Was fällt euch zum Thema "Totalitarismus" ein?
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Freigeisterhaus -> Politik und Geschichte

#1: Was fällt euch zum Thema "Totalitarismus" ein? Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 12.08.2009, 11:40
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Dies hier soll mal wieder so eine Art Experiment werden. Und zwar möchte ich, dass jeder, der daran Interesse hat, mal schreibt, was ihm zum Thema "Totalitarismus" einfällt. Allerdings soll das hier nicht in bloßen "Verurteilungen" oder "Ablehnungsbekundungen" enden. Auch soll es nicht primär um eine Diskussion darüber gehen, welche "Weltanschauung" nun totalitär ist oder nicht - sondern eher darum, was das überhaupt heißt. Dieser Thread soll also genutzt werden, um das eigene Verständnis des Begriffs zu reflektieren und gemeinsam zu elaborieren. Ich würde daher darum bitten, dass ihr, falls ihr hier schreiben wollt, in jedes Posting etwa das Dreifache der Zeit investiert wie in Postings gleicher Länge in anderen Threads. Nutzt die Zeit, um euch gut zu überlegen, was ihr sagen wollt. Wenn ihr wollt, können wir auch erstmal Stichworte sammeln. Auch wäre es gut, wenn ihr die prägnanten Gedanken und Ausdrücke - insbesondere dann, wenn sie Wertungen beinhalten -, selbst wiederum reflektiert und präzisiert. Wenn ihr also z.B. Worte wie Intoleranz oder Grausamkeit verwendet, dann wäre es gut, wenn ihr auch jeweils eine Betrachtung dieses jeweiligen Begriffs und Phänomens anschließen würdet, und dazu, wie es durch bestimmte Konstellationen zustande kommt, bevor ihr schreibt. Es geht also darum, gedankliche Zusammenhänge aufzudecken, und so eventuell der Struktur des Begriffs und Phänomens "Totalitarismus" näherzukommen.

#2:  Autor: GermanHeretic BeitragVerfasst am: 12.08.2009, 12:16
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Eine "Weltanschauung" ist m.E. totalitär, wenn sie versucht oder geeignet ist, auf jeden Aspekt des Lebens Einfluß zu nehmen. Das hat zunächst nichts damit zu tun, wie sich diese Weltanschauung durchsetzt, sei es durch Einsicht, Indoktination oder Gewalt.
Das äußert sich dann z.B. darin, daß Anhänger dieser Weltanschauung sich bei allem Handeln und Denken stets fragen bzw. darüber besorgt sind, ob die Handlung oder der Gedankengang in Sinne der Weltanschauung richtig oder kompatibel dazu ist.

Eine Gesellschaft oder Gemeinschaft oder Staat ist dann totalitär, wenn eine solche Weltanschauung Grundlage der-/desselben ist. Hier fragt dann die Allgemeinheit bzw. deren Vertreter bzw. deren Herrscher, ob jegliches Handeln und Denken im Rahmen der Weltanschauung erfolgt. Ich bezweifle, daß dies praktisch umsetzbar ist, ohne auf massive Indoktination oder Gewalt zurückzugreifen.

#3: Re: Was fällt euch zum Thema "Totalitarismus" ein? Autor: WolfWohnort: Zuhause BeitragVerfasst am: 12.08.2009, 13:04
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Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Ich würde daher darum bitten, dass ihr, falls ihr hier schreiben wollt, in jedes Posting etwa das Dreifache der Zeit investiert wie in Postings gleicher Länge in anderen Threads.
Hast du dich selbst daran gehalten oder einfach nur copy und paste benützt?

