Wie sehr bestimmt der Wohnort das Denken und Handeln?
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#1: Wie sehr bestimmt der Wohnort das Denken und Handeln? Autor: jdfWohnort: Nekropole E|B BeitragVerfasst am: 06.02.2020, 16:46
    —
Mal eine Frage, die ich mir stelle:

Während ich lustige Witze darüber mache, wie Bier wohl Wahlen beeinflussen kann, leben andere Menschen unter Nazis.

Würde ich nicht in Hamburg leben (in der Nähe von Hamburg aufgewachsen, in Berlin studiert), sondern in Wismar oder gar Steigra, würde ich das dann auch noch witzig finden? Würde ich dann nicht in einem Forum schreiben, sondern tatsächlich politisch aktiv sein?

In meinen Alltag spiele "Rechte" oder Nazis oder AfD-Wähler keine Rolle. Null. Während sich andere nur unter Rechten wohl fühlen.

Also: Wie sehr bestimmt der Wohnort das Denken und Handeln?

#2:  Autor: zelig BeitragVerfasst am: 06.02.2020, 17:07
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So ins Blaue, es ist eine wechselseitige Wirkung. Der Wohnort prägt die Bewohner, Bewohner prägen den Wohnort. Der Wohnort bringt aber Geschichte mit, während der Bewohner nur mit einem Leben aufwarten kann. Fazit: Der Wohnort prägt das Denken und das Handeln sehr, sehr, sehr. Wobei man noch über die Digital Natives räsonieren könnte, die so gut wie gar keinen Einfluß auf ihre digitale Welt haben.

#3: Re: Wie sehr bestimmt der Wohnort das Denken und Handeln? Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 06.02.2020, 17:14
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jdf hat folgendes geschrieben:
....
Also: Wie sehr bestimmt der Wohnort das Denken und Handeln?

So sehr, wie der Wohnort die Sozialisation bestimmt. Es kann also durchaus sein, dass da nicht nur allgemein der Ort im Sinn von Stadt oder Gemeinde, sondern die genaue Straße wichtig ist. Und es ist weniger der Wohnort als der Ort des Aufwachsens.

Genauso wichtig ist auch die Zeit. Die Sicherheit, mit der manche Leute nicht nur die Taten der Nazis verurteilen, sondern in der festen Überzeugung, sie selbst hätten damals anders gehandelt, auch die Personen, ist manchmal schon lustig: Wenn wir damals an deren Stelle gewesen wären, wären wir zwangsläufig nicht sie selben gewesen, die wir heute sind. Wir wissen einfach nicht, was wir gemacht hätten, weil die andere Sozialisation außerhalb unserer eigenen Erfahrung ist. Unsere Lebensgeschichte wäre, wie auch an einem anderen Ort, eine andere gewesen.

#4: Re: Wie sehr bestimmt der Wohnort das Denken und Handeln? Autor: zelig BeitragVerfasst am: 06.02.2020, 17:18
    —
fwo hat folgendes geschrieben:
Die Sicherheit, mit der manche Leute nicht nur die Taten der Nazis verurteilen, sondern in der festen Überzeugung, sie selbst hätten damals anders gehandelt, auch die Personen, ist manchmal schon lustig


Kennst Du wirklich Leute, die so eine naive Auffassung haben?

#5: Re: Wie sehr bestimmt der Wohnort das Denken und Handeln? Autor: CnndrBrbr BeitragVerfasst am: 06.02.2020, 17:19
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jdf hat folgendes geschrieben:
Würde ich nicht in Hamburg leben (in der Nähe von Hamburg aufgewachsen, in Berlin studiert), sondern in Wismar oder gar Steigra, würde ich das dann auch noch witzig finden?
Wenn Du da aufgewachsen wärst, wärst Du vielleicht selber ein Nazi, oder rechtzeitig weggezogen... zynisches Grinsen

#6: Re: Wie sehr bestimmt der Wohnort das Denken und Handeln? Autor: Grey BeitragVerfasst am: 06.02.2020, 17:19
    —
jdf hat folgendes geschrieben:
Mal eine Frage, die ich mir stelle:

Während ich lustige Witze darüber mache, wie Bier wohl Wahlen beeinflussen kann, leben andere Menschen unter Nazis.

Würde ich nicht in Hamburg leben (in der Nähe von Hamburg aufgewachsen, in Berlin studiert), sondern in Wismar oder gar Steigra, würde ich das dann auch noch witzig finden? Würde ich dann nicht in einem Forum schreiben, sondern tatsächlich politisch aktiv sein?

