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Freigabe von Heroin?
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Soll Heroin freigegeben werden? (Erläuterung von Freigabe: siehe unten)
Ja
33%
 33%  [ 21 ]
Nein
53%
 53%  [ 34 ]
Weiß nicht
12%
 12%  [ 8 ]
Stimmen insgesamt : 63

Autor Nachricht
kolja
der Typ im Maschinenraum
Betreiber



Anmeldungsdatum: 02.12.2004
Beiträge: 16631
Wohnort: NRW

Beitrag(#410064) Verfasst am: 29.01.2006, 16:31    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
An dieser Stelle scheint unsere Einschätzung auseinander zu gehen. Ich denke nicht, dass es Jugendliche gibt, für die es prinzipiell auszuschließen ist, dass sie später Drogen nehmen.

Dann solltest du diese Befürchtungen konkretisieren können und nicht nur mit einem Bauchgefühl argumentieren. Schließlich plädierst du hier für die Beibehaltung eines Verbots, das ganz konkret dramatische Opfer fordert.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wenn man ein sehr großes Interesse daran hat, Drogen auszuprobieren, dann wird man diese wohl auch bekommen, mag sein. Jedoch denke ich nicht, dass es unbedingt nur so abläuft: erst ist das Interesse da und dann besorgt man sich die Kontakte, um diese Drogen auch zu bekommen.

So habe ich das auch nicht gemeint (und das habe ich auch nicht geschrieben).

Ich meine eher, dass die Neigung, Drogen auszuprobieren, an gewisse (bspw. soziale) Rahmenbedingungen gekoppelt ist. Dort, wo diese Rahmenbedingungen häufig genug auftreten (z.B. in sozialen Brennpunkten), entsteht ein Scharzmarkt, der aktiv auf die Jugendlichen zugeht.

Du wirst vielleicht einwenden, dass wenigstens an Orten, wo diese Rahmenbedingungen nicht so häufig sind, die Verfügbarkeit durch das Verbot verschlechtert wird. Weil dort mangels ausreichendem Interesse kein Scharzmarkt entsteht, genießen die wenigen Jugendlichen, die bei entsprechender Verfügbarkeit vielleicht doch interessiert wären, quasi den Schutz der Mehrheit.

Dem entgegen steht aber die Tatsache, dass der Schwarzmarkt an den Orten, wo er tatsächlich entsteht, sein Angebot aktiv an alle Jugendlichen richtet. Ich gehe davon aus, dass der Schwarzmarkt auf dem Schulhof potentielle Kunden viel effektiver erreicht, als legaler Verkauf das tun würde.

kolja hat folgendes geschrieben:
Auf meine persönlichen Erfahrungen bezogen: Ja [...] Zumindest die fatalen Drogenkarrieren kommen restlos aus kaputten Elternhäusern.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Was verstehst Du unter "kaputt"? Ist z.B. Scheidung schon kaputt? Oder nehmen wir an, beide Eltern seien voll berufstätig und hätten daher wenig Zeit. Ist das auch schon kaputt? Für mich ist "kaputt" nämlich ein ziemlich extremer Begriff, ich würde ihn dann verwenden, wenn z.B. der Vater Alkoholiker ist und die Restfamilie schlägt. Sowas in der Art.

Nö, solche Äußerlichkeiten sagen wenig aus. Für mich ist ein Elternhaus "kaputt", wenn Eltern und Kinder keine gemeinsame Vertrauensbasis mehr haben, wenn die Eltern den Kontakt zur Lebenswirklichkeit ihrer Kinder verloren haben, usw.

kolja hat folgendes geschrieben:
Ich bin der Meinung, dass nur die Eltern wirksamen Einfluss auf ihre Kinder ausüben können. Das restliche Umfeld der Kinder könnte auch dazu beitragen, wenn es sich denn entsprechend einbringen würde. Findet aber hierzulande wenig statt. Wenn dieser Einfluss aber nicht ausreicht, dann hat auch ein staatliches Verbot keine Wirkung mehr. [...] Beherztes, persönliches Eingreifen wo Not zu sehen ist würde viel mehr helfen.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wie meinst Du das genau? Wie soll dieser Einfluss aussehen (sowohl der der Eltern als auch der der Umgebung)?

