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GermanHeretic Individualoptimist & Kulturpessimist
Anmeldungsdatum: 16.06.2004 Beiträge: 4932
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(#1076246) Verfasst am: 29.08.2008, 12:21 Titel: |
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beachbernie hat folgendes geschrieben: | Ich sehe da ueberhaupt keine Veranlassung asatru auf ein besonderes Podest zu heben und als "natuerlicher" als andere Religionen darzustellen. Das ist voellig ungerechtfertigt. |
Parlamentarische Monarchie und absolutistische Monarchie sind beides Monarchien. Ist es völlig ungerechtfertigt, erstere als "demokratischer" zu bezeichnen?
_________________ "Nehmen Sie einem Durchschnittsmenschen die Lebenslüge, und Sie nehmen ihm zu gleicher Zeit das Glück." (Henrik Ibsen)
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#1076553) Verfasst am: 29.08.2008, 21:04 Titel: |
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GermanHeretic hat folgendes geschrieben: | beachbernie hat folgendes geschrieben: | Ich sehe da ueberhaupt keine Veranlassung asatru auf ein besonderes Podest zu heben und als "natuerlicher" als andere Religionen darzustellen. Das ist voellig ungerechtfertigt. |
Parlamentarische Monarchie und absolutistische Monarchie sind beides Monarchien. Ist es völlig ungerechtfertigt, erstere als "demokratischer" zu bezeichnen? |
ziemlich merkwuerdiger Vergleich.....
aber sowas kann ich auch....
Ist normaler Zucker natuerlicher als Wuerfelzucker? Oder handelt es sich bloss um zwei verschiedene Formen derselben Sache?
So sieht's letzten Endes mit Asatru und anderen Religionen aus. Menschen schufen sich, aus dem Beduerfnis heraus Erklaerungen zu finden fuer Dinge, die sie nicht verstanden und von ihrem Bildungsstand her auch nicht rational begreifen konnten, Bezugssysteme, die diese Dinge zumindest so erklaerten, dass sie damit leben konnten. Alle Religionen sind deshalb "kuenstlich", im Sinne von "Menschenwerk". "Natuerlich" ist was anderes, naemlich so wie es ist in der Natur vorkommend und da scheiden Religionen prinzipiell aus, weil sie ausnahmslos alle von Menschen erfunden worden sind und ohne die Menschen, die an sie glauben gar nicht existieren koennen. Wenn es keine Theisten gaebe, dann gaebe es auch keine Goetter, gibt es keine Astraten, dann haben sich auch Thor, Freya & Co. erledigt. So einfach ist das....
...und klar, natuerlich behauptet jeder Anhaenger einer Religion, dass die seine anders, etwas Besonderes waere, das liegt in der Natur der Sache. Da wird jeweils behauptet, das eigene Phantasieprodukt waere wahrer, logischer oder eben "natuerlicher" als die Phantasieprodukte anderer Leute, das ist geschenkt, da gebe ich nicht viel drauf.
Gruss, Bernie
_________________ Defund the gender police!!
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GermanHeretic Individualoptimist & Kulturpessimist
Anmeldungsdatum: 16.06.2004 Beiträge: 4932
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(#1076964) Verfasst am: 30.08.2008, 13:45 Titel: |
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beachbernie hat folgendes geschrieben: | Alle Religionen sind deshalb "kuenstlich", im Sinne von "Menschenwerk". "Natuerlich" ist was anderes, naemlich so wie es ist in der Natur vorkommend und da scheiden Religionen prinzipiell aus, weil sie ausnahmslos alle von Menschen erfunden worden sind und ohne die Menschen, die an sie glauben gar nicht existieren koennen. Wenn es keine Theisten gaebe, dann gaebe es auch keine Goetter, gibt es keine Astraten, dann haben sich auch Thor, Freya & Co. erledigt. So einfach ist das.... |
So einfach ist das eben nicht. Dinge fallen von oben nach unten. Aber ohne Menschen gäbe es keine von Menschen gemachte Gravitationstheorie, die das Fallen der Dinge abstrahiert. Ohne Physiker keine künstlichen physikalischen Gleichungen. Dinge fallen dann aber immer noch, ganz natürlich.
Die Götter im Asatru sind personifizierte Abstraktionen natürlicher Vorgänge, Prinzipien und zwischenmenschlichen Verhaltens. Die Vermenschlichung vereinfacht das Ritualisieren, wenn sie es nicht sogar erst ermöglicht. Oder in Religionssprech: So baut man eine Beziehung zu den Göttern auf.
Alle Götter sind solcherart, wobei der abrahamistische Gott logisch unmögliche Prinzipien personifiziert. Insofern sind heidnische Götter weit "wahrer" als der.
Der Unterschied zwischen modernem Heidentum und Religion im traditionellen Sinne ist, daß Heidentum und ganz speziell Asatru eben nicht von sich behauptet, die Wahrheit(TM) über den Aufbau,Sein und Sinn der Welt zu kennen, das Ganze gar mit wissenschaftlicher Akkuratesse, so wie nicht wenige Menschen glauben, daß es Koran und Bibel tun.
Es ist eine Beschreibung bzw. Sichtweise der Welt mit anderen Mitteln - gefühlsmäßig, romantisch, ästethisch und nicht wissenschaftlich korrekt. Die "Wahrheiten", die man dort findet, sind keine empirischen Fakten sondern Lebenshilfe, moralische Leitlinien, Trost usw. (vielleicht soger Sinn).
