Ehe- wozu?
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Freigeisterhaus -> Kultur und Gesellschaft

#1: Ehe- wozu? Autor: Dorian BeitragVerfasst am: 26.03.2013, 13:41
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Was ist der Sinn einer Ehe? Wir versprechen uns Treue, Vertrauen, Verantwortung. Romantik und Leidenschaft. Gegenseitige Bereicherung- im positiven Sinne. Kinder, die uns später helfen, wenn wir sie brauchen. Was wird daraus? Wieso lassen sich immer mehr Paare scheiden?
Es ist zu unterscheiden zwischen dem eher romantischen und vertrauensvollen Liebes- Aspekt und dem ökonomischen Absicherungsfaktor.
Ersteres kommentiert z. B. Emma Goldmann: "Wo Liebe ist, bedarf es keiner Ehe. Wo keine Liebe ist, wird die Ehe sie nicht hervorzaubern."
Psychologen und andere sich mit dem Phänomen Liebe Beschäftigende haben herausgefunden, dass sich nach spätestens zehn Jahren gemeinsamen Zusammenlebens das erotische Niveau meist in einem sehr trockenen Keller befindet.
"Fremdgehen" beginnt im Kopf. Dazu muss niemand ein Bordell aufsuchen oder den Freund der Freundin verführen.
Eine buddhistische Weisheit besagt, dass die Beziehung zweier Menschen mit der Begegnung zweier Fische zu vergleichen ist. Man trifft sich zufällig auf dem Weg nach oben. Nach einer Weile drängt es jeden weiter, nach oben schon, aber jeden in eine andere Richtung. Zwei Wesen sind eben zwei Wesen- und nicht eins. Dann wünschen sich beide einen guten Weg, danken für die gemeinsame Zeit und sehen sich höchstwahrscheinlich nie wieder. Falls doch, hat niemand etwas zu bereuen.

Zur ökonomischen Seite. Die Ehe ist etwa so alt wie die Industrialisierung, auch Kapitalismus genannt. Natürlich ist es für den Unternehmer von Nutzen, wenn sein Arbeiter oder Angestellter in einer festen und möglichst langen Beziehung steckt. Verheiratete kontrollieren sich gegenseitig, wechseln weniger häufig den Arbeitsplatz, sind pünktlicher. Warum? Aus Verantwortung für ihre Familie. Singles dagegen machen eher das, was sie wollen. Sie funktionieren nicht so gut im System. Sie müssen weniger Rücksichten nehmen.
Früher waren auch Frauen mehr an einer stabilen Ehe interessiert- aus ökonomischer Abhängigkeit. Das hat sich gewandelt. Die meisten Frauen müssen in unseren Breiten keine existenzielle Angst mehr zu haben, wenn sie ihren Partner verlassen.

Liebe und Ökonomie zusammen gedacht: Eigentlich geht das gar nicht. Wenn Berechnung zu meiner zweiten Natur geworden ist, so steht das dem Wesen der Liebe, zu dem Selbstlosigkeit gehört, entgegen.
In einer Gesellschaft, die immer mehr nach Leistungs- und Bereicherungsprinzipien (im negativen Sinne) funktioniert, hat Liebe schlechte Karten. Mein Denken, von Elllenbogenmentalität am Arbeitsplatz geprägt, kann ich nicht einfach nach Feierabend auf Einfühlsamkeit und Vertrauen umstellen. Auch das Konsumprinzip steht der Liebe entgegen. Es ist so leicht, Ersatz zu finden. Wegwerfen, neu besorgen- ist das nicht unsere Art zu handeln?

Eigenschaften, die heute altmodisch klingen, sind Verzicht, Demut, Geduld und Bescheidenheit. Gibt es Liebe ohne solche Eigenschaften bei den Partnern?

