Neuer Ansatz für die Grundlagen der Physik
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#1: Neuer Ansatz für die Grundlagen der Physik Autor: LandeiWohnort: Sandersdorf-Brehna BeitragVerfasst am: 24.04.2020, 09:42
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Ich wollte ja sagen, das kommt von zuviel Selbstisolation, aber daran werkelt Herr Wolfram schon länger:

https://blog.wolfram.com/2020/04/14/finally-we-may-have-a-path-to-the-fundamental-theory-of-physics-and-its-beautiful/

#2:  Autor: stepWohnort: Germering BeitragVerfasst am: 25.04.2020, 18:10
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Hmm ... ich liebe ja eigentlich Ideen, die einfache gemeinsame Muster in unterschiedlichen Feldern erkennen. Und es ist zumindest anfangs interessant zu lesen. Eine Gefahr bei solchen Ansätzen ist, daß man aufpassen muß, daß nicht einfach Trivialitäten sexy aufgeblasen werden.

In der ersten Hälfte gut nachvollziehbar, erinnert mich u.a. an differentialgeometrische Aspekte in der Stringtheorie, die ja auch Netzgraphen und gleichzeitig elementare Physik hervorbringt. Übrigens ist die Tatsache, daß das relativistische Prinzip sehr generisch und nicht auf die übliche Relativitätstheorie beschränkt ist, schon lange bekannt.

Im Teil mit der Quantenphysik vermute ich fehlerhaft konstruierte Analogien - da würde ich aber doch besser auf ein professionelles peer review warten. Auch seine Abschätzungen für die minimalen Größen kann ich so nicht nachvollziehen.

Im letzten Teil allerdings sträuben sich mir dann doch endgültig die Haare - unter anderem macht die völlige Willkürlichkeit des zugrundeliegenden Regelraums das Ganze nahezu unwiderlegbar, es sieht so aus, als wolle er jetzt nur noch die Idee einer universalen Zustandsmaschine retten, und er wirbt auch zunehmend ungeniert für seine käuflichen Produkte.

Wolfram ist unbestritten ein ziemlich schlauer Bursche. Leider hat er es inzwischen mit fast allen Physikern verdorben, was an seiner Arroganz liegt und vermutlich auch an seiner etwas fiesen Masche, als reicher Mann der Wissenschaft die Talente und die Aufmerksamkeit der Medien "wegzukaufen", um seine Idee zu pushen.

Hier noch eine der freundlichsten Reaktionen:

Sean Carroll (CalTech) hat folgendes geschrieben:
Stephen Wolfram and collaborators propose a new approach to physics based on discrete automata. Cool and fun! But: please please don’t get too excited until others look it over. Science is collaborative, it takes time, and most bold ideas are wrong.


Andere Reaktionen sind deutlich böser, u.a. wie nicht anders zu erwarten die Hossenfelder:

Sabine Hossenfelder hat folgendes geschrieben:
Folks. I do not live under a rock. Have I heard of Stephen Wolfram's physics project? How could I not given that his PR people rammed it down my inbox. Why do I not comment on it? I looked at it and don't think it's interesting, that's why. Now please move on.

#3:  Autor: LandeiWohnort: Sandersdorf-Brehna BeitragVerfasst am: 25.04.2020, 19:50
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Die Physik geht klar über meinen Kopf, ich kann mich da nur auf die Einschätzung von Experten verlassen.

Es gibt allerdings eine Sache, die mir sehr ominös erscheint: Wir wissen nicht, ob es kleinere Teilchen gibt, aber wir wissen, dass seine Theorie die "großen" wie Elektronen und Quarks enthalten muss, die dann aus Tausenden von Knoten bestehen müssen. Ich halte es für sehr, sehr unwahrscheinlich, dass wir ein extrem kleines Ensemble dieser großen, stabilen Teilchen erhalten, und dieses Ensemble auch noch in einer recht engen Größenordnung auftritt. Was ich erwarten würde, wäre entweder null oder sehr viele, immer größer werdende Teilchen. Nehmen wir als Analogie Conway's Game of Life: Es gibt dort in allen Größenbereichen fixe oder zyklische Anordnungen. Oder nehmen wir als Beispiel eines endlichen Ensambles die sporadischen Gruppen in der Gruppentheorie: Ja, es sind nur 26, aber die "Größe" varriiert von 7920 bis zu 8·10^53. Ich sehe einfach nirgendwo Systeme, die ein paar wenige singuläre, große Strukturen in einem relativ engen Größenbereich besitzen.

#4:  Autor: stepWohnort: Germering BeitragVerfasst am: 25.04.2020, 20:55
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Landei hat folgendes geschrieben:
... Ich halte es für sehr, sehr unwahrscheinlich, dass wir ein extrem kleines Ensemble dieser großen, stabilen Teilchen erhalten, und dieses Ensemble auch noch in einer recht engen Größenordnung auftritt. Was ich erwarten würde, wäre entweder null oder sehr viele, immer größer werdende Teilchen. Nehmen wir als Analogie Conway's Game of Life: Es gibt dort in allen Größenbereichen fixe oder zyklische Anordnungen. ...

Ja, erst recht, wenn die zugrundeliegenden Regeln sehr einfach sein sollen. Mich irritieren idZ auch noch zwei andere Dinge:
- daß die "großen" Teilchen trotzdem ja nur sehr wenige Eigenschaften ("keine Haare") haben, obwohl sie aus vielen Oligonen bestehen und man daher eine Substruktur erwarten würde
- daß die "großen Teilchen" untereinander starke Symmetriebeziehungen haben, bis hin zu geschlossenen mathematischen Symmetriegruppen

Aber ich will nicht komplett ausschließen, daß es doch Automaten / Regeln geben könnte, die zu solchem Verhalten führen - Wolframs Annahmen sind ja extrem weit gefaßt.

#5:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 27.06.2020, 21:56
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Einige Beiträge nach Des Uwebus' neue Kleider - Orthodoxe Physisophie gegen Wissenschaft verschoben.



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