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MountainKing registrierter User
Anmeldungsdatum: 31.05.2006 Beiträge: 1438
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(#1232923) Verfasst am: 05.03.2009, 11:19 Titel: Re: Historisches Stadtarchiv Köln |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | Kiki hat folgendes geschrieben: | Shadaik hat folgendes geschrieben: | Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Telliamed hat folgendes geschrieben: |
Was wird davon noch zu retten sein? |
Bei Dokumenten sehe ich da eigentlich ganz gute Aussichten, daß die das zwar lädiert, aber doch wenigstens halbwegs überstanden haben. Ein Problem hätte man wohl, wenns jetzt drauf regnete, bevor das Material geborgen werden kann. | Naja, das, was in dne U-Bahntunnel gefallen ist wird jetzt ja hektisch einbetoniert.
Warum zum teufel gibt es von Büchern überhaupt Unikate? Kommt da niemand auf die Idee, Kopien zu erstellen?
ich meine, bei Bibliotheken und Archive ist zumindest die Gefahr von Bränden so abwegig nicht, dass man da keine Vorsichtsmaßnahmen treffen sollte. |
Eine Kopie ist nun mal eine Kopie. Es wäre nützlich Kopien zu erstellen, um wenigstens die Inhalte zu sichern. Aber das Original ist leider unwiederbringlich. |
Solche Dinge sind für mich sekundär - Das wichtige an einem Schriftstück sind nunmal Inhalt und Form. Im übrigen ist ein Buch üblicherweise ein Erzeugnis einer Reproduktionsindustrie (oder Manufaktur im Falle der alten Schreibfabriken). Nur extremst selten wird ein Dokument wirklich als Einzelstück erstellt. Wenn es wichtig ist, macht man eine Kopie.
Wenn dann noch etwas zerstört wird, ist da zwar ein Wert, aber der HAUPTwert des Dokumentes, sien Inhalt, bleibt erhalten.
Auch habe ich selber schon mit Schriftstücken aus dem Kölner Archiv gearbeitet. Sicher sind sie wichtig, aber ein Schriftstück ist eben grade nicht unkopierbar (für die Kopierbarkeit wurde die Schrift im Endeffekt ja erfunden!).
@sermon: Dass dieses Gebäude nicht abgebrannt ist, ist mir klar. Das Risiko von Brand- oder Wasserschaden sollte aber eigentlich ein ausreichendes Risiko darstellen um verlangen zu können, dass die separate Aufbewahrung von Kopien seltener Dokumente ein Standardverfahren in Archiven und Bibliotheken ist. |
Das Problem ist, wie überall, vor allem das Geld. Bücher und Akten zu verfilmen oder einzuscannen ist kostspielig, herauszufinden, welche Dokumente wichtig/besonders sind, setzt eine gute Erschließung voraus, die ebenfalls wieder Geld kostet, ganz abgesehen davon, dass besonders seltene wiederum meist sehr alt sind und evtl. restauriert werden müssen, was ebenfalls wieder Geld kostet. Und nach welchen Richtlinien legt man fest, welche Dokumente wichtig sind? Wenn sie es nicht grundsätzlich wären, würden sie ja nicht archiviert.
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Konstrukt konstruktiver Radikalist
Anmeldungsdatum: 19.08.2005 Beiträge: 6587
Wohnort: Im Barte des Propheten
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(#1232932) Verfasst am: 05.03.2009, 11:58 Titel: |
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Zusammen mit meinem kleinen Sohn fahre bzw. fuhr ich mehrmals die Woche mit dem Bus an der Unglücksstelle vorbei.
Ich muss die ganze Zeit daran denken, dass wir da jetzt unter den Trümmern liegen könnten.
Das es offensichtlich so wenige Tote (derzeit werden 2-3 Menschen unter den Trümmern vermutet) gegeben hat, ist ein unfassbares Glück im Unglück. Der Rosenmontagszug lief ebenfalls an genau dieser Stelle entlang. Man stelle sich vor, was passiert wäre...
Ich als geschichtsinteressierter und auch durchaus stolzer Geburts-Kölner trauere um das Gedächtnis unserer Stadt. JA, das Gedächtnis unserer, meiner Stadt wurde ausgelöscht. Hoffentlich kehrt wenigstens ein Teil der Erinnerung wieder zurück. Hoffentlich kann möglichst viel aus den Trümmern gerettet werden.
Ehrlich gesagt interessiert mich der Verlust dieser unschätzbaren Werte sogar mehr als 2-3 Todesopfer. Das klingt extrem hart und soll auch nicht bedeuten, dass ich kein Mitgefühl mit den Opfern habe. Das habe ich sehr wohl. Aber was wird wohl in die Geschichte eingehen? Die Toten? Die Überlebenden? Nein, es wird der Verlust einzigartiger Kulturschätze sein. Eine Zäsur in der Geschichte der Stadt Köln. Was Napoleon, der 1.Weltkrieg und der 2.Weltkrieg nicht geschafft haben, dass hat die KVB (Katastrophen Verkehrsbetriebe !!!) prima hinbekommen.
