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Zaungast begnadigter Sünder
Anmeldungsdatum: 21.12.2004 Beiträge: 87
Wohnort: Hoch im Norden
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(#233776) Verfasst am: 27.12.2004, 16:49 Titel: Wie begründen Atheisten ihre Moral? |
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Ich danke für den interessanten Gedankenaustausch zum Thema Weihnachten, der mir eine Menge gebracht hat.
Eine Nebenzweig tauchte darin auf, der mich näher interessieren würde: im Gegensatz zum Gott-Gläubigen (welcher Religion auch immer), dessen Ethik in der Relgion wurzelt (Gebote und so) taucht diese Begründung im Atheismus aus naheliegenden Gründen nicht auf. Dennoch kenne ich einige Atheisten, deren Verhalten "moralischer" ist als das mancher Christen. Nach landläufiger Auffassung dürfte es das gar nicht geben, da ja angeblich die Religion eine unentbehrliche Stütze der Moral sei. Daher die Frage - worauf gründen Atheisten ihre Moral, anders formuliert (da ich es immer lieber persönlich als theoretisch habe) worauf gründest Du sie?
_________________ ewig währt am längsten ...
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Markus Polygamer, polymorph perverser Psychopath
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 1320
Wohnort: Südhessen
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(#233780) Verfasst am: 27.12.2004, 16:58 Titel: |
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Meine 'Moral' gründet sich auf einem ganz einfachen Grundsatz: 'Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg' auch keinem anderen zu.'.
Das bedeutet, dass ich mich bemühe, andere Menschen so zu behandeln, wie ich umgekehrt von ihnen erwarte, dass sie mich behandeln. Das klappt auch meist ganz gut, außer bei Fanatikern, die versuchen, mir ihre Meinung aufzuzwingen. Da kann ich dann durchaus mal zynisch werden...
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#233781) Verfasst am: 27.12.2004, 16:59 Titel: |
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Blubtroet
Zuletzt bearbeitet von Evilbert am 27.12.2004, 18:27, insgesamt einmal bearbeitet |
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Poldi Bin Daheim
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 4559
Wohnort: Bavarian Congo
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(#233783) Verfasst am: 27.12.2004, 17:01 Titel: |
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Wieso riechts hier schonwieder so nach Claudi ?
_________________ gG,
Poldi
Doch leider kanns gefählich sein, den Satan in dir zu verstehen.
Jeder Mensch ein Sünderschwein, Oh christliches Vergehen.
Die Trennung zwischen Gut und Bös die wirst du niemals finden
nur leider kanns gefährlich sein das den Pfaffen auf die Nasen zu binden.
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#233784) Verfasst am: 27.12.2004, 17:01 Titel: |
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Atheisten sprechen in diesem Zusammenhang lieber von Ethik
Eine gewisse grundlegende Ethik entwickelt sich in einer Gemeinschaft sehr schnell und dies auch nur aus Eigennutz. An gewisse Regeln hat man sich zu halten wenn man aus einer Gemeinschaft nicht ausgeschlossen werden will.
Außerdem orientiert man sich am kategorischen Imperativ(den es ja in der menschlichen Geschichte schon in zig Versionen gab). Einfach so handeln wie man selbst behandelt werden will. Was Sexualität angeht beschränkt man sich auf die Formel ssc. Safe Sane Consent. Erlaubt ist was beiden Spaß macht und ihre Gesundheit nicht gefährdet.
Eine einheitliche Vorstellung wird man unter den Atheisten nicht finden. Atheisten sind ja keine eigene Gruppe, die sich durch ein Merkmal vereint fühlen, sondern denen ein Merkmal fehlt.
Oder wie Nosi gerne sagt: Ein Antialkoholiker kann alles mögliche sein, nur eben kein Alkoholiker. Er kann Vegetarier sein, Raucher, Kiffer, Fastfoodjunkie, kann Sport treiben oder nicht.
Das was den Atheisten fehlt, das sind religiöse Normen, die das menschliche Miteinander meist sehr uncshön gestaltet haben. Und letzlich fahren die Atheisten ja ganz gut mit ihren Wertevorstellungen.
