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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause
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(#1570811) Verfasst am: 13.11.2010, 22:00 Titel: |
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Valen MacLeod hat folgendes geschrieben: | Sorry, dass ist nicht logisch.
Das bezieht sich dennoch auf die 1000.
Sonst gebe ich den Glauben an die Mathematik als exacte Wissenschaft auf. |
Ganz allgemein:
Sobald die Mathematik sich auf die reale Welt bezieht ist es keine reine Mathematik mehr.
Falls dich das näher interessiert soll das Taschenbuch: 'So lügt man mit Statistik' von Walter Krämer recht gut und für Laien geeignet.
_________________ Trish:(
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Femina registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.07.2005 Beiträge: 1038
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(#1570842) Verfasst am: 13.11.2010, 22:38 Titel: |
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Schattenkabinett Bertelsmann ist für mich eh so wenig vertrauenswürdig, dass ich denen kein Wort glaube. Die werden sich ihre Studie schon zurecht gebogen haben.
Es gab auch schon Studien, die zeigten, dass die Kriminalität nicht von der Religionszugehörigkeit abhängig ist.
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Lamarck Radikaler Konstruktivist
Anmeldungsdatum: 28.03.2004 Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main
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(#1570986) Verfasst am: 14.11.2010, 09:19 Titel: Re: Bertelsmann-Stiftung diffamiert Konfessionslose als weniger moralisch |
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Hi fwo!
fwo hat folgendes geschrieben: |
Valen MacLeod hat folgendes geschrieben: | .....
3 von eine Refernzgruppe von 1000 ist 3 Promille....
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Die Referenzgruppe ist 1000. Und bei 1000 hat es 100 christliche Knackies und 103 Heiden. Und jetzt kommt der Vergleich zu den verknackten Christen - als eine neue Referenzgruppe 100: Heiden haben ein um 3% höheres Risiko verknackt zu werden als Christen.
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Einmal mehr: Was nochmal ist ein Prozentpunkt? Wie kommst Du auf 100 christliche Knackies?
Bei einer Grundgesamtheit von n = 1000 wären bei 103 heidnischen Knackies (Anteil an der Grundgesamtheit = 10,3 %), denen 100 christliche Knackies (Anteil an der Grundgesamtheit = 10,0 %) gegenüberstehen, ein Unterschied von nur 0,3 Prozentpunkten zu verzeichnen. Hier stehen aber 3,1 Prozentpunkte in Rede ... .
Cheers,
Lamarck
_________________ „Nothing in Biology makes sense, except in the light of evolution.” (Theodosius Dobzhansky)
„If you can’t stand algebra, keep out of evolutionary biology.” (John Maynard Smith)
„Computers are to biology what mathematics is to physics.” (Harold Morowitz)
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26518
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1571005) Verfasst am: 14.11.2010, 11:07 Titel: Re: Bertelsmann-Stiftung diffamiert Konfessionslose als weniger moralisch |
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Lamarck hat folgendes geschrieben: | Hi fwo!
fwo hat folgendes geschrieben: |
Valen MacLeod hat folgendes geschrieben: | .....
3 von eine Refernzgruppe von 1000 ist 3 Promille....
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Die Referenzgruppe ist 1000. Und bei 1000 hat es 100 christliche Knackies und 103 Heiden. Und jetzt kommt der Vergleich zu den verknackten Christen - als eine neue Referenzgruppe 100: Heiden haben ein um 3% höheres Risiko verknackt zu werden als Christen.
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Einmal mehr: Was nochmal ist ein Prozentpunkt? Wie kommst Du auf 100 christliche Knackies?
Bei einer Grundgesamtheit von n = 1000 wären bei 103 heidnischen Knackies (Anteil an der Grundgesamtheit = 10,3 %), denen 100 christliche Knackies (Anteil an der Grundgesamtheit = 10,0 %) gegenüberstehen, ein Unterschied von nur 0,3 Prozentpunkten zu verzeichnen. Hier stehen aber 3,1 Prozentpunkte in Rede ... .
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nocquae hat folgendes geschrieben: | Valen MacLeod hat folgendes geschrieben: | Sorry, dass ist nicht logisch.
Das bezieht sich dennoch auf die 1000.
Sonst gebe ich den Glauben an die Mathematik als exacte Wissenschaft auf. |
Brauchst du nicht. Du brauchst nur den Glauben an das sprachliche Konzept des Komparativs. |
Bei Aussagen vom Typ
Trulla ist x% anders als Moppel wird automatisch Trulla zur Bezugsgröße.
Was hier irriert, ist dass im Vergleich die Prozente von den Promille genommen werden müssen und nicht - was rein sprachlich auch einen gewisse Logig hätte - einfach die Differenz zwischen den Promillewerten.
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#1571014) Verfasst am: 14.11.2010, 11:40 Titel: |
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Marcellinus hat folgendes geschrieben: | Ist der Anlaß die Diskussion wert? Die Studie wird im TV jedenfalls ausschließlich mit ihrem eigentlichen Thema, dem Einfluß mangelnder Bildung auf die Kriminalität diskutiert, und das ist ja auch der signifikanteste Zusammenhang. | Alleridngs ist es das, wenn wir jetzt nämlich andere Studien im Hinterkopf abrufen, die ergeben haben, dass Konfessionslosigkeit mit höherer Bildung korreliert, wird es interessant.
Da stellt sich dann die Frage, ob gebildete Christen wirklich weniger Verbrechen begehen als ungebildete Christen (und zwar genug, um die verbrecherischen Konfessionsfreien überzukompensieren), oder ob etwas mit der Umfrage nicht stimmt...
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Lamarck Radikaler Konstruktivist
Anmeldungsdatum: 28.03.2004 Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main
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(#1571044) Verfasst am: 14.11.2010, 12:55 Titel: Re: Bertelsmann-Stiftung diffamiert Konfessionslose als weniger moralisch |
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Hi fwo!
fwo hat folgendes geschrieben: |
Bei Aussagen vom Typ
Trulla ist x% anders als Moppel wird automatisch Trulla zur Bezugsgröße.
Was hier irriert, ist dass im Vergleich die Prozente von den Promille genommen werden müssen und nicht - was rein sprachlich auch einen gewisse Logig hätte - einfach die Differenz zwischen den Promillewerten.
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Natürlich ist in Deinem Beispiel 'Trulla' die Bezugsgröße. Trotzdem ist Prozentpunkt die Differenz zweier Prozentzahlen. Jüngst etwa wurde noch darüber diskutiert, den Normalsatz der Mehrwertsteuer von 19 % um 6 Prozentpunkte auf dann 25 % zu erhöhen. Dies ist etwas gänzlich anderes, als 6 % mehr MwSt zu zahlen. Jetzt klar?
