damit du kein falsches Bild bekommst Smilie
Ich stieß mich nur an dem Begriff "objektive Wahrheit". Ich stimme im übrigen Valen MacLeod zu: Gute Darstellung.


Man sieht also, man sollte natürlich schon versuchen, sich eine Meinung zu bilden. Allerdings hängt diese offenbar sehr stark davon ab, was man so hört und liest. Gerade bei solchen Magazinen sehen ja doch einige Millionen Menschen zu und nehmen ggf. dort vertretene Meinungen zu Themen an, zu denen sie sich anderweitig keine Gedanken gemacht haben. Ich hatte ja schon einmal geschrieben, daß uns seinerzeit im Deutsch-Lk zum Thema Fernsehen primär Aufsätze von Medienkritikern präsentiert wurden und wir natürlich bei der Analyse von Fernsehsendungen nur Nachweise für deren Thesen finden konnten, aber natürlich keine Gegenbeweise, weil wir die Gegenthesen gar nicht kannten.

Wenn aber mit einiger Ahnung teilweise eklatante Mängel in der Berichterstattung deutlich werden, dann weiß man auch nicht mehr, was von der Qualität der anderen Berichte zu halten ist, ob davon etwas qualitativ gut recherchiert ist oder ob dabei nicht ebenfalls Fehlinformationen verbreitet werden. Und das ist eben um so problematischer, je mehr man sich dort mit Thesen auseinandersetzt, die gesellschaftlich relevant sind, z.B. was den Mindestlohn angeht.

#18:  Autor: HornochseWohnort: Bundeshauptstadt BeitragVerfasst am: 04.10.2007, 01:03
    —
Bei den meisten dieser Themen ist es sogar noch eine Ecke komplizierter (z.B. Mindestlohn): Hier hängt die Bewertung einer Berichterstattung immer von dem Ziel ab, das sie als wesentlich sieht - z.B. kann man den Mindestlohn einmal aus der Perspektive der Unterbezahlten und einmal aus der Perspektive der Wirtschaft sehen. Die Frage, welche dieser beiden Perspektiven im Endeffekt die richtige ist, ist, meiner Meinung nach, unsinnig.

#19:  Autor: Kival BeitragVerfasst am: 04.10.2007, 01:11
    —
@Hornochse

Was meinst Du mit "aus der Perspektive der Wirtschaft" - Arbeitgeber? Wirtschaftswissenschaft?

#20:  Autor: CriticWohnort: Arena of Air BeitragVerfasst am: 04.10.2007, 01:29
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Hornochse hat folgendes geschrieben:
Bei den meisten dieser Themen ist es sogar noch eine Ecke komplizierter (z.B. Mindestlohn): Hier hängt die Bewertung einer Berichterstattung immer von dem Ziel ab, das sie als wesentlich sieht - z.B. kann man den Mindestlohn einmal aus der Perspektive der Unterbezahlten und einmal aus der Perspektive der Wirtschaft sehen. Die Frage, welche dieser beiden Perspektiven im Endeffekt die richtige ist, ist, meiner Meinung nach, unsinnig.


Es geht natürlich dann auch um eine ethische Perspektive: Manchmal ist es halt ethisch richtig, etwas zu tun, das sich ökonomisch "nicht rechnet". Wenn dann der Arbeitgeber mit einer Gewerkschaft seinen Hungertarifvertrag abschließt, die a. keine Druckmittel hat und/oder b. von ihrem Personal her eher arbeitgebernah (bspw. die "christlichen Gewerkschaften" oder die "Arbeitsgemeinschaft unabhängiger (!) Betriebsangehöriger") ist, oder wenn wegen guter Lobbyarbeit der Industrie eine Umweltschutzrichtlinie nicht gekommen ist, wo sich selbst die jeweiligen Vertreter hinterher an den Kopf fassen, weil sie objektiv wissen, daß das Mumpitz war, was man da durchgesetzt hat, dann ist es sogar noch viel schlimmer: Die Arbeit in diese Richtung ist dann sogar zum Selbstzweck geworden, und die Gewerkschaft oder das Unternehmen beschädigen damit letztlich selbst ihre Legitimation.

