Titel, Orden und Ehren hinterfragen
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Freigeisterhaus -> Kultur und Gesellschaft

#61:  Autor: sehr gut BeitragVerfasst am: 16.07.2009, 19:58
    —
Ahriman hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Zähl mal die Männer mit Schlips die du siehst. Welchem Bekleidungszweck dient dieser Lappen auf dem Bauch?
Ist er Serviette?
Soll er die Fett-Wampe verhüllen?
Dient er dem einschnüren des Halses oder als Schal?

Die Krawatte bildet in dem meist äußerst farblosen Erscheinungsbild des Mannes einen erfreulichen Farbtupfer. Es haben zwar in den letzten Jahrzehnten immer wieder einige Männer versucht, etwas bunter aufzutreten. Aber das funktioniert wohl nur bei Künstlern und im Showbussiness einigermaßen. Im Übrigen kann man mit einer Krawatte nicht angeben wie mit einem Orden: "Seht her, was für ein doller Hecht ich bin!"

Der (meinetwegen auch bunte) Bauchlappen hat jedenfalls keinen praktischen Nutzen, im Gegenteil: schnürt er sogar den Hals zu, man ist froh wenn man den Bauchlappen ausziehen kann.

Bild unseres Bundesverfassungsgerichts:


Abgefahrener Fummel, aber weder diese Bratpfanne auf dem Kopf noch die Serviette um den Hals haben einen praktischen Zweck, es dient nur zur Darstellung.

Das ist ja OK wenn man durch äussere Zeichen darauf aufmerksam machen will das an einem Ort oder durch eine bestimmte Person etwas besonderes geschieht.

Wenn durch bestimmte Klamotten z.B. Seriösität gezeigt werden sollen, und dies in unserer Zeit durch einen Anzug mit [seidenem,...] Bauchlappen geschieht, dann erschafft so ein Bauchlappen keine Seriösität, vielleicht eine Aura davon, aber diese Seriösität muß bestehen bevor sich dieser Mensch das Zeichen der Seriösität umschnallt.
Wenn da z.B. ein Banker irgendwelche Dreckpapiere an eine Rentnerin verrramschen will dann ist sein Schlips ein Hohn.

Wer sich eine Polizeiuniform anzieht ohne dafür autorisiert zu sein, der macht sich strafbar, weil er etwas darstellt was er gar nicht ist.

Das Problem ist der Mißbrauch der Zeichen, wenn ich mit einem Kerl mit Schlips zu tun habe dann gehe ich schon auf Abwehrhaltung, irgendwas will der mir andrehen oder mich zu irgendwas rumkriegen.

d.h. solange ein Orden auf der Brust auch wirklich ein Zeichen für etwas ist was existiert kann der auch notfalls wie ein Lametta-Heini rumrennen. Sobald dieser Orden aber hauptsächlich nur noch zur Darstellung da ist wirds lächerlich und unglaubwürdig.


Auch ein noch so grosser Hut geben einem Menschen keine Autorität, sie sind -wenn- dann nur ein Zeichen davon. Die Frage ist welche Bestätigung der Autorität gegeben sein muß damit Zeichen+Autorität auch übereinstimmen.

#62:  Autor: Dissonanz BeitragVerfasst am: 16.07.2009, 21:00
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Darstellung kann ein praktischer Nutzen sein. Immerhin leben wir als Menschen in einer sozialen Umwelt.

Aber was sagt schon 'ne Krawatte?(Na gut, manchmal kann das eine Ampelfunktion haben, z.B. bei Politikern. "Sehr schädlich", "mäßig schädlich" und "wenig schädlich"..)

#63:  Autor: HornochseWohnort: Bundeshauptstadt BeitragVerfasst am: 16.07.2009, 21:52
    —
sehr gut hat folgendes geschrieben:
Auch ein noch so grosser Hut geben einem Menschen keine Autorität, sie sind -wenn- dann nur ein Zeichen davon. Die Frage ist welche Bestätigung der Autorität gegeben sein muß damit Zeichen+Autorität auch übereinstimmen.


