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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
Anmeldungsdatum: 23.01.2004 Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden
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(#2307882) Verfasst am: 29.09.2024, 20:21 Titel: |
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Neueste Forschungsergebnisse legen nahe: Alles, was auf Erden kreucht und fleucht, stammt von einem Einzeller ab, der vor 4,2 Milliarden Jahren lebte, nur wenige hundert Millionen Jahre nach der Entstehung der Erde. Und diese letzte gemeinsame Stammform aller heute existierenden Arten, die Biologen LUCA tauften (das Akronym für den englischen Ausdruck last universal common ancestor), unterschied sich gar nicht so sehr von heutigen Bakterien. Zudem lebte sie in einem Ökosystem, in dem es von anderen Lebensformen und Viren nur so wimmelte.
Geht man davon aus, dass es vor 4,4 Mrd. Jahren erstmals flüssiges Wasser auf der Erde gab, vollzog sich die Lebensentstehung innerhalb eines verblüffend kurzen geologischen Zeitintervalls von vielleicht 150 Millionen Jahren. Wie sich das so rasch abspielen konnte ist eine interessante Frage, es bleibt spannend.
https://www.ag-evolutionsbiologie.de/html/2024/LUCA-letzter-gemeinsamer-vorfahr.html
Illustration: Der Stammbaum des Lebens: Von LUCA bis "Lucy". Quelle: Jean-Pierre DALBÉRA, "Espèces, la maille du vivant (Musée des Confluences, Lyon)", flickr.com/photos/dalbera/23676386610, CC BY 2.0.
_________________ "Science is a candle in the dark." - Carl Sagan
www.ag-evolutionsbiologie.de
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26436
Wohnort: im Speckgürtel
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(#2307890) Verfasst am: 30.09.2024, 11:52 Titel: |
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Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | Neueste Forschungsergebnisse legen nahe: Alles, was auf Erden kreucht und fleucht, stammt von einem Einzeller ab, der vor 4,2 Milliarden Jahren lebte, nur wenige hundert Millionen Jahre nach der Entstehung der Erde. Und diese letzte gemeinsame Stammform aller heute existierenden Arten, die Biologen LUCA tauften (das Akronym für den englischen Ausdruck last universal common ancestor), unterschied sich gar nicht so sehr von heutigen Bakterien. Zudem lebte sie in einem Ökosystem, in dem es von anderen Lebensformen und Viren nur so wimmelte. .... | fett von mir
Irgendwie riecht das so, wie Du es formulierst, nach Genesis:
Gott schuf Adam und Eva, aber als sie aus dem Paradis vertrieben wurden, fand Kain da sofort eine Frau.
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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narr workingglass

Anmeldungsdatum: 02.01.2009 Beiträge: 3884
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(#2307896) Verfasst am: 30.09.2024, 19:46 Titel: |
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fwo hat folgendes geschrieben: | Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | Neueste Forschungsergebnisse legen nahe: Alles, was auf Erden kreucht und fleucht, stammt von einem Einzeller ab, der vor 4,2 Milliarden Jahren lebte, nur wenige hundert Millionen Jahre nach der Entstehung der Erde. Und diese letzte gemeinsame Stammform aller heute existierenden Arten, die Biologen LUCA tauften (das Akronym für den englischen Ausdruck last universal common ancestor), unterschied sich gar nicht so sehr von heutigen Bakterien. Zudem lebte sie in einem Ökosystem, in dem es von anderen Lebensformen und Viren nur so wimmelte. .... | fett von mir
Irgendwie riecht das so, wie Du es formulierst, nach Genesis:
Gott schuf Adam und Eva, aber als sie aus dem Paradis vertrieben wurden, fand Kain da sofort eine Frau. |
Woran meinst du diesen Geruch erkennen zu können? Ein postuliertes Paradies kann ich hier nicht riechen.
_________________ Bestand hat nur der Wandel
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26436
Wohnort: im Speckgürtel
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(#2307902) Verfasst am: 30.09.2024, 20:34 Titel: |
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narr hat folgendes geschrieben: | fwo hat folgendes geschrieben: | Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | Neueste Forschungsergebnisse legen nahe: Alles, was auf Erden kreucht und fleucht, stammt von einem Einzeller ab, der vor 4,2 Milliarden Jahren lebte, nur wenige hundert Millionen Jahre nach der Entstehung der Erde. Und diese letzte gemeinsame Stammform aller heute existierenden Arten, die Biologen LUCA tauften (das Akronym für den englischen Ausdruck last universal common ancestor), unterschied sich gar nicht so sehr von heutigen Bakterien. Zudem lebte sie in einem Ökosystem, in dem es von anderen Lebensformen und Viren nur so wimmelte. .... | fett von mir
Irgendwie riecht das so, wie Du es formulierst, nach Genesis:
Gott schuf Adam und Eva, aber als sie aus dem Paradis vertrieben wurden, fand Kain da sofort eine Frau. |
Woran meinst du diesen Geruch erkennen zu können? Ein postuliertes Paradies kann ich hier nicht riechen. |
An den vielen anderen Lebensformen, die anscheinend parallel zum Urviech lebten. So ähnlich wie die Leute, die parallel zu Adam und Eva lebten, damit der Kain gleich ne Frau bekam.
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Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46730
Wohnort: Stuttgart
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(#2307904) Verfasst am: 30.09.2024, 20:56 Titel: |
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fwo hat folgendes geschrieben: | narr hat folgendes geschrieben: | fwo hat folgendes geschrieben: | Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | Neueste Forschungsergebnisse legen nahe: Alles, was auf Erden kreucht und fleucht, stammt von einem Einzeller ab, der vor 4,2 Milliarden Jahren lebte, nur wenige hundert Millionen Jahre nach der Entstehung der Erde. Und diese letzte gemeinsame Stammform aller heute existierenden Arten, die Biologen LUCA tauften (das Akronym für den englischen Ausdruck last universal common ancestor), unterschied sich gar nicht so sehr von heutigen Bakterien. Zudem lebte sie in einem Ökosystem, in dem es von anderen Lebensformen und Viren nur so wimmelte. .... | fett von mir
Irgendwie riecht das so, wie Du es formulierst, nach Genesis:
Gott schuf Adam und Eva, aber als sie aus dem Paradis vertrieben wurden, fand Kain da sofort eine Frau. |
Woran meinst du diesen Geruch erkennen zu können? Ein postuliertes Paradies kann ich hier nicht riechen. |
An den vielen anderen Lebensformen, die anscheinend parallel zum Urviech lebten. So ähnlich wie die Leute, die parallel zu Adam und Eva lebten, damit der Kain gleich ne Frau bekam. |
Die hatte wohl irgend einen andern Gott erschaffen.
Das ist eine Frage für einen Theologe, die wissen auf alles eine Antwort.
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
Anmeldungsdatum: 23.01.2004 Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden
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(#2307906) Verfasst am: 01.10.2024, 06:32 Titel: |
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fwo hat folgendes geschrieben: | narr hat folgendes geschrieben: | fwo hat folgendes geschrieben: | Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | Neueste Forschungsergebnisse legen nahe: Alles, was auf Erden kreucht und fleucht, stammt von einem Einzeller ab, der vor 4,2 Milliarden Jahren lebte, nur wenige hundert Millionen Jahre nach der Entstehung der Erde. Und diese letzte gemeinsame Stammform aller heute existierenden Arten, die Biologen LUCA tauften (das Akronym für den englischen Ausdruck last universal common ancestor), unterschied sich gar nicht so sehr von heutigen Bakterien. Zudem lebte sie in einem Ökosystem, in dem es von anderen Lebensformen und Viren nur so wimmelte. .... | fett von mir
Irgendwie riecht das so, wie Du es formulierst, nach Genesis:
Gott schuf Adam und Eva, aber als sie aus dem Paradis vertrieben wurden, fand Kain da sofort eine Frau. |
Woran meinst du diesen Geruch erkennen zu können? Ein postuliertes Paradies kann ich hier nicht riechen. |
An den vielen anderen Lebensformen, die anscheinend parallel zum Urviech lebten. So ähnlich wie die Leute, die parallel zu Adam und Eva lebten, damit der Kain gleich ne Frau bekam. |
Nun, LUCA war nicht die erste Lebensform, die existierte, sondern die letzte gemeinsame Stammform aller heute existierenden Arten. Davor gab es massenhaft Lebensformen, aber noch keinen Vertreter der heutigen Domänen (Bakterien, Archaeen, Eukaryoten). Es wäre zudem seltsam wenn man annähme, ein bakterienähnlicher Organismus mit 2600 Genen hätte keine komplexe Evolution hinter sich, meinst Du nicht?
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26436
Wohnort: im Speckgürtel
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(#2307911) Verfasst am: 01.10.2024, 13:22 Titel: |
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Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | ....
Nun, LUCA war nicht die erste Lebensform, die existierte, sondern die letzte gemeinsame Stammform aller heute existierenden Arten. Davor gab es massenhaft Lebensformen, aber noch keinen Vertreter der heutigen Domänen (Bakterien, Archaeen, Eukaryoten). Es wäre zudem seltsam wenn man annähme, ein bakterienähnlicher Organismus mit 2600 Genen hätte keine komplexe Evolution hinter sich, meinst Du nicht? |
Das meine ich tatsächlich auch. Deshalb hätte ich Deinen letzten Satz um den Nebensatz ", die aber anscheinend dem Konkurrenzdruck von LUCA nicht gewachsen waren" ergänzt, um diese Ähnlichkeit mit der Genesis gar nicht erst aufkommen zu lassen.
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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
Anmeldungsdatum: 23.01.2004 Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden
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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
Anmeldungsdatum: 23.01.2004 Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden
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(#2308075) Verfasst am: 15.10.2024, 13:34 Titel: |
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BTW: Lustigerweise ermöglichten die Kollagen-Reste des Tyrannosaurus-Exemplars die Bestimmung der Aminosäure-Sequenz und den Abgleich mit der Sequenz bei Vögeln. Die Untersuchung führte zu genau dem Stammbaum, der zuvor schon anhand morphologischer Merkmale erstellt wurde (ORGAN et al. 2008). Und die Auswertung der Sequenz-Unterschiede über die bekannte Mutationsrate würde zu einem geologischen Alter führen, welches Binder in seiner Argumentation bestreitet!
ORGAN, C.L.; SCHWEITZER, M.H.; ZHENG, W. et al. (2008) Molecular phylogenetics of mastodon and Tyrannosaurus rex. Science 320, S. 499.
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Lamarck Radikaler Konstruktivist
Anmeldungsdatum: 28.03.2004 Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main
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(#2308098) Verfasst am: 16.10.2024, 19:36 Titel: |
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Hi Darwin Upheaval!
Still alive - just like the creationism thread! Als Survival-Kit mag ein kleines KI-Experiment dienlich sein:
Prompt 1 hat folgendes geschrieben: |
Bitte erstelle mir ein Aufgabenblatt für Schülerinnen und Schüler (SuS) der Oberstufe zum Thema „Bedeutung der Evolution“. Der Titel sollte lauten „Was bedeutet Evolution?“. Daran schließt sich ein informativer Text mit Kapitelüberschriften an, der sich kritisch mit dem Thema - der Bedeutung des Wortes Evolution und seiner wandelnden Begriffsgeschichte in Natur- und Kulturwissenschaft - auseinandersetzt. Ergänze diesen Text mit einigen Multiple-Choice-Fragen. Schließe diesen Text mit den richtigen Antworten ab. Formatiere den Text in HTML und hebe die Überschriften entsprechend hervor.
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GPT-4o hat folgendes geschrieben: |
Was bedeutet Evolution?
Der Begriff „Evolution“ ist in der modernen Naturwissenschaft tief verankert. Seine Ursprünge liegen im 19. Jahrhundert und er bezieht sich auf den Prozess, durch den Lebewesen sich im Laufe der Zeit verändern. Evolution erklärt die Anpassung von Arten an ihre Umwelt und die Entstehung neuer Arten. Die Bedeutung und der Einsatz dieses Begriffs haben sich jedoch im Laufe der Geschichte verändert, und er hat auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften an Bedeutung gewonnen. In diesem Text wird die Entwicklung des Evolutionsbegriffs in verschiedenen Disziplinen kritisch beleuchtet.
