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Lamarck Radikaler Konstruktivist
Anmeldungsdatum: 28.03.2004 Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main
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(#180383) Verfasst am: 17.09.2004, 19:47 Titel: |
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Hi Tarvoc!
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Das Ockhamsche Rasiermesser greift hier! Es ist nämlich einfacher, anzunehmen, dass die Unerklärlichkeit mit dem sogenannten "genetischen Junk" (genetisches Material, das über 90% der DNA ausmacht und dessen Zweck völlig unklar ist) erklärt werden kann, als dass man dafür schwachsinnige Felder braucht. |
Der "Zweck" der Junk-DNA ist nicht unklar, sondern unspezifisch. Aber Du brauchst hier etws Spielgeld, um etwas auszuprobieren.
Cheers,
Lamarck
_________________ „Nothing in Biology makes sense, except in the light of evolution.” (Theodosius Dobzhansky)
„If you can’t stand algebra, keep out of evolutionary biology.” (John Maynard Smith)
„Computers are to biology what mathematics is to physics.” (Harold Morowitz)
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Tso Wang Vergiß es
Anmeldungsdatum: 21.09.2003 Beiträge: 1433
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(#181062) Verfasst am: 19.09.2004, 11:09 Titel: von Ockham |
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Hallo,
interessant, daß die Ideen des Theologen und Franziskanermönchs von Ockham so viel Anerkennung finden. Nach seiner Erkenntnis ist es unmöglich, mit dem Verstand die Existenz Gottes - und damit auch seine Nichtexistenz - zu beweisen (erinnert ein wenig an den buddh. Ausdruck 'ataccavacara' ).
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_________________ Geh' weiter
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#181068) Verfasst am: 19.09.2004, 11:22 Titel: |
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Die Bedeutung des occam razor in der wissenschaftlichen Methode wird meist gewaltig überschätzt, vermultlich weil es dem Philosophen eine einfache Heuristik an die Hand gibt.
Die Erklärungs- oder Simulationsfähigkeit (anstelle der Einfachheit) ist mE das allgemeinere und letztlich korrektere Kriterium. In vielen Fällen kommen beide allerdings zu gleichen Ergebnis.
gruß/step
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44648
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(#181069) Verfasst am: 19.09.2004, 11:24 Titel: |
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Lamarck hat folgendes geschrieben: | Der "Zweck" der Junk-DNA ist nicht unklar, sondern unspezifisch. |
Bitte erläutern!
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Aber Du brauchst hier etws Spielgeld, um etwas auszuprobieren. |
Wie meinen?
Tso Wang hat folgendes geschrieben: | Nach seiner Erkenntnis ist es unmöglich, mit dem Verstand die Existenz Gottes - und damit auch seine Nichtexistenz - zu beweisen |
Meiner Ansicht nach stimmt das auch. Ein Omni Movens im Sinne der Kabbala lässt sich imho nicht verstandesmäßig widerlegen. Wohl aber der allmächtige, allgütige, allwissende und personale Schöpfergott des Christentums (-> Theodizee).
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Tso Wang Vergiß es
Anmeldungsdatum: 21.09.2003 Beiträge: 1433
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(#181104) Verfasst am: 19.09.2004, 13:28 Titel: |
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Lamarck hat folgendes geschrieben: | Hi Tarvoc!
Hallo Lamarck,
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Das Ockhamsche Rasiermesser greift hier! Es ist nämlich einfacher, anzunehmen, dass die Unerklärlichkeit mit dem sogenannten "genetischen Junk" (genetisches Material, das über 90% der DNA ausmacht und dessen Zweck völlig unklar ist) erklärt werden kann, als dass man dafür schwachsinnige Felder braucht. |
Der "Zweck" der Junk-DNA ist nicht unklar, sondern unspezifisch. Aber Du brauchst hier etws Spielgeld, um etwas auszuprobieren.
Cheers,
Lamarck |
Epigenomics versucht gerade das nötige Spielgeld (mit einigem Gegenwind) an der Börse zu erlangen.
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_________________ Geh' weiter
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Tso Wang Vergiß es
Anmeldungsdatum: 21.09.2003 Beiträge: 1433
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(#181107) Verfasst am: 19.09.2004, 13:34 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Tso Wang hat folgendes geschrieben: | Nach seiner Erkenntnis ist es unmöglich, mit dem Verstand die Existenz Gottes - und damit auch seine Nichtexistenz - zu beweisen |
Meiner Ansicht nach stimmt das auch. Ein Omni Movens im Sinne der Kabbala lässt sich imho nicht verstandesmäßig widerlegen. Wohl aber der allmächtige, allgütige, allwissende und personale Schöpfergott des Christentums (-> Theodizee). |
Ja, solange sich Ich (Mensch) und Du/Selbst (Gott) als unversöhnliche und unüberbrückbare Zweiheit gegenüberstehen, mag das stimmen.
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Selbst Buddha Shakyamuni und Buddha Maitreya sind seine Diener. Wer ist er?
_________________ Geh' weiter
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44648
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(#181111) Verfasst am: 19.09.2004, 13:40 Titel: |
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Tso Wang hat folgendes geschrieben: | Ja, solange sich Ich (Mensch) und Du/Selbst (Gott) als unversöhnliche und unüberbrückbare Zweiheit gegenüberstehen, mag das stimmen. |
Dem stimme ich allerdings zu!
Tso Wang hat folgendes geschrieben: | Selbst Buddha Shakyamuni und Buddha Maitreya sind seine Diener. Wer ist er? |
Hmmm... der Meister, der das Gras grün macht?
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
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Lamarck Radikaler Konstruktivist
Anmeldungsdatum: 28.03.2004 Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main
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(#182211) Verfasst am: 22.09.2004, 02:16 Titel: |
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Hi Tso Wang!
