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Kindergartenvertrag. Seufz.
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Kival
Profeminist Ghost



Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#1864183) Verfasst am: 04.09.2013, 12:17    Titel: Re: Kindergartenvertrag. Seufz. Antworten mit Zitat

beefy hat folgendes geschrieben:
Zitat:

Was passiert, wenn ein Kindergärtner zu meiner Tochter sagt: "Setz den Hut auf!" ?

Sie wird fragen, warum sie das machen soll. Mögliche Antworten:

- "Weil ich das sage." Gute Antwort, führt aber zu einem Authoritätsgerangel. Pures Gift, wenn die Authorität nicht faktisch unterfüttert ist.
- "Weil alle Kinder einen Hut aufhaben". Möglicherweise wirksam, aber ganz fürchterlicher Kollektivismus. Sicherlich kein Konzept, das man Kindern nahebringen sollte.
- "Weil du sonst einen Sonnenbrand kriegst." - Das wäre gelogen, im September.



Das sind doch einfach nur Vorwürfe


Ich denke eher ein Missverständnis. zwinkern
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"A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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beefy
Be Vieh



Anmeldungsdatum: 24.09.2008
Beiträge: 5590
Wohnort: Land der abgehärteten Seelen

Beitrag(#1864201) Verfasst am: 04.09.2013, 12:57    Titel: Re: Kindergartenvertrag. Seufz. Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
beefy hat folgendes geschrieben:

Zitat:

Ich persönlich denke, man braucht Kinder nicht zu erziehen, sie machen einem ohnehin alles nach. Erziehen ist Selbsterziehung, weil Kinder einem nur den Spiegel vorhalten.

Immer und immer wieder höre ich, Kinder bräuchten Grenzen. Das kommt meist von Leuten, die nicht gut darin sind, die Grenzen, die ihnen ihre Kinder setzen zu respektieren. Mein Ziel wäre eher, auch wenn es paradox klingt: "Ich mach was meine Tochter will, und sie macht, was ich will."


Reden wir gerade über dein erstes Kind ?


Es ist keineswegs so, dass es keine Eltern gibt, die das nicht recht erfolgreich gemacht hätten. Aber ich weiß nicht, ob wir die Antipädagogikdiskussionen wieder starten sollen, das gibt nur wieder böses Blut zwinkern



Schon klar, daß es bei manchen fruchten mag.Und die Anzahl der Kids wo es nach hinten losging kann man so auch erstmal nicht messen.

Ich denke als Elternteil muß man sich einfach damit abfinden daß es ein Unterschied ist was man alleine mit einem Kind machen kann und was mit einer Kindergruppe möglich ist.
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Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.
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Kival
Profeminist Ghost



Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#1864220) Verfasst am: 04.09.2013, 13:33    Titel: Re: Kindergartenvertrag. Seufz. Antworten mit Zitat

beefy hat folgendes geschrieben:
Und die Anzahl der Kids wo es nach hinten losging kann man so auch erstmal nicht messen.


Gut, das zu messen ist sowieso erstmal schwierig...

Zitat:
Ich denke als Elternteil muß man sich einfach damit abfinden daß es ein Unterschied ist was man alleine mit einem Kind machen kann und was mit einer Kindergruppe möglich ist.


Hm, ja, das natürlich schon. Man kann aber durchaus daran interessiert sein, einen sagen wir mal weniger autoritären Kindergarten zu finden (da gibt es halt solche und solche) - am besten ohne dass er gleich meint antiautorität wäre besser. zwinkern
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beefy
Be Vieh



Anmeldungsdatum: 24.09.2008
Beiträge: 5590
Wohnort: Land der abgehärteten Seelen

Beitrag(#1864223) Verfasst am: 04.09.2013, 13:43    Titel: Re: Kindergartenvertrag. Seufz. Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
beefy hat folgendes geschrieben:
Und die Anzahl der Kids wo es nach hinten losging kann man so auch erstmal nicht messen.


Zitat:
Ich denke als Elternteil muß man sich einfach damit abfinden daß es ein Unterschied ist was man alleine mit einem Kind machen kann und was mit einer Kindergruppe möglich ist.


Hm, ja, das natürlich schon. Man kann aber durchaus daran interessiert sein, einen sagen wir mal weniger autoritären Kindergarten zu finden (da gibt es halt solche und solche) - am besten ohne dass er gleich meint antiautorität wäre besser. zwinkern


Ich denke daß die derzeitige Kitasituation den Eltern oft nicht wirklich die Wahl lässt.
Aber zu Smallies Beruhigung:
Kinder können meist sehr gut zwischen Kita und zu Hause unterscheiden.Auch wenn die Regeln total unterschiedlich sind.Mir fällt da gerade die Geschichte von diesem Jungen ein....Traditionelle arabische Familie.Männer machen im Haushalt keinen Finger Krumm.Er auch nicht.....Aber in der Kita deckt er ohne Probleme den Tisch, räumt auf etc.....Ganz normal.
Kein Problem.Geschadet hat es ihm nicht.Auch jetzt macht er zu Hause noch keinen Finger krumm.
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esme
lebt ohne schützende Gänsefüßchen.



Anmeldungsdatum: 12.06.2005
Beiträge: 5667

Beitrag(#1864235) Verfasst am: 04.09.2013, 15:14    Titel: Re: Kindergartenvertrag. Seufz. Antworten mit Zitat

neune hat folgendes geschrieben:
caballito hat folgendes geschrieben:
esme hat folgendes geschrieben:


Was soll das aber heißen, wenn die anderen Eltern den Platz ebenso nötig haben, nur für weniger Stunden in der Woche?

Oder für weniger Stunden, in diesen aber nötiger?

Das kann alles sein. Praktisch aber nicht überprüfbar oder messbar. Da gilt die simple Annahme, das jemand der nur die halbe Buchungszeit nutzt den Platz nicht so nötig hat, wie jemand der die komplette Zeit nutzt. Wie würdest du etwas anderes auch überprüfen wollen? Ist eine Arbeitsstunde eines Managers wertvoller, als 2 Stunden einer Putzfrau oder 4 Stunden einer Hausfrau? Glatteis ich komme... zwinkern


Aha, du verteidigst ein sinnloses Kriterium, weil es "simpler" ist. Bist du auch für die Evaluationen im Unibereich zuständig?

Ist ja wurscht, was wir messen, Hauptsache, es kommt, eine Zahl heraus.
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Gunkl über Intelligent Design:
Da hat sich die Kirche beim Rückzugsgefecht noch einmal grandios verstolpert und jetzt wollen sie auch noch Haltungsnoten für die argumentative Brez'n, die sie da gerissen haben.
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beefy
Be Vieh



Anmeldungsdatum: 24.09.2008
Beiträge: 5590
Wohnort: Land der abgehärteten Seelen

Beitrag(#1864240) Verfasst am: 04.09.2013, 16:14    Titel: Re: Kindergartenvertrag. Seufz. Antworten mit Zitat

esme hat folgendes geschrieben:


Aha, du verteidigst ein sinnloses Kriterium, weil es "simpler" ist. Bist du auch für die Evaluationen im Unibereich zuständig?

Ist ja wurscht, was wir messen, Hauptsache, es kommt, eine Zahl heraus.


