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Er_Win dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 31.01.2008 Beiträge: 4482
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Johnny permanent gesperrt
Anmeldungsdatum: 23.08.2015 Beiträge: 702
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(#2035957) Verfasst am: 18.12.2015, 00:02 Titel: |
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fwo hat folgendes geschrieben: |
Ich halte das für ein Gerücht, dass Du das nie gebraucht hast. Du hast mit Sicherheit ungezählte Nachrichten zu Nahrungsmitteln, Umwelt, Arbeitsplatz usw. durch dieses Wissen anders aufgenommen und verarbeitet, auch ohne das bewusst getan zu haben. |
Nein ich weiss wirklich gar nichts mehr aus diesem Unterricht. Ich brauche es auch nicht, da ich beruflich nichts mache, was damit zu tun hat. Und in meinem Alltagsleben brauche ich das auch alles nicht. Es ist in meinen Augen Lebenszeitverschwendung sich mit irgendwelchen physikalischen oder chemischen Formeln zu beschäftigen, ausser halt man interessiert sich dafür.
fwo hat folgendes geschrieben: |
Das kann man so für das Thema spezielle Religion, wie unser Religionsunterricht stattfindet, nicht sagen, dass das so zum Standard gehören sollte - ein immer größerer Anteil der westeuropäischen Gesellschaft, auch der deutschen, entscheidet sich dagegen. Aber auch die zahlen die Kosten für den konfessionellen Unterricht mit, der ja keine allgemeine Religionskunde ist, sondern eine Einweisung in eine bestimmte geschlossene Anstalt darstellt. scnr |
Das Kostenargument verstehe ich nicht ganz. Das Schulwesen ist doch in Deutschland Ländersache. Wenn in einem Bundesland 70% der Einwohner Christen sind und 70% der Kinder den Religionsunterricht besuchen, sind die Kosten doch durch die christlichen Steuerzahler selbst gedeckt.
Aber geht es dir wirklich um die Kosten? Wie hoch sind denn die Kosten in deinem Bundesland überhaupt?
Ich finde aber im grunde auch, dass das ganze Bildungswesen liberalisiert werden sollte. Der Staat sollte sich da komplett raushalten und die Bürger sollten selbst Schulen oder einfach Lerngemeinschaften gründen, die ihren Vorstellungen entsprechen. Das wäre meine favorisierte Lösung.
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#2035962) Verfasst am: 18.12.2015, 00:24 Titel: |
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Johnny hat folgendes geschrieben: | fwo hat folgendes geschrieben: |
Ich halte das für ein Gerücht, dass Du das nie gebraucht hast. Du hast mit Sicherheit ungezählte Nachrichten zu Nahrungsmitteln, Umwelt, Arbeitsplatz usw. durch dieses Wissen anders aufgenommen und verarbeitet, auch ohne das bewusst getan zu haben. |
Nein ich weiss wirklich gar nichts mehr aus diesem Unterricht. Ich brauche es auch nicht, da ich beruflich nichts mache, was damit zu tun hat. Und in meinem Alltagsleben brauche ich das auch alles nicht. Es ist in meinen Augen Lebenszeitverschwendung sich mit irgendwelchen physikalischen oder chemischen Formeln zu beschäftigen, ausser halt man interessiert sich dafür. |
Da es sich bei Physik und Chemie um Wissenschaften handeln, die sich mit sehr realen Dingen und Phaenomenen beschaeftigen, die irgendwann in jedem Leben sogar (ueber)lebenswichtig werden koennen, gehoert die Vermittlung eines soliden Grundwissens zum Pflichtprogramm jeder schulischer Ausbildung. Z.B. sollte jeder soviel ueber Elektrizitaet wissen, dass er sich beim Umgang mit Elektrogeraeten nicht selbst "electrocuted" oder seine Bude abfackelt, weil er absolut keine Ahnung von Stromkreisen und elektrischer Spannung hat.
Reine "Lebenszeitverschwendung" ist da schon eher die Vermittlung von "Wissen" ueber reine Fantasyprodukte wie Goetter und Religionen. Weshalb das wirklich nichts in der Schule verloren hat, hoechstens als Vermittlung distanzierten Wissens ueber die betreffenden Phaenomene.
_________________ Defund the gender police!!
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Johnny permanent gesperrt
Anmeldungsdatum: 23.08.2015 Beiträge: 702
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(#2035971) Verfasst am: 18.12.2015, 01:01 Titel: |
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beachbernie hat folgendes geschrieben: |
Da es sich bei Physik und Chemie um Wissenschaften handeln, die sich mit sehr realen Dingen und Phaenomenen beschaeftigen, die irgendwann in jedem Leben sogar (ueber)lebenswichtig werden koennen, gehoert die Vermittlung eines soliden Grundwissens zum Pflichtprogramm jeder schulischer Ausbildung. Z.B. sollte jeder soviel ueber Elektrizitaet wissen, dass er sich beim Umgang mit Elektrogeraeten nicht selbst "electrocuted" oder seine Bude abfackelt, weil er absolut keine Ahnung von Stromkreisen und elektrischer Spannung hat. |
Ich habe absolut keine Ahnung von Stromkreisen und elektrischer Spannung. Wozu auch? Ich kaufe mir ein Elektrogerät, stecke den Stecker in die Steckdose und das Teil läuft. Ich verstehe überhaupt nicht was man da für ein Wissen braucht.
beachbernie hat folgendes geschrieben: |
Reine "Lebenszeitverschwendung" ist da schon eher die Vermittlung von "Wissen" ueber reine Fantasyprodukte wie Goetter und Religionen. |
Wenn einen das interessiert und man in so einer Thematik aufgeht, sehe ich es nicht als Lebenszeitverschwendung. Genauso wie die Beschäftigung mit Lyrik oder Musik.
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schtonk dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.12.2013 Beiträge: 12078
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(#2035972) Verfasst am: 18.12.2015, 01:04 Titel: |
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Johnny hat folgendes geschrieben: | fwo hat folgendes geschrieben: |
Ich halte das für ein Gerücht, dass Du das nie gebraucht hast. Du hast mit Sicherheit ungezählte Nachrichten zu Nahrungsmitteln, Umwelt, Arbeitsplatz usw. durch dieses Wissen anders aufgenommen und verarbeitet, auch ohne das bewusst getan zu haben. |
Nein ich weiss wirklich gar nichts mehr aus diesem Unterricht. Ich brauche es auch nicht, da ich beruflich nichts mache, was damit zu tun hat. Und in meinem Alltagsleben brauche ich das auch alles nicht. Es ist in meinen Augen Lebenszeitverschwendung sich mit irgendwelchen physikalischen oder chemischen Formeln zu beschäftigen, ausser halt man interessiert sich dafür.
