Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
Autor |
Nachricht |
Martha-Helene auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 24.02.2010 Beiträge: 1155
|
(#1469463) Verfasst am: 07.05.2010, 08:57 Titel: |
|
|
beachbernie hat folgendes geschrieben: | 2. Genauso klar ist, dass Politiker dafuer gewaehlt werden uns alle zu repraesentieren. |
Ist das so? Die Ansichten der Mehrheit entscheiden und werden umgesetzt, auch wenn Frau Merkel immer sagt, dass sie Kanzlerin aller Deutschen ist.
beachbernie hat folgendes geschrieben: | Ein atheistischer Politiker hat dabei zu versuchen auch die Interessen von religioesen Menschen, insbesondere in seinem Wahlkreis, wahrzunehmen. |
Ich stelle mir gerade Rasmus vor als atheistischen Politiker, der auch die Interessen von religiösen Menschen wahrnimmt
Auch ein nur säkularer Politiker wird die Religiösen mehr in ihre Schranken verweisen als denen lieb ist
beachbernie hat folgendes geschrieben: | Umgekehrt darf man das selbstverstaendlich auch von einem religioesen Politiker erwarten. Wuerde mein Wahlkreisabgeordneter, falls ich mich mal mit einem Problem an ihn wenden sollte, mich deshalb aus seinem Buero komplimentieren, weil ich kein Christ bin, gaebe es meines Erachtens ein ganz gewaltiges Problem. |
Wenn du von deinem CDU-Abgeordneten verlangst, dass er z.B. für die Abschaffung der Kirchensteuer stimmen soll, weil sie ungerecht ist, wird er dich evtl rausschmeißen, oder?
Ich stelle gerade fest, der Politiker-Kram ist OT, weil es beschreibt doch eher die Motivation nachdem man sich für einen Gott entschieden hat und nicht wie man dahin kommt.
|
|
Nach oben |
|
 |
Testirossi Gnostiker
Anmeldungsdatum: 12.08.2008 Beiträge: 741
Wohnort: jwd
|
(#1469525) Verfasst am: 07.05.2010, 11:55 Titel: |
|
|
Die Motivation kommt mir so vielfältig vor, dass man sie wohl kaum erschöpfend behandeln kann. Einige Punkte wurden bereits von Rabert genannt.
Der mA wichtigste Grund ist wahrscheinlich der Evolutionsvorteil, den ein Götterglaube den Gläubigen bietet.
_________________ "Die Kunst aller grossen Volksführer aber, bestand noch zu allen Zeiten darin, die Aufmerksamkeit der Masse auf einen Feind zu konzentrieren."
(A. H.)
|
|
Nach oben |
|
 |
Marcellinus Outsider
Anmeldungsdatum: 27.05.2009 Beiträge: 7429
|
(#1469595) Verfasst am: 07.05.2010, 14:51 Titel: |
|
|
Testirossi hat folgendes geschrieben: |
Der mA wichtigste Grund ist wahrscheinlich der Evolutionsvorteil, den ein Götterglaube den Gläubigen bietet. |
Und der könnte jetzt sein...?
