Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
Autor |
Nachricht |
Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
|
(#692209) Verfasst am: 26.03.2007, 22:57 Titel: |
|
|
Semnon hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: | cptchaos hat folgendes geschrieben: | Glauben an A bedeutet auf jeden Fall, dass man A für wahr hält und zwar mit höherer Wahrscheinlichkeit als für falsch. |
Du solltest das Kapitel über Wahrscheinlichkeit von Popper nochmal lesen so als kritischer Rationalist |
Das weiss der
Das ist doch die entscheidende Frage: Heisst Glauben nur, dass man etwas für wahrscheinlich hält oder heisst glauben, dass man etwas als Tatsache erachtet, obwohl man es als solche nicht verifiziert hat? Ersterer Glaubensbegriff wäre banal und letztlich mit Religiosität inkompatibel. |
Dir ist schon klar, dass hier der BEgriff der "Wahrscheinlichkeit" äußerst problematisch ist, ja? Aber ich will ihn einfach mal hinnehmen und dir zustimmen, siehe oben. Glauben als reines hypothetisches Annehmen ist kein Glaube im religiösen Sinne. Punkt. Wahrer Schotte is mir ejal, es kommt mir nciht auf den Begriff sondern auf den Inhalt an. Wenn jemand an Gott glaubt, im Sinne dass er ihn annimmt, kann man nur prüfen, ob er wirklich NUR annimmt. Und das ist eben meistens nicht so. Für gemeinhin weigert man sich, Gottesvorstellungen aufzugeben, auch wenn sie eigentlich logisch oder empirisch widerlegt wurde. Daran erkennt man religiösen Glauben. UNd der kann sich auch auf weltliches Beziehen. Gerade im "Kommunismus" oder anderen weltlichen Heilslehren trifft man solchde Dinge auch.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
|
|
Nach oben |
|
 |
cptchaos kritischer Rationalist
Anmeldungsdatum: 17.07.2006 Beiträge: 304
Wohnort: Hamburg
|
(#692210) Verfasst am: 26.03.2007, 22:57 Titel: |
|
|
Semnon hat folgendes geschrieben: | cptchaos hat folgendes geschrieben: |
Das wage ich zu bezweifeln. In vielen Religionen werden durch Rituale Erfahrungen erzeugt, die dem Gläubigen dann als Erfahrung Gottes erklärt werden und von diesem auch so empfunden werden. Der Gläubige glaubt zu wissen. |
Ja, aber das ist etwas anderes. Wenn ein Gläubiger sagt, dass seine Religion nicht kritisierbar ist, setzt er sie als dem Verstand unzugänglich voraus. Er kann sich aber soetwas überhaupt nicht denken. Wie will er sagen, seine Religion sei dem Verstand unzugänglich, wenn er diese Zuordnung unter Nutzung seines Verstandes vornimmt, bzw diese Aussage als wahr hinstellt, was ja nur geht, wenn dieses verstandesmäßige Urteil über seine Religion (das sie nicht krit.bar ist) als wahr gezeigt werden könnte? Effektiv negiert er damit alle potentiellen kritischen Aussagen gar nicht wirklich, sondern er bewertet sie mit möglicherweise wahr oder falsch. Seine Religion könnte somit nach der Definition 'meine Religion ist nicht kritiserbar' kritisierbar sein oder auch nicht, was aber aufgrund der Bewertung, die die Aussage selbst ja darstellt, falsch ist. |
... Ja, gegen Irrationalisten kann man nicht argumentieren. Die stört es ja nicht wenn sie gleichzeitig recht und nicht recht haben. Hauptsache sie haben recht.
Deiner Argumentation sind Menschen die sich durch Argumente nicht von der Sinnlosigkeit ihres Glaubens Überzeugen lassen Irrational. Ich denke da hast du recht.
|
|
Nach oben |
|
 |
Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
|
(#692222) Verfasst am: 26.03.2007, 23:06 Titel: |
|
|
Kival hat folgendes geschrieben: | Semnon hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: | cptchaos hat folgendes geschrieben: | Glauben an A bedeutet auf jeden Fall, dass man A für wahr hält und zwar mit höherer Wahrscheinlichkeit als für falsch. |
Du solltest das Kapitel über Wahrscheinlichkeit von Popper nochmal lesen so als kritischer Rationalist |
Das weiss der
Das ist doch die entscheidende Frage: Heisst Glauben nur, dass man etwas für wahrscheinlich hält oder heisst glauben, dass man etwas als Tatsache erachtet, obwohl man es als solche nicht verifiziert hat? Ersterer Glaubensbegriff wäre banal und letztlich mit Religiosität inkompatibel. |
Dir ist schon klar, dass hier der BEgriff der "Wahrscheinlichkeit" äußerst problematisch ist, ja? Aber ich will ihn einfach mal hinnehmen und dir zustimmen, siehe oben. Glauben als reines hypothetisches Annehmen ist kein Glaube im religiösen Sinne. Punkt. Wahrer Schotte is mir ejal, es kommt mir nciht auf den Begriff sondern auf den Inhalt an. Wenn jemand an Gott glaubt, im Sinne dass er ihn annimmt, kann man nur prüfen, ob er wirklich NUR annimmt. Und das ist eben meistens nicht so. Für gemeinhin weigert man sich, Gottesvorstellungen aufzugeben, auch wenn sie eigentlich logisch oder empirisch widerlegt wurde. Daran erkennt man religiösen Glauben. UNd der kann sich auch auf weltliches Beziehen. Gerade im "Kommunismus" oder anderen weltlichen Heilslehren trifft man solchde Dinge auch. |
Also, als 'problematisch' würde ich den nicht bezeichnen. ... egal...