In meinen Alltag spiele "Rechte" oder Nazis oder AfD-Wähler keine Rolle. Null. Während sich andere nur unter Rechten wohl fühlen.

Also: Wie sehr bestimmt der Wohnort das Denken und Handeln?


Das ist eine sehr gute Frage. In meinem (westdeutschen) Stadtteil erreichte die AfD bei den vorletzten Wahlen knapp 23 Prozent (!). Auf der Straße ist mir bisher jedoch nur 1 Neonazi begegnet, den ich seit 2 Jahren nicht mehr gesehen habe. Hier wohnen allerdings viele zugezogene Russen oder Russlandlanddeutsche, die scheinbar die AfD wählen. Mein Denken ist jedenfalls nicht von den "vielen" Nazis geprägt, die ich hier zu sehen bekomme.

#7: Re: Wie sehr bestimmt der Wohnort das Denken und Handeln? Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 06.02.2020, 17:25
    —
zelig hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Die Sicherheit, mit der manche Leute nicht nur die Taten der Nazis verurteilen, sondern in der festen Überzeugung, sie selbst hätten damals anders gehandelt, auch die Personen, ist manchmal schon lustig


Kennst Du wirklich Leute, die so eine naive Auffassung haben?

Heute höre ich das selten, in meiner Schulzeit habe ich das von denen, die sich selbst auf der richtigen Seite sahen, häufig gehört. Im Prinzip war das der Vorwurf der Nachkriegsgeneration an ihre Eltern.

#8: Re: Wie sehr bestimmt der Wohnort das Denken und Handeln? Autor: Grey BeitragVerfasst am: 06.02.2020, 17:33
    —
fwo hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Die Sicherheit, mit der manche Leute nicht nur die Taten der Nazis verurteilen, sondern in der festen Überzeugung, sie selbst hätten damals anders gehandelt, auch die Personen, ist manchmal schon lustig


Kennst Du wirklich Leute, die so eine naive Auffassung haben?

Heute höre ich das selten, in meiner Schulzeit habe ich das von denen, die sich selbst auf der richtigen Seite sahen, häufig gehört. Im Prinzip war das der Vorwurf der Nachkriegsgeneration an ihre Eltern.


Im Ernstfall nötigenfalls opportunistisch zu sein, wenn es ums eigene Leben geht, bedeutet nicht, dass man im heutigen Deutschland die Klappe halten sollte, wenn man sieht oder hört, was für ein rechter Dreck zum Teil wieder verbreitet wird.

#9: Re: Wie sehr bestimmt der Wohnort das Denken und Handeln? Autor: zelig BeitragVerfasst am: 06.02.2020, 17:41
    —
fwo hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Die Sicherheit, mit der manche Leute nicht nur die Taten der Nazis verurteilen, sondern in der festen Überzeugung, sie selbst hätten damals anders gehandelt, auch die Personen, ist manchmal schon lustig


Kennst Du wirklich Leute, die so eine naive Auffassung haben?

Heute höre ich das selten, in meiner Schulzeit habe ich das von denen, die sich selbst auf der richtigen Seite sahen, häufig gehört. Im Prinzip war das der Vorwurf der Nachkriegsgeneration an ihre Eltern.


Schleichende Themenverschiebung. Aber gut. Die Kritik an der Nazi-Generation ist natürlich trotzdem notwendig. Nur weil man hypothetisch nicht sicher sein kann, daß man unter dem Faschismus ein Held gewesen wäre, heißt das nicht, daß es keine echten verrückten Politkriminelle gab und massenweise Follower, die in deren Windschutz jeden Anstand verloren. Wenn man deine Argumentation konsequent zuende denkt, dürfte man keine Pogrome, und die sich daran beteiligt haben, kritisieren - wer weiß schon mit Sicherheit, wie man sich unter anderen Umständen verhalten hätte.

#10: Re: Wie sehr bestimmt der Wohnort das Denken und Handeln? Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 06.02.2020, 18:23
    —
zelig hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Die Sicherheit, mit der manche Leute nicht nur die Taten der Nazis verurteilen, sondern in der festen Überzeugung, sie selbst hätten damals anders gehandelt, auch die Personen, ist manchmal schon lustig


Kennst Du wirklich Leute, die so eine naive Auffassung haben?

