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Malcolm Ekelpaket
Anmeldungsdatum: 25.07.2007 Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg
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(#1288797) Verfasst am: 14.05.2009, 16:46 Titel: |
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Hallo Femina, hallo Noseman,
ich habe die Richtlininien durch gelesen, aber sie zerstreuen meine Befürchtungen in keinster Weise.
Zitat: |
Als Atheist müsste ich dazu sowieso Fragen, was eine Moral wert ist, die man durch Hinterfragen beschädigen könne, aber darum geht es mir hier gar nicht. |
Noseman, daran ärgert mich dieses "als Atheist" doch ganz entschieden. Ich gebe Dir dabei sogar recht, daß Religion nicht nur aus sich selbst heraus kritisiert werden kann und auch der "aufgeklärten Analyse" bedarf. Nur jenseits aller "atheistischen Weltanschauungen" gibt es auch so etwas wie ein "atheistisches Millieu" oder "Millieus", deren Moralvorstellungen in vielerlei Hinsicht genauso unhinterfragt sind wie die christlichen.
Zitat: |
Und warum suehst Du, dass hier das Fach Religion mehr leiste als Ethik? Es ist umgekehrt. Das fach Ethik erlaubt prinzipiell im Ergebnis Unmoral. (Und die christliche Religion ja eben nicht). |
Auch dies ist wieder eine furchtbar verkürzte Sicht der Dinge. Sie erlaubt es zum Beispiel überhaupt nicht, Moral überhaupt als Problem zu sehen. Das "göttliche Gebot" entlastet auch von so etwas wie "moralischem Druck", wer Gott nicht gehorcht, ist "ungehorsam", aber noch nicht unbedingt das "moralische Schwein", daß man gesellschaftlich ächten muß. Wobei man leider sagen muß, daß die Kirchen im Sinne "christlicher Moral" eine Menge Unsinn getrieben haben. Aber wenn ein Pastor Jürgen Fliege etwa sagt "Ich bin kein Moralist", so drückt das vielleicht auch etwas vom veränderten Selbstverständnis im christlichen Leben aus. Nietzsches Kritik ist glaube ich bei intelligenten Christen durchaus angekommen.
Dazu gehört, daß es da sicher so etwas gibt wie einen christlichen Pöbel, der "den Atheisten" schlichtweg der "Unmoral" bezichtigt, während Menschen, die etwas weiter denken, gerade im "Moralismus" des Atheisten, im Sinne eines moralisches Verhalten, das nur noch auf "Moral" sich abstützt, das Problem sehen.
Ich habe persönlich von Atheisten, gerade auch solchen, die aus einem explizit atheistischen Millieu kamen, immer viel gelernt. Aber ich habe dabei die Stärken des eigenen christlichen Millieus dabei doch nie übersehen. Ich bin nie in irgendeinem Sinne von einem Gefühl der "Verantwortung" überlastet worden, christliche angezüchtetes "Schamgefühl" stand auch einer gewissen "moralischen Großzügigkeit" gegenüber.
Schon die Reduktion all dessen, auf "unterschiedliche kulturelle Wertvorstellungen", wie sie in diesen Ethikrichtlinien stehen, ist hoffnungslos reduktionistisch. Und ein Satz wie "religiöse Indoktrination hat zu unterbleiben" drückt eine antireligiöse Haltung aus, die gemeinsamer Verständigung nicht dient. Auch dem "Interkulturalismus" dient es nicht, wenn ich unterschlage, daß Religionen auch mit absoluten Wahrheitsansprüchen operieren. Der Versuch, diese zu "relativieren" führt auf Sicht nur dazu, daß man sich dann erst recht in eine absolutistische Wagenburg zurück zieht und im anderen nur noch den Ungläubigen sieht.
Die ganze Sache empfinde ich dann in einer furchtbaren Weise als "anmaßend". Gerade die hehren Ziele, Menschen "zusammenführen" zu wollen, bedeuten de Fakto doch, daß die Gesellschaft in vollkommener Weise gespalten wird. Während dann in Berlin CDU und FDP einen verpflichtenden Ethikuntericht ablehnen ( sie haben ja die Pro Reli Kampagne unterstützt), wird "Ethik" von der SPD und PDS vertreten. Damit werden eigene Kulturvorstellungen verabsolutiert.
Dies führt im übrigen zu dem vollkommen fatalen Eindruck, daß die SPD in besonderer Weise als "atheistisch" wahr genommen wird. Dabei mag sie sich in Berlin vielleicht als "Sieger" fühlen, in anderen Teilen der Republik dagegen wird ihr das ganz entschieden schaden. Wobei ich die Frage, wer in diesem "Kulturkampf" der "Schuldige" ist, für absolut kindisch halte. Wenn man einen so großen Teil der politischen Klasse gegen sich hat, im übrigen auch weite Teile der SPD, Thierse meinetwegen, dann sollte man so etwas nicht machen.
Wobei das ganze Ethikprojekt eben für mein Gefühl daran leidet, daß es zwar hehre Ziele formuliert, dabei aber ein bestimmtes Kulturverständnis voraussetzt und jedes andere Kulturverständnis damit diskriminiert. Und man mag von Religion halten, was man will, man mag sie ablehnen oder befürworten, dieses Ethikprojekt ist in seiner "toleranten" Art der Religion gegenüber einfach hoffnungslos gönnerhaft paternalistisch - da sind mir echte Religionsfeinde wirklich lieber.
Gruß Malcolm
_________________ Ohne die Musik wäre das Leben ein Irrtum.
"Das beste, was du weißt, kannst du den Buben doch nicht sagen." ( Goethe)
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spaghettus Pastafarianer
Anmeldungsdatum: 07.02.2006 Beiträge: 568
Wohnort: Uckermark
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(#1289114) Verfasst am: 15.05.2009, 08:07 Titel: |
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Malcolm hat folgendes geschrieben: |
Wobei das ganze Ethikprojekt eben für mein Gefühl daran leidet, daß es zwar hehre Ziele formuliert, dabei aber ein bestimmtes Kulturverständnis voraussetzt und jedes andere Kulturverständnis damit diskriminiert. | Welches bestimmte Kulturverständnis und wo konkret siehst du diese Diskriminierung in der Praxis?
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Malcolm Ekelpaket
Anmeldungsdatum: 25.07.2007 Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg
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(#1289613) Verfasst am: 16.05.2009, 00:02 Titel: |
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spaghettus hat folgendes geschrieben: | Malcolm hat folgendes geschrieben: |
Wobei das ganze Ethikprojekt eben für mein Gefühl daran leidet, daß es zwar hehre Ziele formuliert, dabei aber ein bestimmtes Kulturverständnis voraussetzt und jedes andere Kulturverständnis damit diskriminiert. | Welches bestimmte Kulturverständnis und wo konkret siehst du diese Diskriminierung in der Praxis? |
Meinem Grundverständnis entspricht es, daß Menschen eine sehr unterschiedliche soziale Intelligenz haben und daß sie ihre soziale Kompetenz auch aus ihrer Umwelt und aus ihrer Lebenserfahrung beziehen. Soziale Kompetenz einfach "lehren" zu wollen entspricht nicht meinem Grundverständnis. Sozialer Kompetenz kann es auch entsprechen, bestimmten Auseinandersetzungen aus dem Wege zu gehen - etwa Auseinandersetzungen über Religion.