Tso Wang hat folgendes geschrieben: | Lamarck hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Das Ockhamsche Rasiermesser greift hier! Es ist nämlich einfacher, anzunehmen, dass die Unerklärlichkeit mit dem sogenannten "genetischen Junk" (genetisches Material, das über 90% der DNA ausmacht und dessen Zweck völlig unklar ist) erklärt werden kann, als dass man dafür schwachsinnige Felder braucht. |
Der "Zweck" der Junk-DNA ist nicht unklar, sondern unspezifisch. Aber Du brauchst hier etws Spielgeld, um etwas auszuprobieren. |
Epigenomics versucht gerade das nötige Spielgeld (mit einigem Gegenwind) an der Börse zu erlangen. |
Nicht ganz das, was ich nun gemeint habe. Die DNA kann Schrott nicht vermeiden. Da ist es 'sinnvoll', solange zu warten, bis dieser Schrott, gegebenenfalls durch Modifikation, auch zu etwas nützlich ist. Das ist sozusagen ein Testparcours.
Cheers,
Lamarck
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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
Anmeldungsdatum: 23.01.2004 Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden
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(#182270) Verfasst am: 22.09.2004, 11:28 Titel: |
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Hi Lamarck,
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Hi Tso Wang!
Tso Wang hat folgendes geschrieben: | Lamarck hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Das Ockhamsche Rasiermesser greift hier! Es ist nämlich einfacher, anzunehmen, dass die Unerklärlichkeit mit dem sogenannten "genetischen Junk" (genetisches Material, das über 90% der DNA ausmacht und dessen Zweck völlig unklar ist) erklärt werden kann, als dass man dafür schwachsinnige Felder braucht. |
Der "Zweck" der Junk-DNA ist nicht unklar, sondern unspezifisch. Aber Du brauchst hier etws Spielgeld, um etwas auszuprobieren. |
Epigenomics versucht gerade das nötige Spielgeld (mit einigem Gegenwind) an der Börse zu erlangen. |
Nicht ganz das, was ich nun gemeint habe. Die DNA kann Schrott nicht vermeiden. Da ist es 'sinnvoll', solange zu warten, bis dieser Schrott, gegebenenfalls durch Modifikation, auch zu etwas nützlich ist. Das ist sozusagen ein Testparcours. |
So sehe ich das auch. Allerdings argumentieren hier Evolutionsgegner gerne mit systemtheoretischen Aspekten, wonach die vermeintliche "Junk-DNA" nicht unnütz sei, sondern letztlich mit zur Homöostase beitrage. Ich muß gestehen, daß ich das Argument nicht für völlig abseitig halte: Wenn die Keimesentwicklung auf einem komplizierten Zusammenspiel der Gene beruht, ist davon auszugehen, daß tiefgreifende Änderungen der "Junk-DNA" dramatische (meist letale) Auswirkungen auf den Phänotyp haben. Lönnig hat z.B. in einem bösen ad-hominem gegen Kutschera in diese Richtung argumentiert und darauf hingewiesen, daß viele der voreilig als "Junk" bezeichneten Gene eben doch eine Funktion haben.
Was würdest Du auf solche Einwände antworten?
Grüße
Martin
_________________ "Science is a candle in the dark." - Carl Sagan
www.ag-evolutionsbiologie.de
www.facebook.com/AGEvolutionsbiologie
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Lamarck Radikaler Konstruktivist
Anmeldungsdatum: 28.03.2004 Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main
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(#182365) Verfasst am: 22.09.2004, 15:22 Titel: |
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Hi Martin!
Martin Neukamm hat folgendes geschrieben: | Lamarck hat folgendes geschrieben: | [..] Die DNA kann Schrott nicht vermeiden. Da ist es 'sinnvoll', solange zu warten, bis dieser Schrott, gegebenenfalls durch Modifikation, auch zu etwas nützlich ist. Das ist sozusagen ein Testparcours. |
So sehe ich das auch. Allerdings argumentieren hier Evolutionsgegner gerne mit systemtheoretischen Aspekten, wonach die vermeintliche "Junk-DNA" nicht unnütz sei, sondern letztlich mit zur Homöostase beitrage. Ich muß gestehen, daß ich das Argument nicht für völlig abseitig halte: Wenn die Keimesentwicklung auf einem komplizierten Zusammenspiel der Gene beruht, ist davon auszugehen, daß tiefgreifende Änderungen der "Junk-DNA" dramatische (meist letale) Auswirkungen auf den Phänotyp haben. Lönnig hat z.B. in einem bösen ad-hominem gegen Kutschera in diese Richtung argumentiert und darauf hingewiesen, daß viele der voreilig als "Junk" bezeichneten Gene eben doch eine Funktion haben.
Was würdest Du auf solche Einwände antworten? |
Systemtheoretische Ansätze und ein Verweis auf Homöostase sind immer sinnvoll. Aber das Argumentieren hiermit halten Evolutionsgegner plausibel nicht lange durch.
Du kennst sicher den Spruch: Niemand ist unnütz, er kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen. - Ähnlich ist es mit der DNA: Zunächst ist es erforderlich herauszufinden, ob der betrachtete Sequenzabschnitt wirklich keine spezifische Funktion erfüllt. Dann ist damit aber noch nichts über unspezifische Effekte ausgesagt. So könnten die betreffenden Bereiche etwa durch ihre Lage als Schutzhülle gegen (ionisierende und nichtionisierende) Strahlung dienen (das wäre auch eine von vielen möglichen Erklärungen für eventuelle letale Auswirkungen). Oder eben als Testparcours.
Motoo Kimuras 'Neutralitätstheorie der molekularen Evolution' bestätigt ja sehr schön die Sinnhaftigkeit des letzteren unspezifischen Effekts. Und dies erklärt auch die Existenz von Organismen, die hier mit überraschend wenig Material auskommen müssen; unter den Wirbeltieren haben die Kugelfische etwa das kleinste Genom (Fugu rubripes = 365 Megabasen!):
Die Kugelfische sind zum Teil sehr giftig und deshalb ist die Zubereitung von Fugu nicht so ohne. Das ist einer meiner Lieblingskugelfische (Süßwasser):
Cheers,
Lamarck
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„Computers are to biology what mathematics is to physics.” (Harold Morowitz)
Zuletzt bearbeitet von Lamarck am 22.09.2004, 21:02, insgesamt einmal bearbeitet |
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Tso Wang Vergiß es
Anmeldungsdatum: 21.09.2003 Beiträge: 1433
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(#182522) Verfasst am: 22.09.2004, 17:19 Titel: |
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Hallo Lamarck,
Lamarck hat folgendes geschrieben: | Hi Tso Wang!
