Demokritos deaktiviert
Anmeldungsdatum: 20.08.2006 Beiträge: 124
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(#567751) Verfasst am: 19.09.2006, 14:54 Titel: |
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Ging es in diesem Thread nicht ursprünglich darum, ob es sinnvoll ist, als Atheist die Bibel zu lesen?
Um noch einmal zu diesem Thema zurückzukehren:
Der Einfluß der Bibel (im positiven wie im negativen Sinn) auf die Geistesgeschichte der westlichen Welt läßt sich kaum überschätzen. Dieses Buch gehört zu den Klassikern unserer europäischen Kultur, wie beispielsweise die Werke von Homer, Shakespeare oder Goethe. Deshalb betrachte ich völlige Unkenntnis in dieser Hinsicht als eine Form des kulturellen Analphabetismus. In einer Gesellschaft, die anderthalbtausend Jahre lang vom Christentum geprägt wurde, sollte man die Grundlagen dieses Glaubens wenigstens in groben Zügen kennen.
Die von Xamanoth vorgeschlagene Liste möchte ich um einen alternativen Vorschlag ergänzen, wobei Überschneidungen nicht zu vermeiden waren.
Für ganz Eilige:
Im Neuen Testament:
1. Markusevangelium (die Geschichten von Jesus in der kürzesten Fassung)
2. Römerbrief (was Paulus aus den Lehren Jesu gemacht hat)
Im Alten Testament:
1. Genesis (wie die ganze Geschichte anfing, von der Schöpfung bis zu den Erzvätern des Volkes Israel)
2. Exodus (Moses und der Auszug aus Ägypten, die Zehn Gebote, die Wüstenwanderung)
Wer es genauer wissen will, kann sich dann - je nach Geschmack - Folgendes vornehmen:
Im NT:
- die anderen Evangelien (Matthäus mit der Bergpredigt, Lukas mit Apostelgeschichte als unmittelbarer Fortsetzung, Johannes als Letztes, weil oft recht abstrakt mit langen Reden und weniger Handlung)
- die anderen Paulusbriefe vom 1. Korinther bis zum 2. Thessalonicher (viel Theoretisches, aber bis heute die Grundlage der Kirchenlehre)
Im AT:
Hier empfehle ich in erster Linie die geschichtlichen Bücher:
- Josua, Richter, 1. + 2. Samuel, 1. + 2. Könige (wie die Geschichte mit den Israeliten nach Moses bis hin zur Babylonischen Gefangenschaft weiterging)
- alternativ zu Samuel und Könige auch 1. + 2. Chronik (erzählt die gleiche Geschichte, ist kürzer, läßt aber auch einige interessante Episoden aus)
- Esra und Nehemia (Rückkehr der Juden aus der Gefangenschaft und Neuaufbau)
Das 3. - 5. Buch Mose (Leviticus, Numeri, Deuteromium) sind weniger zu empfehlen, da zumeist Aneinanderreihungen von Gesetzen, Volkszählungen und Strafandrohungen - dazwischen versteckt aber auch einige handfeste Geschichten von Massakern.
In zweiter Reihe die poetischen Texte:
- Hiob (die ewige Frage nach der göttlichen Gerechtigkeit, stellenweise aber etwas langatmig)
- Psalmen (als Gebetstexte noch heute in den Kirchen verwendet, aber viele Wiederholungen) - Sprüche (allerlei Lebensweisheiten, manchmal aber etwas altbacken)
- Prediger (noch mehr Weisheiten, übrigens mein Lieblingsbuch in der Bibel)
- Hoheslied (hier wird es erotisch, für die christliche Lehre aber nicht weiter von Belang)
Die Lektüre der prophetischen Bücher möchte ich nur in dem Fall anraten, daß jemand es wirklich ganz genau wissen will, was in der Bibel steht. Die darin enthaltenen langen Litaneien von ständig wiederholten Straf- und Untergangsdrohungen gegen antike Völker sind sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Gleiches gilt für die Offenbarung im NT - blutrünstig, aber wegen der stark metaphorischen Ausdrucksweise nur schwer verständlich und daher fast beliebig interpretierbar.
Leichter lesbar und außerdem kurz sind hingegen Daniel (aber nur die ersten sechs Kapitel) und Jona (die Geschichte mit dem Wal).
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