Dieses Projekt setzt sich dann auf ein sehr hohes Roß, indem sie irgendeine "Metaebene" für sich in Anspruch nimmt, deren wirkliche Existenz ich sehr in Frage stellen würde. Ethik ist etwa in keinster Weise Religion in irgend einer Weise übergeordnet. Gerade die soziale Intelligenz eines Philosophen kann sehr schwach entwickelt sein - er mag ein Theoretiker sein, der sich zwar in der Ethik auskennt, aber bei der Betreuung einer irgendwie sozialen Aufgabe, etwa der eines Politikers, völlig überfordert wäre. Dieses ganze Projekt ist dann vollkommen theorielastig. Es mag bestimmte soziale Kompetenzen stärken, wird aber andere auch schwächen.
_________________ Ohne die Musik wäre das Leben ein Irrtum.
"Das beste, was du weißt, kannst du den Buben doch nicht sagen." ( Goethe)
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Femina registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.07.2005 Beiträge: 1038
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(#1290157) Verfasst am: 17.05.2009, 01:03 Titel: |
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Für mich ist ein Verhalten, mit dem man religiösen Auseinandersetzungen grundsätzlich aus dem Weg geht, keine soziale Kompetenz, sondern ein Vogel Strauß-Verhalten. Gerade dieses Verhindern von solchen Auseinandersetzungen (sachlich) ist mitverantwortlich für die Denkschwäche vieler Menschen auf diesem Gebiet.
Daher halte ich es auch für richtig, dass die Schüler zu solchen Diskussionen angeregt werden. Selbstverständlich, ohne dass dabei jemand die Positionen des anderen unbedingt annehmen muss. Aber ein "Darüber Nachdenken" schärft gewiss die Sinne.
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Malcolm Ekelpaket
Anmeldungsdatum: 25.07.2007 Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg
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(#1290172) Verfasst am: 17.05.2009, 02:15 Titel: |
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Von einem "grundsätzlichen" Ausweichen vor einer Diskussion um Religion war aber überhaupt nicht die Rede. Mir scheint eher, daß der Ethikunterricht im Reden über Religion oder Weltanschauung etwas "grundsätzlich gutes" sieht. Daß dieses etwas gutes sein kann, würde ich auch gar nicht bestreiten. Daß dies etwas "grundsätzlich gutes" ist, würde ich wieder bezweifeln.
All dies hängt auch von den Perspektiven ab, die jemand hat. Wer in der Religion etwas grundsätzlich auch gutes sieht, hat dabei eine andere Perspektive als jemand, der darin etwas schlechtes sieht. Worin soll in dieser Hinsicht eigentlich "weltanschauliche Neutralität" bestehen? Die "intellektuelle Verteidigung" des Christentums oder Religion überhaupt ist sehr schwierig. Nur geht es darum? Geht es unbedingt darum, ein Weltbild zu haben, daß sich gut "intellektuell verteidigen" läßt?
Das sind denke ich ganz grundsätzliche Fragen. Dabei empfinde ich Religion als etwas schönes - aber daß sie nicht unbedingt zum selbständigen Denken anregt, ist auch wahr. Anderseits werden auch Kinder, die aus religiösen Familien kommen, durchaus vielfältig zum Denken angeregt - in der Schule, durch Freundschaften, durch Bildung. Das ist ein komplizierter Prozeß, innerhalb dessen "nicht über Religion reden" nicht unbedingt meinen muß, sie "unhinterfragt" und blind zu akzeptieren, sondern möglicherweise auch ihr gewissermaßen "ihren Bereich" zuzuweisen. Dazu gehört für mich, daß ich mit einem religiös gebunden Menschen zunächst einmal im Sinne der Selbständigkeit des Denkens argumentiere. Und Religion außen vorlasse.
Vor allem muß man halt sehen, daß Religion mehr ist, als irgendwelche ethisch durchaus hinterfragbaren Handlungsanweisungen fürs Leben. Es ist Jenseitshoffnung oder ein manchmal auch nur eine weniger spezifizierte Hoffnung derart, glaube an göttlichen Beistand und Dinge derart. Aus meiner Perspektive der Parteiname fürs Christentum - und selbst anderen Religionen - würde ich diesen Bestandteil des Christentums immer stärken wollen. Dagegen ethische Kompetenz alleine aus dem Christentum zu beziehen, funktioniert meiner Meinung nach sowieso nicht - und dies sind doch nur die Leute, die wegen jedem Scheiß und Dreck zu ihrem Priester oder Mufti rennen, weil sie alles "ganz genau" wissen wollen - diese Leute sind eher selten und sie werden auch innerhalb des religiösen Millieus eher als Nervensägen empfunden.
Dieses Weltbild mag dann nicht immer ganz "geschlossen" sein - nur ist Geschlossenheit des Weltbildes auch nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal. Also noch mal: Weder das unbedingte Reden, noch das unbedingte Schweigen über Religion betrachte ich als soziale Kompetenz - wobei meine Parteinahme fürs Christentum nicht so weit geht, unbedingt alle Leute vom Christentum zu überzeugen - das hängt für mich ganz vom Menschen ab, den ich vor mir habe - wer auf dem Wege ist, sich von gewissen religiösen Vorurteilen auch zu lösen, werde ich bestimmt nicht aufhalten - ihn eher unterstützen. Umgekehrt werde ich keinen Menschen, von dem ich das Gefühl habe, daß er in seinem Glauben glücklich ist, von seinem Glauben abspenstig machen. Wenn man dann wieder bösartig wäre, könnte man sagen, daß ich allen nach dem Munde rede - aber das wäre eben nur böswillig und auch falsch, weil es schlicht nicht stimmt, notwendigen Auseinandersetzungen gehe ich nicht aus dem Weg. Und ich betrachte alle solche Dinge durchaus als soziale Kompetenzen, die in einem allgemeinen: Laßt uns über die Dinge reden, das für mich auch ein etwas lächerliches "an die Hand nehmen" hat, nicht erworben werden kann.
Gruß Malcolm
_________________ Ohne die Musik wäre das Leben ein Irrtum.
"Das beste, was du weißt, kannst du den Buben doch nicht sagen." ( Goethe)
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Femina registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.07.2005 Beiträge: 1038
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(#1290786) Verfasst am: 17.05.2009, 22:01 Titel: |
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Hallo Malcolm, der Anteil der Stunden, in denen auch über Religionen gesprochen wird, ist doch erstmal sowieso sehr gering im Ethikunterricht (könnte größer sein, meine ich). Zweitens müssen wir doch nicht 12 - 16-jährige als Menschen begreifen, die eben in ihrer Religion glücklich sind und deshalb bloß mit keiner Kritik daran in Berührung kommen sollten. Jugendliche in dem Alter sind doch immer noch auf der Suche. Die sollen erstmal die Welt als Ganzes begreifen und dann schauen, in welcher Ecke sie sich am Wohlsten fühlen. Ich denke, der Ethikunterricht kann da eher so etwas, wie eine Checkliste bieten, wo jeder für sich seine Weltanschauung an bestimmten Kriterien bewerten kann. Spricht man also zum Beispiel über das Thema: "Achtung vor anderen Menschen, egal welcher Weltanschauung, welchen Geschlechtes, welcher sexuellen Orientierung, ... usw." dann kann jeder Schüler schauen, wie das in der Weltanschauung / Religion gesehen wird, der man sich selbst zugehörig fühlt und dann eben feststellen, ob da wirklich auch eine Übereinstimmung ist oder ob man da Abstriche machen muss.