Jemand der einen religiösen Glauben hat oder eine Ideologie pflegt, völlig gleich, definiert das immer. Nun kann man aber eine widersprüchliche oder unentscheidbare Definition von etwas nicht annehmen. Man kann zwar sagen 'doch das ist so' aber es ist eben nicht so! Man kann sich nicht einfach per Definition (!) aus der Logiik herauswinden. Deswegen halte ich Religion auch nur für eine Verhaltensweise, die durch Rituale charakterisiert ist.
Zuletzt bearbeitet von Argáiþ am 26.03.2007, 23:07, insgesamt einmal bearbeitet |
|
Nach oben |
|
 |
cptchaos kritischer Rationalist
Anmeldungsdatum: 17.07.2006 Beiträge: 304
Wohnort: Hamburg
|
(#692224) Verfasst am: 26.03.2007, 23:07 Titel: |
|
|
beachbernie hat folgendes geschrieben: | Ich sehe nicht den prinzipiellen Unterschied zwischen dem religioesen und dem nichtreligioesen Glauben. Ich unterscheide eher zwischen Dogmatismus/Fundamentalismus auf der einen Seite und einem gesunden Skeptizismus auf der anderen Seite. |
Ja, scheint mir auch eine sinnvollere Unterscheidung zu sein. Dann sollte man auf die im Kontext "Aber alle glauben an etwas" auf die feststellung "Ich glaube an Gott" mit der Gegenfrage antworten, ob er zweifel hat.
Wenn ja .
Wenn nein. Kann man den Dogmatismus angreifen.
Dem Rest deines Postes stimme ich zu. Ich Habe die gleiche Erfahrung gemacht.
|
|
Nach oben |
|
 |
cptchaos kritischer Rationalist
Anmeldungsdatum: 17.07.2006 Beiträge: 304
Wohnort: Hamburg
|
(#692233) Verfasst am: 26.03.2007, 23:17 Titel: |
|
|
Kival hat folgendes geschrieben: | Semnon hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: | cptchaos hat folgendes geschrieben: | Glauben an A bedeutet auf jeden Fall, dass man A für wahr hält und zwar mit höherer Wahrscheinlichkeit als für falsch. |
Du solltest das Kapitel über Wahrscheinlichkeit von Popper nochmal lesen so als kritischer Rationalist |
Das weiss der
Das ist doch die entscheidende Frage: Heisst Glauben nur, dass man etwas für wahrscheinlich hält oder heisst glauben, dass man etwas als Tatsache erachtet, obwohl man es als solche nicht verifiziert hat? Ersterer Glaubensbegriff wäre banal und letztlich mit Religiosität inkompatibel. |
Dir ist schon klar, dass hier der BEgriff der "Wahrscheinlichkeit" äußerst problematisch ist, ja? |
Also wenn ich mich richtig erinnere, bezog sich die Problematik bei Popper auf das Induktionsproblem. Da hat er Recht, da ist Wahrscheinlichkeit zur Begründung nicht zu gebrauchen. Das hat aber natürlich nichts damit zu tun, wie ich das hier gemeint habe. Und du (Kival) hast das auch ganz genau verstanden .
Kival hat folgendes geschrieben: |
Aber ich will ihn einfach mal hinnehmen und dir zustimmen, siehe oben. Glauben als reines hypothetisches Annehmen ist kein Glaube im religiösen Sinne. Punkt. Wahrer Schotte is mir ejal, es kommt mir nciht auf den Begriff sondern auf den Inhalt an. |
Ist eine klare Position. Ich dachte nur, dass man meine Begründung so umformulieren kann, dass sie überzeugender wirkt. Vor allem so, dass der Wahre Schotte nicht so ins Auge sticht. Alle Definitionen sind ein bisschen wahrer Schotte. Sie sollten deshalb möglichst Plausibel sein und die Unterscheidung finde ich nicht äußerst Plausibel. Klar, kann man machen.