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Blaubär Höhlenbewohner
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 1133
Wohnort: Mainufer
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(#233788) Verfasst am: 27.12.2004, 17:17 Titel: Re: Wie begründen Atheisten ihre Moral? |
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Zaungast hat folgendes geschrieben: | ... im Gegensatz zum Gott-Gläubigen (welcher Religion auch immer), dessen Ethik in der Relgion wurzelt (Gebote und so) ... |
Ich stelle die Frage mal andersrum: Worauf gründet denn die Annahme, dass die religiösen Gebote gut sind?
Sind sie gut, weil sie von Gott kommen oder sind sie gut, weil wir sie für gut befinden?
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#233792) Verfasst am: 27.12.2004, 17:38 Titel: Re: Wie begründen Atheisten ihre Moral? |
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Zaungast hat folgendes geschrieben: | Ich danke für den interessanten Gedankenaustausch zum Thema Weihnachten, der mir eine Menge gebracht hat.
Eine Nebenzweig tauchte darin auf, der mich näher interessieren würde: im Gegensatz zum Gott-Gläubigen (welcher Religion auch immer), dessen Ethik in der Relgion wurzelt (Gebote und so) taucht diese Begründung im Atheismus aus naheliegenden Gründen nicht auf. Dennoch kenne ich einige Atheisten, deren Verhalten "moralischer" ist als das mancher Christen. Nach landläufiger Auffassung dürfte es das gar nicht geben, da ja angeblich die Religion eine unentbehrliche Stütze der Moral sei. Daher die Frage - worauf gründen Atheisten ihre Moral, anders formuliert (da ich es immer lieber persönlich als theoretisch habe) worauf gründest Du sie? |
- Auf Tun und Lassen.
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defensor_fidei Gast
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(#233796) Verfasst am: 27.12.2004, 18:02 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | Wir hatten diese Fragestellung schon einmal, allerdings im Ethik- Forum. Da mun man sich erst freischalten lasssen für.
Der link zu diesem Thread wäre folgender:http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?t=4025 |
Das gewählte Thema oder der Beitrag existiert nicht.
Würde mich allerdings auch interessieren.
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Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
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(#233797) Verfasst am: 27.12.2004, 18:05 Titel: Re: Wie begründen Atheisten ihre Moral? |
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Zaungast hat folgendes geschrieben: | Dennoch kenne ich einige Atheisten, deren Verhalten "moralischer" ist als das mancher Christen. |
Tja, so kann's gehen ...
Zitat: | Nach landläufiger Auffassung dürfte es das gar nicht geben, da ja angeblich die Religion eine unentbehrliche Stütze der Moral sei. |
Ob diese Meinung so landläufig ist, wage ich mal zu bezweifeln - eher schon, daß jede Moral der Religion entspringt, und alle Heiden Atheisten und anderes Gesocks mehr oder weniger zufällig die gleichen Regeln der einzig wahren Religion (tm) erkannt haben.
Aber daß man keine Religion braucht, um ein anständiger Mensch zu sein, scheint hier ja unstrittig zu sein.
Zitat: | Daher die Frage - worauf gründen Atheisten ihre Moral, anders formuliert (da ich es immer lieber persönlich als theoretisch habe) worauf gründest Du sie? |
Ich habe manchmal den Eindruck (der verzerrt und unrichtig sein mag), daß es innerhalb einer Religion tatsächlich sowas wie eine Moral gibt. Jedes Verhalten, jede Situation ist an Hand von festen Regeln eindeutig bewertbar. (Ob das in der Praxis hinkommt, sei erstmal dahingestellt ...)
Ich habe nicht den Anspruch, für mich so ein perfektes System zu erschaffen; sondern interpretiere Mein Handeln nach den Grundsätzen, die hier schon genannt worden sind.
Ach so: Ich habe an mich auch nicht den Anspruch, perfekt zu sein. Es gibt Fehler die sind natürlich oder verzeihbar. Andere sind nicht objektiv vorhanden sondern entspringen meiner Einbildung. Wieder andere gehen niemanden was an, da sie keinen Schaden anrichten.
