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Reza dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 10.09.2006 Beiträge: 4188
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(#847678) Verfasst am: 27.10.2007, 17:31 Titel: |
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Peter H. hat folgendes geschrieben: | Dies kommt aber erst in einer Diskussion peu a peu ans Tageslicht.
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Meinst du.
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#847685) Verfasst am: 27.10.2007, 17:42 Titel: |
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Nun ja, ich und sicherlich viele Andere benötigen doch Anknüpfungspunkte, um entsprechend einrasten zu können. Sonst ist doch hin und wieder kein Bezug gegeben.
Ansonsten gilt: im deutschsprachigen Raum haben die Menschen weitestgehend verlernt Fragen zu stellen, so dass dann Vieles unter den Tisch fällt oder aber mißverstanden wird. (über anderssprachige Kulturräume bin ich, von den USA mal abgesehen, nicht gut genug im Bilde)
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#847689) Verfasst am: 27.10.2007, 17:56 Titel: |
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Peter H. hat folgendes geschrieben: |
Ansonsten gilt: im deutschsprachigen Raum haben die Menschen weitestgehend verlernt Fragen zu stellen, so dass dann Vieles unter den Tisch fällt oder aber mißverstanden wird. |
Kannst du deine Studien und die zugehörigen Quellen vielleicht als PDF posten?
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#847701) Verfasst am: 27.10.2007, 18:26 Titel: |
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Warum nicht
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#847702) Verfasst am: 27.10.2007, 18:28 Titel: |
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Oha. Die Spannung steigt. Trommelwirbel. Was mag folgen.
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#847723) Verfasst am: 27.10.2007, 19:04 Titel: |
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Was? Das ist von dir? Gutgut, aber das mit dem Fragenstellen... ernsthaft, was bringt so eine Pauschalisierung? Ich finde das nur ärgerlich und kann sowieso nichts damit anfangen. Ausserdem widerspricht es Indizien, die eher das gegenteil besagen, zb in Bezug auf die Beschäftigung mit der Nazivergangenheit und so weiter.
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#847732) Verfasst am: 27.10.2007, 19:18 Titel: |
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Dja, wer sagt denn, das alles schlecht an den 68-ern war? Es ist doch in erster Linie der Verrat, die Hybris und der Utopismus, was ihnen anzulasten ist.
Selbstverständlich gab es einige sehr helle Köpfe unter den 68-ern, hier nenne ich mal Krahl, der geistig regelrecht hochstehend und gegenüber dem Kapitalismus sehr erkennend war. Doch dieser Exponent, das sei auch mal gesagt, sah kritisch das Ende der 68-er Bewegung voraus, ehe diese von der Gesellschaftsbühne abtraten und ehe er selbst so fürchterlich früh verstarb. Dieser junge Mann war ein 2. G. Büchner, der gleichfalls viel zu früh, sein Leben beenden mußte. Dutschke, die Gallionsfigur der 68-er, konnte Krahl nicht mal das Wasser reichen.
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Huckarder registrierter User
Anmeldungsdatum: 19.10.2007 Beiträge: 323
Wohnort: Ruhrgebiet
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(#847795) Verfasst am: 27.10.2007, 22:04 Titel: |
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Semnon hat folgendes geschrieben: | Totalitarismus | Ich halte schon den Begriff "Totalitarismus" für äusserst bedenklich, da er zum einem dazu geneigt ist, Faschismus und Antifaschismus bzw. Realsozialismus gleichzusetzen und zum anderem spezifische strukturelle Ähnlichkeiten zwischen faschistischen und den heutigen, "westlichen" Staaten negiert....für mich ist das ein konservativer Propagandabegriff!!
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Tarvoc Holy shit, 4 decades already.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44759
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(#847880) Verfasst am: 28.10.2007, 01:47 Titel: |
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Es gibt durchaus Kriterien für Totalitarismus, anhand derer man den Begriff durchaus bestimmen kann, etwa bei Hannah Arendt. Nur wird der Totalitarismusbegriff oftmals anders verwendet. Und dann wird er eben wirklich zum reinen Propagandabegriff. Übrigens weisen auch die meisten großen Firmen intern totalitäre Strukturen auf. Und auch bezogen auf die Gesellschaft als solche bringt das kapitalistische Wirtschaften z.T. Phänomene hervor, die man zumindest gemäß mancher Totalitarismustheorien als totalitär bezeichnen könnte, etwa das zunehmende Verschwinden des öffentlichen Raumes. Für Hannah Arendt war das sogar ein Hauptkriterium des Totalitarismus. Für einen Marxisten sollte diese Tatsache durchaus nicht uninteressant sein. Ich meine, man sollte durchaus auch diesbezüglich offen sein. Nutzlos ist der Begriff jedenfalls nicht.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustand, in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#847909) Verfasst am: 28.10.2007, 10:55 Titel: |
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Huckarder hat folgendes geschrieben: | Semnon hat folgendes geschrieben: | Totalitarismus | Ich halte schon den Begriff "Totalitarismus" für äusserst bedenklich, da er zum einem dazu geneigt ist, Faschismus und Antifaschismus bzw. Realsozialismus gleichzusetzen und zum anderem spezifische strukturelle Ähnlichkeiten zwischen faschistischen und den heutigen, "westlichen" Staaten negiert....für mich ist das ein konservativer Propagandabegriff!! |
Wenn du Antifaschismus und Realexistierendensozialisums gleichsetzen tun tust, was überhaupt nicht einleuchtet, dann wäre Antifaschismus ein Totalitarismus.
Tarvocs Verweis auf Hannah Arendt ist meines erachtens sehr fruchtbar.
