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PataPata Agnostiker und Pataphysiker
Anmeldungsdatum: 05.11.2007 Beiträge: 2977
Wohnort: Toscana
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(#980070) Verfasst am: 14.04.2008, 18:58 Titel: |
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Agnost hat folgendes geschrieben: |
Marx war natürlich einer der wichtigsten Wirtschaftsphilosophen und wer dies aus ideologischen Gründen nicht wahrnehmen will oder Urteile über ihn abgibt ohne ihn gelesen zu haben, wie das für die grosse Mehrzahl von Wirtschaftsstudenten und Wirtschaftsprofessoren heute zutrifft, ist allerdings selbstverschuldet dumm.
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Ich habe seit Jahren Das Kapital von Karl Marx auf meinem Nachttisch. Gelesen habe ich darin nur wenig, weil immer wieder spannendere Bücher (auch Sachbücher) darüber gelegt worden sind. Bin ich jetzt dumm?
_________________ Alles denkbare ist real
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#980078) Verfasst am: 14.04.2008, 19:05 Titel: |
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Agnostiker hat folgendes geschrieben: | Agnost hat folgendes geschrieben: |
Marx war natürlich einer der wichtigsten Wirtschaftsphilosophen und wer dies aus ideologischen Gründen nicht wahrnehmen will oder Urteile über ihn abgibt ohne ihn gelesen zu haben, wie das für die grosse Mehrzahl von Wirtschaftsstudenten und Wirtschaftsprofessoren heute zutrifft, ist allerdings selbstverschuldet dumm.
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Ich habe seit Jahren Das Kapital von Karl Marx auf meinem Nachttisch. Gelesen habe ich darin nur wenig, weil immer wieder spannendere Bücher (auch Sachbücher) darüber gelegt worden sind. Bin ich jetzt dumm? |
Nein, wenn du ihn nicht abqualifizierst nicht, denn ich les auch lieber anderes.
Und das Teil macht es einem ja auch unnötig schwer, da er manchmal Hegel paraphrasiert, dann wieder Adam Smith um dann wieder Anglizismen einzuknallen.
Dann gibt es wieder Kapitel die in seiner eigenen Sprache sind, Kurzum eine textliche Zumutung.
Aber Oekonomen, die ihn kritisieren oder für obsolet erklären und ihn nicht gelesen haben, sind wie Leute die ne Musikgruppe kritisieren, die sie nie gehört haben, von der sie aber wissen, das "man" sowas nicht hört.
Etwas nicht zu kennen, weil man mit seiner kurzen Zeit was anderes machen will/muss ist nicht verwerflich, sich aber darüber abwertend zu äussern ist eine intellektuelle Lumperei.
Ich hoffe, ich habe damit alle möglichen Missverständnisse ausgeräumt.
Agnost
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PataPata Agnostiker und Pataphysiker
Anmeldungsdatum: 05.11.2007 Beiträge: 2977
Wohnort: Toscana
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(#980138) Verfasst am: 14.04.2008, 20:35 Titel: |
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Agnost hat folgendes geschrieben: |
Ich hoffe, ich habe damit alle möglichen Missverständnisse ausgeräumt.
Agnost |
Da bin ich aber erleichtert...
_________________ Alles denkbare ist real
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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pewe auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 20.01.2008 Beiträge: 3377
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(#992008) Verfasst am: 01.05.2008, 01:31 Titel: |
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Ich wusste, dass mir die Dialektik irgendwie bekannt vorkommt.
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#992023) Verfasst am: 01.05.2008, 01:50 Titel: |
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pewe hat folgendes geschrieben: | Ich wusste, dass mir die Dialektik irgendwie bekannt vorkommt.
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Das Yin-Yang Zeichen, als symbolische Vorwegnahme der Dialektik zu sehen ist nur schon deshalb zu kurz gegriffen, weil es viele Dialektiken gibt.
Du müsstest schon beschreiben welche der vielen Dialektiken du meinst und warum du denkst dass du recht hättest.