Verliere niemals den Kontakt zur Lebenswirklichkeit deiner Kinder, verliere nicht ihr Vertrauen, damit sie mit ihren Problemen gleich welcher Art vorzugsweise zu dir kommen. Wenn das nicht mehr der Fall ist, hast du verloren. Vertraue niemals in die Wirksamkeit von Verboten.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wie soll das beherzte Eingreifen aussehen?

Wenn du beobachtest, wie Kinder/Jugendliche in deinem Umfeld ihren Eltern im oben erkärten Sinne "entgleiten", und du siehst eine Chance, dich als alternative Bezugsperson einzubringen, dann nutze sie. Erwirb ihr Vertrauen, öffne dein Ohr für ihre Probleme. Mit Verboten wirst du sie allerdings verscheuchen.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Glaubst Du, dass die Eltern letztendlich verhindern können, dass ihre Kinder drogensüchtig werden?

Ja.
_________________
Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
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CoS
Antitheist



Anmeldungsdatum: 10.07.2005
Beiträge: 2734

Beitrag(#410522) Verfasst am: 30.01.2006, 16:39    Titel: Antworten mit Zitat

Stefan hat folgendes geschrieben:
CoS hat folgendes geschrieben:

Ich bin für die kontrollierte Abgabe von Heroin. Nur so kann das Drogenproblem an den Wurzeln behandelt werden!


Glaube ich nicht. Ob legal oder illegal - wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Wenn man das Problem wirklich an der Wurzel packen will, gilt es die Gründe für Drogengebrauch zu beseitigen.
Kontrollierte Abgabe kann aber wohl die Beschaffungskriminalität vermindern.

Nicht nur die Beschaffungskriminalität. Auch den Missbrauch selbst.

Süchtig werden oft labile Personen denen man die Drogen die ersten paar mal kostenlos gibt, um dann später abzukassieren. Zum Teil wird das Zeug sogar an Schulen vertickt.

Eine staatlich kontrollierte Abgabe von Heroin würde den illegalen Verkauf dermaßen hemmen, dass dieser irgendwann sogar ganz eingehen wird. Wenn ich süchtig bin und mir den Stoff in der Apotheke 10 mal günstiger besorgen kann, dann kaufe ich kein gestrecktes Zeug bei dem Dealer der mich süchtig gemacht hat. Diesen Dealer wirds damit irgendwann nicht mehr geben und somit kann der auch nicht weitere Leute abhängig machen. Er hätte einfach nichts davon.

Die Apotheke könnte zudem Aufklärend wirken. Man hat so auch gewissen Kontakt zum süchtigen. So lassen sich vielleicht auch nach ner weile Entzugsmaßnahmen einleiten. Es wäre vielleicht interessant das Zeug nur im Zuge einer Regelmäßigen (natürlich kostenlosen) psychologischen Beratung in der Aphoteke bekommen zu können. So hat man auf jeden Fall mehr Verfügungsgewalt, als wenn die süchtigen ihren illegalen Dealern ausgeliefert sind!
_________________
"Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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Sanne
gives peas a chance.



Anmeldungsdatum: 05.08.2003
Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland

Beitrag(#410551) Verfasst am: 30.01.2006, 17:38    Titel: Antworten mit Zitat

CoS hat folgendes geschrieben:


Die Apotheke könnte zudem Aufklärend wirken. Man hat so auch gewissen Kontakt zum süchtigen. So lassen sich vielleicht auch nach ner weile Entzugsmaßnahmen einleiten. Es wäre vielleicht interessant das Zeug nur im Zuge einer Regelmäßigen (natürlich kostenlosen) psychologischen Beratung in der Aphoteke bekommen zu können.


