swifty hat folgendes geschrieben: |
Auf jeden Fall kann man festhalten, dass man die Eingangsfrage getrost mit Ja beantworten kann, denn wenn ganz normale gesellschaftliche Gepflogenheiten durch Berührungstabus ersetzt werden, vermutlich auch noch um sich moralisch >>rein<< zu erhalten, dann hat das nicht nur quasi-religiösen Charakter. |
fwo hat folgendes geschrieben: | ||||||||
Die Ausgangssituation ist eine andere, wenn bereits mindestens eine Partei sich berechtigt fühlt, ihre Seite mit Gewalt durchzusetzen - das waren damals beide Seiten. Geschichte wiederholt sich nicht, aber Eskalation, und das ist das, was Deine Einstellung befördert, ist auf keinen Fall sinnvoll. Oder ist es Kalkül, dass die brutaleren Schläger der anderen Seite einige Schädel der eigenen Leute zertrümmern, damit man sie dann einsperren kann? Gehst Du auch selbst als Opferlamm nach vorne? Ohne diesen Umweg wäre Eskalation nur sinnvoll, wenn man sicher wäre, der Stärkere zu sein oder wenigstens sehr viel Schaden auf der anderen Seite anzurichten und das der anderen Seite glaubhaft machen könnte. Das wäre dann der Weg des Zen-Kriegers, der mit seinem Leben abgeschlossen hat, bevor er in den Kampf geht. Wird hier allerdings nur selten offen propagiert. |
fwo hat folgendes geschrieben: |
Die Ausgangssituation ist eine andere, wenn bereits mindestens eine Partei sich berechtigt fühlt, ihre Seite mit Gewalt durchzusetzen - das waren damals beide Seiten. Geschichte wiederholt sich nicht, aber Eskalation, und das ist das, was Deine Einstellung befördert, ist auf keinen Fall sinnvoll. |
Effô Tisetti hat folgendes geschrieben: | ||
Wat? Und mit der rituellen Berührung hält man sich nicht "moralisch rein", selbst im Angesicht eines Neo-Nazis? |
swifty hat folgendes geschrieben: | ||||
Offensichtlich nicht, denn dann ist man ja bereits ein Collaborateur, öffnet die Türen. Die ganze Diskussion ist doch ein einziges Dammbruchargument. |
Zumsel hat folgendes geschrieben: | ||||||
Ja und zwar offensichtlich droht ja der Damm der Zivilisation zu brechen, wenn jemand einem Nazi den Handschlag verweigert. Die Bedeutung der "Berührung" wird doch offensichtlich von denen maßlos überhöht, die daraus einen Skandal machen wollen anstatt es einfach als vergleichweise harmloses politisches Statement stehen zu lassen |
Effô Tisetti hat folgendes geschrieben: | ||
Noske, Preußenschlag, Hugenberg - ich gehe bei deiner Deutung von quasi "zwei gewaltbereiten Seiten, von denen sich quasi zufällig eine durchgesetzt" habe, nicht mit. Die Fehler - v.a. der Konservativen im Umgang mit den Nazis - haben viel früher angefangen. Sehr viel früher. Ganz am Anfang. Und da sind wir - wenn man überhaupt diese heikle historische Analogie bemühen möchte - jetzt. Es geht ja darum, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen. Dazu muss man sie JETZT in die Schranken weisen. Dieselbe Notwendigkeit bezogen auf das linke Lager, kann ich beim besten Willen nicht erkennen. |
swifty hat folgendes geschrieben: | ||||||||
Und auf der anderen Seite ist es Appeasement und der erste Schritt in die Nazi-Diktatur. Die Bedeutung dieser 'Berührung' wird doch offensichtlich von denen maßlos überhöht, die darin mehr sehen als eine formelle Geste. |
fwo hat folgendes geschrieben: | ||||
Sie hat sich auch nicht zufällig durchgesetzt. Allen gemeinsam war ein Glaube an die Wahrheit der eigenen Tradition - der NS machte auch nichts prinzipiell Neues, sondern setzte auf den existierenden Spätwilhelminimus auf; symptomatisch ist auch eine 95%ige und dabei ernst gemeinte Mitgliedschaft in den Kirchen. |
fwo hat folgendes geschrieben: |
Wer immer meint, die Sicherheit, auf der richtigen Seite zu sein, sei hinreichend für eine Eskalation, sollte sich klar machen, dass genau diese Sicherheit auch auf der anderen Seite vorhanden ist. Demokratie macht man anders. Gerade, wenn es sich um so ein kleines Häuflein handelt. |
swifty hat folgendes geschrieben: | ||||
