Kirchenaustritt
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Freigeisterhaus -> Weltanschauungen und Religionen

#151:  Autor: LeonyWohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus BeitragVerfasst am: 09.02.2005, 21:47
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben:
Bei mir ist es jedenfalls so, dass ich Trauzeuge bin...

Heißt das, beim Standesamt, oder gibt's das bei euch auch bei der anschließenden kirchlichen Trauung?

Trauzeuge beim Standesamt zu sein, das hätte ja nichts mit Kirchenmitgliedschaft zu tun.
Es sei denn natürlich, das Hochzeitspaar würde darauf bestehen. Schulterzucken

#152:  Autor: NordseekrabbeWohnort: Dresden BeitragVerfasst am: 09.02.2005, 21:54
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Leony hat folgendes geschrieben:
Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben:
Bei mir ist es jedenfalls so, dass ich Trauzeuge bin...

Heißt das, beim Standesamt, oder gibt's das bei euch auch bei der anschließenden kirchlichen Trauung?


Das weiss ich ja eben nicht so recht... Mit den Augen rollen

Leony hat folgendes geschrieben:

Trauzeuge beim Standesamt zu sein, das hätte ja nichts mit Kirchenmitgliedschaft zu tun.
Es sei denn natürlich, das Hochzeitspaar würde darauf bestehen. Schulterzucken


Die standesamtliche Trauung ist ja bereits gewesen...

#153:  Autor: LeonyWohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus BeitragVerfasst am: 10.02.2005, 00:47
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben:
Leony hat folgendes geschrieben:
Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben:
Bei mir ist es jedenfalls so, dass ich Trauzeuge bin...

Heißt das, beim Standesamt, oder gibt's das bei euch auch bei der anschließenden kirchlichen Trauung?


Das weiss ich ja eben nicht so recht... Mit den Augen rollen

Dann frag doch mal das jungverheiratete Paar Idee

Nachtrag:
Vor etwa 20 Jahren hat mein Bruder kirchlich geheiratet.
Trauzeugen haben dabei, soweit ich mich erinnere, keine Rolle gespielt.
Dabei erinnere ich mich sogar noch daran, was in der Predigt vorkam ...

#154:  Autor: NordseekrabbeWohnort: Dresden BeitragVerfasst am: 10.02.2005, 21:56
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Leony hat folgendes geschrieben:
Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben:
Leony hat folgendes geschrieben:
Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben:
Bei mir ist es jedenfalls so, dass ich Trauzeuge bin...

Heißt das, beim Standesamt, oder gibt's das bei euch auch bei der anschließenden kirchlichen Trauung?


Das weiss ich ja eben nicht so recht... Mit den Augen rollen

Dann frag doch mal das jungverheiratete Paar Idee


Mach ich, wenn sich die Gelegenheit ergibt...

#155:  Autor: lupus BeitragVerfasst am: 13.02.2005, 19:29
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben:
lupus hat folgendes geschrieben:

@Nordseekrabbe
Warum wollen eigentlich noch so viele Konfessionslose bei kirchlichen Riten mitmachen?


Keine Ahnung wie das bei "so vielen" ist... Bei mir ist es jedenfalls so, dass ich Trauzeuge bin...

Na gut, dann frage ich das hiermit doch mal @alle. Die Frage "Kann ich nach einem Austritt denn noch X?" hab ich hier und anderswo schon so oft gelesen, dass ich mich frage, welches soziologische (psychologische?) Phänomen dahinter steckt...

#156:  Autor: Heike J BeitragVerfasst am: 13.02.2005, 19:46
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lupus hat folgendes geschrieben:
Die Frage "Kann ich nach einem Austritt denn noch X?" hab ich hier und anderswo schon so oft gelesen, dass ich mich frage, welches soziologische (psychologische?) Phänomen dahinter steckt...


