Der Brand von Notre Dame - eine relative Beschädigung
Wähle Beiträge von
# bis # FAQ
[/[Drucken]\]
Gehe zu Seite 1, 2, 3, 4, 5  Weiter  :| |:
Freigeisterhaus -> Kultur und Gesellschaft

#1: Der Brand von Notre Dame - eine relative Beschädigung Autor: schtonk BeitragVerfasst am: 17.04.2019, 23:30
    —
Eine historische Kathedrale wurde durch Feuer beschädigt: "Notre Dame" in Paris. Eine Spendenbereitschaft ohnegleichen tut sich auf:

Innerhalb von nur zwei Tagen war in diverse Spendenfonds bereits fast eine Milliarde Euro eingegangen.

Menschen werden durch Krieg, Hunger, Armut und Vertreibung tagtäglich beschädigt.

Ist das Kulturgut sakrales Gebäude wertvoller als das Kulturgut Mensch?


Dies fragt zB die Instagram-Userin Natascha Ochsenknecht:

Zitat:
Schon traurig dieses Bild ....... noch trauriger finde ich das innerhalb kürzester Zeit über 700 Millionen Euro an Spenden für den Wiederaufbau gesammelt wurden. Auf der Welt verhungern Menschen weil kein Geld da ist. Kulturgut muss geschützt und unterstützt werden keine Frage, aber Menschen sollten an erster Stelle stehen

https://www.instagram.com/p/BwUxhP_AzlZ/?utm_source=ig_embed


Dieser Frage sich anzuschließen ist doch nicht verkehrt, oder?

#2:  Autor: Marcellinus BeitragVerfasst am: 17.04.2019, 23:47
    —
Nein, das ist nicht verkehrt. Die Antwort ist, daß Menschen seit Jahrtausenden ihr Leben riskiert und nicht selten auch verloren haben, um Kulturgüter zu schaffen, die ihr persönliches Leben überdauern. Mag seinen Grund darin haben, daß wirklich bedeutende Kulturgüter selten sind, während es Menschen reichlich gibt, und während diese Kulturgüter Generationen überdauern, sind die einzelnen Menschen ein sehr vergängliches Gut (um das Wort „entbehrlich“ zu vermeiden).

#3: Re: Der Brand von Notre Dame - eine relative Beschädigung Autor: zelig BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 08:28
    —
schtonk hat folgendes geschrieben:
Ist das Kulturgut sakrales Gebäude wertvoller als das Kulturgut Mensch?


Schon alleine wegen seiner Vergänglichkeit kann man den Mensch nicht als Kulturgut bezeichnen. Kulturgüter haben unter anderem den Zweck die Erinnerung an was der Mensch erschaffen hat, über eine Lebenspanne hinaus zu erhalten. Denn der Mensch ist das einzige uns bekannte Wesen, das von der Kultur geformt wird, die Jahrhunderte oder Jahrtausende Jahre zurückreicht. Ohne die Kenntnis seiner Wurzeln ist er Orientierungslos. Deswegen ist es auch wert, in die Erhaltung vom Kulturgütern zu investieren. Diese Investition steht in keinem Widerspruch zum Kampf gegen den Hunger. Im Gegenteil ist eine kulturlose Gesellschaft eine barbarische Gesellschaft. Und um auf den verschämt angedeuteten Fokus auf das sakrale dieses Gebäudes einzugehen: Würde ein Flugzeugabsturz Stonhenge in einen Bombenkrater verwandeln, es wäre eine Tragödie, um die auch die hiesige "Religionskritik" und ihre Anhänger trauern würde. Ein Großteil bedeutender Kulturgüter sind ohne Religionskontext nicht zu haben. Damit müssen auch die Leben, die es gerne anders hätten. Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern.

#4: Re: Der Brand von Notre Dame - eine relative Beschädigung Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 09:07
    —
zelig hat folgendes geschrieben:
schtonk hat folgendes geschrieben:
Ist das Kulturgut sakrales Gebäude wertvoller als das Kulturgut Mensch?


