Tunesien, Ägypten, Libyen, Syrien, Jemen... - Der Nahe Osten brennt lichterloh
Wähle Beiträge von
# bis # FAQ
[/[Drucken]\]
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3, ... 17, 18, 19  Weiter  :| |:
Freigeisterhaus -> Politik und Geschichte

#31: Re: Tunesien, Ägypten, Libyen, Syrien, Jemen... - Der Nahe Osten brennt lichterl Autor: CriticWohnort: Arena of Air BeitragVerfasst am: 15.09.2011, 00:01
    —
Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben:
Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben:
Baldur hat folgendes geschrieben:

... wer hat eine Meinung?

Schulterzucken


Ich bin zwar nicht die Linke in Europa - nur ein Mitglied der Deutschen Linkspartei; aber als solches habe ich die Meinung, daß ich darin Demokratiebewegungen in den arabischen Ländern sehe, und insofern die Unruhen und Proteste in der arabischen Welt unterstütze.


Was Libyen angeht, muß ich - nach dem heutigen Abend - mein Urteil revidieren.
Hier führt die NATO einen Aggressionskrieg, bei dem es - wie bei so vielen Kriegen - nur um Geld, Macht und Öl geht. Federführend sind die USA und Barack Obama. Wobei: Politiker sind eigentlich nur Marionetten und Erfüllungsgehilfen die für ihr Entgegenkommen freudig die Hand bei der nächsten Wahl aufhalten.

Libyen hatte unter Gaddhafi ein funktionierendes Sozial-, Bildungs- und Gesundheitssystem sowie die Bevölkerung hatte Wohlstand. Das alles war der Wirtschafts- und der Waffenlobby der USA ein Dorn im Auge. Durfte halt nicht sein.

Darüber dürfen aber Medien - so scheint es - auch hierzulande nicht so gerne berichten. Stattdessen werden Veranstaltungen, wie der Dokumentarfilm im Kino heute abend, allzu gerne auch von hiesigen Tageszeitungen als "Freundeskreise von Muanmar Gaddhafi" bezeichnet.

Und um den ganzen noch die Krone aufzusetzen, sickerte heute in den Nachrichten durch, daß Interpol nach Gaddhafi fahndet. Geschockt


Die Darstellung dürfte indessen eindimensional sein: Wer es sich leisten konnte - und nicht zum Machtapparat gehörte, der ja wohl nie Schwierigkeiten hatte, auch im eigenen Land an alles zu kommen -, ließ sich eher nicht in Libyen behandeln. Libyen gehört zwar zu den reichsten Ländern Afrikas, aber viel von dem Reichtum ist erst einmal in den Taschen des Machthabers verschwunden oder auch - ggf. ineffizient - in Schauprojekte wie den "großen menschengemachten Fluß" investiert worden, und sehr ungleich verteilt, anscheinend auch nach der gemutmaßten Loyalität der Empfänger: Die Armee, wo sich eher Dissens regen konnte, war waffentechnisch schlechter ausgestattet als die "Elitetruppen" des Regimes, die unter dem Kommando von Mitgliedern des Gaddafi-Clans standen. Die Cyrenaika, wo der Aufstand begonnen hat, sei auch häufig benachteiligt worden. (Der Aufstand gegen das Gaddafi-Regime mag also nicht allein politisch, sondern auch ökonomisch bedingt gewesen sein. Ein Nutzer hatte das ähnlich auch aus Saudi-Arabien berichtet.)

#32: Re: Tunesien, Ägypten, Libyen, Syrien, Jemen... - Der Nahe Osten brennt lichterl Autor: Zumsel BeitragVerfasst am: 16.09.2011, 15:02
    —
http://www.wuquf.de/wuquf_online/wuquf_2001_libyen.pdf

http://www.hss.de/fileadmin/media/downloads/Berichte/110406_RM_Mattes.pdf

http://www.wuquf.de/wuquf_online/wuquf_2006_1_libyen_erdoel.pdf

Nicht topaktuell, aber dennoch interessant.

#33: Re: Tunesien, Ägypten, Libyen, Syrien, Jemen... - Der Nahe Osten brennt lichterl Autor: NordseekrabbeWohnort: Dresden BeitragVerfasst am: 17.09.2011, 00:45
    —
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben:

Was Libyen angeht, muß ich - nach dem heutigen Abend - mein Urteil revidieren.
Hier führt die NATO einen Aggressionskrieg, bei dem es - wie bei so vielen Kriegen - nur um Geld, Macht und Öl geht. Federführend sind die USA und Barack Obama. Wobei: Politiker sind eigentlich nur Marionetten und Erfüllungsgehilfen die für ihr Entgegenkommen freudig die Hand bei der nächsten Wahl aufhalten.