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Das könnte ja schon in diese Richtung gehen...
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Skeptiker "I can't breathe!"
Anmeldungsdatum: 14.01.2005 Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville
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(#2035988) Verfasst am: 18.12.2015, 10:22 Titel: |
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Johnny hat folgendes geschrieben: | fwo hat folgendes geschrieben: | Ich halte das für ein Gerücht, dass Du das nie gebraucht hast. Du hast mit Sicherheit ungezählte Nachrichten zu Nahrungsmitteln, Umwelt, Arbeitsplatz usw. durch dieses Wissen anders aufgenommen und verarbeitet, auch ohne das bewusst getan zu haben. |
Nein ich weiss wirklich gar nichts mehr aus diesem Unterricht. Ich brauche es auch nicht, da ich beruflich nichts mache, was damit zu tun hat. Und in meinem Alltagsleben brauche ich das auch alles nicht. Es ist in meinen Augen Lebenszeitverschwendung sich mit irgendwelchen physikalischen oder chemischen Formeln zu beschäftigen, ausser halt man interessiert sich dafür. |
Natürlich wäre Bildung und Wissen zunächst mal sinnlos, wenn es im Verlaufe des Lebens und/oder des Berufes nicht benötigt würde. Und was soll z.B. ein Verwaltungsbeamter mit Physik oder ein Sportlehrer mit Programmierkenntnissen?
Der *Arbeitsmarkt* ist halt extrem spezialisiert, was allerdings nicht so sein müsste, wenn man z.B. heute Sportlehrer, morgen Programmierer und übermorgen Verwalter wäre usw.
Gerade wenn Menschen die Chance hätte, an allen gesellschaftlichen, organisiatorischen, technischen und wissenschaftlichen Fragen mitzuarbeiten, brauchen sie umfangreiches Grundlagen- und Allgemeinwissen in sehr vielen Bereichen. Da die Gesellschaft so nicht ist, verkümmert sehr viel Gelerntes irgendwo in den hinteren Gehirnregionen und wird vergessen.
Wenn dazu noch irrationaler Müll gelehrt wird wie Kreationistik oder esoterisches Kochen oder so, dann nimmt die Entropie im Gehirn noch weiter zu.
Theorie & Praxis jedenfalls gehören zusammen und befördern sich auch gegenseitig. Das ist aber - wie gesagt - nicht allein ein Problem der Schule/Uni, sondern der Art der gesellschaftlichen Arbeitsteilung, in der Fachidioten gedeihen wie Schimmelpilze in vergammelten Nahrungsmitteln. Da wird das allgemeine Wissen nicht lange frisch gehalten.
Johnny hat folgendes geschrieben: | fwo hat folgendes geschrieben: | Das kann man so für das Thema spezielle Religion, wie unser Religionsunterricht stattfindet, nicht sagen, dass das so zum Standard gehören sollte - ein immer größerer Anteil der westeuropäischen Gesellschaft, auch der deutschen, entscheidet sich dagegen. Aber auch die zahlen die Kosten für den konfessionellen Unterricht mit, der ja keine allgemeine Religionskunde ist, sondern eine Einweisung in eine bestimmte geschlossene Anstalt darstellt. scnr |
Das Kostenargument verstehe ich nicht ganz. Das Schulwesen ist doch in Deutschland Ländersache. Wenn in einem Bundesland 70% der Einwohner Christen sind und 70% der Kinder den Religionsunterricht besuchen, sind die Kosten doch durch die christlichen Steuerzahler selbst gedeckt.
Aber geht es dir wirklich um die Kosten? Wie hoch sind denn die Kosten in deinem Bundesland überhaupt?
Ich finde aber im grunde auch, dass das ganze Bildungswesen liberalisiert werden sollte. Der Staat sollte sich da komplett raushalten und die Bürger sollten selbst Schulen oder einfach Lerngemeinschaften gründen, die ihren Vorstellungen entsprechen. Das wäre meine favorisierte Lösung. |
Dann hast du aber einen großen Einfluss des Zufalls, bei dem, was die verschiedenen Menschen in ihren selbst organisierten Minigemeinschaften gerade mal so *lernen*. Da wird dann viel geistige Inzucht entstehen und so was ist einfach nicht fruchtbar.
So gehen auch die Erkenntnisfortschritte der gesamten Menschheit verloren. Es sollte deshalb schon anspruchsvolle Standards für alle geben, damit nicht solche Einstellungen entstehen wie:
"Strom? Was ist das? Bei mir kommt der Strom aus der Steckdose und der Fernseher läuft!"
oder:
"Gesellschaft? Was ist das? Die Regierung/der Kaiser/der Pfaffe/der esoterisch Eingeweihte weiß Bescheid, da brauche ich mir nicht mehr meinen Kopf zu zerbrechen! (Denn ich kann nichts, weiß nichts, verstehe nichts)"
So geht auch Herrschaft, übrigens ...-
_________________ °
K.I.Z - Frieden
Das ist Postmoderne Ideologie! Psychologe und Philosoph analysieren RASSISMUS-Video
Informationsstelle Militarisierung e.V.
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart
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(#2035992) Verfasst am: 18.12.2015, 10:40 Titel: |
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Johnny hat folgendes geschrieben: | beachbernie hat folgendes geschrieben: |
Da es sich bei Physik und Chemie um Wissenschaften handeln, die sich mit sehr realen Dingen und Phaenomenen beschaeftigen, die irgendwann in jedem Leben sogar (ueber)lebenswichtig werden koennen, gehoert die Vermittlung eines soliden Grundwissens zum Pflichtprogramm jeder schulischer Ausbildung. Z.B. sollte jeder soviel ueber Elektrizitaet wissen, dass er sich beim Umgang mit Elektrogeraeten nicht selbst "electrocuted" oder seine Bude abfackelt, weil er absolut keine Ahnung von Stromkreisen und elektrischer Spannung hat. |
Ich habe absolut keine Ahnung von Stromkreisen und elektrischer Spannung. Wozu auch? Ich kaufe mir ein Elektrogerät, stecke den Stecker in die Steckdose und das Teil läuft. Ich verstehe überhaupt nicht was man da für ein Wissen braucht.
beachbernie hat folgendes geschrieben: |
Reine "Lebenszeitverschwendung" ist da schon eher die Vermittlung von "Wissen" ueber reine Fantasyprodukte wie Goetter und Religionen. |
Wenn einen das interessiert und man in so einer Thematik aufgeht, sehe ich es nicht als Lebenszeitverschwendung. Genauso wie die Beschäftigung mit Lyrik oder Musik. |
Unter Bildung verstehe ich was anderes, als das Versammeln von technisches Wissen.