Offenbar ist es für die großen Anbieter der Dienstleistung aber nicht so sinnlos, sonst würden es nicht so gut wie alle so machen. Schulterzucken
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esme
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Anmeldungsdatum: 12.06.2005
Beiträge: 5667

Beitrag(#1864422) Verfasst am: 04.09.2013, 22:58    Titel: Re: Kindergartenvertrag. Seufz. Antworten mit Zitat

beefy hat folgendes geschrieben:
esme hat folgendes geschrieben:


Aha, du verteidigst ein sinnloses Kriterium, weil es "simpler" ist. Bist du auch für die Evaluationen im Unibereich zuständig?

Ist ja wurscht, was wir messen, Hauptsache, es kommt, eine Zahl heraus.


Offenbar ist es für die großen Anbieter der Dienstleistung aber nicht so sinnlos, sonst würden es nicht so gut wie alle so machen. Schulterzucken


DU sprachst bis jetzt davon, wer die "Dienstleistung" BRAUCHT, nicht ob beim Anbieter die Kasse stimmt. So macht es natürlich Sinn, vielen Dank für die Klarstellung, was du mit "Die Eltern haben es nicht so nötig" wirklich meinst.
_________________
Gunkl über Intelligent Design:
Da hat sich die Kirche beim Rückzugsgefecht noch einmal grandios verstolpert und jetzt wollen sie auch noch Haltungsnoten für die argumentative Brez'n, die sie da gerissen haben.
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smallie
resistent!?



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Beitrag(#1864432) Verfasst am: 04.09.2013, 23:56    Titel: Re: Kindergartenvertrag. Seufz. Antworten mit Zitat

beefy hat folgendes geschrieben:
Ich empfehle dir,daß für dein Bundesland gültige Bildungsprogramm kostenlos runterzuladen. (Bundesland+Bildungsprogram+Kita bei google eingeben)
Da erfährst du zumindest das, was mindestens von der Kita geleistet werden muß.

Uff. 500 Seiten!

Die ersten 80 Seiten sind gefährlich nahe an Gesülze. skeptisch Die konkreten Inhalte fand ich gut, überraschend gut. Falls das alles umgesetzt wird, dann sage ich staunend: Respekt!

Zum Beispiel:

Zitat:
"Den sachgerechten Umgang mit Werkzeugen und Werkbank üben."
"Aufbau eines Stromkreises"
"Bau eines Monochords"


Eigentlich wollte ich vieles davon selbst machen. Monochord hatte ich schon, in Billigvariante, man muß nur eine Saite oder ein Gummiband über eine Kante ziehen. Ein Lineal, das man an einer Kante verschiebt, geht auch. Aber mit der Fülle an Material, die das Bildungsprogramm in Kindergärten fordert, kann ich nicht mithalten.

Falls all dies Material dann auch wirklich vorhanden ist. Zum Beispiel wird ein Orff-Instrumentarium verlangt. Ich konnte im Kindergarten nur ein kleines Metall-Xylophon entdecken. Was nichts heißen muß, der Kindergarten ist immer noch im Bau und überall wuseln Handwerker herum.

Wenn die Leute im Kindergarten gut sind, und das Bildungsprogramm verinnerlicht haben, dann werden sie diese Gelegenheit, Menschen bei ihrer Arbeit zu sehen, gleich in ihren Ablauf einbauen.


beefy hat folgendes geschrieben:
Nebenbei ist etwas Grundwissen über die Entwicklung des Gehirns nach der Geburt vorteilhaft.(Stichwort anlegen von Verknüpfungen zu/in bestimmten Hirnarealen.Ist gerade im Zusammenhang mit frühkindlicher Bildung nicht uninteressant, wenn man Spiele die bestimmte Bildungsbereiche ansprechen sollen erfindet)

Würde mich interessieren, was du hier konkret meinst.

Wenn ich die Geschichte der Kognitionsforschung bei Kindern seit Piaget bis heute Revue passieren lasse, dann ist das eine Geschichte der systematischen Unterschätzung kindlicher Fähigkeiten.


beefy hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Ich persönlich denke, man braucht Kinder nicht zu erziehen, sie machen einem ohnehin alles nach. Erziehen ist Selbsterziehung, weil Kinder einem nur den Spiegel vorhalten.

Immer und immer wieder höre ich, Kinder bräuchten Grenzen. Das kommt meist von Leuten, die nicht gut darin sind, die Grenzen, die ihnen ihre Kinder setzen zu respektieren. Mein Ziel wäre eher, auch wenn es paradox klingt: "Ich mach was meine Tochter will, und sie macht, was ich will."


Reden wir gerade über dein erstes Kind ?

Eigentlich nicht. Ich hatte mal einen Sohn, der nicht meiner leiblicher war.

Kleiner Schwank:

ich war mal mit ihm unterwegs - er kann nicht recht alt gewesen sein, weil ich ihn auf dem Arm trug, also etwa zwei oder drei. Wir kamen an einem Schaufenster eines Photographen vorbei, ausgestellt war ein Akt, Mutter mit Kind. Er sagt: "Da, Baby" und wir bleiben stehen. Ich schau nicht aufs Baby, sondern woanders hin Pfeifen. Er nimmt mein Kinn und dreht meinen Kopf in Richtung des Babies mit den Worten: "Nein. Da Baby."

Seitdem denke ich mir: unterschätze niemals ein Kind.

Damals mußte ich mich mit mir selbst auseinandersetzen. Was geht in mir vor, wenn das Kind Dinge macht, die mir selbst als Kind verboten waren? Meine Schlußfolgerung damals war, daß meist das Kind recht hat und meine eigenen Prägungen falsch sind.


beefy hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Ich bin bisher immer gescheitert, wenn ich anderen, dieses Paradox nahelegen wollte.


Kann ich verstehen.

Auf den Arm nehmen


Zum Thema Hut möchte ich nochmal nachhaken, aber nicht mehr heute.
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smallie
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Beitrag(#1864433) Verfasst am: 05.09.2013, 00:02    Titel: Re: Kindergartenvertrag. Seufz. Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
@smallie

Ich verstehe deine Probleme gut, aber die Vorschriften und Verträge klingen ärger als es tatsächlich ist.

Gestern war erster Tag im Kindergarten. Ich war kurz dort. Die Leiterin meinte, "kommt's zwischen acht und neun, wie ihr halt aus dem Bett kommt."

Tsk. Das werde ich nie verstehen, wieso man eine Sache schriftlich vorschreibt, und etwas anderes mündlich sagt. skeptisch

Nur zwei Worte: kognitive Dissonanz.
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beefy
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Beitrag(#1864440) Verfasst am: 05.09.2013, 09:14    Titel: Re: Kindergartenvertrag. Seufz. Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:

Falls das alles umgesetzt wird, dann sage ich staunend: Respekt!



Ich geb mal einfach wieder, was mein persönlicher Eindruck ist.

Lt. der ganzen Bildungsstudien: Ja.Wird es.
Es wird jetzt auch an den Erzieherschulen gelehrt.

Aaaaber:

Das ganze zu verinnerlichen ( das erfordert ein komplettes umdenken in vielen Arbeitsbereichen.Für viele ist das sehr schwer) dauert lange.Und keine Kita hat genug kapazitäten um alle Erzieher jeweils für mehrere Wochen komplett freizustellen.In der Realität sieht das dann so aus, da einer einen Teilbereich lernt, und dann ans Team weiterleitet......Und wie das bei der stillen Post so läuft.....Wenn einer was nicht versteht oder nicht richtig zugehört hat - Pech gehabt.Und zwar alle.
Vater Staat erwartet letztendlich, daß das alles Privat angeeignet wird.Wie das in der Konsequenz aussieht kann man sich dann vorstellen.
Zusätzlich werden die Betreuungsschlüssel angehoben anstatt sie zu senken, damit man das ganze überhaupt gut umsetzen kann (Zuletzt vor kurzem mal eben die Anzahl der unter zweijährigen/Erzieher verdoppelt.Rechtsanspruch auf Betreuungsplatz garantieren und so.... )
Kurz:
Tolle Sache, aber bis sie richtig angelaufen ist werden noch einige Jahre vergehen.Und das liegt nicht nur an den Erziehern.


