tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Hä? Was willst du wieder von mir? |
Wilson hat folgendes geschrieben: | ||
ich hatte eine deiner brillanten erkenntnisse kommentiert. auf der vorherigen seite. |
Zitat: |
Das Ende des Kapitalismus: Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind – und wie wir in Zukunft leben werden
Ulrike Herrmann, geb. in Hamburg, Ausbildung zur Bankkauffrau, Studium von Philosophie und Geschichte, Absolventin der Henri-Nannen-Schule. Seit 2000 Wirtschaftskorrespondentin der taz, Publizistin und Buchautorin zu sozial- und wirtschaftspolitischen Themen. In der letzten Zeit wird sie immer häufiger als Kommentatorin zu politischen Talkshows eingeladen. Einen Namen gemacht hat sie sich nicht zuletzt mit ihren zahlreichen brillanten Vorträge zu Wirtschaftsthemen bei Stiftungen, Instituten, Universitäten etc. Hermann Kapitalismus Original Das Buch ist das Ergebnis Ihrer zwanzigjährigen Beschäftigung mit Kapitalismus. Was fasziniert Sie so daran? Was ist falsch an unserem Bild vom Kapitalismus? Der Kapitalismus ist faszinierend, weil er Wohlstand ermöglicht. Nur im Kapitalismus gibt es dauerhaftes Wachstum pro Kopf. Dieser Wohlstand hat auch immaterielle Folgen, die alle begrüßen: Dazu gehört die Demokratie, die Gleichberechtigung, eine breite Bildung oder eine steigende Lebenserwartung. Falsch ist, dass der Kapitalismus oft mit Ausbeutung gleichgesetzt wird. Mit Sklavenarbeit, Kolonialismus oder dem Massenelend der Lohnarbeiter. Diese Unterdrückung und Knechtschaft war zwar weit verbreitet - aber sie war kein ökonomischer Sachzwang, sondern beruhte auf politischen Entscheidungen. Der Kapitalismus floriert am besten, wenn die Löhne hoch sind und mit dem technischen Fortschritt steigen. Das ist auch völlig logisch: Die Massen müssen gut verdienen, damit sie das nötige Geld haben, um die vielen Waren zu kaufen. Der Kapitalismus hat allerdings eine zentrale Schwäche: Er benötigt Wachstum, um stabil zu sein. In einer endlichen Welt kann man aber nicht unendlich wachsen. Hermann Kapitalismus 2 Der Kapitalismus hat doch bis jetzt auf alles eine Lösung gefunden. Warum sollte das bei der Klimakrise anders sein? Diesmal wird uns die Technik nicht retten. "Grünes Wachstum" ist eine Illusion. Denn die Energieausbeute der Windräder und Solarpaneele wird nicht ausreichen, um eine permanente Expansion zu ermöglichen. Es wird auf "grünes Schrumpfen" hinauslaufen. Aber ohne Wachstum bricht der Kapitalismus zusammen. https://www.kiwi-verlag.de/buch/ulrike-herrmann-das-ende-des-kapitalismus-9783462002553 |
reznor hat folgendes geschrieben: | ||
Meinungen zu Ulrike Herrmann? Hat jemand ihr Buch gelesen? Kann man ihre Position idealkapitalistisch nennen? Was ich in Interviews von ihr gehört habe hört sich ungefähr so: der Kapitalismus hat in der Praxis ungemein viel Gutes für die Menschheit geschafft und geleistet (was auch von Marx und anderen KapitalismuskritikerInnen erkannt wurde, aka Entfesselung der Produktivkräfte etc), ist aber in der Theorie und in ihrer reinen inneren Logik immer noch am besten: hätten es die Herrschenden erkannt wäre es nicht zu politischen Fehlentscheidungen gekommen (Kolonialismus v.a.), die den kapitalistischen Prinzipien zuwiederlaufen, nämlich die: alle verdienen gut, allgemeiner Wohlstand und kaufkräftige Absatzmärkte lassen die Produktion florieren usw usf Gäbe es nur keine Engstirnigen an der Macht, die das alles nicht gecheckt haben, hätte die Erde keine materiellen Grenzen... Der Kapitalismus wird so oder so zu Ende gehen: Klimakrise und Ressourcenmangel lassen keinen unendlichen Wachstum mehr zu. Entweder kaotisch zusammenbrechen (Verteilungskämpfe zwischen verschiedenen Akteuren, Refeudalisierung der Gesellschaft...) oder geplantes Schrumpfen hin zu einer ökölogischen Kreislaufwirtschaft in den materiellen Grenzen unseres Planeten. Andererseits kritisiert Herrmann die Neoklassik (Neoliberalismus), weil sie den Kapitalismus auf das rein Marktwirtschaftliche reduziert (Spieltheoriefetischismus, Warentauschprozesse...) und ihn als historisch gewachsene Gesellschaftsform nicht analysiert oder verstehen will. Und gleichzeitig tut sie das auch wenn sie denselben Kapitalismus aus abstrakten Prinzipien lobt, den Abermillionen leider leider wegen menschlischen Fehlentscheidungen nicht wirklich zu sehen bekommen... aus fehlender Einsicht der MachthaberInnen in diese eigentlich win-win Logik sozusagen. Ganz verstehe ich sie wie gesagt nicht. Würde mich über Austausch oder eine gute Kritik bzw. Rezension des Buches freuen. |
LyMi hat folgendes geschrieben: |
Der Punkt ist, denke ich, daß im Kapitalismus das produziert wurde, was gebraucht wird, um das Leben zu verbessern.