Aber je mehr Wissen, um so besser ist man in der Lage, Verknüpfungen zu finden.
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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Marcellinus Outsider
Anmeldungsdatum: 27.05.2009 Beiträge: 7429
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(#2036001) Verfasst am: 18.12.2015, 12:31 Titel: |
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vrolijke hat folgendes geschrieben: |
Unter Bildung verstehe ich was anderes, als das Versammeln von technisches Wissen.
Aber je mehr Wissen, um so besser ist man in der Lage, Verknüpfungen zu finden. |
Bildung ist ein Begriff für die Gesamtheit der Kenntnisse und Fertigkeiten, die ein einzelnes Mitglied einer Gesellschaft haben sollte, um als "gebildet" zu gelten. Diese Vorstellung ist untrennbar mit bestimmten Gesellschaftformationen zu bestimmten Zeiten verbunden, in diesem Falle mit dem "Bildungsbürgertum" des 18.u. 19. Jh.
Schon die Vorstellungen des Adels im 17, u. 18. Jh. wichen erheblich von diesen Vorstellungen ab, und heute fehlt einfach die stilbildende Schicht, die einen solchen Bildungskanon definieren könnte.
So haben wir ein Sammelsurium dessen, was Kultusbürokraten und Interessengruppen für wichtig finden, ohne daß das in sich noch einen Sinn macht, vom Einzelnen auch nur zu bewältigen wäre, oder im Wissen der Erwachsenengesellschaft, auf die eine solche Bildung vorbereiten sollte, noch eine Entsprechung hat.
_________________ "Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."
Friedrich Nietzsche
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart
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(#2036006) Verfasst am: 18.12.2015, 13:25 Titel: |
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Marcellinus hat folgendes geschrieben: | vrolijke hat folgendes geschrieben: |
Unter Bildung verstehe ich was anderes, als das Versammeln von technisches Wissen.
Aber je mehr Wissen, um so besser ist man in der Lage, Verknüpfungen zu finden. |
Bildung ist ein Begriff für die Gesamtheit der Kenntnisse und Fertigkeiten, die ein einzelnes Mitglied einer Gesellschaft haben sollte, um als "gebildet" zu gelten. Diese Vorstellung ist untrennbar mit bestimmten Gesellschaftformationen zu bestimmten Zeiten verbunden, in diesem Falle mit dem "Bildungsbürgertum" des 18.u. 19. Jh.
Schon die Vorstellungen des Adels im 17, u. 18. Jh. wichen erheblich von diesen Vorstellungen ab, und heute fehlt einfach die stilbildende Schicht, die einen solchen Bildungskanon definieren könnte.
So haben wir ein Sammelsurium dessen, was Kultusbürokraten und Interessengruppen für wichtig finden, ohne daß das in sich noch einen Sinn macht, vom Einzelnen auch nur zu bewältigen wäre, oder im Wissen der Erwachsenengesellschaft, auf die eine solche Bildung vorbereiten sollte, noch eine Entsprechung hat. |
Bildung ist für mich nicht: Wissen, dass die französische Revolutuion am 14. Juli 1789 um 13.45 Uhr* angefangen hat,
sondern: die Kenntniss der Umstände, wie es dazu kam. Was alles dadurch verändert wurde, und was wir daraus lernen können in Bezug auf gesellschaftliche Zusammenhänge.
* stimmt natürlich nicht.
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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Marcellinus Outsider
Anmeldungsdatum: 27.05.2009 Beiträge: 7429
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(#2036017) Verfasst am: 18.12.2015, 15:40 Titel: |
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vrolijke hat folgendes geschrieben: | Bildung ist für mich nicht: Wissen, dass die französische Revolutuion am 14. Juli 1789 um 13.45 Uhr* angefangen hat,
sondern: die Kenntniss der Umstände, wie es dazu kam. Was alles dadurch verändert wurde, und was wir daraus lernen können in Bezug auf gesellschaftliche Zusammenhänge.
* stimmt natürlich nicht. |
Aber daß es 1789 war, solltest du schon wissen, sonst gelingt dir nämlich auch die historische Einordnung nicht.
_________________ "Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."
Friedrich Nietzsche
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Mobienne Auf dem Weg

Anmeldungsdatum: 09.06.2007 Beiträge: 3840
Wohnort: Allgäu
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(#2036018) Verfasst am: 18.12.2015, 15:59 Titel: |
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Johnny hat folgendes geschrieben: | Das Kostenargument verstehe ich nicht ganz. Das Schulwesen ist doch in Deutschland Ländersache. Wenn in einem Bundesland 70% der Einwohner Christen sind und 70% der Kinder den Religionsunterricht besuchen, sind die Kosten doch durch die christlichen Steuerzahler selbst gedeckt. |
Die anderen 30% Nichtchristen zahlen aber genauso hohe Steuern wie die Christen und von diesen Steuern der 30% Nichtchristen an den Staat wird anteilig jeweils auch der RU bezahlt. Wenn für den RU nur Steuerteile der 70% Christen herangezogen würden, würden sie dafür in anderen Bereichen anteilig irgendwo weniger Steuern zahlen als die 30% Nichtchristen, was auch nicht gerecht wäre.
Der Staat bezahlt ja sämtliche Lehrkräfte und Unterrichtskosten. Das wird ja nicht von der Kirchensteuer bestritten. Jeder Nichtchrist zahlt also auch anteilig für den christlichen RU an den Schulen.
