Kramer hat folgendes geschrieben: | ||
Ich bestreite ja gar nicht, dass es einen Placeboeffekt gibt. Ich bezweifele nur, ob er in der Verschreibungspraxis immer zum tragen kommt. Wenn ein Medikament getestet wird, mag das noch der Fall sein, denn ich gehe mal davon aus, dass der Patient darüber aufgeklärt wird, dass er an einer Studie teilnimmt, also ein neues Medikament erhält und warum er es erhält. Diese Pille wird nicht einfach mal so nebenbei verschrieben, sondern erweckt schon durch das Umfeld der Testsituation eine Erwartungshaltung, die in der alltäglichen Anwendung keine oder eine kleinere Rolle spielt. |
Zitat: |
Man kann das auch direkter ausdrücken und feststellen, dass jeder Kontakt zwischen Therapeut und Patient, selbst, wenn der nur in Form der Verordnung und dann schriftlich in Form des Beipackzettels eine verordneten Medikamentes erfolgt, einen irgendwie gearteten Placeboeffekt zur Folge hat. Klassische Medizin erkennt man heute allerdings noch daran, dass sie noch nur wenig Anstrengung unternimmt, um ihn zu maximieren. |
fwo hat folgendes geschrieben: |
Du siehst die Kommunikation, die da abläuft, zu sehr auf der bewussten Ebene und direkt zwischen den Personen - aber da läuft bei uns noch mehr ab, dessen wir uns nicht so bewusst sind. Als Beispiel: Schon das Rezept, dass Du in Händen hältst, ist eine Nachricht, dass sich da jemand um Dich kümmert, zu dem Du Vertrauen hast. Du hast das Rezept zwar über ein Webportal bestellt, aber das ist die Praxis von Dr. X, bei dem Du Patient bist, der Dich kennt usw. |
narr hat folgendes geschrieben: |
Was spricht dagegen zu untersuchen, was genau bei Akupunktur wirkt, also letztlich den Placebo-Effekt weiter zu untersuchen? |
Kramer hat folgendes geschrieben: | ||
Da sind schon einige Annahmen drin, die nicht in jedem Fall zutreffen müssen. Wenn der Arzt ein Facharzt ist, zu dem Dich Dein Hausarzt gerade erst überwiesen hat, dann muss sich ein Vertrauensverhältnis ja erst noch entwickeln. Wenn man in einer Gemeinschaftspraxis landet, hat man den Arzt, der das Rezept ausstellt u.U. noch nie zu Gesicht bekommen. Ausserdem können da - auch auf der unbewussten Ebene - viele Dinge passieren, die das Vertrauen in die Medizin bzw. die behandelnden Ärzte untergraben. Oft reicht da schon der vielsagende Blick des Facharztes, nachdem er gefragt hat, bei welchem Hausarzt man in Behandlung ist. Mit den Rezepten ist das ja auch so eine Sache. Ich kenne Arztpraxen, da liegen die Blankoformulare bereits unterschrieben bei den Sprechstundenhilfen in der Schublade. Das (Nach-)Verschreiben ist da kein "Kümmern", das ist ein automatisierter (und sehr fehlerbehafteter) Vorgang. |
fwo hat folgendes geschrieben: |
Ich glaube zwar, dass Du da Unterschwelliges, wie das Vertrauen, dass Du (auch Dir selbst) durch den Gang in diese Institution zeigst, unterschätzt - schon das reine Handeln hat auch wieder Rückwirkungen auf die Einstellung - aber mit Arztpraxen hast Du letztlich anscheinend mehr Erfahrung als ich. |
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