Im Neo- Kapitalismus ( Ich nenne es jetzt mal so ) , das, was man braucht, um andere zu beeindrucken oder ein positives Kaufgefühl zu erzeugen. |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | ||
Sorry, aber das ist doch Käse. Statussymbole gibt es schon wesentlich länger als den Kapitalismus. Aber ein noch gravierenderes Missverständnis besteht hier darin, dass du der Produktionstätigkeit im Kapitalismus Zwecke unterstellst, die sie überhaupt nicht hat, und zwar weder subjektiv noch objektiv. Für die Produzenten im Kapitalismus sind die Interessen und Bedürfnisse der Konsumenten überhaupt nicht eigentlich Zweck ihrer Produktionstätigkeit, sondern Mittel zur Erwirtschaftung von Profit. Wenn die Bedürfnisse der Kunden der eigentliche Zweck wären, dann könnten die Produzenten ihre Produkte auch einfach verschenken bzw. zu Preisen anbieten, die gerade die Produktionskosten decken. Der Zweck der Bedürfnisbefriedigung ihrer Kunden wäre damit erfüllt. Daran, dass das kein Unternehmen macht, siehst du eben schon, dass die Bedürfnisse der Kunden überhaupt nicht der eigentliche Zweck sind. (Zumal ein nicht kaufkraftgedecktes Bedürfnis am Markt noch nicht mal als solches auftaucht.) |
LyMi hat folgendes geschrieben: |
Und auch Profite wurden bisher so erwirtschaftet. |
LyMi hat folgendes geschrieben: |
Bei der Frage ging es aber um Herrmanns Buch, die vorschlägt, die Klimakrise durch Mangelwirtschaft zu bekämpfen. |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | ||||
Es ging mir weniger darum, dass Profite erwirtschaftet werden, sondern darum dass Profit und nicht Bedürfnis im Kapitalismus der Zweck der Produktion ist - und zwar nicht nur der Produktion von Luxusgütern und Statussymbolen, sondern der Produktion von so ziemlich überhaupt allem. Das muss man sich in dieser Diskussion auf jeden Fall klar machen, sonst schätzt man die ganze Problematik zumindest auf ökonomischer Ebene falsch ein.