Ihr Text zu den Studentenunruhen der späten 60er in "Macht und Gewalt" ist sehr lesenswert, auch wenn ich nicht mit allem konform gehe.
Die Jugendlichen der 60er Jahre waren aber in ihrer grossen Mehrheit konter-totalitär.
Private Bürokratien, Tarvoc, da hast du recht, wirken totalitär, solange du auf sie zurückgeworfen bist.
Aber, wenn Konkurrenz um Arbeitskraft besteht, dann kannst du aus der jeweiligen bürokratishen Struktur ausbrechen.
Die Macht der Firmen ist also nicht total.
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#847912) Verfasst am: 28.10.2007, 11:09 Titel: |
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Peter H. hat folgendes geschrieben: | Reza hat folgendes geschrieben: |
Ehrlich gesagt, das glaube ich nicht.
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Lass mal den Glauben besser in der Kirche, da gehört er nämlich hin. Irgenwas zu meinen bringt nix!
@Agnost: ich bestreite nicht, dass die 68-er Bewegung auch einem Generationskonflikt geschuldet war. Doch das wäre zu kurz gegriffen, da die nachfolgenden Jugendgenerationen keineswegs in der Heftigkeit auf Kollisionskurs gingen und gehen. Also, das war schon etwas mehr. |
Dieser fetischisierte Blick auf das eine Jahr 1968 ist schon eine sehr deutschsprachige Spezialität.
Die Jugendunruhen in Zürich von 1980-82 waren viel härter als die Ereignisse von 68 in Zürich.
Und schon die Jugendlichen von 1980 wollten sich von den Alt-68ern nix sagen lassen.
Hippies und Kommis galten nix.
Aber Anarchie ist machbar Frau Nachbar.
Die Technojugend der 90er hat die öffentliche Plätze mit brutalen Sounds
(NzgNzgNzgtatataNzgNzgNzg)
und grossen Umzügen mit Schnullern im Mund und Extasy in der Birne besetzt.
Die war friedlich dafür war die Musik am scheuslichsten.
Nur war aber eben die Eltern-Generation eine, die durch ihre eigenen 60er Jahre gewitzte:
Man verbot nix, spöttelte nur und liess gewären.
Wer die 60er Jahre auf 1968 reduziert und in den Klassenrahmen zwängen will, der reduziert ein Landschaftsgemälde auf ein "Stilleben mit gefallenen Apfel hinter dem Pferd. "
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Tarvoc Holy shit, 4 decades already.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44759
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(#847918) Verfasst am: 28.10.2007, 11:48 Titel: |
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Agnost hat folgendes geschrieben: | Aber, wenn Konkurrenz um Arbeitskraft besteht, dann kannst du aus der jeweiligen bürokratishen Struktur ausbrechen. |
Konkurrenz um Arbeitskraft! Zu geil. Völlig weltfremd, Junge. Es besteht eine Konkurrenz um Arbeitsplätze.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustand, in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#847924) Verfasst am: 28.10.2007, 12:02 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Agnost hat folgendes geschrieben: | Aber, wenn Konkurrenz um Arbeitskraft besteht, dann kannst du aus der jeweiligen bürokratishen Struktur ausbrechen. |
Konkurrenz um Arbeitskraft! Zu geil. Völlig weltfremd, Junge. Es besteht eine Konkurrenz um Arbeitsplätze. |
Nein auch nein , warum finden wohl in Zürich so viele Leute aus Deutschland eine Arbeitsstelle?
Und zwar, ich betone: Bauarbeiter, Service-Angestellte (Kellner und Kellnerinnen), Facharbeiter, höhere Angestellte, Geschäftsführer, Professoren und und ünder, gleichzeitig gibt es arbeitslose Schweizer in Zürich.
Ich sag ja:
"Wenn du nicht auf deine Firma zurückgeworfen bist."
Wer allerdings nur eine Sache kann, für die es nur einen "Arbeitgeber" gibt, ist diesem weitgehend also Quasi-Totalitär ausgeliefert.
Einem totalitären System bist du aber total ausgeliefert.
Im Gulag oder im KZ kannst du noch nicht mal auf Sozialhilfe ausweichen.
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Skeptiker "I can't breathe!"
Anmeldungsdatum: 14.01.2005 Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville
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(#847933) Verfasst am: 28.10.2007, 12:30 Titel: totalitäre Kapitalherrschaft |
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Agnost hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Agnost hat folgendes geschrieben: | Aber, wenn Konkurrenz um Arbeitskraft besteht, dann kannst du aus der jeweiligen bürokratishen Struktur ausbrechen. |
Konkurrenz um Arbeitskraft! Zu geil. Völlig weltfremd, Junge. Es besteht eine Konkurrenz um Arbeitsplätze. |
Nein auch nein , warum finden wohl in Zürich so viele Leute aus Deutschland eine Arbeitsstelle?
Und zwar, ich betone: Bauarbeiter, Service-Angestellte (Kellner und Kellnerinnen), Facharbeiter, höhere Angestellte, Geschäftsführer, Professoren und und ünder, gleichzeitig gibt es arbeitslose Schweizer in Zürich.
Ich sag ja:
"Wenn du nicht auf deine Firma zurückgeworfen bist."
Wer allerdings nur eine Sache kann, für die es nur einen "Arbeitgeber" gibt, ist diesem weitgehend also Quasi-Totalitär ausgeliefert.
Einem totalitären System bist du aber total ausgeliefert.
Im Gulag oder im KZ kannst du noch nicht mal auf Sozialhilfe ausweichen. |
Hat denn z.B. die 68er-Bewegung an der "totalitären" Betriebsgemeinschaft im gemeinen Kapitalismus viel mehr geändert als die parzielle Abschaffung des Krawattenzwangs?