Cheers,
Lamarck
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26518
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1571051) Verfasst am: 14.11.2010, 13:11 Titel: Re: Bertelsmann-Stiftung diffamiert Konfessionslose als weniger moralisch |
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Lamarck hat folgendes geschrieben: | Hi fwo!
fwo hat folgendes geschrieben: |
Bei Aussagen vom Typ
Trulla ist x% anders als Moppel wird automatisch Trulla zur Bezugsgröße.
Was hier irriert, ist dass im Vergleich die Prozente von den Promille genommen werden müssen und nicht - was rein sprachlich auch einen gewisse Logig hätte - einfach die Differenz zwischen den Promillewerten.
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Natürlich ist in Deinem Beispiel 'Trulla' die Bezugsgröße. Trotzdem ist Prozentpunkt die Differenz zweier Prozentzahlen. Jüngst etwa wurde noch darüber diskutiert, den Normalsatz der Mehrwertsteuer von 19 % um 6 Prozentpunkte auf dann 25 % zu erhöhen. Dies ist etwas gänzlich anderes, als 6 % mehr MwSt zu zahlen. Jetzt klar?
Cheers,
Lamarck |
Das was man bei den Steuern erhöht ist ein bereits existierender %-Wert.
Das das ganze eine sprachliche Konfusion ist und das beides eine Logik hat, hatte ich schon geschrieben.
Es war mir also bereits vorher klar.
fwo
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Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Lamarck Radikaler Konstruktivist
Anmeldungsdatum: 28.03.2004 Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main
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(#1571078) Verfasst am: 14.11.2010, 14:14 Titel: Re: Bertelsmann-Stiftung diffamiert Konfessionslose als weniger moralisch |
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Hi fwo!
fwo hat folgendes geschrieben: | Lamarck hat folgendes geschrieben: |
fwo hat folgendes geschrieben: |
Bei Aussagen vom Typ
Trulla ist x% anders als Moppel wird automatisch Trulla zur Bezugsgröße.
Was hier irriert, ist dass im Vergleich die Prozente von den Promille genommen werden müssen und nicht - was rein sprachlich auch einen gewisse Logig hätte - einfach die Differenz zwischen den Promillewerten.
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Natürlich ist in Deinem Beispiel 'Trulla' die Bezugsgröße. Trotzdem ist Prozentpunkt die Differenz zweier Prozentzahlen. Jüngst etwa wurde noch darüber diskutiert, den Normalsatz der Mehrwertsteuer von 19 % um 6 Prozentpunkte auf dann 25 % zu erhöhen. Dies ist etwas gänzlich anderes, als 6 % mehr MwSt zu zahlen. Jetzt klar?
Cheers,
Lamarck |
Das was man bei den Steuern erhöht ist ein bereits existierender %-Wert.
Das das ganze eine sprachliche Konfusion ist und das beides eine Logik hat, hatte ich schon geschrieben.
Es war mir also bereits vorher klar.
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Dann können wir dies, soweit möglich, korrigieren:
fwo hat folgendes geschrieben: |
Die Referenzgruppe ist 1000. Und bei 1000 hat es 100 christliche Knackies und 103 Heiden. Und jetzt kommt der Vergleich zu den verknackten Christen - als eine neue Referenzgruppe 100: Heiden haben ein um 3% höheres Risiko verknackt zu werden als Christen.
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Das Risiko für Christen für eine Verurteilung beträgt x %, desgleichen für "Heiden" dann (x + 3,1) %.
Nehmen wir vereinfachend an, die Referenzgruppe besteht aus 600 Konfessionellen, 300 Konfessionslosen und 100 Sonstigen. Die Verurteilungsquote besteht lt. Studie insgesamt bei etwa 20 %, bei symmetrischer Verteilung wären dann 120 Konfessionelle, 60 Konfessionslose und 20 Sonstige, die entsprechend mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind, zu erwarten. Wir vermuten hier einfach einmal, dass das Straffälligkeitsrisiko für Konfessionelle hier bei 18 % liegt; somit hätten wir bei + 3, 1 Prozentpunkten für Konfessionelle ein Risiko von 21, 1 % zu verzeichen - straffällig (s) geworden wären in absoluten Zahlen also:
(+)-konfessionell: n(k+) = 600 ; s(k+) = 108
(-)-konfessionell: n(k-) = 300 ; s(k-) = 63 (natürlich sind hier prinzipiell nur ganze Zahlen zu berücksichtigen)
Und wie gesagt, das wäre nun ziemlich gewaltig: Die Gruppe der Konfessionlosen wäre hier halb so hoch wie die der Konfessionellen, aber ihr Anteil an den Verurteilen läge bei nahezu 2/3 der Zahl, die die Konfessionellen hierzu beitragen! Soviel zum Unterschied zwischen Prozenten und Prozentpunkten.
Was hier vor sich geht, ist schwer begründungsbedürftig. Hat denn jemand Zugriff auf die tatsächlichen Zahlen, von denen die Studie ausgegangen ist? Nicht, dass da bei der Multivarianzanalyse über SPSS etwas schiefgegangen ist ... .
Cheers,
Lamarck
_________________ „Nothing in Biology makes sense, except in the light of evolution.” (Theodosius Dobzhansky)
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„Computers are to biology what mathematics is to physics.” (Harold Morowitz)
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moritura pan narrans
Anmeldungsdatum: 01.12.2003 Beiträge: 1358
Wohnort: Berlin
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(#1571083) Verfasst am: 14.11.2010, 14:31 Titel: |
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Naja, so ganz verstehe ich insbesondere die Tabelle 5 nicht. Welche Spalte bedeutet was?
Ansonsten wäre eine Frage zu klären, wenn man sich die Tabelle 7 anschaut. Hier sind die Einflüsse, die die Kriminalität erhöhen, aufgeschlüsselt nach der Art der Verbrechen. Wenn ich dies richtig verstehe, erzeugt bei Konfessionslosen überwiegen der Kaufhausdiebstahl die hohe Quote. Weiter oben im Text wird gesagt, dass Kaufhausdiebstahl überwiegend von Jungendlichen begangen wird. Ich habe den Eindruck, dass die Anzahl Jüngerer bei Konfessionslosen überproportional groß ist. Zwar wird gesagt, dass eine Altersrelevanz eingerechnet wird. Es ist aber nicht ganz klar, was dort wo mit eingerechnet wird. D.h. ein möglicher Seiteneffekt könnte sich durch die Alterszusammensetzung der Personen mit den jeweiligen Eigenschaften sein. D.h. um zu klären, ob der Unterschied der Verbrechensstatistik von Konfessionslosen zu Religiösen nicht durch den Unterschied bei der Alterszusammensetzung hervorgerufen wird, müsste man diesen Aspekt genauer beleuchten.