Libyen hatte unter Gaddhafi ein funktionierendes Sozial-, Bildungs- und Gesundheitssystem sowie die Bevölkerung hatte Wohlstand. Das alles war der Wirtschafts- und der Waffenlobby der USA ein Dorn im Auge. Durfte halt nicht sein.

Darüber dürfen aber Medien - so scheint es - auch hierzulande nicht so gerne berichten. Stattdessen werden Veranstaltungen, wie der Dokumentarfilm im Kino heute abend, allzu gerne auch von hiesigen Tageszeitungen als "Freundeskreise von Muanmar Gaddhafi" bezeichnet.

Und um den ganzen noch die Krone aufzusetzen, sickerte heute in den Nachrichten durch, daß Interpol nach Gaddhafi fahndet. Geschockt

Wo sind die Belege für deine Behauptungen?


Hier

#34: Re: Tunesien, Ägypten, Libyen, Syrien, Jemen... - Der Nahe Osten brennt lichterl Autor: aztecWohnort: DD BeitragVerfasst am: 17.09.2011, 09:10
    —
Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben:

Libyen hatte unter Gaddhafi ein funktionierendes Sozial-, Bildungs- und Gesundheitssystem sowie die Bevölkerung hatte Wohlstand. Das alles war der Wirtschafts- und der Waffenlobby der USA ein Dorn im Auge. Durfte halt nicht sein.

Und um den ganzen noch die Krone aufzusetzen, sickerte heute in den Nachrichten durch, daß Interpol nach Gaddhafi fahndet. Geschockt

Wo sind die Belege für deine Behauptungen?


Hier


Der tief rote O-Ton macht die Kritik sehr unglaubwürdig.
Die Behauptung

Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben:

Libyen hatte unter Gaddhafi ein funktionierendes Sozial-, Bildungs- und Gesundheitssystem sowie die Bevölkerung hatte Wohlstand. Das alles war der Wirtschafts- und der Waffenlobby der USA ein Dorn im Auge. Durfte halt nicht sein.



sollte schon mit etwas mehr gestützt werden.
Was mir in Libyen Zähne knirschen bereitet ist der Umgang mit den Schwarzafrikanern.

http://www.youtube.com/watch?v=cslPrRLaQDI&feature=related

Die Linke wäre m. M nach gut beraten gute aufklärererische, ideologiebefreite Oppositionsarbeit
zu leisten, anstatt einen Kotau nach dem anderen vor Diktatoren wie Gaddafi zu machen.


edit: essentielle Stellen gefettet

#35:  Autor: Friedensreich BeitragVerfasst am: 17.09.2011, 18:26
    —
Was wird sich in Libyen für die Masse der Bevölkerung ändern? Soweit ich die Nachrichten verfolge (Al-Watan, Al-Arabiya. Europ. Medien) und mir Bekannte aus diesen Ländern der "Revolution" berichten, entwickeln sich diese Staaten nach und nach zu Staaten nach islamischem Recht. In Libyen beispielsweise ist der Voritzende des interimmistischen Palaments ein ausgewiesenes Mitglied der Muslikmbruderschaft (Al-Banna 1928) und viele seine Anhänger sind derzeit dabei, sich im Land zu organisieren.

Ähnlich geht es in Ägypten zu. Die bis zum Sturz von Mubarak verbotene ( aber trotzdem geduldete ) Muslimbruderschaft wird sich an den Wahlen beteiligen und voraussichtlich stärkste Partei werden. Es ist naiv zu glauben, dass die Muslimbrüder dann die demokratischen Regeln, durch die sie an die Macht kamen, einhalten werden. Ich verweise auch auf den Konfrontationskurs von Türkei, Ägypten und Jordanien gegen Israel. Das ist natürlich im Vorfeld zu den Bemühungen der Palästinenser um Anerkennung, was legitim ist, zu sehen

#36:  Autor: MisterfritzWohnort: badisch sibirien BeitragVerfasst am: 17.09.2011, 21:25
    —
Friedensreich hat folgendes geschrieben:
Ähnlich geht es in Ägypten zu. Die bis zum Sturz von Mubarak verbotene ( aber trotzdem geduldete ) Muslimbruderschaft wird sich an den Wahlen beteiligen und voraussichtlich stärkste Partei werden. Es ist naiv zu glauben, dass die Muslimbrüder dann die demokratischen Regeln, durch die sie an die Macht kamen, einhalten werden.

es wird etwas verrückteres passieren:
wenn die muslimbruderschaft an die macht kommt, wird man dem touristen soviele regeln (bikini-verbot, verbot von ausschank von alkohol in anwesenheit von muslimen, einhalten des ramadan auch durch touristen, neue visaregelungen, wonach die visa im heimatland bei den botschaften zu bekommen sind - und nein, das denke ich mir nicht aus, das ist in entsprechenden medien schon zu lesen) auferlegen, dass die wichtigeste einnahmequelle, der tourismus, in egypt zusammenbrechen wird. der witz bei der angelegenheit ist, dass selbst die ägypter, die vom tourismus leben, zum grossteil diese ideen gut finden.