Oder anders gesagt: Was ist der Unterschied zwischen einer Bloß-Kultur"revolution" und einer echten Revolution?
Im übrigen zeigt ja die Asylanten- oder auch Hartz-IV-Debatte, dass es viele Menschen gibt, die ihren kapitalistischen "Gulags" eben nicht entfliehen können, sondern Ländergrenzen sind oft wie Käfige und "Sozial"ämter im Dienste des Kapitals nicht minder ...-
Skeptiker
_________________ °
K.I.Z - Frieden
Das ist Postmoderne Ideologie! Psychologe und Philosoph analysieren RASSISMUS-Video
Informationsstelle Militarisierung e.V.
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#847939) Verfasst am: 28.10.2007, 12:49 Titel: Re: totalitäre Kapitalherrschaft |
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Skeptiker hat folgendes geschrieben: | Agnost hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Agnost hat folgendes geschrieben: | Aber, wenn Konkurrenz um Arbeitskraft besteht, dann kannst du aus der jeweiligen bürokratishen Struktur ausbrechen. |
Konkurrenz um Arbeitskraft! Zu geil. Völlig weltfremd, Junge. Es besteht eine Konkurrenz um Arbeitsplätze. |
Nein auch nein , warum finden wohl in Zürich so viele Leute aus Deutschland eine Arbeitsstelle?
Und zwar, ich betone: Bauarbeiter, Service-Angestellte (Kellner und Kellnerinnen), Facharbeiter, höhere Angestellte, Geschäftsführer, Professoren und und ünder, gleichzeitig gibt es arbeitslose Schweizer in Zürich.
Ich sag ja:
"Wenn du nicht auf deine Firma zurückgeworfen bist."
Wer allerdings nur eine Sache kann, für die es nur einen "Arbeitgeber" gibt, ist diesem weitgehend also Quasi-Totalitär ausgeliefert.
Einem totalitären System bist du aber total ausgeliefert.
Im Gulag oder im KZ kannst du noch nicht mal auf Sozialhilfe ausweichen. |
Hat denn z.B. die 68er-Bewegung an der "totalitären" Betriebsgemeinschaft im gemeinen Kapitalismus viel mehr geändert als die parzielle Abschaffung des Krawattenzwangs?
Oder anders gesagt: Was ist der Unterschied zwischen einer Bloß-Kultur"revolution" und einer echten Revolution?
Im übrigen zeigt ja die Asylanten- oder auch Hartz-IV-Debatte, dass es viele Menschen gibt, die ihren kapitalistischen "Gulags" eben nicht entfliehen können, sondern Ländergrenzen sind oft wie Käfige und "Sozial"ämter im Dienste des Kapitals nicht minder ...-
Skeptiker |
Der Neoliberalismus, gerade wenn er sich mit konservativen bis reaktionären Vorstellung auflädt, kann ähnliche Wirkungen zeigen wie totalitäre Systeme.
Diese ähnlichen Wirkungen können genauso brutal werden.
Darum muss der Neoliberalismus auch permanent bekämpft werden
Aber ich frage mich, was ihr von Jugendbewegungen denn erwartet.
Sie können nur die Kultur verändern, denn das ist das einzige, auf das Jugendliche einen "harten" Zugriff haben.
Und es wurde ja wesentlich mehr erreicht, als die Aufhebung des Kravattenzwang.
Konkubinate sind heute normal, 1960 noch absolut pfui.
Und das wäre nur der Anfang einer langen Liste.
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Tarvoc Holy shit, 4 decades already.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44759
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(#847940) Verfasst am: 28.10.2007, 12:51 Titel: |
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Agnost hat folgendes geschrieben: | Ich sag ja:
"Wenn du nicht auf deine Firma zurückgeworfen bist." |
Und? Du bist auf eine Firma zurückgeworfen. Die grundsätzliche Entfremdungssituation erfasst du gar nicht. Deine Aussage macht etwa so viel Sinn wie "wenn's dir hier nicht gefällt, geh doch woanders hin" als Antwort auf eine Kritik an politischen Zuständen in Deutschland. Schlimm, dass sich ausgerechnet ein "Sozialdemokrat" sowas leistet.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustand, in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#847947) Verfasst am: 28.10.2007, 13:22 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Agnost hat folgendes geschrieben: | Ich sag ja:
"Wenn du nicht auf deine Firma zurückgeworfen bist." |
Und? Du bist auf eine Firma zurückgeworfen. Die grundsätzliche Entfremdungssituation erfasst du gar nicht. Deine Aussage macht etwa so viel Sinn wie "wenn's dir hier nicht gefällt, geh doch woanders hin" als Antwort auf eine Kritik an politischen Zuständen in Deutschland. Schlimm, dass sich ausgerechnet ein "Sozialdemokrat" sowas leistet. |
Nein, mal abgesehen, das ich mit Hegelschem Entfremdungsgedingens als Materialist nix anfangen kann, weise ich nur unsentimental auf die Verhältnisse hin.
Wenn du mir einen Hebel nennen kannst, wie junge Frauen aus Nordostdeutschland, dort zu arbeit kommen können, dann empfehle ich ihnen sicher nicht in die Schweiz zu kommen.
Wenn du aber eine, nach deiner Ansicht, nahezu totalitäre Situation abschalfen wolltest, in dem du Arbeitsplatzsicherheit unter DDR-Verhältnissen wieder einführen würdest, dann hättest du die Situation durch ein totalitäres System abgelöst.