Kinder und Ehe

"Wir sind der Kinder wegen zusammen geblieben"- wer kennt diesen Satz nicht?
Für Kinder ist es wichtig, verlässliche erwachsene Bezugspersonen zu haben. Ist es wichtig, dass diese die leiblichen Eltern sind?
Sind adoptierte Kinder grundsätzlich unglücklich? Fühlen sich Kinder nicht oft bei den Großeltern wohler als bei den Eltern?
Oder mit einem Stief- Vater, statt des leiblichen Vaters? Wie ist das mit Kindern, die in einer Art Kommune leben, vielleicht auf einem Bauernhof mit befreundeten Erwachsenen und etlichen anderen Kindern?
Es gibt "unzivilisierte" Stämme oder Gesellschaftsgruppen, in denen Frauen mit möglichst vielen Männern schlafen. So weiß niemand genau, von wem die Kinder sind. Damit fühlt sich die ganze Gemeinschaft für die Kinder verantwortlich. Fällt der leibliche Vater aus verschiedensten Gründen aus, bleiben die anderen potentiellen Väter, deren Gewissen ihnen das sagt, was auf einigen Verkehrsschildern in Deutschland zu vorsichtigem Fahren anhält: "Es könnte Dein Kind sein."

Ehe setzt eine Zweierbeziehung voraus. Warum nicht eine Dreierbeziehung? Warum überhaupt "Treue"? Ist mein Partner minderwertig, wenn er mit einer anderen geschlafen hat- und mich dennoch weiter liebt?
"Polyamorie" ist ein spannendes Thema. Nur eben ein ganz anderes als "Ehe".

#2:  Autor: Ibo Caj BeitragVerfasst am: 26.03.2013, 17:16
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Wußtest Du, daß etwa 50% aller ersten Ehen "früher als erwartet" getrennt werden und etwa 70% aller zweiten Ehen, die Gründe für systematisches Andiewandfahren unserer schönsten Beziehungen also trotz bester Paartherapeuten noch im Dunkeln liegen?

Die Ursachen für das, was Intimbeziehungen schrottet, sind die selben wie jene, mit denen alle übrigen Beziehungen unseres privaten, beruflichen, geschäftlichen und verwalteten Lebens nach oft sehr belastenden Erfahrungen mehr Frust als Erfolg produzieren.

Alle Partnerschaften sind ausschließlich da, damit sich die Beteiligten gegenseitig Zufriedenheit im weitesten Sinne verschaffen. Alle benutzen dazu ein "Werkzeug". Doch die meisten gehen damit mehr automatisch und oberflächlich um als gemeinschaftsverträglich. Und was daraus entsteht, schaukelt sich mit vielen Mißverständnissen, Reibungsverlusten, Mißerfolgen, Frustrationen und Aggressionen in unregelmäßigen Intervallen immerwieder zu dem auf, was dann irgendwann alle von ihren "Glücksbergen" schmeißt und Überlebende mit bißchen Sein und nicht mehr viel Haben glücklich und hoffnungsvoll macht ...

Und dann geht der Rummel von neuem los, mit den selben Fehlern und Versäumnissen wie eh und je. Das Menschenhirn ist nämlich eine fantastische Verdrängungsmaschine, die wundervoll Einbildungen kreieren kann und Rechtfertigungserinnerungen ... Und damit entwickeln Experten dann auch "Kommunikationsquadrate", über die sich Kommunikationswissenschaftler und Studenten die Köpfe zerbrechen und erwarten, daß "Verständigungslose" dicke Bücher mit herumschleppen, um im Fall eines Falles so mit anderen kommunizieren zu können, daß es wenigstens mal vorübergehend mit einer geilen Interimsbeziehung klappt ... Die halten nur in 5% aller Fälle das, was sich Partner davon versprechen ...

#3: Re: Ehe- wozu? Autor: HatioraWohnort: Frankfurt BeitragVerfasst am: 26.03.2013, 18:22
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Dorian hat folgendes geschrieben:

Es ist zu unterscheiden zwischen dem eher romantischen und vertrauensvollen Liebes- Aspekt und dem ökonomischen Absicherungsfaktor.
Ersteres kommentiert z. B. Emma Goldmann: "Wo Liebe ist, bedarf es keiner Ehe. Wo keine Liebe ist, wird die Ehe sie nicht hervorzaubern."