"Geht es unbedingt darum, ein Weltbild zu haben, daß sich gut "intellektuell verteidigen" läßt?" - Die Frage muss doch jeder für sich selbst beantworten. Ich persönlich stelle für mein Weltbild diesen Anspruch, jemand anders vielleicht nicht. Wer trotz allen Wissens über die Realität z.B. unbedingt sein Leben in einer Welt von Micky Mouse und Donald Duck verbringen will, dem ist nicht zu helfen. - Wichtiger als die intellektuelle Seite eines Weltbildes ist allerdings die menschenrechtliche Seite des Weltbildes. Da hat der Ethikunterricht eine viel wichtigere Aufgabe. Sicherstellen, dass trotz aller privaten Religion die Menschenrechte akzeptiert werden.
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DeHerg nun schon länger Ranglos
Anmeldungsdatum: 28.04.2007 Beiträge: 6525
Wohnort: Rostock
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(#1290797) Verfasst am: 17.05.2009, 22:23 Titel: |
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Femina hat folgendes geschrieben: | Ich denke, der Ethikunterricht kann da eher so etwas, wie eine Checkliste bieten, wo jeder für sich seine Weltanschauung an bestimmten Kriterien bewerten kann. Spricht man also zum Beispiel über das Thema: "Achtung vor anderen Menschen, egal welcher Weltanschauung, welchen Geschlechtes, welcher sexuellen Orientierung, ... usw." dann kann jeder Schüler schauen, wie das in der Weltanschauung / Religion gesehen wird, der man sich selbst zugehörig fühlt und dann eben feststellen, ob da wirklich auch eine Übereinstimmung ist oder ob man da Abstriche machen muss. | absoluter Widerspruch.
Ein Weltbild ist erst einmal eine Theorie über den Zustand der Welt/Realität. Sich für ein Weltbild entscheiden heißt dieser Theorie zuzustimmen. Sich dem anzuschließen weil man die daraus gefolgerten Handlungsanweisungen unterstützt(/mit ihnen im Konsens ist) ist Selbstbetrug und Heuchelei
Femina hat folgendes geschrieben: | "Geht es unbedingt darum, ein Weltbild zu haben, daß sich gut "intellektuell verteidigen" läßt?" - Die Frage muss doch jeder für sich selbst beantworten. Ich persönlich stelle für mein Weltbild diesen Anspruch, jemand anders vielleicht nicht. Wer trotz allen Wissens über die Realität z.B. unbedingt sein Leben in einer Welt von Micky Mouse und Donald Duck verbringen will, dem ist nicht zu helfen. - Wichtiger als die intellektuelle Seite eines Weltbildes ist allerdings die menschenrechtliche Seite des Weltbildes. | natürlich kann jeder sich in den Eskapismus begeben soviel er will, nur zu behaupten das man dieses Weltbild dann für wahr hält ist dann entweder ausgeprägter Selbstbetrug(wenn man es geschafft hat sich selbiges gegen den Verstand einzureden) oder unredlich(wenn man nur vorgibt dies geschafft zu haben).
Nur das keine Missverständnisse aufkommen: wenn jemand für sich wirklich zu der Schlussfolgerung gekommen ist das seine Religion(/Weltbild) die Realität wiederspiegelt fällt das natürlich in keine der genannten Kategorien.
_________________ Haare spalten ist was für Grobmotoriker
"Leistung muss sich wieder lohnen"<--purer Sozialismus
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spaghettus Pastafarianer
Anmeldungsdatum: 07.02.2006 Beiträge: 568
Wohnort: Uckermark
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(#1291532) Verfasst am: 19.05.2009, 11:05 Titel: |
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@ Malcolm & DeHerg
Nun geht es uns in diesem Thread ja nicht um theoretisch-spielerische Abhandlungen, nicht darum, ob es Ethikunterricht geben sollte oder nicht, das ist ja längst entschieden.
Es geht hier um die konkrete Ausgestaltung eben dieses Unterrichtes.
Habt ihr da Vorstellungen?
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Aristoklns registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.05.2009 Beiträge: 10
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(#1292742) Verfasst am: 21.05.2009, 16:57 Titel: |
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Wenn ich es richtig verstanden habe, lautet die Aufgabe einen Erziehungsfach für zwei gegensätzliche Weltanschauungen zu schaffen.
Die eine Weltanschauung ist die atheistische, die andere die monotheistische ob in ihre christliche oder islamische Fassung.
Die Atheisten kennen keinen Schöpfer, also brauchen sie keine Ethik um jemanden zu gefallen, um in eine andere Welt aufgenommen zu werden.
Das Wort Ethik ist ein bißchen irreführend, weil es ein substantiviertes Adjektiv ist, obwohl das Adjektiv schon von einem Substantiv abgeleitet wurde. Das eigentliche Substantiv ist Ethos was sowas wie Sitte bedeutet. Ethik als Substantiv wurde zuerst von Philo Judaeus of Alexandria benutzt, vielleicht weil er ein Wort für die judische Weltanschauung brauchte, das die griechische polytheistische nicht zu bieten hatte.
Das bessere Wort wäre glaube ich Arete*.
Ich denke an eine Präsentation dieser Begriff, wie sie durch die Jahren entwickelt hat und die verschieden Auffasungen. Von Homer über Sokrates, Plato und Aristoteles und die andere philosophischen Schulen.
Warum was in homerischen Gesellschaften reichte, in Athen nicht mehr genug war. Warum die Stoiker oder die Epikurier eventuell anders darüber gedacht haben.
Mann kann die verschiedene Meinungen im Unterricht vergleichen und überlegen welche Ansichten am besten zu heutigen Zeit passen.
Darüber hinaus sollte man sehen welche Ansichten vom Christentum und Islam übernommen wurden. Thomas von Aquin, Averroës, Avicenna, Dschalal ad-Din ar-Rumi, Georgios Gemistos usw.
Man kann das alles auch mit indische oder chinesische Philosophie vergleichen.
Wichtig ist das man Grundsätze kennenlernt und sich damit auseinandersetzt. Das macht alles interessanter und bleibt viel länger im Gedächtnis. Dieses Fach sollte auf keinen Fall etwas wie "1000 Gebote für das Miteinanderleben". Ich habe nie eine deutsche Schule besucht, ich spreche von meiner Erfahrung als Schüler in Griechenland.