1. Evolution in der Naturwissenschaft
In den Naturwissenschaften, insbesondere der Biologie, beschreibt Evolution den Prozess der natürlichen Selektion, bei dem genetische Merkmale, die das Überleben und die Fortpflanzung von Organismen begünstigen, über Generationen hinweg weitergegeben werden. Charles Darwins „Theorie der natürlichen Selektion“ war revolutionär, weil sie den Mechanismus beschrieb, durch den sich das Leben auf der Erde über Jahrmillionen entwickelt hat. Der Evolutionsbegriff ist seither ein zentrales Element der modernen Biologie.
2. Evolution in der Kulturwissenschaft
Während Evolution ursprünglich ein naturwissenschaftlicher Begriff war, wurde er im Laufe des 20. Jahrhunderts auch auf die Kulturwissenschaft übertragen. So sprechen Kulturwissenschaftler von der „kulturellen Evolution“, um den Wandel von Traditionen, Institutionen und Ideologien im Laufe der Geschichte zu beschreiben. Die Idee der Evolution in der Kulturwissenschaft ist jedoch umstritten, da kulturelle Veränderungen oft weniger vorhersehbar und planbar sind als biologische Veränderungen.
3. Kritik am Evolutionsbegriff
Der Evolutionsbegriff ist nicht ohne Kritik. In den Sozialwissenschaften, insbesondere im frühen 20. Jahrhundert, wurden evolutionäre Theorien verwendet, um soziale Ungleichheiten zu rechtfertigen. Der sogenannte „Sozialdarwinismus“ missbrauchte Darwins Ideen, um Klassenunterschiede und Rassentheorien zu stützen. Auch heute wird der Begriff „Evolution“ in politischen und ideologischen Debatten manchmal verwendet, um soziale Entwicklungen als „natürlich“ oder „unausweichlich“ darzustellen.
4. Wandel des Evolutionsbegriffs
Im Laufe der Geschichte hat sich die Bedeutung des Evolutionsbegriffs gewandelt. Während er in der Biologie als eine Theorie mit hohem Erklärungswert gilt, ist er in den Geistes- und Sozialwissenschaften oft kritischer betrachtet worden. Hier ist es wichtig, den Begriff in seinem historischen Kontext zu verstehen und seine unterschiedliche Verwendung in verschiedenen Disziplinen zu erkennen.
Multiple-Choice-Fragen
Welche Wissenschaft prägte den Begriff „Evolution“ zuerst?
a) Kulturwissenschaft
b) Soziologie
c) Biologie
d) Physik
Welcher Wissenschaftler gilt als Begründer der Theorie der natürlichen Selektion?
a) Isaac Newton
b) Charles Darwin
c) Albert Einstein
d) Gregor Mendel
Was wird mit dem Begriff „kulturelle Evolution“ beschrieben?
a) Die Anpassung von Tieren an ihre Umgebung
b) Der Wandel von Traditionen und Ideen in der Gesellschaft
c) Der technische Fortschritt
d) Der Verlauf der menschlichen Geschichte
Was ist eine zentrale Kritik am Evolutionsbegriff in den Sozialwissenschaften?
a) Er wird missbraucht, um soziale Ungleichheiten zu rechtfertigen.
b) Er ist wissenschaftlich nicht haltbar.
c) Er beschreibt nur technische Fortschritte.
d) Er ist auf die Biologie beschränkt und hat keine kulturelle Bedeutung.
Antworten
c) Biologie
b) Charles Darwin
b) Der Wandel von Traditionen und Ideen in der Gesellschaft
a) Er wird missbraucht, um soziale Ungleichheiten zu rechtfertigen.
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So würde der Text am Ende aussehen, wenn er in einem Browser oder einem Texteditor angezeigt wird, der HTML unterstützt.
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Sprachlich gar nicht mal so schlecht. Ich könnte das Thema so unterkomplex-verständlich gar nicht behandeln...
Cheers,
Lamarck
_________________ „Nothing in Biology makes sense, except in the light of evolution.” (Theodosius Dobzhansky)
„If you can’t stand algebra, keep out of evolutionary biology.” (John Maynard Smith)
„Computers are to biology what mathematics is to physics.” (Harold Morowitz)
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Lamarck Radikaler Konstruktivist
Anmeldungsdatum: 28.03.2004 Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main
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(#2308100) Verfasst am: 16.10.2024, 19:49 Titel: |
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Hi Darwin Upheaval!
Hier nun der Gegenstand nach KI-Überarbeitung:
GPT-4o hat folgendes geschrieben: |
Überarbeiteter Text: "Was bedeutet Evolution?"
Einführung
Der Begriff „Evolution“ stammt aus dem Lateinischen „evolvere“, was „entwickeln“ oder „ausrollen“ bedeutet. Obwohl dieser Ausdruck bereits im 17. Jahrhundert existierte, war er ursprünglich nicht mit der heutigen biologischen Evolutionstheorie verknüpft, sondern hatte eine allgemeinere Bedeutung. Erst im 19. Jahrhundert erfuhr das Wort im Kontext der Naturwissenschaften eine präzise Definition.
Evolution als Wachstumsprozess
Im 17. und 18. Jahrhundert war die Präformationslehre eine weit verbreitete Vorstellung in der Biologie. Nach dieser Theorie, die auf den griechischen Philosophen Anaxagoras zurückgeht, waren die Merkmale aller Organismen seit Beginn der Schöpfung bereits im Ei oder Spermium präformiert. Die Entwicklung eines Lebewesens wurde als bloßes „Ausrollen“ (evolvieren) dieser vorgeformten Strukturen angesehen.
Ein berühmtes Beispiel dieser Vorstellung findet sich in den Zeichnungen des niederländischen Gelehrten Nicolas Hartsoeker (1656–1725). In seinen Darstellungen sind die Köpfe der Spermien mit kleinen Menschenkörpern (Homunculi) ausgestattet, die sich im Laufe der Schwangerschaft nur „ent-wickeln“ mussten. Diese Theorie ging davon aus, dass die Arten unveränderlich und vor wenigen Jahrtausenden durch göttliche Schöpfung in ihrer heutigen Form entstanden seien.
Evolution als Entstehung neuer Arten
Mit der Veröffentlichung von Charles Darwins „On the Origin of Species“ (1859) wurde die Grundlage für die moderne Evolutionstheorie geschaffen. Darwin führte den Mechanismus der natürlichen Selektion ein, der erklärt, wie Arten sich im Laufe der Zeit verändern. Obwohl Darwin den Begriff „Evolution“ in den ersten Ausgaben seines Werkes nicht verwendete, etablierte sich das Konzept der „Abstammung mit Modifikation“ als Kernelement seiner Theorie.
Es war Herbert Spencer, der 1864 den Begriff „Evolution“ zur Beschreibung des graduellen Wandels von Arten und ihrer Abstammungslinien verwendete. Diese stammesgeschichtliche Entwicklung wird heute als Phylogenese bezeichnet (griechisch „génesis“ = Entstehung, „phýlon“ = Stamm). Demgegenüber steht die Ontogenese, die die Entwicklung eines Individuums von der Befruchtung bis zum Tod beschreibt.
Evolution als universaler Prozess
Heutzutage findet der Begriff „Evolution“ nicht nur in der Biologie Anwendung, sondern auch in anderen Wissenschaften, die sich mit historischen Entwicklungen beschäftigen, wie z.B. der Physik, Chemie, Soziologie und Kulturwissenschaft. Begriffe wie kosmische, galaktische, stellare oder kulturelle Evolution beschreiben jeweils Entwicklungsprozesse auf verschiedenen Ebenen der Materie und Gesellschaft.
Die Vorstellung eines universalen Evolutionsprozesses ermöglicht es, die Entstehung von immer komplexeren Strukturen zu erklären, angefangen von der Entstehung von Atomen aus dem ursprünglichen Quark-Gluon-Plasma des Urknalls bis hin zur Entwicklung von Leben und Kultur. Diese Evolution ist das Ergebnis eines Wechselspiels zwischen zufälligen Veränderungen und systematischen Selektionsprozessen.
Interdisziplinäre Bedeutung der Evolution
Der Evolutionsgedanke ist heute ein zentrales Konzept, das in den Naturwissenschaften, aber auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften, von großer Bedeutung ist. Evolution beschreibt das Entstehen von Neuem und Komplexem durch die Kombination von Zufall und Notwendigkeit. Dieser Prozess, der als diachrone Emergenz bezeichnet wird, führt zur Entstehung von Systemen mit neuen Eigenschaften, die sich nicht allein aus ihren Bestandteilen erklären lassen.
Im Laufe der kosmischen Geschichte gab es mehrere Phasen evolutionärer Entwicklung. So führten die Prozesse der Sternentstehung und die Bildung schwerer Elemente zur Entstehung von Planetensystemen, welche schließlich die chemischen und physikalischen Voraussetzungen für die Entstehung von Leben schufen.
Fazit: Evolution als Fundament der Wissenschaft
Der Evolutionsbegriff ist für viele wissenschaftliche Disziplinen von grundlegender Bedeutung, da er es ermöglicht, die gegenwärtigen Zustände der Welt aus vergangenen Entwicklungen abzuleiten, ohne auf teleologische oder übernatürliche Erklärungen zurückgreifen zu müssen. Evolution erklärt die Vielfalt und Komplexität der Natur sowie der menschlichen Kultur als Ergebnis eines historischen Prozesses, der durch natürliche Gesetze bestimmt wird.
Quellen:
Jahn, I., Löther, R. & Senglaub, K. (1982). Geschichte der Biologie. Theorien, Methoden, Institutionen und Kurzbiographien. VEB Gustav Fischer Verlag, Jena, 210ff.
Salwini-Plawen, L. (2007). Zur Geschichte der biologischen Theorie der Evolution. Denisia 20, 7-22.
Spencer, H. (1864). The Principles of Biology, Vol 1. Williams and Norgate, London.
Vollmer, G. (2014). Zur Tragweite des Evolutionsgedankens in der Wissenschaften und in der Philosophie. In: Neukamm, M. (Hg.) Darwin Heute. Evolution als Leitbild in den modernen Wissenschaften (pp. 13-50). WBG, Darmstadt.
Didaktischer Kommentar: Die überarbeitete Version hebt die didaktische Struktur des Textes hervor, indem sie komplexe Konzepte wie Phylogenese und Ontogenese klar voneinander abgrenzt und gleichzeitig den universalen Charakter der Evolution betont. Der Text ist in klaren Abschnitten gegliedert, die den Lernenden helfen, die Entwicklung des Evolutionsbegriffs sowie seine Bedeutung in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen zu erfassen. Er bietet eine klare, historische Einordnung und vermeidet überflüssige Fachbegriffe, um das Verständnis zu erleichtern.
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Wenn auch nach einem Lehrtext nicht gefragt wurde, gibt die KI dennoch in einem didaktischen Kommentar an, warum sie das gemacht hat, was sie gemacht hat!
Cheers,
Lamarck
_________________ „Nothing in Biology makes sense, except in the light of evolution.” (Theodosius Dobzhansky)
„If you can’t stand algebra, keep out of evolutionary biology.” (John Maynard Smith)
„Computers are to biology what mathematics is to physics.” (Harold Morowitz)
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Lamarck Radikaler Konstruktivist
Anmeldungsdatum: 28.03.2004 Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main
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(#2308102) Verfasst am: 16.10.2024, 20:05 Titel: |
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Hi Darwin Upheaval!
Und zum Kontrast: Was macht die KI, wenn sie frei loslegt?
Prompt 3 hat folgendes geschrieben: |
Bitte schreibe einen Blogbeitrag mit dem Titel „Was bedeutet der Begriff Evolution“. Versehe diesen Text mit Kapitelüberschriften. Gliedere diesen Text in Abschnitte wie Einleitung, Kapitel und Schluss. Der Text sollte wissenschaftlich korrekt, aber originell sein!
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GPT-4o hat folgendes geschrieben: |
Was bedeutet der Begriff Evolution?