Zum Thema: Soweit ich es überblicke wird der Totalitarismus von Historikern weitgehenst als etwas Neues der faschistischen, nationalsozialistischen und sozialistischen Staaten angesehen.
Durch den technischen Fortschritt haben sich ganz neue Möglichkeiten der Kontrolle der Bekämpfung/Vernichtung politischer Gegner ergeben.
Allerdings halte ich eine Unterscheidung zu anden ähnlichen autoritären Systemen welche nicht dieselben technischen Möglichkeiten hatten für fragwürdig.
Als wesentlich für den Totalitarismus halte ich:
-eine streng hierarchische Struktur
-keine richtigen Wahlen
-kaum eine Möglichkeit "individuell" zu leben, strenge Normen wie der Bürger zu leben hat
-keine Gewaltenteilung
-Überwachung und Kontrolle der Bürger soweit es eben technisch möglich ist

#4:  Autor: Marcellinus BeitragVerfasst am: 12.08.2009, 13:58
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Totalitarismus ist entstanden als ein politischer Begriff in der Auseinadersetzung des kalten Krieges. Indem Diktaturen von rechts wie Nazismus und Faschismus zusammengebracht wurden mit linke Diktaturen von Sozialismus und Kommunismus, wurde deren soziale Fortschrittlichkeit grundsätzlich in Frage gestellt. Die wütende Reaktion von links auf diesen Begriff ist mir noch gut in Erinnerung. Interessanterweise scheint dieser Aspekt heute nicht mehr so wahrgenommen zu werden, vielleicht auch, weil heute kaum noch jemand die Regime der ehem. UdSSR oder Maos China für gesellschaftlich fortschrittlich hält.

#5:  Autor: neinguar BeitragVerfasst am: 12.08.2009, 14:24
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GermanHeretic hat folgendes geschrieben:
Eine "Weltanschauung" ist m.E. totalitär, wenn sie versucht oder geeignet ist, auf jeden Aspekt des Lebens Einfluß zu nehmen. (...)

Das ist der Punkt.

Die Merkmale, die z.B. Wolf genannt hat, sind richtig, und sie sind Indizien für die totalitäre Struktur eines Staates, einer Gesellschaft, einer Gruppe oder Organisation, aber sie beschreiben nicht das Wesen von Totalitarismus, sie sind sozusagen sekundär:

GermanHeretic hat folgendes geschrieben:
Ich bezweifle, daß dies praktisch umsetzbar ist, ohne auf massive Indoktination oder Gewalt zurückzugreifen.

#6:  Autor: Chilisalsa BeitragVerfasst am: 12.08.2009, 14:55
    —
GermanHeretic hat folgendes geschrieben:
Eine "Weltanschauung" ist m.E. totalitär, wenn sie versucht oder geeignet ist, auf jeden Aspekt des Lebens Einfluß zu nehmen.

Ich bezweifle, daß dies praktisch umsetzbar ist, ohne auf massive Indoktination oder Gewalt zurückzugreifen.


Genau das ist der springende Punkt.
Und meist findet sowohl massive Indoktrination wie auch Gewalt bei Zuwiderhandeln statt.

#7:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 12.08.2009, 14:57
    —
GermanHeretic hat folgendes geschrieben:
Eine "Weltanschauung" ist m.E. totalitär, wenn sie versucht oder geeignet ist, auf jeden Aspekt des Lebens Einfluß zu nehmen.

Hm. Was ist zum Beispiel mit den Menschenrechten? Sollten die nicht in jedem Bereich des Lebens gelten?

#8:  Autor: Chilisalsa BeitragVerfasst am: 12.08.2009, 15:14
    —
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
GermanHeretic hat folgendes geschrieben:
Eine "Weltanschauung" ist m.E. totalitär, wenn sie versucht oder geeignet ist, auf jeden Aspekt des Lebens Einfluß zu nehmen.

Hm. Was ist zum Beispiel mit den Menschenrechten? Sollten die nicht in jedem Bereich des Lebens gelten?

Ordnest du die universellen Menschenrechte als Weltanschauung ein ?

#9:  Autor: Spartacus Leto BeitragVerfasst am: 12.08.2009, 15:35
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Ein Ideologisches Konstrukt der kapitalistischen Hofphilosophen. Es setzt Faschismus, Stalinismus und Kommunismus irrsinnigerweise gleich. Um dieses Konstrukt verinnerlichen zu können ist es nötig an das Dogma zu glauben, die Kapitalistische Gesellschaft wäre demokratisch.