#37:  Autor: Friedensreich BeitragVerfasst am: 18.09.2011, 07:55
    —
Ja das ist durchaus denkbar. Wobei Alkoholverbot und Bikiniverbot das kleinere Problem ist. Das Problem ist wie Du richtig bemerkst der Verlust der Arbeitsplätze in der Tourismusbranche. Wenn dann massive wirtschaftliche Probleme auftauchen, werden wir Idioten aus dem verachteten Westen wieder finanzielle Unterstützung leisten, um wie es formuliert werden wird, nicht komplett "den Einfluss zu verlieren." In der Zwischenzeit finanziert Saudi-Arabien die in Ägypten wieder aktive Salafistische Bewegung, die noch radikaler agiert als die Muslimbrüder, die derzeit noch vorgeben, sich an demokratische Regeln halten zu wollen. Die Mühe machen sich die Salafisten erst gar nicht sondern fordern eine Gesellschaft wie zu Zeiten der ersten vier Kalifen. Sie lehnen alles andere als Neuerung (bida) ab. Übrigens in Europa ist die Gruppe auch äußerst aktiv.

Da ist das Geld für Griechenland doch besser hinausgeschmissen, die pinkeln dem Westen wenistens nicht immer ans Bein.

#38:  Autor: unquest BeitragVerfasst am: 01.10.2011, 15:22
    —
Ich dachte erst es sei eine Satire; scheint aber Wirklichkeit zu sein.

Heil Hitler in Ägypten

#39:  Autor: ateyimWohnort: Istanbul BeitragVerfasst am: 01.10.2011, 15:26
    —
Friedensreich hat folgendes geschrieben:

Da ist das Geld für Griechenland doch besser hinausgeschmissen, die pinkeln dem Westen wenistens nicht immer ans Bein.


Jau... Griechenland hat sogar eigenen Familienmitgliedern praktisch ans Bein gepinnkelt und auf die Schuhe geschissen... Mit den Augen rollen

#40:  Autor: BravopunkWohnort: Woanders BeitragVerfasst am: 01.10.2011, 15:28
    —
unquest hat folgendes geschrieben:
Ich dachte erst es sei eine Satire; scheint aber Wirklichkeit zu sein.

Heil Hitler in Ägypten


Ach je. -.- Das ist so desillusionierend. Traurig

#41:  Autor: CriticWohnort: Arena of Air BeitragVerfasst am: 07.10.2011, 22:55
    —
Misterfritz hat folgendes geschrieben:
Friedensreich hat folgendes geschrieben:
Ähnlich geht es in Ägypten zu. Die bis zum Sturz von Mubarak verbotene ( aber trotzdem geduldete ) Muslimbruderschaft wird sich an den Wahlen beteiligen und voraussichtlich stärkste Partei werden. Es ist naiv zu glauben, dass die Muslimbrüder dann die demokratischen Regeln, durch die sie an die Macht kamen, einhalten werden.

es wird etwas verrückteres passieren:
wenn die muslimbruderschaft an die macht kommt, wird man dem touristen soviele regeln (bikini-verbot, verbot von ausschank von alkohol in anwesenheit von muslimen, einhalten des ramadan auch durch touristen, neue visaregelungen, wonach die visa im heimatland bei den botschaften zu bekommen sind - und nein, das denke ich mir nicht aus, das ist in entsprechenden medien schon zu lesen) auferlegen, dass die wichtigeste einnahmequelle, der tourismus, in egypt zusammenbrechen wird. der witz bei der angelegenheit ist, dass selbst die ägypter, die vom tourismus leben, zum grossteil diese ideen gut finden.