Zitat:
Würde mich interessieren, was du hier konkret meinst.

Wenn ich die Geschichte der Kognitionsforschung bei Kindern seit Piaget bis heute Revue passieren lasse, dann ist das eine Geschichte der systematischen Unterschätzung kindlicher Fähigkeiten.


Nur kurz weil es nicht mein Gebiet ist.
Beim Menschen und speziell beim kleinen Kind dessen Gehirn sich ja noch ausbildet werden für alles was ins Langzeitgedächniss wandert neue Verknüpfungen im Hirn angelegt.Ähnlich wie die Baumstruktur bei Computern.
Ziel der heutigen Kitabildungsarbeit ist es, möglichst viele Anknüpfungspunkte im Hirn anzulegen und den Lehrern gewissermaßen den Weg zu ebenen.D.h. weg von Spielen wie Steinzeittmemory und hin zur Projektarbeit, in der zwar so ein Memory vorkommen kann, aber in der auch gleichzeitig andere Hirnarreale angesprochen werden.
Wenn du also so etwas wie Lernspiele erfinden willst und gleichzeitig möchtest,daß sie auch woanders eingesetzt werden ist es ratsamm weg von dem einem Spielbrett zu kommen, und hin zu einem Projekt mit den Entsprechenden Lerninhalten zu gehen.Weg von der frontalen Lernsituation und hin zum erfahren der Lerninhalte mit allen Sinnen.
Es wird also davon ausgegangen daß es zu mehr führt, wenn ein Kind nicht nur daß Bild von einem Faustkeil mit Steinzeit assoziiert, sondern auch erfährt wie er sich anfühlt, wofür man ihn benutzen kann oder wie man ihn hergestellt hat.
Der Blick aufs ganze eben.....

Und das ist eben auch mMn. das Problem in der Umsetzung des neuen Bildungsprogrammes.
Projektarbeit gab es bisher noch nicht in der gewünschten Form an Kitas und Schulen (Ein ähnliches Programm gibt es auch für Grundschulen).Altgediente Erzieher und Lehrer haben damit offenbar teilweise Probleme.Einerseits weil sie es einfach mangels eigener Erfahrungen nicht besser wissen, andererseits aber auch, weil es die Qualität der bisherigen Arbeit hinterfragt.
Bis ein Umdenken in allen Bereichen eingezogen ist und bis die personellen Voraussetzungen zur tatsächlichen qualitativ hochwertigen Umsetzung eingeführt worden sind wird noch einige Zeit vergehen.Da liegen einfach noch zu viele Steine im Weg.
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beefy
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Beitrag(#1864441) Verfasst am: 05.09.2013, 09:19    Titel: Re: Kindergartenvertrag. Seufz. Antworten mit Zitat

esme hat folgendes geschrieben:
beefy hat folgendes geschrieben:
esme hat folgendes geschrieben:


Aha, du verteidigst ein sinnloses Kriterium, weil es "simpler" ist. Bist du auch für die Evaluationen im Unibereich zuständig?

Ist ja wurscht, was wir messen, Hauptsache, es kommt, eine Zahl heraus.


Offenbar ist es für die großen Anbieter der Dienstleistung aber nicht so sinnlos, sonst würden es nicht so gut wie alle so machen. Schulterzucken


DU sprachst bis jetzt davon, wer die "Dienstleistung" BRAUCHT, nicht ob beim Anbieter die Kasse stimmt. So macht es natürlich Sinn, vielen Dank für die Klarstellung, was du mit "Die Eltern haben es nicht so nötig" wirklich meinst.


Falsch.
Wir sprachen davon wie es ist ein Kind mit Bewilligung für 20 Stunden/Woche regelmäßig seltener zu bringen.Das ist also eine konzeptionelle Frage und keine Wirtschaftliche.

Aber da du mir jetzt hier sowas wie Geldgier vorwirfst spiele ich mal mit:
Wenn wir die reinen Privatkitas ohne Förderungen Staatlicherseits ausklammern (das können wir, da wir ja nur vom ganzen Rest reden ) dann wird es dir bestimmt trotzdem ein leichtes sein mir ein paar Kitaträger zu nennen die mit ihren Kitas tasächlich relevante Gewinne erzielen ohne Extrazahlungen der Eltern zu verlangen,Zu betrügen, ohne Erzieher weit unter Tarif zu bezahlen und ohne irgendwelche ungelernte zu beschäftigen.
Und damit jetzt nicht unterstellt wird daß mir das doch egal sei...Nein-ist es nicht.

Aber du hast naürlich auch recht.Ich bin tatsächlich der Meinung daß eine Kita soweit wirtschaftlich arbeiten muß, daß sie die Erzieher auch tariflich bezahlen kann.Denn wenn man Erzieher behandelt wie Dreck (siehe gesellschaftliches Ansehen und Bezahlung) dann wird man auch nur Dreck erhalten.Denn die guten werden den Job nicht lange machen, bzw ihn gar nicht erst erlernen.
Und es ist wirtschaftlich einfach extrem schwierig bis unmöglich, Betreuungszeiten von weniger als 20 Wochenstunden anzunehmen ohne irgendwelche Gesetze und Richtlinien zu verletzen und ohne irgendjemanden auszubeuten.
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smallie
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Anmeldungsdatum: 02.04.2010
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Beitrag(#1865452) Verfasst am: 09.09.2013, 20:46    Titel: Re: Kindergartenvertrag. Seufz. Antworten mit Zitat

beefy hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:

Falls das alles umgesetzt wird, dann sage ich staunend: Respekt!



Ich geb mal einfach wieder, was mein persönlicher Eindruck ist.

Lt. der ganzen Bildungsstudien: Ja.Wird es.
Es wird jetzt auch an den Erzieherschulen gelehrt.

Hab' mir letzte Woche den Kindergarten etwas genauer angeschaut und nach dem Material gesucht, das im Bildungsprogramm so reichlich erwähnt wird. Das Ergebnis war ernüchternd.

Eine Werkbank haben sie nicht. Vermutlich würden scharfe Sägen, Messer, Hobel und so weiter bei manchen versicherungstechnische Bedenken auslösen. Pfeifen Bei Musikinstrumenten siehts auch mau aus. Ganz besonders enttäuschend fand ich die vorhandenen Bücher. Im Bildungsplan ist "Sprache und Literacy" [sic!] ein eigenes, ausführliches Kapitel gewidmet.

Auszug:
Zitat:
Die Leseecke (oder "Bibliotheksraum") ist klar abgegrenzt und attraktiv gestaltet, sie wird zusammen mit den Kindern immer wieder neu gestaltet; es gibt einen kleinen Tisch mit Tonträgern und Kopfhörern; die Bücher sind für Kinder zugänglich; möglichst viele Gattungen sind vertreten: Bilderbücher, Sachbücher, Märchenbücher, Bücher mit längeren Geschichten, die in mehreren Sitzungen den (älteren) Kindern als Folge vorgelesen werden; Lexika; Zeitschrifte; eine oder zwei ganz große Bücher (fast so groß wie die Kinder); [...] die Kinder können täglich Bilderbücher nach Hause ausleihen [...]