Heute höre ich das selten, in meiner Schulzeit habe ich das von denen, die sich selbst auf der richtigen Seite sahen, häufig gehört. Im Prinzip war das der Vorwurf der Nachkriegsgeneration an ihre Eltern.


Schleichende Themenverschiebung. Aber gut. Die Kritik an der Nazi-Generation ist natürlich trotzdem notwendig. Nur weil man hypothetisch nicht sicher sein kann, daß man unter dem Faschismus ein Held gewesen wäre, heißt das nicht, daß es keine echten verrückten Politkriminelle gab und massenweise Follower, die in deren Windschutz jeden Anstand verloren. Wenn man deine Argumentation konsequent zuende denkt, dürfte man keine Pogrome, und die sich daran beteiligt haben, kritisieren - wer weiß schon mit Sicherheit, wie man sich unter anderen Umständen verhalten hätte.

Das ist der Grund, warum ich in dem Satz, den Du zitiert hast, zwischen Taten und Personen unterschieden habe. Und in der Gegenwart muss, wenn Recht einen Sinn haben soll, selbstverständlich auch über die Personen, für die es "mildernde Umstände" gibt, wegen ihrer Taten gerichtet werden - das ist für mich alles außer Frage. Worauf ich hinaus wollte, das ist dieses "Wir sind die Moralischen, die die Unmoralischen." Der fehlende moralische Zeigefinger schließt aber das Urteil nicht aus, dass da welche hinter Schloss und Riegel gehören oder andere vielleicht nicht strafbar sind, aber trotzdem Gift für die Gesellschaft.

#11:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 06.02.2020, 18:48
    —
Ich denke, das Denken und Handeln hauptsächlich dadurch bestimmt wird, was man als wichtig im Leben betrachtet. Das hat weniger mit dem Wohnort zu tun. Eher was man "erreichen" will. Dem wird bei manch einem alles untergeordnet. Ich denke "Karrieredenken" gibt es in alle Stände und Milieus, und verursacht das meiste Elend in der Welt. "Ich mußte ja so handeln".

#12:  Autor: stepWohnort: Germering BeitragVerfasst am: 06.02.2020, 19:15
    —
Meines Erachtens spielen die Wohnorte keine große Rolle für Leute, die viele Orte und Situationen kennengelernt haben. Wenn etwa jemand seine Kindheit auf dem Land verbrachte, zum Studieren in der Großstadt, auch mal im Ausland, später wieder in einer anderen Stadt, dann prägt sie eher die Summe ihrer Erfahrungen und die Leute, mit denen sie zu tun hatte.

Anders sieht es aus, wenn jemand aus einem Milieu kommt und immer Teil dieses Milieus bleibt. Das kann ein ökonomisches Milieu sein oder auch z.B. eine konservative Glaubensgemeinschaft.

Deswegen scheint es mir besonders wichtig, daß Leute (besonders auch junge Leute) viel Verschiedenes kennenlernen, Milieus, Orte, Kulturen.

#13:  Autor: astarte BeitragVerfasst am: 06.02.2020, 20:07
    —
step hat folgendes geschrieben:
Meines Erachtens spielen die Wohnorte keine große Rolle für Leute, die viele Orte und Situationen kennengelernt haben. Wenn etwa jemand seine Kindheit auf dem Land verbrachte, zum Studieren in der Großstadt, auch mal im Ausland, später wieder in einer anderen Stadt, dann prägt sie eher die Summe ihrer Erfahrungen und die Leute, mit denen sie zu tun hatte.

Anders sieht es aus, wenn jemand aus einem Milieu kommt und immer Teil dieses Milieus bleibt. Das kann ein ökonomisches Milieu sein oder auch z.B. eine konservative Glaubensgemeinschaft.

Deswegen scheint es mir besonders wichtig, daß Leute (besonders auch junge Leute) viel Verschiedenes kennenlernen, Milieus, Orte, Kulturen.

Das sehe ich auch so.

Es sind ja immer mehrere Faktoren, die einen prägen.
Zum Beispiel, was bewegt die einen, den Ort ihres Aufwachsens zu verlassen und sich umzusehen, andere nicht. Da kommt es auf die Eltern an, eventuell ältere Geschwister, wie viele Freunde gehen auf welche Schulen, wie vielseitig sind die Menschen um ihn, welche Möglichkeiten bieten sich für Ausbildung.

