Gewitterforschung - von Seebären, Tromben und Blitztoten in geschlossenen Räumen
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#1: Gewitterforschung - von Seebären, Tromben und Blitztoten in geschlossenen Räumen Autor: sünnerklaasWohnort: Da, wo noch Ruhe ist BeitragVerfasst am: 16.05.2016, 10:53
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Was ein Gewitter ist, weiß jedes Kind. Und praktisch jeder kennt Berichte von Älteren, die wahre Schreckensnächte und -tage erlebt haben. Beispiele dafür sind das
- Unwetter von Stuttgart vom 15. August 1972,
- Der Tornado von Pforzheim vom 10. Juli 1968
- Die Unwetterkatastrophe vom Killertal am 02. Juni 2008
- Die "Heinrichsflut" bzw. der "Schwarze Freitag von Waldeck" am 16. Juli 1965.

Schwergewitter stellen Behörden und Katastrophenabwehr stets vor grosse Herausforderungen. Selbst heute, im Zeitalter der Digitalisierung ist es ausserordentlich schwierig, die genaue Zugbahn einer Schwergewitterzelle so frühzeitig vorher zu sagen, dass eine rechtzeitige punktgenaue Alarmierung der Einsatzkräfte möglich ist. Zudem führen Ereignisse, wie der Rekordregen von Münster im Juni 2014 zu Situationen, bei denen jedes Entwässerungs- und Rückhaltesystem zwangsläufig an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit kommt und versagt. Und gegen Tornados - früher nannte man sie "Windhosen" - ist kein Kraut gewachsen und vorhersagen kann man die genaue Zugbahn auch nicht.

Und obwohl jedes Kind das Wetterphänomen Gewitter kennt, gibt es eine ganze Reihe von Aspekten, die wissenschaftlich kaum erforscht sind, wie zum Beispiel der sogenannte Seebär an Nord- und Ostsee - oder die auf Grund der heute vorhandenen und zum Teil vorgeschriebenen Sicherungsmaßnahmen keinem mehr wirklich bewusst sind. Zu letzterem gehört die Tatsache, dass noch bis in die Zeit nach dem II. Weltkrieg eine erhebliche Zahl von Menschen in geschlossenen Räumen vom Blitz erschlagen wurden (vgl. hierzu die Dissertation von Martin Gudd aus dem Jahre 2004 oder die Arbeit von W. Harms (1961): Unfälle durch Blitzschlag. In: Elektrotechnische Zeitschrift-A, 82, 9,
285-288.). Noch heute heisst es im Volksmund, Blei zöge den Blitz an - und man solle auf gar keinen Fall bei Gewitter in die Badewanne gehen bzw. duschen. Viele Leute wurden damals in ihrem Haus am Wasserhahn vom Blitz erschlagen, weil die Elektroinstallation nicht geerdet war und die Stromversorgung via Freileitungen erfolgte.

Über das Phänomen des Gewitter-Seebären auf der Nord- und Ostsee weiss man bis heute sehr wenig. Das einzige, was man sagen kann, ist, dass diese auch "Meteotsunami" genannte Wellenerscheinung bevorzugt bei gewittrigen Wetterlagen im Sommer sowie auf der Rückseite von Winterorkanen auftritt. Unter bestimmten Voraussetzungen können sich bei ruhiger See und Windstille plötzlich riesige Brandungswogen an den Stränden aufbauen. Belegt sind solche Wellenereignisse an der deutschen Nordseeküste vom 19.08.1932, dem 05.07.1957 und am 14.06.1964 sowie bei der Sturmflut vom 21. Januar 1976, bei der der eigentliche Sturmflutwasserstand am Pegel Helgoland durch eine plötzlich auftretende Flutwelle noch einmal deutlich erhöht wurde. Auch beim Wellenereignis vom 05. Juni 1854, von dem praktisch das gesamte Nordseegebiet getroffen wurde und bei der Wellenkämme von einer Höhe von sechs Metern beobachtet wurden, handelt es sich vermutlich um einen Meteotsunami (Quelle).

Angesichts des Klimawandels und dem damit verbundenen vermehrten Auftretens von Schwergewittern gibt es noch erheblichen Forschungsbedarf in der Gewitterforschung. Dabei muss auch die Frage im Focus sein, wie zukünftig Schäden durch Schwergewitter weiter minimiert werden können. Es gibt noch sehr viel zu tun.

#2:  Autor: sünnerklaasWohnort: Da, wo noch Ruhe ist BeitragVerfasst am: 30.05.2016, 08:22
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Den Südwesten hat es in der vergangenen Nacht sehr schwer getroffen. Es gab mindestens 3 Tote, der Schaden lässt sich noch nicht überblicken.

Gegen Hochwasser, die von solch großen, binnen kürzester Zeit gefallenen Regenmengen hergerufen werden, ist leider kein Kraut gewachsen. Unter solchen Bedingungen versagt der beste technische Hochwasserschutz.

#3:  Autor: sünnerklaasWohnort: Da, wo noch Ruhe ist BeitragVerfasst am: 09.08.2017, 15:32
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Ein Video vom Meteotsunami - oder Seebär - am 29.05.2017 in Zaandvoort (NL). Solche Bilder sind extrem selten.



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