Das haben Religionen und Ideologien schon immer geliefert, die Frage ist, welche man davon mit welchen Auswirkungen auf das eigene Leben für sich als passend empfindet. Und da schneiden die nordischen Götter mit den "Wahrheiten", die sie transportieren, von allen, die mir bisher über den Weg gelaufen sind, am besten ab.
_________________ "Nehmen Sie einem Durchschnittsmenschen die Lebenslüge, und Sie nehmen ihm zu gleicher Zeit das Glück." (Henrik Ibsen)
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Valen MacLeod Antitheist
Anmeldungsdatum: 11.12.2004 Beiträge: 6172
Wohnort: Jenseits von Eden
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(#1076999) Verfasst am: 30.08.2008, 14:34 Titel: |
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Hört sich an wie: "Religion ist Physik unf Sozialwissenschaft für Dummies".
Ok, man könnte sagen: "Lass' doch! Die Physik arbeitet doch auch nur mit Modellen, die die wahre Realität nur in teilaspekten beschreibt." - und nichts anderes tun Religionen auch. Nur haben sie die ekelhafte Angewohnheit Dogmen zu entwickeln, die eben nicht hinterfragt werden dürfen. Das passiert immer dann, wenn Weltanschauungen zu Religionen werden und als Machtwerkzeug zur Steuerung der Massen misbraucht werden.
Ich kann mich nicht erinnern, dass schonmal jemand versucht hat, aus einer Naturwissenschaft, eine Ideologie zu machen... von allgemeiner Technikgläubigkeit mal abgesehen.
_________________ V.i.S.d.P.:Laird Valen MacLeod (Pseudonym!)
"... Wenn das hier das Haus Gottes ist, Junge, warum blühen hier dann keine Blumen, warum strömt dann hier kein Wasser und warum scheint dann hier die Sonne nicht, Bürschchen?!" <i>Herman van Veen</i>
Das Schlimme an meinen Katastrophenszenarien ist... dass ich damit über kurz oder lang noch immer Recht behielt.
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GermanHeretic Individualoptimist & Kulturpessimist
Anmeldungsdatum: 16.06.2004 Beiträge: 4932
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(#1077045) Verfasst am: 30.08.2008, 15:18 Titel: |
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Valen MacLeod hat folgendes geschrieben: | Ok, man könnte sagen: "Lass' doch! Die Physik arbeitet doch auch nur mit Modellen, die die wahre Realität nur in teilaspekten beschreibt." - und nichts anderes tun Religionen auch. |
So in etwa, wenn auch nicht ganz. Religion sollte nicht versuchen zu erklären, wie die Welt funktioniert. Das kann die Wissenschaft viel besser, und jeder dogmatische Versuch einer Religion, etwas anders oder besser zu erklären oder überhaupt zu erklären, solange man nicht weiß, wie es sich tatsächlich verhält, wird über kurz oder lang scheitern.
Was Religion leisten kann, ist Lebensweisheiten zu vermitteln, Halt zu geben, Trost zu spendne. Nicht, daß das unbedingt jeder nötig hätte, oder so nötig hätte, wie es eine bestimmte Religion vorgibt bzw. daß eine Religion das Patentrezept für jeden bereithielte. Wenn es um solche Dinge geht, ist das eigene subjektive Empfinden extrem wichtig und da gelten keine objektiven Maßstäbe. Nun gibt es Religionen, die überlassen es dem Subjekt, sich darin zurechtzufinden, und es gibt Religionen, die halten sich für einen objektiven, sprich für alle Menschen gültigen Maßstab. Erstere sind mir da deutlich lieber.
Mal ein Beispiel: Wie soll man sein Leben im Hinblick darauf, daß es mal zuende sein wird, leben?
Diese Frage kann dir keine Wissenschaft der Welt beantworten. Es gibt da nämlich keine objektiv richtige oder falsche oder quantifizierbare Antwort. Nun erhält man Antworten auf solche Fragen durch das familiäre und kulturelle Umfeld und durch Weltanschaungen/Religionen, die ein Teil davon sind. Gibt es eine Weltanschauung/Religion, die dir diese Frage zufriedenstellend beantwortet, sofern sie für dich relevant ist? Falls ja, kann es für einen richtig sein, sich in diesem subkulturellen Umfeld zu bewegen. Ich sehe da kein Problem, solange andere Menschen damit in Ruhe gelassen werden.
Zitat: | Nur haben sie die ekelhafte Angewohnheit Dogmen zu entwickeln, die eben nicht hinterfragt werden dürfen. Das passiert immer dann, wenn Weltanschauungen zu Religionen werden und als Machtwerkzeug zur Steuerung der Massen misbraucht werden. |
Keine Frage, so ist das. Die intellektuelle Hirnverrenkung, die man machen muß, um etwas im Kern anarchistisches als Herrschaftsinstrument zu verkaufen, ist allerdings enorm. (Nicht, daß das nicht schon erfolgreich praktiziert worden wäre.)
_________________ "Nehmen Sie einem Durchschnittsmenschen die Lebenslüge, und Sie nehmen ihm zu gleicher Zeit das Glück." (Henrik Ibsen)
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