Schon alleine wegen seiner Vergänglichkeit kann man den Mensch nicht als Kulturgut bezeichnen. Kulturgüter haben unter anderem den Zweck die Erinnerung an was der Mensch erschaffen hat, über eine Lebenspanne hinaus zu erhalten. Denn der Mensch ist das einzige uns bekannte Wesen, das von der Kultur geformt wird, die Jahrhunderte oder Jahrtausende Jahre zurückreicht. Ohne die Kenntnis seiner Wurzeln ist er Orientierungslos. Deswegen ist es auch wert, in die Erhaltung vom Kulturgütern zu investieren. Diese Investition steht in keinem Widerspruch zum Kampf gegen den Hunger. Im Gegenteil ist eine kulturlose Gesellschaft eine barbarische Gesellschaft. Und um auf den verschämt angedeuteten Fokus auf das sakrale dieses Gebäudes einzugehen: Würde ein Flugzeugabsturz Stonhenge in einen Bombenkrater verwandeln, es wäre eine Tragödie, um die auch die hiesige "Religionskritik" und ihre Anhänger trauern würde. Ein Großteil bedeutender Kulturgüter sind ohne Religionskontext nicht zu haben. Damit müssen auch die Leben, die es gerne anders hätten. Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern.

Ein paar kleine Anmerkungen:
Wir werden nicht nur durch die Kultur geformt - wir sind nicht lebensfähig ohne sie: Eine kulturlose Gesellschaft ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Gegenüber der Macht und der Wirkung des Kulturgutes Sprache ist jedes Bauwerk, ob es nun Stonehenge oder Cheopspyramide oder Notredame heißt, ein feuchter Furz. Auch hängt Erinnerung, das ist die Form, in der diese Denkmäler wirken, nicht am Original, sondern an einem geistigen Inhalt - wir leben in einer Zeit der Vergötzung der Originale. Ich vermute, dass das Buch von Hugo oder ein Film wie "Der Glöcker von Notre Dame (der mit Charles Laughton) mehr zu dieser beiträgt als die paar Steine in Paris.

#5: Re: Der Brand von Notre Dame - eine relative Beschädigung Autor: Zumsel BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 09:12
    —
schtonk hat folgendes geschrieben:
Eine historische Kathedrale wurde durch Feuer beschädigt: "Notre Dame" in Paris. Eine Spendenbereitschaft ohnegleichen tut sich auf:

Innerhalb von nur zwei Tagen war in diverse Spendenfonds bereits fast eine Milliarde Euro eingegangen.

Menschen werden durch Krieg, Hunger, Armut und Vertreibung tagtäglich beschädigt.

Ist das Kulturgut sakrales Gebäude wertvoller als das Kulturgut Mensch?


Dies fragt zB die Instagram-Userin Natascha Ochsenknecht:

Zitat:
Schon traurig dieses Bild ....... noch trauriger finde ich das innerhalb kürzester Zeit über 700 Millionen Euro an Spenden für den Wiederaufbau gesammelt wurden. Auf der Welt verhungern Menschen weil kein Geld da ist. Kulturgut muss geschützt und unterstützt werden keine Frage, aber Menschen sollten an erster Stelle stehen

https://www.instagram.com/p/BwUxhP_AzlZ/?utm_source=ig_embed


Dieser Frage sich anzuschließen ist doch nicht verkehrt, oder?


Nein, aber etwas scheinheilig ist diese Empörung ja nun schon. Wie viel Spenden könnten eigentlich zusammenkommen, wenn jeder immer eine neue Smartphoneversion auslassen und das Geld für den Anschaffungspreis stattdessen spenden würde? Oder, nicht auszudenken, wenn jeder mit seinem Malleurlaub so verfahren würde? Dagegen nimmt sich der Wiederaufbau dieser Kathedrale ja geradezu niedlich aus.