"Täglich ausleihen", man höre! Nach einer Woche hätten die Kinder alle Bücher einmal durch. Unter Leseecke oder "Bibliotheksraum" stelle ich mir etwas umfangreicheres vor, als tatsächlich vorhanden ist - eine gute Grundausstattung würde noch nicht einmal ein Loch ins Budget reißen.

Alles in Allem habe ich den Eindruck, daß Papier hier sehr geduldig sein muß, soweit es diesen einen Kindergarten betrifft.

Ein Kollege mit einem gleich alten Kind hat anderes berichtet. Sie haben zwei Kindergärten vor Ort, einer macht die moderne Projektarbeit, wovon regelmäßig in der Zeitung berichtet wird. Im anderen "dürfen die Kinder spielen" - seine Worte. Sie haben sich für den Kindergarten entschieden, in denen Kinder spielen dürfen.

Das Thema "Spielkindergarten" vs. "Bildungskindergarten" wäre einen eigenen Thread wert. Mangels Erfahrung kann ich nichts dazu sagen. Außer einem: im Bildungsplan fehlt mir ein Absatz über den Umgang mit Kindern, die auf das Bildungsprogramm nicht anspringen und die lieber spielen würden. Mag sein, daß ich es in den fünfhundert Seiten nur überlesen habe. Sicher bin ich mir, daß ein Bildungsprogramm nach hinten losgehen kann, wenn es nicht spielerisch daherkommt.


beefy hat folgendes geschrieben:
Wenn du also so etwas wie Lernspiele erfinden willst und gleichzeitig möchtest,daß sie auch woanders eingesetzt werden ist es ratsamm weg von dem einem Spielbrett zu kommen, und hin zu einem Projekt mit den Entsprechenden Lerninhalten zu gehen.Weg von der frontalen Lernsituation und hin zum erfahren der Lerninhalte mit allen Sinnen.
Es wird also davon ausgegangen daß es zu mehr führt, wenn ein Kind nicht nur daß Bild von einem Faustkeil mit Steinzeit assoziiert, sondern auch erfährt wie er sich anfühlt, wofür man ihn benutzen kann oder wie man ihn hergestellt hat.

Ein guter Einwand. Frederic Vester spricht in seinem Buch Denken, Lernen, Vergessen von "Eingangskanälen".


beefy hat folgendes geschrieben:
Projektarbeit gab es bisher noch nicht in der gewünschten Form an Kitas und Schulen (Ein ähnliches Programm gibt es auch für Grundschulen).

Montessori vielleicht?


PS: Zu den Erziehungsmethoden aus dem Bayerischen Bildungs- und erziehungsplan kommt noch was, aber nicht mehr heute. Bin dieser Tage nicht in Schreiblaune.
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beefy
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Beitrag(#1865657) Verfasst am: 10.09.2013, 18:04    Titel: Re: Kindergartenvertrag. Seufz. Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:



PS: Zu den Erziehungsmethoden aus dem Bayerischen Bildungs- und erziehungsplan kommt noch was, aber nicht mehr heute. Bin dieser Tage nicht in Schreiblaune.


Denn warte ich mal mit dem antworten.
Nur erstmal soviel:Die Bildungsprogramme haben nichts mit den Lehrplänen von Schulen gemeinsam.Die Form der Umsetzung ist den Kitas überlassen.
Eine frei zugängliche Werkbank mit allem was man so braucht wäre für mich ein Hinderungsgrund bei der Kitasuche.Stichwort Verletzung der Aufsichtspflicht.....Versicherungstechnisch völlig normal.


Zitat:
Das Thema "Spielkindergarten" vs. "Bildungskindergarten" wäre einen eigenen Thread wert. Mangels Erfahrung kann ich nichts dazu sagen. Außer einem: im Bildungsplan fehlt mir ein Absatz über den Umgang mit Kindern, die auf das Bildungsprogramm nicht anspringen und die lieber spielen würden. Mag sein, daß ich es in den fünfhundert Seiten nur überlesen habe. Sicher bin ich mir, daß ein Bildungsprogramm nach hinten losgehen kann, wenn es nicht spielerisch daherkommt.


Dammich, wir reden von Kitas und nicht von Schulen.Natürlich wird da gespielt- Und zwar hauptsächlich.Und natürlich kommt das Bildungsprogramm fast nur spielerisch daher.Es ist kein Lehrplan der nach Zeitraum XY erfüllt sein muß sondern eher eine Hilfestellung dabei sich selbst bewußt zu machen, was Bildung vermitteln eigentlich ist, worauf geachtet werden sollte und daß es in vielem was man eh schon gemacht hat Ansätze gibt, an die man möglicherweise gar nicht gedacht hat.
z.B:
Alle meine Entchen
-Ist es ein simples Kinderlied?
-Ist es ein Kinderlied wo man auch noch sowas wie Tanz oder Choreografie mit unterbringen kann und wo man neben dem Sprachlernaspekten auch noch den kompletten Bewegungsaspekt unterbringt und Defizite/Begabungen erkennen kann um später daran weiter zu arbeiten ?
-Ein Ansatz für ein Projekt Wasservögel oder Gewässer unserer Umgebung oder was essen Tiere?

Es geht darum die Möglichkeiten die man hat zu erkennen und voll auszuschöpfen.

Was deine sonstige Kritik an Projektarbeit VS Spielen betrifft.
Versuche mal vom "Erwachsenenblick" wegzukommen.Sowas ist freiwillig.Und es richtet sich immer nach der Altersgruppe und grob nach der Faustregel für die Konzentrationsspanne (Alter x 2 = Zeit die ein Kind "voll konzentriert" sein kann).
Wenn das Projekt so gut und interessant ist daß die Kinder länger dranbleiben....So what?
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smallie
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Beitrag(#1865765) Verfasst am: 10.09.2013, 21:16    Titel: Re: Kindergartenvertrag. Seufz. Antworten mit Zitat

beefy hat folgendes geschrieben:
Eine frei zugängliche Werkbank mit allem was man so braucht wäre für mich ein Hinderungsgrund bei der Kitasuche.Stichwort Verletzung der Aufsichtspflicht.....Versicherungstechnisch völlig normal.

OK. Wie wär's mit Zugang zur Werkbank unter Aufsicht? Oder gibt das der Betreuungsschlüssel nicht her? Warum steht's dann im Bildungsplan?




Um mein Argument von oben fortzusetzen: wir trauen Kindern zu wenig zu.





Bilder aus: Gever Tulley: 5 dangerous things you should let your kids do [TED video]



beefy hat folgendes geschrieben:
Was deine sonstige Kritik an Projektarbeit VS Spielen betrifft.
Versuche mal vom "Erwachsenenblick" wegzukommen.Sowas ist freiwillig.

Meine Kritik war eher, daß der Bildungsplan das nicht ausdrücklich erwähnt. Wenn die Projektarbeit freiwillig ist, dann ist meine Befürchtung gegenstandslos.


beefy hat folgendes geschrieben:
Und es richtet sich immer nach der Altersgruppe und grob nach der Faustregel für die Konzentrationsspanne (Alter x 2 = Zeit die ein Kind "voll konzentriert" sein kann).

Minuten? Stunden?

Naturgemäß sind Kinder den ganzen Tag aufmerksam und konzentriert, außer man langweilt sie. Oder sie brauchen Schlaf.


beefy hat folgendes geschrieben:
Wenn das Projekt so gut und interessant ist daß die Kinder länger dranbleiben....So what?