|
|
Nach oben |
|
 |
Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
|
(#692256) Verfasst am: 26.03.2007, 23:50 Titel: |
|
|
Das Popper-Zeugs betrifft den Wahrscheinlichkeitsbegriff doch nicht. Menschenskind
|
|
Nach oben |
|
 |
Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
|
(#692261) Verfasst am: 26.03.2007, 23:57 Titel: |
|
|
Semnon hat folgendes geschrieben: | Das Popper-Zeugs betrifft den Wahrscheinlichkeitsbegriff doch nicht. Menschenskind |
Natürlich betrifft Poppers Zeug auch den Wahrscheinlichkeitsbegriff? Gerade den kritisiert er z. B. bei Hume... aber wie gesagt, das ist mir hier jetzt auch egal.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
|
|
Nach oben |
|
 |
cptchaos kritischer Rationalist
Anmeldungsdatum: 17.07.2006 Beiträge: 304
Wohnort: Hamburg
|
(#692269) Verfasst am: 27.03.2007, 00:10 Titel: |
|
|
Semnon hat folgendes geschrieben: | Das Popper-Zeugs betrifft den Wahrscheinlichkeitsbegriff doch nicht. Menschenskind |
Popper hat sogar eine eigene Formalisierung des Wahrscheinlichkeitsbegriffes entwickelt. Er kannte aber die damals neue und heute übliche Axiomatisierung durch Kolmogorov nicht. Hätte seine Argumentation in der "Logik der Forschung" ziemlich verkürzt, denke ich.
|
|
Nach oben |
|
 |
Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
|
(#692276) Verfasst am: 27.03.2007, 00:29 Titel: |
|
|
Eben. Ich gebe zu, dass ich mich damit nie eingehend befasst habe, aber ich dachte, Poppers Ideen hätten keinerlei Bedeutung für den math. Wahrscheinlichkeitsbegriff und ich meine zu wissen, dass sich (zumindest einige) seiner Formalisierungen als inkonsistent erwiesen haben. Er hat eben gezeigt, dass eine Theorie falsifiziert werden können muss, bzw. dass die Aussage 'Diese Theorie ist mit der Wahrscheinlichkeit p<1 richtig' formal falsch ist. Das betrifft aber eher den Begriff der Wahrheit, bzw des Wissens selbst und nicht die Wahrscheinlichkeit, meine ich.
|
|
Nach oben |
|
 |
Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
|
(#692278) Verfasst am: 27.03.2007, 00:41 Titel: |
|
|
Ja, das ist richtig. Aber auch die Aussage: Die Theorie A ist wahrscheinlich richtig, weil sie X mal bestätigt wurde, ist nicht haltbar. Und darum ging es etwa... außerdem hab ich schon längst gesagt, dass ich den Begriff ja doch hinnehme - mej.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
|
|
Nach oben |
|
 |
Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
|
(#692281) Verfasst am: 27.03.2007, 00:45 Titel: |
|
|
Ja, nö, ich war mir jetzt wirklich nicht sicher.
|
|
Nach oben |
|
 |
Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
|
(#692283) Verfasst am: 27.03.2007, 00:54 Titel: Re: Was ist der essentielle Unterschied zwischen weltlichem und religiösen Glaub |
|
|
cptchaos hat folgendes geschrieben: |
Nehmen wir mal folgendes Beispiel. Ein Atheist wird in der Regel daran Glauben dass ein Stein den man los lässt nach unten Fällt. Er wird auch vertrauen in diese Aussage haben, ohne besonders Skeptisch zu sein. Es lässt sich nun schwer argumentieren, dass ein Atheist dort anders glaubt als ein überzeugter Theist an Gott. Wenn jemand glaubt das geht, kann er es ja versuchen. Ich spiele dann Advocatus Diaboli und argumentiere dagegen. |
Der Atheist glaubt ja nicht deshalb an die Schwerkraft, weil ihm das jemand, dem er besonders vertraut, erzählt hat, sondern weil bisher jeder Stein, den er losgelassen hat, nach unten gefallen ist. Das ist kein Glaube, sondern nur eine Erwartung, die davon ausgeht, dass die Welt nach bestimmten Regeln funktioniert, die man untersuchen und auch anwenden kann. Darum kann man Hochhäuser bauen und über den Ozean fliegen. Der "Glaube an die Schwerkraft und die Naturgesetze" (wenn man es so nennen will) hat einen praktischen Nutzen, der unabhängig davon funktioniert, ob man an Naturgesetze glaubt oder überhaupt von ihnen weiss. Ein Hochhaus bricht nicht plötzlich zusammen, wenn jemand dort einzieht, der nicht an die Gesetze der Statik glaubt.
Ich sehe nicht, wie man Vergleichbares mit Gott anstellen kann. Der Glaube an Gott funktioniert nur, wenn man glaubt - und auch dann nicht zuverlässig. Es kommt bestimmt häufig vor, dass Gläubige mit Hilfe ihres Glaubens eine Krise bewältigen, aber das funktioniert auch nicht immer - und es funktioniert gar nicht, es findet gar nicht statt, wenn man nicht glaubt.
_________________ Dieser Beitrag verwendet Cookies, um Dein Surferlebnis zu verbessern.
|
|
Nach oben |
|
 |
chiring Asatru
Anmeldungsdatum: 11.08.2005 Beiträge: 1694
Wohnort: Westfalen
|
(#692323) Verfasst am: 27.03.2007, 02:25 Titel: |
|
|
Ich denke, das es auch erfahrungsbasierten Glauben gibt, der sich aber der experimentellen (streng-wissenschaftlichen) Prüfung entziehen kann. Dennoch kann es dabei eine Substanz geben die Menschen mit ähnlichen Erfahrungen teilen.