Ein wissenschaftlich fundierter Überblick
Einleitung
Der Begriff „Evolution“ ist allgegenwärtig, sei es in der Biologie, den Sozialwissenschaften oder sogar in der Popkultur. Doch was steckt wirklich hinter diesem Wort? Ursprünglich aus dem Lateinischen „evolvere“ stammend, was „entwickeln“ oder „ausrollen“ bedeutet, hat der Evolutionsbegriff im Laufe der Zeit eine enorme Wandlung durchgemacht. In diesem Blogbeitrag möchten wir uns mit den verschiedenen Facetten und Bedeutungen des Begriffs „Evolution“ auseinandersetzen und beleuchten, wie dieser Begriff von einem simplen Wachstumsvorgang zur Erklärung der Entstehung des Lebens und des Universums geworden ist.
1. Die historische Herkunft des Begriffs Evolution
Der Begriff „Evolution“ wurde erstmals im 17. Jahrhundert verwendet und bezog sich auf Entwicklungsprozesse, die wir heute eher als Wachstumsprozesse beschreiben würden. In der Präformationslehre glaubte man, dass alle Lebewesen bereits präformiert in Eizellen oder Spermien vorhanden seien und sich lediglich „ausrollen“ oder „entfalten“ müssten. Diese Sichtweise spiegelte die damalige Vorstellung von einer unveränderlichen, göttlich geschaffenen Natur wider, in der neue Arten nicht entstehen konnten, sondern lediglich das bereits Vorhandene „entwickelt“ wurde.
Die „Evolution“ in diesem Sinne war also nicht das, was wir heute unter dem Begriff verstehen. Sie beschrieb nur die Individualentwicklung eines Organismus, nicht jedoch den Prozess, durch den neue Arten im Laufe der Zeit entstehen.
2. Evolution als biologische Theorie
Mit der Veröffentlichung von Charles Darwins bahnbrechendem Werk On the Origin of Species im Jahr 1859 änderte sich die Bedeutung des Begriffs grundlegend. Darwin stellte die Theorie der natürlichen Selektion vor, die besagt, dass Lebewesen, die besser an ihre Umwelt angepasst sind, eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, zu überleben und sich fortzupflanzen. Dieser Prozess führt über Generationen hinweg zur Anpassung von Arten an ihre Umgebung und kann zur Entstehung neuer Arten führen.
Evolution, wie wir sie heute in der Biologie verstehen, beschreibt einen langfristigen, genetisch bedingten Wandel in Populationen. Es handelt sich nicht mehr um eine simple „Entwicklung“ eines Organismus, sondern um eine Veränderung auf Artenebene, getrieben durch Mutation, Selektion, Gendrift und Rekombination.
Interessanterweise verwendete Darwin den Begriff „Evolution“ in den ersten Auflagen seines Hauptwerks gar nicht. Er bevorzugte stattdessen Begriffe wie „descent with modification“ (Abstammung mit Veränderung). Erst später etablierte sich „Evolution“ als Oberbegriff für seine Theorie und die biologische Entwicklungsgeschichte.
3. Evolution über die Biologie hinaus: Ein universelles Konzept
Im Laufe des 20. Jahrhunderts hat der Begriff „Evolution“ jedoch eine weitere Ausdehnung erfahren. Er wurde nicht nur als Erklärung für biologische Prozesse verwendet, sondern auch für kulturelle und kosmische Entwicklungen. So spricht man heute von der Evolution des Universums, bei der aus einem anfänglichen Zustand des Chaos zunehmend komplexere Strukturen wie Galaxien, Sterne und Planeten entstanden. In der Chemie beschreibt man die Evolution chemischer Elemente und Moleküle, die letztlich zur Entstehung von Leben führten.
Auch in den Geisteswissenschaften ist der Evolutionsbegriff angekommen. So verwenden Soziologen und Anthropologen den Begriff der „kulturellen Evolution“, um zu erklären, wie menschliche Gesellschaften sich im Laufe der Zeit verändern und weiterentwickeln. Hierbei handelt es sich nicht um genetische Veränderungen, sondern um den kontinuierlichen Wandel von Traditionen, Institutionen und Werten.
4. Evolution als philosophisches Prinzip
Über die rein naturwissenschaftlichen Disziplinen hinaus hat die Evolution auch Eingang in die Philosophie gefunden. Einige Philosophen, wie der deutsche Evolutionsphilosoph Gerhard Vollmer, argumentieren, dass der Evolutionsgedanke ein fundamentales Prinzip ist, das nicht nur die biologische Vielfalt, sondern auch die Struktur des gesamten Universums und sogar die Entwicklung des menschlichen Bewusstseins erklären kann.
Die Evolution ist nicht nur ein Prozess, der vergangene Veränderungen beschreibt, sondern auch ein Weg, die Zukunft zu verstehen. So ist das menschliche Gehirn selbst das Produkt einer langen evolutionären Entwicklung und ermöglicht es uns, durch kreative Problemlösungen und technologische Innovationen die Umwelt aktiv zu gestalten. Evolution wird so zu einem Modell, das sowohl biologische als auch geistige und kulturelle Entwicklungen umfasst.
Schluss: Evolution als allgegenwärtiges Prinzip
Evolution ist weit mehr als eine bloße Theorie, die die Entstehung von Arten erklärt. Sie ist ein universelles Prinzip, das Prozesse des Wandels und der Entwicklung auf allen Ebenen der Existenz beschreibt – von der Entstehung der Materie bis hin zur Entwicklung menschlicher Gesellschaften. Sie zeigt uns, dass alles, was existiert, einem ständigen Wandel unterworfen ist, getrieben von einem Wechselspiel zwischen Zufall und Notwendigkeit.
Während Evolution in der Biologie ihre bedeutendste Anwendung findet, hat sie in vielen anderen Disziplinen ebenfalls immense Bedeutung. Sie lehrt uns, die Welt um uns herum nicht als statisch zu betrachten, sondern als ein dynamisches System, das sich kontinuierlich verändert und weiterentwickelt. Der Begriff „Evolution“ hat somit eine universelle Gültigkeit erlangt und bleibt eine der spannendsten und wichtigsten Ideen der modernen Wissenschaft.
Fazit: Der Begriff „Evolution“ mag einfach erscheinen, doch er birgt eine tiefe und weitreichende Bedeutung. Von biologischen Mechanismen über kulturellen Wandel bis hin zu kosmischen Prozessen – Evolution ist überall und prägt unser Verständnis der Welt maßgeblich.
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Hier hat die KI nun unabhängig Gerhard Vollmer erwähnt. Mit "wissenschaftlich fundiert" erwarte ich allerdings ein höheres Niveau. Von einem Prompt "Schreibe mir ein Paper" sehe ich deshalb ab...
Cheers,
Lamarck
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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
Anmeldungsdatum: 23.01.2004 Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden
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(#2308168) Verfasst am: 18.10.2024, 22:10 Titel: Designfehler / Unintelligentes Design |
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Unter den Top 10 der am meisten besuchten AG-Seiten befindet sich ferner dieser Text:
Das Argument der Designfehler (unintelligentes Design)
Warum sich der Eindruck von Schöpfung in der Evolution verflüchtigt
(Teil 2 der Besprechungsreihe)
https://www.ag-evolutionsbiologie.de/html/2021/evolution-designfehler-unintelligentes-design.html
Fazit von Mahner & Bunge (2000, S. 342)
Zitat: | "Während optimale Passung auch als Beleg für teleologische Ansätze … gewertet werden kann, können suboptimale Performance, Konstruktionsdefekte … und das verbreitete Vorkommen von Junk-DNA nur im Lichte einer Theorie erklärt werden, in der Begriffe wie 'historischer Zufall', 'Variation' und 'Selektion' vorkommen." (MAHNER & BUNGE 2000, S. 342)
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Mahner, M. & Bunge, M. (2000) Philosophische Grundlagen der Biologie. Springer, Berlin.
Die Autoren Junker, Widenmeyer & Ullrich argumentieren dagegen, wenn auch aus den in obigem Text erläuterten Gründen nicht überzeugend...
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26436
Wohnort: im Speckgürtel
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(#2308171) Verfasst am: 19.10.2024, 13:44 Titel: |
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Lamarck hat folgendes geschrieben: | ....
Hier hat die KI nun unabhängig Gerhard Vollmer erwähnt. Mit "wissenschaftlich fundiert" erwarte ich allerdings ein höheres Niveau. Von einem Prompt "Schreibe mir ein Paper" sehe ich deshalb ab...
... |
Danke.
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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smallie resistent!?
Anmeldungsdatum: 02.04.2010 Beiträge: 3726
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(#2308179) Verfasst am: 20.10.2024, 12:08 Titel: |
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Lamarck hat folgendes geschrieben: | Hi Darwin Upheaval!
Still alive - just like the creationism thread! Als Survival-Kit mag ein kleines KI-Experiment dienlich sein: |
Hi Lamarck.
Schön, dich wieder mal zu sehen. Und danke für den Einblick, was LLMs so hervorbringen.
Ich muß neidlos zugeben, dass mir die KI in Zeichensetzung und Rechtschreibung überlegen ist. Allerdings ist sie auf keinen der Kritikpunkte gekommen, die mir eingefallen sind. Klar, ist halt auch nicht eins ihrer Lieblingsthemen.
_________________ "There are two hard things in computer science: cache invalidation, naming things, and off-by-one errors."
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smallie resistent!?
Anmeldungsdatum: 02.04.2010 Beiträge: 3726
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(#2308180) Verfasst am: 20.10.2024, 12:08 Titel: Re: Relaunch der AG Evolutionsbiologie |
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Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | Konstruktive Kritik und Vorschläge für weitere Fragen/Antworten werden gern entgegen genommen.  |
Ok.
Aus Was bedeutet Evolution?
AG EvoBio hat folgendes geschrieben: | Das Wort Evolution stammt aus dem Lateinischen (von evolvere), was so viel bedeutet wie entwickeln oder ausrollen. Seine etymologischen Wurzeln liegen im 17. Jahrhundert, als es noch keine Evolutionstheorie gab. Somit hatte der Begriff eine andere Bedeutung als heute. |
Wie viele Leser werden ein Beispiel für die Verwendung von Evolution vor Darwin kennen? Eher wenige. Ich würde nicht groß auf Bedeutungen eingehen, die niemand mehr parat hat.
AG EvoBio hat folgendes geschrieben: | Im 17. und 18. Jahrhundert, war die so genannte Präformationslehre weit verbreitet. Dieser entwicklungsbiologischen Theorie zufolge, die erstmals bei dem griechischen Philosophen Anaxagoras Erwähnung findet, sollen alle Merkmale der Organismen seit Anbeginn der Zeit im Ei oder im Spermium vorgebildet (präformiert) gewesen sein. |
Damit werden vorwissenschaftliche Überlegungen in den Rang entwicklungsbiologischer Theorien erhoben. Davon will man eigentlich weg, dass jemand sagen kann: it's just a Theory.
AG EvoBio hat folgendes geschrieben: | In den Abbildungen des niederländischen Gelehrten Nicolas HARTSOEKER (1656–1725) enthalten die Köpfe der Spermien kleine Menschenkörper (sogenannte „Homunculi“), deren Organe sich während der Schwangerschaft nur noch auszurollen (zu „ent-wickeln“) brauchten. |
Ich kenn mich ja nicht aus, aber meiner erster Gedanke ist: Was haben seine Zeitgenossen dazu gesagt?
Das war die Zeit, als das Mikroskop erfunden wurde. Hat Leeuwenhoek auch Homunculi gesehen, als er Spermien betrachtete? Die Vorstellung, dass man durch ein Mikroskop Homunculi sieht, ist etwa so plausibel, wie durch ein Teleskop Kanäle auf dem Mars zu sehen. Klar, Schiaparelli meinte wirklich Kanäle gesehen zu haben. Mit den nächstbesseren Teleskopen oder auch nur mit den besseren Augen war der Spuk schnell vorbei.
