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caballito zänkisches Monsterpony
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary
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(#9444) Verfasst am: 07.08.2003, 20:37 Titel: |
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Zebra hat folgendes geschrieben: | Caballito, was meintest du eigentlich genau mit der "protestantischen Arbeitsmoral"? |
Eine besonders in protestantischen Kreisen verbreitete Haltung, derzufolge "Müßiggang" sündhaft sei. Frei nach der Bibel "Und wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen"
Damit wird Arbeit zum Selbstzweck, bzw. zur moralischen Pflicht, erhoben, und nichts zu tun zu haben, wird unmoralisch.
Zebra hat folgendes geschrieben: | Bzw. welche andere Haltung würdest du bevorzugen? |
Eine Haltung, nach der man arbeitet, um zu leben. Eine Haltung, nach der"Arbeit" nicht gleich "Vollzeitstelle" ist.
Eine Einstellung, nach der Leistung Leistung ist (Und ein Sozialhilfeepfänger nicht von dem Geld, das er dazuverdient, 10 Prozent (!) behalten darf "als Anerkennung dafür, dass er sich bemüht")
_________________ Die Gedanken sind frei.
Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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Babyface Altmeister
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11519
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(#9657) Verfasst am: 08.08.2003, 14:50 Titel: |
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caballito hat folgendes geschrieben: |
Gut, ich gebe zu, dass ich nicht hineichend saubr zwischen verschiedenen Bedeutungen von "Arbeit" getrennt habe. Allerdings steht das Posting in einem Zusammenhang, in dem es um Arbeit im Sinne einer geregelten Erwerbstätigkeit ging. Und in dem Sinne war es auch gemeint. Und eine geregelte Erwerbstätigkeit schließt halt nun mal immer den Zwang ein (und damit meine ich jetzt nicht den temporären Zwang, z.B. Überstunden machen zu müssen, um ein Projekt fertig zu kriegen, sondrn den grundsätzlichen Zwang, immer wieder kommen zu müssen)
Außerdem ist da implizit noch die Definition eingeflossen, nach der Vergnügen das ist, was man tum möchte, und Arbeit das, was man tun muss. (Und in dem Sinn ist Arbeit, die Spaß macht, halt keine ...) |
Gut. Dann ist die Behauptung, Arbeitslosigkeit sei ein höchst erstrebenswerter Zustand natürlich trivial. Allerdings könnte man, wenn man schon auf Zusammenhänge und implizite Wortbedeutungen verweist auch berücksichtigen, dass auch in den Begriff Arbeitslosigkeit implizite Bedeutungen eingeflossen sind und das ganze gerade umdrehen: Arbeitslosigkeit, die Spass macht, ist halt keine...(Dass es Arbeistlose gibt, die etwas anderes behaupten soll uns nicht weiter stören, denn es gibt ja auch Menschen, die behaupten, dass ihnen die Arbeit Spass macht).
Ich würde Arbeit daher im Ansatz lieber anders definieren und dabei von Tätigkeiten im Allgemeinen ausgehen:
Es gibt Tätigkeiten, die Spass machen und es gibt Tätigkeiten, die keinen Spass machen. Und es gibt Tätigkeiten, für die man bezahlt wird (Arbeit) und Tätigkeiten, für die man nicht bezahlt wird. Und es gibt Tätigkeiten, zu denen man objektiv gezwungen ist und Tätigkeiten zu denen man objektiv nicht gezwungen ist. Am erstrebenswertesten erscheinen mir Tätigkeiten, die Spass machen, für die man bezahlt wird und zu denen man objektiv nicht gezwungen ist.
caballito hat folgendes geschrieben: | Babyface hat folgendes geschrieben: | Deshalb ein anderes Beispiel für die positive Bewertung eines objektiven Zwangs, der subjektiv auch als solcher erlebt wird: Ich kenne einige Studierende, die sich ein wenig mehr objektive Zwänge zu kontinuierlichem Lernen wünschten, weil sie selbst nicht die notwendige Disziplin aufbringen können, ihr Studium effektiv zu gestalten. Die betteln förmlich darum, dass ihnen mal jemand in den Ar*** tritt! |
Ja. Und warum tun sie das? Weil sie keinen Bock zum lernen haben. Exs sit der objektive Zwang da, lernen zu müssen - und dieser wird sehr wohl als negativ erlebt - denn eigentlich möchte man viel lieber ins Freibad als büffeln. Was als positiv erlebt wird, ist in diesem Fall nicht der Zwang des ins-Hinterteil-getretens werden, sondern der effekt, dass dabei das lernen geschafft wird, das man sonst nicht auf die Reihe bekommen hätte. Von daher ist auch hier der Zwang ein notwendiges Übel, das auch als Übel empfunden wird (kein Freibad) - dessen Notwebdigkeit aber eingesehen wird. |
Das ist Deine Interpretation. Der Zwang zum Lernen kann insgesamt trotzdem eher positiv bewertet werden. Was negativ bewertet wird, ist ein Resultat des Zwangs, nämlich dass man lernt und nicht im Freibad ist. Was positiv bewertet wird, ist ein anderes Resultat des Zwangs, nämlich das man sein ersehntes Diplom erhält und nicht durch die Prüfungen fällt, weil es einem erst eine Woche vorher eingefallen ist was zu lernen. Wir haben also negative und positive Folgen eines Zwangs und die werden gegeneinander abgewogen. Je nachdem wie diese Kosten-Nutzen-Rechnung bei der betreffenden Person ausgeht, wird der Zwang insgesamt eher postiv oder negativ bewertet.