Dass wir wahrscheinlich alle kürzer treten müssen, wenn wir da durch wollen, ist gut möglich und geschenkt. Nur hat man dann das Problem, dass das im Kapitalismus ein sich selbst verstärkender Kreislauf wäre, weil vom Verkauf von Konsumprodukten bzw. vom Überleben der betreffenden Firmen ja auch eine Menge Jobs abhängen. Man erschafft durch Konsumverzicht also Massenarbeitslosigkeit, und dann wird es plötzlich das kleinste Problem für die Leute, ob sie sich ein Auto kaufen oder mit dem Zug nach Italien fahren, weil sie sich dann nämlich beides abschminken können. Die Sache ist eben die, dass im Kapitalismus überhaupt nicht nach menschlichen Bedürfnissen produziert wird. Und deshalb hat es eben auch nicht unbedingt den gewünschten Effekt, wenn man die Bedürfnisse reduziert, sondern mitunter ganz andere Effekte. Bzw. man darf sich nicht einreden, dass sich so eine Mangelwirtschaft unter Beibehaltung kapitalistischen Wirtschaftens auf sowas wie "bescheidenem Wohlstand" gezielt austarieren ließe. Dafür wäre am ökonomischen System sehr viel mehr zu verändern als nur die Bedürfnisse von Konsumenten. (In der heutigen Welt und selbst in Deutschland wären genügend Leute froh, wenn sie überhaupt auch nur einen bescheidenen Wohlstand hätten!) |
Zitat: |
Politologin Juliane Schreiber
- «Glück ist nicht normal» Gestern, 08:25 Uhr Bei Facebook teilen (externer Link, Popup)Bei Twitter teilen (externer Link, Popup)Mit Whatsapp teilen Dieser Artikel wurde 30-mal geteilt. Es bestehe ein gesellschaftlicher Glückszwang, schreibt Politologin Juliane Marie Schreiber in ihrem Buch «Ich möchte lieber nicht». Doch wenn wir immer nur uns selbst optimieren, versäumen wir es, unsere Lebensverhältnisse zu verbessern. Deshalb fordert Schreiber: Wir müssen mehr schimpfen. |
Zitat: |
Wenn wir sagen: «Es liegt immer nur am eigenen Mindset», ist das sehr kurz gedacht. Andere Faktoren, die über unser Glück bestimmen – soziale Chancen, Ungleichheit, Herkunft – werden dann nicht berücksichtigt. Das kritisiere ich. Wem nützt es denn, wenn wir alle individuell nach Glück streben? Der Status Quo profitiert natürlich davon, wenn wir dem Individuum das Gefühl geben, es sei für alles selbst verantwortlich. Das ist politisch eingebettet in unsere neoliberale, spätkapitalistische Struktur. Ich glaube aber, dass Bedingungen erfüllt sein müssen, damit wir uns entfalten können: Es braucht gute Bildung, gute Gesundheitsversorgung. Diese Aspekte thematisieren wir gerade nicht genug. (...) Wir suchen die Kämpfe zu stark innen und müssten wieder mehr nach aussen gehen. Ein Beispiel dafür ist Überarbeitung: Die meisten von uns würden eher in ein Coaching gehen und an ihrer Resilienz oder ihrem Zeitmanagement arbeiten, statt die Arbeitsbedingungen zu kritisieren. Das Artikulieren des Unmuts ist ganz wichtig. (...) Schimpfen ist eine vorpolitische Artikulation. Eine pessimistische Lebenseinstellung macht also handlungsfähiger? Ich fasse es gerne mit dem Schriftsteller Antonio Gramsci zusammen: «Pessimums des Verstandes, Optimismus des Willens»: Wir müssen kritisch darin sein, wie wir die Welt betrachten. Wir dürfen uns nichts vormachen, wir dürfen die Welt nicht schönreden. In einem zweiten Schritt sollten wir dann die Welt verändern. |
Wilson hat folgendes geschrieben: | ||
https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/politologin-juliane-schreiber-glueck-ist-nicht-normal
(mit video)
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Wilson hat folgendes geschrieben: | ||
ha! |
jdf hat folgendes geschrieben: |
I would prefer not to. |
Zitat: |
Hand aufs Herz: Wie oft hast du dir gewünscht, im Lotto zu gewinnen und plötzlich im Geld zu schwimmen? Weil sich dann ja ALLE deine Probleme in Luft auflösen würden und du der glücklichste Mensch auf Erden wärst.
Es gibt wahrscheinlich kaum jemanden, dem dieser Gedanke noch nicht durch den Kopf gehuscht ist. Lara Aknin, Michael Norton und Elizabeth Dunn haben herausgefunden: Wir Menschen überschätzen den Einfluss von Reichtum auf unser Wohlbefinden erheblich. Während die Studienteilnehmer das tatsächliche Glücksniveau für den mittleren und hohen Einkommensbereich relativ gut vorhersagten, überschätzten sie die emotionalen Kosten eines geringeren Einkommens enorm. Sie gingen beispielsweise davon aus, dass zwischen einem Jahresgehalt von 25.000 und 55.000 US-Dollar drastische Unterschiede im Glückslevel bestehen müssten – was überhaupt nicht der Fall war. Natürlich ist Geld nicht komplett irrelevant. Wir müssen ja irgendwie über die Runden kommen. Allerdings macht es nicht annähernd so glücklich, wie wir glauben. Wenn es um unser Wohlbefinden geht, sind andere Dinge viel, viel wichtiger. |
Wilson hat folgendes geschrieben: |
https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/politologin-juliane-schreiber-glueck-ist-nicht-normal
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Zitat: |
Die meisten von uns würden eher in ein Coaching gehen und an ihrer Resilienz oder ihrem Zeitmanagement arbeiten, statt die Arbeitsbedingungen zu kritisieren. |
vrolijke hat folgendes geschrieben: | ||
https://soulsweet.de/blog/gluecksforschung/ |
Zitat: |
Hand aufs Herz: Wie oft hast du dir gewünscht, im Lotto zu gewinnen und plötzlich im Geld zu schwimmen? Weil sich dann ja ALLE deine Probleme in Luft auflösen würden und du der glücklichste Mensch auf Erden wärst.