Es hat sich halt so eingeprägt, dass ohne die Kirche nichts geht "von der Kirche bis zur Bahre". Oft kommt da auch die Frage, ob man denn noch beerdigt wird nach dem Kirchenaustritt...

#157:  Autor: LeonyWohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus BeitragVerfasst am: 13.02.2005, 19:52
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lupus hat folgendes geschrieben:
Na gut, dann frage ich das hiermit doch mal @alle. Die Frage "Kann ich nach einem Austritt denn noch X?" hab ich hier und anderswo schon so oft gelesen, dass ich mich frage, welches soziologische (psychologische?) Phänomen dahinter steckt...

In vielen Fällen dürfte dahinter die Befürchtung stecken,
dass das Familienleben verarmen könnte, oder dass man nicht mehr in vollem Umfang daran teilnehmen könnte,
wenn bestimmte Dinge nicht mehr möglich sind.

#158:  Autor: lupus BeitragVerfasst am: 13.02.2005, 22:22
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Heike Jackler hat folgendes geschrieben:
Oft kommt da auch die Frage, ob man denn noch beerdigt wird nach dem Kirchenaustritt...

Die Frage habe ich auch schon oft gelesen. Jetzt, wo du davon sprichst, wird mir klar, dass ich darüber selbst nie wirklich nachgedacht habe. Aber ich bin ja schon als Teenie ausgetreten, da denkt man nicht gleich ans Sterben...
Außerdem hätte ich in meinem jugendlichen Elan ein Massengrab sicher anständiger gefunden als ein pfaffengesegnetes.
Übrigens hat die Schulsekretärin damals nichts gerafft, als ich ihr die Austrittsbescheinigung vorgelegt hab. Ich dachte, die wird jetzt einfach meine Konfessionszugehörigkeit auf dem Schülerstammblatt ändern. Aber so leicht wollte sie es sich anscheinend nicht machen. Sie hat sich dann dazu durchgerungen, eine Kopie zu machen, "damit Sie das nicht jedes Jahr zur Abmeldung vom Religionsunterricht wieder vorlegen müssen." "Abmeldung von welchem Religionsunterricht" habe ich mir gedacht und Pillepalle hab ich auch gedacht, aber da ich schon immer ein konfliktscheues Tierchen war, hab ich die Klappe gehalten. Erst später habe ich kapiert, dass ich jetzt nicht "konfessionslos" bin, sondern "ausgetretener Katholik". Seitdem vermeide ich es, von meiner religiösen Vergangenheit zu sprechen, damit mich keiner in die falsche Schublade kriegt...

#159:  Autor: Nergal BeitragVerfasst am: 13.02.2005, 22:31
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Zitat:
Oft kommt da auch die Frage, ob man denn noch beerdigt wird nach dem Kirchenaustritt...


Verbuddelt werden muß man ja, rein Seuchenschutzmäßig, ob mit Gottes segen oder ohne zynisches Grinsen

"Ne der ist ausgetretten, der bleibt schön oben!"
Wär ja noch schöner Mit den Augen rollen

#160:  Autor: Raphael BeitragVerfasst am: 13.02.2005, 23:10
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Es gibt genug Möglichkeiten nicht kirchlicher Bestattungszeremonien. Die Bestattungsinstitute können da weiterhelfen, und der IBKA hat auf seiner Seite dazu Infos und Adressen. Auf den Schindanger wird heute keiner mehr geworfen.

#161:  Autor: lupus BeitragVerfasst am: 13.02.2005, 23:26
    —
Ich bin zwar nicht mehr ganz so jugendlich, aber vor dem Schindanger hätte ich auch heute noch weniger Angst, als davor, dass irgendein wildgewordener Angehöriger doch noch einen Pfaffen heranschleppt.
Man hat schließlich seine Würde!

Den zwangskonfessionalisierten Krankenpfleger, der nicht Hartz IV am eigenen Leibe testen will, den kann ich ja noch verstehen, aber einen Schwarzkittel am Grab? Igitt!