#10:  Autor: GermanHeretic BeitragVerfasst am: 12.08.2009, 15:42
    —
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
GermanHeretic hat folgendes geschrieben:
Eine "Weltanschauung" ist m.E. totalitär, wenn sie versucht oder geeignet ist, auf jeden Aspekt des Lebens Einfluß zu nehmen.

Hm. Was ist zum Beispiel mit den Menschenrechten? Sollten die nicht in jedem Bereich des Lebens gelten?

Nein. Menschenrechte sind so etwas wie das ethische Korsett in dem gesellschaftliche Normen stecken (sollten). Menschrenrechte stecken den Rahmen ab, wie Menschen miteinander umgehen, eigentlich wie der Staat mit dem Einzelnen umgeht, aber das ist für das folgende Argument unerheblich.

Das Totalitäre geht darüber hinaus, es legt dem Einzelnen ein ethisches Korsett an, quasi bestimmt es Normen für Bereiche, die gar keine Wechselwirkung mit anderen haben. In gesellschaftlichen Rahmen macht man sich verdächtig, wenn man von dieser Norm abweicht. Man macht sich schon verdächtig, wenn man bestimmte Handlungen oder äußere Zeichen unterläßt. Menschenrechte sollen eigentlich genau das verhindern. Wenn ich ein Buch lese oder mir einen Kleidungsstil zulege, frage ich mich nicht, ob ich damit menschenrechtskonform handele. Totalitäre Gedankenstrukturen dagegen machen das Lesen gewisser Bücher oder das Tragen gewisser Kleidung bzw. das Nichtlesen bestimmter Bücher oder das Tragen bestimmter Kleidung zu einer moralischen Sache.

Mal ein konkrete Beispiele für in totalitären Systemen verdächtiges Unterlassen eines äußeren Zeichens, damit dieses umständliche Geschwafel verständlich wird: Man wird verdächtig, wenn man kein Bildnis an der Wand hängen hat. Vom Herrn Hitler oder Herrn Mao oder Jesus, dem Herrn. Man wird verdächtig, wenn man bestimmte Floskeln nicht verwendet. Wie "Heil Hitler" oder "Mohammed (unverständliches arabisches Gemurmel)".

Totalitäre Staaten erkennt man daran, daß dessen Bürger penibel darauf achten, sich keine Blöße in Form dieser äußeren Zeichen oder deren Unterlassen zu geben, weil es sonst negative Konsequenzen haben wird.

Es geht in dieselbe Richtung, ist aber vielleicht prägnanter: Die Möglichkeit des Gedankenverbrechens mag ein weiteres Indiz für totalitäres Denken sein.

#11:  Autor: GermanHeretic BeitragVerfasst am: 12.08.2009, 15:49
    —
Spartacus Leto hat folgendes geschrieben:
Ein Ideologisches Konstrukt der kapitalistischen Hofphilosophen. Es setzt Faschismus, Stalinismus und Kommunismus irrsinnigerweise gleich.

Das Konstrukt setzt nicht gleich, sondern zeigt Gemeinsamkeiten auf, die in real existierenden Staaten mit einseitgem ideologischen Unterbau vorhanden bzw. praktiziert wurden und werden.
Zitat:
Um dieses Konstrukt verinnerlichen zu können ist es nötig an das Dogma zu glauben, die Kapitalistische Gesellschaft wäre demokratisch.

Ich denke nicht, daß sich Totalitarismus auf bestimmte Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme beschränken läßt. Der Gegensatz zur totalitären Gesellschaft ist die pluralistische, nicht notwendigerweise die demokratische. Die Diktatur der Mehrheit, ob parlamentarisch, sowjetisch oder komplett an der Basis orientiert, kann genauso totalitär ausarten wie in strenger hierarchischen Strukturen, auch wenn bei letzteren die praktische Umsetzung deutlich einfacher ist.

#12:  Autor: Effô TisettiWohnort: 75 BeitragVerfasst am: 12.08.2009, 16:10
    —
GermanHeretic hat folgendes geschrieben:
Spartacus Leto hat folgendes geschrieben:
Ein Ideologisches Konstrukt der kapitalistischen Hofphilosophen. Es setzt Faschismus, Stalinismus und Kommunismus irrsinnigerweise gleich.