#6:  Autor: astarte BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 09:29
    —
Der bittere Beigeschmack, wenn man diese Summen hört, die einzelne Großunternehmer und reiche Familien spontan aufbringen können, kommt auf, wenn man andererseits von Steuerschlupflöchern hört, von Lohndumping, Verlegung von Produktion in Billigstlohnländer, und selbst in Europa von Kinderarmut, Mägeln in den Gesundheitssystemen, zB zu wenige Geburtstationen, weil sich Geburten nicht "lohnen", Pflegenotstand, Altersarmut, Niedriglohnsektor, und Debatten, ob einem das Existenzminimum gekürzt werden darf, oder ob ein Asylbewerber auch menschenwürdig leben können soll, ob Mindestlohn nicht zu hoch ist, usw usf, ohne jetzt mal ins Einzelne nachzurecherchieren, welcher der Spender wo genau "spart" um seine Gewinne zu maximieren.

Zitat:
Die Milliardärsfamilie Pinault will nach eigenen Angaben 100 Millionen Euro für den Wiederaufbau der von Flammen verwüsteten Kathedrale zur Verfügung stellen. ....

Am Dienstagmorgen zog dann LVMH (Moët Hennessy – Louis Vuitton) nach: Die Unternehmensgruppe versprach eine Spende von 200 Millionen Euro für den Wiederaufbaufonds. ....

LVMH und Kering sind der größte und zweitgrößte Luxusgüterkonzern Frankreichs. Am Dienstag zogen der Ölkonzern Total mit 100 Millionen Euro und die Haupteigner des Kosmetikkonzerns L'Oréal, die Familie Bettencourt, mit 200 Millionen Euro nach.

Andere folgen dem Beispiel
Aber auch andere Unternehmen und Einzelpersonen spendeten Millionen-Beträge:

Der Milliardär Marc Ladreit will zehn Millionen Euro für den Wiederaufbau des Spitzturms geben, der am Montagabend Opfer der Flammen geworden war.
Der Bauriese Bouygues spendet ebenfalls zehn Millionen Euro.
Eine Million Euro kommt von der Beraterfirma Cap Gemini.
Die brasilianische Milliardärin Lily Safra machte eine "großzügige Spende", wie es hieß.
Der König Amon N'Douffou V. von Sanwi will helfen - auch weil ein Vorfahre in Notre-Dame getauft wurde.
Auch der Zusammenschluss der französischen Profifußballclubs versprach finanzielle Unterstützung.

Quelle

Ich sehe durchaus den Wert eines der prägnantesten Bauwerkes von Paris, sakral oder nicht. Und sie muss auch wieder aufgebaut werden.

Jedoch wird hier wieder deutlich, dass viel zu sehr der "der gute Wille" von Großunternehmen und Familiendynastien entscheidet, wo investiert wird, wo Geld fließt. Die Aufgabe der Staaten, für menschenwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen zu sorgen, wird mMn nicht ausreichend erfüllt.

Ich bin überzeugt, es wäre dennoch genug Geld da, dass Notre Dame wieder aufgebaut werden könnte, wenn die Anhäufung von größten Vermögen zugunsten der Lebensumstände aller, gebremst würde. Dann spenden halt mehrere jeweils weniger. Gibt ja viele kleinere Organisationen und viele Menschen, die jeweils etwas zu geben bereit sind.

#7:  Autor: swifty BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 09:36
    —
Votre Dame.

#8:  Autor: zelig BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 09:44
    —
astarte hat folgendes geschrieben:
Jedoch wird hier wieder deutlich, dass viel zu sehr der "der gute Wille" von Großunternehmen und Familiendynastien entscheidet, wo investiert wird, wo Geld fließt. Die Aufgabe der Staaten, für menschenwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen zu sorgen, wird mMn nicht ausreichend erfüllt.


Der Kritik kann ich mich prinzipiell anschließen. Allerdings ist das eine andere Diskussion.

#9: Re: Der Brand von Notre Dame - eine relative Beschädigung Autor: AlchemistWohnort: Hamburg BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 09:52
    —
zelig hat folgendes geschrieben:
schtonk hat folgendes geschrieben:
Ist das Kulturgut sakrales Gebäude wertvoller als das Kulturgut Mensch?