*
Arete (Greek: ἀρετή; pronounced /ˈærəteɪ/ in English), in its basic sense, means "goodness", "excellence" or "virtue" of any kind. In its earliest appearance in Greek, this notion of excellence was ultimately bound up with the notion of the fulfillment of purpose or function; the act of living up to one's full potential. Arete in ancient Greek culture was courage and strength in the face of adversity and it was what all people aspired to.
http://en.wikipedia.org/wiki/Arete
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spaghettus Pastafarianer
Anmeldungsdatum: 07.02.2006 Beiträge: 568
Wohnort: Uckermark
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(#1292793) Verfasst am: 21.05.2009, 19:32 Titel: |
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Aristoklns hat folgendes geschrieben: | Wenn ich es richtig verstanden habe, lautet die Aufgabe einen Erziehungsfach für zwei gegensätzliche Weltanschauungen zu schaffen.
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Ich denke nicht. Eher das, was du am Schluss so andenkst.
Ethik soll eher befähigen, sich selbst orientieren zu können. Wobei lediglich grundsätzliche Werte unserer Rechtsordnung vermittelt werden. Ob sich zu deren Rechtfertigung jemand auf Gott beziehen möchte oder auf Empirik, ist für mich zwar ein qualitativer Unterschied, aber keiner, der in Ethik als Grundsatz gelten sollte.
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Malcolm Ekelpaket
Anmeldungsdatum: 25.07.2007 Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg
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(#1293054) Verfasst am: 22.05.2009, 10:39 Titel: |
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spaghettus hat folgendes geschrieben: | @ Malcolm & DeHerg
Nun geht es uns in diesem Thread ja nicht um theoretisch-spielerische Abhandlungen, nicht darum, ob es Ethikunterricht geben sollte oder nicht, das ist ja längst entschieden.
Es geht hier um die konkrete Ausgestaltung eben dieses Unterrichtes.
Habt ihr da Vorstellungen? |
Komische Frage an jemanden, der das Fach eigentlich ablehnt. Ich lehne das Fach ab, weil es erstens Religionen in seinem Ansatz diskrimiert, da ich an eine weltanschauliche Neutralität schlicht nicht glaube und zweitens in seiner "Erziehung zur Selbständigkeit" auch egalitär ist. Wenn ich denn unbedingt dazu Auskunft geben soll: Na ja ich wäre dann für einen weitgehenden Frontalunterricht, der das Lehrhafte betont und Schüler mit verschiedenen theoretischen Konzepten bekannt macht, der auf einer einfachen, aber nicht zu vereinfachenden Darstellung beruht. Das bloß theoretische jeden Konzepts sollte dabei hervorgehoben werden und keines der Konzepte als absolute Wahrheit verkauft werden. Gute Noten für den, der das eingepaukte Wissen gut wiedergeben kann. Ein Lehrunterricht also. Und dazu gehörte für mich auch, daß es zu den grundsätzlichen Selbstverständlichkeiten gehört, daß ein Lehrer ein Lehrer ist und kein Sozialpädagoge, Psychologe, Supervisor oder "Weltanschauungsvermittler". Aber wiegesagt: Ich lehne das Fach ohnehin ab.
Gruß Malcolm
_________________ Ohne die Musik wäre das Leben ein Irrtum.
"Das beste, was du weißt, kannst du den Buben doch nicht sagen." ( Goethe)
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Gott_der_Luecke dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 26.02.2008 Beiträge: 3110
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(#1293098) Verfasst am: 22.05.2009, 12:27 Titel: |
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Malcolm hat folgendes geschrieben: | spaghettus hat folgendes geschrieben: | @ Malcolm & DeHerg
Nun geht es uns in diesem Thread ja nicht um theoretisch-spielerische Abhandlungen, nicht darum, ob es Ethikunterricht geben sollte oder nicht, das ist ja längst entschieden.
Es geht hier um die konkrete Ausgestaltung eben dieses Unterrichtes.
Habt ihr da Vorstellungen? |
Komische Frage an jemanden, der das Fach eigentlich ablehnt. Ich lehne das Fach ab, weil es erstens Religionen in seinem Ansatz diskrimiert, da ich an eine weltanschauliche Neutralität schlicht nicht glaube und zweitens in seiner "Erziehung zur Selbständigkeit" auch egalitär ist. Wenn ich denn unbedingt dazu Auskunft geben soll: Na ja ich wäre dann für einen weitgehenden Frontalunterricht, der das Lehrhafte betont und Schüler mit verschiedenen theoretischen Konzepten bekannt macht, der auf einer einfachen, aber nicht zu vereinfachenden Darstellung beruht. Das bloß theoretische jeden Konzepts sollte dabei hervorgehoben werden und keines der Konzepte als absolute Wahrheit verkauft werden. Gute Noten für den, der das eingepaukte Wissen gut wiedergeben kann. Ein Lehrunterricht also. Und dazu gehörte für mich auch, daß es zu den grundsätzlichen Selbstverständlichkeiten gehört, daß ein Lehrer ein Lehrer ist und kein Sozialpädagoge, Psychologe, Supervisor oder "Weltanschauungsvermittler". Aber wiegesagt: Ich lehne das Fach ohnehin ab.
Gruß Malcolm |
Das Fach kann Religionen nicht diskriminieren, weil Religion mit Ethik nichts zu tun hat.
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Komodo Maggots!
Anmeldungsdatum: 27.05.2005 Beiträge: 4588
Wohnort: 2Fort
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(#1293138) Verfasst am: 22.05.2009, 14:27 Titel: |
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Malcolm hat folgendes geschrieben: | Komische Frage an jemanden, der das Fach eigentlich ablehnt. Ich lehne das Fach ab, weil es erstens Religionen in seinem Ansatz diskrimiert, da ich an eine weltanschauliche Neutralität schlicht nicht glaube und zweitens in seiner "Erziehung zur Selbständigkeit" auch egalitär ist. Wenn ich denn unbedingt dazu Auskunft geben soll: Na ja ich wäre dann für einen weitgehenden Frontalunterricht, der das Lehrhafte betont und Schüler mit verschiedenen theoretischen Konzepten bekannt macht, der auf einer einfachen, aber nicht zu vereinfachenden Darstellung beruht. Das bloß theoretische jeden Konzepts sollte dabei hervorgehoben werden und keines der Konzepte als absolute Wahrheit verkauft werden. Gute Noten für den, der das eingepaukte Wissen gut wiedergeben kann. Ein Lehrunterricht also. Und dazu gehörte für mich auch, daß es zu den grundsätzlichen Selbstverständlichkeiten gehört, daß ein Lehrer ein Lehrer ist und kein Sozialpädagoge, Psychologe, Supervisor oder "Weltanschauungsvermittler". Aber wiegesagt: Ich lehne das Fach ohnehin ab.
Gruß Malcolm | Kindern vereinfachte Theorien näherbringen, und sie entscheiden lassen. Warum habe ich das Gefühl, dass schon einmal gehört zu haben?
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Chevvi registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.08.2008 Beiträge: 382
Wohnort: Bremen
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(#1293155) Verfasst am: 22.05.2009, 14:57 Titel: |
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Was ihr so schreibt, klingt gut und logisch, nämlich Schülern in moralischen Fragen beide Seiten der Medaille zu zeigen und somit ihre Entscheidungskompetenz zu stärken.