Ich hatte da gerade heute einen Gedanken, den der Eine oder Andere sicher auch wieder ganz dumm und typisch kulturrelativistisch finden wird. Der gibt nicht in allen Facetten meine Meinung wider, wohl aber eine Fragestellung, die man durchaus entwickeln kann Am Kopf kratzen:

Es gibt ja Menschen, die in unseren Breiten immer von der "christlich-jüdischen Leitkultur" schwadronieren, auf die man sich besinnen müsse, und sich auf der Basis auch gegen Dinge wie die "eingetragene Partnerschaft" ("Homo-Ehe") wehren (und da kann es durchaus schön national und auch ein bißchen diktatorisch werden, Hauptsache die "christlichen Werte" würden hochgehalten: Norbert Geis, Papst Ratzinger). Dazu gehört dann natürlich auch des öfteren "sowas wie Demokratie" (natürlich mit den richtigen Kandidaten - solange halt keine "Migranten" und so weiter). Andererseits verwahrt man sich natürlich energisch gegen Gedankenspielchen, beispielsweise könnten Muslime, sofern alle Beteiligten zustimmen, zivilrechtliche Streitigkeiten auch nach Scharia-Recht schlichten, dies wird vielmehr binär als Übernahme von islamisch-fundamentalistischen Vorstellungen durch die Gesellschaft und als "Zerstörung unserer Kultur" dargestellt.

Wenn aber nun die Menschen in den arabischen Ländern, die gerade - mehr oder weniger glatt - ihre Diktatur (oder zumindest deren Köpfe) abgeworfen haben, die sie zum Teil auch als "unislamisch" empfunden haben, jetzt mehrheitlich einforderten, daß man sich bei der Gesetzgebung mehr auf die "muslimische Leitkultur" besinnen sollte, dann wird das plötzlich negativ gewertet, und man wünscht, sie sollten "westliche Werte" übernehmen. Man fordert von ihnen also etwas, das man selbst ja auch nicht tut. Wohlgemerkt, wir sehen es als Fortschritt an, wenn eine Frau nicht mehr verschleiert herumlaufen muß oder im Bikini durch die Straßen des Urlaubsortes flanieren kann.

(Während es durchaus Menschen gibt, die das als dekadent und eine strengere Moral als Rettung für die Gesellschaft ansehen. Dabei muß es aber nicht einmal um den Bikini als solchen gehen, sondern es kann genauso ein Konstrukt sein wie die Beschwerde über die "Homo-Ehe": nämlich daß man hier das Auftreten eines Phänomens als Sinnbild für ganz andere Verhaltensweisen ansieht, die man für verachtenswert hält, beispielsweise die grassierende Korruption oder die Verschwendung öffentlicher Gelder -- und dann quasi aus "cum hoc" ein "propter hoc" macht: Früher habe es die "Homo-Ehe" nicht gegeben, und damals waren auch die Geschäftsmänner und Politiker (vermeintlich, denn Erinnerung verzerrt ja) noch ehrlich. Also müsse das etwas damit zu tun haben. (Man vergleiche Behauptungen von CDU- und CSU-Politikern, daß beispielsweise die "Freizügigkeit" der 68er das Ihre zum Kindesmißbrauch in kirchlichen Einrichtungen beigetragen habe. Auch in unseren Breiten müssen Manche das also noch lernen.) Das könnte man indessen später noch betrachten.)

Ob dabei Menschenrechte mißachtet werden, wäre dabei ja vielleicht gar nicht sicher. Andererseits ist ja auch der Begriff der "christlichen Leitkultur" irgendwo eine Fiktion -- auch ein Sarrazin und dieser Breivik haben da ganz bestimmte Vorstellungen reinkonstruiert, den Begriff nach ihrer Facon mit Inhalt gefüllt; man kann sich unter dem Begriff so gut wie alles von den Kuschelchristen, die fast alles aus der Bibel erklären können, über den gegebenen Kirchensteuer-Staat mit christlicher Lobby bis hin zu Repressalien gegen Andersgläubige, unverheiratete Mütter und Homosexuelle und zur Inquisition mit Scheiterhaufen für Bücher und Menschen vorstellen. Letzteres findet ja eher nicht mehr statt. Wenn es aber in den Medien "islamischer Staat" oder "Scharia" heißt, dann haben wir sofort Bilder von Auspeitschungen, Amputationen und von rustikalen Todesstrafen wie in Saudi-Arabien, Iran oder im Afghanistan der Taliban vor Augen...

(EDIT: nicht sinnändernd ein Wort geändert)


Zuletzt bearbeitet von Critic am 08.10.2011, 00:28, insgesamt einmal bearbeitet

#42:  Autor: Evilbert BeitragVerfasst am: 07.10.2011, 23:01
    —
Critic hat folgendes geschrieben:

Ob dabei Menschenrechte mißachtet werden, wäre dabei ja vielleicht gar nicht sicher. Andererseits ist ja auch der Begriff der "christlichen Leitkultur" irgendwo eine Fiktion -- auch ein Sarrazin und dieser Breivik haben da ganz bestimmte Vorstellungen reinkonstruiert


Oh-Oh. Wenn das sein Fastanagramm hier hört, kriechste aber Feuer unterm Arsch zynisches Grinsen

#43:  Autor: unquest BeitragVerfasst am: 07.10.2011, 23:46
    —
Critic hat folgendes geschrieben:
Andererseits verwahrt man sich natürlich energisch gegen Gedankenspielchen, beispielsweise könnten Muslime, sofern alle Beteiligten zustimmen, zivilrechtliche Streitigkeiten auch nach Scharia-Recht schlichten, dies wird vielmehr binär als Übernahme von islamisch-fundamentalistischen Vorstellungen durch die Gesellschaft und als "Zerstörung unserer Kultur" dargestellt.


