vrolijke hat folgendes geschrieben: |
Was man als diskriminierend empfindet kommt drauf an aus welches Millieu man stammt.
Ein Kollege von mir hat mal den Ausdruck: "die treibts mit Neger" benutzt. Anschliessend hat er partout nicht begreifen wollen, wieso mir der Kinnladen runtergefallen ist, und ich etwas lauter geworden bin. |
Noseman hat folgendes geschrieben: | ||
Aus welchem Millieu stammt denn Dein Kollege? |
Zitat: |
Ich glaube ja. Ich verorte die Herkunft von "Opfer" v.a. ins Umfeld von diesem "Gangsta"-Rap-Zeuchs, wo Verbrechtertum und Asozialität als hip und cool vermarktet werden. Entsprechend ist das "Opfer" nicht hip und uncool. Also Anarchie im übelsten Sinn, weil ohne sozialverträgliche Werte. Aber nicht jeder Jugendliche, der so was hört oder die Musik gut findet, handelt tatsächlich danach. Ich glaube, dass "Opfer" eher als Synonym zu "Versager", "Loser" oder "Klassenarsch" gesehen werden muss. Interessant finde ich v.a., dass man mit der Bezeichnung "Opfer" eigentlich schon eine empathische Position eingenommen hat, diese aber in ihr Gegenteil verkehrt wird. Insofern stellt das natürlich eine krasse Verrohung der Sprache dar, die aber wahrscheinlich vielen jugendlichen Sprachanwendern gar nicht bewusst ist. Ich denke, dass auch diese Jugendlichen das Wort "Opfer" mit ganz anderer Bedeutung aufladen, wenn von den "Opfern des Nationalsozialismus" die Rede ist. Aber sicher wissen, tu ich das natürlich nich... |
Effô Tisetti hat folgendes geschrieben: |
Aber ganz sicher handelt es sich um jemanden, der meint, für ihn gäbe es eine ganz eigene, individuelle Sprache, die gefälligst von den Millionen PC-Geisterfahrer nicht missverstanden werden dürfe. |
Effô Tisetti hat folgendes geschrieben: |
Mögliche Unfälle sind ausnahmslos den PC-Faschisten anzulasten. |
caballito hat folgendes geschrieben: | ||
Das wäre so, wenn jemand von dem hergebrachten Sprachgebrauch abwiche. PC ist aber ja gerade dadurch gekennzeichnet, dass der hergebrachte Sprachgebrauch umgedeutet wird, und der PC-Verletzer daher der ist, der entgegen dem beanspruchten Deutunsmonopol der PC am hergebrachten Sprachgebrauch festhält. Die angeblich "individuelle Sprache" ist als das genaue Gegenteil dessen: es ist die gewachsene Sprache, die sich von der individuellen Umdeutung der PC-Apostel nicht beeindrucken lässt. |
caballito hat folgendes geschrieben: |
Was die PC-Apostzekl nicht begreifen, dass sie durch genau diese Aktion die von ihnen angeblich doch bekämpfte Konnotation zur Denotation machen und so zementieren. |
caballito hat folgendes geschrieben: |
Was sie ebenfalls nicht begreifen, ist dass man die "bösen" Gedanken nicht dadurch eliminiert, dass man sie nun mit anderen Worten bezeichnet. |
VT_340 hat folgendes geschrieben: | ||
Stimmt! Mehr muss dazu nicht gesagt werden! |
Effô Tisetti hat folgendes geschrieben: |
Sprache entwickelt sich bekanntlich fortlaufend und der althergebrachte Sprachgebrauch ändert sich. |
Effô Tisetti hat folgendes geschrieben: |
Und hier gilt es zu unterscheiden zwischen dem (meist übrigens zum Scheitern verurteilten) Versuch, die Sprache künstlich nach PC-Gesichtspunkten zu verändern, oder einer natürlichen Entwicklung, die u.a. auch allgemeinen kulturellen Entwicklungen nachfolgt. |
Effô Tisetti hat folgendes geschrieben: |
Der Sprecher muss damit leben, missverstanden zu werden oder sich ob der ungläubigen Blicke oder Stirnrunzelei weitergehend erklären zu müssen. Solche Reaktionen sind aber m.E. ein Zeichen dafür, dass diese Begriffsumdeutung eine natürliche und durch den einzelnen Sprecher unumkehrbare ist. |
Effô Tisetti hat folgendes geschrieben: |
Aber wer gegen Windmühlen kämpfen möchte, weil ihm das Wort "Neger" so am Herzen liegt, der soll das tun. |
Effô Tisetti hat folgendes geschrieben: | ||
Und deswegen benutzen wir jetzt alle fleißig Neger, Schwuchtel und Spasti als Schimpfwort, um zu zeigen, wie böse deren Konnotation ist, die wir natürlich vehement bekämpfen? |
Effô Tisetti hat folgendes geschrieben: | ||
Ich habe den "bösen" Gedanken, dass Schwulsein an sich sich als Beschimpfung eignet, ja gar nicht. |
Effô Tisetti hat folgendes geschrieben: |
Sprache ist übrigens keine Mathematik, nur mal so am Rande... |
Zitat: |
Unumkehrbar mag sie sein. Aber natürlich muss sie noch lange nicht sein. Es sei denn, man betrachtet das Verschwinden eines Wortes, dass sich keiner mehr zu sagen traut, weil man ja was denken könnte, als natürlich.
