Samson83 hat folgendes geschrieben: | ||||
Dennoch wirklich interessante Lektüre. Es gibt da eine sehr interessante Lektüre "Eichmann vor Jerusalem", dort auch die Sasseninterviews berücksichtigend; falls es den Film "Eichmanns Ende" noch bei prime gibt, solltest du dir den auch unbedingt anschließend ansehen. Den Bezug zur ID könntest du drüben erläutern. |
Bravopunk hat folgendes geschrieben: | ||||||
Habs jetzt durch und kann deine Ansicht nichtmal im Entferntesten bestätigen. Kann nur nochmal wiederholen: Ich habe sehr viel gelernt. Da war tonnenweise drin, was ich noch nicht wusste und was mein Bild von der "Endlösung", vom Massenmord, von Eichmann und dem NS-Regime doch gehörig ausgekleidet hat. Mein Wissen über all das war doch bisher eher sporadisch und äußerst lückenhaft, wie ich erkennen musste. Ich schau mal, ob ich demnächst mal mehr Lektüre darüber auftreiben kann. In dem Buch wurde von Arendt selbst, aber auch von Hans Mommsen, einiges empfohlen dahingehend. Das ist durchaus ein Teil (unserer/)der Geschichte, den es sich sehr lohnt tiefergehend und genauer studiert zu haben. Auch wenns weh tut und schwer zu ertragen ist. Aber gerade wenn es darum geht die menschliche Natur an sich oder im Speziellen die extremen Auswüchse davon und deren Auswirkungen auf das Zusammenleben zu verstehen und somit auch sich selbst ein wenig besser zu kennen, ist es, denke ich, absolut unerlässlich dies zu tun. Ich wünschte mir regelrecht anstatt "Schindler's Liste" zu schauen damals im Geschichtsunterricht lieber "Eichmann in Jerusalem" gelesen zu haben. Das ist etwas, was man jungen Menschen schon früh mitgeben sollte, dieses Gespür für Information. Dagegen ist der Film doch verhältnismäßig flach und tumb. Schlecht zwar nicht, aber nichtmal ansatzweise so erkenntnisreich. |
Samson83 hat folgendes geschrieben: | ||||||||
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Samson83 hat folgendes geschrieben: |
Seit wann interessierst du dich für Begründungen?
Ich hab das Buch nicht da. Aber zB aus diesem Interview mit Eichmanns Ankläger geht hervor, das Frau Arendt auf Eichmanns Selbstinzenierung hereingefallen https://m.tagesanzeiger.ch/articles/19965770?track |
Samson83 hat folgendes geschrieben: |
[...]Ist nur überwiegend falsch; |
schtonk hat folgendes geschrieben: | ||
Blenderei. Du hast es doch gar nicht gelesen und kannst das in keinster Weise beurteilen. Das betrifft übrigens so ziemlich alle Themen, die du hier berührst: Keine Ahnung, lügen und ne dicke Socke im Hosenlatz. |
Bravopunk hat folgendes geschrieben: | ||||||
Habs jetzt durch und kann deine Ansicht nichtmal im Entferntesten bestätigen. Kann nur nochmal wiederholen: Ich habe sehr viel gelernt. Da war tonnenweise drin, was ich noch nicht wusste und was mein Bild von der "Endlösung", vom Massenmord, von Eichmann und dem NS-Regime doch gehörig ausgekleidet hat. Mein Wissen über all das war doch bisher eher sporadisch und äußerst lückenhaft, wie ich erkennen musste. Ich schau mal, ob ich demnächst mal mehr Lektüre darüber auftreiben kann. In dem Buch wurde von Arendt selbst, aber auch von Hans Mommsen, einiges empfohlen dahingehend. Das ist durchaus ein Teil (unserer/)der Geschichte, den es sich sehr lohnt tiefergehend und genauer studiert zu haben. Auch wenns weh tut und schwer zu ertragen ist. Aber gerade wenn es darum geht die menschliche Natur an sich oder im Speziellen die extremen Auswüchse davon und deren Auswirkungen auf das Zusammenleben zu verstehen und somit auch sich selbst ein wenig besser zu kennen, ist es, denke ich, absolut unerlässlich dies zu tun. Ich wünschte mir regelrecht anstatt "Schindler's Liste" zu schauen damals im Geschichtsunterricht lieber "Eichmann in Jerusalem" gelesen zu haben. Das ist etwas, was man jungen Menschen schon früh mitgeben sollte, dieses Gespür für Information. Dagegen ist der Film doch verhältnismäßig flach und tumb. Schlecht zwar nicht, aber nichtmal ansatzweise so erkenntnisreich. |
Zitat: |
Die psychologische Seite, die Hannah Arendt dazu getrieben hat, und die in der abwegigen Liebe zu dem Führerbewunderer und immer noch in Deutschland geschätzten Heidegger vielleicht zum Ausdruck kam, wäre sehr wohl einer genaueren Betrachtung wert gewesen.