Offensichtlich nicht, denn dann ist man ja bereits ein Collaborateur, öffnet die Türen. Die ganze Diskussion ist doch ein einziges Dammbruchargument. |
Kramer hat folgendes geschrieben: | ||
Das ging aber fix. Von der Verweigerung eines Handschlags zur Zen-Kamikaze in 4 Zitatverschachtelungen. |
Zitat: |
Gib auf die Anhaftung an Erfolg oder Nichterfolg Deines Tuns und tue Deine Pflicht. |
Effô Tisetti hat folgendes geschrieben: | ||||||
Also, um mal auf dein interessantes Statement von oben zurückzukommen: Natürlich mag es Menschen geben, die ihren Antifaschismus "strukturkatholisch" und mithin religionsähnlich leben. Ich bin aber auch der Überzeugung, dass jeder psychisch einigermaßen gesunde, halbwegs gebildete und anständige Mensch - gleich welcher Richtung er sich im politischen Spektrum zugehörig fühlt - Antifaschist sein müsste. Antifaschismus mittels freudschem Buzzword als "Religion" zu verunglimpfen, halte ich für ähnlich absurd, wie wenn man gewisse parlamentarische Riten dazu heranzieht, um die Demokratie zu einer Religion umdeuten zu wollen. So ein ganz kleines Bisschen Begriffsklarheit sollten wir uns trotz der Komplexität unserer Welt doch noch erhalten |
swifty hat folgendes geschrieben: | ||||||||
Puh... da hab ich ja nochmal Glück gehabt. Ich würde mich nämlich nur höchst ungern als Antifaschisten bezeichnen, einfach weil dieser Begriff nicht wertneutral, sondern eindeutig dem linken Spektrum zuzuordnen ist. Jeder verbindet mit Antifaschismus automatisch die linke, die Antifa, Kommunismus. Die FDP könnte sich noch so sehr gegen NPD, AfD und Faschismus einsetzen, sie wird niemals als klassisch antifaschistisch gelten, einfach weil es beim Antifaschismus im Kern nicht darum geht Faschismus zu bekämpfen, sondern mit einer gewissen linken Ideologie dem Faschismus entgegenzutreten. Wie man es auch dreht und wendet, der Begriff ist so dermaßen vorbelastet, dass gegen-Faschismus-sein und Antifaschismus bei weitem nicht deckungsgleich sind. Von mir aus, das 'nicht nur' nehme ich zurück, weil du so schön geschleimt hast, aber quasi-religiös, da weiche ich keinen Fußbreit von ab. Und man braucht das ja auch nicht so eng sehen, viele Dinge sind quasi-religiös oder werden quasi-religiös praktiziert: Vom Autofahren bis zum Fußball. Dass aber 'Religion' an sich hier drin schon ein Buzzword ist, daran bin ich weder schuld, noch ist das mein Problem, noch wird es mich daran hindern Parallelen aufzuzeigen, auch wenn das dem ein oder anderen nicht gefällt. |
Alchemist hat folgendes geschrieben: |
Was passt denn überhaupt noch zwischen:
Faschist<> Antifaschist ? |
Effô Tisetti hat folgendes geschrieben: |
....
Oh Gott (sic)! Bist du aus Sachsen? So einen Unsinn habe ich außerhalb dieses Bundeslandes noch nie vernommen. Ich kenne persönlich eine Reihe von CDU- und FDP-Anhängern, die sich völlig selbstverständlich als Antifaschisten verstehen. Das Narrativ von den "radikallinken Antifaschisten" kenne ich hierzulande (NRW) nur aus extrem rechten Kreisen - und aus Sachsen... |
Effô Tisetti hat folgendes geschrieben: | ||||||||||
Oh Gott (sic)! Bist du aus Sachsen? So einen Unsinn habe ich außerhalb dieses Bundeslandes noch nie vernommen. Ich kenne persönlich eine Reihe von CDU- und FDP-Anhängern, die sich völlig selbstverständlich als Antifaschisten verstehen. Das Narrativ von den "radikallinken Antifaschisten" kenne ich hierzulande (NRW) nur aus extrem rechten Kreisen - und aus Sachsen... |
Alchemist hat folgendes geschrieben: |
Was passt denn überhaupt noch zwischen:
Faschist<> Antifaschist ? |
Lebensnebel hat folgendes geschrieben: | ||
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step hat folgendes geschrieben: | ||||
Du meinst allen Ernstes, die Mehrheit ist nicht gegen Faschismus? Sondern betrachten den zumindest als legitime, sagen wir, Alternative für Deutschland? So wie bei Hitler damals? Falls Du recht hast - gute Nacht. |
step hat folgendes geschrieben: |
@fwo: Du meinst, die Mehrheit ist zwar anti Faschismus aber nicht Antifaschist?