Würdest Du es begrüßen, wenn von Deinen Steuergeldern Alchemie, Astrologie, Homöopathie, Wünschelrutengehen, Geistesanrufung oder mittelalterliche Medizin gelehrt würde und zwar nicht so, daß darüber (eventuell innerhalb eines übergreifenden Faches) „nur" informiert werden würde, sondern als eigenständige, entsprechend (mitunter in weltanschaulichen Bereichen) indoktrinierend geprägte Fächer mit soundsovielen Wochenstunden? Es kann zwar alles freiwillig besucht werden, aber unterrichtet wird alles trotzdem, weil 70% der Bürger von irgendwo das so wollen und bezahlt wird es mit staatlichen Mitteln.
Es gibt da Unterschiede zur Vermittlung von Wissen über den allgemeinen Stand der Wissenschaften unserer Zeit, wo ständig hinterfragt, weiter geforscht, überarbeitet und revidiert wird. Religionen u.ä. sind festgefahrene, individuelle, weltanschauliche und vielfältige Bereiche, in denen jeder privat agieren und dafür auch selbst finanziell aufkommen sollte, wenn er diesbezüglich Angebote wahrnehmen will - bei allem, was über eine rein neutrale Information hinausgeht. Das ist weder eine Aufgabe des Staates bzw. des Schulunterrichts, noch sollte man das auf Kosten aller einfordern, auch derer, die bezüglich dieses speziellen Themas völlig anders orientiert sind und/oder gar nix damit am Hut haben. Für fast alle anderen Vergnügungen und Erweiterungen des Schulangebots (über reine Information hinaus) muß auch jeder selber aufkommen.
_________________ Wo Worte selten, haben sie Gewicht. Shakespeare. Wo viel Geseier, nicht...
Wer Stroh im Kopf hat, fürchtet den Funken dieser Wahrheit. Nach Jupp Müller
Der Verstand ist wie eine Fahrkarte. Sie hat nur dann einen Sinn, wenn sie benutzt wird. Ernst R. Hauschka
Charakter ist etwas, was man von billigen Menschen nicht erwarten darf.
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Johnny permanent gesperrt
Anmeldungsdatum: 23.08.2015 Beiträge: 702
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(#2036114) Verfasst am: 19.12.2015, 00:50 Titel: |
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Skeptiker hat folgendes geschrieben: |
Dann hast du aber einen großen Einfluss des Zufalls, bei dem, was die verschiedenen Menschen in ihren selbst organisierten Minigemeinschaften gerade mal so *lernen*. Da wird dann viel geistige Inzucht entstehen und so was ist einfach nicht fruchtbar. |
Das sollte doch den Menschen selbst überlassen sein. Ich bin da für Freiheit des Einzelnen und Selbstorganisation der Menschen vor Ort.
Skeptiker hat folgendes geschrieben: |
Es sollte deshalb schon anspruchsvolle Standards für alle geben, damit nicht solche Einstellungen entstehen wie:
"Strom? Was ist das? Bei mir kommt der Strom aus der Steckdose und der Fernseher läuft!"
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Was ist denn an der Einstellung schlimm? Ich habe genau diese Einstellung. Strom kommt aus der Steckdose und meine Elektrogeräte funktionieren. Die theoretischen Grundlagen, wie das mit dem Strom physikalisch genau ist, kann mir doch völlig egal sein. Das überlasse ich den Experten, die das beruflich gelernt haben.
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Johnny permanent gesperrt
Anmeldungsdatum: 23.08.2015 Beiträge: 702
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(#2036115) Verfasst am: 19.12.2015, 01:01 Titel: |
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Mobienne hat folgendes geschrieben: |
Der Staat bezahlt ja sämtliche Lehrkräfte und Unterrichtskosten. Das wird ja nicht von der Kirchensteuer bestritten. Jeder Nichtchrist zahlt also auch anteilig für den christlichen RU an den Schulen. |
Ja und auch jeder Bahnfahrer zahlt anteilig für den Straßenbau und jeder Autofahrer anteilig für das Bahnnetz. Und jeder Nichtschwimmer zahlt anteilig für den Betrieb öffentlicher Schwimmbäder und jeder Opernhasser für den Betrieb von Opernhäusern.
Das ist halt immer so, wenn der Staat aus allgemeinen Steuermitteln etwas finanziert. Da gibt es immer Dinge, die man selbst ablehnt oder gar nicht nutzt und trotzdem anteilig dafür mitbezahlen muss.
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#2036117) Verfasst am: 19.12.2015, 01:07 Titel: |
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Johnny hat folgendes geschrieben: | Mobienne hat folgendes geschrieben: |
Der Staat bezahlt ja sämtliche Lehrkräfte und Unterrichtskosten. Das wird ja nicht von der Kirchensteuer bestritten. Jeder Nichtchrist zahlt also auch anteilig für den christlichen RU an den Schulen. |
Ja und auch jeder Bahnfahrer zahlt anteilig für den Straßenbau und jeder Autofahrer anteilig für das Bahnnetz. Und jeder Nichtschwimmer zahlt anteilig für den Betrieb öffentlicher Schwimmbäder und jeder Opernhasser für den Betrieb von Opernhäusern.
Das ist halt immer so, wenn der Staat aus allgemeinen Steuermitteln etwas finanziert. Da gibt es immer Dinge, die man selbst ablehnt oder gar nicht nutzt und trotzdem anteilig dafür mitbezahlen muss. |
Fuer die Kirche zahlt der Steuerzahler auch ohne Reliunterricht in der Schule schon mehr als zuviel mit. Da muss man nicht auch noch den Schulbetrieb mit umstrittenen exotischen Bildungsangeboten ueberfrachten.
_________________ Defund the gender police!!
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Johnny permanent gesperrt
Anmeldungsdatum: 23.08.2015 Beiträge: 702
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(#2036119) Verfasst am: 19.12.2015, 01:39 Titel: |
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beachbernie hat folgendes geschrieben: |
Fuer die Kirche zahlt der Steuerzahler auch ohne Reliunterricht in der Schule schon mehr als zuviel mit. Da muss man nicht auch noch den Schulbetrieb mit umstrittenen exotischen Bildungsangeboten ueberfrachten. |
Ich bin auch der Meinung, dass die Kirche nicht aus Steuermitteln bezahlt werden sollte. Allerdings gin ich auch der Meinung, dass die Steuern auf ein Minimum gesenkt werden sollten.
Und Bildungsfreiheit wäre wünschenswert. Der Staat sollte sich da einfach ganz raushalten. Die Menschen sollen selbst ihre Schulen oder Lerngruppen gründen und nach ihren Vorstellungen individuell gestalten.