Der Anspruch an eine Lebensgemeinschaft, standartmaessig auch "romantische Liebe" zu beinhalten, ist noch nicht so alt. Heutzutage ist die Eheschliessung aus Liebe zwar haeufiger als frueher, aber in vielen Gegenden der Welt werden Ehen immer noch arrangiert. Da ist die Ehe eine Zweckgemeinschaft, um Stabilitaet fuer die Familien zu gewaehrleisten, den Zusammenhalt zu foerdern etc. (Indien, islamische Laender, bestimmt noch einige Laender mehr).

#4:  Autor: Ibo Caj BeitragVerfasst am: 26.03.2013, 18:51
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Wer es sich leisten kann, auf einen Ernährer zu verzichten, weil genug Kohle da ist, kann es sich leisten, mehr dem unordentlichen Gefühl zu folgen als dem ordentlichen. Auch für Intimbeziehungen spielt das "ordentliche Gefühl" Gerechtigkeit die größte Rolle, die größtvorstellbarste überhaupt, weil Gerechtigkeit die Grundlage für gemeinsame Zufriedenheit ist. Und weil wir uns auch hier gerne von unserem limbischen System steuern lassen, das uns überwiegend über visuelle Reize auf Vertrauen hoffen läßt, geraten Menschen auch gerne hintereinander immer wieder an die Partner, die sie zuverlässig enttäuschen.

#5:  Autor: Dorian BeitragVerfasst am: 27.03.2013, 11:29
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Ibo Caj hat folgendes geschrieben:
Wußtest Du, daß etwa 50% aller ersten Ehen "früher als erwartet" getrennt werden und etwa 70% aller zweiten Ehen, die Gründe für systematisches Andiewandfahren unserer schönsten Beziehungen also trotz bester Paartherapeuten noch im Dunkeln liegen?
...


Ehe ist ein künstliches Konstrukt. Sexuelle Treue oft auch. Menschen denken und fühlen komplex und sprunghaft. Wir sind zu vielfältig konzipiert, als dass uns auf Dauer starre Regeln im Korsett halten können. Die Erfolge der Porno- Industrie, der Prostitution und der Partner- BÖRSEN zeigen, dass sexuelle Untreue dem Menschen immanent ist. Man denke sich eine Gesellschaft ohne Treue- Zwang.
"Freie Menschen in freien Vereinbarungen"- jederzeit kündbar. Zufriedenheit durch Freiheit. Ich kann treu sein, muss es aber nicht.
Eifersucht ist Besitzdenken. Meist trennt sich der Untreue nur deshalb von seinem Partner, weil er damit ein Erwartungsmuster erfüllt. Dabei muss sich an seiner Liebe durch den "Seitensprung" gar nichts verändert haben.
Ist er nicht auch untreu, wenn er mit vielen Menschen Kontakt hat- außerhalb von Intimitäten? Wieso beanspruchen Intimitäten ein Exclusivrecht?
Hält nicht eine Intimbeziehung länger, wenn die Partner in getrennten Wohnungen leben? Gibt es Liebe auf Dauer, wenn die Gewohnheitsmacht täglich die erotische Attraktivität zernagt?
Natürlich müssen Ehen und andere konventionell geführte Beziehungen zerbröseln. Ist das nur negativ? Verantwortung für den anderen, für die Kinder? Ist die nur in starren Bindungen denkbar?

#6: Re: Ehe- wozu? Autor: Dorian BeitragVerfasst am: 27.03.2013, 11:35
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Hatiora hat folgendes geschrieben:

Der Anspruch an eine Lebensgemeinschaft, standartmaessig auch "romantische Liebe" zu beinhalten, ist noch nicht so alt. Heutzutage ist die Eheschliessung aus Liebe zwar haeufiger als frueher, aber in vielen Gegenden der Welt werden Ehen immer noch arrangiert. Da ist die Ehe eine Zweckgemeinschaft, um Stabilitaet fuer die Familien zu gewaehrleisten, den Zusammenhalt zu foerdern etc. (Indien, islamische Laender, bestimmt noch einige Laender mehr).



