Baldur hat folgendes geschrieben: |
Gutti scheint einfaches Collagieren für eine zulässige Form wissenschaftlichen Arbeitems zu halten. |
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Noch erstaunlicher ist es, wenn, wie im Falle Guttenberg, das eine Auge, das kurzsichtige, sich in Richtung Weitsichtigkeit entwickelt, während das andere Auge, das weitsichtige, in seiner Entwicklung die genau umgekehrte Richtung einschlägt. Dies sind Vorgänge, die man nur mit Jesu Wandeln über das Wasser vergleichen kann. Guttenbergs Körper gehört nicht in die Politik, er muss der Wissenschaft zur Verfügung stehen.
Und wenn er doch die Unwahrheit sagt? Heimlich Kontaktlinsen, nein, das wäre die denkbar größte Dummheit. Was ich für möglich halte: Dass Herr Guttenberg auch seine Brille nicht sauber gekennzeichnet und auf verschiedenen Datenträgern abgelegt hat, wie die Zitate in der Doktorarbeit, und sie aufgrund seiner chaotischen Arbeitsweise und seiner Belastung als junger Vater nicht wiederfindet. Nun hat er nicht die Kraft, das sich selbst gegenüber einzugestehen. |
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Auf die Frage, warum es ihn denn zurück nach Deutschland und in die deutsche Politik dränge, sagte er, stolz wie ein Pennäler, er sei schließlich ein "Zoon politikon".
Donnerwetter! Altgriechisch! Aristoteles! Wow! Und dennoch haarscharf daneben. Einfach nur angeberisch. Ein Zoon politikon ist nicht etwa ein politischer Mensch, sondern einfach der Mensch an sich, als geselliges Wesen, jemand, der wie Schaf und Mensch am liebsten in der Herde lebt. Und dabei fiel es mir nachträglich wie Schuppen von den Augen: Hatte Guttenberg nicht einst, im Zenit seiner Laufbahn, auf die Frage, was er denn im Urlaub lesen werde, geantwortet: "Platons Politeia". Und setzte noch einen drauf: "Und zwar im griechischen Original." Fehlte noch: und nicht nur in lateinischer Übersetzung. Heute schäme ich mich, dass ich damals nicht gleich nach diesem Satz von einem ungläubigen Gelächter geschüttelt wurde. Eigentlich hätte mir damals sofort klar sein müssen: Das ist Talmi. Der Mann ist ein Angeber. Ein Hochstapler. Selbst dann, und noch schlimmer, für den Fall, dass er wirklich am Strand, mit oder ohne Brille, Platon gebüffelt hätte. |
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Kurz vor der Bundestagswahl 2013 meldet sich Karl-Theodor von Guttenberg zurück. Als Kanzlerkandidat der Piraten! Er habe einfach erkannt, dass die Partei die richtigen Ziele verfolgt, insbesondere die Abschaffung geistigen Eigentums! Dafür sei er schon länger aktiv! Sobald auf Computern die Gänsefüßchen-Taste entfernt ist, würde er sich neben seiner Kanzlertätigkeit an die Habilitation auf sieben parallelen Computern machen und freue sich bereits jetzt schon auf viele gute Ideen aus dem Netz! |
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"Wetten, dass?" muss nicht sterben, nur weil Thomas Gottschalk geht. Man muss nur den richtigen Moderator finden: medienaffin, sprachgewandt, nicht richtig unintelligent, gutaussehend, mit geschliffenen Umgangsformen – kurz: der perfekte Schwiegersohn.