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#2036120) Verfasst am: 19.12.2015, 02:00 Titel: |
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Johnny hat folgendes geschrieben: | beachbernie hat folgendes geschrieben: |
Fuer die Kirche zahlt der Steuerzahler auch ohne Reliunterricht in der Schule schon mehr als zuviel mit. Da muss man nicht auch noch den Schulbetrieb mit umstrittenen exotischen Bildungsangeboten ueberfrachten. |
Ich bin auch der Meinung, dass die Kirche nicht aus Steuermitteln bezahlt werden sollte. Allerdings gin ich auch der Meinung, dass die Steuern auf ein Minimum gesenkt werden sollten.
Und Bildungsfreiheit wäre wünschenswert. Der Staat sollte sich da einfach ganz raushalten. Die Menschen sollen selbst ihre Schulen oder Lerngruppen gründen und nach ihren Vorstellungen individuell gestalten. |
Der Staat hat die Aufgabe in oeffentlichen Schulen jedem Kind, unabhaengig von seiner Herkunft, ein gewissen Grundwissen zu vermitteln um Chancengleichheit zu gewaehrleisten.
Private Bildungseinrichtungen koennen dieses Angebot ergaenzen, muessen allerdings dieses Grundwissen genauso vermitteln wie staatliche Schulen. Dass das geschieht, darueber wacht die staatliche Schulaufsicht und das ist gut so.
Ein privates Schulwesen, dass voellig frei ueber Lerninhalte entscheiden kann, waere absolut nicht wuenschenswert, da es sonst jeder Sekte moeglich waere Kindern jeden Unsinn zu vermitteln und so z.B. eine absolut bildungssfremde, im modernen Arbeirsmarkt nicht beschaeftigbare, gesellschaftlich stark benachteiligte Kaste heranzuzuechten.
Ich erlebe sowas hier bei uns live, wenn ich mir unsere Mennoniten anschaue, die eine Sonderregelung aus kanadischen Pionierzeiten nutzen um ihre Kinder dem oeffentlichen Schulwesen zu entziehen und selbst zu unterrichten. Den Kindern ist von zuhause aus, wenn sie schon mal in die Zivilisation kommen, sowohl der Besuch der oeffentlichen Bilbiothek als auch die Nutzung des internets strengstens untersagt um zu verhindern, dass sie in Kontakt mit nicht bibelkonformen Wissen kommen. Diese Menschen werden es sehr, sehr schwer haben, falls sie spaeter mal ein Leben ausserhalb der abgeschotteten Mennonitengemeinschaft leben wollen.
Der Staat sollte sowas verhindern und auch solchen Kindern ermoeglichen spaeter einmal frei darueber zu entscheiden wie sie leben wollen.
_________________ Defund the gender police!!
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Mobienne Auf dem Weg

Anmeldungsdatum: 09.06.2007 Beiträge: 3840
Wohnort: Allgäu
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(#2036145) Verfasst am: 19.12.2015, 11:58 Titel: |
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Johnny hat folgendes geschrieben: | Mobienne hat folgendes geschrieben: |
Der Staat bezahlt ja sämtliche Lehrkräfte und Unterrichtskosten. Das wird ja nicht von der Kirchensteuer bestritten. Jeder Nichtchrist zahlt also auch anteilig für den christlichen RU an den Schulen. |
Ja und auch jeder Bahnfahrer zahlt anteilig für den Straßenbau und jeder Autofahrer anteilig für das Bahnnetz. Und jeder Nichtschwimmer zahlt anteilig für den Betrieb öffentlicher Schwimmbäder und jeder Opernhasser für den Betrieb von Opernhäusern.
Das ist halt immer so, wenn der Staat aus allgemeinen Steuermitteln etwas finanziert. Da gibt es immer Dinge, die man selbst ablehnt oder gar nicht nutzt und trotzdem anteilig dafür mitbezahlen muss. |
Mit Bahn und Straßen werden unter anderem auch Waren des täglichen Bedarfs transportiert, die Bahn- wie Autofahrer tagtäglich verkonsumieren. Und wenn Du den Unterschied zwischen Kultur- und Sportveranstaltungen oder deren Ausübungsmöglichkeiten (auch, wenn nicht jeder alle Angebote gleichzeitig wahrnimmt) zu Indoktrination von Kindern hinsichtlich ihrer Weltanschauung - einer Ausformung einer wichtigen, kaum umkehrbaren, persönlichen, geistigen Sicht- und Denkweise, über die jeder Mensch mit entsprechender Reife frei, selbständig, unabhängig und unvorbelastet entscheiden können sollte - nicht sehen willst... Ja dann...
Das hat wenig Gemeinsamkeit mit den Entscheidungsmöglichkeiten, die man hat, welche Musik- oder Sportveranstaltungen man besucht, oder nicht, oder was man davon selbst aktiv ausübt oder nicht, da man in dieser Hinsicht viel weniger einseitig (!) in der Schule (!) im Kindesalter(!) beeinflußt wird und in diesen Bereichen gemeinhin mehrheitlich auch viel mehr die persönlichen Vorlieben von Kindern beachtet werden. Die Entscheidung über den Besuch des christlichen RU fällen dagegen meist die Eltern für die Kinder und das mit mehr Durchschlagkraft, als hinsichtlich der Sportart, die vielleicht ausgeübt wird. Da achtet man schon mehr drauf, daß die Kinder selbst wählen und längerfristig Spaß dran haben. Viele gehen halt auch in den RU, weil "man" halt hingeht und es in der Schule halt angeboten wird und die Kinder verräumt sind. Das sähe ganz anders aus, wenn man sich privat um die Umsetzung und Bezahlung kümmern müßte. Und die Kinder hätten selbst mehr Einflußmöglichkeiten, wie bei der Wahl des Sportvereins auch.
_________________ Wo Worte selten, haben sie Gewicht. Shakespeare. Wo viel Geseier, nicht...
Wer Stroh im Kopf hat, fürchtet den Funken dieser Wahrheit. Nach Jupp Müller
Der Verstand ist wie eine Fahrkarte. Sie hat nur dann einen Sinn, wenn sie benutzt wird. Ernst R. Hauschka
Charakter ist etwas, was man von billigen Menschen nicht erwarten darf.