Es gibt wahrscheinlich kaum jemanden, dem dieser Gedanke noch nicht durch den Kopf gehuscht ist. |
Zitat: |
Lara Aknin, Michael Norton und Elizabeth Dunn haben herausgefunden: Wir Menschen überschätzen den Einfluss von Reichtum auf unser Wohlbefinden erheblich. |
Zitat: |
.... Natürlich ist Geld nicht komplett irrelevant. Wir müssen ja irgendwie über die Runden kommen. Allerdings macht es nicht annähernd so glücklich, wie wir glauben. Wenn es um unser Wohlbefinden geht, sind andere Dinge viel, viel wichtiger. |
astarte hat folgendes geschrieben: | ||||
Also für mich sind sowohl die Zitate von Wilson von dieser Politologin, als auch das Zitat von vrolijke banal und flach. Und teilweise Quark.
Dazu: Von wem labert die? Kein halbwegs vernünftiger Mensch bestreitet, dass gute Bildung, gute Gesundheitsversorgung und vieles mehr absolut wichtig sind, und wo lebt die, wenn sie meint, das wird nicht thematisiert?
Also ich sehe eher zu viele unzufriedene Jammerer, als solche wie die Tante beschreibt. Brauchen würden wir aber vernünftige, konstruktive Kritiker, die sich auch politisch engagieren als immer nur über "die da oben" rum zu jammern, und "Protest" zu wählen. Die machen nämlich genau gar nichts besser, im Gegenteil. |
Wilson hat folgendes geschrieben: |
wie lange soll das denn noch THEMATISIERT werden? |
astarte hat folgendes geschrieben: | ||
Du fandest doch das Zitat gut, wo die behauptet, es würde zu wenig thematsiert. Jetzt doch nicht mehr? Dann frag doch deine Politologin. |
vrolijke hat folgendes geschrieben: | ||||
https://soulsweet.de/blog/gluecksforschung/
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | ||||||
Ja und? Was soll damit jetzt gesagt sein? Also weil jeder mal davon geträumt hat, eine Million im Lotto zu gewinnen (mal angenommen, das sei tatsächlich der Fall), sind all die realen Gründe für Zorn und Verbitterung einfach irrelevant. Es macht gar nichts, dass rechte Parteien im Westen im Aufstieg begriffen sind und dass überhaupt sämtliche Parteien und anscheinend große Teile der Gesellschaft auf den Klimawandel scheißen. Dass für den Profit großer Unternehmen die Ausbeutung von Mensch und Natur jedes Jahr weiter forciert wird. Dass die Dynamik des neoliberalen Kapitalismus jede Form von Gemeinschaft oder solidarischen Institutionen hinwegfegt und die Menschen vereinsamt und völlig entfremdet voneinander zurücklässt. Dass im Namen nationaler Interessen inzwischen auch im Westen die Meinungsfreiheit ausgehöhlt wird. Dass das weltweite Urheberrechtsregime sämtliche Kreativität systematisch zerstört und die Menschen von Software abhängig macht, auf die sie gar keinen Einfluss mehr haben. Dass Digitalisierung und künstliche Intelligenz praktisch ausschließlich zur Überwachung und Beherrschung menschlichen Verhaltens und zur Ersetzung menschlicher Arbeitskraft eingesetzt werden und nicht ausnahmsweise mal zur Verbesserung des menschlichen Lebens. Dass Menschen weltweit zu Millionen in Sweatshops und Fabrikstädten zu Arbeitsbedingungen schuften müssen, die an Sklaverei grenzen. Dass so ziemlich im ganzen globalen Süden Hunger noch ein echtes gesellschaftliches Problem ist. Dass Menschen zu hunderttausenden im Mittelmeer ersaufen, in Kriegen brutal hingeschlachtet werden oder in Folterkellern verenden. Aber klar, sämtliche Fragen, über die man sich empören oder über die man schimpfen könnte, reduzieren sich ausschließlich auf die Frage, ob die "innere Einstellung" wichtiger ist als das eigene Bankkonto. Was genau ist das eigentlich für eine "innere Einstellung", die mit diesem ganzen Zeug klar kommt und darüber auch noch glücklich zu sein