Plagiate
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Freigeisterhaus -> Kultur und Gesellschaft

#1: Plagiate Autor: WolfWohnort: Zuhause BeitragVerfasst am: 21.10.2013, 16:03
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Nun haben die Plagiatsjäger Frank-Walter Steinmeier im Visier. Nachdem die unseriöse* Plagiatstestsoftware ProfNet seiner Arbeit eine 63% Gesamtplagiatswahrscheinlichkeit gab, nimmt VroniPlag seine Arbeit nun auseinander.
Beginnend mit Seite 1 in der Steinmeier [Ulbrich R. 1988] wiedergibt, allerdings nicht exakt buchstäblich, sondern nur ähnlich. Steinmeier gibt zwar [Ulbrich R. 1988] als Quelle an, setzt jedoch keine Gänsefüßchen.
Ähnlich lauten die Vorwürfe auf den anderen Seiten.

Findet ihr Steinmeier hat plagiiert? Sollte ihm sein Doktorgrad aberkannt werden oder übertreiben die Plagiatsjäger maßlos?


http://de.vroniplag.wikia.com/wiki/Fws/205
http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/doktortitel-plagiatsjaeger-von-vroniplag-erhoehen-druck-auf-steinmeier-a-928287.html

* http://hajofunke.wordpress.com/2013/10/03/plagiats-und-tauschungsvorwurf-gegen-steinmeier-ohne-seriosen-beleg/
* http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/forschung-und-lehre/plagiatsfall-steinmeier-auf-die-anklagebank-gehoert-der-anklaeger-12618050.html

#2:  Autor: Fake BeitragVerfasst am: 21.10.2013, 16:55
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Ich finde die Plagiatsjäger sollten lieber wieder die Straßen vor ihren Wohnungen patrollieren und falsch parkende Autos aufschreiben.

#3: Re: Plagiate Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 21.10.2013, 17:44
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Wolf hat folgendes geschrieben:
....
Findet ihr Steinmeier hat plagiiert? Sollte ihm sein Doktorgrad aberkannt werden oder übertreiben die Plagiatsjäger maßlos?

http://de.vroniplag.wikia.com/wiki/Fws/205
....

An der Stelle hat man den Eindruck, sie seien sehr bemüht, gegen einen Parteilichkeitsvorwurf gegenanzuarbeiten.

Steinmeier verschweigt seine Quellen nicht, sondern hat die Sätze nicht als wörtliches Zitat gekennzeichnet, in die er irgendetwas eingefügt oder wo er etwas weggelassen hat. Und es ist auch nicht so, dass er Seitenweise schreibt und dann irgendwo erwähnt, was er gelesen hat, sondern die hier als verdächtig markierten Quellenverweise gehören zu kleinen inhaltlichen Einheiten. das würde ich mehr für eine Stilfrage halten als für eine Verschleierung der Herkunft des Inhaltes.

fwo

#4: Re: Plagiate Autor: WolfWohnort: Zuhause BeitragVerfasst am: 22.10.2013, 11:53
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Stefan Weber sieht das etwas anders:

Stefan Weber hat folgendes geschrieben:
Die Diagnose ist, sofern alle skizzierten Wenn-Fälle zutreffen, eindeutig: Intentionales Plagiat. Die Intentionalität ist anhand der Umschreib- und Tilgungsarbeiten bereits am Text nachweisbar.”

Steinmeier hat sich massiv der Methode ‘Bauernopfer-Referenz’ bedient. Er hat dabei eindeutig getäuscht, weil er wiederholt Sätze aus fremder Literatur ungekennzeichnet als eigene ausgegeben hat, wie etwa:

Indessen: So überzeugende Beweise für die Genauigkeit die Demoskopie bei neueren Wahlergebnishochrechnungen auch geliefert haben mag, hier geht es nicht um die Frage ihrer Exaktheit und Praktikabilität, sondern ihrer Tauglichkeit überhaupt.
Oder:

Sowohl “Wohnunfähigkeit” als auch “Bindungslosigkeit” gehören ja schon lange zu den Kriterien entsprechender psychologischer Forschung.