Die Bedeutung eines Zeichens kann sich mit der Veränderung der Wahrnehmung des Akteurs wandeln. Da muss nichts übereinstimmen.

#64:  Autor: ShadaikWohnort: MG BeitragVerfasst am: 17.07.2009, 14:57
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Niedliche neue Online-Petition zum Thema übrigens: Ein Orden für alle Wehrdienstleister: https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=5764

#65:  Autor: QuéribusWohnort: Avaricum BeitragVerfasst am: 17.07.2009, 16:06
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Shadaik hat folgendes geschrieben:
Niedliche neue Online-Petition zum Thema übrigens: Ein Orden für alle Wehrdienstleister: https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=5764


das wär dann sowas wie die DéfNat in Bronze (auch Hernu-Cross oder Cochonou genannt)

Die bekam auch fast jeder Wehrpflichtiger, der seinen Wehrdienst einigermaßen problemlos (= ohne dauernd Mist zu bauen/ mehr Verwarnungen als unnötig zu kassieren) hinter sich brachte.

Nur erhält auch jeder Zeit-und Berufsmilitär zuerst mal genau dasselbe Scheibchen Metall, bevor er/sie die Silber- bzw Goldversion erreicht.
daher dann "Hernu-Cross" (das war der damalige Verteidigungsminister, der diese Auszeichnung rausgebracht hat) bzw "Cochonou": ob man sich die DefNat in Bronze ansteckt oder ein Scheibchen Cochonou (saucisson), hat in etwa denselben Wert....

edit:
hier hat grade ein Leutnant die DefNat in Gold mit Stern bekommen, weil er die Besatzung seines Hubschraubers inklusive denselben nach einem technischen Zwischenfall (irgendwas ist ausgefallen, das Teil flog grade in der Nähe von Hochspannungsleitungen und all hatten beste Chancen, draufzugehen) heil (vor allem die Leute, der Schraubenhupser hatte wohl ein paar Schrammen) wieder runterzubringen.
Finde ich schon in Ordnung, der Mann hat seiner Besatzung das Leben gerettet.
Irgendwann bekommt er (als Offizier automatisch) den chevalier de la Légion d'Honneur angehängt. den kriegt aber inzwischen hierzulande Hinz und Kunz, insofern dürfte die soeben erhaltene Medaille schon etwas wertvoller sein, in jeder Hinsicht.

#66:  Autor: Arno Gebauer BeitragVerfasst am: 18.07.2009, 14:04
    —
Hallo,

Titel werden meistens durch eine einmalige Tat / Leistung / Geburt
verliehen. Über die Zeit verlieren sie aber alle an Bedeutung .
Der Adel spielt z. B. heute nur noch eine Rolle in den Illustrierten.
Für alle alten Menschen, Rentner usw., sind Titel so wie so nicht
mehr von Bedeutung. Da zählen andere und wichtigere Dinge!

Viele Grüße
Arno Gebauer

#67:  Autor: AhrimanWohnort: 89250 Senden BeitragVerfasst am: 18.07.2009, 17:30
    —
Zitat:
Für alle alten Menschen, Rentner usw., sind Titel so wie so nicht mehr von Bedeutung.

Na, dann probier's mal (falls du zu einer Audienz zugelassen wirst) den Papst mit "Herr Ratzinger" anzureden, statt "Eure Heiligkeit".

#68:  Autor: Arno Gebauer BeitragVerfasst am: 19.07.2009, 09:54
    —
Hallo, Ahriman,

unanbhängig davon, daß mich solch eine Audienz nicht interessiert,
wüßte ich gerne, ob ich dann das "Fegefeuer" zu fürchten hätte und was
in dem Fall die weltlichen Folgen wären, wenn jemand den Papast "inkorrekt"
anredet?