Prinzipiell fehlt mir bei der Darstellung der Studie etwas der Hinweis auf welche Art und Weise nun genau die Zahlen erhoben wurden. Sprich welche Fallzahlen aus welcher Gruppe verursachte welche der Zahlen in der Tabelle 5.
Allerdings verstehe ich die Tabelle 5 insgesamt nicht so ganz. Ist hier jemand, der sich mit solchen Kovarianzdarstellungen auskennt und sie vielleicht erläutern kann?
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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
Anmeldungsdatum: 23.01.2004 Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden
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(#1571087) Verfasst am: 14.11.2010, 14:39 Titel: |
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fwo hat folgendes geschrieben: | Shadaik hat folgendes geschrieben: | ....
Natürlich können 3 Promille signifikant sein, in der Medizin arbeitet man mit solchen Siginifikanzgrenzen..... |
Da ist das was ich gemeint habe - Signifikanzgrenzen sit etwas ganz anderes und haben nicht direkt etwas mit den gefundenen Werten zu tun, sondern mit der Wahrscheinklichkeit, das die untersuchte Hypothese (hier die Null-hypothese) bei den gefundenen Werten abzulehnen ist.
ich hoffe, ich habe das jetzt aus dem Stegreif richtig und verständlich formuliert.
p.s. btw: sozial integriert muss übrigens auch nicht wirklich was bedeuten, es kann z.B. heißen, dass der Dorfbulle öfter mal die Augen zudrückt, weil er Vatern kennt. oder er gibt Vatern eine Rückmeldung, bevor der Sohnemann neidappt ist und Vatern gibt nochmal einen ordentliche Vergatterung. Die soziale Netzwerkfunktion der Kirchengemeinden wird von uns gerne unterschätzt.
fwo |
Die Frage, die sich mir stellt, ist, an welcher variablen Größe man hier "Signifikanz" festmachen will. Mit anderen Worten, welche Größe ist hier normalverteilt? Bei der Körpergröße gibt es einen Mittelwert der Grundgesamtheit und eine Standardabweichung, aber in diesem Fall gibt es doch nur zwei Zustände: "straffällig" und "nicht straffällig". Ab welcher Abweichung liegt hier also Signifikanz oder gar Hochsignifkanz vor?
Meine Meinung ist, dass der Glaube an einen Gott Menschen durchaus vor Straffälligkeit bewahren kann. Aber ist das Verhalten wirklich Ausdruck einer hehren Moral? Wenn, um mit Dawkins zu sprechen, jemand nur deshalb einem Menschen nicht bestiehlt, weil er das ewige Höllenfeuer fürchtet, ist dies schlichtweg Ausdruck von Egoismus. Außerdem neigen christliche Fundamentalisten zu Intoleranz sowie zu mehr Gewalt in der Familie (Züchtigung von Kindern etwa), was meist keine strafbewehrten Handlungen sind, in den moralischen Bewertungsfaktor aber unbedingt mit einfließen müsste. Daher ist die Studie nicht das Papier wert, auf dem sie gedruckt wurde.
_________________ "Science is a candle in the dark." - Carl Sagan
www.ag-evolutionsbiologie.de
www.facebook.com/AGEvolutionsbiologie
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Lamarck Radikaler Konstruktivist
Anmeldungsdatum: 28.03.2004 Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main
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(#1571098) Verfasst am: 14.11.2010, 15:08 Titel: |
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Hi moritura!
moritura hat folgendes geschrieben: |
Naja, so ganz verstehe ich insbesondere die Tabelle 5 nicht. Welche Spalte bedeutet was?
Ansonsten wäre eine Frage zu klären, wenn man sich die Tabelle 7 anschaut. Hier sind die Einflüsse, die die Kriminalität erhöhen, aufgeschlüsselt nach der Art der Verbrechen. Wenn ich dies richtig verstehe, erzeugt bei Konfessionslosen überwiegen der Kaufhausdiebstahl die hohe Quote. Weiter oben im Text wird gesagt, dass Kaufhausdiebstahl überwiegend von Jungendlichen begangen wird. Ich habe den Eindruck, dass die Anzahl Jüngerer bei Konfessionslosen überproportional groß ist. Zwar wird gesagt, dass eine Altersrelevanz eingerechnet wird. Es ist aber nicht ganz klar, was dort wo mit eingerechnet wird. D.h. ein möglicher Seiteneffekt könnte sich durch die Alterszusammensetzung der Personen mit den jeweiligen Eigenschaften sein. D.h. um zu klären, ob der Unterschied der Verbrechensstatistik von Konfessionslosen zu Religiösen nicht durch den Unterschied bei der Alterszusammensetzung hervorgerufen wird, müsste man diesen Aspekt genauer beleuchten.
Prinzipiell fehlt mir bei der Darstellung der Studie etwas der Hinweis auf welche Art und Weise nun genau die Zahlen erhoben wurden. Sprich welche Fallzahlen aus welcher Gruppe verursachte welche der Zahlen in der Tabelle 5.
Allerdings verstehe ich die Tabelle 5 insgesamt nicht so ganz. Ist hier jemand, der sich mit solchen Kovarianzdarstellungen auskennt und sie vielleicht erläutern kann?
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Die Studienersteller haben sich eine Vergleichsgruppe ausgesucht, die nicht einsitzt, aber in ihrer Struktur (Alter, Ausbildung ...) den Knastis gleichkommt. Das ist per se nicht ganz unproblematisch was die absoluten Zahlen betrifft (Etwa, wenn der Bildungsstand dafür herangezogen wird, eine positive Prognose zu stellen: Je günstiger der Wert für das gewünschte Verhalten, desto kleiner der strukturelle Anteil an der Grundgesamtheit, desto höher das nötige Konfidenzintervall, desto geringer die Signifikanz).
Auch nicht so recht deutlich wird, wie hier mit den einzelnen Strukturanteilen ('Varianzen') umgegangen wird - so kann ein Konfessioneller nicht gleichzeitig konfessionslos, sehr wohl aber verheiratet sein.
Grundsätzlich gilt: Wenn die Methodik nicht nachvollziehbar ist, ist eine 'Studie' in die Tonne zu treten - die Mitführung von den tatsächlich erhobenen Zahlen ist hier unverzichtbar.