Schon alleine wegen seiner Vergänglichkeit kann man den Mensch nicht als Kulturgut bezeichnen. Kulturgüter haben unter anderem den Zweck die Erinnerung an was der Mensch erschaffen hat, über eine Lebenspanne hinaus zu erhalten. Denn der Mensch ist das einzige uns bekannte Wesen, das von der Kultur geformt wird, die Jahrhunderte oder Jahrtausende Jahre zurückreicht. Ohne die Kenntnis seiner Wurzeln ist er Orientierungslos. Deswegen ist es auch wert, in die Erhaltung vom Kulturgütern zu investieren. Diese Investition steht in keinem Widerspruch zum Kampf gegen den Hunger. Im Gegenteil ist eine kulturlose Gesellschaft eine barbarische Gesellschaft. Und um auf den verschämt angedeuteten Fokus auf das sakrale dieses Gebäudes einzugehen: Würde ein Flugzeugabsturz Stonhenge in einen Bombenkrater verwandeln, es wäre eine Tragödie, um die auch die hiesige "Religionskritik" und ihre Anhänger trauern würde. Ein Großteil bedeutender Kulturgüter sind ohne Religionskontext nicht zu haben. Damit müssen auch die Leben, die es gerne anders hätten. Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern.


Prinzipiell kann ich dir zustimmen. Ich sage ja auch nicht, dass das Gebäude nicht wieder aufgebaut werden sollte.
Aber dem von mir fett gedruckten kann ich nicht zustimmen, bzw. ich kann es nicht nachvollziehen

#10: Re: Der Brand von Notre Dame - eine relative Beschädigung Autor: zelig BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 10:02
    —
Alchemist hat folgendes geschrieben:
Aber dem von mir fett gedruckten kann ich nicht zustimmen, bzw. ich kann es nicht nachvollziehen


Ich meine das so, daß wir das Produkt jahrtausender alter kultureller Entwicklung sind. Man darf sich nicht vorstellen, daß wir voraussetzungslos in die Welt geworfen werden, vom Nullpunkt an alles neu definieren. Normen, Verhaltensweisen, Gepflogenheiten, Werte. Ich glaube man kann überhaupt nicht verstehen, was ein Mensch ist, wenn man nicht berücksichtigt, daß er ein Tier mit Geschichte ist. Natürlich auch mit Zukunft. Das ist ein zweiter wesentlicher Unterschied zu anderen Tieren.

#11:  Autor: lucWohnort: Nice. Paris. Köln BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 10:14
    —
Zwei Bemerkungen zu dem Text von Astarte:
Wenn man den Reichen das Geld wegnimmt, heißt das noch lange nicht, dass die Armen mehr bekommen. Das hat man bei der traurigen Geschichte des Kommunismus erlebt, wo die Masse arm blieb. Das Problem ist systemisch und ein Verteilungskampf hat oft perverse Folgen. Eine gut funktioniere Wirtschaft mit Leitplanken und Regulierungen ist eher zielführend. Soziale Marktwirtschaft, wie das damals hieß. Die Globalisierung hat natürlich das System ein bisschen ramponiert aber man sollte trotzdem auf dieses Ziel hinarbeiten.

Klar könnte man mehr für Bagdad, Alepo und Damaskus spenden und weniger für ein Kulturgut im relativ reichen Paris. Nur.... was in meinem Viertel, in meiner Stadt, in meinem Land, in meinem Kulturkreis passiert macht mich betroffener als das was 5000 km von hier passiert, in einem anderem Kulturkreis, der mir nach wie vor fremd ist und mir manchmal feindselig gegenübersteht. So funktioniert der Mensch und daran wird sich nicht viel ändern.

#12:  Autor: astarte BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 10:24
    —
luc hat folgendes geschrieben:
.. Eine gut funktioniere Wirtschaft mit Leitplanken und Regulierungen ist eher zielführend. Soziale Marktwirtschaft, wie das damals hieß. Die Globalisierung hat natürlich das System ein bisschen ramponiert aber man sollte trotzdem auf dieses Ziel hinarbeiten.

