Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
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(#457300) Verfasst am: 22.04.2006, 12:06 Titel: |
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Also, Velikovsky und Halligstorch, das paßt wie der Faust aufs Gretchen.
Bynaus hat folgendes geschrieben: | Naja, es gibt Leute die finden ganz im Ernst, es wäre besser (für alle?), wenn die Menschheit von der Erde verschwände. Ich war neugierig, ob es hier im Forum auch Leute gibt, die so denken. |
In dieser Frage bin ich schwankend. Meine Meinung: An sich sieht es so aus, als hätte die Evolution einen schweren Fehler gemacht, als sie die menschliche Intelligenz schuf. Denn diese scheint ja nun dazu zu führen, daß das gesamte Experiment "Leben" schlußendlich in die Hose geht. Wenn ich weiter so bedenke, was an Tierarten und Naturwundern schon von den Menschen vernichtet und zerstört wurde, kann ich mich des Gedankens nicht erwähren, daß es wohl besser wäre, dieses gräßliche "Bakterium Mensch" im Körper der Ökosphäre irgendwie abzutöten.
Als Jüngling las ich eine Kurzgeschichte, in der Gott, angewidert vom Treiben der Menschen, den ganzen Globus vernichten wollte. Aber im letzten Moment hielt er inne und sagte: "Wäre doch schade um die Schmetterlinge."
Und so denke ich mit Trauer daran, daß zusammen mit der Menschheit so wundervolle Dinge wie das "Emperor Concerto" (Klavierkonzert Nr. 5) von Beethoven oder Verdis "La Traviata", die Sixtinische Kapelle und das Antiquarium in München und und und - daß das alles irgendwann auch im Strom der Zeit versinken und vergehen wird.
So lange man diese Musik spielt und sie sich anhört, so lange man die wundervollen Kunstwerke pflegt und erhält - gut, so lange sollen sie am Leben bleiben, diese habgierigen, mißgünstigen, boshaften, pervertierten Zweibeiner. Tun sie das nicht mehr, dann soll sie doch der Teufel holen.
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goldberg Sonnendecker
Anmeldungsdatum: 20.04.2006 Beiträge: 63
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(#457765) Verfasst am: 23.04.2006, 02:15 Titel: |
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Guten Morgen,
Halligstorch hat folgendes geschrieben: | Zudem hat es mir durchaus Spaß gemacht, (...) diverse Forums-Gründlinge aufzuscheuchen. |
Zum Thema "Spaß" später mehr.
Wollen wir zunächst einmal unterstellen, Halligstorch beziehe sein Wissen über Gründlinge zumindest aus dem Naheliegenden, nämlich Hamlet II,2. Dort ergeht der fürstliche Rat an die Schauspieler:
Zitat: | Oh, es kränkt mich in der Seele, wenn ich einen klobigen perückenschädligen Kerl eine Leidenschaft in Stücke reißen höre, in wahre Fetzen, und sprengen die Ohren der Gründlinge im Parterre, die meist nichts begreifen als verworrenes Fratzenschneiden und Radau. Ich wollte so einen Kerl auspeitschen lassen, ich bitte euch, vermeidet das. |
Nun gut, dies Stück ist immerhin von Shakespeare. Und wenn in einem seiner Bühnenwerke 30 Personen auftreten, dann bietet sich dem Rezipienten eben auch ein Kaleidoskop aus (mindestens) 30 verschiedenen Ansichten und Weltbildern. (Dass die Worte eines Protagonisten nicht zwingend die Meinung des Autors wiedergeben, ist eine noch weniger zu bestreitende Tatsache.) Es steht außerdem zu befürchten, dass Halligstorch von der wahren Bedeutung der groundlings bisher keinerlei Kenntnis genommen hat. (Dazu müsste man schon Robert Weimann und Erika Fischer-Lichte lesen, zumindest aber Peter Brook oder Dario Fo.) Sie waren es, für die im Globe eigentlich gespielt wurde, denn sie entschieden mit ihrer Zustimmung bzw. Ablehnung über Wohl und Wehe der Schauspieler, über Erfolg oder Fiasko einer Aufführung, wenn nicht gar einer Produktion. (Dessen war sich auch Shakespeare bewusst. Nicht umsonst wurde auf der Bretterbühne derart viel improvisiert, nicht umsonst ist das von, wenn schon nicht durch Shakespeare Fixierte lediglich ein "Zwischenstadium", und nicht umsonst klingt der Respekt der Theaterleute vor den Gründlingen ex negativo auch in obigem Zitat an.)
Diese Rolle übernehme ich natürlich gerne: Soll Halligstorch sich auf der Bühne weiter zum Affen machen (in der irrigen Annahme, er streue Perlen vor die Säue). Ich stehe derweil gemütlich im Parkett, sehe ihm bei seinem grandiosen Scheitern zu - und feixe. (Faule Tomaten sind ja schon geflogen: Ehre, wem Ehre gebührt.)