Dennoch lehne ich persönlich einen endgültigen Baustopp ab. Wozu den Bau stoppen? Damit 1 Milliarde Euro bisheriger Kosten einfach so und zu allem Übel auch noch im Krater versenkt werden? Nein, das fände ich mehr als dämlich. Der Bau ist fast fertig. Zu 70% glaube ich. Ich plädiere allerdings für einen vorrübergehenden Baustopp. Es müssen alle notwendigen Maßnahmen getroffen werden, damit so etwas nie wieder passiert. Und in Zukunft sollte man tatsächlich auf U-Bahnbau in Großstädten verzichten. Aber jetzt müssen wir da durch und dat Ding zu Ende bringen.
Unser Grundgesetz gibt uns Kölnern hoffentlich die Kraft die wir brauchen:
Artikel 1
Sieh den Tatsachen ins Auge. - Et es wie et es.
Artikel 2
Habe keine Angst vor der Zukunft. - Et kütt wie et kütt.
Artikel 3
Lerne aus der Vergangenheit. - Et hätt noch immer jot jejange.
Artikel 4
Jammere den Dingen nicht nach. - Wat fott es es fott.
Artikel 5
Sei offen für Neuerungen. - Nix bliev wie et wor.
Artikel 6
Seid kritisch, wenn Neuerungen überhand nehmen. - Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet.
Artikel 7
Füge dich in dein Schicksal. - Wat wellste maache?
Artikel 8
Achte auf deine Gesundheit. - Mach et jot ävver nit ze off.
Artikel 9
Stelle immer erst die Universalfrage. - Wat soll dä Quatsch?
Artikel 10
Komme dem Gebot der Gastfreundschaft nach. - Drinkste ene met?
Artikel 11
Bewahre dir eine gesunde Einstellung zum Humor. - Do laachste dech kapott.
VIVA COLONIA!
_________________ "Geisteskrank den eignen Namen sagen: Ich ich ich ich denke also bin ich - Bin ich nicht! Ich ist geisteskrank. Und kauf mir was." (Peter Licht)
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Sermon panta rhei
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine
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(#1232940) Verfasst am: 05.03.2009, 12:08 Titel: Re: Historisches Stadtarchiv Köln |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | Kiki hat folgendes geschrieben: | Aber das Original ist leider unwiederbringlich. | Solche Dinge sind für mich sekundär - Das wichtige an einem Schriftstück sind nunmal Inhalt und Form. | Im Stadtarchiv Koeln - welches uebrigens ein sehr groszes und sehr wohlgepflegtes Archiv war - lagerten aber nicht nur Schriftstuecke. Mittelalterliche Urkunden sind zumeist Unikate. Fuer die Ueberpruefung der Datierung von Dokumenten sind die verwendeten Materialien nicht unwesentlich. So waren die angeblichen Hitler-Tagebuecher des STERN beispielsweise auch durch das verwendete Nachkriegspapier als Faelschung erwiesen. (Papierqualitaet/-zusammensetzung ist uebrigens auch insgesamt ein extrem wichtiger Faktor. In der DDR wurde Etliches auf Papier gedruckt, welches schon heute gar sichtbar zerbroeselt.) Erzaehl mir bitte mal, wie riesige Kartierungen mal eben "fotokopiert" werden sollen? Oder riesige und dicke Folianten, welche man nicht dergestalt in 180 Grad-Form auf ein Fotokopierglas legen kann oder darf, weil z.B. so ein extrem helles Licht das Material beschaedigen wuerde? Da muessten dann schon Spezialkameras&-filme durch Experten zum Einsatz kommen.
Zitat: | Das Risiko von Brand- oder Wasserschaden sollte aber eigentlich ein ausreichendes Risiko darstellen um verlangen zu können, dass die separate Aufbewahrung von Kopien seltener Dokumente ein Standardverfahren in Archiven und Bibliotheken ist. | Es gibt ein Archivgesetz. Dieses verpflichtet schon jetzt die Kommunen, wichtige Dokumente aufzubewahren. Derlei ist kommunal durchaus auch ein Kostenfaktor und so, wie heutzutage Verwaltungen und Politiker unter dem Kuerzungszwang 'ticken', sind Archive allenfalls interessant, damit der Ortsbuegermeister zu Jubilaeen ein Photo aus der 'guten alten Zeit' fuer seinen Pressetermin bekommt. Schon die blosze Aufbewahrung wird in vielen Kommunen recht unzulaenglich getan. Da werden Akten nach Ablauf der Aufbewahrungsfrist beim Amt gleich weggeschmissen, statt eine Archivierung fachlich zu pruefen. Eine Kommune muss auch nicht einen Archivar beschaeftigen, noch muss ein solcher - falls ueberhaupt vorhanden - in der Profession fachlich ausgebildet sein. Es gibt Kommunen, die lagern ihre Archivakten in feuchten Kellern, wissend, dasz es laengst dort Schimmelbefall gibt - und tun nichts dagegen. Der Keller muss lediglich zugaenglich sein, die Akten nicht etwa systematisch erschlossen.
Viele Firmen unterhalten heutzutage nach Fusion oder Geschaeftsaufgabe kein Firmenarchiv mehr, noch wird der Bestand in die oeffentlichen Archive automatisch ueberfuehrt.