Zustimmung.
Zitat:

Klar könnte man mehr für Bagdad, Alepo und Damaskus spenden und weniger für ein Kulturgut im relativ reichen Paris. Nur.... was in meinem Viertel, in meiner Stadt, in meinem Land, in meinem Kulturkreis passiert macht mich betroffener als das was 5000 km von hier passiert, in einem anderem Kulturkreis, der mir nach wie vor fremd ist und mir manchmal feindselig gegenübersteht. So funktioniert der Mensch und daran wird sich nicht viel ändern.

Ich denke, das eine schließt das andere nicht aus.
Es gibt ja auch unzählige Fonds, Stiftungen, Wohltätigkeitsorganisationen und Spenden-Veranstaltungen auch der Superreichen für alles mögliche. Ist ja nicht so, das für Menschen nichts gespendet würde.

Insofern hat zelig recht: die Aufgabe die Lebens- und Arbeitsbedingungen zu regeln, ist eine andere Diskussion.

#13:  Autor: WilsonWohnort: Swift Tuttle BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 10:35
    —
zelig hat folgendes geschrieben:
astarte hat folgendes geschrieben:
Jedoch wird hier wieder deutlich, dass viel zu sehr der "der gute Wille" von Großunternehmen und Familiendynastien entscheidet, wo investiert wird, wo Geld fließt. Die Aufgabe der Staaten, für menschenwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen zu sorgen, wird mMn nicht ausreichend erfüllt.


Der Kritik kann ich mich prinzipiell anschließen. Allerdings ist das eine andere Diskussion.


ist es nicht. sie wird eben zurecht mal wieder der aufmerksamkeit zugeführt.

ich erinnere an das gedicht von brecht:

Wer baute das siebentorige Theben?
In den Büchern stehen die Namen von Königen.
Haben die Könige die Felsbrocken herbeigeschleppt?
Und das mehrmals zerstörte Babylon
Wer baute es so viele Male auf? In welchen Häusern
Des goldstrahlenden Lima wohnten die Bauleute?
Wohin gingen an dem Abend, wo die Chinesische Mauer fertig war
Die Maurer? Das große Rom
Ist voll von Triumphbögen. Wer errichtete sie? Über wen
Triumphierten die Cäsaren? Hatte das vielbesungene Byzanz
Nur Paläste für seine Bewohner? Selbst in dem sagenhaften Atlantis
Brüllten in der Nacht, wo das Meer es verschlang
Die Ersaufenden nach ihren Sklaven.

Der junge Alexander eroberte Indien.
Er allein?
Cäsar schlug die Gallier.
Hatte er nicht wenigstens einen Koch bei sich?
Philipp von Spanien weinte, als seine Flotte
Untergegangen war. Weinte sonst niemand?
Friedrich der Zweite siegte im Siebenjährigen Krieg. Wer
Siegte außer ihm?

Jede Seite ein Sieg.
Wer kochte den Siegesschmaus?
Alle zehn Jahre ein großer Mann.
Wer bezahlte die Spesen?

So viele Berichte.
So viele Fragen.

https://archiv2017.die-linke.de/partei/dokumente/programm-der-partei-die-linke/bertolt-brecht-fragen-eines-lesenden-arbeiters/

#14:  Autor: swifty BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 10:51
    —
Wilson, lass es. zwinkern Es ist eine andere Diskussion. Deus io vult.

Hier können sich die verbonzten Handwerksmeister aufgrund der veritablen Spenden die nächsten fünf Jahre ihre Wänste vollsaugen. Die sind ja auch produktiv. Vrolijke dürfte es gefallen, die leisten ja schließlich was und sind nicht nur zum Pakete sortieren und Senftütenkleben brauchbar. Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinem Verdienst. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied, wer nicht kann, der will bloß nicht.

Aaaaaaa --- mmmmeeeeeeen. Schamane in Aktion

#15:  Autor: Samson83 BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 11:06
    —
Als man sie trennte, zerfielen die Skelette zu Staub.