AG EvoBio hat folgendes geschrieben: | Darüber hinaus bestand kein Zweifel daran, dass die biologischen Arten unveränderlich seien und in ihrer heutigen Form vor wenigen Jahrtausenden von Gott geschaffen wurden. |
Der Zweifel ging spätestens 1788 los, als James Hutton seine Theory of the Earth veröffentlichte. Darin argumentiert er, dass die Erde sehr viel älter sein muß als nur ein paar tausend Jahre. Damit war erstens die Bibel als relevante Quelle erledigt, zweitens konnte man Biologie nun in geologischen Zeiträumen denken.
AG EvoBio hat folgendes geschrieben: | Bis ins 19. Jahrhundert war die „Evolutionslehre“ also mit der (längst überholten) Präformationslehre identisch, wobei sich die „Evolution“ auf die Individualentwicklung als reinen Wachstumsprozess bezog. |
Hier fehlen mir ein paar Worte zu den Vorläufern Darwins.
Seine Ideen sind nicht im Vakuum entstanden. Er war nicht der erste, der über die Veränderlichkeit der Arten nachgedacht hat. Den Vorläufern fehlte nur die Idee der Abstammung mit Abwandlung und der natürlichen Selektion.
Darwin war auch nicht der einzige, der auf natürliche Selektion kam, Alfred Wallace tat es auch. Das erste Mal taucht der Gedanke 1831 bei Patrick Matthew auf, drei Jahre bevor Darwin seine Reise mit der Beagle antrat. Und zwar im Anhang eines Buches über Forstwirtschaft für den Schiffsbau. On Naval Timber and Arboriculture.
Mit anderen Worten: wie so oft in der Wissenschaftsgeschichte, lag das Thema in der Luft. Darwin gebührt der Verdienst, Evolution so gründlich belegt und ausdebattiert zu haben, dass niemand mehr groß was einwenden konnte.
AG EvoBio hat folgendes geschrieben: | Übrigens benutzte DARWIN das Wort „Evolution“ in den ersten fünf Auflagen seines Hauptwerks kein einziges Mal. |
Nur wenn man auf dem Substantiv besteht. Darwin hat das letzte Wort im letzten Satz der Entstehung der Arten sicher mit Bedacht gewählt.
Origin of Species hat folgendes geschrieben: | There is grandeur in this view of life, with its several powers, having been originally breathed into a few forms or into one; and that, whilst this planet has gone cycling on according to the fixed law of gravity, from so simple a beginning endless forms most beautiful and most wonderful have been, and are being, evolved.
https://darwin-online.org.uk/Variorum/1859/1859-490-dns.html |
AG EvoBio hat folgendes geschrieben: | Heute findet der Evolutions-Begriff nicht nur in der Biologie, sondern in allen Wissenschaften Anwendung, die sich mit historischen Entwicklungsprozessen beschäftigen. So sprechen wir von kosmischer, galaktischer, stellarer, chemischer, molekularer, biologischer, psychosozialer, kultureller Evolution usw. |
Das hat fwo auch schon kommentiert. Von kosmischer Evolution zu sprechen, ist irreführend, weil damit Parallelen nahegelegt werden, die es nicht gibt.
Außer man spräche ausdrücklich von Lee Smolins Cosmical Natural Selection.
AG EvoBio hat folgendes geschrieben: | Der interdisziplinäre Evolutionsbegriff bezieht sich auf die Entstehung von qualitativ Neuem, zunehmend Komplexem, bedingt durch das fortwährende Wechselspiel von Zufall und Notwendigkeit. In diesem Sinn lässt sich Evolution als diachrone Emergenz auffassen. |
Wenn das so ist, dann ist alles Evolution. Und wenn alles Evolution ist - hat der Begriff jede Trennschärfe verloren. "das fortwährende Wechselspiel von Zufall und Notwendigkeit" - nein, für diese These macht niemand Forschungsmittel locker.
AG EvoBio hat folgendes geschrieben: | Der Evolutionsgedanke bildet also nicht nur ein alle Teildisziplinen vereinheitlichendes Fundament der Biologie, sondern das zentrale Element aller Wissenschaften mit historischer Komponente. Ja, er ist für sie geradezu konstituierend: Nur er beinhaltet die Möglichkeit, das heute Existierende aus dem Vergangenen zu erklären, ohne auf obskure Faktoren wie Schöpfer, Teleologie, Entelechie und Finalität zurückgreifen zu müssen (VOLLMER 2014, S. 14). |
Man verzichtet auf obskure Faktoren, weil man mit ihnen keine belastbaren Argument bauen kann. Dazu braucht es nicht die Stütze eines interdisziplinären Evolutionsgedankens.
Zwar hat Vollmer recht: die Evolutionstheorie und die Standardmodelle der Kosmologie und der Teilchenphysik liefern einen Rahmen, um das heute Existierende zu verstehen. Hier liegt die Bedeutung der ET: nichts in der Biologie gibt ohne sie Sinn, wie Dobzhansky sagte. Wir gehen aber auch in Wissenschaften, denen eine grundlegende Theorie fehlt, zum Beispiel in der Psychologie, nicht her und bringen obskure Faktoren auf den Tisch, a la: The devil made me do it.
Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | Vorschläge für weitere Fragen/Antworten |
Die Evolutionstheorie steht ja nicht nur von kreationistischer Seite in der Kritik. Was sagt die AG denn zum Beipiel zum Nachruf auf Wilson im Scientific American? The Complicated Legacy of E. O. Wilson
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Lamarck Radikaler Konstruktivist
Anmeldungsdatum: 28.03.2004 Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main
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(#2308255) Verfasst am: 25.10.2024, 16:58 Titel: Re: Designfehler / Unintelligentes Design |
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Hi Darwin Upheaval!
Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: |
Zitat: | "Während optimale Passung auch als Beleg für teleologische Ansätze … gewertet werden kann, können suboptimale Performance, Konstruktionsdefekte … und das verbreitete Vorkommen von Junk-DNA nur im Lichte einer Theorie erklärt werden, in der Begriffe wie 'historischer Zufall', 'Variation' und 'Selektion' vorkommen." (MAHNER & BUNGE 2000, S. 342)
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Die Autoren Junker, Widenmeyer & Ullrich argumentieren dagegen, wenn auch aus den in obigem Text erläuterten Gründen nicht überzeugend...
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Sowas wie „Passung“ kann es grundsätzlich nicht gegeben. Es gibt Phänomene, die sich als Anpassung von Arten an die Umgebungsbedingungen begreifen lassen. Das macht eine Spezies zum Subjekt, nicht zum Objekt der Evolution.
Der Vorgang ist einseitig: Die Kiemen der Fische beispielsweise sind die Anpassungen eines Artenkomplexes an eine aquatische Lebensweise. Kollabieren die Kiemen, weil das Individuum an Land gespült wird, stirbt der Fisch. Insofern der Fisch in der Lage ist, dies nach Möglichkeit zu vermeiden, ist eine bessere Anpassung gegeben. Die Dichotomie besteht dann in dem Potenzial, entweder besser mit dem aquatischen oder dem terrestrischen Milieu auf Kosten der Anpassung zum jeweiligen anderen Medium zurechtzukommen.
Die Umkehrung ist selbstverständlich nicht möglich: Das Objekt Wasser kann sich nicht dem Subjekt Fisch anpassen. Aus den physikalischen Eigenschaften dieses Fisches läßt sich nicht die Biologie des Fisches ableiten. Umgekehrt aus der Biologie des Fisches aber sehr wohl die physikalischen Eigenschaften dieses Fisches! Hier ein Fisch mit paariger Lunge und (juvenil) mit Außenkiemen:
https://www.youtube.com/watch?v=3Anyqz9VgRA
Kreationismus ist nicht lernfähig. Geradezu typisch für Junker ist die unterstellende Rhetorik, wie sie auch hier im Titel „Schöpfung ohne Schöpfer?“ zum Ausdruck kommt: Wenn es eine Schöpfung gibt - also etwas, das geschaffen wurde - dann muss es auch einen Schöpfer geben - eine Person, die das Geschaffene auch geschaffen hat. Mithin: ein anthropozentrisch begründeter Zirkelschluss in Form einer rhetorischen Frage.
Das „Designargument“ der US-Kreationisten (in genauerer Übersetzung „Argument aus dem Design“) ist nichts anderes als der „teleologische Gottesbeweis“ des Thomas von Aquin. Aristoteles hatte sich die teleologische Frage gestellt, warum aus einem Korn ein Weizenhalm entsteht. Die molekulare Genetik hat gezeigt, dass zwischen Weizenkorn und Weizenhalm Individualität besteht, es sich also bei dieser Frage um ein Scheinproblem handelt: Weizenkorn und Weizenhalm sind verschiedene Erscheinungsformen einer Spezies.
Das „Argument aus dem Design“ lässt sich übrigens leicht gegenüber dem Kreationismus in Stellung bringen: Auf die Frage, was den Schöpfer geschöpft hat, übt sich Junker regelmäßig in Schweigen...
Cheers,
Lamarck
_________________ „Nothing in Biology makes sense, except in the light of evolution.” (Theodosius Dobzhansky)
„If you can’t stand algebra, keep out of evolutionary biology.” (John Maynard Smith)
„Computers are to biology what mathematics is to physics.” (Harold Morowitz)
Zuletzt bearbeitet von Lamarck am 25.10.2024, 17:26, insgesamt einmal bearbeitet |
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Lamarck Radikaler Konstruktivist
Anmeldungsdatum: 28.03.2004 Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main
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(#2308256) Verfasst am: 25.10.2024, 17:15 Titel: Re: Relaunch der AG Evolutionsbiologie |
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Hi smallie!
smallie hat folgendes geschrieben: |
Wie viele Leser werden ein Beispiel für die Verwendung von Evolution vor Darwin kennen? Eher wenige. Ich würde nicht groß auf Bedeutungen eingehen, die niemand mehr parat hat.
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Die Frage „Was bedeutet Evolution?“ ist nicht so sehr eine Frage nach „Was ist Evolution?“. Es ist vielmehr die Frage: „Was bedeutet der Begriff der Evolution?“. Und zur Darstellung des Evolutionsbegriffs gehört seine Begriffsgeschichte. Daraus folgt: Was genau ist mit „Evolution“ gemeint?
smallie hat folgendes geschrieben: |
Damit werden vorwissenschaftliche Überlegungen in den Rang entwicklungsbiologischer Theorien erhoben. Davon will man eigentlich weg, dass jemand sagen kann: it's just a Theory.
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Von Ernst Haeckel stammt das Begriffspaar Ontogenie/Phylogenie. Dies ist die Grundlage für die klassische Einordnung von Entwicklungsgeschichte und Stammesgeschichte in Naturgeschichte.
Wissenschaftstheoretisch wird der Begriff der Evolution gesetzt durch eine naturwissenschaftliche Theorie. Und das ist hier die Evolutionstheorie. Naturwissenschaftliche Theorien umfassen dabei jeweils genau ein Erkenntnisobjekt, hier also Evolution. Damit sind konkurrierende Evolutionstheorien nicht möglich und Evolution ein Faktum. Naturwissenschaftliche Theorien können allerdings Erweiterungen in Form hypothetischer Zusatzannahmen aufweisen. Prototypisch sei hier die Kopenhagener Interpretation der QM genannt.
smallie hat folgendes geschrieben: |
Den Vorläufern fehlte nur die Idee der Abstammung mit Abwandlung und der natürlichen Selektion.
[...]
Darwin gebührt der Verdienst, Evolution so gründlich belegt und ausdebattiert zu haben, dass niemand mehr groß was einwenden konnte.
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Darwin gebührt der Verdienst, die natürliche Selektion in theoriegeleiteter Beobachtung noch vor Wallace „entdeckt“ zu haben, um daraus eine Erklärung zur Veränderlichkeit der Arten in der Zeit abzuleiten. Dabei gelang im die Induktion von der züchterischen Selektion des Menschen an Tauben zur natürlichen Selektion durch die Umwelt. Ähnlich gelang dies auch Wallace biogeografisch über Affen am Amzonas, der so erkannte, dass nah verwandte Arten räumlich nahe beieinander existieren. Beide berücksichtigten zur Beschreibung der Selektion die Thesen Malthus‘.