Viele Grüße
Arno Gebauer

#69:  Autor: QuéribusWohnort: Avaricum BeitragVerfasst am: 19.07.2009, 10:36
    —
Ahriman hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Für alle alten Menschen, Rentner usw., sind Titel so wie so nicht mehr von Bedeutung.

Na, dann probier's mal (falls du zu einer Audienz zugelassen wirst) den Papst mit "Herr Ratzinger" anzureden, statt "Eure Heiligkeit".


Würde ich auf jeden Fall tun, wen ich Herrn Josef Ratzinger mal begegnete, eventuelle noch Dr Ratzinger (afaik hat er den Titel).
Aber so ein Geschwurbel wie "Eure Heiligkeit/Heiliger Vater"?
Pfff...: Vater isser nicht, weil er nicht darf (offiziell zumindest) und heilig...dafür isser noch zu lebendig (regulärer Heiliger wird man bei Katholens doch erst, nachdem man übern Jordan ist)
Sein Künstlername ist mir wuppe und für den état civil (ist so was wie Standesamtsregister) ist und bleibt er "Josef Ratzinger", so what?

#70:  Autor: Chilisalsa BeitragVerfasst am: 19.07.2009, 11:12
    —
Ahriman hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Für alle alten Menschen, Rentner usw., sind Titel so wie so nicht mehr von Bedeutung.

Na, dann probier's mal (falls du zu einer Audienz zugelassen wirst) den Papst mit "Herr Ratzinger" anzureden, statt "Eure Heiligkeit".


Warum nicht ? Wenn ich als gestandener Atheist zu Herrn Ratzinger "Eure Heiligkeit" sagen würde , könnte man mir vorwerfen, ich wäre scheinheilig.

#71:  Autor: Evilbert BeitragVerfasst am: 19.07.2009, 12:24
    —
In meinen Augen sind bestimmte Ehrenbezeugungen schon längst derart diskreditiert, dass es im Prinzip sogar folgerichtig ist, sie dem Abschaum der Menschheit zuzugestehen.


Heilige, die "Großen" der Weltgeschichte, Verdienstkreuzträger etc. sind mir immer suspekt. Ich finde es daher eigentlich angenehmer, wenn Leute wie Mutter Teresa oder der jetzige Papst einen solchen Status auch offiziell erhalten.

#72:  Autor: AhrimanWohnort: 89250 Senden BeitragVerfasst am: 20.07.2009, 10:43
    —
Arno Gebauer hat folgendes geschrieben:
Hallo, Ahriman,

unanbhängig davon, daß mich solch eine Audienz nicht interessiert,
wüßte ich gerne, ob ich dann das "Fegefeuer" zu fürchten hätte und was
in dem Fall die weltlichen Folgen wären, wenn jemand den Papast "inkorrekt"
anredet?

Viele Grüße
Arno Gebauer

Das würde mich auch interessieren. Immerhin sind die Chancen, mal einem Bischof oder einem Abt leibhaftig zu begegnen größer. Und die beanspruchen auch klingende Titel. Schau mal bei Wiki unter dem Begriff "Anrede" nach. Ich vermute aber, daß die unteren Chargen nicht so pingelig sind und man einen Pfarrer statt mit "Hochwürden" auch mit "Herr Pfarrer" anreden kann.
Aber zu denken geben einem diese Titel doch, schaut euch das mal an. Was für ein Hochmut, welche Arroganz steckt doch da drin! „Seine Exzellenz der Hochwürdigste Herr Bischof“ - und zu seinem öbersten Chef ist man per Du.
Falls es mal einem passieren sollte, daß ein solcher Typ auf seinem Titel besteht, könnte man zu ihm sagen: "Warum? Ihren Chef duze ich."