Wer solche Sätze aus der Literatur einfach abschreibt oder maximal zwei Wörter umschreibt, der hat plagiiert. Wer den narrativen Duktus von anderen (“Indessen: …”, “… hier geht es nicht …”, “… gehören ja schon lange …”) mit übernimmt, der hat dies sogar recht plump gemacht.

http://plagiatsgutachten.de/blog.php/vroniplag-wiki-frank-walter-steinmeier-hat-plagiiert/

#5:  Autor: HatioraWohnort: Frankfurt BeitragVerfasst am: 22.10.2013, 14:44
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Zumindest die zwei Beispiele, die ich angekuckt habe, sehen sehr uebernommen aus.
Ich finds grenzwertig.

Auch bei verschiedenen Einleitungen, die ja eher eine Vorstellung des Bekannten sind, wurde ich angehalten, das moeglichst selbst neu zu formulieren, die Zusammenhaenge auch zur eigenen Arbeit passend darzustellen.
Bei kurzen Saetzen oder Nebensaetzen find ichs noch nachvollziehbar, manchmal gibt es einfach keine bessere Art und Weise, etwas zu beschreiben.
Wenn ich aber einen so langen und komplexen Schachtelsatz relativ unveraendert aus einer Quelle uebernommen haette, waere das spaetestens dem Kollegen, der Korrektur gelesen hat, aufgefallen. Und er haette mir gesagt: Joa, formulier das neu. So geht das nicht.

Allerdings bin ich mir nicht sicher, inwieweit eine groessere Menge an uebernommenen Saetzen gleich den Vorwurf des Plagiats berechtigt. Dazu muesste man auch anschauen, wieviel "neues Gedankengut" speziell und ausschliesslich in dieser Arbeit entwickelt wird, d.h. worin die Eigenleistung besteht.

#6:  Autor: WolfWohnort: Zuhause BeitragVerfasst am: 22.10.2013, 15:09
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Hatiora hat folgendes geschrieben:

Auch bei verschiedenen Einleitungen, die ja eher eine Vorstellung des Bekannten sind, wurde ich angehalten, das moeglichst selbst neu zu formulieren, die Zusammenhaenge auch zur eigenen Arbeit passend darzustellen.

Darf man fragen welches Fach?

Ich sehe das übrigens mehr wie fwo und halte das Ganze eher für eine Stilfrage.
Es gibt recht unterschiedliche Richtlinien zum Zitieren, ob ein rigoroses Setzen von Gänsefüßchen damals in der Rechtswissenschaft üblich war kann ich allerdings nicht beurteilen.

#7:  Autor: TelliamedWohnort: Wanderer zwischen den Welten BeitragVerfasst am: 22.10.2013, 21:20
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Die hier wiedergegebenen Stellen reichen m.E. noch nicht aus, um zu weitreichenderen Schlußfolgerungen, etwa hinsichtlich einer Aberkennung des Doktortitels, zu gelangen. Ein Quellenverweis ist bei Steinmeier erfolgt ---> der Leser könnte sich weiter informieren, die zum Teil ausgefallene Wortwahl stammt dann von dem Autor, auf den verwiesen wird.
Ob oberflächliche, schludrige Zitierweise oder vorsätzliche Täuschung, die allerdings auch ohne Internet hätte nachgewiesen werden können - man müsste prüfen, ob in der gesamten Arbeit in dieser Weise in nennenswertem Umfang zitiert wird.

#8:  Autor: HatioraWohnort: Frankfurt BeitragVerfasst am: 22.10.2013, 22:52
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Wolf hat folgendes geschrieben:
Hatiora hat folgendes geschrieben:

Auch bei verschiedenen Einleitungen, die ja eher eine Vorstellung des Bekannten sind, wurde ich angehalten, das moeglichst selbst neu zu formulieren, die Zusammenhaenge auch zur eigenen Arbeit passend darzustellen.