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Johnny permanent gesperrt
Anmeldungsdatum: 23.08.2015 Beiträge: 702
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(#2036247) Verfasst am: 20.12.2015, 01:46 Titel: |
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beachbernie hat folgendes geschrieben: |
Ich erlebe sowas hier bei uns live, wenn ich mir unsere Mennoniten anschaue, die eine Sonderregelung aus kanadischen Pionierzeiten nutzen um ihre Kinder dem oeffentlichen Schulwesen zu entziehen und selbst zu unterrichten. Den Kindern ist von zuhause aus, wenn sie schon mal in die Zivilisation kommen, sowohl der Besuch der oeffentlichen Bilbiothek als auch die Nutzung des internets strengstens untersagt um zu verhindern, dass sie in Kontakt mit nicht bibelkonformen Wissen kommen. Diese Menschen werden es sehr, sehr schwer haben, falls sie spaeter mal ein Leben ausserhalb der abgeschotteten Mennonitengemeinschaft leben wollen. |
Hast du denn den Eindruck, dass die Mennoniten in ihrer kleinen Gemeinschaft unglücklichere Menschen sind als zum Beispiel Studenten, Professoren oder Manager in Toronto oder Montreal?
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26444
Wohnort: im Speckgürtel
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(#2036261) Verfasst am: 20.12.2015, 04:52 Titel: |
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Johnny hat folgendes geschrieben: | beachbernie hat folgendes geschrieben: |
Ich erlebe sowas hier bei uns live, wenn ich mir unsere Mennoniten anschaue, die eine Sonderregelung aus kanadischen Pionierzeiten nutzen um ihre Kinder dem oeffentlichen Schulwesen zu entziehen und selbst zu unterrichten. Den Kindern ist von zuhause aus, wenn sie schon mal in die Zivilisation kommen, sowohl der Besuch der oeffentlichen Bilbiothek als auch die Nutzung des internets strengstens untersagt um zu verhindern, dass sie in Kontakt mit nicht bibelkonformen Wissen kommen. Diese Menschen werden es sehr, sehr schwer haben, falls sie spaeter mal ein Leben ausserhalb der abgeschotteten Mennonitengemeinschaft leben wollen. |
Hast du denn den Eindruck, dass die Mennoniten in ihrer kleinen Gemeinschaft unglücklichere Menschen sind als zum Beispiel Studenten, Professoren oder Manager in Toronto oder Montreal? |
Darum geht es gar nicht, nicht nur, weil dieses Glück, nach dem Du fragst sowieso nicht objektivierbar ist.
Du hast die wesentliche Aussage bbs leider gesnippt:
beachbernie hat folgendes geschrieben: | ....
Der Staat hat die Aufgabe in oeffentlichen Schulen jedem Kind, unabhaengig von seiner Herkunft, ein gewissen Grundwissen zu vermitteln um Chancengleichheit zu gewaehrleisten.... |
Jeder Mensch hat das Recht und sollte auch die Freiheit haben, sich seinen Platz nach seinen Möglichkeiten frei zu wählen. Damit er das kann, braucht er eine gewisse Grundausstattung, die ihm auch durch die Schulbildung vermittelt wird. Es ist möglich einen Menschen zu fesseln, indem Du ihm die Bildung versagst. Genau dafür liefert bb sein Beispiel mit den Menoniten: Die Eltern binden hier die Kinder in ihre Welt, indem sie ihnen Denkmöglichkeiten - genau das ist es, was Bildung vermittelt - vorenthalten. Dabei geht es nicht einfach um bestimmte Fakten, sondern auch z.B. darum, was Wahrheit ist und in wessen Deutungshoheit sie sich befindet.
Das hat eine gewisse Nähe zu Beschneidungsdiskussion: Es geht darum, ob Eltern das Recht haben, ihre Kinder so zu verkrüppeln, dass sie nur noch in ihrer Welt lebensfähig sind, bzw. sehr hohe Hürden überwinden müssen, um dieser Welt zu entfliehen.
Wir haben uns in unserer Gesellschaft geeinigt, dass Kinder eigene Rechte haben und nicht mehr Eigentum ihrer Eltern sind. Und deshalb sorgt der Staat für eine bildungsmäßige Minimalausstattung, auf die Eltern noch etwas drauflegen dürfen. Aber sie haben nicht das Recht, davon etwas vorzuenthalten,.
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Marcellinus Outsider
Anmeldungsdatum: 27.05.2009 Beiträge: 7429
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(#2036292) Verfasst am: 20.12.2015, 13:34 Titel: |
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Johnny hat folgendes geschrieben: |
Hast du denn den Eindruck, dass die Mennoniten in ihrer kleinen Gemeinschaft unglücklichere Menschen sind als zum Beispiel Studenten, Professoren oder Manager in Toronto oder Montreal? |
Hast du den Eindruck, daß du das beurteilen kannst? Fest steht, daß immer wieder junge Leute versuchen, solchen Sekten zu entkommen, und Sekten versuchen, das zu verhindern, indem sie ihnen das Wissen vorenthalten, das sie dazu brauchen. Für mich reicht das, um festzustellen, daß das Leben in einem solchen "Narrenparadies" offenbar nicht so paradiesisch ist, wie behauptet.
fwo hat folgendes geschrieben: |
Wir haben uns in unserer Gesellschaft geeinigt, dass Kinder eigene Rechte haben und nicht mehr Eigentum ihrer Eltern sind. Und deshalb sorgt der Staat für eine bildungsmäßige Minimalausstattung, auf die Eltern noch etwas drauflegen dürfen. Aber sie haben nicht das Recht, davon etwas vorzuenthalten,. |
So isses!
_________________ "Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."
Friedrich Nietzsche
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Johnny permanent gesperrt
Anmeldungsdatum: 23.08.2015 Beiträge: 702
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(#2036308) Verfasst am: 20.12.2015, 15:25 Titel: |
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Marcellinus hat folgendes geschrieben: |
Hast du den Eindruck, daß du das beurteilen kannst? |
Eben nicht. Ich würde mir nicht anmaßen zu behaupten, dass ein einfacher, mennonitischer Bauer mit Grundschulbildung in seiner kleinen Gemeinschaft mit einem geschlossenen Weltbild unglücklicher ist als der Harvard-Student oder der Softwareentwickler bei Microsoft.