Wenn die Ehe eine (meist wohl ökonomische) Zweckgemeinschaft darstellt, wieso kann dann die freie Vereinbarung unter Freunden (Verwandte kann ich mir nicht aussuchen, das Wort "Familien- Bande" hat etwas Wahres) keine funktionierende Zweckgemeinschaft sein? Die Favorisierung der Ehe erinnert an einen Satz von Karl Kraus: "Die Gesellschaft ist kontrollsexuell veranlagt."

#7:  Autor: Dorian BeitragVerfasst am: 27.03.2013, 11:39
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Ibo Caj hat folgendes geschrieben:
Wer es sich leisten kann, auf einen Ernährer zu verzichten, weil genug Kohle da ist, kann es sich leisten, mehr dem unordentlichen Gefühl zu folgen als dem ordentlichen. Auch für Intimbeziehungen spielt das "ordentliche Gefühl" Gerechtigkeit die größte Rolle, die größtvorstellbarste überhaupt, weil Gerechtigkeit die Grundlage für gemeinsame Zufriedenheit ist. Und weil wir uns auch hier gerne von unserem limbischen System steuern lassen, das uns überwiegend über visuelle Reize auf Vertrauen hoffen läßt, geraten Menschen auch gerne hintereinander immer wieder an die Partner, die sie zuverlässig enttäuschen.


Ich verzichte gern auf eine ErnährerIn. Und darauf, jemanden zu ernähren. Ich leiste mir die Freiheit der "Unordnung". Mich enttäuscht niemand, der "fremdgeht". Wenn es zu seinem Glück beiträgt, das zu tun- wäre ich ein echter Freund, wenn ich ihm dies missgönnte?

#8:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 27.03.2013, 12:16
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Dorian hat folgendes geschrieben:
Ibo Caj hat folgendes geschrieben:
Wer es sich leisten kann, auf einen Ernährer zu verzichten, weil genug Kohle da ist, kann es sich leisten, mehr dem unordentlichen Gefühl zu folgen als dem ordentlichen. Auch für Intimbeziehungen spielt das "ordentliche Gefühl" Gerechtigkeit die größte Rolle, die größtvorstellbarste überhaupt, weil Gerechtigkeit die Grundlage für gemeinsame Zufriedenheit ist. Und weil wir uns auch hier gerne von unserem limbischen System steuern lassen, das uns überwiegend über visuelle Reize auf Vertrauen hoffen läßt, geraten Menschen auch gerne hintereinander immer wieder an die Partner, die sie zuverlässig enttäuschen.


Ich verzichte gern auf eine ErnährerIn. Und darauf, jemanden zu ernähren. Ich leiste mir die Freiheit der "Unordnung". Mich enttäuscht niemand, der "fremdgeht". Wenn es zu seinem Glück beiträgt, das zu tun- wäre ich ein echter Freund, wenn ich ihm dies missgönnte?


Die Träume eines alt68er. zwinkern

Alsob man seine Emotionen immer so unter Kontrolle hätte. skeptisch

#9:  Autor: Dorian BeitragVerfasst am: 27.03.2013, 12:19
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vrolijke hat folgendes geschrieben:


Die Träume eines alt68er.

Alsob man seine Emotionen immer so unter Kontrolle hätte. skeptisch


Na, mit ein bisschen Übung... als erstes empfehle ich Dir einen flotten Dreier. Wirkt eifersuchts- zerstörend.
Im Übrigen wurde ich 1965 geboren und kann mich an keine eigenen politischen Aktivitäten im Kindergarten erinnern.

#10:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 27.03.2013, 12:31
    —
Dorian hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:


Die Träume eines alt68er.

Alsob man seine Emotionen immer so unter Kontrolle hätte. skeptisch


Na, mit ein bisschen Übung... als erstes empfehle ich Dir einen flotten Dreier. Wirkt eifersuchts- zerstörend.
Im Übrigen wurde ich 1965 geboren und kann mich an keine eigenen politischen Aktivitäten im Kindergarten erinnern.