Auch hier ist Bildung denke ich ein wichtiger Punkt. Man verbleibt nicht in seinem Dorf, wenn man auf die weitergehende Schule geht, wo Stadtkinder und Landkinder aus dem Kreis sich treffen - schon da erweitert sich der Blickwinkel.

Wenn es so ist, dass rechtsradikales Gedankengut besonders bei denen, die sich "abgehängt" fühlen, auf fruchtbaren Boden fällt, dann nimmt man es weniger an, wenn man Möglichkeiten sieht, nicht abgehängt zu werden, und sein Leben aktiv zu gestalten. Aber bleiben die dann da und versuchen sich politisch dagegen zu engagieren, oder gehen die doch öfter weg? Ich fürchte häufiger letzeres.

#14:  Autor: narr BeitragVerfasst am: 06.02.2020, 21:40
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So eine ähnliche Frage habe ich mal vor Jahren auf einem Kongress mit Kollegen aus Tansania, USA und Argentinien besprochen. Wir kamen damals zum Schluss, dass der Wohnort rel. wenig aus macht, sondern dass es hauptsächlich der Bildungsgrad der Leute ist. So hatten wir alle den Eindruck miteinander tatsächlich besser kommunizieren zu können, als z.B. mit Bauern aus unseren eigenen Ländern.
Einige Jahre später bestätigte mir das ein Bauer der mit seinem Betrieb nach Polen umgezogen war. Er meinte, die Themen (und Ansichten dazu) wären in Polen die gleichen wie noch in seinem Herkunftsland Niederlande.

#15: Re: Wie sehr bestimmt der Wohnort das Denken und Handeln? Autor: tillich (epigonal) BeitragVerfasst am: 06.02.2020, 23:33
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zelig hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Die Sicherheit, mit der manche Leute nicht nur die Taten der Nazis verurteilen, sondern in der festen Überzeugung, sie selbst hätten damals anders gehandelt, auch die Personen, ist manchmal schon lustig

Kennst Du wirklich Leute, die so eine naive Auffassung haben?

Solche Leute gibt es, aber meiner Erfahrung nach nur sehr selten. Die meisten Leute sind dagegen sehr wohl in der Lage, die drei (!) Fragen "Sind die Taten zu verurteilen?", "Sind deswegen auch die Personen zu verurteilen?" und "Hätte ich anders gehandelt?" zu trennen. Letzteres kann ich genauso wenig wie sonst jemand irgendjemand wirklich beantworten, eben weil ich nicht "Ich" gewesen wäre, wenn ich damals gelebt hätte. Die Frage ist damit aber auch herzlich uninteressant.

Viel häufiger, als dass ich solch naiven Leuten real begegne, lese ich fwos Behauptung dagegen als Strohmann. Argumentation: "Die tun so, als wären sie sicher, damals anders gehandelt zu haben" (<-- Strohmann) --> "Das können sie aber gar nicht wissen" --> "Also dürfen sie auch nicht die Personen verurteilen, sondern nur die Taten". Es handelt sich also um eine Exkulpierung der damals handelnden Personen, lediglich unter Anerkennung des Allgemeinplatzes (hoffe ich), dass die Taten zu verurteilen seien.

Die enge Verbindung der (angeblichen) Überzeugung, man hätte selbst damals anders gehandelt, mit der Verurteilung der damals Handelnden, ist aber Unfug. fwo dagegen tut unter der Hand so, als wäre das eine notwendig für das andere, indem er es - nach dem "sondern" - inhaltlich zusammenfasst; er tut also so, als wären die beiden Fragen "Sind auch die Personen zu verurteilen?" und "Hätte ich anders gehandelt?" dieselbe Frage. Sind sie aber nicht - man muss aber gar nicht sicher sein, dass man selbst anders gehandelt hätte, um die damals handelnden Personen zu verurteilen; man muss lediglich zeigen können, dass den Personen anderes Handeln möglich gewesen wäre. Und das kann man in vielen Fällen selbstverständlich sehr wohl zeigen. Man muss dann freilich anerkennen, dass man sich damit potentiell auch selbst verurteilt.

#16: Re: Wie sehr bestimmt der Wohnort das Denken und Handeln? Autor: schtonk BeitragVerfasst am: 07.02.2020, 00:45
    —
jdf hat folgendes geschrieben:
... Wie sehr bestimmt der Wohnort das Denken und Handeln?

Eine sehr begründete Frage. Vllt gibt es eine soziologische Arbeit oder Studie dazu.