|
pera hat folgendes geschrieben: |
Geben die Sprachgestalter eigentlich ein Wörterbuch raus, in welchem man die alte (verpönte) Bezeichnung und die neue (pc) nachlesen kann? Oder wie verbreitet sich das Wissen, was denn gerade als nicht mehr aussprechbar deklariert wurde? |
pera hat folgendes geschrieben: |
Bin immer noch der Ansicht, dass Mohammedaner allenfalls eine unpräzise Bezeichnung, (so wie wenn ein US-Bürger als Amerikaner bezeichnet wird) aber keine beleidigende ist. |
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | ||
Allgemeinbildung, die öffentliche Meinungsbildung zu solchen Themen verfolgen. |
pera hat folgendes geschrieben: |
Bin immer noch der Ansicht, dass Mohammedaner allenfalls eine unpräzise Bezeichnung, (so wie wenn ein US-Bürger als Amerikaner bezeichnet wird) aber keine beleidigende ist. |
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Ja, so lange man es nicht besser weiß. Der Vergleich "Amerikaner" passt insofern nicht, als einerseits die US-Bürger in aller Regel nichts gegen diese Bezeichnung haben, und die Bezeichnung ja auch einen Anhalt im Staatsnamen "USA" hat, während Muslime die Bezeichnung Mohammedaner ja erklärtermaßen ablehnen, weil sie ein falsches Bild der Religion befördere. |
rawuzl hat folgendes geschrieben: |
die sache mit der pc ist recht einfach:
wenn eine junge dame dich bittet, pera, von dir nicht fräulein genannt zu werden, gehört es zum guten benehmen, sie so eben nicht zu titulieren. wenn ein dunkelhäutiger mensch die nase rümpft, weil du ihn den negern subsumierts, mag das beanstandete wort leicht durch ein anderes ersetzt werden. fühlen sich VIELE junge frauen geringgeschätzt, wenn sie fräulein genannt werden, möchten VIELE dunkelhäutige personen nicht neger heißen, beginnt - auch ohne wörterbuch - ein prozess des umdenkens VIELER. am schnellsten agiert meist die presse pc (weil ihre zielgruppen weit gefächert sind und es ihr daran gelegen ist, ihre produkte von vielen gekauft zu sehen). das binnen-I beispielsweise wurde von ihr sofort aufgegriffen, obwohl duden und wahrig ihm (noch) die kalten schultern zeigen. |
rawuzl hat folgendes geschrieben: |
die sache mit der pc ist recht einfach:
wenn eine junge dame dich bittet, pera, von dir nicht fräulein genannt zu werden, gehört es zum guten benehmen, sie so eben nicht zu titulieren. wenn ein dunkelhäutiger mensch die nase rümpft, weil du ihn den negern subsumierts, mag das beanstandete wort leicht durch ein anderes ersetzt werden. fühlen sich VIELE junge frauen geringgeschätzt, wenn sie fräulein genannt werden, möchten VIELE dunkelhäutige personen nicht neger heißen, beginnt - auch ohne wörterbuch - ein prozess des umdenkens VIELER. am schnellsten agiert meist die presse pc (weil ihre zielgruppen weit gefächert sind und es ihr daran gelegen ist, ihre produkte von vielen gekauft zu sehen). das binnen-I beispielsweise wurde von ihr sofort aufgegriffen, obwohl duden und wahrig ihm (noch) die kalten schultern zeigen. |
Misterfritz hat folgendes geschrieben: | ||
na toll - welche junge frau wird hier eigentlich noch fräulein genannt? ausser vielleicht von ihren eltern in sehr jungen jahren? und das binnen-I ist eine der schrecklichsten sprachlichen "erneuerungen!... |
pera hat folgendes geschrieben: | ||
Das mag bei deinen beiden Beispielen so sein. Aber Ausländer durch "Person mit Migrationshintergrund" ersetzen funktioniert sicher so nicht. Wenn jemand Neger als Person, nicht das Wort, nicht mag, dann ist genau gar nichts geändert, wenn er dunkelhäutige Person sagt und sie immer noch nicht mag. Und noch ein Tip. Das Binnen-I ist bereits am aussterben. Besser die weibliche und männliche Bezeichnung ausschreiben. Normen funktionieren nur bei einem Konsens. (Oder Gewalt) |