Rasmus.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#233798) Verfasst am: 27.12.2004, 18:07 Titel: |
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defensor_fidei hat folgendes geschrieben: | Noseman hat folgendes geschrieben: | Wir hatten diese Fragestellung schon einmal, allerdings im Ethik- Forum. Da mun man sich erst freischalten lasssen für.
Der link zu diesem Thread wäre folgender:[url]blubb[/url] |
Das gewählte Thema oder der Beitrag existiert nicht.
Würde mich allerdings auch interessieren. |
Brille? Fielmann.
Zuletzt bearbeitet von Evilbert am 27.12.2004, 18:29, insgesamt einmal bearbeitet |
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defensor_fidei Gast
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(#233799) Verfasst am: 27.12.2004, 18:10 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | defensor_fidei hat folgendes geschrieben: | Noseman hat folgendes geschrieben: | Wir hatten diese Fragestellung schon einmal, allerdings im Ethik- Forum. Da mun man sich erst freischalten lasssen für.
Der link zu diesem Thread wäre folgender:http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?t=4025 |
Das gewählte Thema oder der Beitrag existiert nicht.
Würde mich allerdings auch interessieren. |
Brille? Fielmann.  |
Es gibt keine Benutzergruppe "Ethik-Forum".
Meine Brillen kaufe ich nicht bei Fielmann.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#233801) Verfasst am: 27.12.2004, 18:13 Titel: |
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defensor_fidei hat folgendes geschrieben: |
Es gibt keine Benutzergruppe "Ethik-Forum".
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Es gibt eine Benutzergruppe" Ethik". Wenn Du da beitrittst, dann kannst Du im "Ethik-Forum" lesen und posten. Ansprechpartner ist (war?) allerdings Graf Zahl, sodass ich momentan nicht weiss, wer nunmehr dafür zuständig ist.
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Heike J registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26284
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(#233802) Verfasst am: 27.12.2004, 18:15 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | Wir hatten diese Fragestellung schon einmal, allerdings im Ethik- Forum. Da mun man sich erst freischalten lasssen für.
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Da muss man für eingeladen sein.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#233803) Verfasst am: 27.12.2004, 18:18 Titel: |
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defensor_fidei Gast
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(#233804) Verfasst am: 27.12.2004, 18:19 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | defensor_fidei hat folgendes geschrieben: |
Es gibt keine Benutzergruppe "Ethik-Forum".
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Es gibt eine Benutzergruppe" Ethik". Wenn Du da beitrittst, dann kannst Du im "Ethik-Forum" lesen und posten. Ansprechpartner ist (war?) allerdings Graf Zahl, sodass ich momentan nicht weiss, wer nunmehr dafür zuständig ist. |
Es gibt keine Benutzergruppe "Ethik" (siehe screenshot der Benutzergruppen ohne meine Mitgliedschaft):
Edit: Nach der Administratorin Klarstellung URL gelöscht.
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fenriswolf Das Ende ist nah !
Anmeldungsdatum: 23.08.2003 Beiträge: 376
Wohnort: Celle
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(#233817) Verfasst am: 27.12.2004, 18:58 Titel: |
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Hallo Zaungast ,
zu der Frage habe ich schon mal was geschrieben. Das thema hieß : "Jesus loves you".
Da ich leider nicht weiß , wie ich direkt zu dem Beitrag verlinken kann , kopiere ich ihn hier noch mal rein.
Zitat: | 1.) Grundlagen einer atheistischen Ethik
Vom Menschen als Maß der Dinge haben wir heute schon gehört. Ich werde das nun noch etwas vertiefen. Als Atheist betrache ich den Menschen als aufrecht gehendes Tier , mit anderen Artgenossen habe ich also biologische Gemeinsamkeiten. Ich kann durch Betrachtung meiner Person Schlüsse auf die Eigenschaften anderer ziehen. Das ist etwas Konkretes und nichts Beliebiges , O.K. ? Wir gehen aufrecht und wissen was oben und unten ist , wir haben im allgemeinen die gleichen Vorstellungen vom Gehen , vom Liegen , vom Schlafen. Wir wissen was es bedeutet , gegen etwas Hartes zu stoßen oder in etwas Weiches einzudringen. Den Menschen ist ein universelles sinnliches Empfinden gemeinsam , das ist immernoch etwas Konkretes und nichts Beliebiges.