#162:  Autor: vanitasWohnort: Freiberg BeitragVerfasst am: 13.02.2005, 23:59
    —
lupus hat folgendes geschrieben:
Ich bin zwar nicht mehr ganz so jugendlich, aber vor dem Schindanger hätte ich auch heute noch weniger Angst, als davor, dass irgendein wildgewordener Angehöriger doch noch einen Pfaffen heranschleppt.
Man hat schließlich seine Würde!

Den zwangskonfessionalisierten Krankenpfleger, der nicht Hartz IV am eigenen Leibe testen will, den kann ich ja noch verstehen, aber einen Schwarzkittel am Grab? Igitt!


Ich war erst Freitag bei einer christlichen Bestattung. Meine Empfehlung, wenn es auch dem Toten egal sein kann wie er beerdigt wird oder wer da etwas sagt, bitte den Pfarrer weglassen und auch mal an die Besucher der Beerdigung denken. Mehrmals als christlicher Bruder bezeichnet und mit krudesten Ansichten regelrecht "belästigt" zu werden führt nur zu einem lächerlichen Bild einer leicht deplazierten Trauergemeinschaft. Auch tut man dem Pfarrer einen Gefallen, denn auch diesem schien das Spektakel sehr unangenehm. Ich fand es auch schade als bleibende Erinnerung von einer Beerdigung nicht den Abschied vom Menschen der beerdigt wurde zu haben, sondern das merkwürdige Bild einer eigentlich gestörten, deplazierten ja sogar recht scheinheiligen Trauergemeinschaft und eines Pfarrers der wohl selbst am Leben gescheitert war und dies nur noch mit "Trümmerhaufen unserer Vergangenheit die man hinter sich lassen muss" umschreiben konnte.

#163:  Autor: Heike J BeitragVerfasst am: 14.02.2005, 17:52
    —
lupus hat folgendes geschrieben:

Na gut, dann frage ich das hiermit doch mal @alle. Die Frage "Kann ich nach einem Austritt denn noch X?" hab ich hier und anderswo schon so oft gelesen, dass ich mich frage, welches soziologische (psychologische?) Phänomen dahinter steckt...


Zitat:
Die Landeskirchen und Diözesen in Baden-Württemberg haben auch in den vergangenen Jahren erheblich mehr Mitglieder verloren als gewonnen. Die Badische Landeskirche will deshalb Brauchtum wie Taufen und Hochzeiten stärker betonen und das "Wir-Gefühl" hervorheben, um neue Christen zu werben und alte zu behalten. Die bundesweit erste Umfrage zu Wiedereintritten und Übertritten in die Landeskirche habe gezeigt, dass die Sehnsucht nach Gemeinschaft und der Wunsch nach Amtshandlungen die häufigsten Ursachen für die Rückkehr zur Kirche seien, sagte Landesbischof Ulrich Fischer am Montag in Karlsruhe.



http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/876658

#164:  Autor: lupus BeitragVerfasst am: 14.02.2005, 18:52
    —
Zitat:
"Die Menschen suchen vermehrt nach Verbindlichem"

Ich vermute mal, bei den meisten Menschen besteht der Wunsch nach möglichst "unverbindlichen" kirchlichen Amtshandlungen.

#165:  Autor: SermonWohnort: Sine Nomine BeitragVerfasst am: 15.02.2005, 10:28
    —
Warum tritt man aus der Kirche aus und wieder ein?

Zitat:
Die „Wiedereintrittsstudie“ ergab, daß drei von vier „Rückkehrern“ „das Leben in Ordnung bringen“ wollten. Ihren Kirchenaustritt begründeten sie mit der damaligen familiären, sozialen oder psychischen Situation. Für 37 Prozent war die Kirchensteuer entscheidend, 17 Prozent hatten Probleme mit dem Pfarrer, und zehn Prozent verließen die Kirche nach dem Tod eines nahen Angehörigen. Zehn Prozent sagten der evangelischen Kirche aus Protest gegen Verlautbarungen des katholischen Papstes Lebewohl. Zwei von fünf Ausgetretenen empfanden danach ein „Gefühl von Leere“, acht Prozent fühlten sich erleichtert. Nachdem sich die Verhältnisse geändert hätten, habe man eine „Heimkehr“ für angebracht gehalten, heißt es.