Tso Wang hat folgendes geschrieben: | Lamarck hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Das Ockhamsche Rasiermesser greift hier! Es ist nämlich einfacher, anzunehmen, dass die Unerklärlichkeit mit dem sogenannten "genetischen Junk" (genetisches Material, das über 90% der DNA ausmacht und dessen Zweck völlig unklar ist) erklärt werden kann, als dass man dafür schwachsinnige Felder braucht. |
Der "Zweck" der Junk-DNA ist nicht unklar, sondern unspezifisch. Aber Du brauchst hier etws Spielgeld, um etwas auszuprobieren. |
Epigenomics versucht gerade das nötige Spielgeld (mit einigem Gegenwind) an der Börse zu erlangen. |
Nicht ganz das, was ich nun gemeint habe. Die DNA kann Schrott nicht vermeiden. Da ist es 'sinnvoll', solange zu warten, bis dieser Schrott, gegebenenfalls durch Modifikation, auch zu etwas nützlich ist. Das ist sozusagen ein Testparcours.
Cheers,
Lamarck |
Für Interessierte kann ich auf die SdW-Ausgaben 2/2004 und 3/2004 ("Unsichtbares Genom"/ "DNA-Schrott") verweisen. Darüber haben damals (Posting vom 27.3.2004, 20:59, ähhh, wie verlinkt man das eigentlich direkt ???) der ebenfalls SdW-Leser Thomas W. und ich ansatzweise diskutiert.
Gewöhnlich verstehen wir unter Genen in erster Linie Sequenzen auf bzw. in der DNA, die für bestimmte Proteine (und nur zum Teil für RNA-Moleküle) codieren. Diese (für Proteine codierenden) Bereiche, die wir vorschnell "Erbgut" nennen, machen jedoch nur etwa 2% der DNA aus. Der Autor der SdW-Februar-Ausgabe, W.Wayt Gibbs, verweist unter dem Hinweis auf die etliche Anzahl von RNA-Abschriften der DNA und der die DNA umhüllenden und stützenden Proteine und niedermolekularen Verbindungen (epigenetische Verbindungen) darauf, daß wir einen neuen Genbegriff benötigen ("Der alte Genbgriff schafft nur Verwirrung").
Viele "Introns" (nicht für Proteine codierende Abschnitte) auf RNA-Abschriften (die Kopien von sog. "Schrott-DNA" darstellen) eines Gens haben z.B. die wichtige Aufgabe, die Ausprägung anderer Gene (mittels RNA-Interferenz) zu unterdrücken. Diese "dunkle Seite" der DNA ist demgemäß ebenso spannend wie die dunkle Materie und die dunkle Energie auf kosmologischer Ebene.
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Tso Wang Vergiß es
Anmeldungsdatum: 21.09.2003 Beiträge: 1433
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(#182613) Verfasst am: 22.09.2004, 18:41 Titel: |
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...
P.S. Auch Max hat in dem damaligen Thread auf die "Schrott-DNA" ("Histon-Code-Hypothese" bzw. "Chromatin-Code-Hypothese") verwiesen, jedoch mit einem anderen Akzent: "Aber dadurch wird sich kaum die Einschätzung ändern, dass grosse Teile des Genoms funktionslos und Schrott sind oder?".
Zur Zeit sind wir alle noch auf Spekulationen angewiesen. Es bleibt abzuwarten, was die jetzige und zukünftige Forschung an Ergebnissen hervorbringt.
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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
Anmeldungsdatum: 23.01.2004 Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden
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(#182680) Verfasst am: 22.09.2004, 19:57 Titel: |
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Hi Tso Wang,
Tso Wang hat folgendes geschrieben: | ...P.S. Auch Max hat in dem damaligen Thread auf die "Schrott-DNA" ("Histon-Code-Hypothese" bzw. "Chromatin-Code-Hypothese") verwiesen, jedoch mit einem anderen Akzent: "Aber dadurch wird sich kaum die Einschätzung ändern, dass grosse Teile des Genoms funktionslos und Schrott sind oder?".
Zur Zeit sind wir alle noch auf Spekulationen angewiesen. Es bleibt abzuwarten, was die jetzige und zukünftige Forschung an Ergebnissen hervorbringt. |
Stimmt. Wobei ich "EvoDevo" für den aussichtsreichsten Forschungszweig überhaupt halte. In dem Artikel von Ridley, den Du uns mal gepostet hast ("What Makes You Who You Are"), wird wunderschön deutlich gemacht, daß die Entstehung neuen Genmaterials gar nicht erforderlich ist, um evolutive Neuheiten zu erzeugen. Es reicht, wenn das bestehende Material "umarrangiert" wird, um die Expressionsmuster der Gene zu verändern. Hier offenbart sich der Evolution in der Tat eine wahre "Spielwiese":
Ridley hat folgendes geschrieben: | To make grand changes in the body plan of animals, there is no need to invent new genes, just as there's no need to invent new words to write an original novel (unless your name is Joyce). All you need do is switch the same ones on and off in different patterns. Suddenly, here is a mechanism for creating large and small evolutionary changes from small genetic differences. Merely by adjusting the sequence of a promoter or adding a new one, you could alter the expression of a gene. |
[P.S.: Ist jemand (von den Moderatoren) so nett und ändert die Größe von Lamarcks Bild so, daß das übliche Seitenformat wieder hergestellt wird? Ist wesentlich übersichtlicher. Danke!]
Grüße
Martin
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Lamarck Radikaler Konstruktivist
Anmeldungsdatum: 28.03.2004 Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main
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(#182700) Verfasst am: 22.09.2004, 20:39 Titel: |
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Hi Martin!
Martin Neukamm hat folgendes geschrieben: | [P.S.: Ist jemand (von den Moderatoren) so nett und ändert die Größe von Lamarcks Bild so, daß das übliche Seitenformat wieder hergestellt wird? Ist wesentlich übersichtlicher. Danke!] |
Okay, ich ändere das gleich. Mit welcher Auflösung fährst Du Deinen Monitor (Das Bild selbst hat in der Breite eine Auflösung von 756px)?
Cheers,
Lamarck
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Lamarck Radikaler Konstruktivist
Anmeldungsdatum: 28.03.2004 Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main
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(#182729) Verfasst am: 22.09.2004, 21:13 Titel: |
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Hi Tso Wang!