Nicht "Zerstörung unserer Kultur" sondern Zerstörung des Rechts scheint die Folge zu sein. Die Problematik wird übrigens in dem neu erschienen Buch Richter ohne Gesetz aufgezeigt.

Zitat:
Muslimische Friedensrichter tragen keine Robe und haben keine juristische Ausbildung. Und doch sind sie Schlüsselfiguren einer islamischen Paralleljustiz, die das deutsche Rechtssystem zunehmend aushebelt. Gemeinsam mit deutschen Strafverteidigern setzen sie durch, dass Messerstecher, Betrüger und Mörder straflos bleiben. Polizei und Gerichte schauen den Machenschaften ohnmächtig zu.

#44:  Autor: Evilbert BeitragVerfasst am: 07.10.2011, 23:54
    —
unquest hat folgendes geschrieben:

Gemeinsam mit deutschen Strafverteidigern setzen sie durch, dass Messerstecher, Betrüger und Mörder straflos bleiben. Polizei und Gerichte schauen den Machenschaften ohnmächtig zu.


Dafür würde ich gern Belege haben; das sind schon recht geagte Behauptungen.

Und komm mir jetzt bitte nicht mit nem Narziss "Kauf und les das Buch". Ich bin kein Milliardär und wär, wenn ichs wäre, trotzdem pleite, wenn ich dazu verpflichtet wäre.

#45:  Autor: narziss BeitragVerfasst am: 08.10.2011, 00:00
    —
Evilbert hat folgendes geschrieben:
unquest hat folgendes geschrieben:

Gemeinsam mit deutschen Strafverteidigern setzen sie durch, dass Messerstecher, Betrüger und Mörder straflos bleiben. Polizei und Gerichte schauen den Machenschaften ohnmächtig zu.


Dafür würde ich gern Belege haben; das sind schon recht geagte Behauptungen.

Und komm mir jetzt bitte nicht mit nem Narziss "Kauf und les das Buch". Ich bin kein Milliardär und wär, wenn ichs wäre, trotzdem pleite, wenn ich dazu verpflichtet wäre.
Ich war auch immer so freundlich aus dem ebook (das ich nicht gekauft habe) Zitate anzugeben.

#46:  Autor: Evilbert BeitragVerfasst am: 08.10.2011, 00:05
    —
narziss hat folgendes geschrieben:
Evilbert hat folgendes geschrieben:
unquest hat folgendes geschrieben:

Gemeinsam mit deutschen Strafverteidigern setzen sie durch, dass Messerstecher, Betrüger und Mörder straflos bleiben. Polizei und Gerichte schauen den Machenschaften ohnmächtig zu.


Dafür würde ich gern Belege haben; das sind schon recht geagte Behauptungen.

Und komm mir jetzt bitte nicht mit nem Narziss "Kauf und les das Buch". Ich bin kein Milliardär und wär, wenn ichs wäre, trotzdem pleite, wenn ich dazu verpflichtet wäre.
Ich war auch immer so freundlich aus dem ebook (das ich nicht gekauft habe) Zitate anzugeben.


Ich hab Dich ja auch nicht des Guttenbergtismus angeklagt.

#47:  Autor: unquest BeitragVerfasst am: 08.10.2011, 00:20
    —
Evilbert hat folgendes geschrieben:
unquest hat folgendes geschrieben:

Gemeinsam mit deutschen Strafverteidigern setzen sie durch, dass Messerstecher, Betrüger und Mörder straflos bleiben. Polizei und Gerichte schauen den Machenschaften ohnmächtig zu.


Dafür würde ich gern Belege haben; das sind schon recht geagte Behauptungen.

Und komm mir jetzt bitte nicht mit nem Narziss "Kauf und les das Buch". Ich bin kein Milliardär und wär, wenn ichs wäre, trotzdem pleite, wenn ich dazu verpflichtet wäre.