Hm, das sollte man auch mit Spirituosen machen.
ähnlich wie bei Rattengift und Pflanzenschutzmitteln könnte das Verkaufspersonal im Supermarkt eine Produktschulung machen...

und der Kneipenwirt muß seinen Stammkunden von Zeit zu Zeit eine Therapie anraten. Ich liebe es...
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Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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CoS
Antitheist



Anmeldungsdatum: 10.07.2005
Beiträge: 2734

Beitrag(#410830) Verfasst am: 31.01.2006, 00:35    Titel: Antworten mit Zitat

Sanne hat folgendes geschrieben:
CoS hat folgendes geschrieben:


Die Apotheke könnte zudem Aufklärend wirken. Man hat so auch gewissen Kontakt zum süchtigen. So lassen sich vielleicht auch nach ner weile Entzugsmaßnahmen einleiten. Es wäre vielleicht interessant das Zeug nur im Zuge einer Regelmäßigen (natürlich kostenlosen) psychologischen Beratung in der Aphoteke bekommen zu können.


Hm, das sollte man auch mit Spirituosen machen.
ähnlich wie bei Rattengift und Pflanzenschutzmitteln könnte das Verkaufspersonal im Supermarkt eine Produktschulung machen...

und der Kneipenwirt muß seinen Stammkunden von Zeit zu Zeit eine Therapie anraten. Ich liebe es...

genau! Mr. Green
_________________
"Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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Maxinquaye
registrierter User



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 40

Beitrag(#410998) Verfasst am: 31.01.2006, 14:12    Titel: Antworten mit Zitat

CoS hat folgendes geschrieben:
Stefan hat folgendes geschrieben:
CoS hat folgendes geschrieben:

Ich bin für die kontrollierte Abgabe von Heroin. Nur so kann das Drogenproblem an den Wurzeln behandelt werden!


Glaube ich nicht. Ob legal oder illegal - wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Wenn man das Problem wirklich an der Wurzel packen will, gilt es die Gründe für Drogengebrauch zu beseitigen.
Kontrollierte Abgabe kann aber wohl die Beschaffungskriminalität vermindern.

Nicht nur die Beschaffungskriminalität. Auch den Missbrauch selbst.

Süchtig werden oft labile Personen denen man die Drogen die ersten paar mal kostenlos gibt, um dann später abzukassieren. Zum Teil wird das Zeug sogar an Schulen vertickt.

Eine staatlich kontrollierte Abgabe von Heroin würde den illegalen Verkauf dermaßen hemmen, dass dieser irgendwann sogar ganz eingehen wird. Wenn ich süchtig bin und mir den Stoff in der Apotheke 10 mal günstiger besorgen kann, dann kaufe ich kein gestrecktes Zeug bei dem Dealer der mich süchtig gemacht hat. Diesen Dealer wirds damit irgendwann nicht mehr geben und somit kann der auch nicht weitere Leute abhängig machen. Er hätte einfach nichts davon.

Die Apotheke könnte zudem Aufklärend wirken. Man hat so auch gewissen Kontakt zum süchtigen. So lassen sich vielleicht auch nach ner weile Entzugsmaßnahmen einleiten. Es wäre vielleicht interessant das Zeug nur im Zuge einer Regelmäßigen (natürlich kostenlosen) psychologischen Beratung in der Aphoteke bekommen zu können. So hat man auf jeden Fall mehr Verfügungsgewalt, als wenn die süchtigen ihren illegalen Dealern ausgeliefert sind!


Ich denke auch, dass eine kontrollierte Abgabe die Drogenwirtschaft sehr stark beschädigen würde.
Dies wäre eine weitreichende Maßnahme, denn die Kartelle sind sehr reich und haben auch viel Macht. Sie betreiben eine aufwändige Logistik, können Polizei und Richter bestechen usw. Wenn ihnen der Geldhahn abgedreht würde, wäre das das Schlimmste was man ihnen passieren könnte.

Abgeben würde ich den Stoff nicht in Apotheken sondern in speziellen Stationen. Es wird nur soviel ausgegeben wie der Konsument dort, in speziellen Räumen und sterilen Besteck, konsumieren kann (damit er es nicht streckt und wieder irgendwo weiterverkauft). Evtl. muss er sich registrieren lassen usw. Ich denke schon dass sich das auch rentieren würde, da z.B. wie bereits angesprochen die Beschaffungskriminalität abnehmen würde. Man kann evtl. auch Ersatzdrogen beimischen, die weniger gefährlihch sind, es wäre doch schon eigentlich ein Fortschritt wenn man aus Heroinabhängigen Methodonabhängige machen würde, und dieses Methadon dann kontrolliert weitergeben würde. Das würde die Drogenwirtschaft doch stark beschädigen.
_________________
Wir müssen wissen. Wir werden wissen. (D. Hilbert)
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AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#413575) Verfasst am: 04.02.2006, 16:08    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
An dieser Stelle scheint unsere Einschätzung auseinander zu gehen. Ich denke nicht, dass es Jugendliche gibt, für die es prinzipiell auszuschließen ist, dass sie später Drogen nehmen.