Dann ist es gut und ich klatsche Beifall.
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fwo
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Beitrag(#1865772) Verfasst am: 10.09.2013, 21:27    Titel: Re: Kindergartenvertrag. Seufz. Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
....
Um mein Argument von oben fortzusetzen: wir trauen Kindern zu wenig zu.
....

Das kann man so allgemein nicht sagen. Bei meinen Zwergen im Waldkindergarten durfte geschnitzt werden.

fwo
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Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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astarte
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Beitrag(#1865780) Verfasst am: 10.09.2013, 21:52    Titel: Re: Kindergartenvertrag. Seufz. Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:

beefy hat folgendes geschrieben:
Und es richtet sich immer nach der Altersgruppe und grob nach der Faustregel für die Konzentrationsspanne (Alter x 2 = Zeit die ein Kind "voll konzentriert" sein kann).

Minuten? Stunden?

Naturgemäß sind Kinder den ganzen Tag aufmerksam und konzentriert, außer man langweilt sie. Oder sie brauchen Schlaf.

Stimmt nicht. Kinder im Alter von 5 – 7 Jahren haben im Schnitt eine Konzentrationsspanne bis 15 Min. Volle Konzentration.
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Tja
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beefy
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Beitrag(#1865822) Verfasst am: 11.09.2013, 09:27    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:

Wie wär's mit Zugang zur Werkbank unter Aufsicht?



Gut so.Aber das kann auch bedeuten daß es regelmäßige Termine für einen umgang mit Werkzeugen außerhalb der Einrichtung gibt.Das man beim Rundgang keine Werkbank sieht hat erstmal nicht zu bedeuten, daß nicht auch in diesem Bereich gearbeitet wird.


Zitat:
Oder gibt das der Betreuungsschlüssel nicht her?


Wenn du die Seite der Kitaaufsicht deines Bundeslands besuchst und dort dann nach Kita gründen suchst wirst du wahrscheinlich eine Excelltabelle finden mit dere Hilfe du die Schlüssel selbst herausfinden kannst.Hier ist mal die für Berlin

Ich würde aber davon abraten sie anzusehen, es macht nur wütend.

Stell dir einfach ne alltägliche Situation vor.
Du bist mit 20 Kids im Alter von 3-4 alleine, da dein Kollege nur halbtags arbeitet.Dabei ist noch ein Praktikant.
Könntest du dafür garantieren daß die beiden Kids an der Werkbank die sich an Stechspeiteln ausprobieren ausreichend beaufsichtigt sind während du gleichzeitig für die anderen da sein mußt um Streit zu schlichten, Hilfe beim Basteln zur Verfügung zu stellen, Bilder anzugucken, mit Eltern die Kernzeiten nicht beachten umzugehen (sorry *g) ,Dokumentationen zu schreiben oder für Dokumentationen zu beobachten und generell deine Aufmerksamkeit und Verfügbarkeit auch auf die übrigen 18 Kinder auszudehnen?

Zitat:
Warum steht's dann im Bildungsplan?


Der Bildungsplan ist kein Lehrplan.Man kann auch ohne Werkbank handwerkliche Fähigkeiten vermitteln.


Du solltest nie übersehen daß es zwei völlig verschiedene Dinge sind wenn ich oder du mit den eigenen Kids Sachen machen oder wir ihnen bestimmte Sachen erlauben/zutrauen und wenn sowas in einer Kitagruppe geschieht.Die beiden Kids mit den Messern sind da ein schönes Beispiel.Sowas geht.Aber es geht nicht in einem durchschnittlichen Kitagruppenraum.Wie würdest denn du als Vater reagieren, wenn zwei mit Messern üben und dein Kind weil es gerade mit anderen verkleiden gespielt hat und über den Saum des Umhangs stolpert und nun daß Messer im Oberschenkel hat?
Also ich als Vater würde erstmal nach einem Verantwortlichen suchen, der sowas überhaupt zugelassen hat.....

Meine persönliche Einschätzung ist zusätzlich auch die, daß der Bildungsplan nicht für "Fachfremde" geschrieben worden ist.Er setzt eine gewisses Hintergrundwissen und vor allem auch eine professionelle Vermittlung voraus.... (Das wird auch der Grund dafür sein warum man irgendwann feststellen wird, daß es viel besser hätte umgesetzt werden können. )

Zitat:

Meine Kritik war eher, daß der Bildungsplan das nicht ausdrücklich erwähnt. Wenn die Projektarbeit freiwillig ist, dann ist meine Befürchtung gegenstandslos.


Ich glaube mich zu erinnern daß überhaupt nichts konkretes zur Projektarbeit mit Kindern im Bildungsplan steht.Sie ist lediglich die logische Konsequenz.
Du kannst auch nicht verlangen daß in sowas erstmal für fachfremde bestimmte Dinge wie der Unterschied eines Projektes in Firma XY und einem Projekt im Zuge der pädagogischen Arbeit mit Kitakindern erklärt wird.


Zitat:
Minuten? Stunden?

Naturgemäß sind Kinder den ganzen Tag aufmerksam und konzentriert, außer man langweilt sie. Oder sie brauchen Schlaf.


Minuten.

Darum geht der Trend von reinen Lernspielen oder Frontalunterricht an den Schulen weg zu den "Hintertürlerninhalten" wie sie in der Projektarbeit vermittelt werden.Das führt einfach zu mehr wenn der Vermittelnde den Job gut macht....



fwo hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
....
Um mein Argument von oben fortzusetzen: wir trauen Kindern zu wenig zu.
....

Das kann man so allgemein nicht sagen. Bei meinen Zwergen im Waldkindergarten durfte geschnitzt werden.

fwo


Ja es gibt auch 1 Prozent Ausnahmen wie die Waldkitas, in denen der Erzieherschlüssel deutlich höher ist, in denen es naturgemäß weniger Ablenkungen für Erzieher und Kinder gibt und in denen gewiss auch keine Kiste mit Schnitzmessern zu jederzeitigen unbeaufsichtigten Verfügung rumsteht.


astarte hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:

beefy hat folgendes geschrieben:
Und es richtet sich immer nach der Altersgruppe und grob nach der Faustregel für die Konzentrationsspanne (Alter x 2 = Zeit die ein Kind "voll konzentriert" sein kann).

Minuten? Stunden?

Naturgemäß sind Kinder den ganzen Tag aufmerksam und konzentriert, außer man langweilt sie. Oder sie brauchen Schlaf.

Stimmt nicht. Kinder im Alter von 5 – 7 Jahren haben im Schnitt eine Konzentrationsspanne bis 15 Min. Volle Konzentration.


Richtig.Die Faustregel gilt nur für kleinere Kinder.
Und darum sagt der Gesetzgeber (zumindest bei mir im Städchen) auch, daß Kinder ab fünf Jahren eingeschult werden müssen.....Wir reden aber von Kitas. Das ist die Altersspanne 0,5 - 5 Jahre und da passt die Faustregel.Daß es sich mit zunehmenden Alter verlängert steht außer Frage, aber dann sind die Kids nicht mehr im Kindergarten und es kümmern sich andere drum, die dann natürlich altersentsprechend arbeiten (sollten).
Aber ich denke er meint Aufmerksamkeit generell.Und da hat er schon irgendwie recht.Sie wechselt ja nur oft, aber sie wird nicht weniger.
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astarte
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Beitrag(#1865832) Verfasst am: 11.09.2013, 10:34    Titel: Antworten mit Zitat

beefy hat folgendes geschrieben:

Richtig.Die Faustregel gilt nur für kleinere Kinder.
Und darum sagt der Gesetzgeber (zumindest bei mir im Städchen) auch, daß Kinder ab fünf Jahren eingeschult werden müssen.....Wir reden aber von Kitas. Das ist die Altersspanne 0,5 - 5 Jahre und da passt die Faustregel.Daß es sich mit zunehmenden Alter verlängert steht außer Frage, aber dann sind die Kids nicht mehr im Kindergarten und es kümmern sich andere drum, die dann natürlich altersentsprechend arbeiten (sollten).
Aber ich denke er meint Aufmerksamkeit generell.Und da hat er schon irgendwie recht.Sie wechselt ja nur oft, aber sie wird nicht weniger.

