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Bravopunk
Sugoi Dekai :D



Anmeldungsdatum: 08.03.2008
Beiträge: 32557
Wohnort: Woanders

Beitrag(#1887653) Verfasst am: 03.12.2013, 08:43    Titel: Antworten mit Zitat

astarte hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:

Ja, aber manchmal hat man halt keine Wahl, wenn man z.B. mal wieder an einem Bahnhof für eine Stunde gestrandet ist und deshalb sein Mittagessen verpassen würde, isst man halt auch mal am Bahnhof was. Wobei ich da dann eher zu einem Asia-Imbiss gehen würde...

Jo klar. Aber hier wurde ja von Bravopunk sich über Leute, die ihr Brot mitnehmen und im Zug essen, mokiert.


Nein. So speziell bin ich nicht geworden. nee Ich schrieb nur, dass ich dieses Permanent-Gefresse nicht ausstehen kann. Genau so ist meine Plauze entstanden. Und wenn man andere essen sieht, kriegt man immer auch etwas Hunger. Ganz nebenbei, dass es mich anekelt, wie manche so ihre Nahrungsaufnahme gestalten. Ungustiöses im Blickfeld Da will ich generell nicht in der Nähe sein, wenn das passiert.

Gegen Brotmitnehmer im Speziellen hab ich nix. Ich will halt nur nicht dabei sein, wenn sie es auspacken. zwinkern
_________________
Das Begräbnis der Freiheit

Kaguya-hime

Kanashikute Yarikirenai

Ceterum censeo Russiam delendam esse!
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#1887668) Verfasst am: 03.12.2013, 09:50    Titel: Antworten mit Zitat

Ich finde das als Phänomen sich offenbar verändernder Lebensgewohnheiten interessant zu beobachten. Hat man noch vor 30 Jahren Leute gesehen, die während aller möglichen Verrichtungen eine Wasserflasche am Hals hatten oder zu anderen Gelegenheiten als einer Bergtour im Rucksack mit sich rumschleppten? Nein, hat man nicht. Daher ist ja zu vermuten, daß da andere Gründe dahinterstehen als rein physische Bedürfnisse, von denen wohl angenommen werden kann, daß sie sich in dieser Zeit nicht wesentlich verändert haben.

Ich sehe es eben auch als Erscheinungsform eines zunehmend unstetigen und allzeit mobilien, um nicht zu sagen: gehetzten Lebensstils, immerzu alles möglichen Dinge gleichzeitig zu tun: sich fortbewegen, fressen, saufen, in Internet rummachen, telefonieren usw. Und nein, ich halte diesen Trend sowohl für das individuelle als auch kollektive Wohlbefinden für keinen guten.
_________________
Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Dorian
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Anmeldungsdatum: 26.03.2013
Beiträge: 761

Beitrag(#1887676) Verfasst am: 03.12.2013, 10:02    Titel: Re: Du hast keine Wahl. Entscheide Dich! Antworten mit Zitat

Critic hat folgendes geschrieben:
Dorian hat folgendes geschrieben:
Das fand ich in einem anderen Forum. Unsere Welt ist eine Comedy- Bühne.

"Ich war bisher erst einmal bei Subway und habe mich bis auf die Knochen blamiert. Erst habe ich nicht verstanden, was der Kassierer von mir wollte, als er mich fragte, welches Brot ich möchte. Dann habe ich die Bestellung eines anderen Kundens versaut, weil ich davon ausging, angesprochen zu werden und bekam dann nicht auf die Kette, ordentliche Extras bzw. Saucen auszuwählen. Mir wurde das Bestellsystem nun erklärt. Nun möchte ich von euch wissen: Welche Kombinationen muss man ausprobieren? Was schmeckt besonders gut und was möchtet ihr weiter empfehlen? Ich bin echt aufgeschmissen gewesen, denn das Ladenprinzip kannte ich so gar nicht."


Die Wahlmöglichkeiten können eben auch nerven. Bekannt ist ja wohl die Äußerung nach so einer Latte von Optionen: "Ich möchte doch einfach nur Kaffee." (Ich will nicht mich nicht ständig entscheiden?!) Und selbst bei einem ordinären schwarzen Kaffee wird man dann noch unentwegt ausgefragt, ob der Becher "groß" (etwa wie ein Fingerhut), "supergroß" (normale Tasse) oder "king size" (Pott Kaffee) sein soll.

Und es gibt vielleicht auch das Gegenteil, so eine Geschichte aus der Werbung, wo einem "unechte Optionen" und Möglichkeiten präsentiert werden, die in Wirklichkeit so gar nicht vorhanden sind -- oder einen gar nicht soviel weiterbringen. Etwa, aus welchem Seitental des Kongo die Bohnen kommen sollen, ob sie von Indianerinnen handgepuhlt sein sollen. Anderes Beispiel die Aldi-Werbung für Computer, da ist der Arbeitsspeicher bestimmt schon seit zehn Jahren immer "groß" und die Festplatte "riesig". Selbst wenn das eigentlich ein ganz normales Gerät ist oder man schon vor fünf Jahren ein Gerät mit ähnlichen Dimensionen gekauft hat - und man seit Jahr und Tag immer mal an Grenzen stößt.

Was mich wieder auf den nächsten Punkt bringt: Festplatten haben beispielsweise geradezu eine natürliche Tendenz, im Laufe der Zeit überzulaufen, man kommt mit dem Wegbrennen auf DVDs kaum hinterher. Ich benutze zum Beispiel Online-Video- und Radiorecorder-Dienste (jaja, alles legal) und lade mir da Dinge runter, die ich mir zum Teil in Jahren nicht ansehe oder anhöre. Ich benutze auch eine elektronische Fernsehzeitung und suche mir damit schon aus, was ich mir so ansehen möchte, und bin beim Durchblättern auch schon auf interessante Sendungen gekommen, die mir ohne entgangen wären. Ich kann mir aber auch eine Auswahl von Kanälen anzeigen lassen, in der ich den ganzen Abend lesen könnte. Was man also nicht alles sehen oder hören oder lesen, was man alles machen könnte, dafür reicht die Zeit gar nicht aus. Aber man könnte sich ja mal dafür entscheiden, möchte sich jetzt gerade Film XY ansehen, der vor einem Jahr im Fernsehen lief (und möglicherweise schon dreimal wiederholt wurde), den man sich aufgehoben hat, um ihn sich in einer stillen Stunde mal anzusehen. Und die stille Stunde ist bis jetzt nicht gekommen. Die Frage wäre da also, brauche ich den Film dann überhaupt? Und: Ist auch das Ausdruck dieser Mentalität, daß man diese Möglichkeiten doch ganz gerne hätte (selbst wenn man sie nicht in Anspruch nimmt)?