Dann solltest du diese Befürchtungen konkretisieren können und nicht nur mit einem Bauchgefühl argumentieren.

Ich argumentiere mit meiner Einschätzung der Situation, mit den Erfahrungen und dem Wissen, das ich habe. Etwas anderes kannst auch Du nicht tun.

kolja hat folgendes geschrieben:
Schließlich plädierst du hier für die Beibehaltung eines Verbots, das ganz konkret dramatische Opfer fordert.

Die meisten Todesfälle bei Heroin sind durch eine Überdosierung verursacht. Das ist mE in der Szene wohlbekannt, deswegen wird immer geraten, bei unbekannter Zusammensetzung nie gleich die volle Dosis zu nehmen, sondern erst die Hälfte. Das scheint aber nicht immer gemacht zu werden, ein verantwortungsvoller Umgang mit der Droge scheint von daher nicht unbedingt gegeben zu sein, d.h. der Konsument hat es durchaus selber in der Hand, die Gefährdung stark zu verringern.

Ein anderer Grund für Todesfälle ist nach einem Entzug das Spritzen einer Dosis, die vor dem Entzug normal war, jedoch nach der temporären Abstinenz tödlich ist. Das ist unabhängig von einer Legalisierung, sprich, das würde nach Legalisierung ebenfalls vorkommen.

Drogenpolitik spannt sich übrigens zwischen den beiden Polen völliges Verbot (inklusive Bestrafung der Konsumenten) und völliger Freigabe auf. Meine Position ist eher in der Mitte: ich bin gegen eine Freigabe, aber auch gegen eine alleinige Verbotspolitik. Es gibt einen Modellversuch zur heroingestützten Behandlung (siehe Wikipedia:Heroin). Solche Maßnahmen finde ich sinnvoll; ich könnte mir auch vorstellen, Heroin als Medikament zuzulassen (zur Behandlung von Heroinsucht), falls sich das als hilfreich herausstellt.

kolja hat folgendes geschrieben:
Ich meine eher, dass die Neigung, Drogen auszuprobieren, an gewisse (bspw. soziale) Rahmenbedingungen gekoppelt ist. Dort, wo diese Rahmenbedingungen häufig genug auftreten (z.B. in sozialen Brennpunkten), entsteht ein Scharzmarkt, der aktiv auf die Jugendlichen zugeht. [...] Dem entgegen steht aber die Tatsache, dass der Schwarzmarkt an den Orten, wo er tatsächlich entsteht, sein Angebot aktiv an alle Jugendlichen richtet. Ich gehe davon aus, dass der Schwarzmarkt auf dem Schulhof potentielle Kunden viel effektiver erreicht, als legaler Verkauf das tun würde.

Ich glaube nicht, dass sich die Neigung, Drogen auszuprobieren und die daraus resultierenden Drogenprobleme auf eine bestimmte Gesellschaftsschicht konzentrieren.

Aus meinen Erfahrungen und aus Gesprächen mit Jugendlichen ist es so, dass harte Drogen keineswegs so einfach zu bekommen sind, wie Du hier suggerierst. Dazu habe ich ja auch schon Zahlen geliefert. Ein Verkauf im Laden würde die Verfügbarkeit der Drogen um ein Vielfaches erhöhen.

kolja hat folgendes geschrieben:
Für mich ist ein Elternhaus "kaputt", wenn Eltern und Kinder keine gemeinsame Vertrauensbasis mehr haben, wenn die Eltern den Kontakt zur Lebenswirklichkeit ihrer Kinder verloren haben, usw.

