Evilbert hat folgendes geschrieben: |
Soweit ich sehe, bin ich echt begeistert, dass sich tatsächlich mal ein Bischof durchgerungen hat, auf Grund von öffentlichem Druck Volksverhetzung und denkbar größtmögliche Barbarei einzustellen, das ist wohl echt eine der wenigen Ausnahmen in der 2000jährigen Geschichte des Christentums. |
Zitat: |
Nur mit Demut und Beschämung können wir heute daran denken. Dass Nachbarn ihre Augen gerade nicht öffneten, sondern verschlossen hielten. Dass sie wegschauten, als Juden öffentlich kahl geschoren wurden. Dass sie die eigenen Fenster und Türen zuhielten, als jüdische Wohnungen gestürmt und ihre Bewohner abgeführt wurden. |
Zitat: |
Wie geht man am besten mit einer antijüdischen Schmähplastik an der Stadtkirche Wittenberg um? Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung plädiert nun dafür, sie in einem Museum unterzubringen. |
Lebensnebel hat folgendes geschrieben: | ||
https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/wittenberg-antisemitismusbeauftragter-felix-klein-fuer-entfernung-der-judensau-a-1294085.html
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DonMartin hat folgendes geschrieben: |
Bescheuert.
Ohne den entsprechenden Hinweis kaeme kaum einer darauf, dass das Schwein irgendwas mit Juden zu tun hat. Wer versteht denn heute noch mittelalterliche Symbolik. Wenn man also nicht alle naselang darauf rumreiten wuerde, dann waere das Thema laengst durch. |
beachbernie hat folgendes geschrieben: |
Ich wuerde die einfach umgestalten und ein Nazischwein draus machen. |
Lebensnebel hat folgendes geschrieben: | ||
Also: Der Nazi ist der Jude von heute. |
Lebensnebel hat folgendes geschrieben: | ||
Also: Der Nazi ist der Jude von heute. |
Zitat: |
Seit Jahren tobt in der Universitätsstadt Wittenberg in Sachsen-Anhalt ein Streit um ein judenfeindliches Relief an der Fassade der Stadtkirche. Nun verhandelt der Bundesgerichtshof. Hoffentlich sind die Karlsruher Richter klüger als ihre Kollegen in den Vorinstanzen.
Seit mehr als 700 Jahren gibt es die «Judensau» von Wittenberg. Wenn man eine Ahnung davon bekommen will, wie lange die Gesellschaften Europas die Juden ausgegrenzt und verächtlich gemacht haben, muss man nur den Versuch unternehmen, diesen gewaltigen Zeitraum im Geist an sich vorbeiziehen zu lassen.[...] An diesem Montag verhandelt der Bundesgerichtshof in Karlsruhe über das Relief. Zuletzt hatte das Oberlandesgericht im sachsen-anhaltischen Naumburg 2020 entschieden, dass die Plastik an der Fassade der Stadt- und Pfarrkirche St. Marien zu Wittenberg bleiben darf, wo sie ist. Der 79-jährige Kläger, ein Rentner aus dem Rheinland, der nach eigenen Angaben zum Judentum konvertiert ist, will notfalls «den ganzen juristischen Weg ausschöpfen», um die Entfernung des Reliefs durchzusetzen. Es beleidige die Angehörigen des jüdischen Glaubens, sagt er. [...] Anstelle einer verrätselten Ästhetisierung mit Baum und Licht müsste die Kirche den eigenen, erst nach sehr langer Zeit eingestandenen Hass in den Mittelpunkt ihrer Einordnung stellen. Solange das nicht geschieht, wäre es besser, das Relief abzumontieren und in einem Museum unterzubringen. |
zelig hat folgendes geschrieben: | ||
https://www.nzz.ch/international/es-waere-besser-wenn-die-judensau-von-wittenberg-verschwindet-ld.1538485 |
Bravopunk hat folgendes geschrieben: |
Ich bin auch dagegen solchen alten Zeugnisse düsterer Vergangenheit zu entfernen. |
Alchemist hat folgendes geschrieben: | ||
Ich finde in diesem speziellen Fall kann man diese verhöhnende Statuette ruhig entfernen. |
Zitat: |
Bundesgerichtshof zur Wittenberger Sau
Ausgabejahr 2022 Erscheinungsdatum 14.06.2022 Nr. 094/2022 Urteil vom 14. Juni 2022 - VI ZR 172/20 Der unter anderem für das allgemeine Persönlichkeitsrecht zuständige VI. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat entschieden, dass das an der Außenfassade der Wittenberger Stadtkirche angebrachte Sandsteinrelief - die "Wittenberger Sau" - nicht entfernt werden muss. |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Wenn man es schon stehen lässt, wäre Stolpersteine oder etwas in der Art gut sichtbar in die unmittelbare Umgebung zu setzen vielleicht eine Option. |
Bravopunk hat folgendes geschrieben: |
Ich bin auch dagegen solchen alten Zeugnisse düsterer Vergangenheit zu entfernen. Auch dann wenn man sie dann in ein Museum stellt. Denn so eine Museumisierung hat für meine Begriffe ein Problem: Wenn man etwas verlorenes ausgräbt und es dann in ein Museum stellt, dann macht man es wieder sicht- und erlebbar. Gleiches gilt für Gemälde, die ja zum Teil auch in Privatbesitz sind und dort nur in einer Villa oder privatem Archiv ungesehen ihr Dasein fristen, in einem Museum aber wieder zurück in die öffentliche Existenz gebracht werden. Nimmt man aber etwas von einem bisher umsonst besuch- und betrachtbaren Ort ab und stellt es dann in einem (vermutlich kostenpflichtigen) Museum aus, so entnimmt man es dieser Öffentlichkeit, wo es ggf. zufällig im Vorbeigehen hätte entdeckt werden können und bringt es stattdessen an einen Ort, wo man es gezielt aufsuchen muss. Ein aktives Interesse, nicht nur an (in diesem Fall) Kirchenarchitektur, sondern antisemitischer Kunst muss also erst aufgebracht werden, bevor man überhaupt erst in die Nähe davon kommt. Die Hürde daran erst ein Interesse zu entwickeln ist an öffentlichen Orten halt nicht vorhanden.