Nur ist es in vielen Fällen eben auch schwer, sich "moralisch" irgendwo zu verorten, insbesondere wenn man - als Journalist - auf einmal "Experte" für soviele Themen ist. Die Gefahr ist dabei, daß man sich ganz böse verzettelt. Ich hatte ja schon bemerkt, daß häufig gerade die Journalisten und Politiker, die vehement dagegen trommeln, daß man so etwas wie Gewalt in den Medien darstellen kann, häufig auch vehement für Militäreinsätze sind (die Politiker sowieso, sind halt meistens konservativ, aber z.B. stieß der Autor des "Kontraste"-Berichtes, der den "Pfeiffer"-Reigen einläutete, neulich auch in dasselbe Horn, indem er "Mehr Soldaten für Afghanistan" forderte). [Man hat also offenbar einen größeren Respekt vor Pixeln und Vektoren als vor lebenden Menschen.] Und ich hatte bemerkt, daß wenn dann nur noch Heimat- und Kinderfilme gezeigt werden oder Fernsehen und Computer als Medium gänzlich abgeschafft sind, man natürlich seine Kriege viel besser führen kann, weil niemand mehr sieht, wie es so im Krieg ist. Journalisten versuchen also durchaus, sich auch zum Instrument bestimmter Vorstellungen von Politik zu machen.

#21: Re: Journalisten Autor: ShadaikWohnort: MG BeitragVerfasst am: 04.10.2007, 12:32
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben:
[...]Also meine Favoriten sind im TV [...] Frontal 21 (ZDF)[...]

Ach du scheisse, die BILD-Zeitung des ZDF? Das ist nicht dein Ernst, oder?

edit: Ich hab Panorama (NDR) in positiver Erinnerung.


Zuletzt bearbeitet von Shadaik am 04.10.2007, 13:40, insgesamt einmal bearbeitet

#22:  Autor: pariparoWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 04.10.2007, 13:19
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report, monitor, die story (wdr)... finde ich gar nicht mal so schlecht.

#23:  Autor: suckerWohnort: wenn ich das wüsste... BeitragVerfasst am: 04.10.2007, 13:25
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MDR-Info im Radio finde ich fast so gut wie Deutschlandfunk.

#24: Re: Journalisten Autor: Malone BeitragVerfasst am: 04.10.2007, 14:13
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Shadaik hat folgendes geschrieben:
Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben:
[...]Also meine Favoriten sind im TV [...] Frontal 21 (ZDF)[...]

Ach du scheisse, die BILD-Zeitung des ZDF? Das ist nicht dein Ernst, oder?


Schau Dir mal auf der Webseite ein paar der letzten Berichte an.

#25: Re: Journalisten Autor: ShadaikWohnort: MG BeitragVerfasst am: 04.10.2007, 14:20
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Malone hat folgendes geschrieben:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben:
[...]Also meine Favoriten sind im TV [...] Frontal 21 (ZDF)[...]

Ach du scheisse, die BILD-Zeitung des ZDF? Das ist nicht dein Ernst, oder?


Schau Dir mal auf der Webseite ein paar der letzten Berichte an.

Vor ein paar Wochen ging's mal wieder um Killerspiele. Die Unübersehbarkeit, mit der bereits in der Anmoderation Stimmung gemacht wurde war unglaublich.
Vor ein paar tagen kam das: http://www.taxi-blog.de/wordpress/sonstwas/1154/frontale-absage/
Auf der Webseite finde ich gleich als zweites irgendwas sensationsgeiferndes über die Stasi (die Präsentation reicht mir in dem Fall), die Ankünfigung des obersten Beitrags vermischt fröhlich Moslems und Islamisten (eine gute Freundin von mir, Konvertitin, würde den Kiefer nicht mehr vom Boden kriegen angesichts solchen Schwachfugs).

Danke für die Möglichkeit zur Urteilsfestigung.