#73:  Autor: DeHergWohnort: Rostock BeitragVerfasst am: 20.07.2009, 11:54
    —
Ahriman hat folgendes geschrieben:
Das würde mich auch interessieren. Immerhin sind die Chancen, mal einem Bischof oder einem Abt leibhaftig zu begegnen größer. Und die beanspruchen auch klingende Titel. Schau mal bei Wiki unter dem Begriff "Anrede" nach. Ich vermute aber, daß die unteren Chargen nicht so pingelig sind und man einen Pfarrer statt mit "Hochwürden" auch mit "Herr Pfarrer" anreden kann.
Aber zu denken geben einem diese Titel doch, schaut euch das mal an. Was für ein Hochmut, welche Arroganz steckt doch da drin! „Seine Exzellenz der Hochwürdigste Herr Bischof“ - und zu seinem öbersten Chef ist man per Du.
Falls es mal einem passieren sollte, daß ein solcher Typ auf seinem Titel besteht, könnte man zu ihm sagen: "Warum? Ihren Chef duze ich."
interessant dabei das gerade für die religiösen Anreden am allerdicksten aufgetragen wird. Während so ein König gerade mal eine "königlich Hoheit" ist wird aus einem einfachen Abt schon ein "hochwürdigster(superlativ!) Vater Abt"(mich wundert ja das sie daraus nicht noch einen doppelten Superlativ(höchstwürdigster) gemacht haben). Während es für Staatslenker nur bis zur "hochwürdigen Exellenz" geht reicht für einen Kardinal "hochwürdigste Exellenz" schon nicht mehr aus und wird zur "hw Emminenz"(dadrüber reichen weltliche Beschreibungen noch nicht einmal mehr und es geht schon in die seligkeit/heiligkeit). Für Leute die Demut predigen gehen die da aber ziemlich in die vollen Lachen

#74:  Autor: MaiWohnort: zu Hause BeitragVerfasst am: 30.11.2010, 17:57
    —
Ralph Giordano (*1923, Journalist, Schriftsteller, Publizist, Regisseur) hat einen Orden erhalten. Er berichtet:
Zitat:
Am 19. Dezember 1990 erhielt ich das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. In der Begründung des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker heißt es:

»Herr Giordano hat sich als Autor, Historiker und Dokumentarist in besonderer Weise um die Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit verdient gemacht und dabei einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der politischen Kultur in der Bundesrepublik Deutschland geleistet. Als Verfolgter des Naziregimes, der zu den Opfern der Kriegs- und Gewaltherrschaft gehörte, engagiert sich Herr Giordano mit großer Leidenschaft gegen Elend und Hunger, Vertreibung und Folter sowie gegen jegliche Art von Fanatismus. Neben zahlreichen politischen und historischen Fernseh-Dokumentationen, in denen sich Herr Giordano mit der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland auseinandersetzt, dokumentieren vor allem seine Buchwerke ’Die Bertinis’, ’Die zweite Schuld oder Von der Last Deutscher zu sein’ sowie seine jüngste Veröffentlichung ’Wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte’ seine von großer Verantwortung geprägte Aufklärungsarbeit.« …

»Doch so glatt sich die Ehrung für den Ausgezeichneten liest: Für Giordano war es keineswegs selbstverständlich, sich den hohen Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland umhängen zu lassen. Für die ’Allgemeine’ begründet er das so:

’Die Nachricht von der Verleihung hatte ich einige Wochen zuvor, erst mündlich, dann schriftlich, vom Kultusministerium Nordrhein-Westfalen übermittelt bekommen. Meine Reaktion darauf war Überraschung, Freude - und auch Bestürzung. Bestürzung, weil ich selbstverständlich als politischer Publizist mitbekommen habe, wer alles im Laufe der Zeit das Verdienstkreuz erhalten hat - nämlich Leute, die ich nicht mit der Feuerzange anfassen würde, dies vor allem gemünzt auf die ersten Legislaturperioden der bundesdeutschen Geschichte. Auch mißfielen mir einige der Präsidenten, in deren Namen das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde. Von daher gab es also Vorbehalte. …

Aus „Erinnerungen eines Davongekommenen“ von Ralph Giordano, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2008, ISBN 978-3-462-04003-6, 554 Seiten, Seite 464-465