Sehen , hören , essen , trinken. Und weiter : Wahrnehmen , erinnern , wünschen , Angst haben , Trauer , sich vergnügen , Lachen , Schmerz empfinden. Aus diesem Kanon universeller sinnlicher Erfahrungen leiten wir daher auch unsere Vorstellungen vom Zwang ab. Ich möchte eben nicht , daß mich jemand daran hindert zu reden , zu hören , zu schlafen. Ich möchte mich frei bewegen können. Wir wollen nicht gequält werden , nicht geschlagen oder sonst wie gefoltert. Im Erkennen unserer biologischen Gleichartigkeit liegt schon die erste Grundlage der Ethik. Denn wir selbst wollen unsere Bedürfnisse befriedigt sehen und keinem Zwang ausgesetzt werden. Wenn wir also für uns selbst ein solches Recht erwünschen, müssen wir das auch ausnahmslos allen anderen Menschen eingestehen. Nur so kann eine Gemeinschaft funktionieren und sich legitimieren , im Respektieren der Rechte der anderen , das ist durchaus auch Eigennutz. Die Unverletzlichkeit meiner eigenen Rechte kann ich nur einfordern , wenn sie für alle gelten. Auch das ist etwas Konkretes und nichts Beliebiges.
Daraus resultieren Gesetze , sie regeln in komplexen Gesellschaften das Zusammenleben und stellen ( im idealen Fall ) einen Konsens möglichst umfassender Bevölkerungsschichten dar. Nicht töten , nicht stehlen usw.
Wir Menschen sind von Natur her Gemeinschaftswesen. Wir suchen ein Leben lang nach Bestätigung , Anerkennung , Liebe , Achtung. Notfalls erzwingen wir Sie sogar. Wir brauchen den anderen , weil wir das Bedürfnis haben uns mitzuteilen. Wir kämpfen ein Leben lang gegen die Einsamkeit.
Den Wunsch einen Gedanken , eine Empfindung mit jemand anderen teilen zu können ist mächtig ( und sei es im Fanblock eines Fußballstadions , ganz als Stammeswesen).
Hier sind wir schon bei der zweiten Grundlage einer atheistischen Ethik :
Die Anerkennung der Rolle der anderen in unserem Leben. Da wir , wie vorgehend beschrieben , andere Menschen für unser eigenes Leben benötigen , ist ableitbar , das andere eben auch diese Ansprüche haben. Auch dies gilt es zu respektieren und weist uns selbst eine Rolle im Leben anderer zu. Wir erkennen das Prinzip der Gegenseitigkeit.
Aber was ist nun mit dem Bösen , was wir zu tun vermögen ?
Da steht der religiöse Mensch anscheinend besser begründet. Schließlich hat er sich irgendwann einmal vor dem höheren Wesen zu verantworten , das ihm dann vergibt oder auch nicht. Vor ihm kann er schon zu Lebzeiten bereuen und seine Sünden beichten. Der Atheist ist auf den ersten Blick ersteinmal niemanden gegenüber verantwortlich wenn er Böses begeht.
Aber er weiß um die vorgehend beschriebenen Grundlagen der Gesellschaft. In der Regel ist er mit seiner bösen Tat alleine , er weiß um das Böse das er getan hat . Das bringt ihn zwangsläufig in größte verzweifelte Einsamkeit , ein Motiv , daß Dostojewski in seinem Roman "Schuld und Sühne" mit seinem Protagonisten Raskolnikow großartig thematisiert hat. Dem Bösen atheistischen Menschen kann kein Gott vergeben, er muß sich selbst offenbaren und schon zu Lebzeiten die Vergebung bei anderen erbitten. Auch Atheisten verspüren Gewissensbisse.