MAn prägt die primärsozialisatorische Umgebung den Menschen sehr effektiv.
Auch wenn er sich später durch Studium, Beruf, Heirat etc örtlich verändert (vom Dorf zur Stadt oder umgekehrt) und damit andere Kommunikationsmuster oder politisch/kulturelle Offerten geboten bekommt, wird er an ursprünglichen Verhaltensschablonen festhalten. In welchem Maße das geschieht lässt sich nicht über Kimme und Korn beantworten.

#17: Re: Wie sehr bestimmt der Wohnort das Denken und Handeln? Autor: jdfWohnort: Nekropole E|B BeitragVerfasst am: 07.02.2020, 02:23
    —
Grey hat folgendes geschrieben:
Hier wohnen allerdings viele zugezogene Russen oder Russlandlanddeutsche, die scheinbar die AfD wählen.

Die AfD hat schon explizite Wahlkampagnen für Russlanddeutsche gemacht. Ist also nicht abwegig.

#18: Re: Wie sehr bestimmt der Wohnort das Denken und Handeln? Autor: jdfWohnort: Nekropole E|B BeitragVerfasst am: 07.02.2020, 02:32
    —
CnndrBrbr hat folgendes geschrieben:
jdf hat folgendes geschrieben:
Würde ich nicht in Hamburg leben (in der Nähe von Hamburg aufgewachsen, in Berlin studiert), sondern in Wismar oder gar Steigra, würde ich das dann auch noch witzig finden?
Wenn Du da aufgewachsen wärst, wärst Du vielleicht selber ein Nazi, oder rechtzeitig weggezogen... zynisches Grinsen

Ich meine ausdrücklich nicht das Aufwachsen etc. Wäre ich vor 20 Jahren von Berlin nicht nach Hamburg, sondern nach Wismar gezogen, was wäre dann? Das ist die Frage.

Die Erwähnung von Wismar bringe ich deshalb, weil ich dort mal die Ausstellung eines Künstlers besucht habe und mich schon beim Anblick der Glatzen im Stadtbild unwohl gefühlt habe. Ansonsten kann man meine Aufenthalte im Osten seit 2000 an zwei Händen abzählen. Naja, gleiches gilt wohl auch für den Süden und den Westen. Was soll ich da? Bin kein Reisender. Aber im Süden oder Westen sehe ich zwar Katholiken aber eben keine Glatzen und fühle mich dort auch nicht unwohl.

#19:  Autor: jdfWohnort: Nekropole E|B BeitragVerfasst am: 07.02.2020, 03:07
    —
So, dann machen wir mal Nägel mit Köpfen. Alle die hier geschrieben haben werden jetzt in Deutschland und der Welt verteilt:

zelig stelle sich bitte in Niebüll vor. Rio Reiser-Land.

fwo geht nach Siegen im sonnigen Sauerland.

Conan kenne ich nicht, daher ab nach Montevideo.

Grey geht bitte nach Weimar.

vrolijke zieht um nach Windhuk.

step darf nach Leipzig.

astarte nach Berlin. Mr. Green

narr stelle sich in Salzburg vor.

tillich muss ins gastfreundliche Jamel.

schtonk darf zu den Strandräubern nach Nebel/Amrum.

Und ich gehe halt ins entzückende Wismar.

Alchemist schicken wir in den Landkreis Görlitz nach Bad Muskau. Er wird dort Rasenmäher-Mechaniker im Pückler-Park.


Frage: Was würde sich bei euch im Alltag ändern? Wie würde sich das Gefühl(?!?) zu eurem "Lebensraum" ändern? Stellt euch die Fragen einfach wie bei so einem beknackten Rollenspiel vor...

edit: Alchemist hinzugefügt.


Zuletzt bearbeitet von jdf am 07.02.2020, 12:09, insgesamt 3-mal bearbeitet

#20: Re: Wie sehr bestimmt der Wohnort das Denken und Handeln? Autor: CnndrBrbr BeitragVerfasst am: 07.02.2020, 10:30
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jdf hat folgendes geschrieben:
Aber im Süden oder Westen sehe ich zwar Katholiken aber eben keine Glatzen und fühle mich dort auch nicht unwohl.
Und woran liegt das? Vielleicht fühlst Du Dich vor Katholiken nur besser getarnt?