Etwas ausführlicher hier

#48:  Autor: MisterfritzWohnort: badisch sibirien BeitragVerfasst am: 08.10.2011, 10:43
    —
Critic hat folgendes geschrieben:
Misterfritz hat folgendes geschrieben:
Friedensreich hat folgendes geschrieben:
Ähnlich geht es in Ägypten zu. Die bis zum Sturz von Mubarak verbotene ( aber trotzdem geduldete ) Muslimbruderschaft wird sich an den Wahlen beteiligen und voraussichtlich stärkste Partei werden. Es ist naiv zu glauben, dass die Muslimbrüder dann die demokratischen Regeln, durch die sie an die Macht kamen, einhalten werden.

es wird etwas verrückteres passieren:
wenn die muslimbruderschaft an die macht kommt, wird man dem touristen soviele regeln (bikini-verbot, verbot von ausschank von alkohol in anwesenheit von muslimen, einhalten des ramadan auch durch touristen, neue visaregelungen, wonach die visa im heimatland bei den botschaften zu bekommen sind - und nein, das denke ich mir nicht aus, das ist in entsprechenden medien schon zu lesen) auferlegen, dass die wichtigeste einnahmequelle, der tourismus, in egypt zusammenbrechen wird. der witz bei der angelegenheit ist, dass selbst die ägypter, die vom tourismus leben, zum grossteil diese ideen gut finden.


Wenn aber nun die Menschen in den arabischen Ländern, die gerade - mehr oder weniger glatt - ihre Diktatur (oder zumindest deren Köpfe) abgeworfen haben, die sie zum Teil auch als "unislamisch" empfunden haben, jetzt mehrheitlich einforderten, daß man sich bei der Gesetzgebung mehr auf die "muslimische Leitkultur" besinnen sollte, dann wird das plötzlich negativ gewertet, und man wünscht, sie sollten "westliche Werte" übernehmen. Man fordert von ihnen also etwas, das man selbst ja auch nicht tut. Wohlgemerkt, wir sehen es als Fortschritt an, wenn eine Frau nicht mehr verschleiert herumlaufen muß oder im Bikini durch die Straßen des Urlaubsortes flanieren kann.

mir ging es gar nicht um moral oder die "überlegenheit" der westlichen werte, sondern darum, dass man sich mit diesen ideen den ast absägt, auf dem man sitzt.
wenn man mal einen blick auf hurghada/egypt wirft, so lebt diese stadt von den touristen. und die kommen zu einem bade- und saufurlaub dahin. wenn sie das demnächst in egypt nicht mehr können, werden sie woanders hinfahren. weisst du, wieviele millionen menschen in egypt direkt/indirekt vom tourismus abhängen?

#49:  Autor: Evilbert BeitragVerfasst am: 08.10.2011, 11:37
    —
unquest hat folgendes geschrieben:
Evilbert hat folgendes geschrieben:
unquest hat folgendes geschrieben:

Gemeinsam mit deutschen Strafverteidigern setzen sie durch, dass Messerstecher, Betrüger und Mörder straflos bleiben. Polizei und Gerichte schauen den Machenschaften ohnmächtig zu.


Dafür würde ich gern Belege haben; das sind schon recht geagte Behauptungen.

Und komm mir jetzt bitte nicht mit nem Narziss "Kauf und les das Buch". Ich bin kein Milliardär und wär, wenn ichs wäre, trotzdem pleite, wenn ich dazu verpflichtet wäre.

Etwas ausführlicher hier


Interessant, denn

Zitat:
Ob Betrug oder Beleidigung, ob Diebstahl oder Körperverletzung - dem nach Stammesrecht und Scharia urteilenden muslimischen Friedensrichter geht es nicht in erster Linie um Bestrafung. Der Clan und sein Streitschlichter wollen den Ausgleich. Das heißt: Der Betrüger muss den Schaden kompensieren, der Beleidiger sich entschuldigen und bei schweren Gewalttaten müssen gewaltige Geldsummen den Besitzer wechseln. Sind nach langen Verhandlungen unter dem Vorsitz des Friedensrichters alle Parteien mit dem Ausgleich einverstanden, wird das Abkommen besiegelt - und im Stamm herrscht wieder Ruhe.


hielte ich im Ansatz gar für sinnvoll. Ich unterstelle allerdings, dass die eigentlichen Opfer bei diesem "Ausgleich" schlecht wegkommen und nur eher die im Patriarchat höher angesiedelten Personen profitieren.

#50:  Autor: goatmountain BeitragVerfasst am: 08.10.2011, 14:28
    —
ich finde den treadtitel uebertrieben.
was passiert? in aegypten & tunesien ist ein korruptes system durch ein anderes korruptes system ersetzt worden. in libyien meucheln araber schwarze araber/afrikaner. und die oelfirmen bereiten sich vor das neue regime zu schmieren.
in ksa lebt die alte fehde zwischen sunniten und schiithen auf (vom iran mit schadenfreude angefeuert), und die frauen fahren verbotenerweise auto.
im jemen wird das ergebnis kein anderes sein, als in aegypten oder tunesien.
das alles erinnert mich an den kirschbaum voller stare. ein jaeger schiesst in den kirschbaum, die stare fliegen alle auf, flattern eine weile rum, und setzen sich nach einer weile alle wieder auf den kirschbaum.