Zur 'Tabelle 5': Je größer die Zahl der Varianzen, desto größer entweder die Zahl der nötigen Probanden oder die Unsicherheit. Ansonsten sollte aus der Tabellenunterschrift das Nötige zur Bezeichnung hervorgehen?
Cheers,
Lamarck
_________________ „Nothing in Biology makes sense, except in the light of evolution.” (Theodosius Dobzhansky)
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moritura pan narrans
Anmeldungsdatum: 01.12.2003 Beiträge: 1358
Wohnort: Berlin
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(#1571126) Verfasst am: 14.11.2010, 16:04 Titel: |
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Lamarck hat folgendes geschrieben: | Ansonsten sollte aus der Tabellenunterschrift das Nötige zur Bezeichnung hervorgehen?
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Ist das eine allgemeine Forderung an solche Tabellen, oder erfüllt diese Tabelle die Bedingung und ich verstehe es nur nicht?
Ich verstehe nicht, was bedeutet wenn die Varianten muslimisch, ausländisch und keine Vereinszugehörigkeit raus genommen werden, dass dann die Relevanz für konfessionslos sinkt.
Wer oder was ist die Pseudo-R, wie fließt sie in die Berechnung ein?
Was bedeuten die Zahlen ohne Klammern, was die in den Klammern und was sagen diese Zahlen darüber aus, ob ein Wert sich in der 0%, 05% oder 10% Gruppe befindet?
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26518
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1571129) Verfasst am: 14.11.2010, 16:09 Titel: |
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Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | ....Aber ist das Verhalten wirklich Ausdruck einer hehren Moral? Wenn, um mit Dawkins zu sprechen, jemand nur deshalb einem Menschen nicht bestiehlt, weil er das ewige Höllenfeuer fürchtet, ist dies schlichtweg Ausdruck von Egoismus..... |
Moral, das sind die in der Gesellschaft anerkannten Regeln, nach denen zu handeln ist. Und was für die Gesellschaft bzw. die Bewertung von Handlung zählt, das sind die Handlungen, weniger die Gedanken dabei.
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
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Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Dissonanz Zeuge ANOVAs
Anmeldungsdatum: 24.03.2008 Beiträge: 3541
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(#1571172) Verfasst am: 14.11.2010, 18:07 Titel: |
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Ich hätte auch ein Problem mit der Operationalisierung von 'Moral'. Es gibt zwar recht eindeutige negative Zusammenhänge zwischen Antisozialität und diversen Moralmaßen und positive zwischen Kriminalität und Antisozialität, aber das macht die drei Maße noch LANGE nicht deckungsgleich. Weiterhin gibt es unmoralisches Verhalten außerhalb des Strafvollzugs, das damit völlig vernachlässigt wird. Will man aber eine Aussage über Moral von Gruppen treffen kann man sich nicht auf eine einzelne, derart spezifische und 'unsaubere' Operationalisierung stützen.
Dazu kommt, dass es gut möglich ist, dass die Population der Knackis aus irgendwelchen Gründen sowieso völlig verzerrt ist. Es gibt 'nen saftigeren Anteil an Psychopathen unter den Straftätern als unter der Normalbevölkerung und diese sind SEHR viel schwerer (religiös?) zu sozialisieren als Normalos, das wäre jetzt zum Beispiel einer der möglich Faktoren, die mir einfallen würden.
Weiterhin verliert man bei Extremgruppenansätzen (auch wenn das rein methodisch eher keiner ist wie ich ihn kenne bringt dieses Vorgehen ähnliche Probleme mit sich wie ein Extremgruppenansatz) auch immer Varianz. Findet dafür natürlich schneller 'nen Effekt.
Argh. Alles nicht wirklich befriedigend.
_________________ -Brother Broadsword of Warm Humanitarianism
"In other words, the cultures have been subjected to as careless handling as if in the hands of a somewhat below par student assistant, but they have survived."
-H. W. Chalkley in Science, Vol. LXXI, No. 1843
You can't spell Discord without Disco.
-frypoddie
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Ragmaanir Fieser Necessitator
Anmeldungsdatum: 12.06.2005 Beiträge: 833
Wohnort: Hamburg
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(#1571326) Verfasst am: 14.11.2010, 22:43 Titel: |
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Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | Die Frage, die sich mir stellt, ist, an welcher variablen Größe man hier "Signifikanz" festmachen will. Mit anderen Worten, welche Größe ist hier normalverteilt? Bei der Körpergröße gibt es einen Mittelwert der Grundgesamtheit und eine Standardabweichung, aber in diesem Fall gibt es doch nur zwei Zustände: "straffällig" und "nicht straffällig". Ab welcher Abweichung liegt hier also Signifikanz oder gar Hochsignifkanz vor? |
Die Anzahl an 'straffälligen' ist Binomial/Normalverteilt, wenn ich mich nicht irre. So wie auch beim Werfen einer Münze mit den möglichen Ergebnissen 'Kopf' und 'Zahl' die Anzahl an 'Kopf'-Ergebnissen bei n Würfen Binomial/Normalverteilt ist.
_________________ Dieser Post enthält die unumstößliche, objektive Wahrheit.
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Dissonanz Zeuge ANOVAs
Anmeldungsdatum: 24.03.2008 Beiträge: 3541
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(#1571348) Verfasst am: 14.11.2010, 23:05 Titel: |
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Ragmaanir hat folgendes geschrieben: | Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | Die Frage, die sich mir stellt, ist, an welcher variablen Größe man hier "Signifikanz" festmachen will. Mit anderen Worten, welche Größe ist hier normalverteilt? Bei der Körpergröße gibt es einen Mittelwert der Grundgesamtheit und eine Standardabweichung, aber in diesem Fall gibt es doch nur zwei Zustände: "straffällig" und "nicht straffällig". Ab welcher Abweichung liegt hier also Signifikanz oder gar Hochsignifkanz vor? |
Die Anzahl an 'straffälligen' ist Binomial/Normalverteilt, wenn ich mich nicht irre. So wie auch beim Werfen einer Münze mit den möglichen Ergebnissen 'Kopf' und 'Zahl' die Anzahl an 'Kopf'-Ergebnissen bei n Würfen Binomial/Normalverteilt ist. |
Ja, so funktioniert das, meine ich.
_________________ -Brother Broadsword of Warm Humanitarianism
"In other words, the cultures have been subjected to as careless handling as if in the hands of a somewhat below par student assistant, but they have survived."
-H. W. Chalkley in Science, Vol. LXXI, No. 1843
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-frypoddie
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Babyface Altmeister
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11519
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(#1571390) Verfasst am: 14.11.2010, 23:31 Titel: |
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moritura hat folgendes geschrieben: | Lamarck hat folgendes geschrieben: | Ansonsten sollte aus der Tabellenunterschrift das Nötige zur Bezeichnung hervorgehen?