Z.B. sind Homöopathie, Schamanismus, Akupunktur, nicht anerkannte, nicht (exakt) nachprüfbare Heilungstechniken die erfahrungsgemäß aber wirken. Astrologie würde ich z.B. nicht dazuzählen, aber das Sonnenrad von Sun Bear (in der ersten orginalversion des indianischen Medizinmannes) schon, weil es den Ansatz der Charakterbeschreibung hat.
Beten hilft auch, selbst wenn man es als Selbstkonditionierung (im Sinne autogenem Trainings) versteht, aber nicht, wenn man nicht weiß was man mit dem Ritual eigentlich anfangen soll.
Was allgemein unter "religiös gläubig" läuft, ist mMn. aber eher substanzlos, ohne allgemeine Erfahrungsbasis, weil es auf dogmatischen, vorgefassten Regelwerken beruht.
"Ich glaube gerade weil es widersinnig ist" (Kirchenlehrer Tertullian) gehört in diese Schiene.
_________________ .
|
|
Nach oben |
|
 |
durial gesperrt
Anmeldungsdatum: 16.12.2006 Beiträge: 1211
|
(#692332) Verfasst am: 27.03.2007, 04:27 Titel: |
|
|
"Weltlicher Glaube" ist ein Annehmen ohne Hinzuziehung weiterer, sinnloser wie ünnötiger Zusatzannahmen.
"Religiöser Glaube" ist das hauptsächliche Annehmen von sinnlosen wie unnötigen Zusatzannahmen, wobei sogar das Offensichtliche in Zweifel gezogen wird.
|
|
Nach oben |
|
 |
Algol Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia
Anmeldungsdatum: 22.06.2006 Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin
|
(#692335) Verfasst am: 27.03.2007, 05:54 Titel: |
|
|
Masaru hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Was ist der essentielle Unterschied zwischen weltlichem und religiösen Glauben? |
Es gibt keinen... |
Das glaube ich auch ...
_________________ Leben kann tödlich sein
|
|
Nach oben |
|
 |
zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
|
(#692336) Verfasst am: 27.03.2007, 06:18 Titel: |
|
|
Allerdings gibt es einen wesentlichen Unterschied. Der Glaube ist eine Haltung zum Jenseits. Im Gegensatz dazu verbietet sich eine gläubige Haltung gegenüber weltlichen Dingen.
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
|
|
Nach oben |
|
 |
UnsichtbarerGeist Bekennender Pastafari
Anmeldungsdatum: 22.03.2007 Beiträge: 487
|
(#692376) Verfasst am: 27.03.2007, 09:17 Titel: |
|
|
Der Unterschied zwischem religiösen Glauben und weltlichem Glauben ist gewaltig.
Nehmen wir z.B. Gott: Die Annahme eines Gottes erklärt eine Reihe von Dingen, so z.B. unsere Existenz und den Sinn des Lebens. Mit Gott lässt sich diese Welt beschreiben und erklären. Religion erleichtert das Leben indem sie für Dinge eine Erklärung liefert.
Ganz anders mit weltlichem Glauben, z.B. der Gravitationstheorie. Abgesehen davon, dass es sich um pure Spekulation handelt, ist es allgemein bekannt, dass man nach Newtons Lehre Menschen töten soll, die nicht an die Gravitationstheorie glauben (wobei diesen eh mit einem schmerlichen ewigen Leben nach dem Tod gedroht wird). Wer daran zweifelt, dass Steine nach unten fallen, der soll zumindest ein schlechtes Gewissen haben, in der Hölle schmoren oder von Wissenden getötet werden!
Es ist zweifellos die größte Blaseneentzündung - äh - Blasphemie, Religion und Weltliches so einfach in einen Topf zu schmeißen.
|
|
Nach oben |
|
 |
beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
|
(#692389) Verfasst am: 27.03.2007, 09:55 Titel: |
|
|
UnsichtbarerGeist hat folgendes geschrieben: | Der Unterschied zwischem religiösen Glauben und weltlichem Glauben ist gewaltig.
Nehmen wir z.B. Gott: Die Annahme eines Gottes erklärt eine Reihe von Dingen, so z.B. unsere Existenz und den Sinn des Lebens. Mit Gott lässt sich diese Welt beschreiben und erklären. Religion erleichtert das Leben indem sie für Dinge eine Erklärung liefert.
Ganz anders mit weltlichem Glauben, z.B. der Gravitationstheorie. Abgesehen davon, dass es sich um pure Spekulation handelt, ist es allgemein bekannt, dass man nach Newtons Lehre Menschen töten soll, die nicht an die Gravitationstheorie glauben (wobei diesen eh mit einem schmerlichen ewigen Leben nach dem Tod gedroht wird). Wer daran zweifelt, dass Steine nach unten fallen, der soll zumindest ein schlechtes Gewissen haben, in der Hölle schmoren oder von Wissenden getötet werden!
Es ist zweifellos die größte Blaseneentzündung - äh - Blasphemie, Religion und Weltliches so einfach in einen Topf zu schmeißen. |
Verwechselst Du da nicht was? Wissenschaft ist eben kein "weltlicher Glaube", sondern prinzipiell beweisbar und wer beweist, der braucht gerade nicht zu glauben, sondern der weiss....