Sie teilte mit Heidegger dabei auch die antidemokratische Grundhaltung, das ist vielleicht das Bindungsglied. Ich habe, seitdem ich mich näher mit dieser absurden Verbindung beschäftigt habe, aufgegeben mich mit Hannah Arendt zu beschäftigen. https://www.zeit.de/2013/03/Film-Hannah-Arendt-Margarethe-von-Trotta/komplettansicht |
Skeptiker hat folgendes geschrieben: |
Was die scheinbare Banalität des Bösen angeht, so müsste man das aber auch auf die Hintermänner der deutschen Faschisten anwenden, also auf diejenigen, die Hitler & co. in den Sattel der Macht geholfen haben.
Auch die waren ja von ihrem persönlichen Auftreten sicher die reine Unschuld ...- |
Zumsel hat folgendes geschrieben: | ||
Na, letztlich bezieht sich das ja auf den gesamten Staat- und Verwaltungsapparat. Der Grund, dass "das Böse" triumphieren kann, so die Grundidee, ist nicht der Fanatismus von ein paar Spinnern, sondern die spießbürgerliche Gleichgültigkeit des Rests. Leute wie Hitler brauchen Vollstrecker, Beamtentypen, denen es völlig egal ist, ob sie den Transport von Kartoffeln in den Großhandel oder die Deportation von Menschen in Todeslager organisieren, solange es nur ihrer läppischen Verwaltungskarriere förderlich ist. |
Samson83 hat folgendes geschrieben: | ||||
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Skeptiker hat folgendes geschrieben: |
[...]
Was ich mich frage, ist: Was trieb Hannah Arendt eigentlich dazu, den eiskalten und unmenschlichen Massenmörder aus Fanatismus zu banalisieren?... |
Bettina Stangneth hat folgendes geschrieben: |
Die Jüdin aus Königsberg, die bei Martin Heidegger und Karl Jaspers Philosophie studiert hatte, bis der Nationalsozialismus sie aus Deutschland vertrieb, fuhr 1961 zum Eichmann-Prozess nach Jerusalem, weil sie etwas wollte, das Philisophen nun einmal wollen: Verstehen.
(...) Die Philosophin mit der scharfen Beobachtungsgabe war nicht die Einzige, die irrittiert war, als sie Eichmann dann tatsächlich begegnete. Wer die erste Reportage liest, findet nahezu bei jedem Prozessbeobachter, ganz gleich wo er herstammte, den gleichen Eindruck: Eichmann in Jerusalem war eine dürftige Figur ohne das Charisma unserer schillernden Vision vom Satan. Der SS-Obersturmbannführer, der Angst und Schrecken und vor allem den millionenfachen Tod verbreitet hatte, lähmte jetzt die Aufmerksamkeit mit seinen elendlangen Sätzen und seinem Gerede von Befehlsnotstand und Fahneneid. |
Skeptiker hat folgendes geschrieben: |
[...]
In der Tat ist die persönliche Verbindung Arendts zu Heidegger auch nicht ohne Grund entstanden. (...) |
Zumsel hat folgendes geschrieben: | ||
Na, letztlich bezieht sich das ja auf den gesamten Staat- und Verwaltungsapparat. Der Grund, dass "das Böse" triumphieren kann, so die Grundidee, ist nicht der Fanatismus von ein paar Spinnern, sondern die spießbürgerliche Gleichgültigkeit des Rests. Leute wie Hitler brauchen Vollstrecker, Beamtentypen, denen es völlig egal ist, ob sie den Transport von Kartoffeln in den Großhandel oder die Deportation von Menschen in Todeslager organisieren, solange es nur ihrer läppischen Verwaltungskarriere förderlich ist. |
fwo hat folgendes geschrieben: | ||||
Ich glaube, dass diese Beschreibung die Menschen von damals nicht trifft; sie ist zu schlicht. Ich weiß jetzt die Quelle nicht mehr, ich vermute es war ein Interview von Claude Lanzmann in "Shoa", in dem ein KZ-Aufseher beschreibt, wie sehr ihn seine Arbeit aufgewühlt und angestrengt hat, und wie er täglich "seinen inneren Schweinehund" überwinden musste, um seine Aufgabe zu erfüllen. Der hat das nicht gesagt, aber die meisten waren damals in einer Weise christlich aufgewachsen, wie wir es heute eher dem Sektenbereich zuordnen würden, und ich halte es durchaus für wahrscheinlich, dass viel von denen regelmäßig um Kraft für ihre Arbeit gebetet haben .... Die hatten einfach "begriffen", dass es wichtig war, was sie da taten. Das wilhelministische Untertanentum ist zwar ein wichtiger, aber kein ausreichender Teil, um zu erklären, was damals geschehen ist. |
Marcellinus hat folgendes geschrieben: |