#166:  Autor: SanneWohnort: Nordschland BeitragVerfasst am: 15.02.2005, 10:41
    —
Zitat:
Zehn Prozent sagten der evangelischen Kirche aus Protest gegen Verlautbarungen des katholischen Papstes Lebewohl.




Pillepalle Frage

Artikel von idea hat folgendes geschrieben:
Andere Motive seien eine schwere Krankheit oder der Wunsch, eine Arbeitsstelle bei einem kirchlichen Arbeitgeber zu erhalten.



An dieser Stelle bin ich mal wieder froh und erleichtert, daß es bei mir in der Gegend kaum kirchliche Einrichtungen gibt Let's Rock

Zitat:

Die Bereitschaft zur Mitarbeit in einer Gemeinde sei bei vielen Wiedereingetretenen eher niedrig. Offensichtlich werde die Kirche wie ein Verein angesehen, aus dem man nach Belieben aus- oder eintreten könne.


Was auch sonst zwinkern

#167:  Autor: lupus BeitragVerfasst am: 15.02.2005, 13:10
    —
Sanne hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Zehn Prozent sagten der evangelischen Kirche aus Protest gegen Verlautbarungen des katholischen Papstes Lebewohl.


Pillepalle Frage


Nix Pillepalle , das ist ganz normal. Schließlich weiß der Volksmund ja, dass man aus "der Kirche" austritt, selten aus der katholischen Kirche oder der evangelischen Kirche, denn für die meisten ist das alles ein Brei (womit sie auch nicht Unrecht haben, weil sich ja alle christlichen Kirchen auf dasselbe blutrünstige Buch berufen).

Sanne hat folgendes geschrieben:
Zitat:

Die Bereitschaft zur Mitarbeit in einer Gemeinde sei bei vielen Wiedereingetretenen eher niedrig. Offensichtlich werde die Kirche wie ein Verein angesehen, aus dem man nach Belieben aus- oder eintreten könne.


Was auch sonst zwinkern


Na ja, normalerweise erwartet man ja von Konvertiten eine besonders tiefgehende Überzeugung. Fehlt diese, dann liegt die Vermutung nahe, dass es sich nicht um Konvertiten handelt, sondern sehr praktische Gründe den Ausschlag gegeben haben.

Übrigens finde ich das deutsche System mit dem offiziellen staatlichen Kirchenaustritt trotz prinzipieller Bedenken in der Praxis ganz gut.

In Ländern wie z.B. Frankreich oder Belgien wird in der Praxis nämlich eher zwischen getauft und ungetauft unterschieden, was den sozialen Druck, an kirchlichen Handlungen teilzunehmen, sehr erhöhen kann. Weigert man sich trotzdem, dann kann das im besten Falle als Unfreundlichkeit, sehr oft aber auch als unverzeiliche ideologische Verbohrtheit angesehen werden. Eine Taufe wird noch viel mehr als reine Familienfeier betrachtet, weil sie rechtlich völlig irrelevant ist. In Deutschland kann da der Hinweis auf die eigene Konfessionslosigkeit schon eher manchen "wohlmeinenden" Angehörigen entmutigen ("Na ja, wenn der ausgetreten ist, dann macht das der Pfarrer ja ohnehin nicht...").

#168:  Autor: LeonyWohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus BeitragVerfasst am: 15.02.2005, 14:12
    —
lupus hat folgendes geschrieben:
Übrigens finde ich das deutsche System mit dem offiziellen staatlichen Kirchenaustritt trotz prinzipieller Bedenken in der Praxis ganz gut.