#16:  Autor: WilsonWohnort: Swift Tuttle BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 11:12
    —
Samson83 hat folgendes geschrieben:
Als man sie trennte, zerfielen die Skelette zu Staub.


findest du geschichte faszinierend oder einigermaßen interessant? traurig gar?

#17:  Autor: swifty BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 12:06
    —
Die sollten die Chance nutzen und es der modernen Zeit und Gesellschaft anpassen. Mit autistischen Statikern, geisteskranken Architekten, depressiven Designern, Down-Syndrom Kunsthandwerkern und einer Masse an überdurchschnittlich gut bezahlten Prekariatshandlangern. Cool

#18:  Autor: zelig BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 12:31
    —
Wilson hat folgendes geschrieben:

ich erinnere an das gedicht von brecht:

Wer baute das siebentorige Theben?
In den Büchern stehen die Namen von Königen.
Haben die Könige die Felsbrocken herbeigeschleppt?
Und das mehrmals zerstörte Babylon
Wer baute es so viele Male auf? In welchen Häusern
Des goldstrahlenden Lima wohnten die Bauleute?
Wohin gingen an dem Abend, wo die Chinesische Mauer fertig war
Die Maurer? Das große Rom
Ist voll von Triumphbögen. Wer errichtete sie? Über wen
Triumphierten die Cäsaren? Hatte das vielbesungene Byzanz
Nur Paläste für seine Bewohner? Selbst in dem sagenhaften Atlantis
Brüllten in der Nacht, wo das Meer es verschlang
Die Ersaufenden nach ihren Sklaven.
https://archiv2017.die-linke.de/partei/dokumente/programm-der-partei-die-linke/bertolt-brecht-fragen-eines-lesenden-arbeiters/


Au, ja, ich auch!

Zitat:
Doch am vierten Tag im Felsgesteine
hat ein Zöllner ihnen den Weg verwehrt:
„Kostbarkeiten zu verzollen?“ - „Keine.“
Und der Knabe, der den Ochsen führte, sprach: „Er hat gelehrt.“
Und so war auch das erklärt.

Doch der Mann in einer heitren Regung
fragte noch: „Hat er was rausgekriegt?“
Sprach der Knabe: „Dass das weiche Wasser in Bewegung
mit der Zeit den mächtigen Stein besiegt.
Du verstehst, das Harte unterliegt.“

#19:  Autor: lucWohnort: Nice. Paris. Köln BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 13:24
    —
Was problematisch ist, ist die Tatsache, dass Spenden in Frankreich bis 1000 Euro zu 75% absetzbar sind und und darüber hinaus 66%. Das große Herz der Spender ist .... ähm.... naja..... Am Kopf kratzen

#20:  Autor: AdvocatusDiaboliWohnort: München BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 14:18
    —
worse hat folgendes geschrieben:
Die sollten die Chance nutzen und es der modernen Zeit und Gesellschaft anpassen. Mit autistischen Statikern, geisteskranken Architekten, depressiven Designern, Down-Syndrom Kunsthandwerkern und einer Masse an überdurchschnittlich gut bezahlten Prekariatshandlangern. Cool


Und einer Statue von Donald Trump statt den üblichen Gargoyles

#21:  Autor: Lebensnebel BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 14:25
    —
Der Papst könnte verkünden: "Gott ist tot. Die Spendengelder werden für die Armen verwendet. Notre Dame sollte als Grabmal des toten Gottes genau so erhalten bleiben wie es jetzt ist."

#22:  Autor: WilsonWohnort: Swift Tuttle BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 15:52
    —
Und ist das Bauwerk nicht versichert bzw ist das nicht nach auffinden der Ursache dann ein Versicherungsfall?

#23:  Autor: lucWohnort: Nice. Paris. Köln BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 17:00
    —
Wilson hat folgendes geschrieben:
Und ist das Bauwerk nicht versichert bzw ist das nicht nach auffinden der Ursache dann ein Versicherungsfall?


Keine Versicherung würde irgendeine Garantie für ein Gebäude übernehmen, das gegen 1200 gebaut wurde.