Das Bundesverdienstkreuz erhalten also auch Leute, die man nicht mit der Feuerzange anfassen darf. Pfeifen

#75:  Autor: blakkiWohnort: Im wilden Süden BeitragVerfasst am: 30.11.2010, 18:16
    —
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Uriziel hat folgendes geschrieben:
Henry Kane hat folgendes geschrieben:




Ohne jemanden beleidigen zu wollen... und von der Tatsache mal abgesehen, das das meiner Meinung nach ziemlich unsymphatische Menschen da auf dem Bild sind...

Dieses Bild "stinkt" vor Selbstherrlichkeit und zwar bis in den Weltraum.
Als nächstes haben sie noch Orden auf den Hosen, oder was...?

Meine Fresse, ist das lächerlich. Daß die sich nicht bescheuert vorkommen ...!


Dürfen die bei Gewitter raus? Lachen

#76:  Autor: BravopunkWohnort: Woanders BeitragVerfasst am: 30.11.2010, 19:06
    —
blakki hat folgendes geschrieben:
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Uriziel hat folgendes geschrieben:
Henry Kane hat folgendes geschrieben:




Ohne jemanden beleidigen zu wollen... und von der Tatsache mal abgesehen, das das meiner Meinung nach ziemlich unsymphatische Menschen da auf dem Bild sind...

Dieses Bild "stinkt" vor Selbstherrlichkeit und zwar bis in den Weltraum.
Als nächstes haben sie noch Orden auf den Hosen, oder was...?

Meine Fresse, ist das lächerlich. Daß die sich nicht bescheuert vorkommen ...!


Dürfen die bei Gewitter raus? Lachen


Nee. Da hat der Pfleger Angst.

#77:  Autor: Valen MacLeodWohnort: Jenseits von Eden BeitragVerfasst am: 30.11.2010, 19:40
    —
Orden und Titel sind dazu da, das Individuum fest an die Gemeinschaft zu binden und ihm weitere Leistungen / Zugeständnisse an diese abzuringen und andere zu ermutigen dies auch zu tun.

#78:  Autor: MaiWohnort: zu Hause BeitragVerfasst am: 01.12.2010, 16:36
    —
Wer sind die Erfinder von Titel, Orden und Ehren? - Meistens die oberen Zehntausend.
Aber manchmal fallen auch seiner Majestät Dem Volk Titel ein!
Und so spricht Das Volk durch Herrn Thimig:
Zitat:
Wie so manch anderer Schauspieler, so hatte auch [Hugo] Thimig [1854-1944, ein dt. Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter in Österreich] schon einige Krisen am Burgtheater [in Wien] überstanden und viele Theaterdirektoren kommen und gehen sehen. Einmal war eine der üblichen Auseinandersetzungen für den Direktor glimpflich abgelaufen, was Thimig wie folgt kommentierte: „Seine Eselenz, der General-Dilettant, bleibt uns vorläufig erhalten."

Aus „Das große Anekdoten Lexikon“ von Doris Kunschmann, Bassermann Verlag, 1999, ISBN 3-8094-0736-4, Seite 351

Herr Direktor erhält durch den Volksmund sogar zwei Titel! Welche Ehre!

#79:  Autor: MaiWohnort: zu Hause BeitragVerfasst am: 05.12.2010, 16:54
    —
Auf meiner Wanderschaft von der Geburt bis zum Tod ist mir folgendes Zitat aufgefallen:
Zitat:
„Wie fast alle Deutschen besitze ich den Doktortitel.“
Dr. Heinz Risse (1898-1989, Schriftsteller)

Aus „Was halten Sie vom Christentum“, herausgegeben von Karlheinz Deschner, Paul List Verlag, München, 1957, Seite 124

Bevor ich das gelesen habe, wusste ich nicht, daß fast alle Deutschen den Doktortitel besitzen.
Bei ca. 80 Millionen Leuten in Deutschland wären das ca. 65 Millionen Doktortitel! freakteach

#80:  Autor: MaiWohnort: zu Hause BeitragVerfasst am: 06.12.2010, 16:35
    —
Ein Unbekannter hat eine Unterhaltung von drei Jungen über Titel belauscht und überliefert:
Zitat:
"Mein Onkel ist Pfarrer", prahlt ein Junge auf dem Spielplatz, "und alle reden ihn mit 'Hochwürden' an!"