Das Konstrukt setzt nicht gleich, sondern zeigt Gemeinsamkeiten auf, die in real existierenden Staaten mit einseitgem ideologischen Unterbau vorhanden bzw. praktiziert wurden und werden.

Eben. Und das Aufzeigen von strukturellen Gemeinsamkeiten leugnet noch lange nicht die Unterschiede. Ich halte auch viele Religionsgemeinschaften für totalitäre Vereinigungen, bspw. die Zeugen Jehovas, evangelikale Gruppen oder Scientology.
Spartacus Leto hat folgendes geschrieben:
Um dieses Konstrukt verinnerlichen zu können ist es nötig an das Dogma zu glauben, die Kapitalistische Gesellschaft wäre demokratisch.

Wer hat dir denn den Strohmann an die rote Soutane gebunden?

#13:  Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 12.08.2009, 22:09
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GermanHeretic hat folgendes geschrieben:
Eine "Weltanschauung" ist m.E. totalitär, wenn sie versucht oder geeignet ist, auf jeden Aspekt des Lebens Einfluß zu nehmen. Das hat zunächst nichts damit zu tun, wie sich diese Weltanschauung durchsetzt, sei es durch Einsicht, Indoktination oder Gewalt.
Das äußert sich dann z.B. darin, daß Anhänger dieser Weltanschauung sich bei allem Handeln und Denken stets fragen bzw. darüber besorgt sind, ob die Handlung oder der Gedankengang in Sinne der Weltanschauung richtig oder kompatibel dazu ist.

Eine Gesellschaft oder Gemeinschaft oder Staat ist dann totalitär, wenn eine solche Weltanschauung Grundlage der-/desselben ist. Hier fragt dann die Allgemeinheit bzw. deren Vertreter bzw. deren Herrscher, ob jegliches Handeln und Denken im Rahmen der Weltanschauung erfolgt. Ich bezweifle, daß dies praktisch umsetzbar ist, ohne auf massive Indoktination oder Gewalt zurückzugreifen.



Und was ist mit der Weltanschauung Humanismus?

#14:  Autor: atheist666 BeitragVerfasst am: 12.08.2009, 22:55
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Der Anfang von totalitären Gedankengut kommt m.E. schon da zu Vorschein, wenn Usern zum Thema: ein Kind verhungerte. Nichts besseres zu schreiben wissen, als das man die Nachbarn in die Pflicht zu nehmen hätte und sie notfalls sogar wg. unterlassener Hilfeleistung zur Rechenschaft ziehen könnte, und das ganze durch eine gesetztliche Verankerung.

#15:  Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 12.08.2009, 23:00
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atheist666 hat folgendes geschrieben:
Der Anfang von totalitären Gedankengut kommt m.E. schon da zu Vorschein, wenn Usern zum Thema: ein Kind verhungerte. Nichts besseres zu schreiben wissen, als das man die Nachbarn in die Pflicht zu nehmen hätte und sie notfalls sogar wg. unterlassener Hilfeleistung zur Rechenschaft ziehen könnte, und das ganze durch eine gesetztliche Verankerung.


Kannst Du das mal konkretisieren?

#16:  Autor: atheist666 BeitragVerfasst am: 12.08.2009, 23:27
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beachbernie hat folgendes geschrieben:
atheist666 hat folgendes geschrieben:
Der Anfang von totalitären Gedankengut kommt m.E. schon da zu Vorschein, wenn Usern zum Thema: ein Kind verhungerte. Nichts besseres zu schreiben wissen, als das man die Nachbarn in die Pflicht zu nehmen hätte und sie notfalls sogar wg. unterlassener Hilfeleistung zur Rechenschaft ziehen könnte, und das ganze durch eine gesetztliche Verankerung.


Kannst Du das mal konkretisieren?


Was meinst Du mit Konkretisieren.
Ich schrieb davon, was ich heute in einem anderen Forum gelesen habe. Da hat tatsächlich ein User Strafandrohungen gefordert, als Abhilfe und damit sich die Nachbarn um ihre Nachbarn kümmer sollen.