vermag? Überhaupt setzt der ganze Diskurs von dir das Streben nach "individuellem Glück" als Zweck voraus. Vergiss mal das individuelle Glück: Du glaubst gar nicht, wie viel von dem, was ich über die Welt und was in ihr so vorgeht weiß, ich jede Nacht absichtlich zu vergessen versuchen muss, um auch nur einschlafen zu können. An individuelles Glück ist da noch nicht mal zu denken. Die "innere Einstellung", von der du redest, scheint mir einfach eine Abstumpfung bis hin zur Unempfindlichkeit gegenüber der Welt sein. Mit Verlaub: Ich halte das Streben nach dieser Art von individuellem Glück nicht nur für fruchtlos, sondern darüber hinaus für mindestens potenziell unethisch. Die Ratschläge auf der Website sind übrigens auch zum Teil unethisch und noch dazu absurd: "Kauf dir Erfahrungen statt Dinge." - Als ob Dinge nicht die Mittel des Zugangs zu Erfahrungen wären und als ob die Notwendigkeit des Kaufens bestimmter Dinge nicht davon abhinge, welche Erfahrungen man zu machen wünscht. Wieso ist jetzt eigentlich plötzlich doch wieder das Kaufen so relevant, ich dachte, das Bankkonto sei gar kein Glücksgarant? Man möchte beinahe sagen: Hauptsache du kaufst! Dabei gab es noch bis ins Neunzehnte Jahrhundert Denker von sehr viel größerem Kaliber als die Autoren dieser Website (man denke nur an Schopenhauer), die den Menschen ganz im Gegensatz dazu Askese - also gerade Nichterleben! - als Weg zum individuellen Glück anempfohlen, und das keineswegs ohne Berechtigung! Das nächste ist auch gut: "Nutze deine Stärken!" - Wenn das nicht reine Tautologie sein soll, wäre doch bitte dazu zu sagen, wozu man die eigenen Stärken nutzen soll. Vielleicht um sich in die ganzen Dinge einzumischen, die ich oben aufgezählt habe? Dann müsste man aber verstehen, dass jedes effektive Einmischen nicht nur mit dem Schimpfen anfängt, sondern von ihm auch die ganze Strecke begleitet wird wie von einem anhänglichen Hündchen. Der neunte Ratschlag - "Hilf anderen und du hilfst dir selbst" - ist dementsprechend auch der einzige, den man ohne Vorbehalt unterschreiben kann. Genauer gesagt habe ich gegenüber diesem Ratschlag weniger Vorbehalte als die Website selbst, oder besser gesagt weniger perspektivische Verkürzung. Denn wie soll man laut diesem Text anderen Menschen helfen? Damit, dass man Geld für sie ausgibt. Damit kauft man sich das eigene individuelle Glücksgefühl des Geholfenhabens, das natürlich auch hier wieder im Vordergrund steht, - ausgerechnet in dem Paragraphen, wo es um andere gehen soll! Ein Wort der Warnung zu diesem Ratschlag: Wer das Richtige aus falschen Gründen tut, verdirbt das Werk! Zieht sich jemand, der sich nur um des eigenen individuellen Glücks wegen zur Hilfe anderer entscheidet, denn nicht von dieser Hilfe zurück und lässt den anderen wieder allein, sobald sie beginnt, ihm Unannehmlichkeiten zu bereiten? Überhaupt affirmiert selbst dieser neunte Abschnitt, in dem es um die Solidarität mit Mitmenschen geht, immer noch genau das, was der Text ursprünglich eigentlich noch zu bestreiten sich anschickte: die Allmacht des Geldes. Ob nun für materielle Reichtümer oder für das Glücksgefühl, anderen geholfen zu haben: Glück ist eben doch eine Frage des Geldes und nicht der "inneren Einstellung", so das ungewollte Fazit des Texts, und lediglich die Frage, wofür man dieses Geld am besten ausgibt, soll zur Diskussion stehen. Warum man überhaupt nach individuellem Glück streben sollte, beantwortet auch der Text nicht. Und darauf lautet eben die richtige, Melvillesche Antwort: I would prefer not to. |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | ||||||