Die Kreationisten z.B. machen genau diesen Fehler, wenn sie einfach so tun als ob Wissenschaft bloss eine "andere Religion" waere und eine von wissenschaftlicher Realitaet und Beweis voellig losgeloeste Pseudodebatte anzetteln.
Unter "weltlichem Glauben" verstehe ich eher nichtreligioese Ideologien und Philosophien, wie Sozialismus u. ae. Auch hier gibt es "Glaubenssaetze", die nicht beweisbar sind und eben geglaubt werden muessen, weil sonst das ganze gedankliche Fundament ins Wanken geraet.
Ich bin doch schon sehr dafuer, diese beiden philosophischen Sphaeren streng auseinanderzuhalten. Die Wissenschaft arbeitet mit Beweisen und darf sich bei eindeutig bewiesenen wissenschaftlichen Sachverhalten schon "dogmatisch" verhalten. Wasser gefriert nun mal bei 0 Grad, da gibt es keinen Raum mehr fuer Skepsis.
Die Religion bzw. andere philosophische Schulen sind demgegenueber fuer alles, auch prinzipiell, nicht Beweisbare, Spirituelle "zustaendig" und koennen von daher keinen Absolutheitsanspruch erheben.
Allerdings muss sich auch der Wissenschaftler ueber die Grenzen seiner Wissenschaft klar sein. Wer z.B. behauptet, dass das wissenschaftlich Beweisbare alles ist, was in der Realitaet existiert und die Existenz des Sprituellen leugnet, der hat bereits die Sphaere der Wissenschaft verlassen (er kann naemlich seine These nicht im wissenschaftlichen Sinn beweisen) und sollte wissen, dass an diesem Punkt jeder Dogmatismus fehl am Platze ist.
Gruss, Bernie
_________________ Defund the gender police!!
|
|
Nach oben |
|
 |
GermanHeretic Individualoptimist & Kulturpessimist
Anmeldungsdatum: 16.06.2004 Beiträge: 4932
|
(#692390) Verfasst am: 27.03.2007, 09:57 Titel: Re: Was ist der essentielle Unterschied zwischen weltlichem und religiösen Glaub |
|
|
cptchaos hat folgendes geschrieben: | Meine Argumentation war bisher:
- Weltlicher Glaube bedeutet, eine Annehmen das etwas war, aber skeptisch bezüglich der Wahrheit der
Aussage haben.
- Religiöser Glaube bedeutet, vertrauen in Wahrheit einer Aussage haben, ohne besondere Skepsis.. |
"Weltlicher" Glaube orientiert sich an den Erfahrungen und Fakten. Man glaubt, das Dinge geschehen, die üblicherweise so geschehen. Mit einem Wort: Induktion.
Religiöser Glaube ist trotz gegenteiliger Fakten oder ohne jedes Indiz an gewisse Dinge zu glauben.
_________________ "Nehmen Sie einem Durchschnittsmenschen die Lebenslüge, und Sie nehmen ihm zu gleicher Zeit das Glück." (Henrik Ibsen)
|
|
Nach oben |
|
 |
cptchaos kritischer Rationalist
Anmeldungsdatum: 17.07.2006 Beiträge: 304
Wohnort: Hamburg
|
(#692425) Verfasst am: 27.03.2007, 10:54 Titel: |
|
|
chiring hat folgendes geschrieben: | Ich denke, das es auch erfahrungsbasierten Glauben gibt, der sich aber der experimentellen (streng-wissenschaftlichen) Prüfung entziehen kann. Dennoch kann es dabei eine Substanz geben die Menschen mit ähnlichen Erfahrungen teilen.
Z.B. sind Homöopathie, Schamanismus, Akupunktur, nicht anerkannte, nicht (exakt) nachprüfbare Heilungstechniken die erfahrungsgemäß aber wirken. |
Das wage ich zu bezweifeln. Außer vielleicht bei Akupunktur, aber da kann man das auch erklären.
edit: Ich meine, ich wage zu Bezweifeln das sie wirken.
|
|
Nach oben |
|
 |
Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
|
(#692429) Verfasst am: 27.03.2007, 10:59 Titel: |
|
|
cptchaos hat folgendes geschrieben: | chiring hat folgendes geschrieben: | Ich denke, das es auch erfahrungsbasierten Glauben gibt, der sich aber der experimentellen (streng-wissenschaftlichen) Prüfung entziehen kann. Dennoch kann es dabei eine Substanz geben die Menschen mit ähnlichen Erfahrungen teilen.