Dazu das nötige Quantum an Selbstbewusstsein, Selbstverliebtheit und Selbstdarstellungskunst. Und schließlich müssen ihn die Medien lieben, allen voran die Bunte und die Bild-Zeitung. Na? Fällt Ihnen immer noch keiner ein? Ist doch klar: Karl-Theodor zu Guttenberg heißt die Lösung, der Retter der Sendung und damit des ZDF! |
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Die »bloße Politik« gegen das »tiefe Politische«, das kennt man. Seit der Kaiserzeit, seit der wilhelminischen Parlamentarismuskritik, wird diese Unterscheidung gegen die Demokratie in Stellung gebracht, und Thomas Manns Betrachtungen eines Unpolitischen sind dafür das berühmteste (und intelligenteste) Dokument. Die »Politik« gegen das »Politische« – das ist die Entgegensetzung von Geschwätz und Wahrheit, von Oberfläche und Tiefe, von blutleerem Konsens und souveräner Entscheidung, der Entscheidung aus dem Nichts. Es gibt Situationen, so heißt es dann, in denen es nicht wichtig sei, wie entschieden wird, sondern dass überhaupt entschieden wird. Nur der Handstreich verändert die Parameter des Möglichen, er schafft eine Situation, in der Politik wieder möglich ist. |
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Kommt einem das bekannt vor? Handelte Guttenberg nach dem Luftangriff in Kundus und während der Gorch Fock-Affäre als Verteidigungsminister nicht exakt nach diesem Muster? Auch seine Rücktrittsrede zeigt, wie perfekt er das Gegensatzpaar von »bloßer Politik« und »tiefem Politischem« beherrscht. Die Botschaft dieser Rede lautete: Weil hysterische Medien und glanzlose Politiker blind auf den »Fehler« der Doktorarbeit fixiert sind, also auf vordergründige Politik, muss sich der angefeindete Minister aus nationaler Verantwortung dem verdrängten Politischen zum Opfer bringen, dem Krieg in Afghanistan und den dort kämpfenden Soldaten. Indem er sich auf dem Schlachtfeld der Medien heroisch aus der Schusslinie nimmt und auf sein Amt verzichtet, wird der Blick wieder frei für den Ausnahmezustand der deutschen Nation, für die tödliche Konstellation von Freund und Feind am Hindukusch.
Man kann sich leicht ausmalen, wie eine neue Partei auftreten wird, die von einem Guttenberg träumt und das Spiel auf der Klaviatur des »Politischen« virtuos beherrscht. Über die Vorstellung, man könne Wähler mit rationalen Diskursen überzeugen, mit guten Argumenten und schönen Parlamentsdebatten, wird sie naturgemäß nur lachen. Stattdessen wird sie auf Bilder, Gesten und Design setzen, auf Ästhetik und Event, auf situative Politik und Bonapartismus, auf Intimisierung und Glamour, kurz: auf das rationale Kalkül des Irrationalen und den Herzschlag der medialen Erregungsgesellschaft. Dafür braucht die neue Partei nicht nur den ständigen »Ernstfall«, sie braucht auch Feinde, denn in der Feindbestimmung besteht für sie das Wesen des Politischen. Der äußere Feind, so darf man vermuten, ist weiterhin »der Islam«, wahlweise auch China. Auch der innere Feind dürfte schon feststehen: Es ist, neben Sarrazins türkischen Kopftuchmädchen, die »ewige Linke« mit ihren politisch korrekten Tabus, jene postheroischen Spießer, die angeblich das Leben so freudlos machen, so aschgrau und dekadent. Der raffinierteste Schachzug dieser Partei wird allerdings darin bestehen, den Bürgern die »notwendigen Maßnahmen« nicht nur als alternativlos, sondern zugleich als Sieg der Freiheit zu verkaufen, als das schlechthin Wünschenswerte und von allen Erträumte. Kommt es dann zum sozialen Krieg, wird man die Hände in Unschuld waschen und sagen: So ist nun einmal »das Politische«, man muss seinen tragischen Wahrheiten tapfer ins Auge sehen, dem ewigen Wechsel von Sieg und Niederlage, von Krieg und Frieden. Auch Arm und Reich gab es schon immer, und wenn Gott dieses Spiel nicht gefiele, dann hätte er es längst zum Teufel gewünscht. |
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Der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg wird Berater der EU-Kommission zur Stützung von Internetaktivisten in autoritären Staaten. Wie die EU-Kommission am Montag in Brüssel mitteilte, bat die für Digitales zuständige Kommissarin Neelie Kroes zu Guttenberg um Rat, wie Internetnutzer, Blogger und Cyber-Aktivisten gestärkt werden können. (...) |
Sermon hat folgendes geschrieben: |
Guttenberg ist doch bislang eher dafuer bekannt gewesen, Internetzensur zu fordern. |
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | ||
Du tust ja gerade so, als ginge es bei der Tätigkeit eines solchen Politikers um Inhalte. |
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Die Plagiatsvorwürfe kosteten ihn seinen Promotionstitel, ein Verfahren wegen Urheberrechtsverletzung wurde eingestellt. Kritikern gilt zu Guttenberg darüber hinaus als ungeeignet für den neuen Beraterjob, weil sich der Ex-Minister für Websperren und die Vorratsdatenspeicherung ausgesprochen habe.