Mit den modernen elektronischen Kommunikationsmitteln ist eine neue Dokumentenart entstanden, die bislang nicht ausreichend archiviert wird und schon rein technisch eh erhebliche Probleme aufweist (physikalische Haltbarkeit der Datentraeger, proprietaere Dateiformate, Systematik). Als Korrespondenz noch ausschlieszlich briefschriftlich war, gab es die Moeglichkeit entsprechend zu archivieren. Aber was ist im Zeitalter von Telephon und E-Mail? Das Dritte Reich ist trotz Kriegsverlusten die am besten erforschten Epoche der Menschheitsgeschichte, was nur moeglich war, weil es eine Fuelle von Papierakten und Dokumentenredundanz gibt.
Aus rein fiskalischen Gruenden (um die Anzahl der Stellen von Rechtspflegern einzufrieren oder zu kuerzen) werden bespielsweise die Amtsgerichte in Vereinsregistersachen allmaehlich auf elektronische Aktenfuehrung umgestellt. Das funktioniert 'natuerlich' in 16 Bundeslaendern und deren Kommunen technisch nicht voellig einheitlich.
Bei der Lage anzukommen und zu fordern, die Archive sollten doch wesentliche Teile ihrer Bestaende kopieren und die Kopien dann an anderen Standorten ordentlich lagern, ist - wiewohl sachlich mir durchaus sehr verstaendlich - praktisch leider ziemlich weltfremd.
_________________ "Der Typ hat halt so seine Marotten" (Sermon über Sermon)
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Kiki ist sicher nicht Eso
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 15062
Wohnort: Ulm
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(#1232985) Verfasst am: 05.03.2009, 13:46 Titel: |
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Wenn jetzt zum Beispiel bei den Bauarbeiten, die gerade bei uns an der Uni gemacht werden, es zu einem Brand im Philosphikum kommen würde. Dann wäre das gesamte Archiv des Rowohlt Verlages weg...
Was Sermon über die Materialien sagt ist sehr wichtig. An Materialien und der Verarbeitung kann der gelernte Betrachter eine Menge ablesen. Ich selbst bin noch nicht so weit, aber wenn man den Profs so zuhört... Eine Kopie kann halt nur den Inhalt erhalten, aber den "Auftritt des Inhalts" kann sie nicht erhalten.
@Konstrukt
Der Rosenmontagszug ging da lang????? Das war ja dann wirklich sowas wie Glück im Unglück, dass "nur" 3 Personen unter den Trümmern sind.
_________________ You may not have realized that your tiniest moves provoke disorder in my heart with a strenght comparable to that of a typhoon.
~
Kömodie = Tragödie + Zeit (Jürgen von der Lippe)
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Kiki ist sicher nicht Eso
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 15062
Wohnort: Ulm
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(#1233083) Verfasst am: 05.03.2009, 16:08 Titel: |
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Habe gerade in den Nachrichten gesehen, dass es in Köln regnet. Damit haben wir auch noch Wasser von oben.
_________________ You may not have realized that your tiniest moves provoke disorder in my heart with a strenght comparable to that of a typhoon.
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Kömodie = Tragödie + Zeit (Jürgen von der Lippe)
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#1233179) Verfasst am: 05.03.2009, 18:47 Titel: Re: Historisches Stadtarchiv Köln |
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MountainKing hat folgendes geschrieben: | Das Problem ist, wie überall, vor allem das Geld. Bücher und Akten zu verfilmen oder einzuscannen ist kostspielig, herauszufinden, welche Dokumente wichtig/besonders sind, setzt eine gute Erschließung voraus, die ebenfalls wieder Geld kostet, ganz abgesehen davon, dass besonders seltene wiederum meist sehr alt sind und evtl. restauriert werden müssen, was ebenfalls wieder Geld kostet. Und nach welchen Richtlinien legt man fest, welche Dokumente wichtig sind? Wenn sie es nicht grundsätzlich wären, würden sie ja nicht archiviert. | Frag mal im Bundesarchiv nach, die schmeissen täglich meterweise Akten raus. Da hab ich mich das selbe auch gefragt.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#1233182) Verfasst am: 05.03.2009, 18:57 Titel: Re: Historisches Stadtarchiv Köln |
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Sermon hat folgendes geschrieben: | Shadaik hat folgendes geschrieben: | Kiki hat folgendes geschrieben: | Aber das Original ist leider unwiederbringlich. | Solche Dinge sind für mich sekundär - Das wichtige an einem Schriftstück sind nunmal Inhalt und Form. | Im Stadtarchiv Koeln - welches uebrigens ein sehr groszes und sehr wohlgepflegtes Archiv war - lagerten aber nicht nur Schriftstuecke. Mittelalterliche Urkunden sind zumeist Unikate. Fuer die Ueberpruefung der Datierung von Dokumenten sind die verwendeten Materialien nicht unwesentlich. So waren die angeblichen Hitler-Tagebuecher des STERN beispielsweise auch durch das verwendete Nachkriegspapier als Faelschung erwiesen. (Papierqualitaet/-zusammensetzung ist uebrigens auch insgesamt ein extrem wichtiger Faktor. In der DDR wurde Etliches auf Papier gedruckt, welches schon heute gar sichtbar zerbroeselt.) Erzaehl mir bitte mal, wie riesige Kartierungen mal eben "fotokopiert" werden sollen? Oder riesige und dicke Folianten, welche man nicht dergestalt in 180 Grad-Form auf ein Fotokopierglas legen kann oder darf, weil z.B. so ein extrem helles Licht das Material beschaedigen wuerde? Da muessten dann schon Spezialkameras&-filme durch Experten zum Einsatz kommen. |
das Wort "Kopie" umfasst hier nicht nur die Fotokopie sondern jegliche Möglichkeit der Erzeugung eines zusätzlichen Exemplars.