Ich bin prinzipiell durchaus auf Deine Linie. Wenn auch die Erfahrung uns in manchen Sachen eines besseren belehrt hat.

Ich denke, das die 68er-Bewegung nicht die politischen Aktivitäten meint, die dreijährigen veranstalteten.

#11:  Autor: Dorian BeitragVerfasst am: 27.03.2013, 12:44
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vrolijke hat folgendes geschrieben:


Ich bin prinzipiell durchaus auf Deine Linie. Wenn auch die Erfahrung uns in manchen Sachen eines besseren belehrt hat.

Ich denke, das die 68er-Bewegung nicht die politischen Aktivitäten meint, die dreijährigen veranstalteten.


Darf ich annehmen, dass die Kürze Deiner Kommentare nicht nur mit Deinen Verpflichtungen als Moderator zu tun hat, sondern auch mit ehelichen Verpflichtungen?

#12:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 27.03.2013, 12:53
    —
Dorian hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:


Ich bin prinzipiell durchaus auf Deine Linie. Wenn auch die Erfahrung uns in manchen Sachen eines besseren belehrt hat.

Ich denke, das die 68er-Bewegung nicht die politischen Aktivitäten meint, die dreijährigen veranstalteten.


Darf ich annehmen, dass die Kürze Deiner Kommentare nicht nur mit Deinen Verpflichtungen als Moderator zu tun hat, sondern auch mit ehelichen Verpflichtungen?


Ich verstehe nicht, was du meinst.

"Eheliche Verpflichtungen" ist eine Floskel die mich schüttelt. Bitte nicht!
Ich bin verheiratet (zum dritten mal übrigens) weil ich meine Frau liebe.

Im übrigen bin ich der Meinung, dass man besser wahrgenommen wird, wenn man kurze Statements abgibt, als wenn man in einem Beitrag über 5 Seiten, seine ganze Lebensphilosophie rüberbringen will.

#13:  Autor: Dorian BeitragVerfasst am: 27.03.2013, 13:08
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vrolijke hat folgendes geschrieben:


"Eheliche Verpflichtungen" ist eine Floskel die mich schüttelt. Bitte nicht!
Ich bin verheiratet (zum dritten mal übrigens) weil ich meine Frau liebe.


Du bist zum dritten Mal mit Deiner Frau verheiratet?
Mal ernsthaft: außer pragmatischen Erwägungen, was bringt Dir die Ehe? Kannst Du Deine Frau nicht auch so lieben?
Mit "ehelichen Verpflichtungen" meinte ich eher die mögliche Angst, Deine Zustimmung zu meinen libertären Liebesthesen könnte Deine Liebste auf seltsame Gedanken bringen:
"Geht er nicht schon geistig "fremd"? Da schreibt einer was von der Legitimität von sexueller Untreue, und mein Mann nickt das ab."

#14:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 27.03.2013, 13:14
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Dorian hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:


"Eheliche Verpflichtungen" ist eine Floskel die mich schüttelt. Bitte nicht!
Ich bin verheiratet (zum dritten mal übrigens) weil ich meine Frau liebe.


Du bist zum dritten Mal mit Deiner Frau verheiratet?
Mal ernsthaft: außer pragmatischen Erwägungen, was bringt Dir die Ehe? Kannst Du Deine Frau nicht auch so lieben?
Mit "ehelichen Verpflichtungen" meinte ich eher die mögliche Angst, Deine Zustimmung zu meinen libertären Liebesthesen könnte Deine Liebste auf seltsame Gedanken bringen:
"Geht er nicht schon geistig "fremd"? Da schreibt einer was von der Legitimität von sexueller Untreue, und mein Mann nickt das ab."


Ehe hat nicht nur mit Sexualität zu tun.
Als Paar ist es leichter, gemeinsam gegen die Tücken des Alltags gewappnet zu sein.

Dieses Thema war schon öfters Thema im Forum.
Vielleicht schaust mal in der Suche wer zu welche Themen schon mal was geschrieben hat.
(Ist manchmal erhellend)

Edit: ich war mit drei verschiedene Frauen verheiratet.