vrolijke hat folgendes geschrieben: | ||||
Ich bin zwar eine Person mit ausländische Wurzeln, oder als Ausländer geboren. Von mir aus auch, als Belgier geboren. Aber als Person mit "Migrationshintergrund" fühle ich mich nicht. |
pera hat folgendes geschrieben: |
Aber Ausländer durch "Person mit Migrationshintergrund" ersetzen funktioniert sicher so nicht. |
pera hat folgendes geschrieben: |
Wenn jemand Neger als Person, nicht das Wort, nicht mag, dann ist genau gar nichts geändert, wenn er dunkelhäutige Person sagt und sie immer noch nicht mag. |
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | ||
Das ist aber doch auch nicht dasselbe. Ein Ausländer ist in Deutschland jemand, der keine deutsche Staatsangehörigkeit hat. Eine 'Person mit Migrationshintergrund' ist jemand, der die deutsche Staatsangehörigkeit hat, dessen Eltern sie aber nicht (immer) hatten. Oder die Großeltern oder wie auch immer man in der Ahnenreihe weiter nach hinten geht, das ist mE nicht so richtig definiert. (Habe nachgeschaut: nach Wikipedia gilt: "ab 1949 eingewanderten Personen und deren Nachkommen".) |
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | ||
Das ist aber doch auch nicht dasselbe. Ein Ausländer ist in Deutschland jemand, der keine deutsche Staatsangehörigkeit hat. Eine 'Person mit Migrationshintergrund' ist jemand, der die deutsche Staatsangehörigkeit hat, dessen Eltern sie aber nicht (immer) hatten. Oder die Großeltern oder wie auch immer man in der Ahnenreihe weiter nach hinten geht, das ist mE nicht so richtig definiert. (Habe nachgeschaut: nach Wikipedia gilt: "ab 1949 eingewanderten Personen und deren Nachkommen".) |
Zitat: |
Der Begriff „Migrationshintergrund“ hat sich in den Medien und auch in der Alltagssprache stark verbreitet, wobei die Verwendung nicht immer korrekt ist. So ersetzt der Begriff „Menschen mit Migrationshintergrund“ häufig den ungenauen Begriff „ausländische Mitbürger“, der streng genommen noch nie einen Sinn ergab (Oxymoron), da Ausländer nicht Inhaber von Bürgerrechten und Bürger nicht „ausländisch“ sind. Auch in diesem Fall wird jedoch leicht übersehen, dass die beiden Begriffe unterschiedliche Gruppen bezeichnen. Noch verwirrender wird die Verwechslung, wenn der Begriff "Person mit Migrationshintergrund" durch das verlockend kürzere Wort "Migrant" ersetzt und dieses dann, etwa in einem Zahlenvergleich sozialer Gruppen, an anderer Stelle mit anderer Bedeutung erneut verwendet wird. [10] Auch der Begriff „Menschen mit Migrationshintergrund“ wurde von dem als „Euphemismus-Tretmühle“ bekannten Mechanismus erfasst. Bei vielen stellen sich inzwischen dieselben Konnotationen wie bei dem Begriff „Ausländer“ ein. |
rawuzl hat folgendes geschrieben: |
auch angejahrte frauen werden heute nicht selten als fräulein tituliert, um geringschätzung anzudeuten oder um zu verspotten. deshalb auch mein hinweis auf das gute benehmen. |
rawuzl hat folgendes geschrieben: |
das binne-I verschafft meinem hang zum ausführlich gestalteten schachtelsatz erleichterung, ich nehms eigentlich gerne in gebrauch, auch deshalb, weil ich die genormten schreiberlinge und strammsteherinnen vor den regeln gerne belächele, und großbuchstaben in der mitte eines wortes etwas schräges, punkiges haben. da aber auch ich viel von höflichkeit halte, vermeide ich das binnen-I dort, wo sich zornesstirnen falten und entscheide dann von fall zu fall spontan, ob ich mich der maskulinen oder femininen form einer begrifflichkeit widme. |