Das mit dme Papier ist mir bekannt, lässt sich aber nunmal nicht ändern. Da muss man dann halt den Einträgen auf/in der Akte selbst vertrauen (das ist eh schon kompliziert genu, da in Köln zeitweise andere Kalender galten). Das ist nicht immer sauber (Hamburger Fälschung), aber immer noch besser, als wenn das Dokument komplett verschütt geht (hier im wahrsten Sinne des Wortes).
Zitat: | Zitat: | Das Risiko von Brand- oder Wasserschaden sollte aber eigentlich ein ausreichendes Risiko darstellen um verlangen zu können, dass die separate Aufbewahrung von Kopien seltener Dokumente ein Standardverfahren in Archiven und Bibliotheken ist. | Es gibt ein Archivgesetz. Dieses verpflichtet schon jetzt die Kommunen, wichtige Dokumente aufzubewahren. Derlei ist kommunal durchaus auch ein Kostenfaktor und so, wie heutzutage Verwaltungen und Politiker unter dem Kuerzungszwang 'ticken', sind Archive allenfalls interessant, damit der Ortsbuegermeister zu Jubilaeen ein Photo aus der 'guten alten Zeit' fuer seinen Pressetermin bekommt. Schon die blosze Aufbewahrung wird in vielen Kommunen recht unzulaenglich getan. Da werden Akten nach Ablauf der Aufbewahrungsfrist beim Amt gleich weggeschmissen, statt eine Archivierung fachlich zu pruefen. Eine Kommune muss auch nicht einen Archivar beschaeftigen, noch muss ein solcher - falls ueberhaupt vorhanden - in der Profession fachlich ausgebildet sein. Es gibt Kommunen, die lagern ihre Archivakten in feuchten Kellern, wissend, dasz es laengst dort Schimmelbefall gibt - und tun nichts dagegen. Der Keller muss lediglich zugaenglich sein, die Akten nicht etwa systematisch erschlossen.
Viele Firmen unterhalten heutzutage nach Fusion oder Geschaeftsaufgabe kein Firmenarchiv mehr, noch wird der Bestand in die oeffentlichen Archive automatisch ueberfuehrt.
Mit den modernen elektronischen Kommunikationsmitteln ist eine neue Dokumentenart entstanden, die bislang nicht ausreichend archiviert wird und schon rein technisch eh erhebliche Probleme aufweist (physikalische Haltbarkeit der Datentraeger, proprietaere Dateiformate, Systematik). Als Korrespondenz noch ausschlieszlich briefschriftlich war, gab es die Moeglichkeit entsprechend zu archivieren. Aber was ist im Zeitalter von Telephon und E-Mail? Das Dritte Reich ist trotz Kriegsverlusten die am besten erforschten Epoche der Menschheitsgeschichte, was nur moeglich war, weil es eine Fuelle von Papierakten und Dokumentenredundanz gibt.
Aus rein fiskalischen Gruenden (um die Anzahl der Stellen von Rechtspflegern einzufrieren oder zu kuerzen) werden bespielsweise die Amtsgerichte in Vereinsregistersachen allmaehlich auf elektronische Aktenfuehrung umgestellt. Das funktioniert 'natuerlich' in 16 Bundeslaendern und deren Kommunen technisch nicht voellig einheitlich.
Bei der Lage anzukommen und zu fordern, die Archive sollten doch wesentliche Teile ihrer Bestaende kopieren und die Kopien dann an anderen Standorten ordentlich lagern, ist - wiewohl sachlich mir durchaus sehr verstaendlich - praktisch leider ziemlich weltfremd. |
Dieser Umgang mit Archiven deutet darauf hin, dass ihre besitzer sie nicht für wichtig erachten. Das ist für die Geschichtswissenschaft sicher ein Verlust, nur ist es eben nie der Sinn von Akten gewesen, für immer und ewig zu existieren.
Der zugrundeliegende Gedanke dahinter ist auch, dass eine ausreichend wichtige Akte hinreichend oft nachgefertigt (kopiert) wird, um so lange erhalten zu bleiben, wie sie im Rechts- oder Verwaltungswesen benötigt wird). Spätestens wenn alle betroffenen tot und die Gesetzeslage verändert ist, ist eine Akte aus praktischer (nicht wissenschaftlicher, aber die Geschichtswissenschaft ist ja als Wissenschaft sehr jung) Sicht entbehrlich.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
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(#1233185) Verfasst am: 05.03.2009, 19:04 Titel: Re: Historisches Stadtarchiv Köln |
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Sermon hat folgendes geschrieben: | Erzaehl mir bitte mal, wie riesige Kartierungen mal eben "fotokopiert" werden sollen? |
Da gibt es spezielle Großformat-Scanner für. Sowas habe ich aus zwei Gründen nicht zu Hause: Solche Geräte sind erstens teuer und würdem zweitens kaum durch meine Tür passen ...