_________________ "Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."
Friedrich Nietzsche
|
|
Nach oben |
|
 |
Martha-Helene auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 24.02.2010 Beiträge: 1155
|
(#1469606) Verfasst am: 07.05.2010, 15:09 Titel: |
|
|
Man lese z.B. Welt der Wunder
Zitat: | Gottesinstinkt
Warum das Gehirn glauben will
Forscher sind davon überzeugt, dass der Mensch als religiöses Wesen auf die Welt kommt. Glaube ist eine evolutionäre Anpassung, nicht zuletzt war sie Grundlage der sozialen Kooperation, Garant für Ehrlichkeit und Gewissenhaftigkeit. Experimente mit Kindern zeigen, dass diese sich instinktiv theophil verhalten (alles hat einen Sinn und Zweck, Nahestehende werden als allwissende Wesen betrachtet, tote Dinge haben Gedanken und Gefühle). Studien belegen, dass gläubige Menschen schneller genesen und Schicksalsschläge besser verkraften. Der Psychologe Eckart Straube sagt, dass die Möglichkeit, Krankheiten mithilfe „des religiösen Placebo-Effektes“ zu behandeln, ein entscheidender Überlebensvorteil des frühen Menschen war |
irgendwo steht im Heft auch etwas über eine Berechnung von Sandkörnern
|
|
Nach oben |
|
 |
fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26511
Wohnort: im Speckgürtel
|
(#1469612) Verfasst am: 07.05.2010, 15:30 Titel: |
|
|
Marcellinus hat folgendes geschrieben: | Testirossi hat folgendes geschrieben: |
Der mA wichtigste Grund ist wahrscheinlich der Evolutionsvorteil, den ein Götterglaube den Gläubigen bietet. |
Und der könnte jetzt sein...? |
Der Glaube allein dürfte nix bringen. Aber, was ich mir vorstellen kann - (Rasmus, pass auf deine Zehnägel auf, die rollen sich gleich wieder) - ist, dass die Verpackung von Erfahrungen in religiöse Gebäude es leichter macht, sie an die nächste Generation weiterzugeben: Der Status des Heiligen erschwert ein Infragestellen. Ich habe das hier schon als Sicherheit in der vertikalen Tradition bezeichnet, aber da "Traditionssicherheit" in Google nur 10 mal gefunden wurde, ist dieses Betrachtung wohl nix wert.
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
|
|
Nach oben |
|
 |
fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26511
Wohnort: im Speckgürtel
|
(#1469614) Verfasst am: 07.05.2010, 15:37 Titel: |
|
|
Martha-Helene hat folgendes geschrieben: | Man lese z.B. Welt der Wunder
Zitat: | Gottesinstinkt
Warum das Gehirn glauben will
Forscher sind davon überzeugt, dass der Mensch als religiöses Wesen auf die Welt kommt. Glaube ist eine evolutionäre Anpassung, nicht zuletzt war sie Grundlage der sozialen Kooperation, Garant für Ehrlichkeit und Gewissenhaftigkeit. Experimente mit Kindern zeigen, dass diese sich instinktiv theophil verhalten (alles hat einen Sinn und Zweck, Nahestehende werden als allwissende Wesen betrachtet, tote Dinge haben Gedanken und Gefühle). Studien belegen, dass gläubige Menschen schneller genesen und Schicksalsschläge besser verkraften. Der Psychologe Eckart Straube sagt, dass die Möglichkeit, Krankheiten mithilfe „des religiösen Placebo-Effektes“ zu behandeln, ein entscheidender Überlebensvorteil des frühen Menschen war |
irgendwo steht im Heft auch etwas über eine Berechnung von Sandkörnern |
Ich bezweifle, dass diese "Theophilie" wirklich etwas mit einem Gott zu tun hat. Was hier wirkt, ist der Trost des Vaters und das Gefühl der Sicherheit, das die Fürsorge des Vaters dem Kind verleiht. Das ist so, wie wenn Muttern pustet.
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
|
|
Nach oben |
|
 |
Rohrspatz grobsinnig und feinschlächtig
Anmeldungsdatum: 25.12.2007 Beiträge: 3877
Wohnort: NRW
|
(#1469637) Verfasst am: 07.05.2010, 16:40 Titel: |
|
|
Martha-Helene hat folgendes geschrieben: | Man lese z.B. Welt der Wunder
Zitat: | Gottesinstinkt
Warum das Gehirn glauben will
Forscher sind davon überzeugt, dass der Mensch als religiöses Wesen auf die Welt kommt. Glaube ist eine evolutionäre Anpassung, nicht zuletzt war sie Grundlage der sozialen Kooperation, Garant für Ehrlichkeit und Gewissenhaftigkeit. Experimente mit Kindern zeigen, dass diese sich instinktiv theophil verhalten (alles hat einen Sinn und Zweck, Nahestehende werden als allwissende Wesen betrachtet, tote Dinge haben Gedanken und Gefühle). Studien belegen, dass gläubige Menschen schneller genesen und Schicksalsschläge besser verkraften. Der Psychologe Eckart Straube sagt, dass die Möglichkeit, Krankheiten mithilfe „des religiösen Placebo-Effektes“ zu behandeln, ein entscheidender Überlebensvorteil des frühen Menschen war |
|
Ich finde solche Hypothesen ausgesprochen interessant, aber ich kann mir durchaus auch vorstellen, dass "Theophilie" dennoch eher ein Nebenprodukt unserer geistigen Fähigkeiten und Neigungen ist.