#24:  Autor: WilsonWohnort: Swift Tuttle BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 17:17
    —
luc hat folgendes geschrieben:
Wilson hat folgendes geschrieben:
Und ist das Bauwerk nicht versichert bzw ist das nicht nach auffinden der Ursache dann ein Versicherungsfall?


Keine Versicherung würde irgendeine Garantie für ein Gebäude übernehmen, das gegen 1200 gebaut wurde.
. Und wenn es ein Versäumnis der Baufirma waere, sich als solches herausstellte?

#25:  Autor: WilsonWohnort: Swift Tuttle BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 17:21
    —
zelig hat folgendes geschrieben:
Wilson hat folgendes geschrieben:

ich erinnere an das gedicht von brecht:

Wer baute das siebentorige Theben?
In den Büchern stehen die Namen von Königen.
Haben die Könige die Felsbrocken herbeigeschleppt?
Und das mehrmals zerstörte Babylon
Wer baute es so viele Male auf? In welchen Häusern
Des goldstrahlenden Lima wohnten die Bauleute?
Wohin gingen an dem Abend, wo die Chinesische Mauer fertig war
Die Maurer? Das große Rom
Ist voll von Triumphbögen. Wer errichtete sie? Über wen
Triumphierten die Cäsaren? Hatte das vielbesungene Byzanz
Nur Paläste für seine Bewohner? Selbst in dem sagenhaften Atlantis
Brüllten in der Nacht, wo das Meer es verschlang
Die Ersaufenden nach ihren Sklaven.
https://archiv2017.die-linke.de/partei/dokumente/programm-der-partei-die-linke/bertolt-brecht-fragen-eines-lesenden-arbeiters/


Au, ja, ich auch!

Zitat:
Doch am vierten Tag im Felsgesteine
hat ein Zöllner ihnen den Weg verwehrt:
„Kostbarkeiten zu verzollen?“ - „Keine.“
Und der Knabe, der den Ochsen führte, sprach: „Er hat gelehrt.“
Und so war auch das erklärt.

Doch der Mann in einer heitren Regung
fragte noch: „Hat er was rausgekriegt?“
Sprach der Knabe: „Dass das weiche Wasser in Bewegung
mit der Zeit den mächtigen Stein besiegt.
Du verstehst, das Harte unterliegt.“


Das ist mir zu hoch, auch mit dem Knie gedacht.

#26:  Autor: lucWohnort: Nice. Paris. Köln BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 17:24
    —
Wilson hat folgendes geschrieben:
luc hat folgendes geschrieben:
Wilson hat folgendes geschrieben:
Und ist das Bauwerk nicht versichert bzw ist das nicht nach auffinden der Ursache dann ein Versicherungsfall?


Keine Versicherung würde irgendeine Garantie für ein Gebäude übernehmen, das gegen 1200 gebaut wurde.
. Und wenn es ein Versäumnis der Baufirma waere, sich als solches herausstellte?


Dann können Versicherungen etwas übernehmen aber die Garantien sind begrenzt und der Schaden übersteigt bei Weitem den Betrag, der zurückzuerstatten wäre.

#27:  Autor: WilsonWohnort: Swift Tuttle BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 17:25
    —
luc hat folgendes geschrieben:
Wilson hat folgendes geschrieben:
luc hat folgendes geschrieben:
Wilson hat folgendes geschrieben:
Und ist das Bauwerk nicht versichert bzw ist das nicht nach auffinden der Ursache dann ein Versicherungsfall?


Keine Versicherung würde irgendeine Garantie für ein Gebäude übernehmen, das gegen 1200 gebaut wurde.
. Und wenn es ein Versäumnis der Baufirma waere, sich als solches herausstellte?


Dann können Versicherungen etwas übernehmen aber die Garantien sind begrenzt und der Schaden übersteigt bei Weitem den Betrag, der zurückzuerstatten wäre.


Ok. Danke.

#28:  Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 18:14
    —
luc hat folgendes geschrieben:
Wilson hat folgendes geschrieben:
Und ist das Bauwerk nicht versichert bzw ist das nicht nach auffinden der Ursache dann ein Versicherungsfall?