Die Frage ist eher, wie muss das soziale Absicherungsnetz abgeändert werden, dass Arbeitgeber wieder mehr einstellen, und Arbeitnehmer sich freier fühlen zu kündigen oder besser noch eine Kündigung zu riskieren.
Und da schwebt mir das dänische System vor.
Dort kann ein Arbeitgeber, deswegen "gewissenlos" nach wirtschaftlicher Situation kündigen, weil er weiss, dass das Arbeitlosengeld so hoch ist, dass der Arbeitnehmer nicht absackt.
Dafür kommt es vor, dass der selbe Arbeitgeber nach vier Monaten den selben Arbeitnehmer wieder einstellt, weil der Auftragseingang angezogen hat.
Der Arbeitnehmer in einem solchen System wird widerum weniger kuschen, weil er weiss, dass eine Kündigung ihn nicht finanziell abmurkst.
Ich bin also nicht für weniger Staatsquote, sondern für eine andere Verwendung staatlicher Mittel.
In Deutschland (und ähnlich übrigens auch in der Schweiz) versickern zu viele staatlichen Gelder in der Bürokratie.
Dann bin ich wenn es um Deutschland geht für mehr Gewerbefreiheit.
Die zünftischen Privilegien für "Meister" gehören in den allermeisten Branchen weitgehend abgeschafft. (Ausser dem Recht auszubilden).
Denn wen ein Meister einen Auszubildenden nicht übernimmt, fällt der unterumständen gleich total aus der Arbeitswelt.
In der Schweiz kann ein ausgelernter Handwerker aber ganz legal auf eigene Rechnung ein Gewerbe eröffnen.
Und ich nehme an, dass bei der hohen schwarzarbeitsrate in Deutschland ein Bedarf nach legalisierten freischaffenden Handwerksgesellen vorhanden ist.
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Tarvoc Holy shit, 4 decades already.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44759
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(#847954) Verfasst am: 28.10.2007, 13:41 Titel: |
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Agnost hat folgendes geschrieben: | Nein, mal abgesehen, das ich mit Hegelschem Entfremdungsgedingens als Materialist nix anfangen kann [...] |
Entfremdung des Arbeiters von seiner Arbeit und deren Produkt hat mit Hegel überhaupt nichts zu tun. Streng genommen nicht mal notwendig mit Marx.
Ich könnte ja jetzt auch die postmoderne Kiste aufmachen und Entfremdung als Fremdbestimmtheit in der Symbolerzeugung charakterisieren.
Agnost hat folgendes geschrieben: | Wenn du aber eine, nach deiner Ansicht, nahezu totalitäre Situation abschalfen wolltest, in dem du Arbeitsplatzsicherheit unter DDR-Verhältnissen wieder einführen würdest, dann hättest du die Situation durch ein totalitäres System abgelöst. |
Das will ich ganz sicher nicht vorschlagen. Einen Zwang zu nicht-selbstbestimmter Tätigkeit ("Arbeit" in unserem Kontext) durch einen anderen zu ersetzen kommt mir gelinde gesagt dämlich vor. Kennst du "Das Recht auf Faulheit. Widerlegung des Rechts auf Arbeit von 1848" von Paul Lafargue? Kann ich nur empfehlen.
Agnost hat folgendes geschrieben: | Die Frage ist eher, wie muss das soziale Absicherungsnetz abgeändert werden, dass Arbeitgeber wieder mehr einstellen, und Arbeitnehmer sich freier fühlen zu kündigen oder besser noch eine Kündigung zu riskieren. |
Das ist in der Tat eine Frage und die Eröffnung von Möglichkeiten zur Renitenz ist auch ein wesentlicher Punkt in der politischen Strategie, die mir vorschwebt.
Agnost hat folgendes geschrieben: | Dort kann ein Arbeitgeber, deswegen "gewissenlos" nach wirtschaftlicher Situation kündigen, weil er weiss, dass das Arbeitlosengeld so hoch ist, dass der Arbeitnehmer nicht absackt.
Dafür kommt es vor, dass der selbe Arbeitgeber nach vier Monaten den selben Arbeitnehmer wieder einstellt, weil der Auftragseingang angezogen hat.
Der Arbeitnehmer in einem solchen System wird widerum weniger kuschen, weil er weiss, dass eine Kündigung ihn nicht finanziell abmurkst. |
Klingt nicht schlecht für den Anfang. Ich werd' mich über das Modell mal näher informieren...
Was ich an euch Sozialdemokraten mag, ist, dass ihr manchmal gute kurz- und mittelfristige Strategien anzubieten habt.
Agnost hat folgendes geschrieben: | In Deutschland (und ähnlich übrigens auch in der Schweiz) versickern zu viele staatlichen Gelder in der Bürokratie. |
Stimmt.
Agnost hat folgendes geschrieben: | Die zünftischen Privilegien für "Meister" gehören in den allermeisten Branchen weitgehend abgeschafft. (Ausser dem Recht auszubilden). |
Würde ich auch so sehen.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustand, in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Skeptiker "I can't breathe!"