Aber was ich hier lese, im zweiten Absatz der Grundlagen, klingt relativ einseitig:
http://www.berlin.de/imperia/md/content/sen-bildung/schulorganisation/lehrplaene/sek1_ethik.pdf
Zitat: |
Die Lernenden erweitern ihre interkulturelle Kompetenz und bringen sich im Dialog
und in der Kooperation mit Menschen unterschiedlicher kultureller Prägung aktiv
und gestaltend ein. Eigene und gesellschaftliche Perspektiven werden von ihnen
zunehmend sachgerecht eingeschätzt. Die Lernenden übernehmen Verantwortung
für sich und ihre Mitmenschen, für die Gleichberechtigung der Menschen ungeachtet
des Geschlechts, der Abstammung, der Sprache, der Herkunft, einer Behinderung,
der religiösen oder politischen Anschauungen, der sexuellen Identität und der
wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Stellung. Im Dialog zwischen den Generationen
nehmen sie eine aktive Rolle ein. Sie setzen sich mit wissenschaftlichen,
technischen, rechtlichen, politischen, sozialen und ökonomischen Entwicklungen
auseinander, nutzen deren Möglichkeiten und schätzen Handlungsspielräume, Perspektiven
und Folgen zunehmend sachgerecht ein. Sie gestalten Meinungsbildungsprozesse
und Entscheidungen mit und eröffnen sich somit vielfältige Handlungsalternativen. |
Also ist das Ziel des Ethikunterrichts, Schüler zu besseren Menschen zu machen, für eine bessere Welt?
Edit: Oder soll das eine Zustandsbeschreibung sein?
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Gott_der_Luecke dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 26.02.2008 Beiträge: 3110
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(#1293163) Verfasst am: 22.05.2009, 15:10 Titel: |
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Chevvi hat folgendes geschrieben: | Was ihr so schreibt, klingt gut und logisch, nämlich Schülern in moralischen Fragen beide Seiten der Medaille zu zeigen und somit ihre Entscheidungskompetenz zu stärken.
Aber was ich hier lese, im zweiten Absatz der Grundlagen, klingt relativ einseitig:
http://www.berlin.de/imperia/md/content/sen-bildung/schulorganisation/lehrplaene/sek1_ethik.pdf
Zitat: |
Die Lernenden erweitern ihre interkulturelle Kompetenz und bringen sich im Dialog
und in der Kooperation mit Menschen unterschiedlicher kultureller Prägung aktiv
und gestaltend ein. Eigene und gesellschaftliche Perspektiven werden von ihnen
zunehmend sachgerecht eingeschätzt. Die Lernenden übernehmen Verantwortung
für sich und ihre Mitmenschen, für die Gleichberechtigung der Menschen ungeachtet
des Geschlechts, der Abstammung, der Sprache, der Herkunft, einer Behinderung,
der religiösen oder politischen Anschauungen, der sexuellen Identität und der
wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Stellung. Im Dialog zwischen den Generationen
nehmen sie eine aktive Rolle ein. Sie setzen sich mit wissenschaftlichen,
technischen, rechtlichen, politischen, sozialen und ökonomischen Entwicklungen
auseinander, nutzen deren Möglichkeiten und schätzen Handlungsspielräume, Perspektiven
und Folgen zunehmend sachgerecht ein. Sie gestalten Meinungsbildungsprozesse
und Entscheidungen mit und eröffnen sich somit vielfältige Handlungsalternativen. |
Also ist das Ziel des Ethikunterrichts, Schüler zu besseren Menschen zu machen, für eine bessere Welt?
Edit: Oder soll das eine Zustandsbeschreibung sein? |
Was hast du daran auszusetzen?
Das sind Voraussetzungen um überhaupt in einem Staat zusammen leben zu können!
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1293170) Verfasst am: 22.05.2009, 15:16 Titel: |
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Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben: | Chevvi hat folgendes geschrieben: | Was ihr so schreibt, klingt gut und logisch, nämlich Schülern in moralischen Fragen beide Seiten der Medaille zu zeigen und somit ihre Entscheidungskompetenz zu stärken.
Aber was ich hier lese, im zweiten Absatz der Grundlagen, klingt relativ einseitig:
http://www.berlin.de/imperia/md/content/sen-bildung/schulorganisation/lehrplaene/sek1_ethik.pdf
Zitat: |
Die Lernenden erweitern ihre interkulturelle Kompetenz und bringen sich im Dialog
und in der Kooperation mit Menschen unterschiedlicher kultureller Prägung aktiv
und gestaltend ein. Eigene und gesellschaftliche Perspektiven werden von ihnen
zunehmend sachgerecht eingeschätzt. Die Lernenden übernehmen Verantwortung
für sich und ihre Mitmenschen, für die Gleichberechtigung der Menschen ungeachtet
des Geschlechts, der Abstammung, der Sprache, der Herkunft, einer Behinderung,
der religiösen oder politischen Anschauungen, der sexuellen Identität und der
wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Stellung. Im Dialog zwischen den Generationen
nehmen sie eine aktive Rolle ein. Sie setzen sich mit wissenschaftlichen,
technischen, rechtlichen, politischen, sozialen und ökonomischen Entwicklungen
auseinander, nutzen deren Möglichkeiten und schätzen Handlungsspielräume, Perspektiven
und Folgen zunehmend sachgerecht ein. Sie gestalten Meinungsbildungsprozesse
und Entscheidungen mit und eröffnen sich somit vielfältige Handlungsalternativen. |
Also ist das Ziel des Ethikunterrichts, Schüler zu besseren Menschen zu machen, für eine bessere Welt?
Edit: Oder soll das eine Zustandsbeschreibung sein? |
Was hast du daran auszusetzen?
Das sind Voraussetzungen um überhaupt in einem Staat zusammen leben zu können! |
Ja, aber damit ist das Erziehungsziel kein offenes mehr, sondern fest vorgegeben. Formal also nicht besser wie Gebote, die mit "Du sollst nicht..." anfangen.
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Gott_der_Luecke dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 26.02.2008 Beiträge: 3110
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(#1293176) Verfasst am: 22.05.2009, 15:24 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben: | Chevvi hat folgendes geschrieben: | Was ihr so schreibt, klingt gut und logisch, nämlich Schülern in moralischen Fragen beide Seiten der Medaille zu zeigen und somit ihre Entscheidungskompetenz zu stärken.
Aber was ich hier lese, im zweiten Absatz der Grundlagen, klingt relativ einseitig:
http://www.berlin.de/imperia/md/content/sen-bildung/schulorganisation/lehrplaene/sek1_ethik.pdf
Zitat: |
Die Lernenden erweitern ihre interkulturelle Kompetenz und bringen sich im Dialog
und in der Kooperation mit Menschen unterschiedlicher kultureller Prägung aktiv
und gestaltend ein. Eigene und gesellschaftliche Perspektiven werden von ihnen
zunehmend sachgerecht eingeschätzt. Die Lernenden übernehmen Verantwortung
für sich und ihre Mitmenschen, für die Gleichberechtigung der Menschen ungeachtet
des Geschlechts, der Abstammung, der Sprache, der Herkunft, einer Behinderung,
der religiösen oder politischen Anschauungen, der sexuellen Identität und der
wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Stellung. Im Dialog zwischen den Generationen
nehmen sie eine aktive Rolle ein. Sie setzen sich mit wissenschaftlichen,
technischen, rechtlichen, politischen, sozialen und ökonomischen Entwicklungen
auseinander, nutzen deren Möglichkeiten und schätzen Handlungsspielräume, Perspektiven
und Folgen zunehmend sachgerecht ein. Sie gestalten Meinungsbildungsprozesse
und Entscheidungen mit und eröffnen sich somit vielfältige Handlungsalternativen. |
Also ist das Ziel des Ethikunterrichts, Schüler zu besseren Menschen zu machen, für eine bessere Welt?