#26:  Autor: Malone BeitragVerfasst am: 04.10.2007, 14:24
    —
Na wenn man sich nur die rauspickt die einem gerade nicht gefallen. Frontal hat durchaus sehr kritische und anscheinend gut recherchierte Berichte. Von BILD-Niveau kann da summasummarum keine Rede sein. Es sei denn, Du hast schon lange keine BILD mehr gelesen, und weißt nicht mehr wie schlecht und infam die wirklich ist zwinkern

#27:  Autor: ShadaikWohnort: MG BeitragVerfasst am: 04.10.2007, 14:37
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Malone hat folgendes geschrieben:
Na wenn man sich nur die rauspickt die einem gerade nicht gefallen. Frontal hat durchaus sehr kritische und anscheinend gut recherchierte Berichte. Von BILD-Niveau kann da summasummarum keine Rede sein. Es sei denn, Du hast schon lange keine BILD mehr gelesen, und weißt nicht mehr wie schlecht und infam die wirklich ist zwinkern

Da es sich bei Frontal hauptsächlich um freie Mitarbeiter handelt haben die natürlich auch einige Rosinen im Kuchen. Aber wenn ich eine Rosine wäre würd ich mir nen anderen Kuchen suchen.

Übrigens findet sich auch in der BILD ab und zu guter Journalismus und mein persönlicher Intimfreund, die P.M. hat auch jedesmal ein-zwei wirklich interessante Artikel zwischen dem ganzen Mumpitz.

#28:  Autor: Effô TisettiWohnort: 75 BeitragVerfasst am: 04.10.2007, 14:43
    —
Insgesamt stelle ich fest, dass die Printmedien tendenziell "schlechter" werden. Meine Kriterien sind die Qualität der Recherche, die Themenauswahl und eine Unabhängigkeit, die größtmögliche Objektivität bei der Berichterstattung gewährleistet. Beides geht zurück. Das hat damit zu tun, dass der Zeitungsmarkt insgesamt Leser verliert. Titel sterben oder werden gestorben (s. Flurbereinigung im Ruhrgebiet durch die WAZ). Bestehende Redaktionen werden verkleinert. Zudem verstärkt sich die Abhängigkeit von guten Anzeigenkunden. Wer sich wirklich umfassend informieren will und im Umgang mit Informationen einigermaßen kompetent ist, tut gut daran, ins Internet zu gehen. So stärken die Printmedien durch einen Rückgang der Qualität gar noch die Internet-"Konkurrenz".
Im TV sehe ich die Entwicklung nicht ganz so kritisch. Zumindest gilt das für Nischenprogramme. Man kann heute, wenn man es wünscht, deutlich mehr informativ-kritische Sendungen und Dokumentationen sehen - etwa auf Phoenix, Arte, Doku-Kanälen etc..
Der Mainstream der großen Sender verkommt aber. Dort werden politische Magazine gar gekürzt. Dass gute Programme vorhanden sind, nutzt aber nix, wenn sie bei der Masse nicht "ankommen": Das Interesse ist meistens nicht da und/oder die Schwelle zu hoch, denn vielfach fehlt der Hintergrund, um die Beiträge überhaupt verstehen/einordnen zu können. Schulterzucken

#29:  Autor: Elisa.beth BeitragVerfasst am: 04.10.2007, 17:22
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die ÖR sind auch nicht unbedingt objektiv-wenn ich da an den Dreiteiler" 2030-Aufstand der Alten " erinnern darf......
Werbung für private Rentenversicherung ( "Rentenexperte" Raffelhüschen arbeitet für eine solche )
Zudem wurden die wichtigsten Fakten ausgeblendet,die für die Problematik verantwortlich sind,wie z.B die erste ,gravierendenste Rentenreform 1957 von Adenauer .....

#30:  Autor: NordseekrabbeWohnort: Dresden BeitragVerfasst am: 04.10.2007, 18:09
    —
Shadaik hat folgendes geschrieben:

Übrigens findet sich auch in der BILD ab und zu guter Journalismus


Da Du es auch bei Frontal 21 geschafft hast, Deiner Meinung nach ein Beispiel für die Berichterstattung hervorzukramen, wird Dir dieses in diesem Fall sicher auch gelingen.

Ansonsten glaub ich das nämlich keinesweges; BILD und guter Journalismus wäre das 8. Weltwunder.



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