Zitat: | Oder riesige und dicke Folianten, welche man nicht dergestalt in 180 Grad-Form auf ein Fotokopierglas legen kann oder darf, weil z.B. so ein extrem helles Licht das Material beschaedigen wuerde? Da muessten dann schon Spezialkameras&-filme durch Experten zum Einsatz kommen. |
180°? Das wäre kein Problem. Solche Bücher kann man aber zum Teil kaum noch anfassen, geschweige denn bewegen ....
Aber: Es wird (!) kopiert. Im großen Stil sogar.
Zentraler Bergungsort hat folgendes geschrieben: | Bisher wurden ca. 27,2 Millionen Meter Mikrofilm hergestellt und eingelagert. Darin enthalten sind 8,1 Millionen Meter (rund 244 Millionen Aufnahmen) aus dem Archiv der ehemaligen DDR. |
Die ganzen Bilder machen sich nunmla nicht von alleine - selbst dann nicht, wenn sie jemand bezahlt!
_________________ Brother Sword of Enlightenment of the Unitarian Jihad
If you ask the wrong questions you get answers like '42' or 'God'.
"Glaubst Du noch oder hüpfst Du schon?"
Sylvia Browne - Wahrsager oder Scharlatan?
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BineM registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.10.2008 Beiträge: 45
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(#1233194) Verfasst am: 05.03.2009, 19:20 Titel: |
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Ich arbeite als Archivarin in einem Archiv, von der größe etwa dem der Stadt Köln vergleichbar. Ich hab grad mal grob überschlagen, was es kosten würde unseren gesamten Bestand zu digitalisieren (kopieren ist heute out, das wird mit Spezialkameras eingescannt!):
Allein der Stundenlohn für die studentischen Hilfskräfte würde sich für dieses Projekt auf 65 Mio Euro belaufen.
Wir digitalisieren natürlich, aber nur das allerwichtigste, mehr ist bei unserem knappen Budget eh nicht drin, denn der Staat hat natürlich kein Geld und schon gar nicht für die Kultur und Wissenschaft.
Außerdem hört damit das Problem nicht auf, denn man muss auch die Kopien aufbewahren, was wiederum Geld kostet, v.a. Ausdrucke auf Papier benötigen den selben Platz noch einmal. Lässt man das Zeug digital hat man das Problem, dass man in ein paar Jährchen (wir Archivare denken normalerweise eh in Jahrhunderten) das Dateiformat nicht mehr lesen kann, so dass die gigantischen Datenmengen stets aufwändig auf aktuellstem Stand gehalten werden müssten.
Theoretisch ginge das natürlich alles - die Frage ist nur: Wer soll das bezahlen ?!?
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Brigitte GenderIn
Anmeldungsdatum: 23.12.2005 Beiträge: 575
Wohnort: CCAA
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(#1233228) Verfasst am: 05.03.2009, 19:57 Titel: |
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Kiki hat folgendes geschrieben: | Habe gerade in den Nachrichten gesehen, dass es in Köln regnet. Damit haben wir auch noch Wasser von oben. |
Ich kann nur sagen, dass in Köln zur Zeit eine sehr depressive Stimmung herrscht. Das Unglück hat viele Leute erschüttert, auch diejenigen, die nicht oder nicht unmittelbar betroffen sind. In der Nähe der Einsturzstelle gibt es z.B. ein Theater in welchem ich öfter war, welches jetzt auf andere Spiel-Plätze ausweichen muss. Die beiden Vermissten, wahrscheinlich nicht mehr am leben. Spenden-Konten für diejenigen, die ihre Wohnungen verloren haben, sind eingerichtet. Die Bahn- und Busslinen sind umgeleitet, d.h. viele sind direkt vom Geschehen beeinträchtigt. Und die Leute, die in unmittelbarer Nähe wohnen haben Angst, dass ihnen etwas ähnliches geschehen könnte.
Und dann noch der Dauerregen, der zur Zeit über Köln niedergeht und die Bergung der Dokumente erschwert oder nicht mehr möglich macht. Ich habe den Eindruck, egal, wen man zur Zeit trifft, es gibt in Köln nur ein Gesprächsthema. Leider
_________________ *
LIBERTE - EGALITE - HUMANITE
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Kiki ist sicher nicht Eso
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 15062
Wohnort: Ulm
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(#1233235) Verfasst am: 05.03.2009, 20:02 Titel: |
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Brigitte hat folgendes geschrieben: | Kiki hat folgendes geschrieben: | Habe gerade in den Nachrichten gesehen, dass es in Köln regnet. Damit haben wir auch noch Wasser von oben. |
Ich kann nur sagen, dass in Köln zur Zeit eine sehr depressive Stimmung herrscht. Das Unglück hat viele Leute erschüttert, auch diejenigen, die nicht oder nicht unmittelbar betroffen sind. In der Nähe der Einsturzstelle gibt es z.B. ein Theater in welchem ich öfter war, welches jetzt auf andere Spiel-Plätze ausweichen muss. Die beiden Vermissten, wahrscheinlich nicht mehr am leben. Spenden-Konten für diejenigen, die ihre Wohnungen verloren haben, sind eingerichtet. Die Bahn- und Busslinen sind umgeleitet, d.h. viele sind direkt vom Geschehen beeinträchtigt. Und die Leute, die in unmittelbarer Nähe wohnen haben Angst, dass ihnen etwas ähnliches geschehen könnte.