Das müsste man wohl noch weiter konkretisieren. MMn gehört es gerade zum erwachsen werden dazu, sich von der Erwachsenenwelt abzugrenzen. Das heißt automatisch, dass die Eltern nicht den vollen Kontakt zur Lebenswirklichkeit ihrer Kinder haben können (ab der Pubertät).

kolja hat folgendes geschrieben:
Ich bin der Meinung, dass nur die Eltern wirksamen Einfluss auf ihre Kinder ausüben können. Das restliche Umfeld der Kinder könnte auch dazu beitragen, wenn es sich denn entsprechend einbringen würde. Findet aber hierzulande wenig statt. Wenn dieser Einfluss aber nicht ausreicht, dann hat auch ein staatliches Verbot keine Wirkung mehr.

Eltern haben Einfluss auf ihre Kinder, natürlich, aber nicht nur sie. Der Einfluss der Eltern schwindet immer mehr, je älter die Kinder werden. Dann werden andere Einflüsse wichtiger, nämlich der des Freundeskreises.

Natürlich hat ein staatliches Verbot eine Wirkung, wenn es die Verfügbarkeit der Droge verringert (was Du bezweifelst, aber eben auch nur aus einem Bauchgefühl heraus, das ich nicht nachvollziehen kann).

kolja hat folgendes geschrieben:
kolja hat folgendes geschrieben:
[...] Beherztes, persönliches Eingreifen wo Not zu sehen ist würde viel mehr helfen.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wie meinst Du das genau? Wie soll dieser Einfluss aussehen (sowohl der der Eltern als auch der der Umgebung)?

Verliere niemals den Kontakt zur Lebenswirklichkeit deiner Kinder, verliere nicht ihr Vertrauen, damit sie mit ihren Problemen gleich welcher Art vorzugsweise zu dir kommen. Wenn das nicht mehr der Fall ist, hast du verloren. Vertraue niemals in die Wirksamkeit von Verboten.

Jugendliche erzählen nicht alles ihren Eltern. Das ist mMn normal. Wenn es bei Dir anders war, wenn Du also früher alles Deinen Eltern erzählt hast (auch das, von dem Du wusstest, dass es ihnen nicht gefällt), dann war das mMn nicht unbedingt normal.

Verbote machen natürlich keinen Sinn, wenn sie nicht kontrolliert werden können. Sie sind in diesem Falle eher kontraproduktiv, denn die Jugendlichen werden eine Übertretung des Verbotes auch nicht freiwillig erzählen.

Es gibt übrigens auch implizite Verbote, zum Beispiel nehmen wir einmal an, du wärst ein militanter Nichtraucher und würdest das offensiv vertreten, so dass deine Kinder es auch wüssten. In diesem Falle würden sie, auch wenn es nicht explizit verboten wäre, dir nicht erzählen, dass sie rauchen, da sie um deine Missbilligung wüssten.

Ich bin auch der Meinung, dass man versuchen soll, immer ein gutes Verhältnis zu seinen Kindern zu behalten. Das ist aber immer auch eine Gratwanderung und oft gibt es eben doch Phasen, in denen die Jugendlichen weniger Berührungspunkte zu ihren Eltern haben.

Eine andere Gratwanderung ist es mMn, die richtige Balance zu finden zwischen Kontrolle und Vertrauen.

kolja hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wie soll das beherzte Eingreifen aussehen?

Wenn du beobachtest, wie Kinder/Jugendliche in deinem Umfeld ihren Eltern im oben erkärten Sinne "entgleiten", und du siehst eine Chance, dich als alternative Bezugsperson einzubringen, dann nutze sie. Erwirb ihr Vertrauen, öffne dein Ohr für ihre Probleme. Mit Verboten wirst du sie allerdings verscheuchen.

Einverstanden.

kolja hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Glaubst Du, dass die Eltern letztendlich verhindern können, dass ihre Kinder drogensüchtig werden?

Ja.