Tso Wang hat folgendes geschrieben: | Für Interessierte kann ich auf die SdW-Ausgaben 2/2004 und 3/2004 ("Unsichtbares Genom"/ "DNA-Schrott") verweisen. Darüber haben damals (Posting vom 27.3.2004, 20:59, ähhh, wie verlinkt man das eigentlich direkt ???) der ebenfalls SdW-Leser Thomas W. und ich ansatzweise diskutiert.
Gewöhnlich verstehen wir unter Genen in erster Linie Sequenzen auf bzw. in der DNA, die für bestimmte Proteine (und nur zum Teil für RNA-Moleküle) codieren. Diese (für Proteine codierenden) Bereiche, die wir vorschnell "Erbgut" nennen, machen jedoch nur etwa 2% der DNA aus. Der Autor der SdW-Februar-Ausgabe, W.Wayt Gibbs, verweist unter dem Hinweis auf die etliche Anzahl von RNA-Abschriften der DNA und der die DNA umhüllenden und stützenden Proteine und niedermolekularen Verbindungen (epigenetische Verbindungen) darauf, daß wir einen neuen Genbegriff benötigen ("Der alte Genbgriff schafft nur Verwirrung").
Viele "Introns" (nicht für Proteine codierende Abschnitte) auf RNA-Abschriften (die Kopien von sog. "Schrott-DNA" darstellen) eines Gens haben z.B. die wichtige Aufgabe, die Ausprägung anderer Gene (mittels RNA-Interferenz) zu unterdrücken. Diese "dunkle Seite" der DNA ist demgemäß ebenso spannend wie die dunkle Materie und die dunkle Energie auf kosmologischer Ebene. |
Mit meiner Anmerkung habe ich primär nur auf Tarvoc reagiert ("Zweck" der Junk-DNA). Dein Einwand ist natürlich auch in Ordnung. Allerdings: Wenn Gibbs meint, dass ein neuer Genbegriff nötig ist, dann soll er diesen bitteschön auch selber machen. Ich wäre äußerst gespannt, wo er da ansetzt.
Cheers,
Lamarck
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George auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2004 Beiträge: 4485
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(#182903) Verfasst am: 23.09.2004, 13:50 Titel: |
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Es geht hier nicht nur um die Wachstumsmuster organischer Materie, sondern auch um die anorganischer , wie bspw kristaliner Strukturen
( Eisblumen, sonstige Kristalle )
Zu dir Nav , vielleicht ist Sheldrake mit seinen Feldern wirklich auf der Suche nach Gott. Defakto versucht er dabei aber wissenschaftliches Vorgehen zu bewahren und das ehrt ihn zunächst mal. Seine Beiträge und versuche zur Telephatie bei Tieren sind sehr interessant .
Ich kann nur nochmal betonen das der arme Kerl wirklich nach Leibenskräften bemüht ist eine Umarmung durch Esoteriker zu vermeiden.
Eines möchte ich aber doch klarstellen NAV. Die absolute Annahme eines Materialismus / Biologismus / und die konstruktion eines allumfassenden
Weltbildes auf dieser Grundlage, ist einer Religion nicht nur ähnlich, sondern es ist eine. Der Zweck dieser Übung ist es , wie bei gläubigen Fanatikern auch den an uns allen nagenden Zweifel zu beseitigen und durch gewißheiten ( absolute Fakten oder Dogmen ) zu ersetzen.
Fakt ist aber das die Visionen und Diskusionen in der Astrophysik, von Leuten wie Ed witten oder anderen, sehr viel esoterischer wirken und das liegt nicht unbedingt daran das man sie, als nicht Physiker ,nicht direkt versteht , sondern eher daran das sie spekulieren und phantasieren ( wie Einstein das auch schon tat ).
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Lars unregistrierter User
Anmeldungsdatum: 23.05.2004 Beiträge: 240
Wohnort: Berlin
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(#183032) Verfasst am: 23.09.2004, 17:25 Titel: |
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Scheldrake hat solche Probleme mit der "Umarmung durch Esoteriker" weil er die die gleiche Sprache verwendet wie Esoteriker und auch dieselben Methoden. Sie erkennen ihn ihn an diesen Eigenschaften als ihresgleichen. Den gleichen "Fehler" macht auch Nav, und ich bekenne mich ebenfalls dazu. Wenn es alle Eigenschaften eines Esoterikers hat, ist es auch einer, egal ob es aus taktischen Gründen behauptet keiner zu sein.
Sheldrakes "morphogenen Felder" sind unwissenschaftlich, esoterisch und schlicht Blödsinn, da es ganz einfach keine Phänomäne gibt zu deren Erklärung sie notwendig wären. Sie erlauben darüber hinaus auch keine überprüfberen Vorhersagen (nicht einmal theoretisch).
Ein Teil der Phänomene, die er anführt, hat bereits seit langem sehr viel einfachere, sinnvollere (im Sinne der Möglichkeit Vorhersagen zu machen) und vollständigerere Erklärungen. (wie zB. ähnliche Wachstumsmuster von Eiskristallen und Pflanzen oder gleichzeitige Erfindungen.)
Für einen anderen Teil (Telepathie u.ä.) konnte bisher noch niemand auich nurwissenschaftlich zeigen, dass sie überhaupt existieren. Nach Erklärungen für nichtexistente Phänomene zu suchen, hat aber nun einmal nichts mit Wissenschaft zu tun.
"Energiefelder" gibt es in der Physik nicht. Dies ist ein typischer Esoterikbegriff. In der Physik ist (anders als in der Esoterik) Energie kein Ding sondern eine Eigenschaft von Dingen, die darüber hinaus in einer Unzahl von sehr verschiedenen Formen auftritt. Der Begriff "Energiefeld" wäre dadurch viel zu unspezifisch um für die Physik nützlich sein zu können. Aus dem selben Grund ist er für Esoteriker sehr nützlich. Er dient dazu zu verschleiern, dass sie im Grunde keine Ahnung haben, wovon sie überhaupt reden.