Darf man fragen welches Fach?

Ich sehe das übrigens mehr wie fwo und halte das Ganze eher für eine Stilfrage.


Dass man das nicht nur an der Menge uebernommenen Text festmachen kann, seh ich ja auch so.
Vor allem wichtig ist der eigene Gedanke; da ich allerdings keine Lust hab, die fragliche Arbeit zu lesen, werd ich mich eines endgueltigen Urteils ohnehin enthalten. zwinkern
Es ist allerdings mindestens grusliger Stil, wenn man auch die Fuellphrasen der Quelle noch uebernimmt. Das wirkt dann ziemlich... hm, wenig bemueht.

Ich hab Biologie studiert.
Bei uns gibts keine Gaensefuesschen. Da wird dann einfach nach jeder Kernaussage, die den Hirnschmalz eines anderen enthaelt, die Quelle in Klammer angegeben, etwa:

Blubb reprimiert Schnorz, worauf die Schnorz-spezifische Aktivierung von Trallalla nicht mehr stattfinden kann (Hinz und Kunz, 1987; Hinz und Mustermann, 2003).

Hinten ist dann eine fette Liste aller zitierten Quellen, alphabetisch sortiert. Wenn man die fraglichen Programme beherrscht, ist das kein Problem; wenn man so wie ich gerne ueber Computerprobleme stolpert, gehts zur Not aber auch manuell. Am Ende so einer Arbeit kann man ohnehin fast jeden Abschnitt seiner Arbeit auswaendig rueckwaerts singen.

Und irgendwelche Fussnoten hab ich auch eher selten gesehen.

#9:  Autor: tillich (epigonal) BeitragVerfasst am: 22.10.2013, 23:38
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Naja, ob die Belege eher in Klammern oder eher in Fußnoten kommen, also eher Harvard- oder eher Oxford-Stil, ist wohl eine ziemlich egale Stilfrage und vor allem fachabhängig.

#10:  Autor: Kival BeitragVerfasst am: 23.10.2013, 08:43
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Naja, ob die Belege eher in Klammern oder eher in Fußnoten kommen, also eher Harvard- oder eher Oxford-Stil, ist wohl eine ziemlich egale Stilfrage und vor allem fachabhängig.


Nicht zu vergessen zeitabhängig. In Deutschland war der Oxford-Stil (die Bezeichnung kannte ich übrigens noch nicht) früher weit verbreiter gewesen als heute. Mittlerweille orientiert man sich doch recht stark am Harvard-Stil. In der Physik und Mathematik gibt es auch noch eine Zwischenvariante, bei der in eckigen Klammern eine Zahl angeben wird [1]. Ich glaube aber, dass es nicht ganz das gleiche wie die Variante mit Fußnoten ist.

#11:  Autor: WolfWohnort: Zuhause BeitragVerfasst am: 23.10.2013, 09:56
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Kival hat folgendes geschrieben:
Ich glaube aber, dass es nicht ganz das gleiche wie die Variante mit Fußnoten ist.

Vor allem werden Seitenangaben nur in Ausnahmefällen gemacht.

#12:  Autor: HatioraWohnort: Frankfurt BeitragVerfasst am: 23.10.2013, 12:50
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Man sollte sich nicht daran aufhaengen, ob die Zitate jetzt mit Gaensefuesschen, Klammern, Fussnoten oder Meteoriteneinschlaegen gekennzeichnet werden.
Aber mir ist klar, dass jede Fachrichtung ihre eigenen <s>Heiligen Kuehe</s>Vorgaben hat. skeptisch

Wie ich schon schrub, der eigene Gedanke ist wichtig.
Darum sind eben auch die Fuellwoerter wichtig, denn daraus ergibt sich der gedankliche, logische Zusammenhang einzelner Gedanken/Aussagen.

Man kann schreiben: es gibt a, dann gibt es b, dann gibt es ab und zu noch c.
Oder: Die Voraussetzung a fuehrt notwendigerweise zu b, waehrend c eher selten abgeleitet werden kann.

