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Der diesjährige Friedensnobelpreis macht darauf aufmerksam: Massenvergewaltigungen im Krieg sind nichts Archaisches. Sie folgen modernen, perfiden Strategien.
... Wenn man sich fragt, wie Vergewaltigung zu einer erstrangigen Kriegswaffe werden konnte, liegt es nahe, an archaisches, barbarisches, primitives Verhalten zu denken, das womöglich in weniger "zivilisierten" oder weniger modernen Weltteilen noch leichter durchbricht als bei uns in Europa. Nichts könnte falscher sein. Vergewaltigung als Mittel des Krieges ist keine archaische, sondern eine spezifisch moderne Sache. Ihre systematische Nutzung hängt, wie man soziologisch zeigen kann, mit der Architektur der modernen Gesellschaft zusammen. Menschliches Verhalten ist viel weniger, als man vermuten würde, durch archaisch-urmenschliche Kräfte bestimmt und viel mehr durch gesellschaftliche Strukturen. ... Wenn das aber die Struktur totaler Kriege ist: Was hat das mit Massenvergewaltigungen in heutigen "schmutzigen Kriegen" zu tun? Diese Konflikte sind ganz anders geartet: Sie sind oft eher binnenländische als zwischenstaatliche Kriege, und sie sind oft Kriege niedriger Intensität, also gerade keine totalen Kriege. Trotzdem kann die Logik des Einspannens fremder gesellschaftlicher Logiken für Kriegszwecke auch hier greifen. Die Karriere von systematischer Vergewaltigung als Mittel der Kriegsführung ist ein besonders perfider Fall davon. Frauen werden vergewaltigt, weil man weiß, dass damit der soziale Bereich Familie/Ehe/Reproduktion empfindlich getroffen und geschädigt wird. In vielen der einschlägigen Regionen gibt es kulturelle Konventionen, die vergewaltigte Frauen aus dem Ehe- und Familienleben ausschließen: Soweit sie unverheiratet sind, kommen sie nicht mehr als Heiratspartnerinnen infrage, und soweit sie verheiratet sind, können Männer die "Rücknahme" ihrer Ehefrauen verweigern. ... Insofern geht es bei Massenvergewaltigungen keineswegs nur um das rohe, tierische Vergnügen brutalisierter Kämpfer. Das gibt es natürlich auch, und gab es immer schon: Vergewaltigung einfach als überschießende Triebhandlung einzelner Soldaten oder sonstiger Kämpfer, die nicht ausreichend unter Kontrolle gehalten werden. Aber das erklärt nicht, warum in etlichen jüngeren Kriegen Tausende, Zehntausende, Hunderttausende von Frauen systematisch und mehr oder weniger geplant zum Opfer dieser Form von Angriff gemacht wurden. Um den Aufstieg von Vergewaltigung zu einer der populärsten Kriegswaffen zu verstehen, muss man deshalb tiefer blicken. Und man muss vom unmittelbaren Geschehen in den Kriegszonen wegblicken und auf die moderne Gesellschaft im Ganzen: Diese schmutzigen Kriege sind kein brutales, barbarisches Geschehen weit weg, mit dem wir nichts zu tun haben. Ihre Mittel folgen Logiken, die aus den modernen gesellschaftlichen Strukturen Europas in andere Weltteile exportiert wurden. Dort entfalten sie jetzt ihre verheerende Wirkung. |
zelig hat folgendes geschrieben: | ||
https://www.zeit.de/kultur/2018-12/vergewaltigungen-kriegswaffe-nobelpreis-gesellschaft-kriegsfuehrung |
Zitat: |
Der diesjährige Friedensnobelpreis macht darauf aufmerksam: Massenvergewaltigungen im Krieg sind nichts Archaisches. Sie folgen modernen, perfiden Strategien.
... Wenn man sich fragt, wie Vergewaltigung zu einer erstrangigen Kriegswaffe werden konnte, liegt es nahe, an archaisches, barbarisches, primitives Verhalten zu denken, das womöglich in weniger "zivilisierten" oder weniger modernen Weltteilen noch leichter durchbricht als bei uns in Europa. Nichts könnte falscher sein. Vergewaltigung als Mittel des Krieges ist keine archaische, sondern eine spezifisch moderne Sache. Ihre systematische Nutzung hängt, wie man soziologisch zeigen kann, mit der Architektur der modernen Gesellschaft zusammen. Menschliches Verhalten ist viel weniger, als man vermuten würde, durch archaisch-urmenschliche Kräfte bestimmt und viel mehr durch gesellschaftliche Strukturen. ... |
fwo hat folgendes geschrieben: | ||||
Den von mir gefetteten Satz halte ich bis zu einer stimmigen Begründung für reinen Blödsinn. |
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