Und schließlich: Wenn man das alles macht, diese Optionen nutzt, hat man dann noch Zeit und Energie, darüber - oder auch außerhalb dessen - zu reflektieren?



Mich erinnert das an einen Loriot- Dialog.

>>Berta: "Herrmann?"
Hermann: "Ja?"
Berta: "Was machst du da?"
Hermann: "Nichts!"
Berta: "Nichts? Wieso nichts?"
Hermann: "Ich mache nichts!"
Berta: "Gar nichts?"
Hermann: "Nein."
Berta: "Überhaupt nichts?"
Hermann: "Nein, ich sitze hier!"
Berta: "Du sitzt da?"
Hermann: "Ja."
Berta: "Aber irgendwas machst du doch!"
Hermann: "Nein."
Berta: "Denkst du irgendwas?"
Hermann: "Nichts besonderes."
Berta: "Es könnte ja nicht schaden, wenn du mal etwas spazieren gingest!"
Hermann: "Nein, nein."
Berta: "Ich bringe dir deinen Mantel!"
Hermann: "Nein, danke."
Berta: "Aber es ist zu kalt ohne Mantel!"
Hermann: "Ich geh ja nicht spazieren."
Berta: "Aber eben wolltest du doch noch!"
Hermann: "Nein, du wolltest, daß ich spazieren gehe!"
Berta: "Ich? Mir ist es doch völlig egal, ob du spazieren gehst!"
Hermann: "Gut." << usw, siehe hier: http://www.funparadies.de/Funwords/loriot.html

Die Frau wird hier zur Vertreterin der Gesellschaft. (An FeministInnen: Es ist zufällig die Frau, das hat mit dem Geschlecht nichts zu tun.)
Es ist verdächtig, wenn sich jemand nicht entscheidet. Das wird höchstens an dafür angewiesenen Orten zu akzeptierten Zeiten geduldet.
Etwa im Urlaub am Strand. Da ist immerhin der Konsum- Hintergrund gegeben. Urlaub ist teuer.
Im Alltag müssen wir Muße erklären. Im Gegensatz zur Dauerbeschäftigung.
"Können wir uns am Montag treffen?" ist z. B. eine Frage, die man nicht ungestraft einfach mit "Ja. Ich habe Zeit" beantwortet.
Üblich ist eher "Da passt es mir leider gar nicht" oder "Da muss ich erstmal nachgucken" oder "Also, am Montag gehe ich zum Arzt, dann hole ich das Auto aus der Werkstatt... usw."

Wir sind zu verschiedenen lebenslangen Strafen verurteilt: Beschäftigung, Konsum und Lernen.
Jugendliche wehren sich noch gegen die Vertreibung aus dem unproduktiven Paradies kindlicher Verantwortungslosigkeit.
Sie hängen ab, gehen schon mittags mit Bierflaschen durch die Stadt, feiern Endlos- Partys, welche die eigene Verwertungsmöglichkeit am nächsten Tag stark einschränken.
Schließlich entdecken sie die Wirkung von Konsumprodukten auf andere. Etwa auf das andere Geschlecht. Für den Erwerb möglichst neuer und damit teuerer Textilien, Elektronik oder gar
Fahrzeuge ist schließlich der Eintritt in das Laufrad der Erwerbsarbeit nötig. Dafür gilt es, alles zu lernen, was möglichst hoch honoriert wird. Die Entwicklung des eigenen kreativen Potentials ist dabei
zweitrangig. Die Zivilisations- Übungen und Rituale der Schule werden fortgesetzt. Man sitzt in geschlossenen Räumen und verhält sich gesellschaftlich kompatibel.
Hier vermischen sich nun echte Bedürfnisse, welche neben dem Erhalt des eigenen Körpers auch die Neugier auf das Leben beinhalten, mit Sekundär- Bedürfnissen.
Letztere weckt meist die Werbung. Probleme werden erfunden, um eine dafür geeignete Lösung zu verkaufen. Allein der Aufwand und die Abhängigkeiten, welche ein eigenes Auto mit sich bringen,
führt die Behauptung der Unabhängigkeit, Freiheit und des Zeit- Sparens durch ein Kraftfahrzeug ad absurdum.
Ein Auto ist auch ein idealer Entscheidungs- Lehrer. Durch die Scheibe nach vorn gesehen und durch den Rückspiegel ergänzt, drängen sich in rasender Folge Entscheidungszwänge auf.
Man wird nicht schneller, man legt nur weitere Strecken zurück. Selbst über Land zu fahren, durch die Natur, hat nicht mehr viel mit dem eigentlichen "Erfahren" zu tun.
Der Weg ist vorberechnet, die Straßen gut ausgeschildert. Es gilt nur noch, Zeit und Raum bis zum Erreichen des Ziels tot zu schlagen.
Dabei gibt es gar kein Ziel, denn hinter jedem Ziel lauert ein neues.
An dieser Stelle hat der Autor des Beitrags Lust auf einen Spaziergang. Bis demnächst.
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Dorian
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Anmeldungsdatum: 26.03.2013
Beiträge: 761

Beitrag(#1887685) Verfasst am: 03.12.2013, 10:16    Titel: Antworten mit Zitat

Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Ich finde das als Phänomen sich offenbar verändernder Lebensgewohnheiten interessant zu beobachten. Hat man noch vor 30 Jahren Leute gesehen, die während aller möglichen Verrichtungen eine Wasserflasche am Hals hatten oder zu anderen Gelegenheiten als einer Bergtour im Rucksack mit sich rumschleppten? Nein, hat man nicht. Daher ist ja zu vermuten, daß da andere Gründe dahinterstehen als rein physische Bedürfnisse, von denen wohl angenommen werden kann, daß sie sich in dieser Zeit nicht wesentlich verändert haben.