Könnte es nicht sein, daß es nicht Gleichgültigkeit, sondern Machtlosigkeit war? |
Zumsel hat folgendes geschrieben: | ||
Du meinst die Theorie, dass Machtlosigkeit nach oben durch Grausamkeit nach unten kompensiert wird? |
Marcellinus hat folgendes geschrieben: | ||||
Ja, das trifft es ziemlich gut, vor allem wenn man bedenkt, daß für viele Menschen die Grausamkeit nach unten als der einzige Weg erschien, in diesen Zeiten zu überleben. Wir wollen nicht vergessen, daß diese Machtschwachen die Grausamkeiten zwar verübten, aber nicht erfunden hatten. |
Marcellinus hat folgendes geschrieben: | ||||
Ja, das trifft es ziemlich gut, vor allem wenn man bedenkt, daß für viele Menschen die Grausamkeit nach unten als der einzige Weg erschien, in diesen Zeiten zu überleben. Wir wollen nicht vergessen, daß diese Machtschwachen die Grausamkeiten zwar verübten, aber nicht erfunden hatten. Und ja, ich übersehe dabei icht, daß es einen Unterschied gab zwischen det Grausamkeit eines Soldaten und der eines KZ-Wachmanns. |
Zumsel hat folgendes geschrieben: | ||
Na, letztlich bezieht sich das ja auf den gesamten Staat- und Verwaltungsapparat. Der Grund, dass "das Böse" triumphieren kann, so die Grundidee, ist nicht der Fanatismus von ein paar Spinnern, sondern die spießbürgerliche Gleichgültigkeit des Rests. Leute wie Hitler brauchen Vollstrecker, Beamtentypen, denen es völlig egal ist, ob sie den Transport von Kartoffeln in den Großhandel oder die Deportation von Menschen in Todeslager organisieren, solange es nur ihrer läppischen Verwaltungskarriere förderlich ist. |
vrolijke hat folgendes geschrieben: | ||||||
Es gab auch Leute die überlebt haben weil sie sich nicht besonders beteiligt haben. Keinen Widerstand, aber auch keinerlei Unterstützung durch Denunziation, Buckeln oder Treten. Dies Mär von "wir konnten doch nichts dafür" ist einfach nur zum kotzen. |
Marcellinus hat folgendes geschrieben: | ||||||||
Nein, diese Möglichkeit bestand für die meisten eben nicht. Eigentlich jeder war in der einen oder anderen Weise in diesen Wahnsinn involviert, und ja, die allermeisten konnten nichts dafür, und worüber ich am meisten kotzen könnte, ist die Selbstgerechtigkeit der Nachgeborenen, die zwar alles besser wissen, aber nichts, aber auch gar nichts besser gemacht hätten. |
Samson83 hat folgendes geschrieben: |
Ich kann nicht nicht erinnern Skeptiker schonmal Zugestimmt zu haben, aber hier hat er völlig recht. |
Marcellinus hat folgendes geschrieben: |
Nein, diese Möglichkeit bestand für die meisten eben nicht. |
Marcellinus hat folgendes geschrieben: |
Eigentlich jeder war in der einen oder anderen Weise in diesen Wahnsinn involviert, und ja, die allermeisten konnten nichts dafür, [...] |
Marcellinus hat folgendes geschrieben: |
[...] und worüber ich am meisten kotzen könnte, ist die Selbstgerechtigkeit der Nachgeborenen, die zwar alles besser wissen, aber nichts, aber auch gar nichts besser gemacht hätten. |
Zumsel hat folgendes geschrieben: | ||
Worin genau stimmst du ihm du? Darin, dass aktuell eine "Rechtswende der bürgerlichen Parteien, Medien, Professorenschaft und staatlicher Apparate" zu konstatieren ist? Du überraschst doch täglich auf Neue... |
Samson83 hat folgendes geschrieben: | ||||
Ich stimme ihm zu, dass Struktur und Entwicklung des "Faschismus" - auch wenn wir wohl nicht von einer identischen Faschismusdefinition ausgehen- im Wesentlichen Sozial und ökonomisch erklärt werden muss. Es ist kein spezischer Menschenschlag der sich in einem Faschistischen System an den Verbrechen beteiligt. Es sind - so der Titel eines von mir kürzlich gelesenen Buches, das ich nur empfehlen kann "ganz normale Männer". |
Samson83 hat folgendes geschrieben: |
Im übrigen liegst du m.E. auch mit der Darstellung richtig, dass eine bürokratsiche moderne Autokratie schlicht beflissen-kühl-gleichgültige Beamte braucht. Aber Eichmann war dies eben nicht. Eichmann war tatsächlich - wenn man es pathetisch formulieren möchte - eines der Monter. Kein kühler Befehlsempfänger, sondern ein Fanatiker. |
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