Ja und? Was soll damit jetzt gesagt sein? Also weil jeder mal davon geträumt hat, eine Million im Lotto zu gewinnen (mal angenommen, das sei tatsächlich der Fall), sind all die realen Gründe für Zorn und Verbitterung einfach irrelevant. Es macht gar nichts, dass rechte Parteien im Westen im Aufstieg begriffen sind und dass überhaupt sämtliche Parteien und anscheinend große Teile der Gesellschaft auf den Klimawandel scheißen. Dass für den Profit großer Unternehmen die Ausbeutung von Mensch und Natur jedes Jahr weiter forciert wird. Dass die Dynamik des neoliberalen Kapitalismus jede Form von Gemeinschaft oder solidarischen Institutionen hinwegfegt und die Menschen vereinsamt und völlig entfremdet voneinander zurücklässt. Dass im Namen nationaler Interessen inzwischen auch im Westen die Meinungsfreiheit ausgehöhlt wird. Dass das weltweite Urheberrechtsregime sämtliche Kreativität systematisch zerstört und die Menschen von Software abhängig macht, auf die sie gar keinen Einfluss mehr haben. Dass Digitalisierung und künstliche Intelligenz praktisch ausschließlich zur Überwachung und Beherrschung menschlichen Verhaltens und zur Ersetzung menschlicher Arbeitskraft eingesetzt werden und nicht ausnahmsweise mal zur Verbesserung des menschlichen Lebens. Dass Menschen weltweit zu Millionen in Sweatshops und Fabrikstädten zu Arbeitsbedingungen schuften müssen, die an Sklaverei grenzen. Dass so ziemlich im ganzen globalen Süden Hunger noch ein echtes gesellschaftliches Problem ist. Dass Menschen zu hunderttausenden im Mittelmeer ersaufen, in Kriegen brutal hingeschlachtet werden oder in Folterkellern verenden. Aber klar, sämtliche Fragen, über die man sich empören oder über die man schimpfen könnte, reduzieren sich ausschließlich auf die Frage, ob die "innere Einstellung" wichtiger ist als das eigene Bankkonto. Was genau ist das eigentlich für eine "innere Einstellung", die mit diesem ganzen Zeug klar kommt und darüber auch noch glücklich zu sein vermag? Überhaupt setzt der ganze Diskurs von dir das Streben nach "individuellem Glück" als Zweck voraus. Vergiss mal das individuelle Glück: Du glaubst gar nicht, wie viel von dem, was ich über die Welt und was in ihr so vorgeht weiß, ich jede Nacht absichtlich zu vergessen versuchen muss, um auch nur einschlafen zu können. An individuelles Glück ist da noch nicht mal zu denken. Die "innere Einstellung", von der du redest, scheint mir einfach eine Abstumpfung bis hin zur Unempfindlichkeit gegenüber der Welt sein. Mit Verlaub: Ich halte das Streben nach dieser Art von individuellem Glück nicht nur für fruchtlos, sondern darüber hinaus für mindestens potenziell unethisch. Die Ratschläge auf der Website sind übrigens auch zum Teil unethisch und noch dazu absurd: "Kauf dir Erfahrungen statt Dinge." - Als ob Dinge nicht die Mittel des Zugangs zu Erfahrungen wären und als ob die Notwendigkeit des Kaufens bestimmter Dinge nicht davon abhinge, welche Erfahrungen man zu machen wünscht. Wieso ist jetzt eigentlich plötzlich doch wieder das Kaufen so relevant, ich dachte, das Bankkonto sei gar kein Glücksgarant? Man möchte beinahe sagen: Hauptsache du kaufst! Dabei gab es noch bis ins Neunzehnte Jahrhundert Denker von sehr viel größerem Kaliber als die Autoren dieser Website (man denke nur an Schopenhauer), die den Menschen ganz im Gegensatz dazu Askese - also gerade Nichterleben! - als Weg zum individuellen Glück anempfohlen, und das keineswegs ohne Berechtigung! Das nächste ist auch gut: "Nutze deine Stärken!" - Wenn das nicht reine Tautologie sein soll, wäre doch bitte dazu zu sagen, wozu man die eigenen Stärken nutzen soll. Vielleicht um sich