Nun kannst Du einwenden , dies funktioniert so schön aber nur bei der gereiften Persönlichkeit und nicht bei dem abgestumpften Menschen. Sicherlich , das ist ja schließlich auch die Aufgabe der Gemeinschaft : Zu erziehen. Fehlt dies , wird auch der gläubige Mensch böses tun , was er ja ehrlicherweise auch macht ( Ich weiß schon : dann sind es natürlich keine richtigen Gläubigen ).
Wie Du siehst , sind die Grundlagen einer atheistischen Ethik durchaus nicht beliebig.
2.) Warum die nichtreligiöse Ethik die sinnvollere ist.
Wie vorgehend beschrieben , gründet sich die atheistische Ethik auf der Erkenntnis über das Wesen des Menschen. Diese Erkenntnis bleibt aber nicht statisch über die Jahrtausende gleich. Sie nimmt zu , ändert sich , erweitert sich. Sollten wir das Wissen welches es beispielsweise vor 600 Jahren über den Menschen gab zur heutigen Grundlage erklären ? Wohl kaum. Denn seitdem gab es die großen Paradigmenwechsel welche das Bild vom Menschen mehrfach gründlich auf den Kopf gestellt haben, Die kopernikanische Wende , Darwins Evolutionstheorie und Freuds Psychoanalyse. Aber damit ist es immer noch nicht zu Ende. Die Neurobiologie steht vor ihrem großen Durchbruch und wird in den kommenden Jahrzehnten unser Bild von uns selbst vermutlich wiedereinmal über den Haufen werfen. Eine gute Ethik geht mit dem Erkenntnisfortschritt mit , sie erkennt ihn an und bekämpft ihn nicht. Der Mensch mit seiner "wahren" Natur sollte die Grundlage sein.
So kommen wir auch schon zur Kritik an der religiösen Ethik. Sie soll prinzipieller Natur sein , denn viele Einzelgebote kann auch ich unterschreiben. Das Problem an göttlichen Geboten ist eben das Statische , Unabänderliche. Gebote die zum Beipiel vor 3000 Jahren geschrieben wurden , in einer völlig anderen Kultur , in einem völlig anderen Land , passen einfach nicht mehr in unsere heutigen Verhältnisse. Jetzt haben wir aber das Dilemma , das die Gebote als von Gott gegeben gelten und somit universell gültig bis in alle Ewigkeit zu betrachten sind. So mögen Gebote , die nach heutigen Maßstäben unsinnig sind , dennoch mit allen Mitteln aufgrund ihrer göttlichen Herkunft verteidigt werden. Ob dies den Menschen schadet , ihn deformiert , verbiegt , scheint dann egal. Der Mensch hat sich dem Gesetz anzupassen und nicht das Gestz nach dem Menschen zu formen. Das ist nicht immer human. So ist das , was Du als Deine ethische Grundlage bezeichnest mitunter ein starres und dogmatisches System , welches sich nicht durch Vernunft legitimiert , sondern nur durch den Zirkelschluß , das es gut und vernünftig sein muß , da es von Gott kommt und Du Gott die Eigenschaften Gut und Vernünftig zuschreibst. Vor allem ist die heutige Welt derart kompliziert geworden , das sich viele ethische Fragen gar nicht mehr aus der Bibel heraus beantworten lassen , siehe Gentechnik , Embryonenforschung ( Vergleiche Israel/Deutschland).
So , das war es fürs erste zu diesem Thema.
Gruß
Wolfgang |
_________________ Gott ißt Brot.
Zuletzt bearbeitet von fenriswolf am 27.12.2004, 19:01, insgesamt einmal bearbeitet |
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Kommissar Plattfuß Rüpel
Anmeldungsdatum: 13.08.2004 Beiträge: 2353
Wohnort: Düssbuich
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(#233818) Verfasst am: 27.12.2004, 19:01 Titel: |
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Markus hat folgendes geschrieben: |
Meine 'Moral' gründet sich auf einem ganz einfachen Grundsatz: 'Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg' auch keinem anderen zu.' |
Hach, ich liebe diesen Spruch!