Ja, ich stimme dir ja zu. Es zeigt, dass die Erwartungen an die Konzentration wirklich voll bei einer Sache sitzen zu bleiben, oft zu hoch sind. Wenn also ein Kind mit Schnitzmesser arbeitet, kann man nicht erwarten, dass es länger so gut aufpassen kann. Es braucht dann Abwechslung, ne Pause, was anderes. Sonst gehts halt doch mal in den Finger.
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Tja
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esme
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Beitrag(#1865840) Verfasst am: 11.09.2013, 10:48    Titel: Antworten mit Zitat

Dieses "wir trauen Kindern zuwenig zu" versteckt die Tatsache, dass es sich immer um eine Risikoabwägung handelt. Es gibt Gesellschaften, in denen Babies überhaupt nichts "verboten" wird. Der Großteil der Erwachsenen trägt dort große Narben von Feuerunfällen.

Wenn man jedem Kind ein Messer gibt, dann wird es Verletzungen geben, auch schwere. Wenn man alle Kinder im Wald alleine herumlaufen lässt, dann wird es Verletzungen geben, auch schwere. Wenn man alle Kinder im Bett anbindet, dann wird es ebenfalls schwerwiegende Folgen geben.

Das gewählte Risiko ist ein Kompromiss und ich finde das schon in Ordnung, dass die öffentlichen Einrichtungen da ein bißchen unter der Durchschnittschmerzgrenze für Risiko liegen, sodass die Eltern, die das wollen, mit dem Kind dann daheim Kettensägenjonglieren üben müssen.

Meinen Neffen wurde bewegungsmäßig deutlich mehr zugetraut, als ich das getan hätte und sie sind motorisch wirklich sehr gut drauf. Auf der anderen Seite hat es eben schon gefährliche Situationen gegeben (beim Balkon interessiert hinunterschauen, bei der belebten Straße erst im letzten Moment den Roller abbremsen). Es ist unmöglich, da eine allgemein "richtige" Abwägung vorzunehmen.
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Gunkl über Intelligent Design:
Da hat sich die Kirche beim Rückzugsgefecht noch einmal grandios verstolpert und jetzt wollen sie auch noch Haltungsnoten für die argumentative Brez'n, die sie da gerissen haben.
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beefy
Be Vieh



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Beitrag(#1865875) Verfasst am: 11.09.2013, 12:02    Titel: Antworten mit Zitat

Man darf auch einen anderen Aspekt bei dieser Sache nicht außer Augen lassen:

Es gibt für die meisten "Einschränkungen" in der Kitaarbeit konkrete Gründe, die erstmal für den unbeteildigten nicht zu erkennen sind.
Oft gab es Gerichtsverhandlungen nach denen die Versicherungen und Träger dann konsequenzen gezogen haben.
Mir fällt da gerade ein Fall ein, den ich vor 2-3 Monaten gehört habe. (nix weltbewegenes, eigentlich eine Kleinigkeit aber bezeichnend).
Kita im Prenzelberg.Engagierte Eltern.Gerade die Eltern von Thorben-Marvin Schulze-Meyer bestehen darauf, daß viel Außenaktivitäten stattfinden.Als er sich dann die Jack Woolfskinjacke beim spielen eingerissen hat kam die Klage auf Schadenersatz gegen die Erzieherin.
Als Konsquenz haben sie dann (mMn. völlig unnötigerweise) im Vertrag darauf hingewiesen, daß Kleidung auch mal versaut werden kann, was dann natürlich wieder auf Verwunderung bei neuen Eltern stieß......

Genauso war es bei den Schnüren an Kleidung.Klar kann das einzelne Kind damit evtl. schon umgehen und selbst darauf achten.Aber es bleibt ein Restrisiko, und ich empfinde es als frech wenn dann Eltern meinen sowas sei Ok und das Risiko und vor allem auch das Tragen der Konsequenzen damit auf die Erzieher geschoben wird.
Wir leben in einem sehr klagefreundlichem Land.Für jemanden der mit Kindern arbeitet kann eine Klage wegen Verletzung der Aufsichtspflicht auch dann die Zerstörung der Karriere bedeuten, wenn sie unbegründet ist.Eltern sollten da zumindest verständniss haben wenn Erzieher versuchen sich gegen jeden denkbaren Scheiß abzusichern.
Das fängt eben bei kleinem Scheiß wie dem Kleidungsbeispiel an, geht über Dinge wie Aufsicht an der Werkbank und endet darin, daß z.B: heutzutage männlichen Erziehern geraten wird, in Situationen wo ein Gespräch auf Pillermann zu sprechen kommt sofort abzublocken, und erstmal eine (möglichst weibliche) Person als Zeugin dazuzuholen.
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caballito
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Beitrag(#1865914) Verfasst am: 11.09.2013, 13:37    Titel: Antworten mit Zitat

esme hat folgendes geschrieben:
Dieses "wir trauen Kindern zuwenig zu" versteckt die Tatsache, dass es sich immer um eine Risikoabwägung handelt.

Das Problem dürfte eher sein, das das allzuoft gerade nicht der Fall ist. Da werden keine Risiken abgewogen, sondern man versucht sich in vermeintlicher Risikovermeidung, natürlich unter Ausblendung derjenigen Risiken, die durch diese Riskovermeidungsstrategie erst hervorgebracht werden. Diese Überbehütung ist es wohl, die mit dem Ausdruck gemeint ist.

Dass es Risiken birgt, wenn Kinder mit Messern hantieren, bestreitet ja keiner. Nur kann die Lösung eben nicht darin bestehen, die Kinder von jeglichem Messer fernzuhalten, und sich dann zu wundern, wenn sie sich mit dem ersten Messer, dass sie doch in die Finger bekommen, erstmal selbstverstümmeln, weil sie keine Ahnung haben, was das seltsame Teil anrichten kann.
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smallie
resistent!?



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Beitrag(#1866027) Verfasst am: 11.09.2013, 20:50    Titel: Re: Kindergartenvertrag. Seufz. Antworten mit Zitat

Nochmal dazu, gestern fiel's unter den Tisch:

beefy hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Das Thema "Spielkindergarten" vs. "Bildungskindergarten" wäre einen eigenen Thread wert. Mangels Erfahrung kann ich nichts dazu sagen. Außer einem: im Bildungsplan fehlt mir ein Absatz über den Umgang mit Kindern, die auf das Bildungsprogramm nicht anspringen und die lieber spielen würden. Mag sein, daß ich es in den fünfhundert Seiten nur überlesen habe. Sicher bin ich mir, daß ein Bildungsprogramm nach hinten losgehen kann, wenn es nicht spielerisch daherkommt.