Keine Versicherung würde irgendeine Garantie für ein Gebäude übernehmen, das gegen 1200 gebaut wurde.


Ist das nicht "ageism"? Am Kopf kratzen

#29:  Autor: Arkanum BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 19:43
    —
Und die Aluhüte der Tagespost legen noch mal nach ....
Zitat:
Denn selbstverständlich war es Brandstiftung – wobei es letztlich einerlei ist, ob hinter der Tat jener zunehmend weitverbreitete anti-christliche Affekt steht, welcher in Frankreich seit Monaten Tag für Tag zu Anschlägen auf Gotteshäuser führt, oder vielmehr „nur“ eine sträfliche Nachlässigkeit. Denn die wahren Wurzeln der Brandstiftung, welcher Notre Dame eigentlich zum Opfer fiel, reichen viel tiefer: nicht nur, wie Benedikt XVI. noch vor wenigen Tagen schrieb, bis zu den Umwälzungen des Zweiten Vaticanums und der 1968er, sondern bis hin zu jenen Tagen, als Religion allmählich zu einer „Privatsache“ degradiert wurde, welche bei der Bewertung gesellschaftlicher Belange nicht mehr zu zählen habe, ja eigentlich sogar dem „Fortschritt“ im Wege stehe.

Erstaunlich, was laut katholibanischen Medien alles zu Bränden führt. Cool

Zur Eigentums- und ggf. Versicherungsfrage: wie alle vor 1905 in Frankreich erbauten Kirchen ist die Kathedrale Notre-Dame Staatseigentum (Loi Combes), später errichtete Sakralbauten gehören den jeweiligen Religionsgemeinschaften.

#30: Re: Der Brand von Notre Dame - eine relative Beschädigung Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 18.04.2019, 20:00
    —
zelig hat folgendes geschrieben:
Alchemist hat folgendes geschrieben:
Aber dem von mir fett gedruckten kann ich nicht zustimmen, bzw. ich kann es nicht nachvollziehen


Ich meine das so, daß wir das Produkt jahrtausender alter kultureller Entwicklung sind. Man darf sich nicht vorstellen, daß wir voraussetzungslos in die Welt geworfen werden, vom Nullpunkt an alles neu definieren. Normen, Verhaltensweisen, Gepflogenheiten, Werte. Ich glaube man kann überhaupt nicht verstehen, was ein Mensch ist, wenn man nicht berücksichtigt, daß er ein Tier mit Geschichte ist. Natürlich auch mit Zukunft. Das ist ein zweiter wesentlicher Unterschied zu anderen Tieren.

Da stimme ich Dir sofort zu. Aber das hier:
zelig hat folgendes geschrieben:
Im Gegenteil ist eine kulturlose Gesellschaft eine barbarische Gesellschaft.

ist ganz schlicht Blödsinn.

Kultur ist nicht das Gegenteil der Barbarei, sondern behauptet nur immer, selbst nicht barbarisch zu sein. Die größten Barbareien wurden immer von Hochkulturen begangen, vom Schlachten der Opfer auch dem Altar-Stein (Mayas) über das Verbrennen der Ketzer und Hexen (Christentum) bis zum Köpfen der Apostaten (Islam). Im Gegenteil: Es ist sehr unwahrscheinlich, dass der vorsprachliche homo sapiens, als nach der üblichen Vorstellung einer ohne Kultur (im biologischen Sinne besaß er soetwas bereits durch die Werkzeuge, die erschuf) überhaupt zu derartigen Barbareien fähig war - weder kannte er Götter, noch hätte er deren barbarische Forderungen verstanden.

Insofern passt diese "Weisheit" von der kulturlosen Gesellschaft als einer barbarischen Gesellschaft besonders bei einem Gotteshaus überhaupt nicht.



Freigeisterhaus -> Kultur und Gesellschaft


output generated using printer-friendly topic mod. Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde

Gehe zu Seite 1, 2, 3, 4, 5  Weiter  :| |:
Seite 1 von 5

Powered by phpBB © 2001, 2005 phpBB Group