Mal ein kleines Brainstorming dazu:
Z.B.: Um Erfahrungen mit der Umwelt auf Erfindungen anzuwenden, ist es womöglich von Vorteil, die Umwelt selbst wie eine Erfindung zu betrachten.
Wenn wir durch abgucken eine Fähigkeit erlernen, ist es ja ebenfalls effektiver das Ziel zu verstehen, als jeden einzelnen Schritt zu kopieren. Wenn Menschen also angenommen hatten, dass Bäume erschaffen wurden, um als Unterstand bei Sauwetter zu dienen, konnten sie womöglich effektiver eigene Unterstände bauen, als wenn sie den ganzen Baum nachgebaut hätten.
Man kann also leichter Erfindungen nachbauen, wenn man ihren Zweck versteht und man kann leichter die Natur als Vorbild für Erfindungen verwenden, wenn man der Natur einen Zweck unterstellt.
Oder der Wissensdurst. Wissensdurst ist gut, da es kulturellen und technischen Fortschritt fördert. Ein starker Wissensdurst verringert aber auch die Bereitschaft, etwas einfach hinzunehmen. Das könnte erklären, warum generell beliebige Antworten von vielen Menschen bevorzugt werden, wenn sie andernfalls die Frage offen lassen müssten. Und ein Schöpfer ist eine gute Pseudo-Antwort für so ziemlich alles.
Oder intuitive Vermenschlichung: Tiere können ein Interesse haben, mich zu töten (vermutlich um mich zu verspeisen). In gefährlichen Situationen geht es aber um Sekundenbruchteile, in denen ich keine Zeit habe, ein Raubtier zu erkennen und seine Tötungsabsichten einzuschätzen. Also unterstellen wir der Umwelt mal prinzipiell Absichten (das könnte zu Naturgeister-Glaube führen) oder dass jemand hinter der Welt steht, der Absichten hat (Götterglaube).
Wenn nun ein Sturm aufzieht, können wir uns fragen, wen wir verärgert haben.
Man kann sicherlich noch weitere Beispiele für geistige Fähigkeiten nennen, die irgendwie Theophilie begünstigen, ohne dass die Theophilie selbst durch natürliche Selektion begünstigt werden musste.
Religiösität ist aber ohnehin ein vielschichtiges Phänomen, es könnten also auch Nebenprodukte und direkte Vorteile aus einem Götterglauben zusammen gewirkt haben.
Ich mag die verschiedenen Hypothesen zum Thema, aber ich hatte bisher nie das Gefühl, "die eine" Erklärung gefunden zu haben.
_________________ Dies ist keine Piep-Show.
|
|
Nach oben |
|
 |
fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26511
Wohnort: im Speckgürtel
|
(#1469661) Verfasst am: 07.05.2010, 18:29 Titel: |
|
|
Es hat übrigens hier schon einmal einen kurzen Thread zu dem Thema gegeben.