Da wären wir auch schon bei der Freude: Ich persönlich freue mich unbändig, dass Halligstorch wenigstens mit allen von ihm Halligstorch hat folgendes geschrieben: | angeschriebenen Moderatoren u. Administratoren | einen respekt- und niveauvollen Umgang zu pflegen scheint. (Jetzt weiß ich auch, warum er dauernd von Niveau redet: Er weiß nie, wo seines gerade steckt.) Um so mehr freut es mich, wieviel Geduld und Mühe er investiert hat, welche Bedeutung er also, all seinen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz, meiner Nachricht zumisst, ja: sich selbst und anderen sogar die Frage stellt, Halligstorch hat folgendes geschrieben: | ob goldberg's Posting neue Maßstäbe setzt. | Ach nein, das ist wirklich zuviel der Ehre. Konsequenzen wären übrigens durchaus wünschenswert: ein Umdenken unseres gefiederten Freundes, seine Einsicht in die eigenen Defizite, sein demzufolge ehrfürchtigeres Auftreten gegenüber anderen Forumsmitgliedern - und vielleicht sogar seine Lernbereitschaft. Ansonsten würde unser Halligstorch alsbaldig nicht nur zum Ikarus: Ich sähe auch schwarz für uns, hat er sich doch dazu Halligstorch hat folgendes geschrieben: | entschlossen, diese „Wortteile“ von Neu-'Mitglied’ goldberg nicht herausschneiden zu lassen, weil sie wohl mittelfristig dem Niveau des Freigeisterhauses mehr Schaden als meinem bescheidenem Ansehen. | Das ist also sein kruder Plan: Er will dem Freigeisterhaus Schaden zufügen! Als ob wir es nicht längst gewusst hätten, ebenso, dass er in der Tat ein "bescheidenes", also jämmerliches Ansehen genießt. (Dass er in seiner letzten Nachricht mal wieder nichts zum Thema beizusteuern hatte, spricht für sich.) Demgegenüber denke ich nicht, dass meine Halligstorch hat folgendes geschrieben: | ‚spätpubertäre Wichsmetaphorik’ | dem Freigeisterhaus, oder, wie es gewisse, unbedarftere Mitglieder zu nennen belieben, Halligstorch hat folgendes geschrieben: | 'Freiwichserhaus', | ernsthaft schaden könnte: Immerhin verfassen eben jene jetzt schon seit nahezu drei Monaten (wow, das ist wirklich eine lange Zeit!) vergleichbare Beiträge, um darin fürwahr jeden Nonsens abzusondern - und es steht immer noch, das Haus!
Also, um wieder zum Thema überzuleiten: Es gibt Hoffnung für die Menschheit!
Bynaus hat folgendes geschrieben: | Wenn die Welt derart in Gefahr wäre, dass sie gerettet werden müsste, glaubt ihr, man sollte es tun (so man es dann könnte)? Wenn ja, warum? (z.B. wenn ein grösserer Asteroid Kurs auf die Erde nähme?) | Vielleicht muss man sich ja nicht gleich den weltweiten SuperGAU ausmalen, um sich Blumenberg zu nähern. Vielleicht genügt es, mit dem einzelnen Menschen (also: "klein") anzufangen. Zumal durch jüngste neurobiologische Nachforschungen das Ich in einer schweren Krise steckt - und in seinem Fahrwasser die Geisteswissenschaften gleich mit vor den Abgrund zerrt. (Wenn von einem Selbst, einem Ich-Kern überhaupt noch die Rede sein darf. Nicht erst seit dem Fall der cartesianischen Vorstellung eines geistigen Konvergenzzentrums sind erhebliche Zweifel angebracht.) Ist die Angst vor einer (akuten) globalen nicht immer (und primär) auch die Angst vor der "persönlichen" Katastrophe: dem eigenen Ableben?
Es ist doch so: Zitat: | Angsichts des Todes tritt in der Frage des Wissens der Ernstfall ein. (Dietmar Kamper) | Zu allen Zeiten - besser wohl: seit sich der Mensch seines Bewusstseins bewusst ist - hat es daher Versuche gegeben, Methoden zu entwickeln, die in der Lage sind (a) dieser Vergänglichkeit entgegenzuwirken, sie bestenfalls sogar aufzuheben und damit (b) gleichsam "en passant" auch das Wissen der Welt zu archivieren. Gemeinsam ist diesen Versuchen die Vorstellung einer, jeweils spezifischen, Architektur der Erinnerung, die zwar häufig auf der Entwurfsstufe stehen bleibt (Robert Fludd), ihren Ausdruck zuweilen aber auch in tatsächlich begehbaren Räumen findet - und deren Väter (wie beispielsweise Giulio Camillo) sich damit folgerichtig als "Ingenieure des Wissens" gerieren.
Solche "Ingenieure" gab es in allen Bereichen der Gesellschaft. (Ich habe, aus naheliegenden Gründen, die Mnemotechnik herausgegriffen). Und wenn sie auch in ihrem Bestreben oft hinter den eigenen Ansprüchen zurückblieben: Gerade dies Streben nach "Vervollkommnung" und die (Meister-)Werke, die es zuweilen zeitigt, sind doch allein schon bewahrenswert. Tatsächlich führt dieser Wunsch - zwar nicht zwangsläufig, aber leicht - schlechterdings zu Selektion. Woran sich natürlich auch nur wieder die Frage anschlösse, was ins Töpfchen bzw. Kröpfchen kommen soll. Und wer dies entscheidet, entscheiden kann, entscheiden möchte. Aber das führt schon wieder viel zu weit von Deiner eigentlichen und viel fundamentaleren Fragestellung weg. Wahrscheinlich ist mein Abschweifen lediglich die Maske meiner eigenen Skepsis in diesem Punkt...
_________________ Alles, was ist, dauert drei Sekunden.
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