Z.B. sind Homöopathie, Schamanismus, Akupunktur, nicht anerkannte, nicht (exakt) nachprüfbare Heilungstechniken die erfahrungsgemäß aber wirken. |
Das wage ich zu bezweifeln. Außer vielleicht bei Akupunktur, aber da kann man das auch erklären. |
Auch bei Homöopathie sind es Erfahrungswerte. Vorwissenschaftliche Erfahrungswerte sind eben auch problematisch. Die psychischen Effekte sind zwar bekannt, Homöopathie wirkt aber ebenso wie Placebos - und die tun das eben auch.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
|
|
Nach oben |
|
 |
cptchaos kritischer Rationalist
Anmeldungsdatum: 17.07.2006 Beiträge: 304
Wohnort: Hamburg
|
(#692440) Verfasst am: 27.03.2007, 11:20 Titel: Re: Was ist der essentielle Unterschied zwischen weltlichem und religiösen Glaub |
|
|
Kramer hat folgendes geschrieben: | cptchaos hat folgendes geschrieben: |
Nehmen wir mal folgendes Beispiel. Ein Atheist wird in der Regel daran Glauben dass ein Stein den man los lässt nach unten Fällt. Er wird auch vertrauen in diese Aussage haben, ohne besonders Skeptisch zu sein. Es lässt sich nun schwer argumentieren, dass ein Atheist dort anders glaubt als ein überzeugter Theist an Gott. Wenn jemand glaubt das geht, kann er es ja versuchen. Ich spiele dann Advocatus Diaboli und argumentiere dagegen. |
Der Atheist glaubt ja nicht deshalb an die Schwerkraft, weil ihm das jemand, dem er besonders vertraut, erzählt hat, sondern weil bisher jeder Stein, den er losgelassen hat, nach unten gefallen ist. Das ist kein Glaube, sondern nur eine Erwartung, die davon ausgeht, dass die Welt nach bestimmten Regeln funktioniert, die man untersuchen und auch anwenden kann.
|
Die Erwartung das etwas eintritt, entspricht dem Glauben daran, dass die Aussage welche das Eintreten hervorsagt wahr ist. Das austauschen von Bezeichnungen hilft uns hier nicht.
Kramer hat folgendes geschrieben: |
Darum kann man Hochhäuser bauen und über den Ozean fliegen. Der "Glaube an die Schwerkraft und die Naturgesetze" (wenn man es so nennen will) hat einen praktischen Nutzen, der unabhängig davon funktioniert, ob man an Naturgesetze glaubt oder überhaupt von ihnen weiss. Ein Hochhaus bricht nicht plötzlich zusammen, wenn jemand dort einzieht, der nicht an die Gesetze der Statik glaubt. |
Das ist ja richtig, aber es legt keinen essentiellen unterschied zwischen den "Operationen" weltliches Glauben und Religiöses Glauben nahe. Es sagt nur die Trivialität aus, das es nicht sinnvoll ist diese Operation (so es den eine eindeutige ist) auf alles anzuwenden.
Kramer hat folgendes geschrieben: |
Ich sehe nicht, wie man Vergleichbares mit Gott anstellen kann. Der Glaube an Gott funktioniert nur, wenn man glaubt - und auch dann nicht zuverlässig. Es kommt bestimmt häufig vor, dass Gläubige mit Hilfe ihres Glaubens eine Krise bewältigen, aber das funktioniert auch nicht immer - und es funktioniert gar nicht, es findet gar nicht statt, wenn man nicht glaubt. |
Das ist ja auch richtig. Aber es sagt halt nicht aus, dass ein Religiöser anders für wahr hält als ein Nichtreligiöser. Es sagt nur aus, dass ein religiöser Mensch die Aussagen, welche er glaubt, nach anderen Kriterien auswählt als ein nichtreligiöser Mensch.
Das begründet halt keinen essentiellen unterschied in der Bedeutung des Wortes glauben. Was sich jetzt einfach mal als, etwas für wahr halten, definiere.
Es ging ja ursprünglich ob man auf die Feststellung "Alle glauben etwas" sinnvollerweise pauschal mit nein antworten kann. Denn wenn man das nein ernst gemeint ist, bedeutet es auch, dass man glaubt, dass man mit diesem Argument recht hat. Folglich glaubt man etwas. Das wäre Selbstwidersprüchlich.
Man müsste also in der Diskussion immer zuerst Nachfagen ob derjenige damit meint, dass jeder Mensch religiös ist?
|
|
Nach oben |
|
 |
cptchaos kritischer Rationalist
Anmeldungsdatum: 17.07.2006 Beiträge: 304
Wohnort: Hamburg
|
(#692441) Verfasst am: 27.03.2007, 11:21 Titel: |
|
|
Kival hat folgendes geschrieben: |
Auch bei Homöopathie sind es Erfahrungswerte. Vorwissenschaftliche Erfahrungswerte sind eben auch problematisch. Die psychischen Effekte sind zwar bekannt, Homöopathie wirkt aber ebenso wie Placebos - und die tun das eben auch. |
Ok, stimmt.
|
|
Nach oben |
|
 |
cptchaos kritischer Rationalist
Anmeldungsdatum: 17.07.2006 Beiträge: 304
Wohnort: Hamburg
|
(#692451) Verfasst am: 27.03.2007, 11:34 Titel: Re: Was ist der essentielle Unterschied zwischen weltlichem und religiösen Glaub |
|
|
GermanHeretic hat folgendes geschrieben: |
"Weltlicher" Glaube orientiert sich an den Erfahrungen und Fakten. Man glaubt, das Dinge geschehen, die üblicherweise so geschehen. Mit einem Wort: Induktion. |
Hm, das mit der Induktion ist interessant. Damit lässt sich mit den Argumenten von Popper ziemlich gut Begründen warum Glauben insgesamt eine recht problematische Operation darstellt. Und damit lässt sich dann auch das nicht Glauben an irgendwelce Märchen, Mythen und Legenden sehr stark begründen. Insgesammt ein Gutes Argument für eine eher Skeptische Einstellung.