Dammich, wir reden von Kitas und nicht von Schulen.Natürlich wird da gespielt- Und zwar hauptsächlich.Und natürlich kommt das Bildungsprogramm fast nur spielerisch daher.

Das Thema "Verschulung" von Kindergärten ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Es taucht immer wieder mal in Zeitungen und Zeitschriften auf. Hier der erstbeste Suchmaschinentreffer:

Zitat:
Rettet das Freispiel! Plädoyer gegen die Verschulung des Kindergartens
Martin R. Textor


Insbesondere seit Verabschiedung von Bildungs- bzw. Orientierungsplänen seitens der zuständigen Länderministerien verändert sich die pädagogische Arbeit in vielen Kindertageseinrichtungen:

- In immer mehr Kindergärten werden von Wissenschaftlern entwickelte Programme oder "Koffer" eingesetzt, mit denen Kindern besondere Kompetenzen vermittelt werden sollen (z.B. im Bereich der mathematischen Bildung oder der Gewaltprävention).

- Für Kleingruppen werden immer häufiger besondere Angebote gemacht, z.B. genau vorgegebene Experimente.

- Immer häufiger wird auf die rasant ansteigende Zahl von "Rezeptbüchern" zurückgegriffen, in denen bestimmte "bildende" Aktivitäten mit Kindern - zumeist für bestimmte Altersgruppen - beschrieben werden.

- Immer öfters werden Arbeitsblätter eingesetzt, die manchmal von Schulen empfohlen werden. Die Kinder werden zunehmend und immer häufiger getestet bzw. systematisch beobachtet, um ihre "Leistung" auf verschiedenen Entwicklungsfeldern zu messen.

- In vielen Kindertageseinrichtungen werden ausgefeilte Förderprogramme für Teilgruppen der Kinder durchgeführt (z.B. für Migranten- oder "Schulkinder").

- In Bundesländern mit besonders umfangreichen Bildungsplänen, in denen beispielhaft bestimmte Aktivitäten beschrieben werden, werden diese "Wort für Wort" umgesetzt.

http://www.kindergartenpaedagogik.de/1681.html

Ob diese Kritik berechtigt ist, kann ich nicht sagen, aber sie ist keine Einzelmeinung.
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Hatiora
sukkulent



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Beitrag(#1866030) Verfasst am: 11.09.2013, 21:00    Titel: Antworten mit Zitat

caballito hat folgendes geschrieben:
Dass es Risiken birgt, wenn Kinder mit Messern hantieren, bestreitet ja keiner. Nur kann die Lösung eben nicht darin bestehen, die Kinder von jeglichem Messer fernzuhalten, und sich dann zu wundern, wenn sie sich mit dem ersten Messer, dass sie doch in die Finger bekommen, erstmal selbstverstümmeln, weil sie keine Ahnung haben, was das seltsame Teil anrichten kann.


Hmjam. Irgendwie waers mir lieber, mein hypothetisches Kind wuerde zuhause lernen, mit einem Messer umzugehen, und nicht im Kindergarten gleichzeitig mit sieben andere Kindern, die alle Messer in den Fingern haben....

Schon mal mitbekommen, wie das bei kleinen Kindern funktioniert?
Man sagt ihnen: "Nicht rumfuchteln...."
Fuenf Sekunden spaeter imitieren mindestens zwei die Laserschwertduell-Szene aus "Star Wars"...

Gruppendynamik und so...
Da kann ich die KiTa total verstehen, wenn sie sowas nicht im Programm haben.
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fwo
Caterpillar D9



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Beitrag(#1866045) Verfasst am: 11.09.2013, 21:30    Titel: Antworten mit Zitat

Hatiora hat folgendes geschrieben:
caballito hat folgendes geschrieben:
Dass es Risiken birgt, wenn Kinder mit Messern hantieren, bestreitet ja keiner. Nur kann die Lösung eben nicht darin bestehen, die Kinder von jeglichem Messer fernzuhalten, und sich dann zu wundern, wenn sie sich mit dem ersten Messer, dass sie doch in die Finger bekommen, erstmal selbstverstümmeln, weil sie keine Ahnung haben, was das seltsame Teil anrichten kann.


Hmjam. Irgendwie waers mir lieber, mein hypothetisches Kind wuerde zuhause lernen, mit einem Messer umzugehen, und nicht im Kindergarten gleichzeitig mit sieben andere Kindern, die alle Messer in den Fingern haben....

Schon mal mitbekommen, wie das bei kleinen Kindern funktioniert?
Man sagt ihnen: "Nicht rumfuchteln...."
Fuenf Sekunden spaeter imitieren mindestens zwei die Laserschwertduell-Szene aus "Star Wars"...

Gruppendynamik und so...
Da kann ich die KiTa total verstehen, wenn sie sowas nicht im Programm haben.

Scharfe Waffen werden selbstverständlich erst verteilt, nachdem die Kinder mit stumpfen, z. B. der AK 47 schon ein bisschen Erfahrung gesammelt haben. Und dann muss immer an alle gleichzeitig verteilt werden, damit die Chancengleichheit gewahrt bleibt ....

Soweit ich mich erinnere, gab es im Waldkindergarten nicht beliebig viele Messer (bis zu 5), und jeder, der eins benutzen wollte, bekam das erst, nachdem er sehr genau erzählen konnte, was er damit anstellen wollte und wurde beim ersten Mal sehr gründlich eingewiesen, wie ein Messer zu benutzen ist und wie nicht. Konnte ich zu Hause dann an bösen Korrekturrufen hören: "Papa, so darf man ein Messer gar nicht halten ...".

Und als sie in die Schule kamen, bekamen sie auch Taschenmesser, die natürlich nicht mit in die Schule durften. Aber ab einem Alter von ca 8 durften sie nachmittags selbst entscheiden, ob sie das mitnehmen oder nicht. Bis jetzt sind alle Finger noch dran.

In der Grundschule wurden sie in der AG einmal mit Messern eingewiesen und durften dann selbständig damit arbeiten. In der weiterführenden Schule darf ein Messer nicht ohne dauernde Aufsicht benutzt werden.
Aber wo es völlig albern wird: der kleinere ist jetzt 12 und die hatten ein Steinzeitprojekt in der Schule. Da wollte er ein "echtes" Steinzeitmesser (50mm Steinklinge mit Birkenpech und Bast in den Holzgriff eingelassen), das er sich in einem Museumsdorf vom Taschengeld gekauft hatte, vorführen und durfte es nicht mit in die Schule bringen .....

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Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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caballito
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Beitrag(#1866057) Verfasst am: 11.09.2013, 21:52    Titel: Antworten mit Zitat

Hatiora hat folgendes geschrieben:
caballito hat folgendes geschrieben:
Dass es Risiken birgt, wenn Kinder mit Messern hantieren, bestreitet ja keiner. Nur kann die Lösung eben nicht darin bestehen, die Kinder von jeglichem Messer fernzuhalten, und sich dann zu wundern, wenn sie sich mit dem ersten Messer, dass sie doch in die Finger bekommen, erstmal selbstverstümmeln, weil sie keine Ahnung haben, was das seltsame Teil anrichten kann.


Hmjam. Irgendwie waers mir lieber, mein hypothetisches Kind wuerde zuhause lernen, mit einem Messer umzugehen, und nicht im Kindergarten gleichzeitig mit sieben andere Kindern, die alle Messer in den Fingern haben....