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
|
|
Nach oben |
|
 |
Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
|
(#1469697) Verfasst am: 07.05.2010, 19:53 Titel: |
|
|
Argeleb hat folgendes geschrieben: | Gott ist eine Ausrede für Menschen, die die Verantwortung für ihr Handeln nicht übernehmen wollen. |
So ziemlich richtig. Eine solche Ausrede sind Kobolde, Dämonen und dergleichen. Von solchen Wesen wimmelt es ja auf der Erde, ganz egal wohin man geht. Es ist gut für das Selbstwertgefühl, wenn man mal wieder Scheiße gebaut hat, daß man dann sagen kann: "Ein Kobold hat mir ein Bein gestellt."
Das setzt sich dann auch fort, wenn man nicht mehr an Kobolde glaubt. Immer wenn irgendwas schief geht, ist die Suche nach einem Schuldigen viel wichtiger, als die Frage, wie man es besser machen könnte.
_________________ ...und suche mich nicht in der Unterführung...
|
|
Nach oben |
|
 |
klauswerner registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.12.2009 Beiträge: 715
Wohnort: Nürnberger Land
|
(#1469761) Verfasst am: 07.05.2010, 22:49 Titel: |
|
|
Wie Gott funktioniert:
Zitat: | Erst habe ich die ganze Nacht gebetet das ich ein neues Fahrrad bekomme, und am morgen war ich immer fürchterlich enttäuscht. So hats also nicht funktioniert.
Dann habe ich mir ein Fahrrad geklaut und anschließend gebeichtet. So hats funktioniert |
_________________ Grüßle
klauswerner
|
|
Nach oben |
|
 |
dAdAmai Zweifler
Anmeldungsdatum: 26.06.2009 Beiträge: 217
Wohnort: Bonn Bad Godesberg
|
(#1469882) Verfasst am: 08.05.2010, 05:08 Titel: |
|
|
Noch eine Idee:
Mit der Fähigkeit zu sprechen, kam auch die Ver-antwortung. Die Tötung eines Artgenossen widerspricht dem Trieb der Arterhaltung. Das Lebenlassen eines (vielleicht konkurrierenden) Artgenossen kann aber auch dem Selbsterhaltungstrieb widersprechen.
Nun habe ich einen Konflikt. Die Gruppe von Artgenossen, die in meinem Gebiet meine Nahrung wegjagt muß ich aus Selbsterhaltungstrieb wegjagen, im Zweifel töten. Das Töten verbietet mir mein Arterhaltungstrieb. Habe ich eine Gottheit, die mir sagt, dass nur die überleben sollen, die an diese Gottheit glauben, komme ich aus diesem Konflikt leicht heraus. Ich habe eine Rechtfertigung, die andere Gruppe zu töten und ich kann das verantworten.
Wenn ich das jetzt weiterdenke, werde ich vielleicht noch katholisch: Durch das verantwortungsvolle und gerechtfertigte Töten, legitimiert durch die Gottheit, sorgt meine Gruppe dafür, dass es keine Überbevölkerung gibt. Hat meine Gruppe nun alle Andersgläubigen niedergemetzelt, muß ich als religiöser Führer nur noch darauf achten, dass Geschlechtsverkehr nur zum Zwecke der Kindeszeugung ausgeübt wird und alles ist im Lack.
Also bitte, gebt dem Papst seine Truppen zurück.
_________________ Avatar-Foto: »Der heilige Stuhl« A.Mut, D.Mut, G.Horsam
Readymade, Plastik-Kindertöpfchen, Signatur mit Filzstift
|
|
Nach oben |
|
 |
Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
|
(#1469913) Verfasst am: 08.05.2010, 10:44 Titel: |
|
|
Es ist ja auch so, daß der Mensch durch und durch anthropozentrisch ist und denkt. Er sieht sich im Mittelpunkt seiner Welt. Wir brauchen ja nur zurückzudenken, wie heftig man sich gegen die Erkenntnis wehrte, daß die Erde nicht der Mittelpunkt des Universums ist und später nochmal, als Darwin aufdeckte, daß wir nur Nachkommen von Tieren und selber Tiere sind.
