Inkontinentia Spalterin
Anmeldungsdatum: 09.05.2007 Beiträge: 163
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(#727782) Verfasst am: 22.05.2007, 20:32 Titel: |
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unchrist hat folgendes geschrieben: | Ich finde, dass zu viele Läute ihrer Nationalität zu viel Aufmerksamkeit schenken.
Damit meine ich Menschen, die behaupten "stolz Deutscher zu sein".
Damit meine ich auch die, die nun mal türkisch aussehen und es als eine Art Beleidigung angesehen, wenn sie jemand Türke nennt. Was ist schon dabei? Wollen sie sagen, dass "Deutscher sein" besser ist? Ist es nicht irgendwie rassistisch? |
Naja ich sach mal so: wer auf sonst nix stolz sein kann, definiert sich eben über seine Nationalität...obwohl das ähnlich logisch ist, wie beispielsweise stolz darauf zu sein, dass man blond ist, oder grüne Augen hat
Rassistisch ist es eigentlich nicht - vielmehr recht beschränkt; Rassismus kommt erst ins Spiel, wenn man auf andere herabsieht, weil man damit beschäftigt ist, sich selbst so toll zu finden.
Ich bin gerne Deutsche, und ich mag meine Herkunft, mein Land, die Sprache und ja - auch seine Geschichte - die auch - aber ja weiß Gott nicht nur aus der NS-Zeit besteht - stolz bin ich auf andere Dinge, die ich selber geleistet hab. In das andere wurde ich nur hineingeboren, ohne gefragt zu werden
_________________ Out of the door, line on the left, one cross each!
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ateyim registrierter User
Anmeldungsdatum: 21.05.2007 Beiträge: 3656
Wohnort: Istanbul
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(#729129) Verfasst am: 24.05.2007, 20:00 Titel: |
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Ich habe in Köln lange Zeit in einem Zeitschriftenladen gearbeitet und man sieht mir nicht an, dass ich Türke bin. Auch von der Aussprache her, merkt man hier in der Türkei eher, dass ich in Deutschland gelebt habe, als dass ich Türke bin, wenn ich deutsch spreche.
Es war interessant, zu was für Gespraechen es kommen kann, wenn die Kunden animiert von einer Zeitungsschlagzeile das Bedürfnis verspürten ihren Kommentar dazu abzugeben.
So manch einer, mit dem ich mich passabel unterhalten konnte, wurde zu einem absoluten Auslaenderhasser, wenn von einem Ehrenmord oder Raubüberfall bei Auslaendern die Rede war.
Interessant: man spricht über Spanier, Italiener, Jugoslawen, aber 80% benutzen das Wort Türke nur mit der Vorsilbe Scheiss-
ich war schon drauf und dran im neuen Duden nachzugucken, ob es auch so dort eingetragen ist als Scheisstürke
und unvergessen, die Unterhaltung mit einer aelteren Kundin, der ich oft die Einkaufstüten nach Hause brachte nach Ladenschluss, der ich, wenn sie krank war, Medikamente von der Apotheke holte: nach einem Türkeiurlaub von mir kam sie in den Laden und fragte, wo ich den gewesen sei. Ich sagte ihr, dass ich in der Türkei war und bekam folgende Antwort:
TÜRKEI? WARUM FAHREN SIE DEN DORTHIN? VON DER SORTE HABEN WIR HIER DOCH GENUG.
in dem Moment ist mein Chef, der das mitbekam rot angelaufen und hat ihr gesagt, dass ich doch Türke sei.
dann die Kehrtwende:
ACH... SIE SIND JA NICHT GEMEINT GEWESEN. AUSSERDEM ZAEHLT JA DER CHARAKTER UND NICHT DAS LAND!!!!
jaja.... aber ich habe ihr weiterhin geholfen.... soll ich auch noch einer über80jaehrigen eine Lehre erteilen (soviel zu den vielen Christen und die rechte + linke Wange hinhalten)
ich will nicht verallgemeinern, ich habe einen hervorragenden Bekannten- und Freundeskreis in Deutschland zurückgelassen, aber das Gefühl, trotz aller Probleme hier, trotz der Anfeindungen als Unglaeubiger: das Gefühl 'voller Bürger' zu sein, das Gefühl nicht wegen meines Namens bei der Wohnungssuche oder Versicherungsanmeldung zweitklassig behandelt zu werden, kann mir hier keiner nehmen.... und das überwiegt sogar die Nachteile.....
man kann sich nicht vorstellen, wie sich solche Benachteiligungen in Deutschland anfühlen, wenn man nach Jahren plötzlich den Stempel 'nicht von uns' auf die Stirn bekommt.
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