Allgemein ging es darum, was tun wenn Kinder von ihren Eltern alleine gelassen werden und dann verhungern und verdursten.

#17:  Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 12.08.2009, 23:33
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atheist666 hat folgendes geschrieben:
beachbernie hat folgendes geschrieben:
atheist666 hat folgendes geschrieben:
Der Anfang von totalitären Gedankengut kommt m.E. schon da zu Vorschein, wenn Usern zum Thema: ein Kind verhungerte. Nichts besseres zu schreiben wissen, als das man die Nachbarn in die Pflicht zu nehmen hätte und sie notfalls sogar wg. unterlassener Hilfeleistung zur Rechenschaft ziehen könnte, und das ganze durch eine gesetztliche Verankerung.


Kannst Du das mal konkretisieren?


Was meinst Du mit Konkretisieren.
Ich schrieb davon, was ich heute in einem anderen Forum gelesen habe. Da hat tatsächlich ein User Strafandrohungen gefordert, als Abhilfe und damit sich die Nachbarn um ihre Nachbarn kümmer sollen.

Allgemein ging es darum, was tun wenn Kinder von ihren Eltern alleine gelassen werden und dann verhungern und verdursten.



Unterlassene Hilfeleistung ist ein Straftatbestand und das ist prinzipiell auch richtig so. Dass damit von manchen Leuten auch Schindluder getrieben wird, steht dabei auf einem anderen Blatt.

Wenn Du an einem Haus vorbeikommst, in dem ein solches von seinen Eltern verlassenes Kind um Hilfe ruft und Du nicht hilfst, dann machst Du Dich strafbar. Andererseits bist Du nicht verpflichtet Deine Nachbarschaft aktiv nach solchen Kindern zu durchsuchen.

Gruss, Bernie

#18:  Autor: atheist666 BeitragVerfasst am: 12.08.2009, 23:36
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beachbernie hat folgendes geschrieben:
atheist666 hat folgendes geschrieben:
beachbernie hat folgendes geschrieben:
atheist666 hat folgendes geschrieben:
Der Anfang von totalitären Gedankengut kommt m.E. schon da zu Vorschein, wenn Usern zum Thema: ein Kind verhungerte. Nichts besseres zu schreiben wissen, als das man die Nachbarn in die Pflicht zu nehmen hätte und sie notfalls sogar wg. unterlassener Hilfeleistung zur Rechenschaft ziehen könnte, und das ganze durch eine gesetztliche Verankerung.


Kannst Du das mal konkretisieren?


Was meinst Du mit Konkretisieren.
Ich schrieb davon, was ich heute in einem anderen Forum gelesen habe. Da hat tatsächlich ein User Strafandrohungen gefordert, als Abhilfe und damit sich die Nachbarn um ihre Nachbarn kümmer sollen.

Allgemein ging es darum, was tun wenn Kinder von ihren Eltern alleine gelassen werden und dann verhungern und verdursten.



Unterlassene Hilfeleistung ist ein Straftatbestand und das ist prinzipiell auch richtig so. Dass damit von manchen Leuten auch Schindluder getrieben wird, steht dabei auf einem anderen Blatt.

Wenn Du an einem Haus vorbeikommst, in dem ein solches von seinen Eltern verlassenes Kind um Hilfe ruft und Du nicht hilfst, dann machst Du Dich strafbar. Andererseits bist Du nicht verpflichtet Deine Nachbarschaft aktiv nach solchen Kindern zu durchsuchen.

Gruss, Bernie


Ich schicke Dir mal den Link.

#19:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 13.08.2009, 00:04
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atheist666 hat folgendes geschrieben:
Der Anfang von totalitären Gedankengut kommt m.E. schon da zu Vorschein, wenn Usern zum Thema: ein Kind verhungerte. Nichts besseres zu schreiben wissen, als das man die Nachbarn in die Pflicht zu nehmen hätte und sie notfalls sogar wg. unterlassener Hilfeleistung zur Rechenschaft ziehen könnte, und das ganze durch eine gesetztliche Verankerung.