Alles, was dem Menschen ohne sofort erkennbare Ursache widerfährt muß demnach von einer Macht kommen, die zielgerichtet mit voller Absicht auf ihn einwirkt. So vermutet der Mensch überall Geister, Kobolde und Dämonen - oder halt Götter oder einen Gott. Und wer nicht an solche Geister glaubt, spricht dann von der "Tücke des Objektes", auch bekannt als Murpheys Gesetz.
Es war nicht einfach Pech oder Materialermüdung, wenn dem Steinzeitmenschen die Bogensehne riß, sondern er hatte den Jagdgott durch irgendwas verärgert.
Daran hat sich seit Urwald und Savanne nichts geändert, heute hat man dafür eine Christophorus-Plakette am Rückspiegel baumeln. Oder eine Hasenpfote in der Hosentasche. Oder ein Kreuz am Halskettchen.
_________________ ...und suche mich nicht in der Unterführung...
|
|
Nach oben |
|
 |
fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26511
Wohnort: im Speckgürtel
|
(#1469916) Verfasst am: 08.05.2010, 10:56 Titel: |
|
|
Ahriman hat folgendes geschrieben: | ....
Daran hat sich seit Urwald und Savanne nichts geändert, heute hat man dafür eine Christophorus-Plakette am Rückspiegel baumeln. Oder eine Hasenpfote in der Hosentasche. Oder ein Kreuz am Halskettchen. |
Jupp. Es geht um eine Illusion von Kontrolle - genau die soll die Hasenpfote nämlich bringen, auch wenn es nicht Kontrolle genannt wird, sondern Schutz oder Glück.
Das war auch das Thema der Untersuchung, die am Anfang des oben bereits verlinkten Threads mit dem Titel "Vielleicht eine wissenschaftliche Erklärung für Religionen" stand.
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
|
|
Nach oben |
|
 |
Waschmaschine777 auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.07.2008 Beiträge: 4007
|
(#1469937) Verfasst am: 08.05.2010, 12:21 Titel: |
|
|
Argeleb hat folgendes geschrieben: | Gott ist eine Ausrede für Menschen, die die Verantwortung für ihr Handeln nicht übernehmen wollen. |
Nein, glaube ich nicht. Denn die Gläubigen sind die härtesten Anhänger des freien Willens. Der Mensch soll für alles verantwortlich sein, damit Gott nicht die Verantwortung zu übernehmen braucht.
|
|
Nach oben |
|
 |
Marcellinus Outsider
Anmeldungsdatum: 27.05.2009 Beiträge: 7429
|
(#1469946) Verfasst am: 08.05.2010, 12:46 Titel: |
|
|
fwo hat folgendes geschrieben: |
Jupp. Es geht um eine Illusion von Kontrolle - genau die soll die Hasenpfote nämlich bringen, auch wenn es nicht Kontrolle genannt wird, sondern Schutz oder Glück.
Das war auch das Thema der Untersuchung, die am Anfang des oben bereits verlinkten Threads mit dem Titel "Vielleicht eine wissenschaftliche Erklärung für Religionen" stand. |
Für ein so interessantes Thema war der Thread aber schnell zuende. Wenn ich mal weiterspinnen darf:
Unser Vorfahren entwickelten Intelligenz, und das bedeutete, wesentlich mehr Fragen stellen zu können, als man Antworten in Form von belastbaren Tatsachen hat. Dem daraus sich ergebenden Gefühl von Hilflosigkeit gegenüber einer nicht verstandenen Umwelt begegneten sie mit einer verschärften Suche nach Strukturen. Das mag ein Motor für Erkenntnisse und Erfindungen gewesen sein, führte aber auf Gebieten, bei denen man keine Strukturen entdecken konnte, zu einem Auffüllen mit Phantasievorstellungen. Die beruhigten erst einmal, waren auch an sich nicht schlimm, es sei denn, sie gerieten in Widerspruch zur Wirklichkeit, also zu Realitätsverlust.