rawuzl hat folgendes geschrieben: |
bezüglich "ausländer" verhält sich die sache ganz einfach: ich pflege vorsichtig an der türe zu klopfen, erfühlend, mit welchem wort ich den angesprochenen/die angesprochene nicht verletze, lasse mich diesbezüglich instruieren. |
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Die Leute ohne deutsche Staatsangehörigkeit gehören aber schon auch noch zu den Leuten mit Migrationshintergrund. |
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | ||
Ich verwende das nicht so. Ein Japaner auf Urlaub in Berlin wäre für mich ein 'Ausländer', keine 'Person mit Migrationshintergrund'. Und damit ist keine Wertung verbunden, es heißt einfach nur, dass er nicht die deutsche Staatsangehörigkeit hat. Früher wurden alle als 'Ausländer' bezeichnet, die anders aussahen als 'normale' Deutsche, egal, welche Staatsbürgerschaft die hatten. Diese Verwendung finde ich aber als offensichtlich falsch. 'Person mit Migrationshintergrund' ist ein ziemlich sperriger Begriff, der in der Alltagssprache wohl auch kaum verwendet wird. ("Mein Nachbar ist eine Person mit Migrationshintergrund" - so redet doch kein Mensch. Man würde eher sagen: "Mein Nachbar kommt ursprünglich aus der Türkei" - oder so.) Nur in der Zeitung oder bei statistischen Erhebungen wird der Begriff verwendet. |
kamelpeitsche hat folgendes geschrieben: |
Wie schätzt ihr die Benutzung von Beschimpfungen ein, die sich auf eine Minderheitengruppe beziehen?
Wie beurteilt ihr jemanden, der das Wort 1. "Neger" 2. "Schwuchtel" 3. "Spasti" 4. "Schwachsinniger" gebraucht? Ich habe die Worte bewusst in dieser Reihenfolge angeordnet, da ich - und wohl die meisten - sie auch so geordnet immer weniger schlimm finden - obwohl alle vier einen diskriminierenden Hintergrund besitzen. "Schwachsinniger" bspw. wird, wenn es gebraucht wird, kaum mit dem bewussten Gedanken an geistig Minderbemittelte ausgesprochen. Von einer diskriminierenden Haltung des Gebrauchenden kann also zunächst keine Rede sein. Nimmt aber jemand das Wort "Schwuchtel" in den Mund, wie verhaltet ihr euch dann? Ich frage dies mit dem Hintergrund, dass ich selber auf Grund angenommener Gewohnheit, vermute ich, lange Zeit "Schwuchtel" als Schimpfwort benutzt habe - gleichzeitig aber auf die Barrikaden ging, wenn mir gegenüber dezidiert homophobe Aussagen getätigt wurden. Allgemein halte ich mich für einen relativ vorurteilsfreien (zumindets in Bezug auf Minderheiten) Menschen, bin aber dennoch mit vordergründig diskriminierenden Bezeichnungen teilweise schnell zur Hand. Ich würde für mich gerne anfangen, "aufzuschlüsseln", wieviel tatsächlich vorurteilsbehaftetes Unterbewusstsein bei der Benutzung solcher Wörter im Spiel ist, oder ob u.U. auch schlicht völlige Gedankenlosigkeit als Erklärung reicht. Wie flucht ihr eigentlich? P.S: An die Admins: Unter Firefox scheint's im Gegensatz zu meinem Standardbrowser zu funktionieren... |
pera hat folgendes geschrieben: |
Fett von mir. Das ist denke ich der Knackpukt an der ganzen pc. Die Wertung. Die Anhänger der poltisch korrekten Sprache wollen vorgeben welche Wertung mit welchem Begriff verbunden ist. Und wollen verbindliche Normen für alle setzen. Ohne irgendeine Legitimation. Das finde ich einfach zum auswandern.
@ astarte Angenommen ich mag den Ex-Milizenführer Lubanga nicht (Was auch zutrifft). Welchen Unterschied macht es wenn ich sage: - Ich halte den Neger Lubanga für ein Riesenarschloch. - Ich halte den dunkelhäutigen Lubanga für ein Riesenarschloch. |
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