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Ist das eine allgemeine Forderung an solche Tabellen, oder erfüllt diese Tabelle die Bedingung und ich verstehe es nur nicht?
Ich verstehe nicht, was bedeutet wenn die Varianten muslimisch, ausländisch und keine Vereinszugehörigkeit raus genommen werden, dass dann die Relevanz für konfessionslos sinkt. |
Zunächgst mal: Die in der Tabelle angeführten Wahrscheinlichkeiten sind keine empirisch ermittelten Wahrscheinlichkeiten, sondern nur Wahrscheinlichkeitsschätzungen (predicted probabiloties) eines statistischen Modells zur Vorhersage der Straffälligkeit. Kann man sich ungefähr wie ein Wettermodell vorstellen, wo man Werte für aktuellen Luftdruck, Temperatur ect. als Prädiktoren einsetzt und er Dir eine Prognose ausspuckt, wie wahrscheinlich es ist, dass morgen die Sonne scheint. In der Tabelle sind nun 5 verschiedene Vorhersagemodelle für Straffälligkeit dargestellt, die sich darin unterscheiden, welche Prädiktoren enthalten sind. Um dann den Unterschied zwischen den Konferssionslosen und den Nicht-Konfessionslosen zu prüfen, hat man bei allen anderen Prädiktoren die entsprechenden Mittelwerte eingesetzt, und dann die beiden Wahrscheinlichkeiten für Konfessionslos bzw. Nicht-Konfessionslos ermittelt und verglichen. Deshalb können da vereinfacht dargestellt auch je nach Modell etwas andere Wahrscheinlichkeitsschätzungen rauskommen, weil einfach unterschiedlich viel Information bzw. Prädiktormittelwerte bei der Schätzung berücksichtigt werden.
Zitat: | Wer oder was ist die Pseudo-R, wie fließt sie in die Berechnung ein? |
Das ist einfach ein Maß für die Erklärungsmacht des Gesamtmodells (also aller berücksichtigten Prädiktoren) und analog zu einem Korrelationskoeffizienten interpretierbar.
Zitat: | Was bedeuten die Zahlen ohne Klammern, was die in den Klammern und was sagen diese Zahlen darüber aus, ob ein Wert sich in der 0%, 05% oder 10% Gruppe befindet? |
Die Zahlen ohne Klammern sind die Prozentpunktunterschiede zwischen den jeweiligen predicted probabilities (z.b. konfessionslos vs. nicht-konfessionslos, s.o.) bzgl. Straffälligkeit. Ob dieser Unterschied und damit der Prädiktor auch statistisch signifikant ist, sagen Dir die Sternchen.
_________________ posted by Babyface
.
Zuletzt bearbeitet von Babyface am 14.11.2010, 23:44, insgesamt einmal bearbeitet |
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Babyface Altmeister
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11519
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(#1571400) Verfasst am: 14.11.2010, 23:42 Titel: |
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Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | Die Frage, die sich mir stellt, ist, an welcher variablen Größe man hier "Signifikanz" festmachen will. Mit anderen Worten, welche Größe ist hier normalverteilt? Bei der Körpergröße gibt es einen Mittelwert der Grundgesamtheit und eine Standardabweichung, aber in diesem Fall gibt es doch nur zwei Zustände: "straffällig" und "nicht straffällig". Ab welcher Abweichung liegt hier also Signifikanz oder gar Hochsignifkanz vor? |
Naja, beim einfachen T-Test untersuchst Du den Zusammenhang zwischen einer dichotomen Variablen (Gruppenzugehörigkeit) und einer normalverteilten Variablen. Aber es ist natürlich genauso möglich den Zusammenhang zwischen zwei dichotomen Variablen auf statistische Signifikanz zu prüfen. Man muss nur eine geeignete Prüfstatistik finden und ihre Verteilung bestimmen:
http://www.lumrix.de/medizin/medizinstatistik/vierfeldertest.html
_________________ posted by Babyface
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caballito zänkisches Monsterpony
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary
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(#1571743) Verfasst am: 15.11.2010, 17:19 Titel: |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | 3 Promille Abweichung, das ist natürlich hochsignifikant! |
Es geht nicht um diese 3 Promille, sondern um die 4,6 Prozent bei der Frage nach nicht entdeckten (!) Kaufhausdiebstählen.
_________________ Die Gedanken sind frei.
Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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caballito zänkisches Monsterpony
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary
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(#1571746) Verfasst am: 15.11.2010, 17:24 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Also, wenn die Studie nicht einfach lügt bei ihren Rechnungen ist der Zusammenhang zwischen Konfessionslosigkeit und Verurteilung vor einem Gericht immerhin signifikant auf dem 5 % Niveau. Die Stärke des Einflusses (3 %) ist nicht gleich der Signifikanz! Der Vorschlag von Telliamed wurde angeblich bereits geprüft, und der Ost-West-Unterschied hat demnach keine signifikanten Einflüsse und es verändert sich auch nichts an dem Einfluss der Konfessionslosigkeit, wenn man den Ost-West-Unterschied berücksichtigt. |
Was nichts daran ändert, dass in der Tabelle, wo das ganze nach verschiedenen Arten der Kriminalität aufgedröselt war, der einzige wirkliche Unterschied in der Spalte "Kaufhausdiebstahl" war, was zufälligerweise nun genau das Delikt war, bei dem danach gefragt wurde, ob man das schon mal gemacht habe, ohne dabei erwischt zu werden.
_________________ Die Gedanken sind frei.
Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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Keller last neoliberal standing and car of the year 1983!
Anmeldungsdatum: 30.11.2006 Beiträge: 1411
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(#1571899) Verfasst am: 15.11.2010, 21:20 Titel: |
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Ich halte das Studiendesign in diesem Punkt für unsinnig (ansonsten scheint sie mir beim Überfliegen in Ordnung zu sein, um das auch einmal festzustellen).
Der Anteil praktizierender Christen wird in der konfessionell gebundenen Kontrollgruppe signifikant höher sein, als bei den Konfessionslosen (klingt gaga, ist aber wichtig). Praktizierende Christen fühlen sich natürlich an christliche moralische Normen eher gebunden, als die Gruppe der Nichtchristen, die sowohl reine Taufscheinchristen als auch die Mehrheit der Konfessionslosen umfasst. Christlich-moralische Norm ist zum Beispiel auch das Verbot zu stehlen. Nun kenne ich keinen Kirchen- oder Christentumskritiker, der postuliert hätte, Christen stählen häufiger im Kaufhaus als Nichtchristen. Vielmehr sind es ja andere unangenehme Dinge, die man praktizierenden Christen anlastet.