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart
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(#2036309) Verfasst am: 20.12.2015, 15:33 Titel: |
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Johnny hat folgendes geschrieben: | Marcellinus hat folgendes geschrieben: |
Hast du den Eindruck, daß du das beurteilen kannst? |
Eben nicht. Ich würde mir nicht anmaßen zu behaupten, dass ein einfacher, mennonitischer Bauer mit Grundschulbildung in seiner kleinen Gemeinschaft mit einem geschlossenen Weltbild unglücklicher ist als der Harvard-Student oder der Softwareentwickler bei Microsoft. |
Darum gehts auch überhaupt nicht.
Es geht schlicht darum, ob man Menschen bestimmte Lebensweisen vorenthalten darf.
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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Johnny permanent gesperrt
Anmeldungsdatum: 23.08.2015 Beiträge: 702
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(#2036310) Verfasst am: 20.12.2015, 15:34 Titel: |
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fwo hat folgendes geschrieben: |
Wir haben uns in unserer Gesellschaft geeinigt, dass Kinder eigene Rechte haben und nicht mehr Eigentum ihrer Eltern sind. |
Naja, geeinigt haben wir uns darauf eigentlich nicht. In der Bundesrepublik hat man das staatsautoritäre Bildungswesen des alten Preußen und des 3. Reichs einfach übernommen, ohne breite gesellschaftliche Diskussion.
Dass Kinder nicht Eigentum der Eltern sind bedeutet doch auch nicht, dass sie Eigentum des Staates sind.
Mit 12 Jahren ist man in Deutschland religionsmündig. Was wäre, wenn ein 12Jähriger für sich entscheidet, zu den Mennoniten zu konvertieren und aus religiösen Gründen ab sofort nicht mehr zur Schule zu gehen, weil er ein "gottgefälliges Leben" als mennonitischer Bauer führen will?
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Misterfritz mini - mal
Anmeldungsdatum: 09.03.2006 Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien
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(#2036319) Verfasst am: 20.12.2015, 16:25 Titel: |
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Johnny hat folgendes geschrieben: | fwo hat folgendes geschrieben: |
Wir haben uns in unserer Gesellschaft geeinigt, dass Kinder eigene Rechte haben und nicht mehr Eigentum ihrer Eltern sind. |
Naja, geeinigt haben wir uns darauf eigentlich nicht. In der Bundesrepublik hat man das staatsautoritäre Bildungswesen des alten Preußen und des 3. Reichs einfach übernommen, ohne breite gesellschaftliche Diskussion.
Dass Kinder nicht Eigentum der Eltern sind bedeutet doch auch nicht, dass sie Eigentum des Staates sind.
Mit 12 Jahren ist man in Deutschland religionsmündig. Was wäre, wenn ein 12Jähriger für sich entscheidet, zu den Mennoniten zu konvertieren und aus religiösen Gründen ab sofort nicht mehr zur Schule zu gehen, weil er ein "gottgefälliges Leben" als mennonitischer Bauer führen will? | mit vollendung des 14. lebensjahres ist man in deutschland religionsmündig.
https://de.wikipedia.org/wiki/Religionsm%C3%BCndigkeit#Deutschland
d.h. aber auch nur, dass man ab da den mennoniten beitreten könnte. da man dan aber noch nicht volljährig ist und auch noch der schulpflicht unterliegt...
davon ganz ab, kann ich mir kaum einen 15-jährigen vorstellen, der gerade dann anfangen wollte, ein gottgefälliges leben führen möchte
_________________ I'm tapping in the dusternis
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26444
Wohnort: im Speckgürtel
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(#2036325) Verfasst am: 20.12.2015, 16:50 Titel: |
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Johnny hat folgendes geschrieben: | fwo hat folgendes geschrieben: |
Wir haben uns in unserer Gesellschaft geeinigt, dass Kinder eigene Rechte haben und nicht mehr Eigentum ihrer Eltern sind. |
Naja, geeinigt haben wir uns darauf eigentlich nicht. In der Bundesrepublik hat man das staatsautoritäre Bildungswesen des alten Preußen und des 3. Reichs einfach übernommen, ohne breite gesellschaftliche Diskussion.
Dass Kinder nicht Eigentum der Eltern sind bedeutet doch auch nicht, dass sie Eigentum des Staates sind.
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Nein, sie sind nicht Eigentum, sie sind Miteigentümer des Staates: Wir alle sind der Staat. Und Einigung ist nicht nur, wenn nach einem großen Palaver die Mehrheit bestimmt wird, Einigung ist auch, wenn wenige etwas vorschlagen und die große Mehrheit stillschweigend zustimmt. Wenn Dir die öffentlichen Schulen oder deren Lehrplan nicht gefällt, gründe eine Partei mit dem Ziel das zu ändern und lass Dich wählen. Dann wirst Du sehen, ob der Status quo noch soviel Unterstützung hat, dass die Formulierung "wir haben uns darauf geeinigt" das richtig beschreibt.
quote gerichtet. vrolijke
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Johnny permanent gesperrt
Anmeldungsdatum: 23.08.2015 Beiträge: 702
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(#2036329) Verfasst am: 20.12.2015, 17:22 Titel: |
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fwo hat folgendes geschrieben: |
Nein, sie sind nicht Eigentum, sie sind Miteigentümer des Staates: Wir alle sind der Staat. Und Einigung ist nicht nur, wenn nach einem großen Palaver die Mehrheit bestimmt wird, Einigung ist auch, wenn wenige etwas vorschlagen und die große Mehrheit stillschweigend zustimmt. Wenn Dir die öffentlichen Schulen oder deren Lehrplan nicht gefällt, gründe eine Partei mit dem Ziel das zu ändern und lass Dich wählen. Dann wirst Du sehen, ob der Status quo noch soviel Unterstützung hat, dass die Formulierung "wir haben uns darauf geeinigt" das richtig beschreibt. |
Ich halte nichts von dem Prinzip, dass die Mehrheit die Minderheit durch das Instrument "Staat" in ihrer Freiheit einschränken und unterdrücken dürfen sollte. Selbst wenn 51% der Bürger für eine restriktive Schulpflicht wären, wie wir sie in Deutschland haben, sehe ich das nicht als legitim an. Nur weil es eine Mehrheit ist, ergibt sich daraus kein Recht auf Unterdrückung der Minderheit.