#15:  Autor: Dorian BeitragVerfasst am: 27.03.2013, 14:15
    —
vrolijke hat folgendes geschrieben:

Ehe hat nicht nur mit Sexualität zu tun.


Wenn Frau noch will, Mann nicht mehr kann-
was fang´n ´se dann mit Ehe an?

#16:  Autor: HatioraWohnort: Frankfurt BeitragVerfasst am: 27.03.2013, 14:27
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Die Ehe ist zu einem hohen Grad auch ein historisches Konstrukt, das verschiedene Formen des "Sicherheitsbeduerfnisses" abdeckt. Versorgung, eindeutige Zuordnung der Kinder zu einem Vater (viele wollen schon wissen, ob sie der Vater sind..), eine Basis fuer ein Erbschaftsrecht, uebersichtliche "Verhaeltnisse" auch fuer die Umgebung.
Dass die "Ehe" die Keimzelle der Gesellschaft ist, ist nicht von ungefaehr ein lange Zeit beliebter Spruch gewesen/in manchen Kreisen immer noch. Und wenn Du das "Ehe" durch "Familie" ersetzt, und weiter unter Familie nicht nur "Mama-Papa-Kind", sondern auch andere Formen der modernen Familie miteinbeziehst, unterschreib ich den Satz gerne.

Der politisch ueberhoehte Wert von Ehe beruht auf ua diesen historischen Gegebenheiten. heute wird das ja in Frage gestellt, man konzentriert sich jetzt mehr auf die Frage, ob Eltern gefoerdert werden sollten anstelle von Ehepartnern.

Aber wenn zwei Menschen beschlossen haben, zusammenzuleben, und sie das durch ein Ritual auch betonen wollen, was ist da verkehrt daran?
Ich bin mir zwar nicht sicher, ob Du es in absehbarer Zeit schaffen wirst, die Dreier-, Vierer- oder Fuenferehe zu etablieren, aber wenn Du genuegend Mitstreiter findest, warum nicht?

Ich halte es nur fuer falsch, anderen "ihre Ehe" wegnehmen zu wollen, nur weil sie fuer Dich kein erstrebenswertes Modell darstellt.

#17:  Autor: Ralf Rudolfy BeitragVerfasst am: 27.03.2013, 14:30
    —
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Die Träume eines alt68er. zwinkern

Was sie nicht falsch macht.

#18:  Autor: SkeptikerWohnort: 129 Goosebumpsville BeitragVerfasst am: 27.03.2013, 14:39
    —
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Die Träume eines alt68er. zwinkern

Was sie nicht falsch macht.


Hm. Die Ehe an sich ist ja schon älter als der Kapitalismus, hat aber heute in der bürgerlichen Gesellschaft eine andere (ökonomische) Funktion.

Gerade heute wird ja vielfach um das Recht auf eine Ehe zwischen Homosexuellen gestritten. Hier gilt die Ehe als Errungenschaft, als Fortschritt gegen die alte Repression gegen Homosexuelle.

Auch die Ehe zwischen verschiedenen Ethnien wird in verschiedenen Ländern immer noch durch rassistische oder religiöse Ressentiments verhindert.

Auf jeden Fall sollte eine Ehe freiwillig von beiden Beteiligten und nicht mit finanziellen Verpflichtungen oder Nöten verbunden sein.

Das mit dem Fremdgehen ist eine davon unabhängige Frage finde ich und hat mehr mit der individuellen Ausgestaltung der Ehe zu tun, steht aber der Ehe an sich nicht entgegen.

#19:  Autor: Dorian BeitragVerfasst am: 27.03.2013, 15:03
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Skeptiker hat folgendes geschrieben:


Das sind m.E. genau die richtigen Fragestellungen.

Sehr interessanter Beitrag, danke! Daumen hoch!