Ist am Ende das Gefühl von Sinnlosigkeit, dem Religiöse mit ihrem Glauben zu begegnen suchen, eigentlich ein Gefühl von Kontrollverlust? Immer mehr Gläubige verwenden ihren Glauben gar nicht mehr zur Welterklärung, sondern sprechen von einer persönlichen Beziehung zu Gott, die ihrem Leben Sinn gäbe. Ist es eher ein Gefühl, menschliche Beziehungen nicht mehr in den Griff zu bekommen, besonders unter modernen sozialen Bedingungen, sodaß eine persönliche Geziehung zu einem Gott Kontrolle über soziale Bedürfnisse zurückgibt. Ein Theologieprofessor nannte Gott mir gegenüber mal das Über-Du, einen auf den man sich verlassen könne wie auf keinen anderen Menschen.
_________________ "Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."
Friedrich Nietzsche
|
|
Nach oben |
|
 |
Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
|
(#1469983) Verfasst am: 08.05.2010, 15:48 Titel: |
|
|
Ein weiteres Problem ist, daß der Mensch allzuleicht sein Leben als sinnlos erkennt. Das muß nicht mal bewußt geschehen. Sehr viele Menschen führen doch ein sinnloses Leben. Seinem Leben selbst einen Sinn zu geben im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten ist meist schwer. Vor allem wenn man nicht einsehen kann, daß auch kleine "gute Werke" sinnvoll sind und dauernd wünscht, "etwas Großes" tun zu können. Da ist es doch so schön einfach, sich einen fertigen Sinn des Lebens bei einem Priester zu kaufen.
"Ich möchte mal ein richtig großes Werk vollbringen."
"Geh in den Zoo und wasche den Elefanten."
_________________ ...und suche mich nicht in der Unterführung...
|
|
Nach oben |
|
 |
fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26511
Wohnort: im Speckgürtel
|
(#1470014) Verfasst am: 08.05.2010, 17:31 Titel: |
|
|
Marcellinus hat folgendes geschrieben: | .... Ein Theologieprofessor nannte Gott mir gegenüber mal das Über-Du, einen auf den man sich verlassen könne wie auf keinen anderen Menschen. |
Als imaginärer Zuhörer bestimmt. Da hat er die Zuverlässigkeit eines Mantras. Das ist auch immer da. Wer ihn allerdings als Akteur braucht, muss feststellen, dass er nach dem Zufallssprinzip handelt, und das unabhängig davon, ob er angebetet, schlicht vergessen oder verflucht wurde. Zumindest mit den Lebenden geht er so um, und die Toten reden leider so undeutlich, dass ihre Berichte zu seinen Taten hier ganz schlecht empfangen werden.
Ahriman hat folgendes geschrieben: | Ein weiteres Problem ist, daß der Mensch allzuleicht sein Leben als sinnlos erkennt. Das muß nicht mal bewußt geschehen. Sehr viele Menschen führen doch ein sinnloses Leben. Seinem Leben selbst einen Sinn zu geben im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten ist meist schwer. ..... |
Das mit dem "Sinn des Lebens" halte ich für ein anthropologisch neues Problem. Um über derartige Fürze nachdenken zu können, braucht es eine gesicherte Ernährung und abends die Muße, sich Probleme selbst zu schnitzen. Jemand, der sich rund um den Tag abmüht, das Essen für sich und die Brut rund um das Jahr zusammenzukriegen, für den ist genau das der Sinn des Lebens, ohne dass er überhaupt auf die Idee kommt, diese Frage zu stellen. Allein "Sinn des Lebens" erfordert schon eine derart weit entwickelte Sprachwelt, dass das mit Sicherheit nichts Ursprüngliches, sondern Abfall einer bereits hohen Kultur ist.