Wenn also eine Gruppe mit einem signifikant höheren Anteil praktizierender Christen signifikant seltener stiehlt, als eine Gruppe mit niedrigem Anteil praktizierender Christen, ist das alles andere als überraschend.
Daraus abzuleiten, eine "christlichere" Gesellschaft sei eine lebenswertere, ist dagegen unzulässig, weil eben die unangenehmen Begleiterscheinungen, die häufig mit praktizierer Christlichkeit einhergeht, dabei ausgeblendet würden.
(Und meiner ganz persönlichen Meinung nach wiegen diese negativen Begleiterscheinungen ungleich schwerer als ein paar Kaufhausdiebstähle.)
Aus meiner Sicht würde lediglich eine Gegenüberstellung nicht praktizierender/ungläubiger Christen mit Konfessionslosen Sinn ergeben, um festzustellen, ob deren mutmaßlich religiöser geprägte Erziehung (etwa Religionsunterricht), ein Einflussfaktor hinsichtich späterer Kriminialität ist.
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Dissonanz Zeuge ANOVAs
Anmeldungsdatum: 24.03.2008 Beiträge: 3541
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(#1571905) Verfasst am: 15.11.2010, 21:23 Titel: |
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Keller hat folgendes geschrieben: | Ich halte das Studiendesign in diesem Punkt für unsinnig (ansonsten scheint sie mir beim Überfliegen in Ordnung zu sein, um das auch einmal festzustellen).
Der Anteil praktizierender Christen wird in der konfessionell gebundenen Kontrollgruppe signifikant höher sein, als bei den Konfessionslosen (klingt gaga, ist aber wichtig). Praktizierende Christen fühlen sich natürlich an christliche moralische Normen eher gebunden, als die Gruppe der Nichtchristen, die sowohl reine Taufscheinchristen als auch die Mehrheit der Konfessionslosen umfasst. Christlich-moralische Norm ist zum Beispiel auch das Verbot zu stehlen. |
Wenn sich jemand einer als moralisch gut geltenden Gruppe zugehörig fühlt hat er weniger den Eindruck, dass er sich anstrengen müsste. Es gibt sozialpsychologische Studien, bei denen sich rausstellte, dass Menschen, wenn sie irgendwas Gutes machen oder sie irgendwie als was Gutes dargestellt wurden mitunter dazu neigen, sich danach ein paar Sünden mehr zu erlauben.
_________________ -Brother Broadsword of Warm Humanitarianism
"In other words, the cultures have been subjected to as careless handling as if in the hands of a somewhat below par student assistant, but they have survived."
-H. W. Chalkley in Science, Vol. LXXI, No. 1843
You can't spell Discord without Disco.
-frypoddie
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26518
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1571908) Verfasst am: 15.11.2010, 21:35 Titel: |
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Keller hat folgendes geschrieben: | Ich halte das Studiendesign in diesem Punkt für unsinnig (ansonsten scheint sie mir beim Überfliegen in Ordnung zu sein, um das auch einmal festzustellen).
Der Anteil praktizierender Christen wird in der konfessionell gebundenen Kontrollgruppe signifikant höher sein, als bei den Konfessionslosen (klingt gaga, ist aber wichtig). Praktizierende Christen fühlen sich natürlich an christliche moralische Normen eher gebunden, als die Gruppe der Nichtchristen, die sowohl reine Taufscheinchristen als auch die Mehrheit der Konfessionslosen umfasst. Christlich-moralische Norm ist zum Beispiel auch das Verbot zu stehlen. Nun kenne ich keinen Kirchen- oder Christentumskritiker, der postuliert hätte, Christen stählen häufiger im Kaufhaus als Nichtchristen. Vielmehr sind es ja andere unangenehme Dinge, die man praktizierenden Christen anlastet.
Wenn also eine Gruppe mit einem signifikant höheren Anteil praktizierender Christen signifikant seltener stiehlt, als eine Gruppe mit niedrigem Anteil praktizierender Christen, ist das alles andere als überraschend.
Daraus abzuleiten, eine "christlichere" Gesellschaft sei eine lebenswertere, ist dagegen unzulässig, weil eben die unangenehmen Begleiterscheinungen, die häufig mit praktizierer Christlichkeit einhergeht, dabei ausgeblendet würden.
(Und meiner ganz persönlichen Meinung nach wiegen diese negativen Begleiterscheinungen ungleich schwerer als ein paar Kaufhausdiebstähle.)
Aus meiner Sicht würde lediglich eine Gegenüberstellung nicht praktizierender/ungläubiger Christen mit Konfessionslosen Sinn ergeben, um festzustellen, ob deren mutmaßlich religiöser geprägte Erziehung (etwa Religionsunterricht), ein Einflussfaktor hinsichtich späterer Kriminialität ist. |
Dass ich wenn ich nach einer grupenspezifischen Moral frage, innerhalb der Gruppe eine höhere Moral erwarten kann als außerhalb, ist in der Tat ein Selbstgänger.
Wieso allerdings nun gerade "Du sollst nicht stehlen" spezifisch christlich sein soll, erschließt sich mir nicht so ganz. In welchen Gruppen ist Stehlen denn erlaubt?
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Keller last neoliberal standing and car of the year 1983!
Anmeldungsdatum: 30.11.2006 Beiträge: 1411
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(#1571932) Verfasst am: 15.11.2010, 22:18 Titel: |
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fwo hat folgendes geschrieben: | Keller hat folgendes geschrieben: | Ich halte das Studiendesign in diesem Punkt für unsinnig (ansonsten scheint sie mir beim Überfliegen in Ordnung zu sein, um das auch einmal festzustellen).
Der Anteil praktizierender Christen wird in der konfessionell gebundenen Kontrollgruppe signifikant höher sein, als bei den Konfessionslosen (klingt gaga, ist aber wichtig). Praktizierende Christen fühlen sich natürlich an christliche moralische Normen eher gebunden, als die Gruppe der Nichtchristen, die sowohl reine Taufscheinchristen als auch die Mehrheit der Konfessionslosen umfasst. Christlich-moralische Norm ist zum Beispiel auch das Verbot zu stehlen. Nun kenne ich keinen Kirchen- oder Christentumskritiker, der postuliert hätte, Christen stählen häufiger im Kaufhaus als Nichtchristen. Vielmehr sind es ja andere unangenehme Dinge, die man praktizierenden Christen anlastet.
Wenn also eine Gruppe mit einem signifikant höheren Anteil praktizierender Christen signifikant seltener stiehlt, als eine Gruppe mit niedrigem Anteil praktizierender Christen, ist das alles andere als überraschend.