Danke auch. Allerdings wundert mich Dein Lenin- Zitat " Keinem einzigen dieser Professoren, die auf Spezialgebieten der Chemie, der Geschichte, der Physik die wertvollsten Arbeiten liefern können, darf man auch nur ein einziges Wort glauben, sobald er auf Philosophie zu sprechen kommt." Einstein und sein "Why Socialism"?

#20:  Autor: DesperadoxWohnort: Hamburg BeitragVerfasst am: 27.03.2013, 15:06
    —
Für mich ist heiraten "nur" eine symbolische Geste, und zwar die schönste, die es gibt.

#21:  Autor: katholischWohnort: Marktl BeitragVerfasst am: 27.03.2013, 15:24
    —
Desperadox hat folgendes geschrieben:
Für mich ist heiraten "nur" eine symbolische Geste, und zwar die schönste, die es gibt.



man denke an die ganze Wirtschaft, die davon profitiert.....(und dann wieder an die ganzen Scheidungsanwälte, die nochmals profitieren...)

#22:  Autor: Ibo Caj BeitragVerfasst am: 27.03.2013, 15:24
    —
Viele ignorieren, daß die moderne Welt
mit ihrer atemberaubenden Kommunikationstechnik
und ihrer grenzenlosen, billigen Mobilität
auch sehr viele Chancen bietet,
einen besseren Partner kennen zu lernen
und daß die Suche nach einem, der auch mal zu einem steht,
wenn immer häufigere Verluste zu beklagen sind,
immer schwieriger wird in einem Haufen,
deren Individuen sich zwei bis dreihundert mal am Tag
die Realtität zurechtbiegen, je nachdem,
womit sie sich das leisten können.

#23:  Autor: katholischWohnort: Marktl BeitragVerfasst am: 27.03.2013, 15:30
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Ibo Caj hat folgendes geschrieben:
Viele ignorieren, daß die moderne Welt
mit ihrer atemberaubenden Kommunikationstechnik
und ihrer grenzenlosen, billigen Mobilität
auch sehr viele Chancen bietet,
einen besseren Partner kennen zu lernen
und daß die Suche nach einem, der auch mal zu einem steht,
wenn immer häufigere Verluste zu beklagen sind,
immer schwieriger wird in einem Haufen,
deren Individuen sich zwei bis dreihundert mal am Tag
die Realtität zurechtbiegen, je nachdem,
womit sie sich das leisten können.




Willkommen dann hier!

#24:  Autor: DesperadoxWohnort: Hamburg BeitragVerfasst am: 27.03.2013, 15:31
    —
katholisch hat folgendes geschrieben:
Desperadox hat folgendes geschrieben:
Für mich ist heiraten "nur" eine symbolische Geste, und zwar die schönste, die es gibt.



man denke an die ganze Wirtschaft, die davon profitiert.....(und dann wieder an die ganzen Scheidungsanwälte, die nochmals profitieren...)
Meine Heirat hat gekostet: 2 Eheringe - ca.500 €, 1 Flasche Champagner - ca.30 €. Meine Scheidung hat gekostet:100€. Da hat die Wirtschaft nicht sehr profitiert.(Ist aber auch ein Sonderfall)

#25:  Autor: katholischWohnort: Marktl BeitragVerfasst am: 27.03.2013, 15:36
    —
Desperadox hat folgendes geschrieben:
katholisch hat folgendes geschrieben:
Desperadox hat folgendes geschrieben:
Für mich ist heiraten "nur" eine symbolische Geste, und zwar die schönste, die es gibt.



man denke an die ganze Wirtschaft, die davon profitiert.....(und dann wieder an die ganzen Scheidungsanwälte, die nochmals profitieren...)
Meine Heirat hat gekostet: 2 Eheringe - ca.500 €, 1 Flasche Champagner - ca.30 €. Meine Scheidung hat gekostet:100€. Da hat die Wirtschaft nicht sehr profitiert.(Ist aber auch ein Sonderfall)



ja als arme Kirchenmaus kommt man vielleicht derart günstig aus. Aber bei uns - da gibt es durchaus Hochzeiten mit 200 Gästen...