"Na, wenn schon" kontert ein zweiter, "Mein Onkel ist sogar Kardinal und alles sagt 'Eminenz' zu ihm!"

"Das ist noch gar nichts!" trumpft da ein dritter auf.
"Ich habe einen Onkel, der ist so dick, wenn der über die Straße geht, sagen alle: 'Allmächtiger Gott'!!!"

Aus "Das Superbuch der Witze", zusammengestellt von B. Bornheim, Bassermann'sche Verlagsbuchhandlung, ISBN 3-8994-0018-1, Seite 176

Die Titel Hochwürden, Eminenz, Stellvertreter Gottes, usw. wirken verkrustet. Da möchte ich nicht weiter darauf eingehen.
Aber dass ein ’dicker Onkel’ ’allmächtiger Gott’ sein soll, möchte ich etwas genauer betrachten:

Ein dicker Onkel ist ein Mensch.
Der Ausruf ’Allmächtiger Gott’ enthält den Begriff ’Gott’.
Entsprechend modifiziere ich den Ausruf des dritten Jungen in: Der Mensch ist Gott!

Der Mensch, körperlich gesehen, ist ein endliches Gebilde.
Die Denkweise des Menschen ist auch ein endliches Gebilde.
Aber der Mensch hat auch Bewußtsein!

Zum Thema Bewußtsein gibt es z. B. die Bücher:
1. “Ewiges Bewußtsein“ von Dr. Heinke Sudhoff, Schirner Verlag, Darmstadt, 2008, ISBN 978-3-89767-614-5, 502 Seiten
2. “Endloses Bewußtsein“ von Dr. Pim van Lommel, Patmos Verlag, Düsseldorf, 2009, ISBN 978-3-491-36022-8, 456 Seiten

Wenn nun das Bewußtsein ’ewig’ oder ’endlos’ sein soll, wie das diese Bücher andeuten,
und das ’Ewige Bewußtsein’ oder ’Endlose Bewußtsein’ als Gott angesehen wird,
dann scheint mir der Ausruf der Menschen ’Allmächtiger Gott’ in die richtige Richtung zu gehen:
Der Mensch ist Gott! idee
Auch wenn die Titelträger Hochwürden, Eminenz, Stellvertreter Gottes, usw. das seit 2000 Jahren nicht verstanden haben.

#81:  Autor: AhrimanWohnort: 89250 Senden BeitragVerfasst am: 06.12.2010, 17:37
    —
Hochwürden, Eminenz, Euer Heiligkeit - das ist schon merkwürdig, da doch die Menschen mit ihrem Gott einfach per du verkehren sogar die Pfaffen in der Kirche.
A propos merkwürdig: "Euer Merkwürden" ist ja auch recht hübsch...
Als kleiner Junge begegnete mir der Titel "Euer Durchlaucht" zum ersten Male in einem Buch, wahrscheinlich ein Märchenbuch. Da habe ich mich vor Heiterkeit nicht mehr eingekriegt, das fand ich ungeheuer komisch. Wir Kinder hatten nämlich den Begriff "sich schlauchen" für ganz gewaltig lachen. Und als ich diesen Titel las, habe ich mich geschlaucht.
Viel später habe ich schon mal über dieses Begriff nachgedacht, wie der wohl sprachlich zu deuten wäre. Ich meine, man hat den Herzog doch wohl nicht mariniert, bis er durchgelaugt war. Da aber Wiki meint, es käme von durchleuchtet, so kann man den Patienten nach einer Röntgenuntersuchung wohl richtig mit "Euer Durchlaucht" anreden...