Anmeldungsdatum: 14.01.2005 Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville
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(#847962) Verfasst am: 28.10.2007, 14:11 Titel: "Und da schwebt mir das dänische System vor." |
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Agnost hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Agnost hat folgendes geschrieben: | Ich sag ja:
"Wenn du nicht auf deine Firma zurückgeworfen bist." |
Und? Du bist auf eine Firma zurückgeworfen. Die grundsätzliche Entfremdungssituation erfasst du gar nicht. Deine Aussage macht etwa so viel Sinn wie "wenn's dir hier nicht gefällt, geh doch woanders hin" als Antwort auf eine Kritik an politischen Zuständen in Deutschland. Schlimm, dass sich ausgerechnet ein "Sozialdemokrat" sowas leistet. |
Nein, mal abgesehen, das ich mit Hegelschem Entfremdungsgedingens als Materialist nix anfangen kann, weise ich nur unsentimental auf die Verhältnisse hin. |
Darum gings doch gar nicht. Es ging um objektive Zwangs- und Repressionsstrukturen in Unternehmen gegenüber den abhängig Beschäftigten, auch schäkerhaft als Proletarier bezeichnet. Tarvoc hat ja dankenswerter Weise völlig zu Recht darauf hin gewiesen.
Agnost hat folgendes geschrieben: | Wenn du mir einen Hebel nennen kannst, wie junge Frauen aus Nordostdeutschland, dort zu arbeit kommen können, dann empfehle ich ihnen sicher nicht in die Schweiz zu kommen.
Wenn du aber eine, nach deiner Ansicht, nahezu totalitäre Situation abschalfen wolltest, in dem du Arbeitsplatzsicherheit unter DDR-Verhältnissen wieder einführen würdest, dann hättest du die Situation durch ein totalitäres System abgelöst. |
Arbeitsplatzsicherheit ist nur durch ein "totalitäres System" möglich?
Der Mann hat Assoziationen ...-
Da wird die Forderung nach Vollbeschäftigung schon von vorn herein durch die Drohung mit der roten Gefahr abgewürgt und diese dann auch gleich noch mit dem Faschismus in einen Topf geworfen.
Einfach beeindruckend, so eine BILD-Zeitungs-Polemik.
Agnost hat folgendes geschrieben: | Die Frage ist eher, wie muss das soziale Absicherungsnetz abgeändert werden, dass Arbeitgeber wieder mehr einstellen, und Arbeitnehmer sich freier fühlen zu kündigen oder besser noch eine Kündigung zu riskieren.
Und da schwebt mir das dänische System vor.
Dort kann ein Arbeitgeber, deswegen "gewissenlos" nach wirtschaftlicher Situation kündigen, weil er weiss, dass das Arbeitlosengeld so hoch ist, dass der Arbeitnehmer nicht absackt.
Dafür kommt es vor, dass der selbe Arbeitgeber nach vier Monaten den selben Arbeitnehmer wieder einstellt, weil der Auftragseingang angezogen hat.
Der Arbeitnehmer in einem solchen System wird widerum weniger kuschen, weil er weiss, dass eine Kündigung ihn nicht finanziell abmurkst.
Ich bin also nicht für weniger Staatsquote, sondern für eine andere Verwendung staatlicher Mittel.
In Deutschland (und ähnlich übrigens auch in der Schweiz) versickern zu viele staatlichen Gelder in der Bürokratie. |
Dänemark, das leuchtende Vorbild und letztes Rückzugsgebiet der alten Sozialdemokratie.
Das "Dänische System" oder auch das "Schwedische System" fiel aber nicht vom Himmel. In Dänemark sind heute ca. 75% der Lohnabhängigen gewerkschaftlich organisiert, in Deutschland dagegen nur 25%. Und das prägt auch den Charakter der jeweiligen Gewerkschaft, welche in Skandinavien entschieden mehr Druck machen können und dies auch gelegentlich tun.
Soziale Fortschritte gibt es nur durch Klassenkampf von unten.
Und selbst dadurch erlangte Reformen stehen minütlich zur Disposition, müssen immer wieder neu verteidigt werden, oft mit aller Härte. Sonst kippen sie wieder.
Dauerhaft geht mehr Demokratie nur durch Abschaffung des Kapital-Produktionsverhältnisses und dessen Ersetzung durch eine gesamtgesellschaftliche Verwaltung der wesentlichen Produktions- und Dienstleistungsbereiche.
Sozialismus besteht seinem Wesen nach in der immer weiter fortschreitenden allgemeinen und demokratischen Verwaltung über Sachen und nicht in der Festigung der Herrschaft des Menschen über den Menschen.
Der Faschismus dagegen verfolgt Letzeres, also genau das entgegen gesetzte.
Das ist der Knackpunkt und grundlegende Fehler der "Totalitarismus"-Doktrin.
Agnost hat folgendes geschrieben: | Dann bin ich wenn es um Deutschland geht für mehr Gewerbefreiheit.
Die zünftischen Privilegien für "Meister" gehören in den allermeisten Branchen weitgehend abgeschafft. (Ausser dem Recht auszubilden).
Denn wen ein Meister einen Auszubildenden nicht übernimmt, fällt der unterumständen gleich total aus der Arbeitswelt.
In der Schweiz kann ein ausgelernter Handwerker aber ganz legal auf eigene Rechnung ein Gewerbe eröffnen.
Und ich nehme an, dass bei der hohen schwarzarbeitsrate in Deutschland ein Bedarf nach legalisierten freischaffenden Handwerksgesellen vorhanden ist. |
Es lebe der freie Handwerker! Und der Staat halte seine schützende Hand über diesen Stand!
So uns Gott helfe!
Skeptiker
_________________ °
K.I.Z - Frieden
Das ist Postmoderne Ideologie! Psychologe und Philosoph analysieren RASSISMUS-Video
Informationsstelle Militarisierung e.V.
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#847965) Verfasst am: 28.10.2007, 14:16 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Agnost hat folgendes geschrieben: | Nein, mal abgesehen, das ich mit Hegelschem Entfremdungsgedingens als Materialist nix anfangen kann [...] |
Entfremdung des Arbeiters von seiner Arbeit und deren Produkt hat mit Hegel überhaupt nichts zu tun. Streng genommen nicht mal notwendig mit Marx.