Die eigentliche Idee der Transmutation stammt jedoch von Lamarck (dem Erfinder des Begriffs Biologie ); Anaximander postulierte einen Entwicklungsprozess aus dem Zusammenspiel der Umwelt, bei dem sich z.B. der Mensch aus dem Fisch entwickelte.
smallie hat folgendes geschrieben: |
Von kosmischer Evolution zu sprechen, ist irreführend, weil damit Parallelen nahegelegt werden, die es nicht gibt.
[...]
Wenn das so ist, dann ist alles Evolution. Und wenn alles Evolution ist - hat der Begriff jede Trennschärfe verloren. "das fortwährende Wechselspiel von Zufall und Notwendigkeit" - nein, für diese These macht niemand Forschungsmittel locker.
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Evolution im allgemeinen Sinne beschreibt den Prozess von „Zufall und Notwendigkeit“ in der Natur. Sie beruht auf einem Lernalgorithmus in der Qualität eines Naturgesetzes. Im Erkenntnishorizont der Biologie lässt sich das Wesen der Evolutionstheorie als ein allgemeiner evolutionärer Algorithmus beschreiben, der aus Mutation und Selektion besteht. Und vor dem Hintergrund dessen, was die neuere Molekularbiologie mit ihren gigantischen Forschungsressourcen mitunter für einen BS an theoretischen Erklärungen aufbringt, sind hier nicht so sehr besondere Investitionen, sondern wohltemperierte Gehirne gefragt.
smallie hat folgendes geschrieben: |
Die Evolutionstheorie steht ja nicht nur von kreationistischer Seite in der Kritik.
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Kreationisten sind unfähig zur Kritik. Sie sind Querwunschdenker, die in einer Demonstration die Diktatur von Systemparteien anprangern... Aber offensichtlich befürchten Kreationisten, dass der besondere erkenntnistheoretische Wert von Evolution darin besteht, ihre individuellen Göttervorstellungen zu erübrigen.
smallie hat folgendes geschrieben: |
Was sagt die AG denn zum Beipiel zum Nachruf auf Wilson im Scientific American? The Complicated Legacy of E. O. Wilson
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E. O. Wilson stellte in seiner Soziobiologie die Verbindung zwischen Genetik und menschlichem Verhalten her. Dies brachte ihm den Vorwurf des Rassismus und Sexismus ein.
Kultur ist jedoch nicht genetisch kodiert, gleichwohl spielen soziokulturelle Faktoren eine wichtige Rolle für das menschliche Überleben! Frauen und Männer sind genetisch unterschiedlich. Aber dieser Unterschied ist kein Argument etwa gegen das Frauenwahlrecht. Im Grunde ist die Situation hier ähnlich wie bei Niklas Luhmanns „Systemtheorie“: Am Anfang steht die Physik, dann gibt es eine große Lücke und plötzlich sind es Gesellschaften. Übersehen wird dabei Fulguration.
Deshalb unterscheide ich zwischen naturwissenschaftlichen Theorien und gesellschaftswissenschaftlichen Theorien mit jeweils eigenem Erkenntnisgegenstand. Letztere bezeichne ich wertfrei als Ideologien.
Cheers,
Lamarck
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smallie resistent!?
Anmeldungsdatum: 02.04.2010 Beiträge: 3726
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(#2308304) Verfasst am: 28.10.2024, 21:16 Titel: |
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Hi Lamarck!
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Die Frage „Was bedeutet Evolution?“ ist nicht so sehr eine Frage nach „Was ist Evolution?“. Es ist vielmehr die Frage: „Was bedeutet der Begriff der Evolution?“. Und zur Darstellung des Evolutionsbegriffs gehört seine Begriffsgeschichte. |
Auf Begriffsgeschichte einzugehen ist schon in Ordnung, allzuviel Platz würde ich der Sache nicht einräumen. Wenn ich sage, in der Mathematik gibt es Evoluten und Evolventen, sagt das was über die Begriffsgeschichte, aber wenig über biologische Evolution.
Das ist, als würde ich über Revolutionen sprechen und zur Begriffsgeschichte auf Kopernikus verweisen. De revolutionibus orbium coelestium. Im Deutschen ist das das Buch der Umschwünge, nicht das Buch der Revolutionen. (Jetzt würde mich interessieren, wann Revolution zu seiner heutigen Bedeutung gekommen ist.)
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Daraus folgt: Was genau ist mit „Evolution“ gemeint? |
Dann hätte ich im Artikel einen Absatz erwartet, was seit Darwin noch passiert ist, vor allem Evolution und Genetik zu verzahnen.
Am Ende geht's im Artikel doch darum, was Evolution in einem erkenntnistheoretischen Zusammenhang bedeutet.
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Von Ernst Haeckel stammt das Begriffspaar Ontogenie/Phylogenie. Dies ist die Grundlage für die klassische Einordnung von Entwicklungsgeschichte und Stammesgeschichte in Naturgeschichte. |
Gepaart mit der Behauptung, die Ontogenese rekapituliere die Phylogenese. Oder auf Deutsch: Embryonen vollziehen den Ablauf der Evolutionsgeschichte nach.
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Naturwissenschaftliche Theorien umfassen dabei jeweils genau ein Erkenntnisobjekt, hier also Evolution. Damit sind konkurrierende Evolutionstheorien nicht möglich und Evolution ein Faktum. |
Jetzt hast du mich überrascht, diesen Satz habe ich nicht erwartet. Der Konsens ist, dass sich Theorien nur widerlegen, aber nicht beweisen lassen. An diesem Konsens möchte ich nicht rütteln, bin aber trotzdem deiner Meinung.
Der Evolutionstheorie wird bisweilen vorgeworfen, eine Tautologie zu sein, weil Survival of the Fittest ein Zirkelschluß sei. Zum Beispiel hier nachzulesen. Is natural selection a tautology, and therefore not truly falsifiable? Inhaltlich habe ich keine Einwände gegen das dort gesagte. Ich verstehe nur nicht, warum Tautologien einen so schlechten Ruf haben. Sind sie nicht das Beste, was einem passieren kann?
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Darwin gebührt der Verdienst, die natürliche Selektion in theoriegeleiteter Beobachtung noch vor Wallace „entdeckt“ zu haben, um daraus eine Erklärung zur Veränderlichkeit der Arten in der Zeit abzuleiten. |
Darwin hat acht Jahre damit verbracht, Seepocken zu studieren. "I hate a Barnacle as no man ever did before, not even a Sailor in a slow-sailing ship."
Ohne diesen Umweg hätte die Entstehung der Arten einige Jahre früher erscheinen können.
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Dabei gelang im die Induktion von der züchterischen Selektion des Menschen an Tauben zur natürlichen Selektion durch die Umwelt. |
Erstaunlich, dass das zuvor niemandem aufgefallen ist.
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Die eigentliche Idee der Transmutation stammt jedoch von Lamarck (dem Erfinder des Begriffs Biologie ); |
Ich finde es ein bisschen Schade, dass es in der populären Darstellung der Wissenschaftsgeschichte sozusagen keine Oscars für die besten Nebenrollen gibt.
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Anaximander postulierte einen Entwicklungsprozess aus dem Zusammenspiel der Umwelt, bei dem sich z.B. der Mensch aus dem Fisch entwickelte. |
Der Mann hat schlicht geraten. Er hatte nichts in der Hand, anhand dessen er das überprüfen hätte können. Vergleichbar wird Demokrit oft die Atomtheorie zugeschrieben. Ich denke, damit überdehnt man die Zusammenhänge, mit unserer Vorstellung von Atomen oder von Entwicklungsprozessen hat das wenig zu tun.
Lamarck hat folgendes geschrieben: | smallie hat folgendes geschrieben: | Von kosmischer Evolution zu sprechen, ist irreführend, weil damit Parallelen nahegelegt werden, die es nicht gibt.
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Wenn das so ist, dann ist alles Evolution. Und wenn alles Evolution ist - hat der Begriff jede Trennschärfe verloren. "das fortwährende Wechselspiel von Zufall und Notwendigkeit" - nein, für diese These macht niemand Forschungsmittel locker.
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Evolution im allgemeinen Sinne beschreibt den Prozess von „Zufall und Notwendigkeit“ in der Natur. |
Mein Mangel an Bildung ist jetzt offensichtlich geworden. „Zufall und Notwendigkeit“ ist der Titel eines Buches von Jacques Monod, Molekularbiologe und Nobelpreisträger.
Zufall und Notwendigkeit
Chance and Necessity
Der englische Artikel ist um Längen besser.
Der Titel geht auf einen Satz Demokrits zurück: "Alles, was im Weltall existiert, ist die Frucht von Zufall und Notwendigkeit." Diese Behauptung läßt sich auf alles Mögliche anwenden, vom Marxismus bis zum Schafkopfspiel. Solche Formulierungen gehören ins Feuilleton.
Im Buch geht es um die Bedeutung der Evolution für unser Weltbild.
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Sie beruht auf einem Lernalgorithmus in der Qualität eines Naturgesetzes. Im Erkenntnishorizont der Biologie lässt sich das Wesen der Evolutionstheorie als ein allgemeiner evolutionärer Algorithmus beschreiben, der aus Mutation und Selektion besteht. |
Genau so verstehe ich Evolution auch.
Sobald Abstammung mit Abwandlung und Selektion belegt sind, wird Evolution zu einer tautologischen Folgerung.
Kreationisten werden an dieser Stelle einwenden, dass sie das gar nicht bestreiten, nur habe die Abwandlung übernatürliche Ursachen. Die AG wird daraufhin sagen, es handele sich bisweilen um übernatürlichen Pfusch. Worauf ich sage, Pfusch ist dem Herrgott nicht wesensfremd, die Bibel nennt einige Beispiele. Es ist kompliziert, wenn man es mit Ungläubigen zu tun hat.
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Und vor dem Hintergrund dessen, was die neuere Molekularbiologie mit ihren gigantischen Forschungsressourcen mitunter für einen BS an theoretischen Erklärungen aufbringt, sind hier nicht so sehr besondere Investitionen, sondern wohltemperierte Gehirne gefragt. |
Welche Erklärungen meinst du?
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Kreationisten sind unfähig zur Kritik. Sie sind Querwunschdenker, die in einer Demonstration die Diktatur von Systemparteien anprangern... Aber offensichtlich befürchten Kreationisten, dass der besondere erkenntnistheoretische Wert von Evolution darin besteht, ihre individuellen Göttervorstellungen zu erübrigen. |
So ist es. Darwin hat den Mord ja zugegeben.
Wobei in der Nachschau klar ist: Göttervorstellungen sind kulturell induziert. Im fernen Osten sind manche ohne Göttervorstellungen ausgekommen. Im Tao-te-king heißt es: "Die Welt ist ewig, weil sie nicht für sich selbst ist." Das ist zwar auch geraten, aber näher an der Eselei Einsteins als an der Eselei eines Thomas von Aquin. Rhazes (al-Razi) sagte sinngemäß, die Vielzahl verschiedenen Religionen zeige, dass sie Menschenwerk sind.
Wer sich von so einfachen Überlegungen nicht überzeugen läßt, dem ist auch mit Evolution nicht beizukommen.
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Den letzten Satz will ich nicht unkommentiert stehen lassen. Ich mache hier den Fehler vom wissenschaftlichen Gegenstück zum Homo oeconomicus auszugehen. Max Planck schrieb gegen Ende seines Lebens - die Zeilen sind dem Kreationismus wesensverwandt:
Max Planck hat folgendes geschrieben: | Da es im ganzen Weltall aber weder eine intelligente Kraft noch eine ewige Kraft gibt - es ist der Menschheit nicht gelungen, das heißersehnte Perpetuum mobile zu erfinden - so müssen wir hinter dieser Kraft einen bewußten intelligenten Geist annehmen.