#82:  Autor: MaiWohnort: zu Hause BeitragVerfasst am: 06.12.2010, 18:36
    —
Das deutsche Volk hat vor über 70 Jahren einen Bischof beobachtet:
Zitat:
Goebbels hatte die letzten Monate vor der Machtergreifung in einem Buch geschildert, das den Titel hatte
„Vom Kaiserhof zur Reichskanzlei“.

In Anlehnung daran sagte man, der Reichsbischof Müller werde ein Buch mit den Titel schreiben:
„Vom Kirchenlicht zum Armleuchter.“

Aus „Hohes Haus oder Politik in Anekdoten“ von Georges Hoyau, Paul Neff Verlag, Wien Berlin, 1976, ISBN 3-7014-0753-3, Seite 107

Wer ist '... man...'? - Ich unterstelle: das Volk.
Aufgrund seiner Kooperationstätigkeit mit den Nazis hat der Volksmund den Reichsbischof Müller
mit dem Titel ’Kirchenlicht’ gesegnet und ihn zum ’Armleuchter’ befördert.

#83:  Autor: Ilmor BeitragVerfasst am: 10.12.2010, 13:21
    —
welt.de hat folgendes geschrieben:
Abgeordnete bedienen sich bei Verdienstkreuzen selbst

Politiker aller Fraktionen im Bundestag verleihen sich die Auszeichnung offenbar nach Proporz. Ein Experte spricht von "absoluter Anmaßung".


Geschockt

#84:  Autor: Defätist BeitragVerfasst am: 10.12.2010, 14:47
    —
Ilmor hat folgendes geschrieben:
welt.de hat folgendes geschrieben:
Abgeordnete bedienen sich bei Verdienstkreuzen selbst

Politiker aller Fraktionen im Bundestag verleihen sich die Auszeichnung offenbar nach Proporz. Ein Experte spricht von "absoluter Anmaßung".


Geschockt


Zumindest ist mir ein persönliches Beispiel aus meiner Verwandtschaft bekannt, welches sich als Parteisoldat (untere Ebene) der CDU im Ruhrgebiet und mit einigem Tamtam parteiinterner Fürsprecher, wegen seiner Verdienste in und für seine Gemeinde/Stadt (geschrieben, gemeint Partei) angebiedert hat...
Man muss nur über die richtigen Kontakte in den Etagen der Politik verfügen.

Ansonsten sind Titel nur Schall und Rauch. Wenn ich mir die Orden (nur bspw.) von FJS vorstelle, ist es auch mit meiner Achtung vor derlei "Auszeichnungen" nicht weit her: http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Josef_Strau%C3%9F#Ehrungen_und_Auszeichnungen

#85:  Autor: MaiWohnort: zu Hause BeitragVerfasst am: 10.12.2010, 15:55
    —
Zitat:
„Orden sind mir wurscht, aber haben will ich sie.“
Johannes Brahms (1833–1897, dt. Komponist)

http://www.zit.at/show_name.php3?name=374

Am Kopf kratzen

#86:  Autor: Evilbert BeitragVerfasst am: 10.12.2010, 16:30
    —
Mai hat folgendes geschrieben:
Zitat:
„Orden sind mir wurscht, aber haben will ich sie.“
Johannes Brahms (1833–1897, dt. Komponist)

http://www.zit.at/show_name.php3?name=374

Am Kopf kratzen


Gröhl...

Klasse Sager.