Edit: Oder soll das eine Zustandsbeschreibung sein? |
Was hast du daran auszusetzen?
Das sind Voraussetzungen um überhaupt in einem Staat zusammen leben zu können! |
Ja, aber damit ist das Erziehungsziel kein offenes mehr, sondern fest vorgegeben. Formal also nicht besser wie Gebote, die mit "Du sollst nicht..." anfangen. |
Das wäre aber auch sinnlos. Ich kann ja auch nicht meinen ganz individuellen Geschichtsunterricht machen oder meine eigene Mathematik. Dann wäre auch Notengebung überflüssig, weil dann mein "Erziehungsziel", dass ich manche Lehrinhalte einfach falsch oder sinnlos finde, gestört würde.
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Chevvi registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.08.2008 Beiträge: 382
Wohnort: Bremen
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(#1293181) Verfasst am: 22.05.2009, 15:30 Titel: |
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Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben: | Chevvi hat folgendes geschrieben: | Was ihr so schreibt, klingt gut und logisch, nämlich Schülern in moralischen Fragen beide Seiten der Medaille zu zeigen und somit ihre Entscheidungskompetenz zu stärken.
Aber was ich hier lese, im zweiten Absatz der Grundlagen, klingt relativ einseitig:
http://www.berlin.de/imperia/md/content/sen-bildung/schulorganisation/lehrplaene/sek1_ethik.pdf
Zitat: |
Die Lernenden erweitern ihre interkulturelle Kompetenz und bringen sich im Dialog
und in der Kooperation mit Menschen unterschiedlicher kultureller Prägung aktiv
und gestaltend ein. Eigene und gesellschaftliche Perspektiven werden von ihnen
zunehmend sachgerecht eingeschätzt. Die Lernenden übernehmen Verantwortung
für sich und ihre Mitmenschen, für die Gleichberechtigung der Menschen ungeachtet
des Geschlechts, der Abstammung, der Sprache, der Herkunft, einer Behinderung,
der religiösen oder politischen Anschauungen, der sexuellen Identität und der
wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Stellung. Im Dialog zwischen den Generationen
nehmen sie eine aktive Rolle ein. Sie setzen sich mit wissenschaftlichen,
technischen, rechtlichen, politischen, sozialen und ökonomischen Entwicklungen
auseinander, nutzen deren Möglichkeiten und schätzen Handlungsspielräume, Perspektiven
und Folgen zunehmend sachgerecht ein. Sie gestalten Meinungsbildungsprozesse
und Entscheidungen mit und eröffnen sich somit vielfältige Handlungsalternativen. |
Also ist das Ziel des Ethikunterrichts, Schüler zu besseren Menschen zu machen, für eine bessere Welt?
Edit: Oder soll das eine Zustandsbeschreibung sein? |
Was hast du daran auszusetzen?
Das sind Voraussetzungen um überhaupt in einem Staat zusammen leben zu können! |
Was sind die Voraussetzungen?
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Gott_der_Luecke dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 26.02.2008 Beiträge: 3110
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(#1293184) Verfasst am: 22.05.2009, 15:34 Titel: |
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Chevvi hat folgendes geschrieben: | Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben: | Chevvi hat folgendes geschrieben: | Was ihr so schreibt, klingt gut und logisch, nämlich Schülern in moralischen Fragen beide Seiten der Medaille zu zeigen und somit ihre Entscheidungskompetenz zu stärken.
Aber was ich hier lese, im zweiten Absatz der Grundlagen, klingt relativ einseitig:
http://www.berlin.de/imperia/md/content/sen-bildung/schulorganisation/lehrplaene/sek1_ethik.pdf
Zitat: |
Die Lernenden erweitern ihre interkulturelle Kompetenz und bringen sich im Dialog
und in der Kooperation mit Menschen unterschiedlicher kultureller Prägung aktiv
und gestaltend ein. Eigene und gesellschaftliche Perspektiven werden von ihnen
zunehmend sachgerecht eingeschätzt. Die Lernenden übernehmen Verantwortung
für sich und ihre Mitmenschen, für die Gleichberechtigung der Menschen ungeachtet
des Geschlechts, der Abstammung, der Sprache, der Herkunft, einer Behinderung,
der religiösen oder politischen Anschauungen, der sexuellen Identität und der
wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Stellung. Im Dialog zwischen den Generationen
nehmen sie eine aktive Rolle ein. Sie setzen sich mit wissenschaftlichen,
technischen, rechtlichen, politischen, sozialen und ökonomischen Entwicklungen
auseinander, nutzen deren Möglichkeiten und schätzen Handlungsspielräume, Perspektiven
und Folgen zunehmend sachgerecht ein. Sie gestalten Meinungsbildungsprozesse
und Entscheidungen mit und eröffnen sich somit vielfältige Handlungsalternativen. |
Also ist das Ziel des Ethikunterrichts, Schüler zu besseren Menschen zu machen, für eine bessere Welt?
Edit: Oder soll das eine Zustandsbeschreibung sein? |
Was hast du daran auszusetzen?
Das sind Voraussetzungen um überhaupt in einem Staat zusammen leben zu können! |
Was sind die Voraussetzungen? |
das was du zitiert hast.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1293186) Verfasst am: 22.05.2009, 15:36 Titel: |
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Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben: |
Das wäre aber auch sinnlos. Ich kann ja auch nicht meinen ganz individuellen Geschichtsunterricht machen oder meine eigene Mathematik. Dann wäre auch Notengebung überflüssig, weil dann mein "Erziehungsziel", dass ich manche Lehrinhalte einfach falsch oder sinnlos finde, gestört würde. |
Die Lehrinhalte sind nur sekundär.
Ich hätte zu meiner Schulzeit beispielsweise französisch und Stenographie lernen können; sehr sinnvolle Inhalte in der heutigen weitgehend englischsprachigen und computerisierten Welt.
Es kommt darauf an, dass Schüler das Handwerkszeug kriegen, um allein zurechtzukommen. Beispielsweise Texte lesen, analysieren und in größere Zusammenhänge einordnen können.
Ob das beispielsweise mit einem Text eines französischen Philosophen vor der Revolution, eines Marxisten 200 Jahre später oder eines Theologen wannauchimmer eingeübt wird, ist im Prinzip scheissegal.