Agnost
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pewe auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 20.01.2008 Beiträge: 3377
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(#992029) Verfasst am: 01.05.2008, 02:06 Titel: |
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Agnost hat folgendes geschrieben: | Du müsstest schon beschreiben welche der vielen Dialektiken du meinst und warum du denkst dass du recht hättest.
Agnost |
Ich denke nicht, dass es mehrere Dialektiken gibt, sondern einen unterschiedlichen Gebrauch des Begriffs. So taucht der Begriff von Platon über Hegelmarx bis zur modernen Theologie auf. Ich habe mir angewöhnt den Begriff beim Lesen durch "göttliches Prinzip" zu ersetzen. Die Texte gewinnen und verlieren dadurch nicht an Inhalt.
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#992061) Verfasst am: 01.05.2008, 03:52 Titel: |
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pewe hat folgendes geschrieben: | Agnost hat folgendes geschrieben: | Du müsstest schon beschreiben welche der vielen Dialektiken du meinst und warum du denkst dass du recht hättest.
Agnost |
Ich denke nicht, dass es mehrere Dialektiken gibt, sondern einen unterschiedlichen Gebrauch des Begriffs. So taucht der Begriff von Platon über Hegelmarx bis zur modernen Theologie auf. Ich habe mir angewöhnt den Begriff beim Lesen durch "göttliches Prinzip" zu ersetzen. Die Texte gewinnen und verlieren dadurch nicht an Inhalt. |
Der Satz ist in sich selbst sehr paradox, vielleicht klärst du mich mal genauer auf, was du damit meinst.
Unterschiedlicher Gebrauch einer "Worthülse" ist doch wie wenn man verschiedene Getränke in Flaschen abfüllt.
Würdest du dann auch behaupten, dass Wein und Wasser qualitativ das selbe sind?
Agnost
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pewe auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 20.01.2008 Beiträge: 3377
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(#992326) Verfasst am: 01.05.2008, 17:09 Titel: |
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@Agnost
Ich suche doch nur nach einem erkenntnistheoretischen Gewinn, der sich aus dem Gebrauch des Begriffs ergeben kann und ich sehe keinen. Im Gegenteil. Duch das Rekurieren auf den Begriff als Prinzip erscheint mir Dialektik als Metaphysik des Ying und Yang. Ich habe einfach zu oft den Satz: "Das musst du dialektisch sehen" gehört.
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#992345) Verfasst am: 01.05.2008, 18:02 Titel: |
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Du musst dir Hegel/Marxsche Dialektik soweit eingrenzen, dass sie eine Erkenntnismöglichkeit wird.
Es ist ein Denken, das es erlaubt, gewisse nicht so einfach definierbaren Positionen die als Gegensätzlich empfunden werden miteinander so zu verknüpfen, dass eine neue und brauchbare Position synthetisiert werden kann. (Es gibt natürlich auch unbrauchbare Synthesen.)
Also stell dir vor du bist ein Sharecropper im Süden der USA und hast deine Blues-Melodie im Kopf mit schwimmenden Terzen und schwimmenden Septen (also Vierteltönen) und hast eine diatonische Maulorgel aus Schwaben (Hohner) in der Hand.
Die hat die sieben Töne der europäischen Dur-Tonleiter und zwar so, dass die "wichtigen" Töne "ausgeblasen" werden und nicht "eingezogen".
Damit kannst du keinen Blues nicht spielen, denn beim ausblasen kannst du die Töne weniger beugen (also Viertelnoten erzeugen).
Darum spielt der Blueser die schwäbische Maulorgel verkehrt.
Kann er sich ne Maulorgel A-Dur leisten, wird er sie in E spielen.
Und schon kann er alle wichtigen Töne ziehen und kann sie somit beugen.
Das ist eine dialektische Synthese.
Die "afrikanische" Tonleiter "im Kopf", stösst auf die "europäische" Tonleiter im Speutzknebel.
Vermittels einer synthetischen tonalen Verdrehung entsteht die amerikanische Bluesharp-Spielweise.
Afrikanische und Europäische Tonleitern sind eben keine "logischen" Gegenteile sondern nur "musikologische" Thesen und Antithesen.