Gar kein schlechter Ansatz. Möchtest du noch näher darauf eingehen?

atheist666 hat folgendes geschrieben:
Ich schicke Dir mal den Link.

Mir bitte auch.

#20:  Autor: atheist666 BeitragVerfasst am: 13.08.2009, 00:30
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Tarvoc hat folgendes geschrieben:
atheist666 hat folgendes geschrieben:
Der Anfang von totalitären Gedankengut kommt m.E. schon da zu Vorschein, wenn Usern zum Thema: ein Kind verhungerte. Nichts besseres zu schreiben wissen, als das man die Nachbarn in die Pflicht zu nehmen hätte und sie notfalls sogar wg. unterlassener Hilfeleistung zur Rechenschaft ziehen könnte, und das ganze durch eine gesetztliche Verankerung.

Gar kein schlechter Ansatz. Möchtest du noch näher darauf eingehen?

atheist666 hat folgendes geschrieben:
Ich schicke Dir mal den Link.

Mir bitte auch.


PN ist unterwegs

Bitte jetzt nicht mehr, wollte gerade schließen.

#21:  Autor: atheist666 BeitragVerfasst am: 13.08.2009, 00:37
    —
Oder vielleicht doch, ganz kurz.

Für mich fängt der Totalitarismus schon bei dem Einzelnen und bei Kleinigkeiten an. Denn hier kann man schon erkennen wer demokratisch gesinnt ist oder nicht.
Wer z.B. wie dieser besagte User, eine Pauschalisierung vornimmt, also praktisch eine generelle Verpflichtung durchsetzen möchte, kann man getrost als totalitär bezeichnen.
Um es vorweg zu nehmen, dies hat nichts mit einem Diskurs tun, dessen Ergebnis eine allgemeine Verpflichtung sein könnte, die einem selber hilft. Stichwort Straßenverkehr und Regeln z.B.

#22:  Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 13.08.2009, 01:02
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atheist666 hat folgendes geschrieben:
Oder vielleicht doch, ganz kurz.

Für mich fängt der Totalitarismus schon bei dem Einzelnen und bei Kleinigkeiten an. Denn hier kann man schon erkennen wer demokratisch gesinnt ist oder nicht.
Wer z.B. wie dieser besagte User, eine Pauschalisierung vornimmt, also praktisch eine generelle Verpflichtung durchsetzen möchte, kann man getrost als totalitär bezeichnen.
Um es vorweg zu nehmen, dies hat nichts mit einem Diskurs tun, dessen Ergebnis eine allgemeine Verpflichtung sein könnte, die einem selber hilft. Stichwort Straßenverkehr und Regeln z.B.


Bei dem konkreten user, den Du meinst, gebe ich Dir recht und zwar aus dem Grund, weil er soweit geht, zu fordern, dass Menschen quasi nach Blockwartmanier ihren Nachbarn auf die Pelle ruecken und Einblick in deren Privatbereich nehmen sollen. Die Pflicht zur Hilfeleistung fuer sich in einer akuten Notlage befindliche Mitmenschen wird hier unzulaessig ausgeweitet und instrumentalisiert um gegenseitige Kontrolle unter Nachbarn zu fordern. Insofern hast Du in dem Fall recht.

#23:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 13.08.2009, 02:29
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GermanHeretic hat folgendes geschrieben:
Das Totalitäre geht darüber hinaus, es legt dem Einzelnen ein ethisches Korsett an, quasi bestimmt es Normen für Bereiche, die gar keine Wechselwirkung mit anderen haben. In gesellschaftlichen Rahmen macht man sich verdächtig, wenn man von dieser Norm abweicht. Man macht sich schon verdächtig, wenn man bestimmte Handlungen oder äußere Zeichen unterläßt. Menschenrechte sollen eigentlich genau das verhindern. Wenn ich ein Buch lese oder mir einen Kleidungsstil zulege, frage ich mich nicht, ob ich damit menschenrechtskonform handele. Totalitäre Gedankenstrukturen dagegen machen das Lesen gewisser Bücher oder das Tragen gewisser Kleidung bzw. das Nichtlesen bestimmter Bücher oder das Tragen bestimmter Kleidung zu einer moralischen Sache.