In Ländern wie z.B. Frankreich oder Belgien wird in der Praxis nämlich eher zwischen getauft und ungetauft unterschieden ...

Sicher ist es gut, dass man die Kirchen in Deutschland als eine Organisation betrachtet,
in der man Mitglied sein kann oder auch nicht.
Eine Möglichkeit des Austritts muss es geben.

Aber warum sollte das nicht per Brief geschehen können, wie bei anderen Vereinen auch?
Warum soll es für die Kirchen nicht, wie für jeden Verein, ein Gesetz geben, das eine solche Art des Austritts ermöglicht?
Warum muss da in jedem einzelnen Fall der Staat eingeschaltet werden?

BGB, unter ''Vereine'', § 39 hat folgendes geschrieben:
§ 39 [Kündigung der Mitgliedschaft]
(1) Die Mitglieder sind zum Austritt aus dem Vereine berechtigt.
(2) Durch die Satzung kann bestimmt werden, dass der Austritt nur am Schlusse eines Geschäftsjahrs oder erst nach dem Ablauf einer Kündigungsfrist zulässig ist; die Kündigungsfrist kann höchstens zwei Jahre betragen.

Für die Kirchen und andere Religionsgemeinschaften
sollte ein solches Gesetz freilich, wie es beim Kirchenaustritt jetzt auch ist,
eine Beendigung der Mitgliedschaft ohne Kündigungsfrist vorsehen.

#169:  Autor: lupus BeitragVerfasst am: 15.02.2005, 15:07
    —
Leony hat folgendes geschrieben:

Sicher ist es gut, dass man die Kirchen in Deutschland als eine Organisation betrachtet,
in der man Mitglied sein kann oder auch nicht.
Eine Möglichkeit des Austritts muss es geben.

Aber warum sollte das nicht per Brief geschehen können, wie bei anderen Vereinen auch?
Warum soll es für die Kirchen nicht, wie für jeden Verein, ein Gesetz geben, das eine solche Art des Austritts ermöglicht?
Warum muss da in jedem einzelnen Fall der Staat eingeschaltet werden?
...
Für die Kirchen und andere Religionsgemeinschaften
sollte ein solches Gesetz freilich, wie es beim Kirchenaustritt jetzt auch ist,
eine Beendigung der Mitgliedschaft ohne Kündigungsfrist vorsehen.


Mir ging es nicht so sehr um das Verfahren, sondern darum, dass ein Austritt ausdrücklich vorgesehen ist und auch eine konkrete Bedeutung haben muss. Eine als Verein organisierte Kirche, die als Mitgliedsbeitrag einzieht, was sie jetzt Kirchensteuer nennt, wäre mir da genauso recht.

Allerdings geht es ganz ohne den Staat m.E. nicht, denn nur der Staat kann uns vor den Kirchen schützen. Schau dir Bremen an. Da kannst du direkt bei der Kirche austreten, aber es wurde auch vorgesehen, dass das Standesamt den Austritt beurkunden und zustellen kann. Gerade die kath. Kirche würde doch sonst ziemlich mauern und versuchen, keine Empfangsbescheinigungen auszustellen, gegen die sich sicher durchschlagende Lachen theologische Argumente finden lassen.

Natürlich kann man aus prinzipiellen Gründen dagegen sein, hier Sonderregelungen zu schaffen. Theoretisch reicht die bestehende Möglichkeit einer förmlichen Zustellung nach der Zivilprozessordnung; dann ist der Austritt auch sicher dokumentiert. Aber ich bin nicht so sicher, dass das die bürgerfreundlichste Lösung wäre.