Ich könnte ja jetzt auch die postmoderne Kiste aufmachen und Entfremdung als Fremdbestimmtheit in der Symbolerzeugung charakterisieren.
Kennst du "Das Recht auf Faulheit. Widerlegung des Rechts auf Arbeit von 1848" von Paul Lafargue? Kann ich nur empfehlen.
Was ich an euch Sozialdemokraten mag, ist, dass ihr manchmal gute kurz- und mittelfristige Strategien anzubieten habt.
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Zu Abschnitt 1:
Wenn du mir die Franzosen so ins Deutsch übersetzen kannst, dass sie auch in Deutsch verständlich sind, nur zu.
Mein Französisch ist trotz jahrelangem Pflichtunterricht sackschwach.
Zu Abschnitt 2:
Kenn ich bisher noch nicht, tönt aber ansprechend.
Zu Abschnitt 3:
"Langfristig sind wir alle tot" (Maynard Keynes).
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#847975) Verfasst am: 28.10.2007, 14:38 Titel: |
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Agnost hat folgendes geschrieben: |
Wer allerdings nur eine Sache kann, für die es nur einen "Arbeitgeber" gibt, ist diesem weitgehend also Quasi-Totalitär ausgeliefert.
Einem totalitären System bist du aber total ausgeliefert.
Im Gulag oder im KZ kannst du noch nicht mal auf Sozialhilfe ausweichen. |
Hört sich leicht paranoid an (die irrationale Angst des Kleinbürgers vorm Sozialismus)
Gleichzeitig wird die Scheiße des Kapitalismus mehr oder minder versilbert!
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#847980) Verfasst am: 28.10.2007, 14:57 Titel: |
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Peter H. hat folgendes geschrieben: | Agnost hat folgendes geschrieben: |
Wer allerdings nur eine Sache kann, für die es nur einen "Arbeitgeber" gibt, ist diesem weitgehend also Quasi-Totalitär ausgeliefert.
Einem totalitären System bist du aber total ausgeliefert.
Im Gulag oder im KZ kannst du noch nicht mal auf Sozialhilfe ausweichen. |
Hört sich leicht paranoid an (die irrationale Angst des Kleinbürgers vorm Sozialismus)
Gleichzeitig wird die Scheiße des Kapitalismus mehr oder minder versilbert! |
Da ich die DDR aus eigener Anschauung kannte (Grossmutter, Onkel und Kousinen lebten in diesem geschützten und umhegten äh umhagten Arbeitsraum) weiss ich was abweichende offene Meinungsäusserungen nach sich ziehen konnten.
In der UdSSR war es der Gulag, in der DDR "nur" Bautzen, und wie hiess die Insel in Jugoslawien schon wieder, wo der Tito seine Poltitischen entsorgten.
Von versilbern, kann da kaum die Rede sein, höchstens vernickelt.
Geld Peter H. wird schon lange nicht mehr aus Silber hergestellt, das wäre dem Kapitalismus viel zu teuer.
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#847982) Verfasst am: 28.10.2007, 15:08 Titel: Re: "Und da schwebt mir das dänische System vor." |
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Skeptiker hat folgendes geschrieben: | Agnost hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Agnost hat folgendes geschrieben: | Ich sag ja:
"Wenn du nicht auf deine Firma zurückgeworfen bist." |
Und? Du bist auf eine Firma zurückgeworfen. Die grundsätzliche Entfremdungssituation erfasst du gar nicht. Deine Aussage macht etwa so viel Sinn wie "wenn's dir hier nicht gefällt, geh doch woanders hin" als Antwort auf eine Kritik an politischen Zuständen in Deutschland. Schlimm, dass sich ausgerechnet ein "Sozialdemokrat" sowas leistet. |
Nein, mal abgesehen, das ich mit Hegelschem Entfremdungsgedingens als Materialist nix anfangen kann, weise ich nur unsentimental auf die Verhältnisse hin. |
Darum gings doch gar nicht. Es ging um objektive Zwangs- und Repressionsstrukturen in Unternehmen gegenüber den abhängig Beschäftigten, auch schäkerhaft als Proletarier bezeichnet. Tarvoc hat ja dankenswerter Weise völlig zu Recht darauf hin gewiesen.
Agnost hat folgendes geschrieben: | Wenn du mir einen Hebel nennen kannst, wie junge Frauen aus Nordostdeutschland, dort zu arbeit kommen können, dann empfehle ich ihnen sicher nicht in die Schweiz zu kommen.
Wenn du aber eine, nach deiner Ansicht, nahezu totalitäre Situation abschalfen wolltest, in dem du Arbeitsplatzsicherheit unter DDR-Verhältnissen wieder einführen würdest, dann hättest du die Situation durch ein totalitäres System abgelöst. |
Arbeitsplatzsicherheit ist nur durch ein "totalitäres System" möglich?
Der Mann hat Assoziationen ...-
Da wird die Forderung nach Vollbeschäftigung schon von vorn herein durch die Drohung mit der roten Gefahr abgewürgt und diese dann auch gleich noch mit dem Faschismus in einen Topf geworfen.
Einfach beeindruckend, so eine BILD-Zeitungs-Polemik.
Agnost hat folgendes geschrieben: | Die Frage ist eher, wie muss das soziale Absicherungsnetz abgeändert werden, dass Arbeitgeber wieder mehr einstellen, und Arbeitnehmer sich freier fühlen zu kündigen oder besser noch eine Kündigung zu riskieren.
Und da schwebt mir das dänische System vor.