Ich sehe es eben auch als Erscheinungsform eines zunehmend unstetigen und allzeit mobilien, um nicht zu sagen: gehetzten Lebensstils, immerzu alles möglichen Dinge gleichzeitig zu tun: sich fortbewegen, fressen, saufen, in Internet rummachen, telefonieren usw. Und nein, ich halte diesen Trend sowohl für das individuelle als auch kollektive Wohlbefinden für keinen guten.


Durch entfremdete Arbeit entsteht innere Leere. Früher gab es das "Werken", man stellte Produkte her, die tatsächlich gebraucht wurden. Man war Schöpfer. Das war befriedigend.
Heute geht es hauptsächlich um die Quantität, das Erreichen vorgegebener Normen in der entsprechenden Norm- Zeit. Das nimmt uns in Besitz und höhlt uns aus.
Nun fressen wir solange, bis wir uns voll fühlen. Satt werden wir nie.
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Alchemist
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
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Beitrag(#1887696) Verfasst am: 03.12.2013, 11:04    Titel: Antworten mit Zitat

Bravopunk hat folgendes geschrieben:
astarte hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:

Ja, aber manchmal hat man halt keine Wahl, wenn man z.B. mal wieder an einem Bahnhof für eine Stunde gestrandet ist und deshalb sein Mittagessen verpassen würde, isst man halt auch mal am Bahnhof was. Wobei ich da dann eher zu einem Asia-Imbiss gehen würde...

Jo klar. Aber hier wurde ja von Bravopunk sich über Leute, die ihr Brot mitnehmen und im Zug essen, mokiert.


Nein. So speziell bin ich nicht geworden. nee Ich schrieb nur, dass ich dieses Permanent-Gefresse nicht ausstehen kann. Genau so ist meine Plauze entstanden. Und wenn man andere essen sieht, kriegt man immer auch etwas Hunger. Ganz nebenbei, dass es mich anekelt, wie manche so ihre Nahrungsaufnahme gestalten. Ungustiöses im Blickfeld Da will ich generell nicht in der Nähe sein, wenn das passiert.

Gegen Brotmitnehmer im Speziellen hab ich nix. Ich will halt nur nicht dabei sein, wenn sie es auspacken. zwinkern


ich kann das nachvollziehen. zwinkern
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Zoff
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Anmeldungsdatum: 24.08.2006
Beiträge: 21668

Beitrag(#1887697) Verfasst am: 03.12.2013, 11:05    Titel: Antworten mit Zitat

Dorian hat folgendes geschrieben:
(..)


Was für ein Quatsch. Argh
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44685

Beitrag(#1887712) Verfasst am: 03.12.2013, 11:57    Titel: Antworten mit Zitat

"Entfremdung" taugt als Kategorie zum Verständnis ökonomischer Prozesse kein Bisschen. Deshalb hat Marx den Begriff methodisch auch nur im Frühwerk zu entwickeln versucht und danach so gut wie nicht mehr benutzt.
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Dorian
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Anmeldungsdatum: 26.03.2013
Beiträge: 761

Beitrag(#1887716) Verfasst am: 03.12.2013, 12:01    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
"Entfremdung" taugt als Kategorie zum Verständnis ökonomischer Prozesse kein Bisschen. Deshalb hat Marx den Begriff methodisch auch nur im Frühwerk zu entwickeln versucht und danach so gut wie nicht mehr benutzt.


Wie würdest Du dann die Beziehung des heutigen Produktionsarbeiters, etwa am Fließband oder bei der Chip- Herstellung in der Mikroelektronik, zu seinem Produkt bezeichnen?
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44685

Beitrag(#1887729) Verfasst am: 03.12.2013, 12:37    Titel: Antworten mit Zitat

Dorian hat folgendes geschrieben:
Wie würdest Du dann die Beziehung des heutigen Produktionsarbeiters, etwa am Fließband oder bei der Chip- Herstellung in der Mikroelektronik, zu seinem Produkt bezeichnen?

Die ganze Fragestellung ist schon potentiell irreführend. Was primär thematisiert werden muss, ist nicht die Beziehung des einzelnen Arbeiters zu seinem Produkt, sondern um die Beziehung der Arbeiterklasse zur Gesamtheit der Produktionsverhältnisse. Solange man nur das einzelne Produkt im Blick hat, bleibt man notwendigerweise in der Logik des Warenfetischs gefangen. Denn dieser besteht ja gerade darin, dass man das, was eigentlich das Produkt gesellschaftlicher Verhältnisse ist, zu einer Eigenschaft eines Objekts verdinglicht. Hinzu kommt, dass die Forderung nach unmittelbarer Aneignung des einzelnen Produkts durch den individuellen Arbeiter in einer hoch ausdifferenzierten und entwickelten Gesellschaft überhaupt keinen Sinn hat und politisch nur lähmend wirkt. Zudem fasst der Entfremdungsbegriff die gegenwärtigen Formen der Arbeit nur im Bezug auf ein überzeitliches Ideal "natürlicher" Arbeit, wobei er gleichzeitig objektive Verhältnisse auf subjektive Verhaltensweisen und Empfindungen zu reduzieren droht. Er versperrt so tendentiell den Blick auf die historische Genese der Verhältnisse und der verschiedenen Formen der Arbeit und ist damit noch nicht auf der Höhe eines materialistischen Geschichtsverständnisses. Schließlich versperrt der Fokus auf die Entfremdung des einzelnen Arbeiters auch den Blick für die ökonomische Stellung der nicht-arbeitenden Teile der Arbeiterklasse (also z.B. der Arbeitslosen, der Rentner, etc.). Die Tatsache, dass die Arbeiter unter den gegebenen Produktionsverhältnissen ihre eigenen Produkte erst zurückkaufen müssen, erzeugt in der Tat trotz Überproduktion wirkliches Elend und wirklichen Mangel für die arbeitende Bevölkerung (und nicht etwa nur "innere Leere", was sowieso einen völlig belanglosen Moralismus darstellt). Diese Tatsache aber das Resultat gesellschaftlicher Verhältnisse, deren Widersprüche weit über das hinausgehen, was mit dem Entfremdungsbegriff kritisch thematisiert werden kann. Diese Widersprüche kritisch zu entwickeln und ihre historische Genese aufzudecken wären die eigentlichen Aufgaben der kritischen Theorie.