Er beweist, daß, so wie ein blindes Huhn auch mal ein Korn findet, auch die Schriftsteller, die diesen Fantasy - Schmöker "Bibel" geschrieben haben hin und wieder ein paar kurze klare Momente hatten.
_________________
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Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
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(#233821) Verfasst am: 27.12.2004, 19:07 Titel: |
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fenriswolf hat folgendes geschrieben: |
Da ich leider nicht weiß , wie ich direkt zu dem Beitrag verlinken kann , kopiere ich ihn hier noch mal rein.
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Oben Links über jedem Beitrag ist ein kleines Icon zu sehen, neben dem Text "Verfasst am". Dahinter verbirgt sich der Anker zu dem jeweiligen Beitrag.
Dein Beitrag, auf den ich gerade Antworte, kannst Du damit so verlinken.
HTH,
Rasmus.
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King Lui Großstadtdschungelist
Anmeldungsdatum: 19.11.2004 Beiträge: 211
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(#233857) Verfasst am: 27.12.2004, 20:29 Titel: |
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Agnostiker zu sein, unabhängig davon, ob man sich nun als Atheist oder als Fideist bezeichnet, ist für mich ein Gebot der Ehrlichkeit sich selbst und auch anderen gegenüber und von daher auch ein Teil meiner Ethik.
Irgendetwas zu glauben, und dann zu behaupten, dies sei die Wahrheit, ohne dies auch argumentativ begründen zu können, ist für mich Sturheit. In dieser Hinsicht hat auch "Unglaube" etwas mit "Ethik" zu tun.
Die Erkenntnis, dass es kein Jenseits gibt, führt für mich fast zwangsweise dazu, zu versuchen das "Paradies", soweit dies menschenmöglich ist, eben im Diesseits zu verwirklichen, also in den Humanismus.
Es sind im Prinzip immer noch die Ideale des "Zeitalter der Aufklärung", welche ich als atheistische Ethik bezeichnen würde, da Aufklärung eben ein nie endender Prozess ist.
(Hoffentlich sagt mir jetzt niemand nach, dass ich einer Ideologie anhänge)
_________________ Bastelanleitung für ein ideologisches Weltbild:
1. Stülpe den Tatsachen eine höhere Wahrheit über.
2. Passe die Tatsachen der höheren Wahrheit an.
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DrBecks Haijopai
Anmeldungsdatum: 29.09.2004 Beiträge: 87
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(#233863) Verfasst am: 27.12.2004, 20:34 Titel: |
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Eine Ergänzung zu narziss:
Wir Atheisten sind zwar keine einheitliche Gruppe, das stimmt. Aber immerhin verbindet doch zumindestens die meisten von uns, dass wir irgendwann angefangen haben, über landläufige Glaubenssätze nachzudenken, und auch den Mut hatten, diese in Zweifel zu ziehen. Und siehe da: es bedarf nur einiger schlichter Gedankengänge, die ein/e 7jährige nachvollziehen, um zu erkennen: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gibt's keinen Gott!
Ich finde, dass die Atheisten (die allermeisten) eins verbindet: Der Widerwillen gegen die allgemeine Denkfaulheit. Und das ist doch schon was, oder?!
_________________
"Der Mensch mit Charakter lebt zu Hause, ohne seinen Geist zu üben, und handelt, ohne sich Gedanken darum zu machen... Er wirkt dümmlich und geht umher wie jemand, der von seinem Weg abgekommen ist. Er hat reichlich Geld zum Ausgeben, weiß aber nicht, woher es kommt." (Tschuang-tse)
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#233868) Verfasst am: 27.12.2004, 20:41 Titel: |
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DrBecks hat folgendes geschrieben: |
Ich finde, dass die Atheisten (die allermeisten) eins verbindet: Der Widerwillen gegen die allgemeine Denkfaulheit. Und das ist doch schon was, oder?! |
Das mag sein, aber dennoch ist das nicht "das" Kennzeichen der Atheisten, da es eben für andere auch gilt. Beispielsweise für kritische Christen, oder für Konvertiten und Agnostiker. Die nehmen das Verordnete auch nicht einfach so hin, denken selber nach- aber kommen zu anderen Ergebnissen als Atheisten.