Soweit meine Meinung dazu. ... Oder wenigstens ein Teil davon. Einen zweiten Teil hat fwo da schon ganz gut ausformuliert. |
fwo hat folgendes geschrieben: |
Mein Vorschlag dazu besteht eher in einer Stiftung, die die Therapie der Leute bezahlt, die sich durch die Zeugnisse der Vergangenheit beleidigt oder verletzt fühlen. |
jdf hat folgendes geschrieben: |
Wie gut das "Mahnmal" funktioniert, konnte man sehr gut an den Meldungen über die Gerichtsentscheidung sehen: Fast alle waren ausschließlich mit dem Relief bebildert. Nur bei einer Meldung und dann auch nur im eingebetteten Film konnte man die Bodenplatte sehen und zwar bei tagesschau.de.
Die "Mahnmals-Behauptung" ist also meinetwegen noch gut gemeint (auch was den Zeitpunkt Ende der 80er angeht), aber in Bezug auf die Wahrnehmung ist sie für den Eimer, bleibt nur Behauptung. Einfach eine Bodenplatte abzuschmeißen reicht da mE nicht, wie an der Berichterstattung klar zu sehen ist. Ich frage mich, warum die Sau überhaupt Teil der Restaurierung war. Man hätte sie besser einfach der Verwitterung anheim gegeben, da sie nicht wert ist, erhalten zu werden, wenn sie schon nicht demontiert und zB in ein Museum gestellt wird. |
zelig hat folgendes geschrieben: | ||
Bewerte ich auch so. Eine glaubhafte Dekonstruktion könnte beispielsweise erfolgen, wenn man die eingebaute Platte aus dem Gemäuer entfernen würde, und eben auf Augenhöhe sichtbar würde. (In der Art wie die Stolpersteine, die an die Opfer der Nazis errinnern.) |
wortpass hat folgendes geschrieben: |
http://de.wikipedia.org/wiki/Judensau |
Bravopunk hat folgendes geschrieben: |
Ein bisschen schade fände ich die Demontage oder das Verwitternlassen jedoch schon. So aus kultur- und kunstgeschichtlicher Sicht halt. Gerade alle Bauwerke oder Teile davon, die schon älter als, sagen wir mal 150 Jahre sind, finde ich stets sehr erhaltenswert, um sich dank ihrer auch die Geschichte und Gesellschaft ihrer Zeit zu vergegenwärtigen. Wenn ich dafür Zeit habe besuche ich z. B. regelmäßig Kirchen und Dome, obwohl mich die Religion völlig kalt lässt, nur um sozusagen die Luft dieser alten Gemäuer einzuatmen.
Gerade beim Thema Antisemitismus und Naziverbrechen gibt es in den meisten Orten zwar diese Stolpersteine, von denen ich ein großer Fan bin, aber sonst geht die Geschichte der Menschen, die vor einem dort lebten, doch meist an einem vorbei. Besonders natürlich in den Schluchten der modernen Bürotürme. Ich finde das wichtig. Sich zu besinnen, dass vor einem andere hier waren. Alte Bauten helfen dabei. Besonders dann, wenn man sie so erhält, wie sie gebaut wurden. |
Alchemist hat folgendes geschrieben: | ||
Dem kann ich dir zustimmen. Allerdings ist das von dir Beschriebene auch komplett ohne diese Schmähskulptur möglich, oder nicht? |
Bravopunk hat folgendes geschrieben: | ||||
Kommt drauf an. Wenn man vor allem nach dem tief verwurzelten und allgegenwärtigen Antisemitismus einer Gegend und ihrer früheren Bewohner sucht und Versatzstücke davon finden will, dann nicht. Dann ist sie sogar unentbehrlich dafür. Ich bin in solchen Fällen sehr für eine schonungslose Ehrlichkeit. Dass unsere Vorfahren es für nötig ansahen solche Skulpturen an ihre Kirchen zu montieren, um allen zu zeigen, was sie vom Judentum hielten, ist ein Fakt, den sich eine Gesellschaft nicht schämen sollte einzugestehen. Es zeigt ein Bewusstsein dafür auf, woher man kam und warum man dahin nicht zurück will. Einen Makel zu beseitigen bedeutet nämlich nicht ihn überwunden zu haben, sondern lediglich, dass man es leid ist ihn zu tragen. |
Alchemist hat folgendes geschrieben: | ||||||
Ich bin auch für Ehrlichkeit, aber auch der Meinung, das könnte man genauso erreichen mit einer Tafel beispielsweise die ein Foto dieser Skulptur zeigt und das Ganze textlich erläutert. All das was du schreibst bedingt nicht die Erhaltung dieser Skulptur. |
uwebus hat folgendes geschrieben: | ||
Nichts gegen eine Therapie, aber bitte auf Kosten der Therapierten. Warum soll man Spinnern noch den Therapeuten bezahlen? |
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