Marcellinus hat folgendes geschrieben: | ||||
Das geht aber nur auf dem Dorf, wo die Kirchenglocken klein, und die Kirchen weit weg sind. Ich wohne in so einem Dorf. Dementsprechend nerven mich vor allem die LKW, die auf dem Weg durch dieses Dorf der Mautpflicht entgehen, und nicht die Kirchenglocken, die dagegen überhaupt nicht ankommen. Wohnst du dagegen in Hörweite eines Doms, sieht das schon ganz anders aus. Und wohnst du gar in Reichweite eines Muezzins, dann zieht es dir als Westler schlicht die Schuhe aus. |
vrolijke hat folgendes geschrieben: | ||||||
Persönlich stören die Rufen des Muezzins weniger als die durch Mark und Bein gehende lärmende Kirchenglocken. Vor allem ruft der nie nachts, oder morgens um 7. Allerdings; wenn ich den gehört habe, hatte ich Urlaub. Da hört sich jedes Geräusch anders an. |
Marcellinus hat folgendes geschrieben: | ||||||||
Ich war auch im Urlaub, und es war in Istanbul, und es war grauenvoll: Lautsprecher verstärktes Geschrei an jeder Ecke. Wir haben uns in der Stadt sehr wohl gefühlt, und ich habe selten so freundliche Menschen getroffen, aber die Geräuschkulisse war ein Graus! |
Marcellinus hat folgendes geschrieben: | ||
Und das wäre jetzt schlecht, weil ... ? |
luc hat folgendes geschrieben: |
Warum sollte Religion nicht eine persönliche und private Angelegenheit bleiben ? Das würde die Situation ziemlich entspannen. |
luc hat folgendes geschrieben: |
Allein der Text des Rufes ist eine Zumutung: |
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | ||||
Jaja. "Verbietet den anderen das, was mich stört und was ich doof finde. Das würde die Situation entspannen." Nee klar. Und ja, auch wenn du so nett schreibst "eine persönliche und private Angelegenheit bleiben", handelt es sich um ein Verbot. Zu den Menschenrechten gehört es nun mal, Dinge auch gemeinsam, sicht- und bemerkbar und eben öffentlich zu tun. Das gilt im Prinzip für alles, aber weil - wie du gerade zeigst - das Thema Religion immer gerne besondere Verbotsgelüste freisetzt, ist die Religionsfreiheit noch mal explizit geschützt. Wenn es dadurch zu Beeinträchtigungen anderer kommt (hier: Lärmschutz), muss eben abgewogen werden. Was ja auch hier passiert: Der Adhan darf eine bestimmte Lautstärke nicht überschreiten und findet nur einmal pro Woche fünf Minuten in der Mittagszeit statt. Das ist absolut zumutbar.
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Karl-Heinz Ohlig hat folgendes geschrieben: |
Obwohl Angelika Neuwirth Islamwissenschaftlerin ist und sich gelegentlich auf historisch-kritisches Vorgehen beruft, führt sie aus, die Gebetsrufe seien von Mohammed selbst angeordnet worden |
Bravopunk hat folgendes geschrieben: |
Verbotsgelüste? luc hat nur darum gebeten in Ruhe gelassen zu werden. |
Bravopunk hat folgendes geschrieben: |
Und der Text ist wirklich eine Zumutung an den sog. gesunden Menschenverstand. Bei solcherlei Anmaßungen rollen sich mir die Zehennägel hoch. |
Bravopunk hat folgendes geschrieben: |
Es gibt hier jedenfalls keinen Grund sich stellvertreten als Verfolgter und von Verboten Gebeutelter zu begreifen, wenn luc lediglich um Ruhe bittet und fragt, ob das denn wirklich sein muss. |
kereng hat folgendes geschrieben: | ||
Ich habe endlich mal wieder nachgesehen, was es bei Imprimatur-Trier.de an interessantan Artikeln gibt. Schon im vorigen Jahr ging es dort um die Muezzinrufe in Köln.