Zu Guttenberg räumte ein, dass es Spannungen und Diskussionen mit der Netzgemeinde gegeben habe und er selbst den "Mächten des Internets" ausgesetzt gewesen sei. Inhaltlich sei er weiterhin der Ansicht, dass es etwa im Kampf gegen Kinderpornographie eine legitime Handhabe geben müsse, die nicht als Zensur missverstanden werden dürfe. Er sei kein Anhänger einer Demokratie unter dem Motto, dass alles für alle frei sein müsse. |
Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben: | ||
Quelle: FAZ, vom 12-12-2012
Guttenberg wird EU-Berater
:Es gibt keinen Smiley, der so viel kotzen könnte, um hier Platz zu finden: |
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Zu Guttenbergs Verweis, er habe persönlich Erfahrungen mit der Macht des Internets gemacht, sagte der GuttenPlag-Initiator: «Wenn ich mich mitten auf die Straße stelle und vom Auto angefahren werde, heißt das nicht, dass ich Automechaniker bin.»
Etliche Twitter-Nutzer begleiteten die Diskussion mit den Schlagworten (Hashtags) «Lügenbaron» und «fraudster», deutsch: Betrüger. Mathias Schindler (@presroi), im Hauptberuf Projektmanager bei Wikimedia Deutschland, kommentierte sarkastisch, Guttenberg führe «als Qualifikation für Netzsperrenkampf seinen Kampf für Netzsperren an». Vom «Guttenbock zum Gärtner» habe Kroes den Politiker gemacht, meinte Nutzer @ekkemel. |
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | ||
Du tust ja gerade so, als ginge es bei der Tätigkeit eines solchen Politikers um Inhalte. |
esme hat folgendes geschrieben: | ||||
Nein, natürlich nicht, aber hier geht es ja gerade um die Optik. Offensichtlich soll er aufgrund von Beziehungen einen EU-Job bekommen, in der Situation werden dann die Komissare gefragt, wer irgendetwas Unwichtiges hat, was keinen Menschen interessiert. Deswegen ist es immer besonders entlarvend, was denen dann gegeben wird. |
Mad Magic hat folgendes geschrieben: |
Was da für Platzpatronen im EU-Parlament was zu sagen haben! Ich fasse das alles nicht mehr.
Ich wusste ja, dass es schlimm ist, aber sooo schlimm? Die Muppetshow ist ja ein Dreck dagegen. Ich muss auswandern glaube ich, weit weg von diesem Irrsinn, es sei denn ihr überzeugt mich davon, dass er lediglich einen geheimen Deal mit der Unterhaltungsindustrie, Abteilung Kabarett und Satire, ausgehandelt hat. |
zelig hat folgendes geschrieben: |
Bisschen OT, aber gestern in Hart aber Fair, wo es viel um den Vonundzu ging, hat mir vor allem wieder mal Jutta Ditfurth mit ihren Analysen gefallen. |
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Eine breite Grundlage für Arbeitstreffen, wie sie Guttenberg angekündigt hat, sehen die Aktivisten nicht: "Wir sehen keinen Grund, uns mit einem betrügerischen Aufschneider zu treffen, der nicht einmal zugeben kann, dass er abgeschrieben und gelogen hat und sich nun als Retter des Internet aufspielt", sagte Frank Rieger, Sprecher des Chaos Computer Club, der "Welt". Guttenberg werde "mit Sicherheit kein Ansprechpartner für die politische und akademische Netzcommunity werden, höchstens für geltungssüchtige Social-Media-Blender", urteilte Rieger. |
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Netzpolitik liegt Guttenberg tatsächlich am Herzen – doch besonders freiheitlich waren seine Ansichten bisher nicht
Das sieht auch padeluun, Gründer und Vorsitzender des Datenschutzvereins FoeBud sowie sachverständiges Mitglied der Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft im Bundestag, ähnlich. Guttenbergs neue Anstellung sei nicht mehr als ein „Praktikum mit Reisekostenzuschuss“, fachlich befähige ihn überhaupt nichts zum Netzberater. „Da gibt es andere Politiker in Deutschland, die man hätte berufen können, Dorothee Bär (CSU), zum Beispiel.“ Doch Kroes hat sich für den geltungsbedürftigen Franken entschieden. Warum? Das Thema Netzpolitik liegt Guttenberg tatsächlich am Herzen, doch in einer völlig anderen Weise, als es die liberale Kommissarin Neelie Kroes bislang verfolgte. Guttenberg ist als nicht näher definierter „herausragender Staatsmann“ Mitglied des amerikanischen Thinktanks „Center for Strategic and International Studies“ (CSIS), einer den Republikanern nahe stehenden Denkfabrik in Washington. Immer wieder gab es zwischen der EU und den USA Konflikte über die Weitergabe von Daten zur Terrorismusbekämpfung. Nicht wenige befürchten nun, dass die Platzierung des Freiherren in Brüssel ein geschickter Coup der amerikanischen Datenlobby sein könnte. padeluun meint: „Guttenberg hat sich bisher klar auf eine Seite geschlagen; die der Überwachung und Kontrolle. Er ist als amerikanischer Lobbyist in Brüssel“. |
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Guttenbergs Erfolg beruht darauf, dass viele Wähler den Unterschied zwischen Fehler und Betrug nicht erkennen mögen. Ihnen ist ausgerechnet der deutsche Politiker, der in jüngerer Zeit wohl am dreistesten und ausschließlich zum persönlichen Vorteil gelogen hat, ein Wahrheitssprecher in einem Meer politischer Unehrlichkeiten.