Dort kann ein Arbeitgeber, deswegen "gewissenlos" nach wirtschaftlicher Situation kündigen, weil er weiss, dass das Arbeitlosengeld so hoch ist, dass der Arbeitnehmer nicht absackt.
Dafür kommt es vor, dass der selbe Arbeitgeber nach vier Monaten den selben Arbeitnehmer wieder einstellt, weil der Auftragseingang angezogen hat.
Der Arbeitnehmer in einem solchen System wird widerum weniger kuschen, weil er weiss, dass eine Kündigung ihn nicht finanziell abmurkst.
Ich bin also nicht für weniger Staatsquote, sondern für eine andere Verwendung staatlicher Mittel.
In Deutschland (und ähnlich übrigens auch in der Schweiz) versickern zu viele staatlichen Gelder in der Bürokratie. |
Dänemark, das leuchtende Vorbild und letztes Rückzugsgebiet der alten Sozialdemokratie.
Das "Dänische System" oder auch das "Schwedische System" fiel aber nicht vom Himmel. In Dänemark sind heute ca. 75% der Lohnabhängigen gewerkschaftlich organisiert, in Deutschland dagegen nur 25%. Und das prägt auch den Charakter der jeweiligen Gewerkschaft, welche in Skandinavien entschieden mehr Druck machen können und dies auch gelegentlich tun.
Soziale Fortschritte gibt es nur durch Klassenkampf von unten.
Und selbst dadurch erlangte Reformen stehen minütlich zur Disposition, müssen immer wieder neu verteidigt werden, oft mit aller Härte. Sonst kippen sie wieder.
Dauerhaft geht mehr Demokratie nur durch Abschaffung des Kapital-Produktionsverhältnisses und dessen Ersetzung durch eine gesamtgesellschaftliche Verwaltung der wesentlichen Produktions- und Dienstleistungsbereiche.
Sozialismus besteht seinem Wesen nach in der immer weiter fortschreitenden allgemeinen und demokratischen Verwaltung über Sachen und nicht in der Festigung der Herrschaft des Menschen über den Menschen.
Der Faschismus dagegen verfolgt Letzeres, also genau das entgegen gesetzte.
Das ist der Knackpunkt und grundlegende Fehler der "Totalitarismus"-Doktrin.
Agnost hat folgendes geschrieben: | Dann bin ich wenn es um Deutschland geht für mehr Gewerbefreiheit.
Die zünftischen Privilegien für "Meister" gehören in den allermeisten Branchen weitgehend abgeschafft. (Ausser dem Recht auszubilden).
Denn wen ein Meister einen Auszubildenden nicht übernimmt, fällt der unterumständen gleich total aus der Arbeitswelt.
In der Schweiz kann ein ausgelernter Handwerker aber ganz legal auf eigene Rechnung ein Gewerbe eröffnen.
Und ich nehme an, dass bei der hohen schwarzarbeitsrate in Deutschland ein Bedarf nach legalisierten freischaffenden Handwerksgesellen vorhanden ist. |
Es lebe der freie Handwerker! Und der Staat halte seine schützende Hand über diesen Stand!
So uns Gott helfe!
Skeptiker |
Ja, ja die Dänen haben ja unheimliche Klassenkämpfe ausgefochten, träum deine bolschewistischen Fantasien weiter.
Zum Glück hört ihr nur euch selbst zu.
Sag mal, findest du den Jargon eigentlich attraktiv?
Oder können gewisse Bolschewiki und K-Grüppler nicht anders.
Der Unterschied zwischen dir und Peter H. ist, dass er in eigenen Sätzen schreiben kann.
Ich empfehle dir auch: Lies doch mal Adam Smith, das ist Marxens Unterbau auf dessen Schultern hat er über die nächste Erkenntnishürde geschaut und befass dich mal weniger mit Hegel, der war nämlich nur der Ueberbau. in dessen wolkigen Höhen sich Marxens Blick vernebelte.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#848038) Verfasst am: 28.10.2007, 16:50 Titel: |
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Zitat: | Entfremdung des Arbeiters von seiner Arbeit und deren Produkt hat mit Hegel überhaupt nichts zu tun. Streng genommen nicht mal notwendig mit Marx.
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Nicht das ich mich auskennen würde, Tarvoc, aber "Entfremdung des Arbeiters" + "Hegel" bei Google, liefert zahlreiche Artikel, die Zusammenhänge en masse herstellen... und eben durchaus genau den angesprochenen
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#848095) Verfasst am: 28.10.2007, 18:08 Titel: |
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Ich bin über den Begriff Entfremdung in Hegels "Phänomenologie des Geistes" gestolpert. Dort ist er so gehalten, dass m.W. die Menschen ihr (Entfremdung) ziemlich unentrinnbar ausgeliefert ist, wie eine Art babylonische Gefangenschaft, während Marx, bezugnehmend auf die Produktionsverhältnisse, einen entsprechenden "Auszug" bereit hält ,nämlich durch Aufhebung dieser.
Von "prähegelschen", also früheren Philosophen, ist mir indes nicht bekannt, dass sie einen entsprechenden Begriff prägten, sowie darüber befanden. Mithin dürfte H. der Stammvater sein.
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#848229) Verfasst am: 28.10.2007, 20:18 Titel: |
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Offengestanden,
ich mit meinen zwei linken Händen bin ja froh, wenn ich von meinen Produkten mich entfremden kann, wenn ich entfremdete Produkte von anderen dafür erhalten kann.
Ich würde wohl im Winter erfrieren, wenn ich meine Kleider selbst herstellen müsste und mein Haus selber ziegeln und decken.
Das aber tatsächlich viele Menschen eine Arbeit machen müssen, die ich niemals machen möchte, auch wenn ich sie könnte, ist eine traurige Tatsache.