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Gott_der_Luecke dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 26.02.2008 Beiträge: 3110
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(#1293187) Verfasst am: 22.05.2009, 15:39 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben: |
Das wäre aber auch sinnlos. Ich kann ja auch nicht meinen ganz individuellen Geschichtsunterricht machen oder meine eigene Mathematik. Dann wäre auch Notengebung überflüssig, weil dann mein "Erziehungsziel", dass ich manche Lehrinhalte einfach falsch oder sinnlos finde, gestört würde. |
Die Lehrinhalte sind nur sekundär.
Ich hätte zu meiner Schulzeit beispielsweise französisch und Stenographie lernen können; sehr sinnvolle Inhalte in der heutigen weitgehend englischsprachigen und computerisierten Welt.
Es kommt darauf an, dass Schüler das Handwerkszeug kriegen, um allein zurechtzukommen. Beispielsweise Texte lesen, analysieren und in größere Zusammenhänge einordnen können.
Ob das beispielsweise mit einem Text eines französischen Philosophen vor der Revolution, eines Marxisten 200 Jahre später oder eines Theologen wannauchimmer eingeübt wird, ist im Prinzip scheissegal. |
Schule hat aber auch die Aufgabe ein liberales Weltbild zu zeigen und da kann keiner in den Ethikunterricht kommen und sagen, dass er einer fundamentalistischen religiösen Ethik angehört und das doch bitte berücksichtigt werden muss.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1293193) Verfasst am: 22.05.2009, 15:48 Titel: |
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Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben: |
Schule hat aber auch die Aufgabe ein liberales Weltbild zu zeigen und da kann keiner in den Ethikunterricht kommen und sagen, dass er einer fundamentalistischen religiösen Ethik angehört und das doch bitte berücksichtigt werden muss. |
Wenn das bei einem Schüler gegeben ist, dieses fundamentalistische religiöse Weltbild, kann eine Zeigefingerpädagogik "Du sollst aber liberal sein" daran auch nichts ändern; im Gegenteil, das bestärkt den Schüler dann ja in der irrigen Annahme, dass andere als sein Weltbild ja auch nur willkürlich gesetzte autoritäre Begrenzungen hätten.
Mit dem methodischen Rüstzeug eines ergebnisoffeneren, vornehmlich an der Vermittlung von Fertigkeiten und Fähigkeiten statt an starren Inhalten orientierten Unterrichtes bleibt aber immerhin diehoffnung, dass letztlich doch später nach der Schulzeit mal beim betreffenden Schüler was brauchbares rauskommt, wenn dieser sich vom Fundamentalismus abwendet.
Das soll ja manchmal vorkommen, dass Leute ihre Religion erst nach der Schulzeit verlassen, ich glaube jedenfalls hierim FGH von ein oder zwei Fällen gehört zu haben.
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Chevvi registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.08.2008 Beiträge: 382
Wohnort: Bremen
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(#1293256) Verfasst am: 22.05.2009, 17:16 Titel: |
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Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben: | Chevvi hat folgendes geschrieben: | Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben: | Chevvi hat folgendes geschrieben: | Was ihr so schreibt, klingt gut und logisch, nämlich Schülern in moralischen Fragen beide Seiten der Medaille zu zeigen und somit ihre Entscheidungskompetenz zu stärken.
Aber was ich hier lese, im zweiten Absatz der Grundlagen, klingt relativ einseitig:
http://www.berlin.de/imperia/md/content/sen-bildung/schulorganisation/lehrplaene/sek1_ethik.pdf
Zitat: |
Die Lernenden erweitern ihre interkulturelle Kompetenz und bringen sich im Dialog
und in der Kooperation mit Menschen unterschiedlicher kultureller Prägung aktiv
und gestaltend ein. Eigene und gesellschaftliche Perspektiven werden von ihnen
zunehmend sachgerecht eingeschätzt. Die Lernenden übernehmen Verantwortung
für sich und ihre Mitmenschen, für die Gleichberechtigung der Menschen ungeachtet
des Geschlechts, der Abstammung, der Sprache, der Herkunft, einer Behinderung,
der religiösen oder politischen Anschauungen, der sexuellen Identität und der
wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Stellung. Im Dialog zwischen den Generationen
nehmen sie eine aktive Rolle ein. Sie setzen sich mit wissenschaftlichen,
technischen, rechtlichen, politischen, sozialen und ökonomischen Entwicklungen
auseinander, nutzen deren Möglichkeiten und schätzen Handlungsspielräume, Perspektiven
und Folgen zunehmend sachgerecht ein. Sie gestalten Meinungsbildungsprozesse
und Entscheidungen mit und eröffnen sich somit vielfältige Handlungsalternativen. |
Also ist das Ziel des Ethikunterrichts, Schüler zu besseren Menschen zu machen, für eine bessere Welt?
Edit: Oder soll das eine Zustandsbeschreibung sein? |
Was hast du daran auszusetzen?
Das sind Voraussetzungen um überhaupt in einem Staat zusammen leben zu können! |
Was sind die Voraussetzungen? |
das was du zitiert hast. |
Hm, für mich beschreibt der Absatz irgendeinen Idealzustand.
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Malcolm Ekelpaket
Anmeldungsdatum: 25.07.2007 Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg
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(#1293319) Verfasst am: 22.05.2009, 19:30 Titel: |
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Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben: |
Das Fach kann Religionen nicht diskriminieren, weil Religion mit Ethik nichts zu tun hat. |
Religion hat durchaus etwas mit Ethik zu tun - wenn auch wenig mit ethischer Argumentation. Vor allem aber hat Religion etwas mit Moral zu tun - Moral im Sinne der moralischen Maximen, denen jemand folgt. Der aufklärerische Anspruch des Fachs ist absolut heuchlerisch - kleinen Kindern jeglichen Bildungs- und sozialen Hintergrunds "ethisches Denken" beibringen zu wollen - also daran glaubt ihr doch selber nicht!
_________________ Ohne die Musik wäre das Leben ein Irrtum.
"Das beste, was du weißt, kannst du den Buben doch nicht sagen." ( Goethe)
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#1293326) Verfasst am: 22.05.2009, 19:58 Titel: |
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Malcolm hat folgendes geschrieben: | Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben: |
Das Fach kann Religionen nicht diskriminieren, weil Religion mit Ethik nichts zu tun hat. |
Religion hat durchaus etwas mit Ethik zu tun - wenn auch wenig mit ethischer Argumentation. Vor allem aber hat Religion etwas mit Moral zu tun - Moral im Sinne der moralischen Maximen, denen jemand folgt. Der aufklärerische Anspruch des Fachs ist absolut heuchlerisch - kleinen Kindern jeglichen Bildungs- und sozialen Hintergrunds "ethisches Denken" beibringen zu wollen - also daran glaubt ihr doch selber nicht! |
oh, doch!