Das ist ein Beispiel für erfolgreich angewandtet Dialektik in der eingeschränten "Marxschen Tradition".
Agnost
//Edit: Ein paar Tipfehler korrigiert.
Zuletzt bearbeitet von Agnost am 01.05.2008, 21:08, insgesamt einmal bearbeitet |
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Rene Hartmann Säkular? Na klar!
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 1404
Wohnort: Rhein-Main
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(#992351) Verfasst am: 01.05.2008, 18:15 Titel: |
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Ein gewaltiges Problem der Marx/Hegelschen Dialektik ist, dass sie die Unterscheidung zwischen der empirischen und der konzeptionellen Ebene nicht kennt.
Echte Widersprüche (Kontradiktionen) kann es nur auf der konzeptionellen Ebene geben. Gegensätze auf der empirischen Ebene (Antagonismen) sind etwas ganz anderes als Gegensätze auf der konzeptionellen Ebene (Kontradiktionen oder Antinomien) oder Gegensätze zwischen der empirischen und konzeptionellen Ebene (Anomalien). Die Marxsche Dialektik schert all das über einen Kamm. Daher kann man mit ihr nicht zu brauchbaren Ergebnissen gelangen.
_________________ "Es kommt darauf an, zur Gruppe der Individualisten zu gehören"
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#992761) Verfasst am: 02.05.2008, 11:34 Titel: |
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"konzeptionelle Ebene" - eine bloße Worthülse.
Yin und Yang - und wo bitteschön ist die Synthese, wo die Bewegung?
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pewe auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 20.01.2008 Beiträge: 3377
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(#1013617) Verfasst am: 03.06.2008, 18:38 Titel: |
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Endlich habe ich eine verständliche Beschreibung des Begriffs beim Meister selbst gefunden.
Zitat nach Ernst Topitsch, Naturrecht im Wandel des Jahrhunderts
Zitat: | In einem – nicht zur Veröffentlichung bestimmten – Brief an Engels vom 15. August 1857 berichtet Marx von einem Artikel, den er für die "New York Daily Tribune" über einen Aufstand in Indien geschrieben hatte, und fügte nachgerade mit Augurenlächeln hinzu: "Es ist möglich, daß ich mich blamiere. Indes ist dann immer mit einiger Dialektik wieder zu helfen. Ich habe natürlich meine Aufstellungen so gehalten, daß ich im umgekehrten Fall auch recht habe. |
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#1014013) Verfasst am: 04.06.2008, 09:22 Titel: |
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pewe hat folgendes geschrieben: | Endlich habe ich eine verständliche Beschreibung des Begriffs beim Meister selbst gefunden.
Zitat nach Ernst Topitsch, Naturrecht im Wandel des Jahrhunderts
Zitat: | In einem – nicht zur Veröffentlichung bestimmten – Brief an Engels vom 15. August 1857 berichtet Marx von einem Artikel, den er für die "New York Daily Tribune" über einen Aufstand in Indien geschrieben hatte, und fügte nachgerade mit Augurenlächeln hinzu: "Es ist möglich, daß ich mich blamiere. Indes ist dann immer mit einiger Dialektik wieder zu helfen. Ich habe natürlich meine Aufstellungen so gehalten, daß ich im umgekehrten Fall auch recht habe. | |
Achtung, damit kann er sehr wohl die "Dialektik der Sophisten" gemeint haben. Marx in seinen privaten Briefen war zu einem grossen Mass an Selbstironie fähig. So nannte er die Agenten der kommenden Revolution, die Proletarier auch mal als "Knoten".
Agnost
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#1014046) Verfasst am: 04.06.2008, 09:47 Titel: |
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Übrigens unter Stalin wurde die Dialektik ungemein vulgarisiert. Herrscht nämlich nur eine Schwarz-Weissmalerei , also eine Dichotomie vor, dann ist es um sie (D.) geschehen, den Doppelcharakter vieler Phänomene und gesellschaftliche Aspekte stets hervorhebend bzw. einbeziehend und dessen Spannungsverhältnis sie, und die dann daraus folgende Bewegung/Änderung, sprich temporäre Resultande, definiert .
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