Das viele dieser Tätigkeiten dann auch noch mit wenig Geld gelöhnt und mit wenig Prestige behaftet sind, könnte auch mich zum Kommunisten machen.
Nur haben die 4O-7O Jahre diverser realsozialistischer Experimente durch "Kommunistische Avantgarden-Diktatur" nicht bewiesen, dass solche miesen Jobs entweder "besser" werden oder wenigstens ordentlich entöhnt und gleich geachtet werden, wie die besseren Jobs.
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Tarvoc Holy shit, 4 decades already.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44759
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(#848258) Verfasst am: 28.10.2007, 20:43 Titel: |
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Agnost hat folgendes geschrieben: | Offengestanden, ich mit meinen zwei linken Händen bin ja froh, wenn ich von meinen Produkten mich entfremden kann, wenn ich entfremdete Produkte von anderen dafür erhalten kann. |
Es geht doch darum, wo der Mehrwert von dem Produkt des Arbeiters hinfließt.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustand, in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#848296) Verfasst am: 28.10.2007, 21:30 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Agnost hat folgendes geschrieben: | Offengestanden, ich mit meinen zwei linken Händen bin ja froh, wenn ich von meinen Produkten mich entfremden kann, wenn ich entfremdete Produkte von anderen dafür erhalten kann. |
Es geht doch darum, wo der Mehrwert von dem Produkt des Arbeiters hinfließt. |
Am besten in meine beiden linken Hände.
Bei ner Mehrwertssteuer von 19% landet sehr viel beim Staat.
Denn die Mehrwertssteuer ist im Grunde eine Steuer auf manuelle, geistige oder verbale Arbeit.
Ein grosser Anteil landet bei der Firmenbürokratie gemäss Hierarchie und dann ein Teil beim Eigenkapital, ein weiterer Teil wird als Dividende ausbezahlt, und ein anderer geht als Gewinnsteuer zum Staat.
Dorthin wird der Mehrwert entfremdet.
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#848307) Verfasst am: 28.10.2007, 21:47 Titel: |
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Was bedeutet Entfremdung? Nach Marx ist er gesellschaftlicher Natur und bezieht sich auf die Menschen, insbesondere auf die Arbeiter in einer kapitalistischen Gesellschaft. Das Produkt, dass er schafft, gehört nicht dem Werktätigen, sondern vielmehr dem Kapitalisten. Dadurch ist der Arbeiter seinem Werk entfremdet. Auch die Produktionsmittel, die er benutzt, treten ihm als f/Fremde gegenüber. Er arbeitet also mit fremden Werkzeugen, für fremde Rechnung unter einem fremden Kommando. Daher kann er sich nicht in der Arbeit verwirklichen, ist also fremdbestimmt und so an der Entfaltung seiner Individualität gehindert. Das Verhältnis zu den Kollegen ist inhuman, also seines natürlichen Inhalts beraubt, da diese ja Konkurrenten sind. Am Arbeitsplatz herrscht eine eiserne Disziplin, so dass sich der Lohnabhängige hilflos und ohnmächtig fühlt. Also kein eigenes Gestalten, sondern der Lohnabhängige wird gestaltet, bedingt durch Ausbeutung und Unterdrückung.
Und dies sagt Marx dazu: "Der Arbeiter wird um so ärmer, je mehr Reichtum er produziert, je mehr seine Produktion an Macht und Umfang zunimmt. Der Arbeiter wird eine umso wohlfeilere Ware, je mehr Waren er schafft. Mit der Verwertung der Sachenwelt nimmt die Entwertung der Menschenwelt in direktem Verhältnis zu. Die Arbeit produziert nicht nur Waren; sie produziert sich selbst und den Arbeiter als eine Ware, und zwar in dem Verhältnis, in welchem sie selbst Waren produziert. - Dies Faktum drückt nichts weiter aus als: der Gegenstand, den die Arbeit produziert, ihr Produkt, tritt ihn als ein fremdes Wesen, als eine von den Produzenten unabhängige Macht gegenüber. Das Produkt der Arbeit ist die Arbeit, die sich in einem Gegenstand fixiert, sachlich gemacht hat, es ist die Vergegenständlichung der Arbeit. Die Verwirklichung der Arbeit ist ihre Vergegenständlichung. . Diese Verwirklichung der Arbeit erscheint in dem nationalökonomischen Zutand als Entwirklichung des Arbeiters, die Vergegenständlichung als Verlust und Gegenstand und Knechtschaft des Gegenstandes, die Aneignung als Entfremdung, als Entäußerung... Die Vergegenständlichung erscheint so sehr als Verlust des Gegenstandes, der notwendigsten Gegenstände, nicht nur des Lebens, sondern auch der Arbeitsgegenstände, beraubrt ist. Ja, die Arbeit selbst wird zu einem Gegenstand, dessen er nur mit der größten Anstrengung und mit den unregelmäßigsten Unterbrechungen sich bemächtigen kann. Die Aneignung des Gegenstandes rscheint so sehr als Entfremdung, dass, je mehr Gegenstände der Arbeiter produziert, er umso weniger besitzen kann und um so mehr unter die Herrschaft seines Produktes, des Kapitals gerät. - In der Bestimmung, dass der Arbeiter zum Produkt seiner Arbeit als einem fremden Gegenstand sich verhält, liegen all diese Konsequenzen." (MEW I, S.511)
Nun sollte eigentlich noch der Warenfetischismus aufgeführt werden, auf dass so der Begriff Entfremdung allseitig beleuchtet werde, dies jedoch ein ander Mal.
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