Wenn man den Entfremdungsbegriff unbedingt retten will, könnte man eine Theorie der Entfremdung als eines psychologischen Effekts der kapitalistischen Produktions- und Wirtschaftsweise auf den einzelnen Arbeiter entwickeln. Er wäre dann selbst keine ökonomische Kategorie, sondern ein Begriff zur Beschreibung der psychologischen Folgen kapitalistischer Wirtschaftsweise. Dabei muss man aber die Kritik des späten Marx am Warenfetisch immer im Hinterkopf behalten, damit man nicht versehentlich wieder auf den Trichter kommt, das Verhältnis des einzelnen Arbeiters zum einzelnen Produkt wieder als den wesentlichen kritischen Punkt am Kapitalismus auszugeben, wie der junge Marx es in den "philosophisch-ökonomischen Manuskripten" noch tat. Ein solcher Begriff von Entfremdung könnte auch in der Theorie und der Kritik des Bestehenden nur eine sehr sekundäre und untergeordnete Rolle spielen. Es wäre noch zu erwähnen, dass es einen solchen theoretischen Ansatz bisher noch nicht gibt, er müsste also erst ganz neu entwickelt werden.
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Dorian
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Anmeldungsdatum: 26.03.2013
Beiträge: 761

Beitrag(#1887741) Verfasst am: 03.12.2013, 13:00    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Dorian hat folgendes geschrieben:
Wie würdest Du dann die Beziehung des heutigen Produktionsarbeiters, etwa am Fließband oder bei der Chip- Herstellung in der Mikroelektronik, zu seinem Produkt bezeichnen?

Die ganze Fragestellung ist schon potentiell irreführend. Was primär thematisiert werden muss, ist nicht die Beziehung des einzelnen Arbeiters zu seinem Produkt, sondern um die Beziehung der Arbeiterklasse zur Gesamtheit der Produktionsverhältnisse. Solange man nur das einzelne Produkt im Blick hat, bleibt man notwendigerweise in der Logik des Warenfetischs gefangen. Denn dieser besteht ja gerade darin, dass man das, was eigentlich das Produkt gesellschaftlicher Verhältnisse ist, zu einer Eigenschaft eines Objekts verdinglicht. Hinzu kommt, dass die Forderung nach unmittelbarer Aneignung des einzelnen Produkts durch den individuellen Arbeiter in einer hoch ausdifferenzierten und entwickelten Gesellschaft überhaupt keinen Sinn hat und politisch nur lähmend wirkt. Zudem fasst der Entfremdungsbegriff die gegenwärtigen Formen der Arbeit nur im Bezug auf ein überzeitliches Ideal "natürlicher" Arbeit, wobei er gleichzeitig objektive Verhältnisse auf subjektive Verhaltensweisen und Empfindungen zu reduzieren droht. Er versperrt so tendentiell den Blick auf die historische Genese der Verhältnisse und der verschiedenen Formen der Arbeit und ist damit noch nicht auf der Höhe eines materialistischen Geschichtsverständnisses. Schließlich versperrt der Fokus auf die Entfremdung des einzelnen Arbeiters auch den Blick für die ökonomische Stellung der nicht-arbeitenden Teile der Arbeiterklasse (also z.B. der Arbeitslosen, der Rentner, etc.). Die Tatsache, dass die Arbeiter unter den gegebenen Produktionsverhältnissen ihre eigenen Produkte erst zurückkaufen müssen, erzeugt in der Tat trotz Überproduktion wirkliches Elend und wirklichen Mangel für die arbeitende Bevölkerung (und nicht etwa nur "innere Leere", was sowieso einen völlig belanglosen Moralismus darstellt). Diese Tatsache aber das Resultat gesellschaftlicher Verhältnisse, deren Widersprüche weit über das hinausgehen, was mit dem Entfremdungsbegriff kritisch thematisiert werden kann. Diese Widersprüche kritisch zu entwickeln und ihre historische Genese aufzudecken wären die eigentlichen Aufgaben der kritischen Theorie.

Wenn man den Entfremdungsbegriff unbedingt retten will, könnte man eine Theorie der Entfremdung als eines psychologischen Effekts der kapitalistischen Produktions- und Wirtschaftsweise auf den einzelnen Arbeiter entwickeln. Er wäre dann selbst keine ökonomische Kategorie, sondern ein Begriff zur Beschreibung der psychologischen Folgen kapitalistischer Wirtschaftsweise. Dabei muss man aber die Kritik des späten Marx am Warenfetisch immer im Hinterkopf behalten, damit man nicht versehentlich wieder auf den Trichter kommt, das Verhältnis des einzelnen Arbeiters zum einzelnen Produkt wieder als den wesentlichen kritischen Punkt am Kapitalismus auszugeben, wie der junge Marx es in den "philosophisch-ökonomischen Manuskripten" noch tat. Ein solcher Begriff von Entfremdung könnte auch in der Theorie und der Kritik des Bestehenden nur eine sehr sekundäre und untergeordnete Rolle spielen. Es wäre noch zu erwähnen, dass es einen solchen theoretischen Ansatz bisher noch nicht gibt, er müsste also erst ganz neu entwickelt werden.