Daraus abzuleiten, eine "christlichere" Gesellschaft sei eine lebenswertere, ist dagegen unzulässig, weil eben die unangenehmen Begleiterscheinungen, die häufig mit praktizierer Christlichkeit einhergeht, dabei ausgeblendet würden.
(Und meiner ganz persönlichen Meinung nach wiegen diese negativen Begleiterscheinungen ungleich schwerer als ein paar Kaufhausdiebstähle.)
Aus meiner Sicht würde lediglich eine Gegenüberstellung nicht praktizierender/ungläubiger Christen mit Konfessionslosen Sinn ergeben, um festzustellen, ob deren mutmaßlich religiöser geprägte Erziehung (etwa Religionsunterricht), ein Einflussfaktor hinsichtich späterer Kriminialität ist. |
Dass ich wenn ich nach einer grupenspezifischen Moral frage, innerhalb der Gruppe eine höhere Moral erwarten kann als außerhalb, ist in der Tat ein Selbstgänger.
Wieso allerdings nun gerade "Du sollst nicht stehlen" spezifisch christlich sein soll, erschließt sich mir nicht so ganz. In welchen Gruppen ist Stehlen denn erlaubt?
fwo |
Ich sehe dies weniger als Gruppen-, denn als individuelle Angelegenheit. Wenn ich als Individuum von der Sinnhaftigkeit eines Ge- oder Verbots überzeugt bin, werde ich eher bereit sein, dies in der Praxis zu befolgen, als wenn ich lediglich Sanktionen fürchte, bzw. Vorteile erhoffe.
Ich persönlich bin überzeugt davon, dass es falsch ist, zu stehlen (wobei im Einzelfall Ausnahmen zu rechtfertigen wären). Ich würde also auch dann wohl nicht stehlen, wenn ich keine Sanktionen zu fürchten hätte. Dagegen bin ich von der Sinnhaftigkeit des generellen Verbots, mit Marihuana zu handeln, nicht überzeugt. Es ist also lediglich die Angst vor Strafverfolgung, die mich daran hindert, einen Marihuanahandel im großen Stil aufzuziehen.
Parallel dazu wird die Mehrheit der praktizierenden Christen davon überzeugt sein, dass es falsch ist, zu stehlen, weil dies in ihrer Religion explizit so verkündet wird. Dagegen dürfte der Anteil unter den konfessionierten, aber nicht gläubigen "Christen", die zwar nicht bestohlen werden wollen, aber durchaus stehlen könnten, ziemlich genau so hoch sein, wie unter den Konfessionslosen.
Selbstverständlich funktioniert das nicht nur mit Christen, sondern man könnte vermutlich eine ganze Reihe von Gruppierungen aus der Grundgesamtheit herausfiltrieren, deren Mitglieder individuell (!) weniger bereit sind, zu stehlen, als die Vergleichsgruppe.
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26518
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1572024) Verfasst am: 16.11.2010, 01:08 Titel: |
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Keller hat folgendes geschrieben: | .....
Ich sehe dies weniger als Gruppen-, denn als individuelle Angelegenheit. Wenn ich als Individuum von der Sinnhaftigkeit eines Ge- oder Verbots überzeugt bin, werde ich eher bereit sein, dies in der Praxis zu befolgen, als wenn ich lediglich Sanktionen fürchte, bzw. Vorteile erhoffe.
Ich persönlich bin überzeugt davon, dass es falsch ist, zu stehlen (wobei im Einzelfall Ausnahmen zu rechtfertigen wären). Ich würde also auch dann wohl nicht stehlen, wenn ich keine Sanktionen zu fürchten hätte. Dagegen bin ich von der Sinnhaftigkeit des generellen Verbots, mit Marihuana zu handeln, nicht überzeugt. Es ist also lediglich die Angst vor Strafverfolgung, die mich daran hindert, einen Marihuanahandel im großen Stil aufzuziehen.
Parallel dazu wird die Mehrheit der praktizierenden Christen davon überzeugt sein, dass es falsch ist, zu stehlen, weil dies in ihrer Religion explizit so verkündet wird. Dagegen dürfte der Anteil unter den konfessionierten, aber nicht gläubigen "Christen", die zwar nicht bestohlen werden wollen, aber durchaus stehlen könnten, ziemlich genau so hoch sein, wie unter den Konfessionslosen.
Selbstverständlich funktioniert das nicht nur mit Christen, sondern man könnte vermutlich eine ganze Reihe von Gruppierungen aus der Grundgesamtheit herausfiltrieren, deren Mitglieder individuell (!) weniger bereit sind, zu stehlen, als die Vergleichsgruppe. |
Klingt nicht schlecht, aber ich halte es vom Konzept für zu intelllekuell, um wirklich einen Einfluss auf die gesellschaftliche Realität in Sachen Moral zu haben. Was Du da betrachtest, sind Rationalisierungen des Verhaltens und nicht seine Grundlagen - die werden eher durch Beispiel als durch das Erzählen/Erklären von Regen gesetzt.
Ich kann mir zwar auf der einen Seite vorstellen, dass das Konstrukt Gott die Tradition von Normen grundsätzlich erleichtert, auf der anderen Seite habe ich da gerade bei "Du sollst nicht stehlen" meine Bedenken - auch wenn ich die im Moment nicht formulieren kann.
Ich vermute eher Abhängigkeiten als Ursache dieser Unterschiede wie Anonymisierung und Individualisierung im städtischen Bereich oder auch im Norden, in dem der 2. Weltkrieg städtische Strukturen durch das in der Fläche wirksamere Bombardement stärker zerstört hat als im Süden. Das und nicht nur eine evtl. vorhandene größere Toleranz der Evangelen dürfte auch der Grund dafür sein, dass Kirchenaustritte im Norden leichter fielen und fallen als im Süden der Republik, womit wir auch gleichzeitig einen stärkeren Anteil an konfessionell ungebundenen Menschen bekommen.
Das war jetzt ein Modell, das ich zwar für möglich, aber nicht unbedingt für wahr halte. Es sollte nur vorstellen, was ich mit Abhängigkeiten meinte.
