Frohe Kunde aus Österreich

[DemonDeLuxe]

[Kramer]

[DemonDeLuxe]

[OT]

[Ginger]

Guten Abend Freigeister!

Ich bin neu hier. Durch einen Bekannten bin ich hier auf das Forum gestoßen.

Da ich in meiner Kindheit und Jugend zuviel an Religiösität (möchte eher sagen religiöse Kopflastigkeit) über mich ergehen lassen musste, genieße ich heute das Nichtglaubenmüssen. Hm. Der Zustand hält schon einige Jahre an und ich nehme ihn, wie er ist. Irgendwie komme ich dadurch zur Ruhe.
Glauben kann ich aufgrund meiner extremen Prägung daher nichts. Den kopflastigen Leistungsglauben habe ich sozusagen überwunden. Ich liebe. Ich hoffe. Das ist für mich schon sehr viel. Das gefällt mir. Niemand gängelt mich mehr und sagt, lieben und hoffen wäre zu wenig. Das entscheide ich für meine kleine Welt.

Tatsache ist doch, wenn jeder auf diesem Planeten nur einen einzigen Menschen glücklich machen würde - Rücksicht und Umsicht wären auch schon bedeutend viel - dann wäre es fast nicht zum Aushalten, so schön. Ich weiß, das ist schön gefärbte Theorie. Damit möchte ich ausdrücken, dass nicht irgendein Glaube vorrangig notwendig ist, um einander zu respektieren.

Heute bin ich auf ein Gedicht gestoßen.

Engel und Teufel I

Im Paradies angekommen
fragen wir uns
skeptisch bis zum letzten
Was geht hier eigentlich vor
Taube dürfen hier Musik hören
Musiker müssen aufspielen
Stumme haben sprechen gelernt
Redende beginnen zu lallen
Die Lahmen laufen wie die Wiesel
wenn sie nicht in der Luft herumfliegen
Wir Machtlosen
bleiben machtlos
etwas elegisch
geben wir uns damit zufrieden
sehen zu wie Hässliche schön werden
Engel
mit geschwärzten Flügeln
vom Himmel fallen
und die Schlange am Baum
uns entgegenzüngelt

Aus den Schlupflöchern des Himmels
kriechen sie
noch leicht benommen
stoßen vogelblind
an Fensterscheiben
umflattern
golden rötlich oder nachtblau
das Klavier
fressen die Fliegen
und betten sich schön wie Päonien
Auf unseren Kissen zur Ruhe
zitternd vor Kälte
mit den Flügeln das Haupt bedeckend

Dass es Teufel
im Grunde gar nicht gibt
hat uns kürzlich
der Leibhaftige selbst verraten
Wir haben dies
betrübt zur Kenntnis genommen
und beschlossen
in Zukunft
uns selbst an die Wand zu malen

Alfred Brendel (geb. 05.01.1931 im mährischen Wiesenberg, Pianist, Essayist, Dichter, Auszug aus dem Buch „Spiegelbild und schwarzer Spuk“, Hanser Verlag, München)

Es lässt so einiges an Gedankenspielen zu. Hab' geschmunzelt beim Lesen.

So, ich wünsch' Euch allen einen schönen Abend.

Vielleicht bis demnächst

Ginger
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"Es muss feste Bräuche geben." "Was heißt fester Brauch?", sagte der kleine Prinz. "Auch etwas in Vergessenheit geratenes", sagte der Fuchs. "Es ist das, was einen Tag vom anderen unterscheidet, eine Stunde von den andern Stunden."
(Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry)

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