#51:  Autor: CriticWohnort: Arena of Air BeitragVerfasst am: 08.10.2011, 23:51
    —
Misterfritz hat folgendes geschrieben:
Critic hat folgendes geschrieben:
Misterfritz hat folgendes geschrieben:
Friedensreich hat folgendes geschrieben:
Ähnlich geht es in Ägypten zu. Die bis zum Sturz von Mubarak verbotene ( aber trotzdem geduldete ) Muslimbruderschaft wird sich an den Wahlen beteiligen und voraussichtlich stärkste Partei werden. Es ist naiv zu glauben, dass die Muslimbrüder dann die demokratischen Regeln, durch die sie an die Macht kamen, einhalten werden.

es wird etwas verrückteres passieren:
wenn die muslimbruderschaft an die macht kommt, wird man dem touristen soviele regeln (bikini-verbot, verbot von ausschank von alkohol in anwesenheit von muslimen, einhalten des ramadan auch durch touristen, neue visaregelungen, wonach die visa im heimatland bei den botschaften zu bekommen sind - und nein, das denke ich mir nicht aus, das ist in entsprechenden medien schon zu lesen) auferlegen, dass die wichtigeste einnahmequelle, der tourismus, in egypt zusammenbrechen wird. der witz bei der angelegenheit ist, dass selbst die ägypter, die vom tourismus leben, zum grossteil diese ideen gut finden.


Wenn aber nun die Menschen in den arabischen Ländern, die gerade - mehr oder weniger glatt - ihre Diktatur (oder zumindest deren Köpfe) abgeworfen haben, die sie zum Teil auch als "unislamisch" empfunden haben, jetzt mehrheitlich einforderten, daß man sich bei der Gesetzgebung mehr auf die "muslimische Leitkultur" besinnen sollte, dann wird das plötzlich negativ gewertet, und man wünscht, sie sollten "westliche Werte" übernehmen. Man fordert von ihnen also etwas, das man selbst ja auch nicht tut. Wohlgemerkt, wir sehen es als Fortschritt an, wenn eine Frau nicht mehr verschleiert herumlaufen muß oder im Bikini durch die Straßen des Urlaubsortes flanieren kann.

mir ging es gar nicht um moral oder die "überlegenheit" der westlichen werte, sondern darum, dass man sich mit diesen ideen den ast absägt, auf dem man sitzt.
wenn man mal einen blick auf hurghada/egypt wirft, so lebt diese stadt von den touristen. und die kommen zu einem bade- und saufurlaub dahin. wenn sie das demnächst in egypt nicht mehr können, werden sie woanders hinfahren. weisst du, wieviele millionen menschen in egypt direkt/indirekt vom tourismus abhängen?


Man kann die Leute ja nicht davon abhalten, sich ggf. selbst zu schaden, wenn sie das unbedingt wollen Schulterzucken Am Kopf kratzen.

#52:  Autor: MisterfritzWohnort: badisch sibirien BeitragVerfasst am: 10.10.2011, 10:07
    —
Tote in Kairo
Gewaltorgie stürzt Ägypten in neues Chaos

#53:  Autor: LadeeniWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 11.10.2011, 09:09
    —
Seit einpaar Tagen ist die Lage in Tunesien sehr angespannt, viele Salafisten und normale Bürger gingen auf die Straße und hatten teilweise gewaltsame Auseinandersitzungen, weil der Privatsender Nessma TV (gehört zu 25% zu Berlusconi) den Film Persepolis ins Tunesisch-Arabische synchronisiert, ausgestrahlt hat. Facebook-Seiten, die der Ennahdha-Partei (die Islamisten-Partei im Lande) haben einen Ausschnitt des FIlms verbreitet, wo gezeigt werden soll, wie das Mädchen mit Gott spricht in ihren Träumen.

Der Vorfall hat sich zu einem großen Streitthema entwickelt, und das Timing ist sehr sensibel, denn am 23. Oktober werden die ersten demokratischen Wahlen (Verfassungsrat) im Lande stattfinden.

#54:  Autor: koljaWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 11.10.2011, 09:45
    —
Das ist doch ein toller Film.

#55:  Autor: LadeeniWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 11.10.2011, 10:53
    —
Sogar die Washington Post bereichtet darüber!

http://www.washingtonpost.com/world/africa/tunisian-police-arrest-30-islamists-angered-by-broadcast-of-award-winning-film-persepolis/2011/10/09/gIQAooLaXL_story.html


Zuletzt bearbeitet von Ladeeni am 11.10.2011, 11:26, insgesamt einmal bearbeitet

#56:  Autor: BravopunkWohnort: Woanders BeitragVerfasst am: 11.10.2011, 10:59
    —
kolja hat folgendes geschrieben:
Das ist doch ein toller Film.