Beispielsweise würde Dir Thomas Waschke entschieden und mit sehr guten Gründen widersprechen, wenn Du schreibst:
Zitat: | : Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gibt's keinen Gott! |
Und dem kann man ja nun wirklich nicht Denkfaulheit bescheinigen.
Außerdem gibt es auch eine Menge Atheisten, die genauso zum Atheismus gekommen sind wie andere zu ihrer Religion: nämlich über soziale Vererbung, sprich: ihre Eltern haben sie so erzogen. Da ist zunächst noch keine eigene Denkleistung mit im Spiel.
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Zaungast begnadigter Sünder
Anmeldungsdatum: 21.12.2004 Beiträge: 87
Wohnort: Hoch im Norden
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(#233874) Verfasst am: 27.12.2004, 20:48 Titel: |
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Heike Jackler hat folgendes geschrieben: | Noseman hat folgendes geschrieben: | Wir hatten diese Fragestellung schon einmal, allerdings im Ethik- Forum. Da mun man sich erst freischalten lasssen für.
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Da muss man für eingeladen sein. |
Warum ist das so? Warum gelten für das Ethik-Forum Sonderregeln?
_________________ ewig währt am längsten ...
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Zaungast begnadigter Sünder
Anmeldungsdatum: 21.12.2004 Beiträge: 87
Wohnort: Hoch im Norden
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(#233876) Verfasst am: 27.12.2004, 20:50 Titel: |
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Poldi hat folgendes geschrieben: | Wieso riechts hier schonwieder so nach Claudi ?  |
wer oder was ist Claudi?
_________________ ewig währt am längsten ...
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Zaungast begnadigter Sünder
Anmeldungsdatum: 21.12.2004 Beiträge: 87
Wohnort: Hoch im Norden
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(#233878) Verfasst am: 27.12.2004, 20:54 Titel: |
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King Lui hat folgendes geschrieben: | Agnostiker zu sein, unabhängig davon, ob man sich nun als Atheist oder als Fideist bezeichnet, ist für mich ein Gebot der Ehrlichkeit sich selbst und auch anderen gegenüber und von daher auch ein Teil meiner Ethik.
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Heißt das, dass Ehrlichkeit für dich ein absoluter Wert ist - dh. strebst du in deinem persönlichen Leben nach totaler Ehrlichkeit (zB auch dem Finanzamt gegenüber)?
_________________ ewig währt am längsten ...
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DrBecks Haijopai
Anmeldungsdatum: 29.09.2004 Beiträge: 87
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(#233881) Verfasst am: 27.12.2004, 20:56 Titel: |
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Ja, noseman, Du hast schon recht: "Wir" sind keine einheitliche Gruppe. Ich glaub, ich hab aus so einem Gefühl von "Hier (in diesem Forum) fühl ich mich geistig zu Hause", nachdem ich länger nicht mehr hier gelesen/gepostet hab.
"King Kong starb für Deine Sünden"
Die Begeisterung darüber hat mir die letzte Reste von Verstand vernebelt....sorry...
Aber wer ist dieser Thomas Waschke?! Es gibt keine guten Gründe, um die Existenz eines Wesens namens Gott anzunehmen... da bin ich mir sicher...
Ich selbst komme übrigens aus einem freikirchlichen Elternhaus, bei mir hat sich's also nicht vererbt, sondern ich musste gewisse Anstrengungen unternehmen, um mich freizuschwimmen. Aber immerhin haben meine Eltern die Auffassung vertreten, dass Gott selbst entscheidet, ob ich errettet werde oder nicht. Manche sind für den Müll erschaffen, andere für den Himmel... so stehts ja sinngemäß beim ollen Paulus. Naja, bei mir war's wohl der Müll....
Fühl ich mich auch wohler, glaub ich....
Ahoi, Dr. b.