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caballito zänkisches Monsterpony
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary
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(#9689) Verfasst am: 08.08.2003, 16:23 Titel: |
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Babyface hat folgendes geschrieben: | Am erstrebenswertesten erscheinen mir Tätigkeiten, die Spass machen, für die man bezahlt wird und zu denen man objektiv nicht gezwungen ist. |
Darauf können wir uns einigen
Babyface hat folgendes geschrieben: | Was negativ bewertet wird, ist ein Resultat des Zwangs, nämlich dass man lernt und nicht im Freibad ist. Was positiv bewertet wird, ist ein anderes Resultat des Zwangs, nämlich das man sein ersehntes Diplom erhält und nicht durch die Prüfungen fällt, weil es einem erst eine Woche vorher eingefallen ist was zu lernen. |
Ja.
Babyface hat folgendes geschrieben: | Wir haben also negative und positive Folgen eines Zwangs und die werden gegeneinander abgewogen. Je nachdem wie diese Kosten-Nutzen-Rechnung bei der betreffenden Person ausgeht, wird der Zwang insgesamt eher postiv oder negativ bewertet. |
Jetzt hast du aber die objektive Notwendigkeit als Faktor unterschlagen.
Ein Mensch, der es auch ohne Zwang schaffen würde, nicht ins Freibad zu gehen (kann mir mal einer sagen, wieso ich nicht im Freibad bin???)
wäre vermutlich angepisst, wenn man ihn drängen würde.
_________________ Die Gedanken sind frei.
Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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Babyface Altmeister
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11519
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(#9710) Verfasst am: 08.08.2003, 18:56 Titel: |
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caballito hat folgendes geschrieben: | Babyface hat folgendes geschrieben: | Am erstrebenswertesten erscheinen mir Tätigkeiten, die Spass machen, für die man bezahlt wird und zu denen man objektiv nicht gezwungen ist. |
Darauf können wir uns einigen  |
Puuh!
caballito hat folgendes geschrieben: | Babyface hat folgendes geschrieben: | Wir haben also negative und positive Folgen eines Zwangs und die werden gegeneinander abgewogen. Je nachdem wie diese Kosten-Nutzen-Rechnung bei der betreffenden Person ausgeht, wird der Zwang insgesamt eher postiv oder negativ bewertet. |
Jetzt hast du aber die objektive Notwendigkeit als Faktor unterschlagen.
Ein Mensch, der es auch ohne Zwang schaffen würde, nicht ins Freibad zu gehen (kann mir mal einer sagen, wieso ich nicht im Freibad bin???)
wäre vermutlich angepisst, wenn man ihn drängen würde. |
Klar wäre er das. Aber ich habe ja von Studenten gesprochen, die erst aufgrund ihrer mangelhaften Selbstdisziplin den Zwang überhaupt positiv erleben können. Für Studenten mit genügend Selbstdisziplin bringt er keinerlei Vorteile und wird dann natürlich nur negativ erlebt.
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#117489) Verfasst am: 20.04.2004, 22:05 Titel: |
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Aufgrund der aktuellen gesellschaftlichen Debatte um Zivildienst und FSJ/ Soziales Pflichtjahr möchte ich mal die Frage stellen:
Ist Arbeit Zwang?
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
"Seid unbequem. Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt." (Günter Eich)
"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
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Nav Gast
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(#117491) Verfasst am: 20.04.2004, 22:06 Titel: |
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Aufgrund der aktuellen gesellschaftlichen Debatte um Zivildienst und FSJ/ Soziales Pflichtjahr möchte ich mal die Frage stellen:
Ist Arbeit Zwang?  |
Ist Atmen Zwang?
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Fluse KLERIKERFEINDIN
Anmeldungsdatum: 27.10.2003 Beiträge: 2034
Wohnort: Niedersachsen
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(#117539) Verfasst am: 21.04.2004, 00:44 Titel: |
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Hatte solche Vorstellungen nicht eine gewisse neuzeitliche Blockwartin im Mykath auch angeregt?
_________________ Die Bibel ist ein HIRNWEICHSPÜLER und HIRNWEISSFÄRBER mit
Extra Sündenlösekraft und Weissfärbekraft ( Magnusfe)
Jesusfreak zahl allein für deine Pfaffen!