Und dann noch der Dauerregen, der zur Zeit über Köln niedergeht und die Bergung der Dokumente erschwert oder nicht mehr möglich macht. Ich habe den Eindruck, egal, wen man zur Zeit trifft, es gibt in Köln nur ein Gesprächsthema. Leider |
Das muss echt hart sein für alle.
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Kömodie = Tragödie + Zeit (Jürgen von der Lippe)
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Kiki ist sicher nicht Eso
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 15062
Wohnort: Ulm
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(#1233435) Verfasst am: 05.03.2009, 23:34 Titel: |
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Der Beitrag in den Tagesthemen war sehr gut. Haben unter anderem über die Arbeit der Restaurateure berichtet. Es könnte sein, dass einzelne Dokumente 30 Jahre brauchen, bis sie vollständig restauriert sind.
Von den zwei Männern wurde ein Handy geortet. Mitten in den Trümmern.... Sieht schlecht aus.
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Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
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(#1233452) Verfasst am: 05.03.2009, 23:44 Titel: |
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BineM hat folgendes geschrieben: | Ich arbeite als Archivarin in einem Archiv, von der größe etwa dem der Stadt Köln vergleichbar. |
Wo denn, wenn ich fragen darf? (Gerne auch per PN. Ich drücke mich beruflich auch in Archiven rum ...)
Zitat: | Ich hab grad mal grob überschlagen, was es kosten würde unseren gesamten Bestand zu digitalisieren (kopieren ist heute out, das wird mit Spezialkameras eingescannt!):
Allein der Stundenlohn für die studentischen Hilfskräfte würde sich für dieses Projekt auf 65 Mio Euro belaufen. |
Doch so günstig?
Zitat: | Wir digitalisieren natürlich, aber nur das allerwichtigste, mehr ist bei unserem knappen Budget eh nicht drin, denn der Staat hat natürlich kein Geld und schon gar nicht für die Kultur und Wissenschaft.
Außerdem hört damit das Problem nicht auf, denn man muss auch die Kopien aufbewahren, was wiederum Geld kostet, v.a. Ausdrucke auf Papier benötigen den selben Platz noch einmal. Lässt man das Zeug digital hat man das Problem, dass man in ein paar Jährchen (wir Archivare denken normalerweise eh in Jahrhunderten) das Dateiformat nicht mehr lesen kann, so dass die gigantischen Datenmengen stets aufwändig auf aktuellstem Stand gehalten werden müssten. |
Und auf Grund der Gefährdung gerade digitaler Daten muss man die Kopien mehrfach-redundant vorhalten. Erschwerend hinzu kommt, daß man nicht nur regelmäßig die Formate migrieren muss, sondern auch die Trägermedien.
Zitat: | Theoretisch ginge das natürlich alles - die Frage ist nur: Wer soll das bezahlen ?!? |
Praktisch ist das immer noch jede Menge Aufwand, den man auch irgendwie leisten muss, selbst wenn man da jede Menge Geld für hat...
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MountainKing registrierter User
Anmeldungsdatum: 31.05.2006 Beiträge: 1438
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(#1233743) Verfasst am: 06.03.2009, 12:46 Titel: |
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Rasmus hat folgendes geschrieben: | BineM hat folgendes geschrieben: | Ich arbeite als Archivarin in einem Archiv, von der größe etwa dem der Stadt Köln vergleichbar. |
Wo denn, wenn ich fragen darf? (Gerne auch per PN. Ich drücke mich beruflich auch in Archiven rum ...)
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Ich auch, würde mich ebenfalls interessieren.
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Kiki ist sicher nicht Eso
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 15062
Wohnort: Ulm
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(#1235792) Verfasst am: 08.03.2009, 14:33 Titel: |
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Der 17jährige wurde aus 4m Tiefe tot geborgen.
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Kiki ist sicher nicht Eso
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 15062
Wohnort: Ulm
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(#1237995) Verfasst am: 11.03.2009, 00:24 Titel: |
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Habe gerade eine kurze Reportage über die Tage nach dem Einsturz gesehen in der ARD. Die Anwohner sind schon verdammt arm dran. Manche durften nicht mal mehr Sachen aus der Wohnung holen...