_________________
"Der Mensch mit Charakter lebt zu Hause, ohne seinen Geist zu üben, und handelt, ohne sich Gedanken darum zu machen... Er wirkt dümmlich und geht umher wie jemand, der von seinem Weg abgekommen ist. Er hat reichlich Geld zum Ausgeben, weiß aber nicht, woher es kommt." (Tschuang-tse)
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Zaungast begnadigter Sünder
Anmeldungsdatum: 21.12.2004 Beiträge: 87
Wohnort: Hoch im Norden
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(#233882) Verfasst am: 27.12.2004, 20:57 Titel: |
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narziss hat folgendes geschrieben: | Atheisten sprechen in diesem Zusammenhang lieber von Ethik
Eine einheitliche Vorstellung wird man unter den Atheisten nicht finden. Atheisten sind ja keine eigene Gruppe, die sich durch ein Merkmal vereint fühlen, sondern denen ein Merkmal fehlt.
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Das habe ich mittlerweile begriffen
Deshalb frage ich auch nach der persönlichen Einstellung. Das "man" ist ja meist sowieso so 'ne Sache...
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Raphael auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 01.02.2004 Beiträge: 8362
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(#233885) Verfasst am: 27.12.2004, 21:00 Titel: |
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Die Unabhängigkeit von religiösen Gesetzen erleichtert moralisches/ethisches Verhalten ungemein, so dass es nicht verwunderlich, sondern geradezu logisch ist, wenn Atheisten oder Agnostiker sich "moralischer" oder "ethischer" benehmen als Menschen, deren Denken an irrationale Religionsgesetze gekoppelt ist.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#233887) Verfasst am: 27.12.2004, 21:03 Titel: |
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DrBecks hat folgendes geschrieben: |
Aber wer ist dieser Thomas Waschke?! Es gibt keine guten Gründe, um die Existenz eines Wesens namens Gott anzunehmen... da bin ich mir sicher...
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Thomas Waschke ist Agnostiker. Es gibt gute Gründe anzunehmen dass man über Gott gar nichts aussagen kann, weder dass es einen gibt noch dass es keinen gibt.
Du kannst zwar begründet anzweifeln, dass es z. B. den christlichen Gott gibt, weil der eben sehr widersprüchliche Eigenschaften vereinigt, aber ob es überhaupt keinen Gott gibt, darüber lässt sich nicht mit an sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen.
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defensor_fidei Gast
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(#233890) Verfasst am: 27.12.2004, 21:05 Titel: |
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Zaungast hat folgendes geschrieben: | Heike Jackler hat folgendes geschrieben: | Noseman hat folgendes geschrieben: | Wir hatten diese Fragestellung schon einmal, allerdings im Ethik- Forum. Da mun man sich erst freischalten lasssen für.
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Da muss man für eingeladen sein. |
Warum ist das so? Warum gelten für das Ethik-Forum Sonderregeln? |
Christen scheinen in diesem Sonderforum unerwünscht zu sein.
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Zaungast begnadigter Sünder
Anmeldungsdatum: 21.12.2004 Beiträge: 87
Wohnort: Hoch im Norden
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(#233896) Verfasst am: 27.12.2004, 21:09 Titel: Re: Wie begründen Atheisten ihre Moral? |
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Blaubär hat folgendes geschrieben: | Zaungast hat folgendes geschrieben: | ... im Gegensatz zum Gott-Gläubigen (welcher Religion auch immer), dessen Ethik in der Relgion wurzelt (Gebote und so) ... |
Ich stelle die Frage mal andersrum: Worauf gründet denn die Annahme, dass die religiösen Gebote gut sind?
Sind sie gut, weil sie von Gott kommen oder sind sie gut, weil wir sie für gut befinden? |
Ersteres. Gebote sind Gebote - wir haben sie zu befolgen und nicht darüber zu befinden. Gott ist da ziemlich undemokratisch
Ich gehe allerdings davon aus, dass sie gut sind, weil Gott gut ist und seine Gebote nicht nur so zum Spaß erlassen hat. Sie haben vielmehr den Sinn, das Zusammenleben der Menschen zu ordnen und ihnen ein Wegweiser auf ihrem Lebensweg zu sein.
_________________ ewig währt am längsten ...
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