Ich glaube nicht. Ich glaube, Du überschätzt den möglichen Einfluss der Eltern. Der Einfluss der Eltern schwindet immer weiter, je erwachsener der Jugendliche wird und irgendwann muss der dann Erwachsene auf eigenen Füßen stehen.
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Wanderer
Bestienbändiger



Anmeldungsdatum: 19.07.2003
Beiträge: 3496
Wohnort: Bielefeld

Beitrag(#420710) Verfasst am: 19.02.2006, 17:09    Titel: Antworten mit Zitat

Das hat jetzt zwar nur nebensächlich etwas mit diesem Thema zu tun, aber ich möchte dazu keinen neuen Strang eröffnen.
Weiss jemand von euch, wie das Gesetz heisst und von wem es stammt, das besagt, dass jeder mentale Zustand, der durch den Einfluss von Drogen erreichbar ist, auch ohne solche zu erreichen ist?
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tati
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Anmeldungsdatum: 16.03.2005
Beiträge: 567

Beitrag(#421080) Verfasst am: 21.02.2006, 12:52    Titel: Antworten mit Zitat

Wanderer hat folgendes geschrieben:
Das hat jetzt zwar nur nebensächlich etwas mit diesem Thema zu tun, aber ich möchte dazu keinen neuen Strang eröffnen.
Weiss jemand von euch, wie das Gesetz heisst und von wem es stammt, das besagt, dass jeder mentale Zustand, der durch den Einfluss von Drogen erreichbar ist, auch ohne solche zu erreichen ist?


Weiss nicht. Es würde aber sicher hierher gehören zwinkern

Gruss
Tati
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Zoff
registrierter User



Anmeldungsdatum: 24.08.2006
Beiträge: 21668

Beitrag(#663823) Verfasst am: 17.02.2007, 21:56    Titel: Antworten mit Zitat

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,466965,00.html

Das Heroin Programm kann erstmal fortgesetzt werden!
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AntagonisT
Master of Disaster



Anmeldungsdatum: 28.09.2005
Beiträge: 5587
Wohnort: 2 Meter über dem Boden

Beitrag(#663830) Verfasst am: 17.02.2007, 22:17    Titel: Antworten mit Zitat

Eine gute Nachricht!

Ich bezweifle aber, daß diese Entscheidung einer echten Einsicht der CDU-Pappnasen entspringt... Weinen
_________________
“Primates often have trouble imagining an universe not run by an angry alpha male.”
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Argáiþ
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Anmeldungsdatum: 27.01.2007
Beiträge: 12486

Beitrag(#663832) Verfasst am: 17.02.2007, 22:33    Titel: Antworten mit Zitat

Ich glaube auch nicht, dass Die Affinität zur Drogensucht entscheidend etwas mit Verzweiflung zu tun hat. Freiheiten sind für viele Menschen eine potentielle Gefahr. Das System, welches eben gerade etabliert ist, sieht sich dann immer der Frage ausgesetzt zu handeln oder nichts zu tun. Der Grund etwas zu tun liegt dann häufig in dem Versuch die Legitimierung der Macht duch vernünftiges Handeln zu untermauern. Die moralische Vorstellung, Menschen vor sich selbst zu schützen, liegt mir persönlich nun nicht grundlegend fern. Wenn man mal davon Absieht, dass durch Drogenmissbrauch auch andere als der Süchtige gefährdet werden können, bleibt noch immer die Frage, ob man eingreifen soll, wenn sich jemand mit möglicherweise eingeschränktem Urteilsvermögen in Gefahr begibt. Wenn jemand am Rande einer Schlucht entlangbalanciert, fühle ich mich schonmal impulsiv genötigt, einen besorgten Blick auf den Vorgang zu werfen. Wenn ich dann sehe, dass diese Person ihrem Vorhaben offensichtlich nicht gewachsen ist, würde ich schon versuchen zu warnen, bzw einer Tendenz nachgeben, die auch zu einem Eingreifen gegen den Willen des so Handelnden führen kann. Die Freigabe von gefährlichen Rauschmitteln führt essentiell zur selben Fragestellung.
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Zoff
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Anmeldungsdatum: 24.08.2006
Beiträge: 21668

Beitrag(#663834) Verfasst am: 17.02.2007, 22:36    Titel: Antworten mit Zitat

AntagonisT hat folgendes geschrieben:
Eine gute Nachricht!