Dieser Geist ist der Urgrund aller Materie. Nicht die sichtbare, aber vergängliche Materie ist das Reale, Wahre, Wirkliche - denn die Materie bestünde ohne den Geist überhaupt nicht - , sondern der unsichtbare, unsterbliche Geist ist das Wahre! Da es aber Geist an sich ebenfalls nicht geben kann, sondern jeder Geist einem Wesen zugehört, müssen wir zwingend Geistwesen annehmen. Da aber auch Geistwesen nicht aus sich selber sein können, sondern geschaffen werden müssen, so scheue ich mich nicht, diesen geheimnisvollen Schöpfer ebenso zu benennen, wie ihn alle Kulturvölker der Erde früherer Jahrtausende genannt haben: Gott!
https://anthrowiki.at/Max_Planck |
Schon erstaunlich.
Wenn sich die Form des intelligenten Geistes physikalisch untersuchen und als Differentialgleichung darstellen läßt, gehört das Thema in die Physik. Falls nicht, wird das Zitat nie in einem Lehrbuch der Physik stehen.
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smallie resistent!?
Anmeldungsdatum: 02.04.2010 Beiträge: 3726
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(#2308347) Verfasst am: 31.10.2024, 13:01 Titel: |
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Lamarck hat folgendes geschrieben: | smallie hat folgendes geschrieben: |
Was sagt die AG denn zum Beipiel zum Nachruf auf Wilson im Scientific American? The Complicated Legacy of E. O. Wilson |
E. O. Wilson stellte in seiner Soziobiologie die Verbindung zwischen Genetik und menschlichem Verhalten her. Dies brachte ihm den Vorwurf des Rassismus und Sexismus ein. |
Wenn ich das Sozial- und Sexualverhalten unserer nächsten Verwandten betrachte und es mit unserem vergleiche, sehe ich einiges, das genetisch determiniert zu sein scheint. Robert Sapolsky sagte: "Setze hundert männliche Schimpansen in ein Flugzeug von Paris nach New York. In New York wird die Hälfte tot sein.
Der SciAm-Artikel greift nicht nur Wilsons Thesen an, sondern die ganze Zunft:
Scientific American hat folgendes geschrieben: | Wilson was hardly alone in his problematic beliefs. His predecessors—mathematician Karl Pearson, anthropologist Francis Galton, Charles Darwin, Gregor Mendel and others—also published works and spoke of theories fraught with racist ideas about distributions of health and illness in populations without any attention to the context in which these distributions occur. |
Darwin kann man nur dann einen Rassisten nennen, wenn man ihn nicht gelesen hat. Wenn das "eigene Lager", hier der Scientific American, solche Behauptungen aufstellt, geht mir das mehr gegen den Strich, als wenn Kreationisten das tun.
Ich befürchte, ich muß mein Lagerdenken kritisch hinterfragen. Zuerst "dem eigenen Lager" predigen halte ich dennoch für eine gute Idee.
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Kultur ist jedoch nicht genetisch kodiert, gleichwohl spielen soziokulturelle Faktoren eine wichtige Rolle für das menschliche Überleben! |
Ist es nicht erstaunlich, dass wir diese Schlagzeile noch nie gesehen haben:
Darwin widerlegt: Geburtenrate sinkt weltweit.
War es in der Evolution nicht so, dass sich die Varianten mit den meisten Nachkommen durchsetzen? Nichts anderes ist Fitness. Deutlicher könnte man die Macht der Kultur über die Biologie nicht zeigen, wenn ein Grundpfeiler der Evolution einfach so ausgehebelt wird.
Gut, der alten, biblischen Anweisung - "Wachset und vermehret euch" - erging es nicht besser.
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Frauen und Männer sind genetisch unterschiedlich. Aber dieser Unterschied ist kein Argument etwa gegen das Frauenwahlrecht. |
Bei den Schimpansen stehen alle Weibchen im Rang unter allen Männchen. Bei den Bonobos bilden die Weibchen Koalitionen gegen übergriffige Männchen. Beim Menschen ist das nicht so festgelegt, aber es war und ist an manchen Orten immer noch etwas archaisch.
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Deshalb unterscheide ich zwischen naturwissenschaftlichen Theorien und gesellschaftswissenschaftlichen Theorien mit jeweils eigenem Erkenntnisgegenstand. Letztere bezeichne ich wertfrei als Ideologien. |
Der Anspruch ist gesellschaftswisenschaftliches mit naturwissenschaftlichen Methoden dingfest zu machen.
- Kennst ja den Spruch: "Wenn es X nicht gäbe, müßte man X erfinden." In dem Sinn kann man sich fragen, warum es Religion überhaupt gibt. Dazu wurden etliche Thesen aufgestellt: costly signaling, ein externalisiertes Über-Ich, etc. pp.
- Der Übergang vom Leben in egalitär organisierten Kleingruppen hin zu stratifizierten Gesellschaften mit tausenden von Individuen ist besonders interessant. David Graber und David Wengrow behaupten, die herkömmliche Darstellung dieses Übergangs sei revisionsbedürftig. The Dawn of Everything Ohne das Buch gelesen zu haben, nur aufgrund von Besprechungen geurteilt: Es ist nicht falsch, was die Autoren behaupten, aber das hat sich schon länger abgezeichnet. Großgruppen von Menschen kamen bereits in Zeiten vor den Städten in großer Zahl für jahreszeitliche Treibjagden zusammen. An Orten mit vielen Ressourcen lebten schon vor der Landwirtschaft Menschen in Großgruppen.
- Ein schöner Versuch, Ideologien zum Gegenstand der Untersuchung zu machen. Ob's stimmt, kann ich nicht sagen. Aber die Arbeit erfüllt die üblichen Anforderungen an "harte" Wissenschaft.
smallie hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Die Kirche, Nepotismus und weltweite psychologische Unterschiede
Schulz, Bahrami-Rad, Beauchamp, Henrich - Nov 2019
Unsere Theorie sagt voraus, dass Populationen mit (i) einer längeren historischen Exposition gegenüber der mittelalterlichen Westkirche ... heute individualistischer, weniger konform und eher unterschiedslos prosozialer Natur sein werden ...
https://sci-hub.tw/10.1126/science.aau5141 |
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26436
Wohnort: im Speckgürtel
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(#2308357) Verfasst am: 01.11.2024, 14:39 Titel: |
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smallie hat folgendes geschrieben: | ...
Der SciAm-Artikel greift nicht nur Wilsons Thesen an, sondern die ganze Zunft:
Scientific American hat folgendes geschrieben: | Wilson was hardly alone in his problematic beliefs. His predecessors—mathematician Karl Pearson, anthropologist Francis Galton, Charles Darwin, Gregor Mendel and others—also published works and spoke of theories fraught with racist ideas about distributions of health and illness in populations without any attention to the context in which these distributions occur. |
Darwin kann man nur dann einen Rassisten nennen, wenn man ihn nicht gelesen hat. Wenn das "eigene Lager", hier der Scientific American, solche Behauptungen aufstellt, geht mir das mehr gegen den Strich, als wenn Kreationisten das tun.
Ich befürchte, ich muß mein Lagerdenken kritisch hinterfragen. Zuerst "dem eigenen Lager" predigen halte ich dennoch für eine gute Idee. |
Nachdem ich mir diesen Artikel durchgelesen hatte, fand ich ihn weniger wissenschaftlich als konfus feministisch.
Mir scheinen die Amis da andere Maßstabe zu haben was Wissenschaftlichkeit angeht. Und wenn jemand heute irgendwem Rassismus vorwirft, müsste er nicht nur dazusagen, auf welche der vielen Definitionen dieses Begriffs er sich bezieht und wo genau er den Rassismus der betreffenden Person sieht.
Ich halte diesen Artikel nicht für wissenschaftlich sondern eher für ein sich als links verstehendes Rauschen.
smallie hat folgendes geschrieben: |
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Kultur ist jedoch nicht genetisch kodiert, gleichwohl spielen soziokulturelle Faktoren eine wichtige Rolle für das menschliche Überleben! |
Ist es nicht erstaunlich, dass wir diese Schlagzeile noch nie gesehen haben:
Darwin widerlegt: Geburtenrate sinkt weltweit.
War es in der Evolution nicht so, dass sich die Varianten mit den meisten Nachkommen durchsetzen? Nichts anderes ist Fitness. Deutlicher könnte man die Macht der Kultur über die Biologie nicht zeigen, wenn ein Grundpfeiler der Evolution einfach so ausgehebelt wird. |
So einfach funktioniert das nicht. Du hast hier zwei Evolutionen, die sich überlagern:
Da gibt es zum einen eine genetische Evolution, die sowohl in der individuellen Ebene als auf der Ebene der Populationen wirksam ist.
Dann gibt es eine kulturelle Evolution, die auf der Ebene ihrer Träger wirksam ist, das sind Populationen oder Gesellschaften.
Das ist also nichts, um Darwin auszuhebeln, sondern nur etwas, um das Signal der zwangsläufig weiterhin stattfindenden genetischen Evolution undeutlicher zu machen.
smallie hat folgendes geschrieben: |
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Deshalb unterscheide ich zwischen naturwissenschaftlichen Theorien und gesellschaftswissenschaftlichen Theorien mit jeweils eigenem Erkenntnisgegenstand. Letztere bezeichne ich wertfrei als Ideologien. |
Der Anspruch ist gesellschaftswisenschaftliches mit naturwissenschaftlichen Methoden dingfest zu machen.
- Kennst ja den Spruch: "Wenn es X nicht gäbe, müßte man X erfinden." In dem Sinn kann man sich fragen, warum es Religion überhaupt gibt. Dazu wurden etliche Thesen aufgestellt: costly signaling, ein externalisiertes Über-Ich, etc. pp.
- Der Übergang vom Leben in egalitär organisierten Kleingruppen hin zu stratifizierten Gesellschaften mit tausenden von Individuen ist besonders interessant. David Graber und David Wengrow behaupten, die herkömmliche Darstellung dieses Übergangs sei revisionsbedürftig. The Dawn of Everything Ohne das Buch gelesen zu haben, nur aufgrund von Besprechungen geurteilt: Es ist nicht falsch, was die Autoren behaupten, aber das hat sich schon länger abgezeichnet. Großgruppen von Menschen kamen bereits in Zeiten vor den Städten in großer Zahl für jahreszeitliche Treibjagden zusammen. An Orten mit vielen Ressourcen lebten schon vor der Landwirtschaft Menschen in Großgruppen.
- Ein schöner Versuch, Ideologien zum Gegenstand der Untersuchung zu machen. Ob's stimmt, kann ich nicht sagen. Aber die Arbeit erfüllt die üblichen Anforderungen an "harte" Wissenschaft.
smallie hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Die Kirche, Nepotismus und weltweite psychologische Unterschiede
Schulz, Bahrami-Rad, Beauchamp, Henrich - Nov 2019
Unsere Theorie sagt voraus, dass Populationen mit (i) einer längeren historischen Exposition gegenüber der mittelalterlichen Westkirche ... heute individualistischer, weniger konform und eher unterschiedslos prosozialer Natur sein werden ...
https://sci-hub.tw/10.1126/science.aau5141 |
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Der Link funktioniert bei mir nicht, ich hab eine Zusammenfassung hier bekommen:
https://www.science.org/doi/abs/10.1126/science.aau5141
Über researchgate könnte man auch den ganzen Artikel von den Autoren bekommen.
Deine Zusammenfassung hat mich etwas gestört. Da wird nicht die Ideologie zum Gegenstand der Forschung gemacht, sondern der Einfluss eines kulturellen Überbaus bzw. der Herrschaft seiner Priesterkaste (Ideologie? Religion?) einer Gesellschaft auf die Psyche der Individuen dieser Gesellschaft.
Wobei es mir scheint (ich habe die Arbeit nicht gelesen), dass man diesen kulturellen Überbau über den untersuchten Zeitraum als konstant betrachtet. Er ist es aber nicht.
Es ist ja schon ein paar Jahre her, dass die Psychologie feststellen musste, dass es eine allgemeine menschlich Psyche nicht gibt, sondern dass die Psyche kulturabhängig ist, so dass selbst solche scheinbar basalen Gefühle wie Angst nicht ohne die Kultur betrachtet werden können, in der das untersuchte Individuum sozialisiert wurde.