Übrigens ist das Problem in vielen Ländern, dass es gerade keine nach staatlichem Recht vollstreckbare Beitragspflicht gibt: Man tritt deswegen nicht aus, sondern lässt sich einfach nicht mehr blicken, was der Kirche bei passender Gelegenheit (Taufe, Trauung, ...) das Wiedereinfangen erleichtert. Diese Kirchen finanzieren sich über den Klingelbeutel und vor allem Staatsleistungen (Sogar in Frankreich führt das oft schon als laizistisches Dogma verehrte "Trennungsgesetz" dazu, dass die meisten Gottesdienste in Kirchen stattfinden, die im Eigentum der öffentlichen Hand stehen und von dieser vollständig unterhalten, geheizt usw. werden. Die Kirchengemeinde zahlt nichts für die Benutzung!).
Edit: Da ich gerade was über Frankreich erzählt habe: Le Monde hat heute drei Artikel über das Trennungsgesetz von 1905, Laizität in Europa und das besondere Religionsrecht in Elsass-Lothringen gebracht (wie lange die Links halten, weiß ich nicht...):
http://www.lemonde.fr/web/article/0,1-0@2-3224,36-398025,0.html
http://www.lemonde.fr/web/article/0,1-0@2-3224,36-398027,0.html
http://www.lemonde.fr/web/article/0,1-0@2-3224,36-398026,0.html

#170:  Autor: SermonWohnort: Sine Nomine BeitragVerfasst am: 10.03.2005, 21:54
    —
Kirchenaustritt soll in NRW gebuehrenpflichtig werden

Zitat:
Wie der Kircheneintritt ist auch der Kirchenaustritt kostenlos - noch. Die Landesregierung prüft, ob die Zuständigkeit auf die Kommunen übergehen soll, wie in vielen anderen Ländern. In Baden-Württemberg zum Beispiel kostet der Kirchenaustritt zwischen 10 Euro (in Bruchsal) und 51,10 Euro (in Durbach).

In NRW sind die Amtsgerichte für den Kirchenaustritt zuständig. Austreten kann man ab 14 Jahren, mit Zustimmung der Eltern ab 12.

#171:  Autor: lupus BeitragVerfasst am: 10.03.2005, 22:37
    —
Jetzt kriegt mein NRW-Patriotismus aber einen Knacks...

Man sollte schnell eine Austrittswelle anzetteln, bevor es 'was kostet.

Zitat:
Austreten kann man ab 14 Jahren, mit Zustimmung der Eltern ab 12.

Soll ich daraus schließen, dass man unter 12 auch dann nicht austreten kann, wenn die Eltern zustimmen? So nach dem Motto "staatlich verordnete Zwangsmitgliedschaft"? Das ist ja wohl gelinde gesagt etwas ungenau formuliert...

[Für alle, die es nicht wissen: Unter 12 unterschreiben die Eltern den Kirchenaustritt des Kindes allein.]

#172:  Autor: SermonWohnort: Sine Nomine BeitragVerfasst am: 10.03.2005, 22:46
    —
lupus hat folgendes geschrieben:
Jetzt kriegt mein NRW-Patriotismus aber einen Knacks...

Man sollte schnell eine Austrittswelle anzetteln, bevor es 'was kostet.


Vielleicht sollte man zuvor auch gegen die Einfuehrung von Austrittsgebuehren protestieren?
Immerhin wuerde damit die Ausuebung des Grundrechtes auf Weltanschauungsfreiheit erschwert.

Zitat:
Zitat:
Austreten kann man ab 14 Jahren, mit Zustimmung der Eltern ab 12.

Soll ich daraus schließen, dass man unter 12 auch dann nicht austreten kann, wenn die Eltern zustimmen?


Umgekehrt! Bis zum 12. Lebensjahr ist das Kind seinen Erziehungsberechtigten in weltanschaulichen Mitgliedschaftsfragen voellig rechtlos ausgeliefert. Ab da, muessen jedoch Kinder bei Konfessionswechsel wenigstens um ihr Einverstaendnis gefragt werden. Ab 14 sind Jugendliche hingegen voll religionsmuendig und koennen auch gegen den Willen der Erziehungsberechtigten ihre Mitgliedschaft in Weltanschauungsgemeinschaften begruenden oder beenden. Das ist die Rechtstheorie. Die innerfamiliaere Praxis duerfte insbesondere im Konfliktfall komplexer sein.