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#1238208) Verfasst am: 11.03.2009, 13:09 Titel: |
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Das Dumme ist, daß die nunmehr verstärkt stattfindenden Kontrollen und Messungen zum Teil am Problem vorbeigehen. Denn auch die Setzungsschäden, die am Archivgebäude zuvor aufgetreten sind, waren den Statikern zufolge nicht einsturzgefährdend. Das Gebäude ist ja nicht zusammengestürzt, weil es vorher Schäden hatte, sondern, weil der Baugrund nachgegeben hatte -- daselbe wäre auch mit einem Gebäude passiert, das ohne jede Vorschäden und völlig intakt gewesen ist.
Das bedeutet, daß ein aktuelles Schadensbild nur bedingt Aufschluß über die Gefahren geben kann. Die Schwierigkeit besteht darin, aus dem aktuellen Schadensbild über etwaige gefährliche Bewegungen im Baugrund rückzuschließen, die, wie man gesehen hat, ja auch sehr spontan auftreten können.
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#1238228) Verfasst am: 11.03.2009, 13:39 Titel: |
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Wieviel weiss man jetzt überhaupt?
U-Bahnen sind ja keine neue Erfindung, solche Unfälle aber überaus selten, entsprechend muss hier irgendjemand ziemlich schwer geschlampt haben.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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(#1238233) Verfasst am: 11.03.2009, 13:44 Titel: |
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Ganz so selten wohl doch nicht. So lange ist das noch nicht her, daß in München ein Linienbus in einer U-Bahn-Baustelle versank.
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#1238235) Verfasst am: 11.03.2009, 13:51 Titel: |
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Ahriman hat folgendes geschrieben: | Ganz so selten wohl doch nicht. So lange ist das noch nicht her, daß in München ein Linienbus in einer U-Bahn-Baustelle versank. | Nun neigen Häuser im Gegensatz zu Bussen allerdings nicht dazu, sich zu verfahren.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#1238240) Verfasst am: 11.03.2009, 13:59 Titel: |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | Wieviel weiss man jetzt überhaupt? |
Offenbar kam es zu einem hydraulischen Grundbruch, d.h., daß Grundwasser in die Baugrube gelange, Erdreich mitspülte und damit einen Holhlraum unter dem Gebäude entstehen ließ.
Shadaik hat folgendes geschrieben: | U-Bahnen sind ja keine neue Erfindung, solche Unfälle aber überaus selten, entsprechend muss hier irgendjemand ziemlich schwer geschlampt haben. |
Neu nicht, und das ist ja auch kein spezielles Problem bei U-Bahnen, sondern beim unterirdischen Bauen generell. Man kann sagen, je inhomogener und unberechenberer, der Baugrund, desto gefährlicher ist die ganze Sache. Dies gilt wohl insbesondere dann, wenn ein großer Fluß in der Nähe ist (hoher und schwankender Grundwasserstand, lockere Sedimente) und in der Stadt außerdem, zumal, wenn zu vermuten ist, daß nach dem Krieg Bombenkrater nur nachlässig mit allem, was gerade rumlag, aufgefüllt wurden.
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#1238242) Verfasst am: 11.03.2009, 14:01 Titel: |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | Ahriman hat folgendes geschrieben: | Ganz so selten wohl doch nicht. So lange ist das noch nicht her, daß in München ein Linienbus in einer U-Bahn-Baustelle versank. | Nun neigen Häuser im Gegensatz zu Bussen allerdings nicht dazu, sich zu verfahren. |
Ob nun das Loch zum Haus oder der Bus zum Loch kommt, macht im Ergebnis keinen Unterschied.
Von Verfahren kann keine Rede sein, da nicht etwa der Bus in einen vorhandenen Bauschacht fiel, sondern ganz normal auf der Straße fuhr, während sich unter ihm ein Loch auftat.
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26529
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1238244) Verfasst am: 11.03.2009, 14:03 Titel: |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | Wieviel weiss man jetzt überhaupt?
U-Bahnen sind ja keine neue Erfindung, solche Unfälle aber überaus selten, entsprechend muss hier irgendjemand ziemlich schwer geschlampt haben. |
Es gibt m.W. nur eine Ursache für derartig schnelle unterirdische Erdbewegungen: Wenn sich in sandigen Bögen entlang eines neuen Bauwerkes stärkere Wasserströmungen organisieren, d.h. wenn die neu eingebrachte Struktur in Verbindung mit nichtverdichtetem Sand als Drainage funktioniert, die stark genug ist, um Spülwirkungen zu haben. Außerden braucht es eine fehlende Verdichtung am Zielort, bzw eventuell sogar ein ungehindertes Austretenkönnen des Spülgutes in einen offenen Raum damit auch tatsächlich die Möglichkeit besteht, Material in größerem Umfang zu verlagern.
Genau das wurde in der Reportage auch angesprochen.
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Sticky vae victis
Anmeldungsdatum: 12.10.2005 Beiträge: 5449
Wohnort: Am Arsch der Welt anstatt am Busen der Natur!
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(#1257688) Verfasst am: 31.03.2009, 12:03 Titel: |
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Schrammas Gründe für Kandidaturverzicht...
_________________ Gruss: Sticky
Die staatliche Ordnung basiert auf Recht und Gesetz.
Ich bin rechtlos, folglich bin ich auch gesetzlos.