Das heißt, ein System, das nicht-totalitär sein will, muss z.B. auch jeden Kleidungsstil tolerieren? Was ist zum Beispiel mit SS-Uniformen? Oder Nacktheit als Mode?

#24:  Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 13.08.2009, 02:53
    —
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
GermanHeretic hat folgendes geschrieben:
Das Totalitäre geht darüber hinaus, es legt dem Einzelnen ein ethisches Korsett an, quasi bestimmt es Normen für Bereiche, die gar keine Wechselwirkung mit anderen haben. In gesellschaftlichen Rahmen macht man sich verdächtig, wenn man von dieser Norm abweicht. Man macht sich schon verdächtig, wenn man bestimmte Handlungen oder äußere Zeichen unterläßt. Menschenrechte sollen eigentlich genau das verhindern. Wenn ich ein Buch lese oder mir einen Kleidungsstil zulege, frage ich mich nicht, ob ich damit menschenrechtskonform handele. Totalitäre Gedankenstrukturen dagegen machen das Lesen gewisser Bücher oder das Tragen gewisser Kleidung bzw. das Nichtlesen bestimmter Bücher oder das Tragen bestimmter Kleidung zu einer moralischen Sache.

Das heißt, ein System, das nicht-totalitär sein will, muss z.B. auch jeden Kleidungsstil tolerieren? Was ist zum Beispiel mit SS-Uniformen? Oder Nacktheit als Mode?



SS-Uniformen sind kein "Kleidungsstil", sondern mit Symbolen einer verbotenen Organisation uebersaet. Bomberjacken und Springerstiefel waere beispielsweise ein "Kleidungsstil" und ein Verbot waere hier meines Erachtens kontraproduktiv und mit einer freien offenen Gesellschaft nicht zu vereinbaren, obwohl ich die Gesinnung, die solchermassen Gekleidete meist damit demonstrieren wollen, zutiefst ablehne. Diese muss aber politisch bekaempft werden. Mit Kleiderverboten erreicht man da gar nix.

Gruss, Bernie

#25:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 13.08.2009, 03:30
    —
beachbernie hat folgendes geschrieben:
SS-Uniformen sind kein "Kleidungsstil", sondern mit Symbolen einer verbotenen Organisation uebersät.

Ja, sicher. Das Problem ist aber doch ein ganz anderes, nämlich wie weit einen die Sache mit dem Kleidungsstil dann noch als Kriterium für Totalitarismus trägt. Zuerst nennt man Kleidungsverbote als Kriterium für Totalitarismus. Dann weicht man das als Kriterium wieder auf, indem man sagt, dass Kleidungsverbote unter gewissen Umständen auch nicht-totalitär oder gar ein berechtigter Schutz gegen Totalitarismus sein können. Und ich will das ja überhaupt nicht bestreiten. Aber das heißt doch nur, dass das Vorhandensein eines Verbotes von Kleidungsstilen als Kriterium für Totalitarismus nicht ausreicht. Man müsste versuchen, das, worauf GermanHeretic hinauswill, so zu formalisieren, dass es eindeutige Zuordnungen erlaubt. Ansonsten kann man den Totalitarismusbegriff als Basis von Urteilen auch gleich vergessen.

Was ist eigentlich dein Kriterium, um zwischen einer Bekleidung, die kein "Kleidungsstil" ist, und einer Bekleidung, die ein "Kleidungsstil" ist, zu unterscheiden?

#26:  Autor: Tarvoc BeitragVerfasst am: 13.08.2009, 03:46
    —
Ach ja, und was sagst du eigentlich zu der Nacktheits-Sache?

#27:  Autor: Kramer BeitragVerfasst am: 13.08.2009, 04:11
    —
Tarvoc hat folgendes geschrieben:

Ja, sicher. Das Problem ist aber doch ein ganz anderes, nämlich wie weit einen die Sache mit dem Kleidungsstil dann noch als Kriterium für Totalitarismus trägt.