Hm, mit Hilfe der Induktion könnte man tatsächlich einen weltlichen Glaubensbegriff konstruieren, der deutlich weniger nach wahren Schotten wirkt, als meine obige Unterscheidung.
Es macht eine essentielle Unterscheidung nicht zwingend notwendig, aber die Differenzierung sehr viel plausibler. Man kann gleich an ganzes Bündel von Argumenten zum Induktionsproblem übernehmen.
|
|
Nach oben |
|
 |
Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
|
(#692456) Verfasst am: 27.03.2007, 11:42 Titel: |
|
|
zelig hat folgendes geschrieben: | Allerdings gibt es einen wesentlichen Unterschied. Der Glaube ist eine Haltung zum Jenseits. Im Gegensatz dazu verbietet sich eine gläubige Haltung gegenüber weltlichen Dingen. |
Wenn sich alle daran halten würden, könnten Gläubige und Ungläubige prima miteinander auskommen.
In der Praxis gibt es dann aber wieder Konflikte, weil "das Jenseits" unterschiedlich definiert wird, und weil man Schnittstellen des Jenseits mit "der Welt" vermutet, insbesondere wenn der Gläubige durch sein Leben in der Welt sich auf das Jenseits vorbereiten will...
Kann man überhaupt einen Glauben an das Jenseits haben kann, ohne daß dieser Glauben die weltlichen Dinge berührt?
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
|
|
Nach oben |
|
 |
zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
|
(#692467) Verfasst am: 27.03.2007, 12:11 Titel: |
|
|
Sanne hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | Allerdings gibt es einen wesentlichen Unterschied. Der Glaube ist eine Haltung zum Jenseits. Im Gegensatz dazu verbietet sich eine gläubige Haltung gegenüber weltlichen Dingen. |
Wenn sich alle daran halten würden, könnten Gläubige und Ungläubige prima miteinander auskommen. :wink: |
Yep.
Sanne hat folgendes geschrieben: |
In der Praxis gibt es dann aber wieder Konflikte, weil "das Jenseits" unterschiedlich definiert wird, und weil man Schnittstellen des Jenseits mit "der Welt" vermutet, insbesondere wenn der Gläubige durch sein Leben in der Welt sich auf das Jenseits vorbereiten will... |
Yep.
Sanne hat folgendes geschrieben: |
Kann man überhaupt einen Glauben an das Jenseits haben kann, ohne daß dieser Glauben die weltlichen Dinge berührt? |
Hier müsste ich wieder persönlich werden. Für mich stellt sich das so dar, daß ein Religiöser selbstverständlich seine ethischen, politischen wasweissich für Vorstellungen, wie jede/r andere Mensch auch in einen zu gestaltenden Raum einbringen (huch, ich habe wirklich "einbringen" geschrieben" :lol: ) kann. Aber er muss seine Vorstellungen auch wie jede/r andere begründen. Wenn er sich dabei nur auf den Text der Bibel beruft, hat er schlechte Karten, da er von anderen nicht edit: <s>dasselbe verlangen kann</s> erwarten kann, die Bibel als als maßgebend anzuerkennen.
Ein praktisches Beispiel. Ich persönlich halte die Kreuzigung mit Ostern für ein zeitloses Bild welches zu sagen versucht, daß der christliche Gott -im Gegensatz zu allen anderen Göttern, und im Gegensatz zu den meisten weltlichen Führern- Menschenopfer für höhere Ziele abweist (Bitte um Verschonung an dieser Stelle von den üblichen Hinweisen auf meine Minderheitenmeinung oder auf das reale historische Wirken von Christen, darum geht es um Moment nicht). Aber ich erwarte nicht, daß andere dies ebenfalls glauben. Wenn ich aber begründen kann, daß und warum der Verzicht auf Menschenopfer ein ethisches Ziel ist (nämlich weil dies vielleicht von Vorteil für die menschliche Gesellschaft sein könnte), dann muss diese Argumentation genauso akzeptiert werden, wie jede andere auch.
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
|
|
Nach oben |
|
 |
Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
|
(#692472) Verfasst am: 27.03.2007, 12:20 Titel: |
|
|
Ich wünscht mir jeden Theisten wie dich, zelig : -) (Und auch einige Atheisten...)
(Und das obwohl ich deine ethischen Positionen - zumindest teilweise - nicht teilen kann und dort auch hin und wieder manch religiöses Einsprengsel bei der Argumentation zu sehen vermeine; wer aber seinen Privatglauben (!) nicht als Grundlage der gesellschaftlichen Ethik ansieht, der ist mir hochwillkommen.)
Was war eigentlich das Threadthema? *duck* (EDIT: Achja...)