#26:  Autor: DesperadoxWohnort: Hamburg BeitragVerfasst am: 27.03.2013, 15:55
    —
katholisch hat folgendes geschrieben:

ja als arme Kirchenmaus kommt man vielleicht derart günstig aus. Aber bei uns - da gibt es durchaus Hochzeiten mit 200 Gästen...
Hatte in dem Fall keine finanziellen Gründe (nur die billige Scheidung). Es war für uns halt kein gesellschaftliches Ereignis, sonder eine private Geste des Vertrauens.

#27:  Autor: katholischWohnort: Marktl BeitragVerfasst am: 27.03.2013, 16:03
    —
Hochzeit...


extra für mausi.

#28:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 27.03.2013, 17:54
    —
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Die Träume eines alt68er. zwinkern

Was sie nicht falsch macht.


Klar nicht. Hab ich auch nirgends behauptet.

#29:  Autor: AlexJWohnort: Köln BeitragVerfasst am: 27.03.2013, 19:38
    —
Dorian hat folgendes geschrieben:

Ehe ist ein künstliches Konstrukt. Sexuelle Treue oft auch. Menschen denken und fühlen komplex und sprunghaft. Wir sind zu vielfältig konzipiert, als dass uns auf Dauer starre Regeln im Korsett halten können. Die Erfolge der Porno- Industrie, der Prostitution und der Partner- BÖRSEN zeigen, dass sexuelle Untreue dem Menschen immanent ist. Man denke sich eine Gesellschaft ohne Treue- Zwang.
"Freie Menschen in freien Vereinbarungen"- jederzeit kündbar. Zufriedenheit durch Freiheit. Ich kann treu sein, muss es aber nicht.
Eifersucht ist Besitzdenken.


Das Problem ist, das die sogenannte Eifersucht dem Menschen genauso immanent ist wie das Fremd gehen. Es ist begründet in dem Bedürfnis das Gefühl zu bekommen, das man dem Partner in der Beziehung wichtig ist.
Intimität und die Wertschätzung selbiger spielt dabei meist eine wichtige Rolle.

Zitat:
Verantwortung für den anderen, für die Kinder? Ist die nur in starren Bindungen denkbar?


Wie du bereits sagtest, Menschen denken und fühlen komplex und sprunghaft. Was nicht ganz aber zumindest ausreichend richtig ist, um Feststellen zu können das man sich auf bestimmte Sachen nur verlassen kann, wenn sie vertraglich festgeschrieben sind.

#30:  Autor: morituraWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 27.03.2013, 20:06
    —
jenseits aller romantischen Vorstellungen war die Ehe immer ein Wirtschafts- und Versorgungsabkommen. Das ist auch der Hauptgrund, warum Ehen heute zerbrechen. Die Zeit, in die jemand versorgt werden muss ist im Allgemeinen nicht mehr besonders lang.

Ich finde das nebenbei gut (2 Ehen, 2 Scheidungen, 2 Kinder Sehr glücklich )

Das Thema für Homosexuelle ist meistens die Rechtsseite, die mit der Ehe einhergeht. Regelungen, die zu einer Ehe dazugehören, sind häufig ausserhalb einer Ehe selbst mit einem notariellen Vertrag nicht zu sichern, da ein solcher Vertrag in bestimmten Punkten einfach ungültig ist.

Außerdem, warum soll jeder Punkt einzeln verhandelt werden, wenn er so wie bei Heteros auch, sozusagen im Paket vereinbart werden kann.

Also, wozu Ehe. Mein Onkel und meine Tante (Geschwister) haben kurz vor dem Tod meines Onkels geheiratet (ja, das geht, sobald beide über die Jahre hinaus sind, in dem Fall 75 und 80) damit mein Onkel meiner Tante die Wohnung, die die beiden von Kindheit an bewohnten (beide sind nie aus dem Elternhaus ausgezogen) vererben konnte. Wäre sonst ohne weiteres nicht gegangen. Bevor jemand über Inzest nachdenkt. Sexuell war da nichts. Und besonders gemocht haben sich die Beiden auch nicht.

Soviel zur Ehe.



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