Ein Kriterium für Totalitarismus ist es dann, wenn der Kleidungsstil nur deshalb reglementiert wird, weil diese Art zu kleiden nicht erwünscht ist. Davon muss man denotative oder abgeleitete konnotative vermittelte Botschaften durch Kleidung trennen. Ein T-Shirt, auf dem ein Mordaufruf für einen bestimmten Politiker aufgedruckt ist, ist eben nicht nur ein Kleidungsstück, sondern vor allem ein Aufruf zu einer Straftat. Wenn dieser Aufruf mit einem bestimmten, eindeutig erkennbaren Sybmbol verbunden ist, dann ist auch auf T-Shirts, die nur das Symbol enthalten, konnotativ der Aufruf zur Straftat vorhanden. Das ist aber kein Kleidungsstil, sondern Ausdruck einer bestimmten - in diesem Fall einer rechtswidrigen - Einstellung. Mit der Ausrede "Ich trage gerne T-Shirts, das ist mein Kleidungsstil" kann sich da keiner rausreden.

#28:  Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 13.08.2009, 06:45
    —
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Ach ja, und was sagst du eigentlich zu der Nacktheits-Sache?


Das halte ich fuer einen Anachronismus, der sich allerdings nur schwer beseitigen laesst. Ist mit Kleiderordnungen aus politisch-religioesen Gruenden wie z.B. Kopftuchzwang oder -verbot, nur sehr bedingt vergleichbar.

P.S.: Bei der SS-Uniform geht es um das Verbot einer Organisation und damit auch ihrer Symbole. Das hat mit "Stilfragen" nun wirklich nicht allzuviel zu tun. Eine SS-Uniform ohne jegliche Hoheitszeichen des dutzendjaehrigen Reiches und SS-Symbolen waere meines Wissens nicht vom Verbot betroffen, es waere dann naemlich keine SS-Uniform mehr, sondern eine Uniform im Stil der SS-Uniform. Im Uebrigen halte ich es fuer etwas daneben das Verbot totalitaerer Organisationen inklusive ihrer Symbole als totalitaer zu bezeichnen. Da beisst sich was ganz verteufelt in den eigenen Schwanz.

Gruss, Bernie

#29:  Autor: GermanHeretic BeitragVerfasst am: 13.08.2009, 08:02
    —
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
GermanHeretic hat folgendes geschrieben:
Totalitäre Gedankenstrukturen dagegen machen das Lesen gewisser Bücher oder das Tragen gewisser Kleidung bzw. das Nichtlesen bestimmter Bücher oder das Tragen bestimmter Kleidung zu einer moralischen Sache.

Das heißt, ein System, das nicht-totalitär sein will, muss z.B. auch jeden Kleidungsstil tolerieren? Was ist zum Beispiel mit SS-Uniformen? Oder Nacktheit als Mode?

Wenn man Indizien als hinreichende Kritierien nehmen möchte, wo wir wohl alle wissen, daß man die Realität am Ende weniger schwarz-weiß beurteilen muß - ja.
Durch das Tragen einer SS-Uniform oder seiner Haut wird niemand anderes geschädigt. Manche Leute mögen sich pikiert und unwohl fühlen, wenn sie das sehen, aber das geht mir bei Kerlen in rosa Hemden, fetten Weibern mit bauchfreien Tops, braunen Schuhen zu schwarzen Hosen und Burkas genauso, käme aber nie auf die Idee, das mit einer moralischen oder gar juristischen Frage zu verbinden. Ansonsten siehe die übrigen Antworten oben.
Aus aktuellem Anlaß ein Beispiel, das nicht gleich aus politisch-historischen oder sexuellen Gründen zu Ekelanfällen führt: Es ist ein Anzeichen für totalitäres Denken, Burkas tragen zu verbieten oder vorzuschreiben.

#30:  Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 13.08.2009, 08:33
    —
GermanHeretic hat folgendes geschrieben:

....Aus aktuellem Anlaß ein Beispiel, das nicht gleich aus politisch-historischen oder sexuellen Gründen zu Ekelanfällen führt: Es ist ein Anzeichen für totalitäres Denken, Burkas tragen zu verbieten oder vorzuschreiben.



unterschreib.



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