Ein "Feld" ist in der Physik einfach ein Raumbereich in dem sich ein bestimmter Parameter (eine Eigenschaft) gemäß einer Mathematischen Funktion verändert. Dabei kann man manche Felder, weil sie bestimmte Eigenschaften von konkreten Dingen haben, wie zB. Energie und Masse, in gewisser Weise wie konkrete Gegenstände betrachten; ein Beispiel wären Magnetfelder. Im allgemeinen ist dies aber nicht der Fall. Da der Parameter, dessen Verteilung als Feld beschrieben wird, ganz verschieden sein kann, ist ein Feld im allgemeinen eine reine mathematische Abstraktion (zB. ein Geschwindingkeitsfeld). Sogar der Raum kann eine Abstraktion sein - statt durch die Raumdimensionen kann er auch durch beliebige andere Parameter aufgespannt sein. (zB. spielen Impulsräume in der Physik eine wichtige Rolle.)
Sicherlich kann man diesen abstrakten Feldbegriff dann gelegentlich auch nutzbringend in anderen Wissenschaften, wie Biologie oder gar Soziologie verwenden. Ein solches Feld dann aber, wie Scheldrake es in seiner Retorik tut, in gleicher Weise als konkreten Gegenstand zu betrachten, wie das zB. bei Magnetfeldern möglich ist, zeigt dann aber in etwa dasselbe intellektuelle Niveau wie ein Bergwanderer, der sich fürchtet, über eine Höhenlinie zu stolpern.
_________________ 1. Mose 6, 5-6:
Und der Mensch sah, daß die Bosheit des Gottes im Himmel groß war und alles Sinnen der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag.
Und es reute den Menschen, daß er den Gott im Himmel gemacht hatte, und es bekümmerte ihn in sein Herz hinein.
(leicht aktualisiert)
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44648
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(#183036) Verfasst am: 23.09.2004, 17:29 Titel: |
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Lars hat folgendes geschrieben: | Er dient dazu zu verschleiern, dass sie im Grunde keine Ahnung haben, wovon sie überhaupt reden. |
Jo, aber das machen nur die "Softcore"-Esoteriker. Die "Hardcore"-Esoteriker benutzen stattdessen den Begriff "tellurische Ströme", was aber genauso blödsinnig ist.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Tso Wang Vergiß es
Anmeldungsdatum: 21.09.2003 Beiträge: 1433
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(#183421) Verfasst am: 24.09.2004, 17:15 Titel: |
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Lamarck hat folgendes geschrieben: | Hi Tso Wang!
Tso Wang hat folgendes geschrieben: | Für Interessierte kann ich auf die SdW-Ausgaben 2/2004 und 3/2004 ("Unsichtbares Genom"/ "DNA-Schrott") verweisen. Darüber haben damals (Posting vom 27.3.2004, 20:59, ähhh, wie verlinkt man das eigentlich direkt ???) der ebenfalls SdW-Leser Thomas W. und ich ansatzweise diskutiert.
Gewöhnlich verstehen wir unter Genen in erster Linie Sequenzen auf bzw. in der DNA, die für bestimmte Proteine (und nur zum Teil für RNA-Moleküle) codieren. Diese (für Proteine codierenden) Bereiche, die wir vorschnell "Erbgut" nennen, machen jedoch nur etwa 2% der DNA aus. Der Autor der SdW-Februar-Ausgabe, W.Wayt Gibbs, verweist unter dem Hinweis auf die etliche Anzahl von RNA-Abschriften der DNA und der die DNA umhüllenden und stützenden Proteine und niedermolekularen Verbindungen (epigenetische Verbindungen) darauf, daß wir einen neuen Genbegriff benötigen ("Der alte Genbgriff schafft nur Verwirrung").
Viele "Introns" (nicht für Proteine codierende Abschnitte) auf RNA-Abschriften (die Kopien von sog. "Schrott-DNA" darstellen) eines Gens haben z.B. die wichtige Aufgabe, die Ausprägung anderer Gene (mittels RNA-Interferenz) zu unterdrücken. Diese "dunkle Seite" der DNA ist demgemäß ebenso spannend wie die dunkle Materie und die dunkle Energie auf kosmologischer Ebene. |
Mit meiner Anmerkung habe ich primär nur auf Tarvoc reagiert ("Zweck" der Junk-DNA). Dein Einwand ist natürlich auch in Ordnung. Allerdings: Wenn Gibbs meint, dass ein neuer Genbegriff nötig ist, dann soll er diesen bitteschön auch selber machen. Ich wäre äußerst gespannt, wo er da ansetzt.
Cheers,
Lamarck |
Hallo Lamarck,
Gibbs möchte nicht mehr von Genen (worunter allgemein für Proteine codierende DNA-Abschnitte verstanden werden), sondern aufgrund der durch Forschung immer stärker wachsenden Anzahl von für RNA codierenden Abschnitten lieber von Transkriptionseinheiten sprechen. Er zitiert Claes Wahlstedt vom schwedidchen Karolinska Institute :"Um Unklarheiten zu vermeiden verwenden wir den Begriff des Gens möglichst gar nicht mehr; wir nennen jeden DNA-Abschnitt, der (in RNA abgeschrieben, also) transkribiert wird, eine Transkriptionseinheit."
Wie wichtig für RNA codierende Abschnitte auf der DNA für die volle Funktionsfähigkeit eines Organismus' sind, zeigt das Beispiel der Knorpel-Haar-Hypoplasie. Nachdem kein für ein Protein codierendes Gen, das diesen 'Defekt' verursacht, gefunden werden konnte, gelang es 2001 dem finnischen Genetiker Maaret Ridanpää von der Universität Helsinki eine Transkriptionseinheit zu identifizieren, die für ein RNA-Molekül codiert. Diese Einheit trägt das Kürzel 'RMRP'. Benötigt wird das RNA-Molekül für die Bildung eines Enzyms, welches wiederum für die Mitochondrien von großer Bedeutung ist.
Die Schwierigkeit für RNA-Moleküle codierende Abschnitte auf der DNA zu entdecken, besteht im Gegensatz zu den für Proteine codierenden Abschnitten darin, daß erstere keine definierten Start- und Stopp- Signale besitzen, anhand derer man sie sofort identifizieren könnte. Für die Entwicklung entsprechender Identifikations-Technologien setzt sich das amerikanische Nationale Institute zur Erforschung des Humangenoms ein und arbeitet an der Erstellung einer "Enzyklopädie der DNA-Elemente".
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_________________ Geh' weiter
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Lamarck Radikaler Konstruktivist
Anmeldungsdatum: 28.03.2004 Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main
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(#185756) Verfasst am: 30.09.2004, 01:16 Titel: |
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Hi Tso Wang!