#21:  Autor: AlchemistWohnort: Hamburg BeitragVerfasst am: 07.02.2020, 10:58
    —
jdf hat folgendes geschrieben:
So, dann machen wir mal Nägel mit Köpfen. Alle die hier geschrieben haben werden jetzt in Deutschland und der Welt verteilt:

zelig stelle sich bitte in Niebüll vor. Rio Reiser-Land.

fwo geht nach Siegen im sonnigen Sauerland.

Conan kenne ich nicht, daher ab nach Montevideo.

Grey geht bitte nach Weimar.

vrolijke zieht um nach Windhuk.

step darf nach Leipzig.

astarte nach Berlin. Mr. Green

narr stelle sich in Salzburg vor.

tillich muss ins gastfreundliche Jamel.

schtonk darf zu den Strandräubern nach Nebel/Amrum.

Und ich gehe halt ins entzückende Wismar.


Frage: Was würde sich bei euch im Alltag ändern? Wie würde sich das Gefühl(?!?) zu eurem "Lebensraum" ändern? Stellt euch die Fragen einfach wie bei so einem beknackten Rollenspiel vor...


Wo darf ich denn hin? Sehr glücklich

#22:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 07.02.2020, 11:30
    —
jdf hat folgendes geschrieben:
So, dann machen wir mal Nägel mit Köpfen. Alle die hier geschrieben haben werden jetzt in Deutschland und der Welt verteilt:


vrolijke zieht um nach Windhuk.

https://de.wikipedia.org/wiki/Windhoek
Frage: Was würde sich bei euch im Alltag ändern? Wie würde sich das Gefühl(?!?) zu eurem "Lebensraum" ändern? Stellt euch die Fragen einfach wie bei so einem beknackten Rollenspiel vor...


Zitat:
Windhoek galt jahrzehntelang als die sauberste Hauptstadt Afrikas (gab den Titel jedoch 2015 an Kigali ab)[17]. In einer Rangliste der Städte nach ihrer Lebensqualität belegte Windhoek im Jahre 2018 den 130. Platz unter 231 untersuchten Städten weltweit.[18]

Die Stadt gilt aufgrund sozialer Sicherheit und dem Nebeneinander der namibischen Volksgruppen als vorbildhaftes Sozialmodell einer afrikanischen Großstadt, wirkt jedoch auch recht beschaulich.[19][20]

Im Straßenbild der Innenstadt vermitteln kleine Straßencafes und Biergärten den Charakter einer mitteleuropäischen Stadt, mit einer Bausubstanz, die – neben vielen modernen Gebäuden – geprägt ist von wilhelminischer Kolonialarchitektur der Jahrhundertwende.


Da könnte ich mich tatsächlich wohlfühlen... Wenn nicht:
Zitat:
Wie weite Teile Namibias, hat Windhoek ein arides Klima. Vor allem aufgrund der für Windhoek namensgebenden Winde wird dieses Klima insbesondere während der Wintermonate April bis September als angenehm empfunden.

Ich mag Wind nicht.
Meine letzte Baustelle bei der Gasumstellung, wobei ich 10 Jahre lang kreuz und quer durch Deutschland unterwegs war, war Hamburg. Einer der Städte die ich besonders gern mochte. Dennoch, wegen den ständigen wind, Richtung Stuttgart verlassen habe.
Ursprünglich hatte ich München angepeilt. Da die Bayern es damals nicht zuließen, sich mit Wohnsitz auf den Campingplatz anzumelden, ist es dann Stuttgart geworden. Dort fühlte ich mich von Anfang an sehr wohl. Gastfreundlich, offen, viel Kultur.

#23: Re: Wie sehr bestimmt der Wohnort das Denken und Handeln? Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 07.02.2020, 11:48
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
....

Viel häufiger, als dass ich solch naiven Leuten real begegne, lese ich fwos Behauptung dagegen als Strohmann. Argumentation: "Die tun so, als wären sie sicher, damals anders gehandelt zu haben" (<-- Strohmann) --> "Das können sie aber gar nicht wissen" --> "Also dürfen sie auch nicht die Personen verurteilen, sondern nur die Taten". Es handelt sich also um eine Exkulpierung der damals handelnden Personen, lediglich unter Anerkennung des Allgemeinplatzes (hoffe ich), dass die Taten zu verurteilen seien.