Deshalb bin ich immer für Wahlfreiheit. Wer seine Kinder auf eine staatliche Schule nach den inhaltlichen Vorgaben der gerade herrschenden Parteien schicken möchte, sollte die Freiheit haben dies zu tun. Es sollte nur den anderen (meinetwegen einer Minderheit) die Freiheit erhalten bleiben sich auch für eine nicht-staatliche Schule mit eigenen inhaltlichen Vorgaben zu entscheiden. Oder für ein ganz anderes Bildungskonzept als "Schule".
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart
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(#2036330) Verfasst am: 20.12.2015, 17:26 Titel: |
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Johnny hat folgendes geschrieben: |
Ich halte nichts von dem Prinzip, dass die Mehrheit die Minderheit durch das Instrument "Staat" in ihrer Freiheit einschränken und unterdrücken dürfen sollte. Selbst wenn 51% der Bürger für eine restriktive Schulpflicht wären, wie wir sie in Deutschland haben, sehe ich das nicht als legitim an. Nur weil es eine Mehrheit ist, ergibt sich daraus kein Recht auf Unterdrückung der Minderheit.
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Du setzt damit voraus, dass Kindern ihre Eltern "gehören", und rechtlos sind.
Der Staat will gerade verhindern, dass eine Minderheit (Kindern) unterdrückt werden.
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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Johnny permanent gesperrt
Anmeldungsdatum: 23.08.2015 Beiträge: 702
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(#2036336) Verfasst am: 20.12.2015, 17:52 Titel: |
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vrolijke hat folgendes geschrieben: |
Du setzt damit voraus, dass Kindern ihre Eltern "gehören", und rechtlos sind. |
Nicht "gehören", ich finde Eltern sollten entscheiden, was für ihr Kind individuell das Beste ist. Das kann je nach Eltern und Kind ganz unterschiedlich sein.
Ich habe auch ein positives Menschenbild und gehe erstmal grundsätzlich davon auf, dass Eltern ihre Kinder lieben und deshalb nur das Beste für sie wollen.
Dass es extreme Ausnahmefälle gibt, wo der Staat dann intevenieren sollte (Misshandlung/Missbrauch) sehe ich auch so.
vrolijke hat folgendes geschrieben: |
Der Staat will gerade verhindern, dass eine Minderheit (Kindern) unterdrückt werden. |
Indem er die Kinder selbst unterdrückt?
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26444
Wohnort: im Speckgürtel
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(#2036351) Verfasst am: 20.12.2015, 18:26 Titel: |
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Johnny hat folgendes geschrieben: | fwo hat folgendes geschrieben: |
Nein, sie sind nicht Eigentum, sie sind Miteigentümer des Staates: Wir alle sind der Staat. Und Einigung ist nicht nur, wenn nach einem großen Palaver die Mehrheit bestimmt wird, Einigung ist auch, wenn wenige etwas vorschlagen und die große Mehrheit stillschweigend zustimmt. Wenn Dir die öffentlichen Schulen oder deren Lehrplan nicht gefällt, gründe eine Partei mit dem Ziel das zu ändern und lass Dich wählen. Dann wirst Du sehen, ob der Status quo noch soviel Unterstützung hat, dass die Formulierung "wir haben uns darauf geeinigt" das richtig beschreibt. |
Ich halte nichts von dem Prinzip, dass die Mehrheit die Minderheit durch das Instrument "Staat" in ihrer Freiheit einschränken und unterdrücken dürfen sollte. Selbst wenn 51% der Bürger für eine restriktive Schulpflicht wären, wie wir sie in Deutschland haben, sehe ich das nicht als legitim an. Nur weil es eine Mehrheit ist, ergibt sich daraus kein Recht auf Unterdrückung der Minderheit.
Deshalb bin ich immer für Wahlfreiheit. Wer seine Kinder auf eine staatliche Schule nach den inhaltlichen Vorgaben der gerade herrschenden Parteien schicken möchte, sollte die Freiheit haben dies zu tun. Es sollte nur den anderen (meinetwegen einer Minderheit) die Freiheit erhalten bleiben sich auch für eine nicht-staatliche Schule mit eigenen inhaltlichen Vorgaben zu entscheiden. Oder für ein ganz anderes Bildungskonzept als "Schule". |
Der Konsens über den Lehrplan geht viel weiter als Du hier tust. Das ist ganz einfach daran zu sehen, dass unsere Lehrpläne sich eben nicht mit jedem Regierungswechsel ändern. Sie bleiben sehr lange konstant. Es handelt sich dementsprechend nicht um 51%, die hier repräsentiert sind sondern wahrscheinlich über 90 %. Insofern kann ich dir nur raten auszuwandern, wenn Dir das tatsächlich so gegen den Strich geht, weil es unwahrscheinlich ist, dass sich da etwas ändert. Dazu fehlt es Deinen Vorstellungen an Überzeugungskraft.
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Johnny permanent gesperrt
Anmeldungsdatum: 23.08.2015 Beiträge: 702
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(#2036384) Verfasst am: 20.12.2015, 21:38 Titel: |
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fwo hat folgendes geschrieben: |
Der Konsens über den Lehrplan geht viel weiter als Du hier tust. Das ist ganz einfach daran zu sehen, dass unsere Lehrpläne sich eben nicht mit jedem Regierungswechsel ändern. Sie bleiben sehr lange konstant. Es handelt sich dementsprechend nicht um 51%, die hier repräsentiert sind sondern wahrscheinlich über 90 %. Insofern kann ich dir nur raten auszuwandern, wenn Dir das tatsächlich so gegen den Strich geht, weil es unwahrscheinlich ist, dass sich da etwas ändert. Dazu fehlt es Deinen Vorstellungen an Überzeugungskraft. |
Es geht mir gar nicht gegen den Strich, dass es Menschen gibt, die irgendwelche staatlichen Lehrpläne gut finden und ihre Kinder nach diesen Lehrplänen unterrichten lassen wollen. Von mir aus gerne, ich würde da nichts gegen sagen. Ich verstehe nur nicht, warum dann die Menschen, die diese Lehrpläne eben nicht gut findet trotzdem gezwungen werden soll ihre Kinder danach unterrichten zu lassen. Ich für "Leben und Leben lassen" und "Jeder nach seiner Facon".
Dass Lehrpläne nicht politisch durch die herrschenden Parteien gefärbt sind halte ich für ziemlich naiv. Die Diskussionen um den neuen Bildungsplan in Baden-Württemberg sind ein aktuelles Beispiel dafür.
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