in die ganzen Dinge einzumischen, die ich oben aufgezählt habe? Dann müsste man aber verstehen, dass jedes effektive Einmischen nicht nur mit dem Schimpfen anfängt, sondern von ihm auch die ganze Strecke begleitet wird wie von einem anhänglichen Hündchen. Der neunte Ratschlag - "Hilf anderen und du hilfst dir selbst" - ist dementsprechend auch der einzige, den man ohne Vorbehalt unterschreiben kann. Genauer gesagt habe ich gegenüber diesem Ratschlag weniger Vorbehalte als die Website selbst, oder besser gesagt weniger perspektivische Verkürzung. Denn wie soll man laut diesem Text anderen Menschen helfen? Damit, dass man Geld für sie ausgibt. Damit kauft man sich das eigene individuelle Glücksgefühl des Geholfenhabens, das natürlich auch hier wieder im Vordergrund steht, - ausgerechnet in dem Paragraphen, wo es um andere gehen soll! Ein Wort der Warnung zu diesem Ratschlag: Wer das Richtige aus falschen Gründen tut, verdirbt das Werk! Zieht sich jemand, der sich nur um des eigenen individuellen Glücks wegen zur Hilfe anderer entscheidet, denn nicht von dieser Hilfe zurück und lässt den anderen wieder allein, sobald sie beginnt, ihm Unannehmlichkeiten zu bereiten? Überhaupt affirmiert selbst dieser neunte Abschnitt, in dem es um die Solidarität mit Mitmenschen geht, immer noch genau das, was der Text ursprünglich eigentlich noch zu bestreiten sich anschickte: die Allmacht des Geldes. Ob nun für materielle Reichtümer oder für das Glücksgefühl, anderen geholfen zu haben: Glück ist eben doch eine Frage des Geldes und nicht der "inneren Einstellung", so das ungewollte Fazit des Texts, und lediglich die Frage, wofür man dieses Geld am besten ausgibt, soll zur Diskussion stehen. Warum man überhaupt nach individuellem Glück streben sollte, beantwortet auch der Text nicht. Und darauf lautet eben die richtige, Melvillesche Antwort: I would prefer not to. |
vrolijke hat folgendes geschrieben: |
Ich trage mehr zu Lebbarkeit der Erde bei, (und so nebenbei zu meinem Glück) wenn ich mein Nachbar die Tür aufhalte, als wenn ich noch so lange Pamphlete abfasse, die gegen den Kapitalismus Stellung ziehen. |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | ||
Ob das Aufhalten der Tür für den Nachbarn zur Lebbarkeit der Erde mehr beiträgt als Beiträge zum Verständnis des wirklichen Funktionierens unserer Wirtschaftsweise und ihres Zusammenhangs mit der gegenwärtigen systematischen Zerstörung der Ökosphäre, ist bestenfalls extrem fragwürdig. Genausogut könntest du sagen, die Tür für den Nachbarn aufzuhalten sei wichtiger für die Lebbarkeit der Erde als Klimaforschung selbst. Überhaupt ist das eine extrem merkwürdige Opposition. Dinge wie Leuten die Tür aufzuhalten gebietet einfach die Höflichkeit und der Anstand. Aber wie Lenin sagen würde: Man soll das eine tun und das andere nicht lassen. |
vrolijke hat folgendes geschrieben: | ||
Ich habe mir echt Mühe gemacht diesen Text zu lesen. .. . |
astarte hat folgendes geschrieben: |
Ich nicht. Ohne Absätze ist diese Wand nicht lesbar. |
vrolijke hat folgendes geschrieben: |
Es geht lediglich darum, was ich ändern kann. |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | ||
Ich hatte den Beitrag von meinem Handy geschrieben. Hab mal Absätze eingefügt. |
astarte hat folgendes geschrieben: | ||||
Danke. Ja, guter Text. |
astarte hat folgendes geschrieben: |
Zu @Wilson sag ich nichts mehr, weil die ja sowieso wieder meilenweit an mir vorbeischreibt. Will ja nicht diskutieren, nicht mal die eigenen Beiträge. |
astarte hat folgendes geschrieben: | ||||
Danke. Ja, guter Text. |
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