Die enge Verbindung der (angeblichen) Überzeugung, man hätte selbst damals anders gehandelt, mit der Verurteilung der damals Handelnden, ist aber Unfug. fwo dagegen tut unter der Hand so, als wäre das eine notwendig für das andere, indem er es - nach dem "sondern" - inhaltlich zusammenfasst; er tut also so, als wären die beiden Fragen "Sind auch die Personen zu verurteilen?" und "Hätte ich anders gehandelt?" dieselbe Frage. Sind sie aber nicht - man muss aber gar nicht sicher sein, dass man selbst anders gehandelt hätte, um die damals handelnden Personen zu verurteilen; man muss lediglich zeigen können, dass den Personen anderes Handeln möglich gewesen wäre. Und das kann man in vielen Fällen selbstverständlich sehr wohl zeigen. Man muss dann freilich anerkennen, dass man sich damit potentiell auch selbst verurteilt.

Ist ja interessant, was fwo so alles tut.. Dann hat er das hier scheinbar gar nicht geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
....Die Kritik an der Nazi-Generation ist natürlich trotzdem notwendig. Nur weil man hypothetisch nicht sicher sein kann, daß man unter dem Faschismus ein Held gewesen wäre, heißt das nicht, daß es keine echten verrückten Politkriminelle gab und massenweise Follower, die in deren Windschutz jeden Anstand verloren. Wenn man deine Argumentation konsequent zuende denkt, dürfte man keine Pogrome, und die sich daran beteiligt haben, kritisieren - wer weiß schon mit Sicherheit, wie man sich unter anderen Umständen verhalten hätte.

Das ist der Grund, warum ich in dem Satz, den Du zitiert hast, zwischen Taten und Personen unterschieden habe. Und in der Gegenwart muss, wenn Recht einen Sinn haben soll, selbstverständlich auch über die Personen, für die es "mildernde Umstände" gibt, wegen ihrer Taten gerichtet werden - das ist für mich alles außer Frage. Worauf ich hinaus wollte, das ist dieses "Wir sind die Moralischen, die die Unmoralischen." Der fehlende moralische Zeigefinger schließt aber das Urteil nicht aus, dass da welche hinter Schloss und Riegel gehören oder andere vielleicht nicht strafbar sind, aber trotzdem Gift für die Gesellschaft.

#24:  Autor: jdfWohnort: Nekropole E|B BeitragVerfasst am: 07.02.2020, 11:55
    —
Alchemist hat folgendes geschrieben:
Wo darf ich denn hin? Sehr glücklich


jdf hat folgendes geschrieben:
Alchemist schicken wir in den Landkreis Görlitz nach Bad Muskau. Er wird dort Rasenmäher-Mechaniker im Pückler-Park.

#25:  Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 07.02.2020, 12:11
    —
jdf hat folgendes geschrieben:
So, dann machen wir mal Nägel mit Köpfen. Alle die hier geschrieben haben werden jetzt in Deutschland und der Welt verteilt:
...
fwo geht nach Siegen im sonnigen Sauerland.
....

Direkt Siegen? Nä.
Von mir aus irgendeins der kleinen Käffer in der Umgebung, wo man aus dem Haus geht und in der Landschaft ist.

Das würde aber zu dem Ort aus dem Hamburger Speckgürtel, in dem ich mich jetzt befinde, keinen großen Unterschied machen.

#26:  Autor: zelig BeitragVerfasst am: 07.02.2020, 12:14
    —
jdf hat folgendes geschrieben:
So, dann machen wir mal Nägel mit Köpfen. Alle die hier geschrieben haben werden jetzt in Deutschland und der Welt verteilt:

zelig stelle sich bitte in Niebüll vor. Rio Reiser-Land.


Wenn ich König von Deutschland wär, sofort. Jackpot!

#27:  Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 07.02.2020, 12:41
    —
narr hat folgendes geschrieben:
So eine ähnliche Frage habe ich mal vor Jahren auf einem Kongress mit Kollegen aus Tansania, USA und Argentinien besprochen. Wir kamen damals zum Schluss, dass der Wohnort rel. wenig aus macht, sondern dass es hauptsächlich der Bildungsgrad der Leute ist. So hatten wir alle den Eindruck miteinander tatsächlich besser kommunizieren zu können, als z.B. mit Bauern aus unseren eigenen Ländern.
Einige Jahre später bestätigte mir das ein Bauer der mit seinem Betrieb nach Polen umgezogen war. Er meinte, die Themen (und Ansichten dazu) wären in Polen die gleichen wie noch in seinem Herkunftsland Niederlande.