Schwarzer Block
„Wenn Du ein Problem erkannt hast und nichts zur Lösung beiträgst, wirst Du selbst ein Teil des Problems!“ (Alte Indianerweisheit)
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Tassilo Deaktiviert
Anmeldungsdatum: 17.05.2004 Beiträge: 7361
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(#1257693) Verfasst am: 31.03.2009, 12:10 Titel: |
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Zitat: | Im Zuge der Ermittlungen nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs hat die Staatsanwaltschaft am Dienstag in ganz Deutschland Büroräume durchsucht.
Die Razzia galt unter anderem der Zentrale der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) sowie den Büros der am Kölner U-Bahn-Bau beteiligten Bauunternehmen. Über 200 Polizisten waren beteiligt, sagte Oberstaatsanwalt Günther Feld. Durchsuchungen gab es unter anderem in Frankfurt am Main, Berlin, München, Essen, Düsseldorf, Karlsruhe, Wiesbaden, Erfurt, Dillenburg, Ratingen und Hilden.
[...]
Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und der Baugefährdung gegen Unbekannt. Die Durchsuchungen seien unumgänglich gewesen, obwohl sich die Beteiligten bisher kooperativ gezeigt hätten, sagte Feld. «Es besteht nach wie vor kein Anfangsverdacht gegen eine bestimmte Person.»
(dpa) |
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Zoff registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.08.2006 Beiträge: 21668
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Kiki ist sicher nicht Eso
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 15062
Wohnort: Ulm
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(#1298506) Verfasst am: 01.06.2009, 13:44 Titel: |
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Erfreulich!
_________________ You may not have realized that your tiniest moves provoke disorder in my heart with a strenght comparable to that of a typhoon.
~
Kömodie = Tragödie + Zeit (Jürgen von der Lippe)
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1439472) Verfasst am: 03.03.2010, 15:40 Titel: |
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Ein Jahr ist nun seit dem Zusammenbruch des Gebäudes des Kölner Stadtarchivs vergangen.
Der 3. März 2009 war für die Kultur ein ebenso rabenschwarzer Tag wie der 2. September 2004, der Brand in der Anna Amalia Bibliothek.
In Köln verloren zwei junge Anwohner ihr Leben. In beiden Fällen konnten die Ursachen nicht restlos aufgeklärt werden. Während in Weimar ein Schwelbrand an den elektrischen Leitungen angenommen wird, ist in Köln von fehlenden Stahlträgern die Rede, die angeblich von am Bau Beteiligten entwendet und verkauft worden seien.
Die scheibchenweise Aufklärung des Kölner Falles lässt vermuten, dass hier etwas vertuscht werden soll.
Menschliches Fehlversagen ist im Spiel und kein Naturereignis. Das 21. Jahrhundert begann mit Ereignissen, die an die Gefährdung der Kulturgüter erinnern.
Weimar, 2. September 2004
"Um 21.13 Uhr schlugen die befürchteten Stichflammen auf, über zwanzig Meter hoch, zusammen mit einem infernalischen Knall und einer enormen Hitzeentwicklung. Vom Himmel fielen brennende Bretter, verkohlte Balkenteile, glühende Bücher und zusammengeschrumpfte Pergamente."
Norbert Leithold: Graf Goertz. Der Große Unbekannte. Eine Entdeckungsreise in die Goethezeit. Berlin 2010, S. 14.
(zu diesem Buch bald mehr an anderer Stelle.)
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26529
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1439483) Verfasst am: 03.03.2010, 17:11 Titel: |
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Telliamed hat folgendes geschrieben: | ..... ist in Köln von fehlenden Stahlträgern die Rede, die angeblich von am Bau Beteiligten entwendet und verkauft worden seien. .... |
Da ist zwar die Rede von, aber ein Zusammenhang mit dem Untergang des Stadtarchivs wird nicht nur regelmäßig gleichzeitig ausgeschlossen, er wäre auch schwer vorstellbar: Die Stahlträger, um die es sich handelt, gehören in die Wandungen des U-Bahntunnels, von denen damals keine als zerstört gemeldet wurde. Der Einbruch geschah aufgrund weggeschwemmten Materials und dieses Wegschwemmen kam durch eine unkontrollierte Stöhmung zustande, die wiederum bei Pumparbeiten zum Trockenlegen der U-Bahn-Baustellebaustelle erzeugt wurde. Dieser Zusammenhang wurde damals relativ schnell dargestellt.
Zum genauen Stand der Ermittlungen siehe hier:
http://www.stadt-koeln.de/mediaasset/content/pdf44/bericht_finale_version_stand_26_02_2010.pdf
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
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Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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York Schottischer Schwarzwälder
Anmeldungsdatum: 04.02.2009 Beiträge: 2181
Wohnort: Republik Baden
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(#1440030) Verfasst am: 05.03.2010, 10:03 Titel: |
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Telliamed hat folgendes geschrieben: |
Ein Jahr ist nun seit dem Zusammenbruch des Gebäudes des Kölner Stadtarchivs vergangen.
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Und noch immer heißt es, die Ursache sei nicht voll geklärt ...
_________________ Hark, when the night is falling, hear, hear, the pipes are calling ...
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