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1572043) Verfasst am: 16.11.2010, 03:07 Titel: |
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caballito hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: | Also, wenn die Studie nicht einfach lügt bei ihren Rechnungen ist der Zusammenhang zwischen Konfessionslosigkeit und Verurteilung vor einem Gericht immerhin signifikant auf dem 5 % Niveau. Die Stärke des Einflusses (3 %) ist nicht gleich der Signifikanz! Der Vorschlag von Telliamed wurde angeblich bereits geprüft, und der Ost-West-Unterschied hat demnach keine signifikanten Einflüsse und es verändert sich auch nichts an dem Einfluss der Konfessionslosigkeit, wenn man den Ost-West-Unterschied berücksichtigt. |
Was nichts daran ändert, dass in der Tabelle, wo das ganze nach verschiedenen Arten der Kriminalität aufgedröselt war, der einzige wirkliche Unterschied in der Spalte "Kaufhausdiebstahl" war, was zufälligerweise nun genau das Delikt war, bei dem danach gefragt wurde, ob man das schon mal gemacht habe, ohne dabei erwischt zu werden. |
Wenn ich das nachschaue, stimmt das. Ich habe die Studie noch nicht so im Detail angeguckt, aber das mach ich wahrscheinlich noch. Ich muss eh sowas für die Uni erledigen
Deine Anmerkung ist mehr oder weniger richtig, allerdings steht in der Tabelle auch, dass Konfessionslosigkeit auch mit 0,3 % mit Gewaltdelikten korreliert, was immerhin noch auf dem 10-%-Niveau (laut Studienangaben) signifikant ist. Die Anmerkung, dass das Alter hier nicht gegengeprüft wurde, könnte hier die Erklärung liefern, da muss ich mir die Studie nochmal genauer ansehen, inwieweit sie das Alter berücksichtigt. Insgesamt gibt die Studie aber tatsächlich nicht viel her und sollte die Frage zu Kaufhausdiebstählen tatsächlich so anders formuliert sein, wäre der Schluss der Studie schon ein wenig fahrlässig.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#1572045) Verfasst am: 16.11.2010, 03:36 Titel: Re: Bertelsmann-Stiftung diffamiert Konfessionslose als weniger moralisch |
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Die Mitgliedschaft in einer Amtksirche bedeutet entweder, dass man bewusst Mitglied in einer Gemeinschaft ist, die sich mit Fragen der Ethik und Moral beschäftigt, oder man hat andere Gründe Mitglied zu sein, man arbeitet z.B. im sozialen Bereich und kann sich einen Kirchenaustritt beruflich nicht leisten. Oder man traut sich einfach nicht, aus der Kirche auzutreten, weil sich das nicht gehört und weil man nicht zu den Menschen gehört, die etwas tun, was sich nicht gehört.
Die Nichtmitgliedschaft in einer Amtskirche kann bedeuten, dass jemand bewusst konfessionlos, säkular, atheistisch, agnostisch, humanistisch usw. eingestellt ist, aber sie kann auch einfach nur bedeuten, dass jemand sagt : "Für so einen Scheiss gebe ich kein Geld aus und lasst mich einfach mit diesem Gesülze in Ruhe." Viele Menschen, die sich nicht für Religion interessieren, interessieren sich auch nicht für die Alternativen. Für die ist ein IBKA-Infostand genauso kurios wie eine evangelikaler Missionsbus. Wen interessiert das schon?
Uns interessiert es, weil irgend ein Idiot immer die Apatheisten mit den Atheisten verwechselt
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Dissonanz Zeuge ANOVAs
Anmeldungsdatum: 24.03.2008 Beiträge: 3541
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(#1572062) Verfasst am: 16.11.2010, 09:34 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: |
Deine Anmerkung ist mehr oder weniger richtig, allerdings steht in der Tabelle auch, dass Konfessionslosigkeit auch mit 0,3 % mit Gewaltdelikten korreliert, was immerhin noch auf dem 10-%-Niveau (laut Studienangaben) signifikant ist |
0,3% Korrelation?
Ist das Varianzaufklärung (r²) oder was?
Und 10%-Niveau bei einer Stichprobe von N=mehrere Hundert.. Lächerlich. In meiner Bachelorarbeit wurden bei ~110 Leuten die Korrelationen auf dem 0,0schießmichtot-Niveau, welches das Programm wegen Rundung nicht mehr angezeigt hat, signifikant. (Na gut, einige auch auf 0,1%-Niveau. Und die ganz Schwachen auf 5%.) Die hatten ein N>1000? Und nennen etwas auf 10%-Niveau bedeutsam? Was sind das, Wirtschaftswissenschaftler?
_________________ -Brother Broadsword of Warm Humanitarianism
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-H. W. Chalkley in Science, Vol. LXXI, No. 1843
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-frypoddie
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Zverov häßlich
Anmeldungsdatum: 05.05.2006 Beiträge: 282
Wohnort: Ravensburg
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(#1572074) Verfasst am: 16.11.2010, 09:56 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | [...] allerdings steht in der Tabelle auch, dass Konfessionslosigkeit auch mit 0,3 % mit Gewaltdelikten korreliert, was immerhin noch auf dem 10-%-Niveau (laut Studienangaben) signifikant ist. Die Anmerkung, dass das Alter hier nicht gegengeprüft wurde, könnte hier die Erklärung liefern, da muss ich mir die Studie nochmal genauer ansehen, inwieweit sie das Alter berücksichtigt. [...] |
Das mit dem Alter hatte ich mich auch schon gefragt. Der Anteil von Kirchenmitgliedern düfte ja bei den Rentnern höher sein als bei Jugendlichen. Das hat bestimmt irgendeinen Einfluß, aber ich habe keinen Ahnung welchen. Rentner hatten natürlich mehr Zeit, etwas anzustellen, aber vielleicht werden heute Gewalttaten auch häufiger angezeigt als vor 40, 50 Jahren?
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1572089) Verfasst am: 16.11.2010, 10:15 Titel: |
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Die Studie hat ein Literaturverzeichnis. So etwas schaue ich mir, wenn vorhanden, immer genau an, um Aufschlüsse über die vorherrschende Denkweise zu erhalten. Das brauchen gar keine Wälzer zu sein. Dann schaut man in den GKV, was so ein Autor sonst noch geschrieben hat.
Neben amerikanischen Lesestoffs ist es hier ein Aufsatz des gewichtigen Kriminologen Hans-Jürgen Kerner (geb. 1943), der aufmerken lässt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hans-J%C3%BCrgen_Kerner
Hans-Jürgen Kerner: Religiosität als Religionsprophylaxe? In: Brauchen Kinder Religion? Weinheim 2005, S. 36-65.
Der Mann sitzt in Tübingen, wo auch H. Däubler-Gmelin u.a. berühmte Leute waren.
Würde der Mann in Greifswald oder Frankfurt/Oder sitzen, wäre eine andere Tendenz drin. Zwar wurden die meisten Lehrstuhlinhaber nach 1990 dorthin verpflanzt. Die Umgebung hätte aber noch andere Überlegungen einfließen lassen.
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