Da sind wir wieder bei der Sozialisation. Das ist aber mehr als Bildung.
Ich bin zwar nicht so belesen, wie einige andere hier, aber mangelnde Bildung wird man mir kaum vorwerfen können.
Trotzdem habe ich überhaupt keine Schwierigkeiten, mich mit dem Bauern von nebenan, oder dem, den ich gerade auf dem Feld treffe, meinem Heizungsinstallateur oder auch einem normalen Anstreicher oder Klempner zu unterhalten. Unterhalten kann ich mich auch problemlos mit einem Türken, dessen Religion ich nicht mag, oder einem Rechtsextremen, dessen Religion ich noch weniger mag.

Das sind keine Hoffnungen, die ich da formuliert habe, sondern Erfahrungen aus dem Umgang mit Handwerkern, mit Leuten, denen ich bei der Freilandarbeit begegnet bin usw. Ich bin auch mehrmals mit dem Fahrrad ohne Planung durch Deutschland gefahren; es waren Tageszeit und Müdigkeit, die den Ort der Übernachtung bestimmt haben. Dabei hat es nur einmal einen Bauern gegeben, wo wir (ich war mit meiner Frau unterwegs) nach zwei Sätzen wussten, dass wir da nicht bleiben wollten, und einmal einen Ort, wo es ähnlich war (Bayern an der Staatsgrenze Ost), weil wir mit Misstrauen empfangen wurden.

Eine Erfahrung, die aber selbst auch Symptom ist, besteht allerdings darin, dass ich zwar als Schüler bereits Nachhilfe in Mathe gegeben habe, und das relativ hochpreisig, aber in den Ferien und nachher in den Semesterferien auch am Band gestanden oder auf dem Bau gearbeitet habe, einen Sommer auch mal als Tagelöhner im Hafen.

Bei meiner Arbeit als SAP-Entwickler habe ich allerdings meine Grenzen gefunden: Es gibt einen bestimmten Typ Kaufleute, der auch bei den Beratern stark vertreten ist, der Extremtyp davon sind normale Banker oder Versicherer, mit denen ich nur sehr schwer zurecht komme. Bei Ingenieuren aus der Produktion oder auch dem Lagerarbeiter, der sich zum "Key-User" hochgearbeitet hat, habe ich normalerweise keine Probleme.

#28:  Autor: jdfWohnort: Nekropole E|B BeitragVerfasst am: 07.02.2020, 13:13
    —
fwo hat folgendes geschrieben:
jdf hat folgendes geschrieben:
So, dann machen wir mal Nägel mit Köpfen. Alle die hier geschrieben haben werden jetzt in Deutschland und der Welt verteilt:
...
fwo geht nach Siegen im sonnigen Sauerland.
....
Das würde aber zu dem Ort aus dem Hamburger Speckgürtel, in dem ich mich jetzt befinde, keinen großen Unterschied machen.

Hatte dich direkt in HH verortet, nicht im Speckgürtel. Da passt Siegen ja so oder so nicht gut. Aber trotzdem: Glaubst du dein Leben würde sich dort genauso "anfühlen" wie hier im Speck?

#29:  Autor: jdfWohnort: Nekropole E|B BeitragVerfasst am: 07.02.2020, 13:24
    —
fwo hat folgendes geschrieben:
Ich bin auch mehrmals mit dem Fahrrad ohne Planung durch Deutschland gefahren; es waren Tageszeit und Müdigkeit, die den Ort der Übernachtung bestimmt haben. Dabei hat es nur einmal einen Bauern gegeben, wo wir (ich war mit meiner Frau unterwegs) nach zwei Sätzen wussten, dass wir da nicht bleiben wollten, und einmal einen Ort, wo es ähnlich war (Bayern an der Staatsgrenze Ost), weil wir mit Misstrauen empfangen wurden.

Zwar OT, aber es passt so schön angesichts der Bargelddiskussion: Glaubst du, dass du als nicht-weißer Deutscher dasselbe erlebt hättest?

#30:  Autor: AlchemistWohnort: Hamburg BeitragVerfasst am: 07.02.2020, 13:41
    —
jdf hat folgendes geschrieben:
Alchemist hat folgendes geschrieben:
Wo darf ich denn hin? Sehr glücklich


jdf hat folgendes geschrieben:
Alchemist schicken wir in den Landkreis Görlitz nach Bad Muskau. Er wird dort Rasenmäher-Mechaniker im Pückler-Park.


Gröhl...



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