Der Adelige, der wissenschaftliche Standards korrumpierte - er gilt als unbestechlich, weil er reich geboren wurde. Darum hat übrigens auch die Staatsanwaltschaft Hof die Ermittlungen gegen ihn eingestellt: Der erschlichene Doktortitel habe ja erkennbar nicht dem Geldverdienen gedient. Die Personalie Guttenberg ist voller solcher Paradoxien. Schon das macht den Mann reizvoll. Deshalb werden die Zeitungen mit Guttenberg vollgeschrieben, kaum dass er irgendwo in ein Mikrofon spricht. Auch das nächste Mal wird die allgemeine Faszination über die Guttenberg'schen Widersprüche - und sei es bloß sein Größenwahn - wieder in die mediale Darstellung schwappen. |
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Guttenberg mag verwirrt sein, mit der Wahrheit stets auf Kriegsfuß stehen, weder Sorgfalt noch Überblick haben – als Parvenü des Verblendungszusammenhangs und als nützlicher Idiot der Herrschaftselite taugt er prächtig und ist unersetzlich. Klar liegt das vor aller Augen – Täuschung ausgeschlossen. Guttenbergs einzige Realität ist diejenige des Spektakels, das als solches nicht mehr hinterfragt werden soll und in der Breite wohl auch nicht hinterfragt werden kann. Dafür sorgen unisono Bild, Zeit und was sonst noch so unsere Illusionswelt bedient. Mit Guttenbergs Abgang verlor die Klasse der kapitalistischen Magier einen ihrer wichtigsten Illusionisten. Das wird jetzt rückgängig gemacht. In Italien wird sich ein neuer Berlusconi finden. |
Sermon hat folgendes geschrieben: |
Guttenberg-Comeback: Seehofer rollt den roten Teppich aus |
Zitat: |
Bemerkenswert ist, dass Guttenberg und Wulff tatsächlich "kein Thema" haben, nicht einmal eines vortäuschen. Eine politische Idee oder gar eine Haltung ist bei ihnen nicht zu erkennen. Sie verteidigen keines ihrer "Anliegen", wenn diese Verteidigung Kritik hervorrufen könnte. Kontroversen gehen sie aus dem Weg. An politischen Topoi haben sie keinen Spaß. Zweck ihres politischen Arbeitens ist ausschließlich ihre eigene Karriere. |
Zitat: |
Wie in der Kunst ist die Ausbreitung des Dilettantismus in der Politik ein Phänomen der jüngeren Geschichte, die Folge einer ideellen Gewichtsverlagerung. Mit der Einrichtung der bürgerlichen Gesellschaft, ihrer bisweilen krisenüberschatteten, aber doch stetigen materiellen und konstitutionellen Festigung hat sich das sachliche Interesse an der zukunftsgestaltenden Politik zunehmend verloren, während zugleich Strukturen entstanden, die es dem Einzelnen erlauben, sich mit individueller Absicht für die Existenz des Politikers zu entscheiden. Es geht ihnen um die Rolle, in der sie sich zur Geltung bringen möchten, nicht um das Verfechten von Ideen. Diese werden nur mehr eingesetzt wie die Versatzstücke einer Theaterdekoration. Sie dekorieren die Szene und kostümieren den Mimen. |
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