Ich bezweifle aber, daß diese Entscheidung einer echten Einsicht der CDU-Pappnasen entspringt... Weinen


Das bezweifele ich auch, hat wohl eher etwas mit dem Koalitionsfrieden zu tun.
Für die Betroffenen ist es aber trotzdem eine gute Nachricht.
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reign
bla bla



Anmeldungsdatum: 21.07.2006
Beiträge: 1880

Beitrag(#663836) Verfasst am: 17.02.2007, 22:40    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn es irgendwo ein Beispiel gibt, das funktioniert, dann ja, ansonsten nein.
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be your own pet
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Candide
registrierter User



Anmeldungsdatum: 16.02.2007
Beiträge: 2

Beitrag(#663959) Verfasst am: 18.02.2007, 01:53    Titel: Antworten mit Zitat

Für mich ist das problem einfach, das ich sag mal der grossteil der Leute ein bild von Drogen und Süchtigen besitzt was es so nicht mehr geben würde bei einer richtig umgesetzten Freigabe und viele eben das nicht erkennen, weil zu weit gedacht, fehlendes Interesse oder was weiß ich… Mit den Augen rollen

Das bild des Heroin Süchtigen ist zumindest so grauenvoll und wurde geradezu noch geprägt durch Erzählungen von Christiane F. etc. das die Freigabe den meisten erstmal total paradox erscheint. Die hören Freigabe von Drogen oder hier Heroin und multiplizieren diese Schreckensbilder nur… Es redet ja niemand davon das es das zeug dann in der Tankstelle gibt oder von kommerzieller Vermarktung…

Das gleiche gilt ja für fast alle bereiche. Die Kids die Wochenende für Wochenende in den Clubs russisches Roulette mit Ecstasy aus irgendwelchen wunderlichen Küchen spielen. Eigentlich sind alle nur auf den Wirkstoff MDMA aus wenn sie XTC konsumieren, aber in den teilen ist noch so viel andere kram drin und häufig ja nicht mal mehr MDMA das es nichts anderes mehr ist als eine Droge im Überaschungseiformat… Klar ensteht bei der Handhabe ein Schreckensszenario sondergleichen mit todefällen und allem pipapo, und so was von unnötig obendrein…

Es gibt genügend Bekannte und auch weitestgehend erforschte Substanzen die bei richtig gebrauch im grad der Schädlichkeit mit alkohol auf eine Stufe zu stellen sind. Man könnte das ganze Spektrum abdecken und freigeben, und niemand würde noch tollkühl irgendeinen mist konsumieren oder sich gefahren aussetzen dessen Sie sich häufig nicht mal bewusst sind da tabu. Ich denk da so an die Natur ist schon OK Fraktion, Leute die dann anfangen mit Engelstrompete etc. zu experimentieren weil’s einfach kein offiziellen Fachmann gibt für sowas…

Das Bewusststein der Menschen bzgl. Abhängigkeit sollte sich auch grundlegend ändern.
In letzter zeit grübel ich viel über die von Kolja bezeichnete Gruppe der Verzweifelten die ja stetig auf der suche ist.
Und zwar das Internet und Online Gaming. Spiegel wirbt ja momentan schon wie verrückt für Second Life... Aber das steckt ja immer noch alles in den Kinderfüssen und die Zahl der Abhängigen egal ob vom Internet Allgemein oder von Online Spielen steigt rasend. Bin aber der Meinung das da noch so viel geht in den nächsten Jahren, das vielen noch gar nicht bewusst ist was da eigentlich auf uns zukommt im punkto suchtpotential.

Aber wie will und wer möchte das schon alles verbieten oder reglementieren? Killerspiele, jetzt mal ernsthaft da lacht man doch gegebenenfalls in 15 Jahren drüber und fragt sich „Ob die denn blöd gewesen sind damals“ sich über so was aufzuregen und warum man nicht erkannt hat das ein ganz anderes viel gravierenderes problem auf dem vormarsch ist…
Insbesondere liegt hier noch die Gefahr das Abhängige in diser Form Gesellschaftlich nicht die Bohne auffallen. Man sieht sie einfach nicht mehr ….

Ansonsten ist klar, das Heroin muss verboten bleiben weil ja ansonsten noch mehr leute mit spritze im arm auf den toiletten rumliegen würden! Das kann es doch echt nicht sein???