Produkt und Ware könnte man doch unterschiedlich definieren. Das Produkt als etwas, das notwendig ist, etwa ein Brot. Die Ware als etwas eher Unnötiges, etwa das dritte Handy für eine Person.
Wenn ich für mich und mein Kind selbst ein Brot backe, ist das kaum mit Warenfetischismus zu koppeln. Wenn ich dagegen massenhaft Chips herstelle, über deren Verwendung ich nichts weiß, schon.
Wir sind uns doch einig, dass Zins und Zinseszins die Warenproduktion bedingen.
Darum geht es mir gar nicht.
Entfremdung vom eigenen Werk sehe ich darin, dass ich über mein eigentliches Produkt- etwa einen Mikrochip in einer Kampfdrohne- gar nichts weiß.
Während ich über die Bastelei für das Weihnachtsfest durchaus im Klaren bin. Von der Idee über die Materialbeschaffung, meine Arbeit bis hin zum Kinderlächeln darüber bin ich in keinem Stadium der "Produktion" des Gebastelten von meinem Produkt entfremdet.
Ich bin Schöpfer meiner Kreation. Ich fühle eine regelrechte körperliche innere Belohnung dafür.
Deshalb sollte ich darüber nachdenken, wie ich aus der entfremdeten Erwerbs- Arbeit so weit es geht aussteige, um mich möglichst eigenen, wahrhaft kreativen Werken zuzuwenden.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44685

Beitrag(#1887743) Verfasst am: 03.12.2013, 13:04    Titel: Antworten mit Zitat

Dorian hat folgendes geschrieben:
Produkt und Ware könnte man doch unterschiedlich definieren. Das Produkt als etwas, das notwendig ist, etwa ein Brot. Die Ware als etwas eher Unnötiges, etwa das dritte Handy für eine Person.

Produkt und Ware sind bereits "definiert". Ein Produkt ist schlichtweg jedes Erzeugnis menschlicher produktiver Tätigkeit. Eine Ware ist ein Produkt, insofern ihm ein Tauschwert zukommt.

Im Übrigen können wir wohl kaum a priori entscheiden, was notwendig und was unnötig ist. Eine kritische Theorie hat keine Werturteile vorauszusetzen. Sie soll ja für solche überhaupt erst die Grundlage legen.

Dorian hat folgendes geschrieben:
Entfremdung vom eigenen Werk sehe ich darin, dass ich über mein eigentliches Produkt- etwa einen Mikrochip in einer Kampfdrohne- gar nichts weiß.

Es kann aber nicht darum gehen, was du weisst oder nicht weisst. Auch wenn du genau wüsstest, wohin der Mikrochip verkauft wird und was dann mit ihm gemacht wird, wären damit die ökonomischen Widersprüche des Kapitalismus noch gar nicht aufgelöst. Es wäre auch nicht das wirkliche Elend beseitigt, das aus diesen Widersprüchen entsteht. Das ist genau das, was ich sagte: Der Entfremdungsbegriff verführt dazu, objektive Verhältnisse auf subjektive Empfindungen und dergleichen herunterzukürzen. Damit versperrt er den Blick auf die inneren Widersprüche dieser Verhältnisse ebenso wie auf ihre historische Genese.

Dorian hat folgendes geschrieben:
Während ich über die Bastelei für das Weihnachtsfest durchaus im Klaren bin. Von der Idee über die Materialbeschaffung, meine Arbeit bis hin zum Kinderlächeln darüber bin ich in keinem Stadium der "Produktion" des Gebastelten von meinem Produkt entfremdet.
Ich bin Schöpfer meiner Kreation. Ich fühle eine regelrechte körperliche innere Belohnung dafür.
Deshalb sollte ich darüber nachdenken, wie ich aus der entfremdeten Erwerbs- Arbeit so weit es geht aussteige, um mich möglichst eigenen, wahrhaft kreativen Werken zuzuwenden.

Subsistenzwirtschaft ist keine Lösung. Für den größten Teil der Weltbevölkerung würde sie selbst im Vergleich zum Kapitalismus noch eine materielle Verarmung darstellen.

Im Übrigen stimmt es selbst nach deiner eigenen Begrifflichkeit nicht, dass bei der Weihnachtsbastelei keine "Entfremdung" stattfände. Oder produzierst du auch die Scheren selbst und stellst deinen Klebstoff selbst her?
_________________
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- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Dorian
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Anmeldungsdatum: 26.03.2013
Beiträge: 761

Beitrag(#1888367) Verfasst am: 05.12.2013, 10:42    Titel: Antworten mit Zitat

"Denn sie dürfen nicht, was sie sollen"

Über die Schizophrenie der schulischen Erziehung

Prof. Marianne Gronemeyer, Erziehungswissenschaftlerin, über die Ansprüche an SchülerInnen und die Unmöglichkeit, diese zu erfüllen:

Zitat:
- Sie sollen lernen, sich sozial und rücksichtsvoll, kooperativ und solidarisch zu
benehmen, aber belohnt werden sie dafür, dass sie andere in der härter werdenden
Konkurrenz des Ausbildungsalltags zur Strecke bringen. ...

-- Die Lernenden sollen lernen, aufmerksam und bei der Sache zu sein, tatsächlich
aber ist der ganze konsumistische Betrieb, an dem ja das vergötzte industrielle
Wachstum hängt, darauf angesetzt, sie zu zerstreuen und mit Nebensachen zu
beschäftigen.

- Sie sollen lernen, Verantwortung zu übernehmen, aber sie leben in einer Welt, in
der es für sie nichts zu verantworten gibt, weil alles so unverrückbar feststeht, dass
sie nur noch befolgen können, was ihnen vorgeschrieben ist. Der Radius ihres
Wirken-Könnens ist ja nicht annähernd so groß, wie der ihres Bewirkt-Werdens.

- - Sie sollen lernen, Vertrauen zu haben und zuversichtlich zu sein, erfahren aber
beständig, dass man ihnen nicht traut, weshalb sie mit Kontrolle und Überwachung
drangsaliert und mit Zensuren diszipliniert und entwertet werden.