Tso Wang hat folgendes geschrieben: | Lamarck hat folgendes geschrieben: | Tso Wang hat folgendes geschrieben: | Für Interessierte kann ich auf die SdW-Ausgaben 2/2004 und 3/2004 ("Unsichtbares Genom"/ "DNA-Schrott") verweisen. Darüber haben damals (Posting vom 27.3.2004, 20:59, ähhh, wie verlinkt man das eigentlich direkt ???) der ebenfalls SdW-Leser Thomas W. und ich ansatzweise diskutiert.
Gewöhnlich verstehen wir unter Genen in erster Linie Sequenzen auf bzw. in der DNA, die für bestimmte Proteine (und nur zum Teil für RNA-Moleküle) codieren. Diese (für Proteine codierenden) Bereiche, die wir vorschnell "Erbgut" nennen, machen jedoch nur etwa 2% der DNA aus. Der Autor der SdW-Februar-Ausgabe, W.Wayt Gibbs, verweist unter dem Hinweis auf die etliche Anzahl von RNA-Abschriften der DNA und der die DNA umhüllenden und stützenden Proteine und niedermolekularen Verbindungen (epigenetische Verbindungen) darauf, daß wir einen neuen Genbegriff benötigen ("Der alte Genbgriff schafft nur Verwirrung").
Viele "Introns" (nicht für Proteine codierende Abschnitte) auf RNA-Abschriften (die Kopien von sog. "Schrott-DNA" darstellen) eines Gens haben z.B. die wichtige Aufgabe, die Ausprägung anderer Gene (mittels RNA-Interferenz) zu unterdrücken. Diese "dunkle Seite" der DNA ist demgemäß ebenso spannend wie die dunkle Materie und die dunkle Energie auf kosmologischer Ebene. |
Mit meiner Anmerkung habe ich primär nur auf Tarvoc reagiert ("Zweck" der Junk-DNA). Dein Einwand ist natürlich auch in Ordnung. Allerdings: Wenn Gibbs meint, dass ein neuer Genbegriff nötig ist, dann soll er diesen bitteschön auch selber machen. Ich wäre äußerst gespannt, wo er da ansetzt. |
Gibbs möchte nicht mehr von Genen (worunter allgemein für Proteine codierende DNA-Abschnitte verstanden werden), sondern aufgrund der durch Forschung immer stärker wachsenden Anzahl von für RNA codierenden Abschnitten lieber von Transkriptionseinheiten sprechen. Er zitiert Claes Wahlstedt vom schwedidchen Karolinska Institute :"Um Unklarheiten zu vermeiden verwenden wir den Begriff des Gens möglichst gar nicht mehr; wir nennen jeden DNA-Abschnitt, der (in RNA abgeschrieben, also) transkribiert wird, eine Transkriptionseinheit."
Wie wichtig für RNA codierende Abschnitte auf der DNA für die volle Funktionsfähigkeit eines Organismus' sind, zeigt das Beispiel der Knorpel-Haar-Hypoplasie. Nachdem kein für ein Protein codierendes Gen, das diesen 'Defekt' verursacht, gefunden werden konnte, gelang es 2001 dem finnischen Genetiker Maaret Ridanpää von der Universität Helsinki eine Transkriptionseinheit zu identifizieren, die für ein RNA-Molekül codiert. Diese Einheit trägt das Kürzel 'RMRP'. Benötigt wird das RNA-Molekül für die Bildung eines Enzyms, welches wiederum für die Mitochondrien von großer Bedeutung ist.
Die Schwierigkeit für RNA-Moleküle codierende Abschnitte auf der DNA zu entdecken, besteht im Gegensatz zu den für Proteine codierenden Abschnitten darin, daß erstere keine definierten Start- und Stopp- Signale besitzen, anhand derer man sie sofort identifizieren könnte. Für die Entwicklung entsprechender Identifikations-Technologien setzt sich das amerikanische Nationale Institute zur Erforschung des Humangenoms ein und arbeitet an der Erstellung einer "Enzyklopädie der DNA-Elemente". |
Du hast oben von einem neuen Genbegriff gesprochen. Streng genommen meint Gibbs aber doch etwas anderes. Aber auch seine Transkriptionseinheiten greifen zu kurz. Da brauche ich auch nicht groß auf repetitive oder andere logistisch-organisatorische Sequenz-Strukturen zu rekurieren: Unabhängig vom jeweils vorliegenden Fall kann dem Prinzip nach doch jeder DNA-Abschnitt in irgendeiner Form "transkripiert" werden. Und in jedem Fall sind die Sequenzen der Keimbahn die Schnittstelle für die letztlich entstehenden Struktur- bzw. Funktionsproteine. Auch wenn die Verschaltung des Netzwerkes (Stichwort: Boole'sches NK-Zufallsnetzwerk nach Kauffman) dazwischen in Teilbereichen (der 'Schrott' eben) ins Leere läuft.
Cheers,
Lamarck
_________________ „Nothing in Biology makes sense, except in the light of evolution.” (Theodosius Dobzhansky)
„If you can’t stand algebra, keep out of evolutionary biology.” (John Maynard Smith)
„Computers are to biology what mathematics is to physics.” (Harold Morowitz)
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El Schwalmo Naturalistischer Ignostiker
Anmeldungsdatum: 06.11.2003 Beiträge: 9073
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(#185779) Verfasst am: 30.09.2004, 08:54 Titel: |
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Hi Lars,
Lars hat folgendes geschrieben: |
Sheldrakes "morphogenen Felder" sind unwissenschaftlich, esoterisch und schlicht Blödsinn, da es ganz einfach keine Phänomäne gibt zu deren Erklärung sie notwendig wären. Sie erlauben darüber hinaus auch keine überprüfberen Vorhersagen (nicht einmal theoretisch). |
eins kommt noch hinzu: in der Biologie ist der Begriff 'morphogenetisches Feld' ein terminus technicus. Allerdings ein vollkommen unmetaphysischer. In der Entwicklungsphysiologie versteht man darunter meist die Wirkung von Diffusionsgradienten, welche der Ausbildung bestimmter Strukturen während der Embryonal-Entwicklung zugrunde liegen.