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
|
|
Nach oben |
|
 |
GermanHeretic Individualoptimist & Kulturpessimist
Anmeldungsdatum: 16.06.2004 Beiträge: 4932
|
(#692496) Verfasst am: 27.03.2007, 12:57 Titel: Re: Was ist der essentielle Unterschied zwischen weltlichem und religiösen Glaub |
|
|
cptchaos hat folgendes geschrieben: | GermanHeretic hat folgendes geschrieben: |
"Weltlicher" Glaube orientiert sich an den Erfahrungen und Fakten. Man glaubt, das Dinge geschehen, die üblicherweise so geschehen. Mit einem Wort: Induktion. |
Hm, das mit der Induktion ist interessant. Damit lässt sich mit den Argumenten von Popper ziemlich gut Begründen warum Glauben insgesamt eine recht problematische Operation darstellt. Und damit lässt sich dann auch das nicht Glauben an irgendwelce Märchen, Mythen und Legenden sehr stark begründen. Insgesammt ein Gutes Argument für eine eher Skeptische Einstellung.
Hm, mit Hilfe der Induktion könnte man tatsächlich einen weltlichen Glaubensbegriff konstruieren, der deutlich weniger nach wahren Schotten wirkt, als meine obige Unterscheidung.
Es macht eine essentielle Unterscheidung nicht zwingend notwendig, aber die Differenzierung sehr viel plausibler. Man kann gleich an ganzes Bündel von Argumenten zum Induktionsproblem übernehmen. |
Ja, obwohl ich schon einen qualitativen Unterschied zw. einer auf einer Induktion aufbauenden Aussage und einer auf einer Offenbarung o.ä. aufgebauten sehe. In ersterem Falle hat man vielleicht keinen Beweis bzw. Nachweis in den Händen, aber doch zumindest ein starkes Indiz. Bei letzterem fehlt das völlig.
Ähnliches gilt für unbeweisbare Grundannahmen, sprich Axiome. Ein "weltliches" Axiom hat so etwas wie eine aus der Erfahrung geborene Grundlage, der Wissenschaftler sagt auch gerne "unmittelbar einsichtig", auch wenn das wörtlich genommen erkenntnistheoretisch wohl Bauchschmerzen bereitet. Als Beispiel nehme ich da gerne das Axiom, daß jede natürlich Zahl einen Nachfolger besitzt. Das muß man so "glauben" ohne jeden Beweis. Aber die Alltagserfahrung lehrt, daß man immer noch einen Apfel mehr pflücken könnte.
_________________ "Nehmen Sie einem Durchschnittsmenschen die Lebenslüge, und Sie nehmen ihm zu gleicher Zeit das Glück." (Henrik Ibsen)
|
|
Nach oben |
|
 |
AXO nach unbekannt auf unbestimmte Zeit verzogen
Anmeldungsdatum: 05.02.2007 Beiträge: 10129
Wohnort: Thüringen
|
(#692521) Verfasst am: 27.03.2007, 13:35 Titel: |
|
|
m.E. gibt es keinen wirklichen Unterschied (wenn man mal von der Wirkung absieht das ein ursprünglicher
Gemeinschaftsgrundgedanke durch den jeder-kämpft-für-sich-allein-Gedanken abgelöst wurde)
Weltlicher Glaube ist im wesentlichen Wissenschaftsglaube, welcher aufgrund der vielfältigen
wissenschaftlichen Spezialisierungen zwar deutlich differnzierter scheint,
in der Zusammenfassung aber auf nichts anderes hinausläuft als die Religionen schon seid eh
und je propagiert haben. Die waren halt weniger kleinlich.
Mit der üblichem vorurteilsbehafteten Betrachtung wird dies jemand weltlichen Glaubens weit von
sich weisen.
Ob jemand entsprechend der Religionen - "Gott" als alten Mann mit weißem Bart
vor Augen haben möchte, um dessen Existenz abzulehen bleibt aber jeden selbst überlassen.
Ganz offensichtlich folgt jedenfalls die Ablehnung genauso den üblichen Klischees wie die
Befürwortung (eventuell sogar noch mehr)
In dem alten Buch auf das sich die großen Weltregligionen mehr oder minder alle beziehen,
hab ich beim Stöbern jedenfalls noch nichts von nem weißbärtigem Kerl gelesen der Himmel wohnt.
Es bleibt sich gleich - wer nicht vorurteilsfrei genug sein kann um zu WISSEN zu gelangen,
ist auf die üblichen Klischees angewiesen - muß an sie GLAUBEN.
Egal ob zur Befürwortung oder zur Ablehung.
|
|
Nach oben |
|
 |
GermanHeretic Individualoptimist & Kulturpessimist
Anmeldungsdatum: 16.06.2004 Beiträge: 4932
|
(#692525) Verfasst am: 27.03.2007, 13:43 Titel: |
|
|
AXO hat folgendes geschrieben: | In dem alten Buch auf das sich die großen Weltregligionen mehr oder minder alle beziehen, hab ich beim Stöbern jedenfalls noch nichts von nem weißbärtigem Kerl gelesen der Himmel wohnt. |
Immerhin steht da viel über seine Hand, was man metaphorisch sehen mag, und mindestens einmal was über seinen Arsch. Da hakt die Metaphorik dann ein wenig.
_________________ "Nehmen Sie einem Durchschnittsmenschen die Lebenslüge, und Sie nehmen ihm zu gleicher Zeit das Glück." (Henrik Ibsen)
|
|
Nach oben |
|
 |
|