Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
Anmeldungsdatum: 23.01.2004 Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden
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(#1374523) Verfasst am: 08.10.2009, 23:31 Titel: |
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Lamarck hat folgendes geschrieben: | Du möchtest also nicht wetten?
Wenn Du sagen kannst , dass zwei epistemologisch grundverschiedene Operationen zum selben Resultat führen, dann kannst Du sicher auch sagen, warum diese Operationen nun grundverschieden sind. |
Weil im einen Fall die Struktur des Pentacens aus quantentheoretischen Modellvorstellungen deduziert, im anderen Fall ein Experiment durchgeführt wurde. Wenn nun beide Operationen identisch sind, wie Du behauptest, wie erklärt sich dann, dass ein Experiment die zu testende Modellvorstellung auch falsifizieren kann?
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Ich meine, diese Operationen müssten identisch sein. |
Wenn Du das glaubst, frage ich mich, warum Du überhaupt beobachtest und experimentierst, und nicht bei der Philosophie geblieben bist.
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Hat Christoph Kolumbus mittels analoger Operation nun Amerika oder einen weiteren Seeweg nach Indien entdeckt? |
Der Vergleich hinkt. Bei Kolumbus war die Operation ("Entdeckungsfahrt") ein und dieselbe, nur die Interpretationen sind verschieden. Im Falle der Strukturaufklärung des Pentacens aber sind die Operationen unterschiedlich, so unterschiedlich wie die Methoden, mit denen sich eine gemeinsame Stammesgeschichte der Arten rekonstruieren lässt. Lustigerweise siehst Du im Falle der Evolution den virtuosen Zirkel, beim Erkenntnisproblem aber nicht.
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Könntest Du mir den "übergeordneten Sachverhalt" der "identischen Wege" nochmal anhand der Kreiszahl π darlegen? |
Die Kreiszahl pi ist definitionsgemäß eine Zahl, und als solche kann sie keine Zustandsänderung erfahren. Deshalb hat sie, im Gegensatz zum Pentacen etwa, das sich auf chemischen Wege umwandeln lässt, nach heutigem Wissen auch keinen "ontologischen Status". Es gibt natürlich Größen, deren Status gegenwärtig noch umstritten ist, beispielsweise jener der Higgs-Felder zur Darstellung gewisser Symmetriebrechungen oder die 24 Raumdimensionen der vereinheitlichten Theorie der Quantengravitation. Ob die Annahme der Existenz von Higgs-Teilchen tatsächlich epistemologisch sinnvoll ist, muss die weitere Forschung zeigen. Zu diesem Zweck werden Unsummen in den Bau des "LHC" gesteckt - hier kommt der virtuose Zirkel zum Tragen, von dem oben die Rede war. Dabei könnte man sich die Milliardeninvestitionen eigentlich sparen, denn philosophische Spekulation und Teilchenexperimente sind ja, epistemologisch betrachtet, dieselben Operationen, nicht wahr?
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Du scheinst übrigens kein ontologischer Realist, sondern ein lupenreiner Ontist zu sein ... |
Eigentlich bin ich eher ein kritischer (hypothetischer) Realist...
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Wenn der Bezug des Ontos zur Realität übergeordnet ist, wie entsteht aus Ontos Realität, wie ist Ontos von Realität zu unterscheiden, kann Ontos ohne Realität existieren, wie existiert Ontos, ist die Existenz des Ontos prinzipiell falsifizierbar und existiert ein übergeordneter Ontos des Ontos des ... ? |
Ich sehe das so: die Realität (Annahme der Existenz einer "Welt an sich", mit der wir interagieren) ist das hypothetische Element zur Beantwortung der Frage, warum (bzw. woran) Weltbilder scheitern und Experimente misslingen, warum verschiedene Morphen einen unterschiedlichen Fortpflanzungserfolg haben und warum ein Affe, der beständig neben den Ast greift, bald ein toter Affe ist. Der rK nimmt das einfach alles als gegeben hin, ohne sich zu fragen, warum nicht alle möglichen Weltbilder in gleichem Maße tauglich sind.
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