Sheldrake benutzt hier einen uralten Eso-Trick: er füllt einen gebräuchlichen, speziell definierten Begriff mit einem neuen Inhalt. Leider fallen daruf viele Menschen mit naturwissenschaftlicher Halbbildung herein.
Grüßle
Thomas
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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
Anmeldungsdatum: 23.01.2004 Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden
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(#186136) Verfasst am: 30.09.2004, 18:09 Titel: |
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Hi Lars,
Lars hat folgendes geschrieben: | Scheldrake hat solche Probleme mit der "Umarmung durch Esoteriker" weil er die die gleiche Sprache verwendet wie Esoteriker und auch dieselben Methoden. Sie erkennen ihn ihn an diesen Eigenschaften als ihresgleichen. Den gleichen "Fehler" macht auch Nav, und ich bekenne mich ebenfalls dazu. Wenn es alle Eigenschaften eines Esoterikers hat, ist es auch einer, egal ob es aus taktischen Gründen behauptet keiner zu sein.
Sheldrakes "morphogenen Felder" sind unwissenschaftlich, esoterisch und schlicht Blödsinn, da es ganz einfach keine Phänomäne gibt zu deren Erklärung sie notwendig wären. Sie erlauben darüber hinaus auch keine überprüfberen Vorhersagen (nicht einmal theoretisch). |
Genau. Das Abseitige ist, daß Sheldrake die "morphogenen Felder" gewissermaßen "entmaterialisiert". Diese "Felder" - für die er natürlich keine Feldgleichungen formulieren kann - sollen quasi ante res existieren und die Materie beeinflussen. Das ist eigentlich nur wieder der sattsame bekannte Idealismus platonischen Angedenkens.
BTW, ist Dir aufgefallen, daß auch Kreationisten gerne mit "morphogenetischen Stoffwechselfeldern" argumentieren - vor allem dann, wenn sie "zeigen" wollen, daß die Bildung von "Primitivstrukturen" in der Keimesentwicklung nicht auf stammesgeschichtlicher Kontingenz beruhe, sondern sich aufgrund "epigenetischer Eigengesetzlichkeiten" entfalten. Letzteres ist zwar richtig, die Folgerung aber insofern ein Fehlschluß, als die "Stoffwechselfelder" ja durch die Gene (vulgo das stammesgeschichtliche Erbe) mitbedingt werden. Auch hier ist es also so, daß die "Stoffwechselfelder" auf materieller Grundlage emergieren und nicht dem Embryo oder Fötus "von außen aufoktroyiert" werden.
Grüße
Martin
_________________ "Science is a candle in the dark." - Carl Sagan
www.ag-evolutionsbiologie.de
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George auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2004 Beiträge: 4485
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(#186444) Verfasst am: 01.10.2004, 14:10 Titel: |
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Lars hat folgendes geschrieben: | Ein Teil der Phänomene, die er anführt, hat bereits seit langem sehr viel einfachere, sinnvollere (im Sinne der Möglichkeit Vorhersagen zu machen) und vollständigerere Erklärungen. (wie zB. ähnliche Wachstumsmuster von Eiskristallen und Pflanzen oder gleichzeitige Erfindungen.)
Für einen anderen Teil (Telepathie u.ä.) konnte bisher noch niemand auich nurwissenschaftlich zeigen, dass sie überhaupt existieren. Nach Erklärungen für nichtexistente Phänomene zu suchen, hat aber nun einmal nichts mit Wissenschaft zu tun.
. |
Soll also heißen Dinge die sich nicht wissenschaftlich erklären oder feststellen lassen existieren nicht
Nun , Freud ( und er war ja ein bekennender Atheist ) selbst hat die Telephatie eingeräumt und im gleichen Atemzug bekannt das man sie hinnehmen müße aber nicht erklären könne.
Vielleicht erklärt mir mal jemand wie Akkupunktur funktioniert ( wissenschaftlich http://www.innovations-report.de/html/berichte/studien/bericht-25038.html)
es geht aber auch mit der chinesischen Pulsdiagnose
( auch die ist schon rein anatomisch am Handgelenk ein Witz)
Deine Argumentation erinnert mich ein wenig an den Satz das nicht ist was nicht sein darf.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44648
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(#186449) Verfasst am: 01.10.2004, 14:14 Titel: |
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George hat folgendes geschrieben: |
Nun, Freud (und er war ja ein bekennender Atheist) selbst hat die Telephatie eingeräumt und im gleichen Atemzug bekannt das man sie hinnehmen müße aber nicht erklären könne. |
Woher nimmst du diese Informationen? Meines Wissens gab es einen jahrelangen Disput zwischen Freud und Jung, wobei Ersterer Telepathie für grundsätzlich unmöglich und Letzterer sie für grundsätzlich möglich hielt.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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El Schwalmo Naturalistischer Ignostiker
Anmeldungsdatum: 06.11.2003 Beiträge: 9073
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(#186451) Verfasst am: 01.10.2004, 14:16 Titel: |
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Hi George,
George hat folgendes geschrieben: |
Deine Argumentation erinnert mich ein wenig an den Satz das nicht ist was nicht sein darf. |
weißt Du, es gibt einen (möglicherweise sehr kleinen) Bereich des Seins, der der wissenschaftlichen Methode zugänglich ist. Hier können wir zum sichersten Wissen gelangen, das uns Menschen vergönnt ist: naturwissenschaftlichen Theorien. Aber auch die sind nur zeitkernig gültig. Das allerdings intersubjektiv. Was _so_ erforscht ist, ist Standard.
Daneben gibt es noch weite Bereiche, in denen noch keine Erkenntnisse möglich sind oder auch prinzipiell mit der genannten Methodik gar nicht erlangt werden können. Hier muss man extrem vorsichtig sein und sollte nur das glauben, was gut belegt ist. In den meisten Fällen ist nämlich schon die Datenbasis so mager, dass die vollmundigen Behauptungen der Anhänger ohne Grundlage sind.
Natürlich darf auch etwas sein, das nicht ins naturwissenschaftliche Weltbild passt. Aber sobald es konkurrieren möchte, ist es beweispflichtig. Und man sollte versuchen, nichts dafür zu bezahlen, wenn man nicht sicher ist, etwas dafür zu erhalten.