Dafür, so Karl-Heinz Ohlig, gebe es keine auch nur halbwegs zuverlässige Quelle. |
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | ||||||
Das ist hier offensichtlich dasselbe: Um von dem, was ihn stört, in Ruhe gelassen zu werden, muss dieses etwas verboten werden (bzw. in diesem Fall bleiben).
Es ist nun mal ein religiöses Bekenntnis. Zum Glück entscheiden nicht die Ansichten Nicht- oder Andersgläubiger zu seinem Inhalt darüber, welche Rolle es in der Öffentlichkeit spielen darf.
Er bittet eben nicht "lediglich um Ruhe". Er möchte spezifisch Religion aus der Öffentlichkeit verbannen, u.a. weil ihn spezifisch der Inhalt dieses Rufs stört. Wenn er "lediglich um Ruhe" bitten wollte, hätte er nämlich ziemlich sicher ein paar Dutzend Lärmquellen in seinem Alltag, die objektiv, d.h. in Bezug auf Lautstärke, Dauer, Häufigkeit und auch Uhrzeit, stärker beeinträchtigend wären. Davon redet er aber überhaupt nicht. Sein "in Ruhe gelassen werden" bezieht sich aber explizit nicht auf eine objektive Ruhestörung, sondern darauf, dass religiöse Äußerungen nicht in der Öffentlichkeit stattfinden sollen. Und was soll das anderes sein, wenn nicht ein Verbot? |
luc hat folgendes geschrieben: |
Irgendein religiöser Trottel hat mir mal gesagt, die Gay Pride sei dann ebenfalls zu verbieten, weil sie für Homosexualität wirbt. Sexualität sei eine ganz persönliche Sache. Ich sehe schon einen Unterschied. Heterosexuelle gehen auch gern zur Gay Pride, weil sie Spaß haben. Sie werden nicht ausgeschlossen und sind sogar willkommen. Niemand wirbt für Homosexualität, nur für Akzeptanz. |
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | ||
Du hast insoweit recht, als Gay-Pride-Demos u.Ä. nicht für Homosexualität werben (wie sollte das auch gehen?), sondern für deren Akzeptanz. Das ist es aber auch schon. Ansonsten hätte der Typ recht: Wer dem böswillig gegenüberstünde, könnte beides als "Propaganda" abtun. Jemand könnte mit mindestens exakt demselben Recht (wie du gegen den Adhan) behaupten, Sexualität wäre eine Privatsache und solle das bitte auch bleiben, andere Leute sollten damit nicht belästigt werden usw. Und mit exakt demselben Argument würde ich entgegnen, dass das Quatsch ist, weil jeder das Recht hat, Dinge, die ihm wichtig sind, auch in die Öffentlichkeit zu tragen, und dass andere Leute die Wahrnehmbarkeit dieser Dinge einfach hinzunehmen haben und dass reale Belästigungen abgewogen werden müssen. Und beides ist durch Menschenrechte geschützt, nämlich die Religions- bzw. die Demonstrationsfreiheit. |
luc hat folgendes geschrieben: |
Ich sehe schon einen Unterschied ziemlich Kirchenglocken und Muezzinrufe. Mich persönlich stören auch die Glocken aber sie rufen nur zum Gebet , wenn die Muezzinrufe ein Bekenntnis mit einem aberwitzigen Text ist, was andersgläubige (für sie sogenannte ungläubige) eigentlich ausschließt.
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Wer unbedingt etwas finden will, das ganz, ganz anders ist, der findet auch was. Ist aber mMn Blödsinn. Ja, der Text des Adhan ist ein Glaubensbekenntnis, die Kirchenglocke symbolisiert es nur. Und? Auch damit, dass ein Glaubensbekenntnis öffentlich geäußert wird, müssen Nicht- und Andersgläubige einfach leben, solange es nicht andere Schutzrechte (wie Lärmschutz) verletzt, dann muss zwischen den Rechten abgewogen werden.
Das ist eben der Witz an den Freiheitsrechten in einer Demokratie, dass sie gerade auch das schützen, was anderen Leuten nicht gefällt. Was allen gefällt, braucht man nämlich gar nicht zu schützen. |
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