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Lamarck Radikaler Konstruktivist
Anmeldungsdatum: 28.03.2004 Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main
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(#2308367) Verfasst am: 02.11.2024, 15:54 Titel: |
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Hi smallie!
smallie hat folgendes geschrieben: |
Auf Begriffsgeschichte einzugehen ist schon in Ordnung, allzuviel Platz würde ich der Sache nicht einräumen. Wenn ich sage, in der Mathematik gibt es Evoluten und Evolventen, sagt das was über die Begriffsgeschichte, aber wenig über biologische Evolution.
Das ist, als würde ich über Revolutionen sprechen und zur Begriffsgeschichte auf Kopernikus verweisen. De revolutionibus orbium coelestium. Im Deutschen ist das das Buch der Umschwünge, nicht das Buch der Revolutionen. (Jetzt würde mich interessieren, wann Revolution zu seiner heutigen Bedeutung gekommen ist.)
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Hier geht es um den Begriff Evolution. Nicht darum, was Evolution ist oder darum, was Evolution historisch oder algorithmisch innerhalb der Synthetischen Evolutionstheorie bedeutet. Und die Homunkulus-Idee wurde auch nicht von der AG EVO erfunden, sondern findet sich in diesem Zusammenhang auch in älteren Schulbüchern. Die einfachste Entwicklung ist die Skalierung - die stufenlose Evolution vom Kleinen zum Großen. Und das ganz ohne Developer...
smallie hat folgendes geschrieben: |
Am Ende geht's im Artikel doch darum, was Evolution in einem erkenntnistheoretischen Zusammenhang bedeutet.
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Wie sich der Begriff der Evolution in einem erkenntnistheoretischen Zusammenhang darstellt. Beispielsweise, dass keine Skalierung vorliegt.
smallie hat folgendes geschrieben: |
Lamarck hat folgendes geschrieben: |
Von Ernst Haeckel stammt das Begriffspaar Ontogenie/Phylogenie. Dies ist die Grundlage für die klassische Einordnung von Entwicklungsgeschichte und Stammesgeschichte in Naturgeschichte.
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Gepaart mit der Behauptung, die Ontogenese rekapituliere die Phylogenese. Oder auf Deutsch: Embryonen vollziehen den Ablauf der Evolutionsgeschichte nach.
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Machen sie auch, wenn auch nicht linear. Auch die Ontogenese unterliegt einer Evolution. Wenn in der Individualentwicklung einer Spezies eine Chorda dorsalis auftaucht, gehört die Art zu den Chordatieren. Der Zeitpunkt, wann diese auftaucht, spielt dabei keine Rolle. Sollte keine Chorda dorsalis trotz gegebener Verwandtschaft vorhanden sein, könnte diese sekundär verloren gegangen sein.
smallie hat folgendes geschrieben: |
Lamarck hat folgendes geschrieben: |
Naturwissenschaftliche Theorien umfassen dabei jeweils genau ein Erkenntnisobjekt, hier also Evolution. Damit sind konkurrierende Evolutionstheorien nicht möglich und Evolution ein Faktum.
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Jetzt hast du mich überrascht, diesen Satz habe ich nicht erwartet. Der Konsens ist, dass sich Theorien nur widerlegen, aber nicht beweisen lassen. An diesem Konsens möchte ich nicht rütteln, bin aber trotzdem deiner Meinung.
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Dies stellt den hypothetisch-deduktiven Charakter der Theoriebildung nicht in Frage: Die Tatsache, dass die Erde die Sonne umkreist, ist ein Faktum. Diese Faktum ist ein Urteil, das sich aus dem kopernikanischen Modell des Kosmos ergibt. Wenn dieses Modell widerlegt wird, verschwindet auch das Faktum. Das Urteil ist linksseitig: Aus einer Theorie kann ein Faktum hervorgehen, aber aus einem Faktum keine Theorie. Letzteres kann zudem auch nicht existieren.
smallie hat folgendes geschrieben: |
Der Evolutionstheorie wird bisweilen vorgeworfen, eine Tautologie zu sein, weil Survival of the Fittest ein Zirkelschluß sei. Zum Beispiel hier nachzulesen. Is natural selection a tautology, and therefore not truly falsifiable? Inhaltlich habe ich keine Einwände gegen das dort gesagte. Ich verstehe nur nicht, warum Tautologien einen so schlechten Ruf haben. Sind sie nicht das Beste, was einem passieren kann?
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Tautologien leisten keinen Erkenntnisbeitrag, weil sie immer wahr sind. Aber als Begriffsbestimmung manifestiert eine Tautologie ein Erkenntnisobjekt - etwa so: Evolution := Mutation verknüpft mit Selektion .
Bezüglich der Evolution liegt keine Tautologie vor, da hier systemtheoretisch selbstreferentielle Modelle betrachtet werden.
smallie hat folgendes geschrieben: |
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Die eigentliche Idee der Transmutation stammt jedoch von Lamarck (dem Erfinder des Begriffs Biologie ); |
Ich finde es ein bisschen Schade, dass es in der populären Darstellung der Wissenschaftsgeschichte sozusagen keine Oscars für die besten Nebenrollen gibt.
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Darwin hatte keine Evolutionstheorie, sondern nur eine Selektionstheorie mit einer hypothetischen lamarckianischen Erweiterung. Der historische Fehler bestand darin, alles Evolutionäre als Darwinismus zu bezeichnen.
smallie hat folgendes geschrieben: |
Lamarck hat folgendes geschrieben: |
Evolution im allgemeinen Sinne beschreibt den Prozess von „Zufall und Notwendigkeit“ in der Natur.
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Mein Mangel an Bildung ist jetzt offensichtlich geworden. „Zufall und Notwendigkeit“ ist der Titel eines Buches von Jacques Monod, Molekularbiologe und Nobelpreisträger.
[...]
Im Buch geht es um die Bedeutung der Evolution für unser Weltbild.
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Im Werk von Monod geht es um grundlegenden Prinzipien der Biologie und ihren philosophischen Implikationen. Mit Notwendigkeit ist hier die natürliche Selektion gemeint: Nach Monod übt die Umwelt einen Selektionsdruck auf die Organismen aus. Nur diejenigen Individuen, deren zufällige Mutationen ihnen einen Vorteil verschaffen, überleben und vermehren sich erfolgreicher. Dieser Prozess ist in gewisser Weise „notwendig“, da er die Anpassung der Organismen an ihre Umwelt sicherstellt.
smallie hat folgendes geschrieben: |
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Sie beruht auf einem Lernalgorithmus in der Qualität eines Naturgesetzes. Im Erkenntnishorizont der Biologie lässt sich das Wesen der Evolutionstheorie als ein allgemeiner evolutionärer Algorithmus beschreiben, der aus Mutation und Selektion besteht.
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Genau so verstehe ich Evolution auch.
Sobald Abstammung mit Abwandlung und Selektion belegt sind, wird Evolution zu einer tautologischen Folgerung.
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Stellen Dir vor, Du züchtest Tauben. Da Tauben als Organismen Individuen sind, unterscheiden sie sich. Und Du wählst in einem iterativen Zuchtprozess Tauben nach bestimmten Merkmalen aus, die Dir gefallen. Warum liegt hier keine Tautologie vor?
smallie hat folgendes geschrieben: |
Lamarck hat folgendes geschrieben: |
Und vor dem Hintergrund dessen, was die neuere Molekularbiologie mit ihren gigantischen Forschungsressourcen mitunter für einen BS an theoretischen Erklärungen aufbringt, sind hier nicht so sehr besondere Investitionen, sondern wohltemperierte Gehirne gefragt.
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Welche Erklärungen meinst du?
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Pseudoerklärungen wie Neutralitätstheorie, aus denen dann Begriffe entstehen wie “negative Selektion”. Dann gibt es „Neutralitätskriege“, die verloren werden, und nach ein paar Jahren gibt es trotzdem lustige Papers mit seltsamen Modellrechnungen zu einer fast neutralen Neutralitätstheorie, weil offensichtlich geworden ist, dass die entsprechende Neutralitätstheorie nicht mehr zu retten ist.
smallie hat folgendes geschrieben: |
Wobei in der Nachschau klar ist: Göttervorstellungen sind kulturell induziert.
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Umgekehrt: Das Wörtchen Kult stammt ab von lateinisch cultus im Sinne von cultus deorum für Götterverehrung.
Cheers,
Lamarck
_________________ „Nothing in Biology makes sense, except in the light of evolution.” (Theodosius Dobzhansky)
„If you can’t stand algebra, keep out of evolutionary biology.” (John Maynard Smith)
„Computers are to biology what mathematics is to physics.” (Harold Morowitz)
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Lamarck Radikaler Konstruktivist
Anmeldungsdatum: 28.03.2004 Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main
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(#2308371) Verfasst am: 02.11.2024, 16:27 Titel: |
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Hi smallie!
smallie hat folgendes geschrieben: |
Ist es nicht erstaunlich, dass wir diese Schlagzeile noch nie gesehen haben:
Darwin widerlegt: Geburtenrate sinkt weltweit.
War es in der Evolution nicht so, dass sich die Varianten mit den meisten Nachkommen durchsetzen? Nichts anderes ist Fitness. Deutlicher könnte man die Macht der Kultur über die Biologie nicht zeigen, wenn ein Grundpfeiler der Evolution einfach so ausgehebelt wird.
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Das ist Selektion: Wenn man Ratten in einem großen Behälter züchtet und sie fleißig füttert, werden sie sich vermehren. Ab einer bestimmten Dichte von Individuen geraten die Tiere in Stress. Die gestressten Ratten sterben schließlich aus. Die Anzahl der Tiere folgt hier der Logistischen Wachstumskurve. Im Beispiel folgen auf hohe schließlich geringe Geburtenraten.
Cheers,
Lamarck
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Lamarck
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smallie resistent!?
Anmeldungsdatum: 02.04.2010 Beiträge: 3726
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(#2308372) Verfasst am: 02.11.2024, 17:17 Titel: Re: Designfehler / Unintelligentes Design |
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Lamarck hat folgendes geschrieben: | Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | Zitat: | "Während optimale Passung auch als Beleg für teleologische Ansätze … gewertet werden kann, können suboptimale Performance, Konstruktionsdefekte … und das verbreitete Vorkommen von Junk-DNA nur im Lichte einer Theorie erklärt werden, in der Begriffe wie 'historischer Zufall', 'Variation' und 'Selektion' vorkommen." (MAHNER & BUNGE 2000, S. 342)
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Sowas wie „Passung“ kann es grundsätzlich nicht gegeben. Es gibt Phänomene, die sich als Anpassung von Arten an die Umgebungsbedingungen begreifen lassen. Das macht eine Spezies zum Subjekt, nicht zum Objekt der Evolution. |
Da würde ich vorsichtig widersprechen. Das scheint mir ein Fall zu sein von: auch das Gegenteil ist wahr.
Manchmal lassen sich Subjekt und Objekt nicht so klar auseinander halten: immer dann, wenn Lebewesen ihren eigenen Lebensraum verändern und das auf sie selbst zurückwirkt. Zwei Beispiele: Blaualgen und kulturelle Evolution.
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Der Vorgang ist einseitig: Die Kiemen der Fische beispielsweise sind die Anpassungen eines Artenkomplexes an eine aquatische Lebensweise. ...
Die Umkehrung ist selbstverständlich nicht möglich: Das Objekt Wasser kann sich nicht dem Subjekt Fisch anpassen. |
Kiemen sind eine Anpassung an sauerstoffhaltiges Wasser. Als die Blaualgen Photosynthese entwickelten, starben sie zuerst in großer Zahl an ihrem eigenen Stoffwechselprodukt. Schön zu sehen an diesem gestreiften Marmor, die rote Färbung stammt von ausgefallenem Eisen.
Die Blaualgen haben also nicht nur ihre Umwelt verändert, sondern dabei auch sich selbst. Was ist hier Subjekt und was Objekt?
Vergleichbares passiert beim Menschen. Kulturtechniken wie Ackerbau und Milchwirtschaft haben zu Veränderungen im Genom geführt.