Ich meine, eine solche Haltung ist OK bei geschmacklichen Sachen, z.B. Erdbeermarmelade. Die mag ich nicht, aber ich verwende auch keine Energie auf den Kampf gegen sie. Schließlich ist mir relativ egal, wenn Andere Erdbeermarmelade essen. Ich denke, mit Faschismus (bzw. generell mit Ideologien, die Grundrechte angreifen) kann man so nicht umgehen, das ist gefährlich. Wer keinen Faschismus will, muß aktiv dagegen vorgehen. Er muß Antifaschist sein. |
step hat folgendes geschrieben: |
@fwo: Du meinst, die Mehrheit ist zwar anti Faschismus aber nicht Antifaschist?
Ich meine, eine solche Haltung ist OK bei geschmacklichen Sachen, z.B. Erdbeermarmelade. Die mag ich nicht, aber ich verwende auch keine Energie auf den Kampf gegen sie. Schließlich ist mir relativ egal, wenn Andere Erdbeermarmelade essen. Ich denke, mit Faschismus (bzw. generell mit Ideologien, die Grundrechte angreifen) kann man so nicht umgehen, das ist gefährlich. Wer keinen Faschismus will, muß aktiv dagegen vorgehen. Er muß Antifaschist sein. |
step hat folgendes geschrieben: | ||||
Du meinst allen Ernstes, die Mehrheit ist nicht gegen Faschismus? Sondern betrachten den zumindest als legitime, sagen wir, Alternative für Deutschland? So wie bei Hitler damals? Falls Du recht hast - gute Nacht. |
step hat folgendes geschrieben: |
Wer keinen Faschismus will, muß aktiv dagegen vorgehen. Er muß Antifaschist sein. |
fwo hat folgendes geschrieben: | ||
Ich meine, dass die Mehrheit gegen den Faschismus ist, aber sich nicht darüber definiert. |
fwo hat folgendes geschrieben: |
Und wenn ich mir den Aktionismus derer ansehe, die sich darüber definieren, und das, was sie im einzelnen tun, dann bin ich mir nicht sicher, ob das, was sie da tun, wirklich gegen den Faschismus nutzt, oder ob es ihn nicht gar fördert, indem es zu einer tieferen Spaltung der Gesellschaft führt. |
fwo hat folgendes geschrieben: | ||
Ich meine, dass die Mehrheit gegen den Faschismus ist, aber sich nicht darüber definiert. Das ist nämlich nicht dasselbe. Und wenn ich mir den Aktionismus derer ansehe, die sich darüber definieren, und das, was sie im einzelnen tun, dann bin ich mir nicht sicher, ob das, was sie da tun, wirklich gegen den Faschismus nutzt, oder ob es ihn nicht gar fördert, indem es zu einer tieferen Spaltung der Gesellschaft führt. |
Erich Fried hat folgendes geschrieben: |
Ein Faschist,
der nichts ist als ein Faschist, ist ein Faschist. Aber ein Antifaschist, der nichts ist als ein Antifaschist ist kein Antifaschist. |
fwo hat folgendes geschrieben: | ||
Ich meine, dass die Mehrheit gegen den Faschismus ist, aber sich nicht darüber definiert. Und wenn ich mir den Aktionismus derer ansehe, die sich darüber definieren, und das, was sie im einzelnen tun, dann bin ich mir nicht sicher, ob das, was sie da tun, wirklich gegen den Faschismus nutzt, oder ob es ihn nicht gar fördert, indem es zu einer tieferen Spaltung der Gesellschaft führt. |
fwo hat folgendes geschrieben: |
[...] die mich inzwischen vom Niveau an das große Indianer-Ehrenwort des Uwe Barschel erinnern. Das hätte ich bis dahin einem NPD-Simpel zugetraut, aber niemandem von der SPD. (...) |
Marcellinus hat folgendes geschrieben: | ||||||
Ich habe auch schon DKP-Leuten die Hand gegeben. Hätte ich das nicht sollen? |
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