- Sie sollen kreativ und erfinderisch sein, werden aber mit Dingen überschüttet, und
in Verfahren eingefädelt, die jede eigene Idee im Keim ersticken. ...


http://www.marianne-gronemeyer.de/resources/Brugg+2012+Schule.pdf

Tatsächlich führt das Vergeben von Zensuren dazu, dass der Konkurrenzdruck in der Schule zunimmt. Ständig rechnet man sich aus, an welcher Stelle der Leistungs- Hierarchie man steht.

Aufmerksamkeit, Konzentration auf ein Sachgebiet: wie würden wir damit klar kommen, wenn wir uns an fünf Tagen in der Woche jeweils auf fünf verschiedene Themengebiete konzentrieren müssten?
Wäre das nicht so, als würden wir fünf verschiedene Filme nacheinander ansehen? Wüßten wir dann noch, welches Detail in welchen Film gehört?
Dazu kommt, dass die alltägliche Reizüberflutung uns überlastet. Wie schön ist es dagegen, sich eine Woche Zeit für ein dickes Buch zu nehmen. Das können die meisten nur im Urlaub.

Kontrolle, Überwachung: eine schlechte Zensur ist eine Strafe. Alle SchülerInnen sollen in der selben Zeit etwas begreifen. Dass jemand langsamer lernt als ein anderer, dafür durchaus ein besseres Ergebnis erzielen kann, wird ausgeblendet. Es gilt das Mittelmaß, welches Statistiker den Behörden vorlegen, die daraus einen allgemein verbindlichen Lehrplan basteln. Zur Durchsetzung dieser Vorgaben muss ständig kontrolliert werden. Bestraft wird, was nicht in die Norm passt. Sind alle Menschen gleich?
Weshalb werden sie für ihre Unterschiedlichkeit bestraft?

Kreativität: Was macht die ungeheure Menge von Wissen mit der eigenen Kreativität? Wer hat noch Zeit, Eigenes zu entdecken, wenn er ständig damit beschäftigt ist, das zu lernen, was andere vor ihm gedacht haben? Am besten scheint ein Schüler heute klarzukommen, wenn er ein fotografisches Gedächtnis hat. Dann braucht er nur noch abzuspulen, was er speichern konnte.
Kennen wir sie nicht, die Mitmenschen, bei denen man nur ein Stichwort geben muss, um sie zu einem langen Vortrag zu bewegen?
Die das dann herunterleiern, ohne Rücksicht auf unsere schwindende Aufmerksamkeit?
Warum machen sie das? Sind sie "Autisten"? Meist wohl nicht, aber solches Verhalten wird in der Schule belohnt.
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Anmeldungsdatum: 09.06.2010
Beiträge: 8557

Beitrag(#1888423) Verfasst am: 05.12.2013, 12:09    Titel: Antworten mit Zitat

Frau Prof. Gronemeyer hat folgendes geschrieben:
tatsächlich aber ist der ganze konsumistische Betrieb, an dem ja das vergötzte industrielle Wachstum hängt, darauf angesetzt, sie zu zerstreuen und mit Nebensachen zu beschäftigen.


Cool
das gefällt mir
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#1888514) Verfasst am: 05.12.2013, 18:14    Titel: Antworten mit Zitat

Dorian hat folgendes geschrieben:
"Denn sie dürfen nicht, was sie sollen"

Über die Schizophrenie der schulischen Erziehung

Prof. Marianne Gronemeyer, Erziehungswissenschaftlerin, über die Ansprüche an SchülerInnen und die Unmöglichkeit, diese zu erfüllen:

Zitat:
- Sie sollen lernen, sich sozial und rücksichtsvoll, kooperativ und solidarisch zu
benehmen, aber belohnt werden sie dafür, dass sie andere in der härter werdenden
Konkurrenz des Ausbildungsalltags zur Strecke bringen. ...

-- Die Lernenden sollen lernen, aufmerksam und bei der Sache zu sein, tatsächlich
aber ist der ganze konsumistische Betrieb, an dem ja das vergötzte industrielle
Wachstum hängt, darauf angesetzt, sie zu zerstreuen und mit Nebensachen zu
beschäftigen.

- Sie sollen lernen, Verantwortung zu übernehmen, aber sie leben in einer Welt, in
der es für sie nichts zu verantworten gibt, weil alles so unverrückbar feststeht, dass
sie nur noch befolgen können, was ihnen vorgeschrieben ist. Der Radius ihres
Wirken-Könnens ist ja nicht annähernd so groß, wie der ihres Bewirkt-Werdens.

- - Sie sollen lernen, Vertrauen zu haben und zuversichtlich zu sein, erfahren aber
beständig, dass man ihnen nicht traut, weshalb sie mit Kontrolle und Überwachung
drangsaliert und mit Zensuren diszipliniert und entwertet werden.

- Sie sollen kreativ und erfinderisch sein, werden aber mit Dingen überschüttet, und
in Verfahren eingefädelt, die jede eigene Idee im Keim ersticken. ...


http://www.marianne-gronemeyer.de/resources/Brugg+2012+Schule.pdf

Tatsächlich führt das Vergeben von Zensuren dazu, dass der Konkurrenzdruck in der Schule zunimmt. Ständig rechnet man sich aus, an welcher Stelle der Leistungs- Hierarchie man steht.

Aufmerksamkeit, Konzentration auf ein Sachgebiet: wie würden wir damit klar kommen, wenn wir uns an fünf Tagen in der Woche jeweils auf fünf verschiedene Themengebiete konzentrieren müssten?
Wäre das nicht so, als würden wir fünf verschiedene Filme nacheinander ansehen? Wüßten wir dann noch, welches Detail in welchen Film gehört?
Dazu kommt, dass die alltägliche Reizüberflutung uns überlastet. Wie schön ist es dagegen, sich eine Woche Zeit für ein dickes Buch zu nehmen. Das können die meisten nur im Urlaub.