Dir fällt aber schon auf, dass auch dein Ansatz beinhaltet, dass das Kind mit Messern umzugehen lernt, und eben nicht von Messern ferngehalten wird. Insofern sehe ich den Unterschied nicht zu dem, was ich geschrieben habe.
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Hatiora
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Beitrag(#1866097) Verfasst am: 12.09.2013, 01:14    Titel: Antworten mit Zitat

caballito hat folgendes geschrieben:

Dir fällt aber schon auf, dass auch dein Ansatz beinhaltet, dass das Kind mit Messern umzugehen lernt, und eben nicht von Messern ferngehalten wird. Insofern sehe ich den Unterschied nicht zu dem, was ich geschrieben habe.


Da das Thema hier ja eigentlich ist, was die KiTa generell leisten kann und was nicht, ist das schon ein Unterschied.
Es kommt auch auf die Gruppengroesse, auf die Erfahrung und Faehigkeiten der Erzieher an.
Und auch darauf, ob die Erzieher richtig einschaetzen koennen, wie clever und geschickt ein Kind ist.

Wenn ein Kindergarten (aus versicherungstechnischen und sonstigen Gruenden) darauf verzichtet, manche Sachen im Programm zu haben, kann ich das total gut nachvollziehen.

Wenn Eltern ihre Kinder zwanghaft von spitzen Gegenstaenden, Schmutz (!) und Umwelteinfluessen fernhalten, dann denk ich mir: Pillepalle

Meine Patenkinder gehen auf dem platten Land in einen Kindergarten.
Da braucht man sich keine Sorgen zu machen, dass das Freie Spiel zu kurz kommt, da die angebotenen Projekte freiwillig sind und manche Kinder so effektiv fast nie an irgendwelchen Bastelaktionen teilnehmen (ausser sie werden fuenf und es faellt auf, dass die Kids die Stifte nicht richtig halten koennen. Da wird dann eifrig nachgebessert wegen der Einschulung.. skeptisch ).
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caballito
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Beitrag(#1866151) Verfasst am: 12.09.2013, 11:19    Titel: Antworten mit Zitat

Hatiora hat folgendes geschrieben:

Wenn ein Kindergarten (aus versicherungstechnischen und sonstigen Gruenden) darauf verzichtet, manche Sachen im Programm zu haben, kann ich das total gut nachvollziehen.

Wenn Eltern ihre Kinder zwanghaft von spitzen Gegenstaenden, Schmutz (!) und Umwelteinfluessen fernhalten, dann denk ich mir: Pillepalle

Da sind wir uns ja grundsätzlich einig.

Aber ggf. können wir usn ja noch darüber streiten, inwieweit einige der Gründe, die da von außen auf KiTas einwirken, nicht ihrerseits eben einer solchen Überbehütungsmentalität entspringen. Natürlich versucht man, dafür zu sorgen, dass Kindern nichts ernstes passiert - aber Kinder verletzten sich nunmal, und Unfälle passieren. Wer schwimmt, kann ertrinken. Das ist nunmal so. Trotzdem ist es wichtig, schwimmen zu können. Denn wer es nicht kann, kann auch ertrinken ...

Es ist eine Sache, dass ein Erzieher nichts tut, wofür dann hinterher die Versicherung nicht zahlt und er womöglich noch strafrechtlich belangt wird. Eine völlig andere Sache ist es, wofür Versicherungen so nicht zahlen und wofür Erzieher womöglich strafrechtlich belangt werden. Dass die KiTa womöglich gar nicht anders kann, heißt ja nicht, dass da kein Problem ist.
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Hatiora
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Beitrag(#1866260) Verfasst am: 12.09.2013, 19:13    Titel: Antworten mit Zitat

caballito hat folgendes geschrieben:

Aber ggf. können wir usn ja noch darüber streiten, inwieweit einige der Gründe, die da von außen auf KiTas einwirken, nicht ihrerseits eben einer solchen Überbehütungsmentalität entspringen...


och nø, keine lust... zwinkern
da hast Du recht.
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smallie
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Beitrag(#1866776) Verfasst am: 15.09.2013, 11:42    Titel: Antworten mit Zitat

beefy hat folgendes geschrieben:
Meine persönliche Einschätzung ist zusätzlich auch die, daß der Bildungsplan nicht für "Fachfremde" geschrieben worden ist.Er setzt eine gewisses Hintergrundwissen und vor allem auch eine professionelle Vermittlung voraus...

Ein Bildungsplan sollte aber so geschrieben sein, daß auch ich als Fachfremder die wesentlichen Punkte verstehe.

Auch sollte der Plan Kriterien nennen, an denen sein Gelingen zu messen ist.

Die offizielle Version:

Zitat:
Der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan

Auf diese Weise fasst [der Plan] zusammen, was unter zeitgemäßer pädagogischer Arbeit zu verstehen ist, und bringt zum Ausdruck, was gute Tageseinrichtungen heute schon leisten.

Bayerischer Bildungs- und Erziehungsplan [PDF]


Deine inoffizielle Darstellung:

beefy hat folgendes geschrieben:
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Offensichtlich klaffen hier Anspruch und Wirklichkeit auseinander.


PS:

hab' noch mal zurückgelesen im Thread, wie wir auf das Thema Bildungsplan gekommen sind. Das war hier:

beefy hat folgendes geschrieben:
Ich empfehle dir,daß für dein Bundesland gültige Bildungsprogramm kostenlos runterzuladen. (Bundesland+Bildungsprogram+Kita bei google eingeben)
Da erfährst du zumindest das, was mindestens von der Kita geleistet werden muß.

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smallie
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Beitrag(#1866793) Verfasst am: 15.09.2013, 12:15    Titel: Antworten mit Zitat

esme hat folgendes geschrieben:
Dieses "wir trauen Kindern zuwenig zu" versteckt die Tatsache, dass es sich immer um eine Risikoabwägung handelt. Es gibt Gesellschaften, in denen Babies überhaupt nichts "verboten" wird. Der Großteil der Erwachsenen trägt dort große Narben von Feuerunfällen.

Da kenne ich eine andere Quelle. Jean Lidloff hat in The Continuum Concept nichts derartiges berichtet. Bei den Yequana im südamerikanischen Urwald spielen Kinder unbeaufsichtigt in der Nähe eines Feuers.

Ihr Argument, hier aus einem Interview, finde ich überzeugend:

Zitat:
Chris: You observed in the jungle that the children all had a very reliable sense of self-preservation.

Jean: All animals do! You don't try to prevent cows, or sheep or pussycats from falling. They don't trip over the edges of cliffs. We think that homo sapiens are the only ones stupid enough to do that. We don't trust our children not to walk into a fire, but we trust puppy dogs and kittens. The truth of the matter is that we're much better at preserving ourselves than we realize.

http://www.continuum-concept.org/reading/JFL-interview.html


esme hat folgendes geschrieben:
Wenn man jedem Kind ein Messer gibt, dann wird es Verletzungen geben, auch schwere. Wenn man alle Kinder im Wald alleine herumlaufen lässt, dann wird es Verletzungen geben, auch schwere. Wenn man alle Kinder im Bett anbindet, dann wird es ebenfalls schwerwiegende Folgen geben.

Ja, das sind die Pole, zwischen denen man abwägen muß.


esme hat folgendes geschrieben:
Das gewählte Risiko ist ein Kompromiss und ich finde das schon in Ordnung, dass die öffentlichen Einrichtungen da ein bißchen unter der Durchschnittschmerzgrenze für Risiko liegen, sodass die Eltern, die das wollen, mit dem Kind dann daheim Kettensägenjonglieren üben müssen.

Keine Einwände.
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