Von einem Plagiat wuerde ich persoenlich ausgehen, wenn mengenmaessig viele, fuer die Arbeit wesentliche Gedankenketten aus Quellen gezogen und auch nicht in einen neuen Zusammenhang gebracht werden.
Wobei ich mir nicht sicher bin, ob bei ausfuehrlicher Benennung der Quellen eine solche Arbeit nicht schon am Doktorvater scheitern muesste (oder am korrekturlesenden Kollegen), eben wegen eines Mangels an eigenen Gedanken. Aber das ist Auslegungssache.

(In den Naturwissenschaften gibts seltener das Plagiatproblem, hier ist vor allem eine ungenaue/schlampige Beschreibung und Auswertung und in Extremfaellen auch die Faelschung der Ergebnisse aufgund von Schlampigkeit oder wissentlicher Datenverfaelschung ein Problem.)

#13: Juristen - und ihr Weg zum Glück Autor: Religionskritik-WiesbadenWohnort: Wiesbaden BeitragVerfasst am: 05.08.2014, 23:48
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Nun,
nicht direkt zum Thema Plagiate,
aber es handelt sich hier auch um Betrug beim Erschleichen eines Abschlusses bzw. staatlicher Prüfung.

Quelle: FAZ

http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/verkaufte-examensfragen-joerg-l-macht-den-alten-kollegen-viel-arbeit-13082952.html

Zitat:
Jörg L. macht den alten Kollegen viel Arbeit

Richter Jörg L. soll Prüfungsthemen für juristische Staatsexamina verkauft haben. 200 seiner früheren Kollegen überprüfen gerade Examina von 2000 Kandidaten. Schon jetzt ist klar: Bald wird es ein paar Juristen weniger geben.

#14: Re: Juristen - und ihr Weg zum Glück Autor: WolfWohnort: Zuhause BeitragVerfasst am: 05.08.2014, 23:56
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Zitat:
Bald wird es ein paar Juristen weniger geben.

Sehr glücklich

#15: Re: Juristen - und ihr Weg zum Glück Autor: Samson83 BeitragVerfasst am: 06.08.2014, 00:20
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Wolf hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Bald wird es ein paar Juristen weniger geben.

Sehr glücklich

Um die ist es eher wenig schade.

#16: Franziska Giffey Autor: Religionskritik-WiesbadenWohnort: Wiesbaden BeitragVerfasst am: 05.05.2019, 21:05
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Franziska Giffey

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hoch-schule/giffeys-doktorarbeit-abschlussbericht-findet-238-plagiate-16169240.html

Ich denke, das war es für sie,
wobei man auch mal das Otto-Suhr-Institut überprüfen sollte.
Es ist ja bekannt als Doktorhutschmiede für Politiker - mmh -
und dann kommt man mit solch wissenschaftlichen Fehlleistungen zum Titel.

#17: Frau Giffey und die amerikanische Zitierweise Autor: Religionskritik-WiesbadenWohnort: Wiesbaden BeitragVerfasst am: 23.06.2019, 18:47
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Zitat:
Frau Giffey und die amerikanische Zitierweise

Nach Argumentation des Anwalts mache es die „amerikanische Zitierweise“ möglich, Verweise auf andere Werke weniger detailliert zu gestalten als in Deutschland.

So könne von Täuschung keine Rede sein, weil Giffey nur befolgt habe, was von ihr verlangt worden sei, meint der Anwalt. Damit schiebt sie ihrer Doktormutter die Hauptverantwortung für die eigenen Zitierfehler zu. In der Tat hätte Börzel die Fehler vor Abgabe der Dissertation feststellen müssen. Zugleich versucht Giffey, den Vorwurf der Täuschung zu entkräften und möglicherweise mit einer Rüge davonzukommen.


https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/franziska-giffey-will-plagiatsvorwuerfe-entkraeften-16250052.html?printPagedArticle=true#pageIndex_0



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