Kontrolle, Überwachung: eine schlechte Zensur ist eine Strafe. Alle SchülerInnen sollen in der selben Zeit etwas begreifen. Dass jemand langsamer lernt als ein anderer, dafür durchaus ein besseres Ergebnis erzielen kann, wird ausgeblendet. Es gilt das Mittelmaß, welches Statistiker den Behörden vorlegen, die daraus einen allgemein verbindlichen Lehrplan basteln. Zur Durchsetzung dieser Vorgaben muss ständig kontrolliert werden. Bestraft wird, was nicht in die Norm passt. Sind alle Menschen gleich?
Weshalb werden sie für ihre Unterschiedlichkeit bestraft?

Kreativität: Was macht die ungeheure Menge von Wissen mit der eigenen Kreativität? Wer hat noch Zeit, Eigenes zu entdecken, wenn er ständig damit beschäftigt ist, das zu lernen, was andere vor ihm gedacht haben? Am besten scheint ein Schüler heute klarzukommen, wenn er ein fotografisches Gedächtnis hat. Dann braucht er nur noch abzuspulen, was er speichern konnte.
Kennen wir sie nicht, die Mitmenschen, bei denen man nur ein Stichwort geben muss, um sie zu einem langen Vortrag zu bewegen?
Die das dann herunterleiern, ohne Rücksicht auf unsere schwindende Aufmerksamkeit?
Warum machen sie das? Sind sie "Autisten"? Meist wohl nicht, aber solches Verhalten wird in der Schule belohnt.

Ganz meine Meinung.
_________________
Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Brudi
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Anmeldungsdatum: 20.11.2013
Beiträge: 263

Beitrag(#1889446) Verfasst am: 08.12.2013, 23:11    Titel: Antworten mit Zitat

Dorian hat folgendes geschrieben:
"Denn sie dürfen nicht, was sie sollen"



Tatsächlich führt das Vergeben von Zensuren dazu, dass der Konkurrenzdruck in der Schule zunimmt. Ständig rechnet man sich aus, an welcher Stelle der Leistungs- Hierarchie man steht.

Aufmerksamkeit, Konzentration auf ein Sachgebiet: wie würden wir damit klar kommen, wenn wir uns an fünf Tagen in der Woche jeweils auf fünf verschiedene Themengebiete konzentrieren müssten?
Wäre das nicht so, als würden wir fünf verschiedene Filme nacheinander ansehen? Wüßten wir dann noch, welches Detail in welchen Film gehört?
Dazu kommt, dass die alltägliche Reizüberflutung uns überlastet. Wie schön ist es dagegen, sich eine Woche Zeit für ein dickes Buch zu nehmen. Das können die meisten nur im Urlaub.

Kontrolle, Überwachung: eine schlechte Zensur ist eine Strafe. Alle SchülerInnen sollen in der selben Zeit etwas begreifen. Dass jemand langsamer lernt als ein anderer, dafür durchaus ein besseres Ergebnis erzielen kann, wird ausgeblendet. Es gilt das Mittelmaß, welches Statistiker den Behörden vorlegen, die daraus einen allgemein verbindlichen Lehrplan basteln. Zur Durchsetzung dieser Vorgaben muss ständig kontrolliert werden. Bestraft wird, was nicht in die Norm passt. Sind alle Menschen gleich?
Weshalb werden sie für ihre Unterschiedlichkeit bestraft?

Kreativität: Was macht die ungeheure Menge von Wissen mit der eigenen Kreativität? Wer hat noch Zeit, Eigenes zu entdecken, wenn er ständig damit beschäftigt ist, das zu lernen, was andere vor ihm gedacht haben? Am besten scheint ein Schüler heute klarzukommen, wenn er ein fotografisches Gedächtnis hat. Dann braucht er nur noch abzuspulen, was er speichern konnte.
Kennen wir sie nicht, die Mitmenschen, bei denen man nur ein Stichwort geben muss, um sie zu einem langen Vortrag zu bewegen?
Die das dann herunterleiern, ohne Rücksicht auf unsere schwindende Aufmerksamkeit?
Warum machen sie das? Sind sie "Autisten"? Meist wohl nicht, aber solches Verhalten wird in der Schule belohnt.


Zitat:
Das Konzept individueller Unterschiede

Es gab einmal eine Zeit, da hatten die Tiere eine Schule.

Das Curriculum bestand aus Rennen, Klettern, Fliegen und Schwimmen, und alle Tiere wurden in allen Fächern unterrichtet.

Die Ente war gut im Schwimmen, besser sogar als der Lehrer. Im Fliegen war sie durchschnittlich, aber im Rennen war sie ein besonders hoffnungsloser Fall.
Da sie in diesem Fach so schlechte Noten hatte, mußte sie nachsitzen und den Schwimmunterricht ausfallen lassen, um das Rennen zu üben. Das tat sie so lange, bis sie im Schwimmen nur noch durchschnittlich war.
Durchschnittliche Noten waren aber akzeptabel, darum machte sich niemand Gedanken darum, außer der Ente.

Der Adler wurde als Problemschüler angesehen und unnachsichtig und streng gemaßregelt, da er, obwohl er in der Kletterklasse alle anderen darin schlug, darauf bestand, seine eigene Methode anzuwenden.

Das Kaninchen war anfänglich im Laufen an der Spitze der Klasse, aber es bekam einen Nervenzusammenbruch wegen des vielen Nachhilfeunterrichts im Schwimmen und mußte von der Schule abgehen.

Das Eichhörnchen war Klassenbester im Klettern, aber sein Fluglehrer ließ ihn seine Flugstunden am Boden beginnen, anstatt vom Baumwipfel herunter. Es bekam Muskelkater durch Überanstrengung bei den Startübungen und immer mehr “Dreien” im Klettern und “Fünfen” im Rennen.

Die mit Sinn fürs Praktische begabten Präriehunde gaben ihre Jungen zum Dachs in die Lehre, als die Schulbehörde es ablehnte, Buddeln in das Curriculum aufzunehmen.
Am Ende des Jahres hielt ein anormaler Aal, der gut schwimmen und etwas rennen, klettern und fliegen konnte, als Schulbester die Schlussansprache.