Allerdings. Aber für so strenggläubige Moslems ist die Szene, wo sie mit Gott spricht und ihr neuer Prophet werden will, kann ich mir vorstellen, reine Blasphemie. Mit den Augen rollen Das die sich darüber aufregen kann ich gut verstehen. Auch wenn ich es natürlich dämlich finde. -.- Allein schon, weil das nur ein kleiner Nebenhandlungsstrang ist, der mit der eigentlichen Geschichte kaum etwas zu tun hat.

#57:  Autor: WilsonWohnort: Swift Tuttle BeitragVerfasst am: 15.11.2011, 18:59
    —
Wir haben den Platz zu früh verlassen

"Die ägyptische Jugend hat ihren »Pharao« gestürzt. Doch viele glauben, die Revolution sei ihnen inzwischen gestohlen worden."

http://www.neues-deutschland.de/artikel/209746.wir-haben-den-platz-zu-frueh-verlassen.html

dies bestätigte auch ein ägyptisch-deutscher redner/aktivist bei der banken-in-die-schranken- veranstaltung in frankfurt letzten samstag.
er schien ziemlich resigniert.

#58:  Autor: WilsonWohnort: Swift Tuttle BeitragVerfasst am: 13.12.2011, 12:30
    —
ZeitBrÜche – Diagnosen zur Gegenwart: Politik an Europas Grenzen

dies ist der mitschnitt einer veranstaltung vom oktober im literaturhaus frankfurt

http://www.hr-online.de/website/radio/hr2/index.jsp?rubrik=69582&key=standard_podcasting_hr2_kulturszene&mediakey=podcast/hr2_kulturszene/hr2_kulturszene_20111128&type=a

Mit Brigitte Zypries, Sonja Buckel, GÜnter Frankenberg und Jens Wissel
GesprÄchsleitung: Peter Kemper (hr2-kultur)

"Die kleine Insel Lampedusa ist zu einer Metapher sowohl für Flüchtlingstragödien und Flüchtlingselend als auch für die Ängste vor einem Ansturm von Migrantinnen und Migranten auf Europa geworden. Die Kollaboration Europas mit den autoritären Regierungen Nordafrikas war eine Möglichkeit, die Grenzkontrolle auszulagern und der öffentlichen Wahrnehmung zu entziehen. Mit den Revolutionen in Nordafrika sind diese Abkommen teilweise hinfällig und die Abwehr an den europäischen Außengrenzen wieder zu einem Thema geworden (fett von mir): Wie können menschenrechtliche Schutzstandards für Flüchtlinge und Asylsuchende sichergestellt werden? Wie verhält sich der menschenrechtlich begründete Anspruch auf globale Bewegungsfreiheit zum demokratischen Willen der Staaten und zum Anspruch, die wohlfahrtsstaatlichen Systeme vor Überforderung zu schützen? Darüber sprechen mit Peter Kemper u. a. die Rechts- und Politikwissenschaftlerin Sonja Buckel (IfS), Günter Frankenberg, Professor für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie (Goethe-Universität Frankfurt) sowie der Politikwissenschaftler Jens Wissel (IfS)."
http://www.literaturhaus-frankfurt.de/01_programm/pr_okt_detail.html

nachtrag:

http://www.recherche-online.net/migration-im-zeitraffer.html

hatte ich schon mal

http://www.heise.de/tp/artikel/21/21064/1.html

#59:  Autor: unquest BeitragVerfasst am: 31.12.2011, 08:08
    —
Ein Modell für die nordafrikanischen Länder?
Zitat:
Der sunnitische Islam ist die offizielle Religion auf den Malediven. Die Ausübung anderer Religionen ist verboten.

#60:  Autor: MisterfritzWohnort: badisch sibirien BeitragVerfasst am: 31.12.2011, 10:59
    —
unquest hat folgendes geschrieben:
Ein Modell für die nordafrikanischen Länder?
Zitat:
Der sunnitische Islam ist die offizielle Religion auf den Malediven. Die Ausübung anderer Religionen ist verboten.

das könnte ein hübscher anschauungsunterricht für die egypts werden, was passiert, wenn man die touries mit der sharia vergrault.



Freigeisterhaus -> Politik und Geschichte


output generated using printer-friendly topic mod. Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde

Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3, ... 17, 18, 19  Weiter  :| |:
Seite 2 von 19

Powered by phpBB © 2001, 2005 phpBB Group