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Aus den physikalischen Eigenschaften dieses Fisches läßt sich nicht die Biologie des Fisches ableiten. Umgekehrt aus der Biologie des Fisches aber sehr wohl die physikalischen Eigenschaften dieses Fisches! |
Sehr schön gesagt.
In meiner Denkwelt sagt das viel darüber, was Evolution bedeutet. Mehr als es eine Betrachtung von Begriffsbedeutungen je sagen könnte.
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Kreationismus ist nicht lernfähig. |
Gibt es eigentlich verschiedene kreationistische Lager? In jeder lernfähigen Disziplin gibt es Streit um Hypothesen. Das ist ja gerade, wie Wissenschaft fortschreitet. Kreationismus hingegen scheint ein Monolith zu sein und als solcher still zu stehen, oder? Naja, gut, man hat sich ein neues Feigenblatt beschafft. Statt Kreationismus jetzt bitte Intelligent Design sagen. Das Feigenblatt deckt allerdings eher ein Blöse auf als zu, wie das Vollmer-Zitat zurecht bemerkt.
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Auf die Frage, was den Schöpfer geschöpft hat, übt sich Junker regelmäßig in Schweigen... |
Das ist doch eine kluge Entscheidung. Schweigen ist in diesem Fall besser als eine zweifelhafte Antwort zu geben.
_________________ "There are two hard things in computer science: cache invalidation, naming things, and off-by-one errors."
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26436
Wohnort: im Speckgürtel
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(#2308373) Verfasst am: 02.11.2024, 18:50 Titel: |
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Lamarck hat folgendes geschrieben: | ...
smallie hat folgendes geschrieben: |
Wobei in der Nachschau klar ist: Göttervorstellungen sind kulturell induziert.
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Umgekehrt: Das Wörtchen Kult stammt ab von lateinisch cultus im Sinne von cultus deorum für Götterverehrung.
... |
Da redet ihr aber hübsch aneinander vorbei:
Der Begriff des kulturellen Verhaltens in der Zoologie hat inhaltlich nichts mit dem lateinischen cultus zu tun.
Wobei ich auch smallie nicht zustimmen würde. Mal abgesehen davon, dass Ina Wunn die Herkunft der Götter in der Kultur in ihrer Abfolge zu Beschwörungsriten ganz gut erklärt, kann es für die Götter selbst mit den ihnen zugeschriebenen Eigenschaften keinen anderen Ursprung als die Wahnvorstellungen charismatischer Individuen geben. Was da kulturell erfolgt, ist die Tradition dieser Gottesvorstellungen.
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smallie resistent!?
Anmeldungsdatum: 02.04.2010 Beiträge: 3726
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(#2308374) Verfasst am: 02.11.2024, 21:12 Titel: |
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fwo hat folgendes geschrieben: | Nachdem ich mir diesen Artikel durchgelesen hatte, fand ich ihn weniger wissenschaftlich als konfus feministisch. |
McLemore verzichtet auf belastende Zitate von Wilson und Co, das trägt zur Konfusion bei, man muß meist raten, was gemeint ist.
Aber: eine sinnvolle Behauptung finde ich im Artikel: Minderheiten werden bei medizinischen Studien gerne übergangen. Das wird kaum jemand bestreiten wollen. Statt Ursachenforschung zu betreiben, wer für solches Studiendesign verantwortlich ist und wo es hakt, sieht die Autorin Darwin, Mendel oder Wilson als Urheber des Problems.
McLamore hat folgendes geschrieben: | Ant culture is hierarchal and matriarchal, based on human understandings of gender. And the descriptions and importance of ant societies existing as colonies is a component of Wilson’s work that should have been critiqued. Context matters. |
Das ist ziemlicher bullshit.
Ameisenkulturen versteht man am Besten anhand haplodiploider Fortpflanzung. Die Arbeiterinnen sind näher mit der Königin verwandt als mit ihren Vätern - ein Fall von Hamiltons inklusiver Fitness. Menschliches Verständnis von gender wird hier nicht gebraucht.
Warum McLemore dagegen ist, von "Kolonien" zu sprechen, sagt sie nicht. "Weil Kolonialismus blöd ist, soll man nicht von Ameisenkolonien sprechen?" Ist es das? Gleichzeitig hat McLemore keine Scheu, von ant culture zu sprechen.
McLamore hat folgendes geschrieben: | Other scholars have pointed out that feminist standpoint theory is helpful in understanding white empiricism and who is eligible to be a worthy observer of the human condition and our world. |
"The worthy observer". Das ist ja mal ein verblüffendes Konzept in der Wissenschaftstheorie.
Die Wertigkeit eines Beobachters spielt keine Rolle für die Richtigkeit einer Beobachtung. Entweder stimmt die Beobachtung oder sie stimmt nicht.
fwo hat folgendes geschrieben: | smallie hat folgendes geschrieben: | Ist es nicht erstaunlich, dass wir diese Schlagzeile noch nie gesehen haben:
Darwin widerlegt: Geburtenrate sinkt weltweit. | So einfach funktioniert das nicht. ...
Das ist also nichts, um Darwin auszuhebeln, sondern nur etwas, um das Signal der zwangsläufig weiterhin stattfindenden genetischen Evolution undeutlicher zu machen. |
Selbstverständlich.
Sorry, wenn meine Clickbait-Schlagzeile den Eindruck erweckt hat, ich würde das anders sehen. Einigen wir uns darauf, dass das Beispiel zeigt, wie sehr Kultur die Biologie überformen kann.
fwo hat folgendes geschrieben: | smallie hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Die Kirche, Nepotismus und weltweite psychologische Unterschiede
Schulz, Bahrami-Rad, Beauchamp, Henrich - Nov 2019 |
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Deine Zusammenfassung hat mich etwas gestört. Da wird nicht die Ideologie zum Gegenstand der Forschung gemacht, sondern der Einfluss eines kulturellen Überbaus bzw. der Herrschaft seiner Priesterkaste (Ideologie? Religion?) einer Gesellschaft auf die Psyche der Individuen dieser Gesellschaft. |
Gut dann besser so: die Autoren haben versucht, die "westliche Ideologie" auf einen speziellen Umstand kirchlicher Heiratsregeln zurückzuführen.
Die katholische Kirche hatte etwas gegen Heirat unter Cousinen und Cousins. Damit hat sie unwissentlich die Macht der Sippschaften und der Clans untergraben. Heiraten wurden oft arrangiert, innerhalb der eigenen Sippschaft oder um die Sippschaft zu vergrößern. Die Wünsche des Individuums zählten weniger, als die "Notwendigkeiten" des Clans. So die Behauptung. Vetternwirtschaft zu unterbinden schuf Raum für Individualismus und letztlich die Aufklärung.
Sicher, das ist eine kühne These. Ob sie stimmt, weiß ich nicht. Mir fallen mindestens zwei Gegenargumente ein, und dass, obwohl ich mich gar nicht auskenne. Für den europäischen Adel galt das wohl nicht, das Thema hatten wir vor einer Weile. In England war Cousinenheirat üblich, siehe Darwin. (Oder kam das erst mit der Reformation?)
fwo hat folgendes geschrieben: | Es ist ja schon ein paar Jahre her, dass die Psychologie feststellen musste, dass es eine allgemeine menschlich Psyche nicht gibt, sondern dass die Psyche kulturabhängig ist, so dass selbst solche scheinbar basalen Gefühle wie Angst nicht ohne die Kultur betrachtet werden können, in der das untersuchte Individuum sozialisiert wurde. |
Falls du WEIRDOs meinst, White, Educated, Industrialized, Rich, Democratic, Joe Henrich war als Autor an beiden Arbeiten beteiligt. Sobald man die Kulturabhängigkeit der Psyche erkannt hat, stellt sich die Frage, welche kulturelle Umstände eine bestimmte Psyche hervorbringen.
Auch das ist ein Fall, in dem das Gegenteil wahr ist. Ich erinnere an Darwin:
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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
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(#2308473) Verfasst am: 12.11.2024, 08:04 Titel: |
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Barbara Drossel, Reinhard Junker und Siegfried Scherer diskutieren verschiedene Interpretationen von Schöpfung. Ist die Bibel wörtlich zu verstehen? Und wie gut belegt ist Evolution? Die Diskussion sagt manch Interessantes über die weltanschauliche Motivation der Autoren aus. Hinsichtlich der wissenschaftlichen Kompetenz des Trios macht sich indes ein deutliches Gefälle bemerkbar. Insbesondere über das Evolutionsverständnis der "fachlich hoch kompetenten Kritiker (Junker, Scherer)" gibt es manch Kritisches zu sagen.
https://www.ag-evolutionsbiologie.de/html/2024/drossel-schoepfung-und-evolution.html
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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
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(#2308529) Verfasst am: 18.11.2024, 16:33 Titel: Re: Relaunch der AG Evolutionsbiologie |
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Lamarck hat folgendes geschrieben: | Naturwissenschaftliche Theorien umfassen dabei jeweils genau ein Erkenntnisobjekt, hier also Evolution. Damit sind konkurrierende Evolutionstheorien nicht möglich und Evolution ein Faktum. |
Selbstverständlich kannst Du eine ganze Reihe konkurrierender Evolutionstheorien formulieren. De Vries' "Mutationstheorie" und Goldschmidts "Hopeful Monsters" harmonieren so wenig mit gradualistischen Evolutionstheorien wie die Frankfurter Evolutionstheorie mit Evo-Devo. Von "theistischer Evolution", die Mutation und Selektion durch schöpferische Eingriffe ersetzt, einmal ganz zu schweigen. Auch die Kristallsphären und Epizykel des Ptolemäischen Weltbildes sind mit Newtons Physik nicht kompatibel, und doch beschreiben sie ein und dasselbe Faktum - die Planetenbewegungen.
Die "Erweiterungen in Form hypothetischer Zusatzannahmen" wären so etwas wie eine Erweiterte Synthetische Theorie, die allerdings keinen Paradigmenwechsel Kuhn'schen Ausmaßes im Hinblick auf die "Modern Synthesis" verlangt.
Im Übrigen gibt es auch falsche Fakten wie das Phlogiston und illusionäre Fakten wie Schöpfung.
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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
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(#2308531) Verfasst am: 18.11.2024, 16:50 Titel: |
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Traulsen et al. (2024) haben einen "Letter to the Editors" zum "Wartezeitproblem" veröffentlicht:
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0022519324002704?dgcid=author
Man erinnere sich, dass es den Design-Proponenten Hössjer, Bechly und Gauger gelang, Intelligent Design im Gewand einer mathematischen "Simulation" des "Wartezeitproblems" in das Journal zu schmuggeln, ohne dass dies dem Editorial Board aufgefallen wäre. Jahre später wurde ein Disclaimer mit einer halbherzigen Distanzierung hinzugefügt, der aber m.W. wieder entfernt wurde. Merkwürdigerweise gestattete man uns nicht, eine umfassende kritische Analyse jener Prämissen dort unterzubringen, auf denen das "Wartezeitproblem" beruht. Stattdessen wollte man uns nur diesen (nicht unproblematischen) Kurzbrief zugestehen. Das ist der Grund, warum ich nicht als Co-Autor dabei sein wollte. Eine ausführliche Reaktion wird anderweitig erfolgen.
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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
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(#2308844) Verfasst am: 17.12.2024, 15:55 Titel: |
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Falls es wen interessiert, der Chemiker und Wissenschaftskommunikator Dave Farina (~3,5 Mio. Follower auf YouTube) lässt aus den Publikationen des Discovery Institutes systematisch die Luft raus:
https://www.youtube.com/playlist?list=PLybg94GvOJ9HD-GlBnTYutk8D1e71y__q
Günter Bechly wurde als bislang einziger gleich zweimal geadelt.
Für meinen Geschmack ist Dave zwar zu polemisch unterwegs, was angesichts der Vorlagen, die er kritisiert, allerdings nachvollziehbar ist (siehe zum Beispiel hier). Das Anschauen lohnt sich aber in jedem Fall; die allermeisten seiner Argumente sind stichhaltig.
Nach einer längeren Pause soll in Kürze Dembski an die Reihe kommen.
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