#87:  Autor: MaiWohnort: zu Hause BeitragVerfasst am: 10.12.2010, 16:55
    —
Zitat:
„Als das Karussellpferd müde, störrisch und aufsässig wurde, machte der Menageriebesitzer
eine kleine Pause und zog dem Tier den Doktorhut der Karussellpferdtheorie über den Kopf.
Stolz trabte es weiter.“

Prof. Dr. phil. habil. Rainer Kohlmayer (*1940, Professor für Interkulturelle Germanistik)

http://www.aphorismen.de/display_aphorismen.php?search=1&page=27

Schulterzucken

#88:  Autor: MaiWohnort: zu Hause BeitragVerfasst am: 10.12.2010, 17:48
    —
Gibt es einen Unterschied zwischen einem Genie und einem Titelträger?
Zitat:
Varianten der Pädagogik
Erstens, die Kunst, Schwieriges einfach darzustellen: Das Genie.
Zweitens, die Kunst, Schwieriges schwierig darzustellen: Der Professor.
Drittens, die Kunst, das Einfache schwierig erscheinen zu lassen: Der deutsche Professor.

Prof. Dr. Rainer Kohlmayer (*1940, Professor für Interkulturelle Germanistik)

http://www.aphorismen.de/display_aphorismen.php?search=1&page=34

Herr Kohlmayer sieht auch noch einen Unterschied zwischen einem Titelträger und einem deutschen Titelträger. Cool

#89:  Autor: MaiWohnort: zu Hause BeitragVerfasst am: 10.12.2010, 18:08
    —
Zitat:
Heinrich Heine [1797-1856] bekannte in seiner Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland,
daß er über den Görlitzer Schuhmacher und Philosophen Jakob Böhme [1575-1624] wenig wisse.
Was er aber wisse, reiche aus, um zu sagen:

„Der Schuster Jakob Böhme war ein großer Philosoph.
Manche Philosophen von Ruf sind nur große Schuster.“

Aus „Das große Anekdoten Lexikon“, herausgegeben von Doris Kunschmann, Bassermann Verlag, 1999, ISBN 3-8094-0736-4, Seite 48

Brett vom Kopf nehmen

#90:  Autor: MaiWohnort: zu Hause BeitragVerfasst am: 10.12.2010, 18:54
    —
Wie ticken Titelträger?
Dazu eine kleine Information aus dem Alltag:
Zitat:
Arno Luik: Der kürzlich verstorbene Gottfried Graf von Bismarck hat in Oxford studiert, hatte schlechte Noten, und er sagte: „Wenn ich mich um einen Job bewerbe und auf der Liste steht Meier, Müller, Schmidt oder von Bismarck, bin ich ziemlich sicher, dass ich den Job bekomme."

Prof. Michael Hartmann (*1952, Soziologe, Elitenforscher): Natürlich. Denn jeder Chef denkt: Der tickt wie ich. Der ist dem gleichen Wertesystem verbunden. Der weiß, wie man sich bewegt, kann über Opern plaudern, kann Regeln bewusst oder ironisch verletzen, er hat den richtigen Habitus, die Aura: Ich gehöre dazu. Er strahlt Souveränität aus.

Luik: Das kann man doch lernen.
Hartmann: Nein.

Luik: In George Bernard Shaws Komödie „Pygmalion" bringt der Sprachforscher Professor Higgins dem Blumenmädchen Eliza Doolittle Oxford-Englisch bei, damit sie als Herzogin auftreten kann. Und sie kann es.

Hartmann: Es mag mal klappen. Aber wie man sich oben bewegt, wie man mit Macht richtig umgeht, das lernt man nur, wenn man in diesem Milieu aufwächst. Mein Vater war Finanzchef des Bistums Paderborn. Bei uns am Abendbrottisch ging es um die Auseinandersetzungen im Erzbistum, um Prälat, Generalvikar, Kardinal. Um Millionäre, die keine Kirchensteuern zahlen wollten, aber sich Sorgen machten um die angemessene kirchliche Beerdigung. Ich habe von Kindesbeinen an mitbekommen, was Macht bedeutet, wie die oberste Schicht tickt, wie man sich da bewegt.

Ein kleiner Ausschnitt aus einem Stern-Gespräch („Stern“ Nr. 41/2007, Seite 94)

Cool



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