#173:  Autor: Evilbert BeitragVerfasst am: 10.03.2005, 22:52
    —
Sermon hat folgendes geschrieben:

Umgekehrt! Bis zum 12. Lebensjahr ist das Kind seinen Erziehungsberechtigten in weltanschaulichen Mitgliedschaftsfragen voellig rechtlos ausgeliefert. Ab da, muessen jedoch Kinder bei Konfessionswechsel wenigstens um ihr Einverstaendnis gefragt werden.



Heisst das, dass ohne das Einverständnis des Kindes in diesem Punkt nix läuft, oder ist die Frage nur "pro forma" ? Ich dachte bis jetzt echt Ich bin doof! das wirklich nur der 14. Geburtstag ausschlaggebend sei, was die Wahl der Religionszugehörigkeit angeht.

#174:  Autor: lupus BeitragVerfasst am: 10.03.2005, 22:59
    —
Noseman hat folgendes geschrieben:
Sermon hat folgendes geschrieben:

Umgekehrt! Bis zum 12. Lebensjahr ist das Kind seinen Erziehungsberechtigten in weltanschaulichen Mitgliedschaftsfragen voellig rechtlos ausgeliefert. Ab da, muessen jedoch Kinder bei Konfessionswechsel wenigstens um ihr Einverstaendnis gefragt werden.



Heisst das, dass ohne das Einverständnis des Kindes in diesem Punkt nix läuft, oder ist die Frage nur "pro forma" ? Ich dachte bis jetzt echt Ich bin doof! das wirklich nur der 14. Geburtstag ausschlaggebend sei, was die Wahl der Religionszugehörigkeit angeht.

Ab 12 muss der Minderjährige mitunterschreiben, sonst bleibt alles beim Alten, auch wenn die Eltern das Kind unbedingt aus- oder auch eintreten lassen wollen (oder auch beides zusammen: Katholen werden Zeugen Jehovas...).

#175:  Autor: LeonyWohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus BeitragVerfasst am: 11.03.2005, 19:22
    —
Sermon hat folgendes geschrieben:
Umgekehrt! Bis zum 12. Lebensjahr ist das Kind seinen Erziehungsberechtigten in weltanschaulichen Mitgliedschaftsfragen voellig rechtlos ausgeliefert.

Das stimmt nicht ganz.
Gesetz über die religiöse Kindererziehung § 3 Absatz 2 hat folgendes geschrieben:
(2) Steht die Sorge für die Person eines Kindes einem Vormund oder Pfleger allein zu, so hat dieser auch über die religiöse Erziehung des Kindes zu bestimmen. Er bedarf dazu der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts. Vor der Genehmigung sind die Eltern sowie erforderlichenfalls Verwandte. Verschwägerte und die Lehrer des Kindes zu hören, wenn es ohne erhebliche Verzögerung oder unverhältnismäßige Kosten geschehen kann. Der § 1799 Abs. 3 Satz 2 des Bürgerlichen Gesetzbuches findet entsprechende Anwendung. Auch ist das Kind zu hören, wenn es das zehnte Lebensjahr vollendet hat. Weder der Vormund noch der Pfleger können eine schon erfolgte Bestimmung über die religiöse Erziehung ändern.

Zumindest für den Fall, dass die Erziehungsberechtigten nicht die Eltern sind,
müssen also auch Kinder von 10 oder 11 Jahren gehört werden
(was nicht heißen muss, dass ihre Zustimmung erforderlich sein müsste).

Außerdem gilt natürlich:
Sermon hat folgendes geschrieben:
Das ist die Rechtstheorie. Die innerfamiliaere Praxis duerfte insbesondere im Konfliktfall komplexer sein.

#176:  Autor: SermonWohnort: Sine Nomine BeitragVerfasst am: 21.03.2006, 07:38
    —
Kirchenaustritt zur Staatssanierung?