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Gott_der_Luecke dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 26.02.2008 Beiträge: 3110
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(#1293356) Verfasst am: 22.05.2009, 20:43 Titel: |
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Malcolm hat folgendes geschrieben: | Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben: |
Das Fach kann Religionen nicht diskriminieren, weil Religion mit Ethik nichts zu tun hat. |
Religion hat durchaus etwas mit Ethik zu tun - wenn auch wenig mit ethischer Argumentation. Vor allem aber hat Religion etwas mit Moral zu tun - Moral im Sinne der moralischen Maximen, denen jemand folgt. Der aufklärerische Anspruch des Fachs ist absolut heuchlerisch - kleinen Kindern jeglichen Bildungs- und sozialen Hintergrunds "ethisches Denken" beibringen zu wollen - also daran glaubt ihr doch selber nicht! |
Doch nur so lässt sich moralisches und ehtisches Denken vermitteln, weil nur so Verständnis für individuelle Weltbilder aufgebracht bzw. reflektiert werden können. Es geht auch um die individuelle Entfaltung. Was ist wenn sich dieses Kind in seiner anerzogenen Religion nicht wohl fühlt, dann lernt es wenigstens in diesem Unterricht etwas anderes kennen und kommt davon eventuell ab.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1293358) Verfasst am: 22.05.2009, 20:45 Titel: |
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Malcolm hat folgendes geschrieben: | Der aufklärerische Anspruch des Fachs ist absolut heuchlerisch - kleinen Kindern jeglichen Bildungs- und sozialen Hintergrunds "ethisches Denken" beibringen zu wollen - also daran glaubt ihr doch selber nicht! |
Natürlich nicht.
Kindern von Hartzlern oder Eltern, die nicht mindestens Realschulabschluß haben, sind unerziehbare Wilde
Zum Glück kann man sie aber katholisch erziehen, dann werden sie wenigstens moralisch
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Wraith diskordianischer Papst
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 3189
Wohnort: Regensburg
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(#1293398) Verfasst am: 22.05.2009, 21:27 Titel: |
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Malcolm hat folgendes geschrieben: | Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben: |
Das Fach kann Religionen nicht diskriminieren, weil Religion mit Ethik nichts zu tun hat. |
Religion hat durchaus etwas mit Ethik zu tun - wenn auch wenig mit ethischer Argumentation. Vor allem aber hat Religion etwas mit Moral zu tun - Moral im Sinne der moralischen Maximen, denen jemand folgt. Der aufklärerische Anspruch des Fachs ist absolut heuchlerisch - kleinen Kindern jeglichen Bildungs- und sozialen Hintergrunds "ethisches Denken" beibringen zu wollen - also daran glaubt ihr doch selber nicht! |
Es geht aber nicht um kleine Kinder, sondern um Jugendliche.
Du musst dir keine Sorgen machen, die kleinen Kinder kriegen auch in Berlin ihre Dosis staatlich finanzierte Gehirnwäsche aka Religionsunterricht, erst danach kommen sie dann in der siebten Klasse in den Ethikunterricht, wo man die Schäden dann teilweise wieder gutzumachen versucht.
_________________ "Das ganze Problem ignorieren. Wenn man so tut, als ob es nicht existiert, glaubt es das vielleicht auch."
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Malcolm Ekelpaket
Anmeldungsdatum: 25.07.2007 Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg
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(#1293408) Verfasst am: 22.05.2009, 21:37 Titel: |
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L.E.N. hat folgendes geschrieben: | Malcolm hat folgendes geschrieben: | Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben: |
Das Fach kann Religionen nicht diskriminieren, weil Religion mit Ethik nichts zu tun hat. |
Religion hat durchaus etwas mit Ethik zu tun - wenn auch wenig mit ethischer Argumentation. Vor allem aber hat Religion etwas mit Moral zu tun - Moral im Sinne der moralischen Maximen, denen jemand folgt. Der aufklärerische Anspruch des Fachs ist absolut heuchlerisch - kleinen Kindern jeglichen Bildungs- und sozialen Hintergrunds "ethisches Denken" beibringen zu wollen - also daran glaubt ihr doch selber nicht! |
oh, doch! |
Hallo Len,
danke für den Link. Ich zitiere daraus:
Zitat: | Wir folgen dem Schweizer Psychologen und Entwicklungstheoretiker Jean Piaget in
seiner Erkenntnis, dass der Mensch von Anfang an die Tendenz zu Eigenständigkeit,
Vernunft, Selbstwahrnehmung und Kommunikation mit seiner Umwelt hat. |
Also bei aller Liebe: Mit "Tendenzen" kann ich wenig anfangen. Mir sind in meinem Leben wirklich viele vollkommen unvernünftige Menschen begegnet - mit "Prägung" alleine kann ich mir das auch nicht erklären. Genauso wie man die Beobachtung vollkommen uneigenständiger Menschen macht, die Selbständigkeit eher als etwas furchtbares, als als etwas befreiendes erleben.
Abgesehen davon will ich gegen Ethik als Schulfach eben auch noch gar nichts sagen - damit wir uns da nicht mißverstehen. Ich hätte die Brötchen eben nur ein bißchen kleiner gebacken.
Religion muß sich auch letzlich ethischer Auseinandersetzung stellen. Wenn ich Religion auf "Gehorsam gegen Gott" reduziere, dann kann ich mir letzlich auch die Vorstellung eines "unmoralischen Gottes" machen - und dies läuft für mich auf einen moralischen Nihilismus hinaus.
Es gibt aber sicher auch das Phänomen moralisch absurder Religiösität. Religiöse Menschen, die im dritten Reich wegen irgendwelcher sündhafter Gedanken greinten, während um sie herum die größten Menschheitsverbrechen passierten. Etwas ähnliches kenne ich aus meiner Familie.
Wie auch immer: Ich denke nicht egalitär - ich teile nicht den optimistischen Ansatz von etwa obigem Zitat und ich habe einfach die Befürchtung, daß Religion im Ethikunterricht untergebuttert wird. Wenn dies nicht passiert - nicht nur formal, sondern auch real - dann wäre das ganze ja eine prima Sache. Gut - laßt uns weiter über die Sache reden - vielleicht vermögt ihr mich noch davon zu überzeugen.
Gruß Malcolm
_________________ Ohne die Musik wäre das Leben ein Irrtum.
"Das beste, was du weißt, kannst du den Buben doch nicht sagen." ( Goethe)
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Malcolm Ekelpaket
Anmeldungsdatum: 25.07.2007 Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg
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(#1293413) Verfasst am: 22.05.2009, 21:43 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | Malcolm hat folgendes geschrieben: | Der aufklärerische Anspruch des Fachs ist absolut heuchlerisch - kleinen Kindern jeglichen Bildungs- und sozialen Hintergrunds "ethisches Denken" beibringen zu wollen - also daran glaubt ihr doch selber nicht! |
Natürlich nicht.
Kindern von Hartzlern oder Eltern, die nicht mindestens Realschulabschluß haben, sind unerziehbare Wilde
Zum Glück kann man sie aber katholisch erziehen, dann werden sie wenigstens moralisch |
Das habe ich ziemlich dumm und mißverständlich formuliert. Ich vertrete durchaus keinen Klassenstandpunkt. Selbstverständlich können Kinder von Hartz 4 Empfängern und Kinder von Menschen mit geringer Schulbildung hochintelligente Leute sein. Auch Altbundeskanzler Schröder kam ja aus kleinen Verhältnissen.
Ich vertrete nur keinen egalitären Standpunkt.
_________________ Ohne die Musik wäre das Leben ein Irrtum.
"Das beste, was du weißt, kannst du den Buben doch nicht sagen." ( Goethe)
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