Ein Denkfehler wie ne Seuche... Eine so geniale sich selbsterhaltende Propaganda wie bei dem Märchen der bösen Drogen findet sich echt selten, zumindest in diesem ausmaß. Der reinste fehlschlag hinsichtlich mem oder wie man das nennt?!
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Zoff
registrierter User



Anmeldungsdatum: 24.08.2006
Beiträge: 21668

Beitrag(#663965) Verfasst am: 18.02.2007, 02:11    Titel: Antworten mit Zitat

Blablabla..

Was willst Du eigentlich?
Ich kann in Deinem Posting nicht mal eine klare Linie finden!
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Critic
oberflächlich



Anmeldungsdatum: 22.07.2003
Beiträge: 16381
Wohnort: Arena of Air

Beitrag(#663992) Verfasst am: 18.02.2007, 05:34    Titel: Antworten mit Zitat

Wo der Thread mal wieder auftaucht, habe ich natürlich mit Interesse auch meine Position von vor einem Jahr studiert. Damals hatte ich gemeint, daß man, wenn man ehrlich sein wolle, entweder alle Drogen erlauben oder alle Drogen verbieten müßte, zumal ja ein Alkoholiker genauso schlecht "funktioniert" wie ein Heroinsüchtiger. Man hat natürlich immer die Möglichkeit, qua Nachdenken zu einer differenzierteren Position zu gelangen:

Nun muß man natürlich skeptisch sein, ob es wirklich so toll wäre, alle Arten von Drogen in irgendeinem Laden zu verkaufen. Da gibt es sicherlich Unterschiede, etwa zwischen Haschisch und Heroin oder Crystal Meth. Aber man sollte eben die harten Drogen selbst auch nicht kriminalisieren. Der Süchtige ist ja in erster Linie Kranker und nicht Verbrecher, wird ja i.w. sekundär Verbrecher, indem er versucht, sich das Geld zu beschaffen, um seine Sucht zu finanzieren. Behandlungsprogramme -- insbes. auch solche für diejenigen, denen z.B. Methadon nicht hilft -- haben zumindest den Effekt, daß die Beschaffungskriminalität wegfällt.

Und man darf nicht vergessen, daß gerade die Liberalisierung der Gesetzgebung - z.B. in Bezug auf Haschisch - nicht zu einem Anstieg beim Konsum (auch harter Drogen) und Opferzahlen zu führen scheint, sondern eher zum Gegenteil: Ein Umstieg würde sogar schwieriger, wenn die verschiedenen Drogen nicht aus einer Hand kommen; ein Inhaber eines Coffeeshops stellte fest, daß es auch weniger junge Süchtige gäbe. [Verweis: urspr. taz].

Noch dazu wäre das vielleicht ein Weg, um die kriminellen Strukturen auszutrocknen, die der Drogensüchtige mit seinem illegalem Konsum finanzieren würde, und könnte auch dafür sorgen, daß sich in den Herkunftsländern die Verhältnisse ändern.

(Man muß z.B. bedenken, daß z.B. in Bolivien viele Menschen vom Anbau von Kokapflanzen und in Afghanistan Viele vom Anbau von Schlafmohn leben, und sollte entsprechend überlegen, ob es nicht sinnvoller wäre zu versuchen, die Glieder in der Kette auszuschalten, in denen die real existierende Ausbeutung stattfindet. Es wäre bedeutend sinnvoller, als staatlich lizensierter Händler den Bauern vor Ort bestimmte Mengen von Waren zu einem unschlagbaren Preis abzukaufen, so daß es sich für sie ggf. auch lohnt, neben den Drogenpflanzen noch andere Produkte anzubauen; die Drogen muß niemand mehr im Körper transportieren und damit sein eigenes Leben riskieren; bei ständigen Kontrollen kann auch eine vernünftige Qualität sichergestellt werden, die wenigstens vorbeugt, daß Süchtige an dem Stoff selbst krepieren; und er kann eben an Süchtige abgegeben werden. Das wäre natürlich nicht ein rein nationales, sondern ein international zu lösendes Problem.)
_________________
"Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"

Dann bin ich halt bekloppt. Mit den Augen rollen

"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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