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frajo dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.08.2003 Beiträge: 11440
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(#117557) Verfasst am: 21.04.2004, 05:57 Titel: |
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Aufgrund der aktuellen gesellschaftlichen Debatte um Zivildienst und FSJ/ Soziales Pflichtjahr möchte ich mal die Frage stellen:
Ist Arbeit Zwang?  |
kommt drauf an.
arbeit kann zwang sein - arbeit kann erfüllung sein.
kommt auch drauf an, was unter arbeit so von fall zu fall verstanden wird.
manche leute finden ihre erfüllung im couponschneiden.
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#163378) Verfasst am: 08.08.2004, 21:05 Titel: |
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Ausgelöst durch die aktuelle Debatte um das ALG 2, deren Einführung Anfang des nächsten Jahres bevorsteht, möchte ich doch die Befürworter der These, das Arbeitslosigkeit kein zwangsläufig negativer Zustand sei, fragen - ob sie diese These in finanzieller Hinsicht aufrecht erhalten.
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
"Seid unbequem. Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt." (Günter Eich)
"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
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Babyface Altmeister
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11519
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(#163384) Verfasst am: 08.08.2004, 21:20 Titel: |
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Ausgelöst durch die aktuelle Debatte um das ALG 2, deren Einführung Anfang des nächsten Jahres bevorsteht, möchte ich doch die Befürworter der These, das Arbeitslosigkeit kein zwangsläufig negativer Zustand sei, fragen - ob sie diese These in finanzieller Hinsicht aufrecht erhalten. |
Ja. Arbeitslosigkeit an sich ist weder ein zwangsläufig negativer, noch ein zwangsläufig positiver Zustand. Entscheidend sind die jeweiligen Rahmenbedingungen.
_________________ posted by Babyface
.
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Kunigunde Seltsam
Anmeldungsdatum: 10.08.2003 Beiträge: 655
Wohnort: zu Hause
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(#163837) Verfasst am: 09.08.2004, 22:05 Titel: |
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Blaubär hat folgendes geschrieben: | Ich wüßte mich auch besser zu beschäftigen, wenn ich nicht jeden Tag meinen Job machen müßte, den ich brauche, um monatlich die Kohle für mich und die Familie auf dem Konto zu haben. Schade um die schöne Zeit, die dabei verloren geht.
Nützt aber nichts, es gibt (auf absehbare Zeit) keine Alternative, zumal meine Branche derzeit von Stellenabbau betroffen ist. So kann es auch mir passieren, dass ich eines Tages ohne Job dastehe.
Ach ja: Der Begriff "arbeitslos" wird nach allgemeinem Konsens im Sinne von "erwerbslos" verstanden...  |
Vollst Zustimmung.
Ich war mal 2 Monate arbeitslos, hatte aber jede Menge zu tun. Ich würde auch gerne Tätigkeiten nachgehen, die mich mehr interessieren und vielleicht auch nützlicher sind, als das, was ich jetzt mache. Nur leider bringt das keine Kohle.
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#163842) Verfasst am: 09.08.2004, 22:46 Titel: |
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Zebra hat folgendes geschrieben: | notkerbakker hat folgendes geschrieben: | Arbeitslosigkeit finde ich klasse.
Das Problem sogenannt Arbeitsloser dürfte doch eher Geldmangel sein. |
Selbst im ironischen Sinne ist das nicht komisch  |
Also ich finde es lustig und auch weitgehend logisch , obwohl Arbeitslosen manchmal noch viel mehr fehlen kann, als Geld: Vielleicht ist es die Gemeinschaft? Oder das Gefühl, etwas Produktives zu leisten?
Aber das wurde hier wahrscheinlich eh schon geschrieben... Habs mir nicht so wirklich durchgelesen.
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#163843) Verfasst am: 09.08.2004, 22:49 Titel: |
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Babyface hat folgendes geschrieben: |
Ja. Arbeitslosigkeit an sich ist weder ein zwangsläufig negativer, noch ein zwangsläufig positiver Zustand. Entscheidend sind die jeweiligen Rahmenbedingungen. |
Das sowieso. Das dürfte so ziemlich auf jeden Zustand zutreffen. Auch in den Mordkoreanischen KZ gibt es Glückliche - zumindest unter den Wärtern und den Leitern...
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Fluse KLERIKERFEINDIN
Anmeldungsdatum: 27.10.2003 Beiträge: 2034
Wohnort: Niedersachsen
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(#165076) Verfasst am: 13.08.2004, 02:54 Titel: |
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Das Arbeitamt verschickt nun Einladungen zur 1 wöchingen Trainigsmaßnahme!! für das Ausfüllen des Fragebogens( 16 seitig) der Arbeitslosenhilfe 2 !!
_________________ Die Bibel ist ein HIRNWEICHSPÜLER und HIRNWEISSFÄRBER mit
Extra Sündenlösekraft und Weissfärbekraft ( Magnusfe)
Jesusfreak zahl allein für deine Pfaffen!
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