#177: Kirchenaustritt Autor: odeon BeitragVerfasst am: 26.04.2006, 11:50
    —
Hallo Zusammen,

ich bin momentan damit beschäftigt, einen anderen Weg für den Kirchenaustritt zu eröffnen. Es geht gerade in der katholischen kirche darum, nicht auszutreten, sondern rausgetreten zu werden - also die Exkommunikation zu erreichen.

Das ist theoretisch sehr einfach. Denn das canonische Recht schreibt vor, dass einem Katholiken die Exkommunikation angedroht wird, wenn er einen der Punkte des Glaubensbekenntnisses widerruft.

Das heißt: man schreibt einen Brief an das Pfarramt oder besser die Diözese und erklärt:

Ich glaube NICHT an die Jungfrauengeburt, oder ich glaube NICHT an die heilige katholische Kirche.

Das MUSS zur Exkommunikation führen, wenn nicht, dann kann man das einklagen.

Ich bin noch mit den Details dran. Zu gegebener Zeit werde ich wieder informieren.

Auch unter: www.fotologie-website.de

#178: Re: Kirchenaustritt Autor: SermonWohnort: Sine Nomine BeitragVerfasst am: 26.04.2006, 12:01
    —
odeon hat folgendes geschrieben:
Hallo Zusammen,

ich bin momentan damit beschäftigt, einen anderen Weg für den Kirchenaustritt zu eröffnen. Es geht gerade in der katholischen kirche darum, nicht auszutreten, sondern rausgetreten zu werden - also die Exkommunikation zu erreichen.


Der Austritt aus der katholischen Kirchensteuergemeinschaft wird zwar mit Exkommunikation (also: dem Ausschlusz vom Brot- und Weinverwandlungszauber der katholischen Schamanen) "bestraft" - was theologisch uebrigens durchaus nicht unumstritten ist; eine Exkommunikation befreit aber nicht von der auf Taufe gegruendeten Kirchensteuerpflicht. Der Kirchensteuer kann man nur durch Kirchenaustritt entgehen - es sei denn, man verfuegt ueber kein steuerpflichtiges Einkommen. Dies waere weiterhin nur ein Austritt aus der Steuergemeinschaft Kirche. Aus der Ecclesia als Heilsgemeinschaft kann man nach kirchlicher Lehre als Getaufter gar nicht austreten. Man kann nur durch Haeresie, Ketzerei, Lebenspartnerschaft, Wiederverheiratung Geschiedener usw. die Teilnahme an den Sakramenten verwirken. Das Geld nimmt die Kirche weiter gern.

#179: Re: Kirchenaustritt Autor: LeonyWohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus BeitragVerfasst am: 26.04.2006, 13:45
    —
Sermon hat folgendes geschrieben:
Aus der Ecclesia als Heilsgemeinschaft kann man nach kirchlicher Lehre als Getaufter gar nicht austreten.

Der Kirchenaustritt als solcher ist, soweit mir bekannt, tatsächlich noch kein kirchlich anerkannter Austritt
aus der "Heilsgemeinschaft".

Es gibt jedoch einen Weg zur kirchlich anerkannten Trennung von der Katholischen Kirche:
Informationen dazu unter http://www.kath.net/detail.php?id=12389

odeon scheint dazu auf dem richtigen Wege zu sein Sehr glücklich

#180: Re: Kirchenaustritt Autor: Dissident BeitragVerfasst am: 26.04.2006, 14:23
    —
Leony hat folgendes geschrieben:


Es gibt jedoch einen Weg zur kirchlich anerkannten Trennung von der Katholischen Kirche:
Informationen dazu unter http://www.kath.net/detail.php?id=12389


Interessant. Aber für Atheisten völlig bedeutungslos, möchte ich meinen. Oder gibt es Gründe, als Atheist - neben dem normalen Kirchenaustritt - auch eine kirchlich anerkannte Trennung zu vollziehen?



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