Quelle unbekannt.
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Dorian
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Anmeldungsdatum: 26.03.2013
Beiträge: 761

Beitrag(#1891087) Verfasst am: 16.12.2013, 12:13    Titel: Apropos WAHL Antworten mit Zitat

Frau von der Leyen mit ihrem eisernen Lächeln als Allzweckwaffe der CDU wird Kriegsministerin. Als Mutter von sieben Kindern hätte sie einst das Silberne Mutterkreuz erhalten. Nun ziert bald das Eiserne Kreuz der Bundeswehr ihre geplagte Mutterbrust. Passt schon. Doppelkreuz.
Leben geben- Leben nehmen. Eine konsequente Frau.
Nach ihrem Tod mache ich drei Kreuze.

Nun haben wir die große Kapitulation. GROKA. Die SPD will nicht mit der Linken, da diese sie dazu bringen könnte, die SPD- Wahlversprechen einzuhalten.

Dass GROKO zum Wort des Jahres gewählt wurde, erinnert an den GRÖFAZ. (Größter Führer aller Zeiten) Der Hang zu populären Abkürzungen ist nicht erst seit gestern Teil von Sprach- und Sinnverkürzungen. Wir sind Teil der NEW WORLD ORDER. Der Größten Koalition Aller Zeiten, abgekürzt GröKotz. Fröhliches Übergeben!
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#1891099) Verfasst am: 16.12.2013, 14:22    Titel: Re: Apropos WAHL Antworten mit Zitat

Dorian hat folgendes geschrieben:
Frau von der Leyen mit ihrem eisernen Lächeln als Allzweckwaffe der CDU wird Kriegsministerin. Als Mutter von sieben Kindern hätte sie einst das Silberne Mutterkreuz erhalten. Nun ziert bald das Eiserne Kreuz der Bundeswehr ihre geplagte Mutterbrust. Passt schon. Doppelkreuz.
Leben geben- Leben nehmen. Eine konsequente Frau.
Nach ihrem Tod mache ich drei Kreuze.

Nun haben wir die große Kapitulation. GROKA. Die SPD will nicht mit der Linken, da diese sie dazu bringen könnte, die SPD- Wahlversprechen einzuhalten.

Dass GROKO zum Wort des Jahres gewählt wurde, erinnert an den GRÖFAZ. (Größter Führer aller Zeiten) Der Hang zu populären Abkürzungen ist nicht erst seit gestern Teil von Sprach- und Sinnverkürzungen. Wir sind Teil der NEW WORLD ORDER. Der Größten Koalition Aller Zeiten, abgekürzt GröKotz. Fröhliches Übergeben!

Laber, fasel, sülz.
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Dorian
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Anmeldungsdatum: 26.03.2013
Beiträge: 761

Beitrag(#1891229) Verfasst am: 16.12.2013, 20:29    Titel: Re: Apropos WAHL Antworten mit Zitat

Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Dorian hat folgendes geschrieben:
Frau von der Leyen mit ihrem eisernen Lächeln als Allzweckwaffe der CDU wird Kriegsministerin. Als Mutter von sieben Kindern hätte sie einst das Silberne Mutterkreuz erhalten. Nun ziert bald das Eiserne Kreuz der Bundeswehr ihre geplagte Mutterbrust. Passt schon. Doppelkreuz.
Leben geben- Leben nehmen. Eine konsequente Frau.
Nach ihrem Tod mache ich drei Kreuze.

Nun haben wir die große Kapitulation. GROKA. Die SPD will nicht mit der Linken, da diese sie dazu bringen könnte, die SPD- Wahlversprechen einzuhalten.

Dass GROKO zum Wort des Jahres gewählt wurde, erinnert an den GRÖFAZ. (Größter Führer aller Zeiten) Der Hang zu populären Abkürzungen ist nicht erst seit gestern Teil von Sprach- und Sinnverkürzungen. Wir sind Teil der NEW WORLD ORDER. Der Größten Koalition Aller Zeiten, abgekürzt GröKotz. Fröhliches Übergeben!

Laber, fasel, sülz.


Ich kann mich nur wiederholen: "Der Hang zu populären Abkürzungen ist nicht erst seit gestern Teil von Sprach- und Sinnverkürzungen."
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Hatiora
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Anmeldungsdatum: 16.09.2012
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Wohnort: Frankfurt

Beitrag(#1891286) Verfasst am: 16.12.2013, 23:22    Titel: Re: Apropos WAHL Antworten mit Zitat

Dorian hat folgendes geschrieben:
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Dorian hat folgendes geschrieben:
....

Laber, fasel, sülz.


Ich kann mich nur wiederholen: "Der Hang zu populären Abkürzungen ist nicht erst seit gestern Teil von Sprach- und Sinnverkürzungen."

Sind das nicht Erikative?
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"Daß alles immer schlimmer wird, versteht sich auch im neuen Jahr von selbst und hat noch immer nichts mit Verschwörung zu tun, sondern mit allen, die ihre Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen verrichten." Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück.
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Dorian
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Anmeldungsdatum: 26.03.2013
Beiträge: 761

Beitrag(#1892287) Verfasst am: 20.12.2013, 19:58    Titel: Re: Apropos WAHL Antworten mit Zitat

Hatiora hat folgendes geschrieben:
Dorian hat folgendes geschrieben:
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Dorian hat folgendes geschrieben:
....

Laber, fasel, sülz.


Ich kann mich nur wiederholen: "Der Hang zu populären Abkürzungen ist nicht erst seit gestern Teil von Sprach- und Sinnverkürzungen."

Sind das nicht Erikative?


Ja, Erika Fuchs und ihre Mickey- Mouse- Übersetzungen scheinen bei einigen Usern große Hirnfurchen hinterlassen zu haben.
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Tarvoc
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Beiträge: 44685

Beitrag(#1892368) Verfasst am: 21.12.2013, 00:16    Titel: Re: Apropos WAHL Antworten mit Zitat

Dorian hat folgendes geschrieben:
Ja, Erika Fuchs und ihre Mickey- Mouse- Übersetzungen scheinen bei einigen Usern große Hirnfurchen hinterlassen zu haben.

Woran im Übrigen an und für sich überhaupt nichts auszusetzen ist.
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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