Grüßle
Thomas
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El Schwalmo Naturalistischer Ignostiker
Anmeldungsdatum: 06.11.2003 Beiträge: 9073
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(#186457) Verfasst am: 01.10.2004, 14:20 Titel: |
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Hi George,
George hat folgendes geschrieben: |
Nun , Freud ( und er war ja ein bekennender Atheist ) selbst hat die Telephatie eingeräumt und im gleichen Atemzug bekannt das man sie hinnehmen müße aber nicht erklären könne. |
das ist ein Argument der 'Spitzenklasse'. Wenn es Menschen gäbe, die unter _kontrollierten_ Bedingungen Telepathie treiben können, wenn also die _Tatsache_ erwiesen wäre, würde Freuds Meinung Sinn machen. Aber der Streit geht doch erst einmal darum, ob es sie überhaupt gibt.
Nicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen.
Grüßle
Thomas
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Nav Gast
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(#186462) Verfasst am: 01.10.2004, 14:24 Titel: |
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Telepathie oder nicht, das ist keine Frage der Metaphysik.
Es wäre möglich. daß z.B. das (zweifellos!) vom menschlichen Gehirn erzeugte elektromagnetische Feld für sowas (falls es das geben sollte - die Theorie "es gibt Telepathie" wurde bislang ja noch nicht falsifiziert!) veranwortlich wäre - der Typ, mit dem man dann Telepathie betreibt, dessen Gehirn kann dann halt dieses elektromagnetische Feld durch Induktion in den Nervenbahnen (oder was auch immer) empfangen.
Jedenfalls ist es nur extrem unwahrscheinlich, daß es Telepathie gibt, aber nicht ausgeschlossen.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44648
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(#186467) Verfasst am: 01.10.2004, 14:30 Titel: |
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Nav hat folgendes geschrieben: | Es wäre möglich. daß z.B. das (zweifellos!) vom menschlichen Gehirn erzeugte elektromagnetische Feld für sowas (falls es das geben sollte - die Theorie "es gibt Telepathie" wurde bislang ja noch nicht falsifiziert!) veranwortlich wäre - der Typ, mit dem man dann Telepathie betreibt, dessen Gehirn kann dann halt dieses elektromagnetische Feld durch Induktion in den Nervenbahnen (oder was auch immer) empfangen. |
Wo wir gerade dabei sind: Es wäre als Erklärung auch eine Beeinflussung der subquantischen Variable des Universums möglich, die sich dann auf das Gehirn des Anderen auswirken würde, wie Wilson es im "neuen Prometheus" als Modell vorschlägt. Natürlich müsste man dann David Bohms Theorie der subquantischen Variable als Erklärungsmodell der Quantenphysik voraussetzen.
Aber ich möchte mich hier meinen Vorrednern anschließen und noch 'mal bekräftigen: Solange die Existenz von Telepathie nicht unter wissenschaftlichen Bedingungen nachgewiesen wurde, ist es sowieso sinnlos, nach wissenschaftlichen Erklärungen dafür zu suchen.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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George auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2004 Beiträge: 4485
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(#186474) Verfasst am: 01.10.2004, 14:41 Titel: |
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Hallo Thomas,
Hallo herr Lehrer ich weiß was
ich denke es geht ja schon aus meiner Argumentation hervor das es für mich nicht unbedingt ein erster Schritt sein Muß etwas für möglich zu halten und sogar einzuräumen bevor es wissenschaftlich untermauert oder nachgewiesen ist . Wenn Einstein das getan hätte wäre er nie zu seiner Relativitätstheorie gekommen. ( ohne mich selbst in die Nähe eines solchen Geistes bringen zu wollen )
Ich habe selber zwei Kinder großgezogen und auch schon Tiere gehabt und die Erfahrungen mit diesen Wesen haben mich dazu bewogen heute Telephatie einzuräumen .
Wenn sich Ed Witten und die Jünger der Superstringtheorie nur auf Wissenschaftliche Fakten stützen würden , müßten sie ihre Forschungen auf der Stelle einstellen, ich glaube es gibt im Moment kaum eine andere Forschung die den Methaphysichen Raum ( vielleicht eine von Wittens zig Dimensionen )so sehr berührt wie die Superstringtheorie.
Wir werden sie auch niemals nachweisen können weil wir dazu einen Beschleuniger mit einem Ausmaß von 1000 Lichtjahren benötigen würden.
Ganz davon abgesehn sind diese Strings offenbar weder Energie , noch Materie sondern vielmehr ein ( sicher geniales aber dennoch spekulatives ) Mathematisches Konstrukt das Herr Witten wohl nicht bis zu seinem Tod verfolgen wird. Dennoch erscheint er mir fast symphatisch weil er zumindest bisweilen das Konsistenzpostulat zu verlassen scheint .
Darf ich mich jetzt wieder setzen ?
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El Schwalmo Naturalistischer Ignostiker
Anmeldungsdatum: 06.11.2003 Beiträge: 9073
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(#186475) Verfasst am: 01.10.2004, 14:45 Titel: |
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Hi Nav,
Nav hat folgendes geschrieben: | Telepathie oder nicht, das ist keine Frage der Metaphysik.
Es wäre möglich. daß z.B. das (zweifellos!) vom menschlichen Gehirn erzeugte elektromagnetische Feld für sowas (falls es das geben sollte - die Theorie "es gibt Telepathie" wurde bislang ja noch nicht falsifiziert!) veranwortlich wäre - der Typ, mit dem man dann Telepathie betreibt, dessen Gehirn kann dann halt dieses elektromagnetische Feld durch Induktion in den Nervenbahnen (oder was auch immer) empfangen.
Jedenfalls ist es nur extrem unwahrscheinlich, daß es Telepathie gibt, aber nicht ausgeschlossen. |
in den Naturwissenschaften wird üblicheweise nicht argumentiert 'solange man nicht mit Sicherheit ausschließen kann, dass ...', sondern 'es gibt die und die Belege, die die Vermutung stützen, dass ...'.
Kutschera, ein Pflanzenphysiologe, sagte dies zwar im Zusammenhang mit Anrufen der Redaktion von BILD der Frau, die wissen wollten, ob man sich ganz sicher ist, dass Pflanzen nichts hören, aber diese Aussage lässt sich durchaus verallgemeinern.
Grüßle
Thomsa
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