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
|
|
Nach oben |
|
 |
Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
|
(#1470030) Verfasst am: 08.05.2010, 18:05 Titel: |
|
|
fwo hat folgendes geschrieben: | Jemand, der sich rund um den Tag abmüht, das Essen für sich und die Brut rund um das Jahr zusammenzukriegen, für den ist genau das der Sinn des Lebens, ohne dass er überhaupt auf die Idee kommt, diese Frage zu stellen. |
Ich meine, daß sich das mehr unbewußt abspielt. Genau das, was du hier sagst, erzeugt doch wohl die Frage: Soll das nun alles (gewesen) sein? Die Bibel will uns das einreden: "...wenn es köstlich gewesen so ist es Mühe und Arbeit gewesen..." Selbst der einfache Bauer hatte den Drang nach mehr, so ist doch die Volkskunst entstanden. Und vor allem entstand daraus wohl der Jenseitsglaube, die bessere Welt nach dem Tod. Und dafür braucht man einen Gott oder Götter. Und die Indianer träumten von den ewigen Jagdgründen.
Daß auch wir nur ein Wegwerfartikel der Evolution sind und keinen anderen "Sinn des Lebens" haben, als möglichst erfolgreich unsere Gene weiterzugeben, das ist für viele ein nicht zu ertragender Gedanke.
Es braucht nicht viel Denkvermögen, um nach "höherem" zu streben. Im Film "Troja" sagt Brad Pitt als Achill: "Ich will, daß mein Name noch in viertausend Jahren genannt wird." und schlägt zu diesem Zweck reihenweise Menschen tot. Herostrat zündete aus dem gleichen Grund einen Tempel an.
_________________ ...und suche mich nicht in der Unterführung...
|
|
Nach oben |
|
 |
fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26511
Wohnort: im Speckgürtel
|
(#1470061) Verfasst am: 08.05.2010, 19:52 Titel: |
|
|
Ahriman hat folgendes geschrieben: | .....
Es braucht nicht viel Denkvermögen, um nach "höherem" zu streben. Im Film "Troja" sagt Brad Pitt als Achill: "Ich will, daß mein Name noch in viertausend Jahren genannt wird." und schlägt zu diesem Zweck reihenweise Menschen tot. Herostrat zündete aus dem gleichen Grund einen Tempel an. |
Da bist Du auch schon in einer sehr hohen Kultur, die nicht nur eine hochentwickelte Sprache verfügt, sondern auch bereits arbeitsteilig ist, und in der es Priviligierte gibt, die sich die Zeit damit vertreiben können, zu grübeln. Die australischen Aborigines sind bereits durch die englische Sprachen und christliche Kontaminationen "versaut", aber im Hochland von Neuguinea und in den Amazonaswäldern gibt es mW noch kleine Stämme, die den Kontakt mit unserer Zivilisaton ablehnen und auch unsere Sprachen nicht sprechen. Es wäre interessant, ob die mit der Frage nach dem "Sinn des Lebens" überhaupt etwas anfangen können, ob diese Frage überhaupt wirklich in ihre Sprache übersetzt werden kann. Denn das ist schon etwas anderes als ein kurzes Stöhnen über die Mühsal.
Aber selbst das ein zeitgenössischer Dichter den Helden von Troja ein derartiges persönliches Ziel aussprechen lässt oder dass Herostrat ein ähnliches persönliches Ziel verfolgt, heißt ja noch nicht, dass die beiden mit einer allgemeinen Frage nach dem Sinn des Lebens außerhalb persönlicher Wünsche wie Ruhm, Glück oder Weisheit etwas hätten anfangen können. Aber bei der Feststellung, dass es dazu nicht soviel Denkvermögens bedarf, bin ich auf deiner Seite, es bedarf allerdings einer erheblichen kulturellen "Vorarbeit", es sollte bereits soetwas wie eine Eschatologie existieren.
Mit meiner Formulierung "neueres anthropologisches Problem" wollte ich allerdings gar nicht so sehr in "unsere" Zeit, ich meinte damit einfach nicht älter als vielleicht 10 000 Jahre - also einfach, dass das kein Problem vom Beginn der Menschheit ist.
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
|
|
Nach oben |
|
 |
|