Kommissar Plattfuß Rüpel
Anmeldungsdatum: 13.08.2004 Beiträge: 2353
Wohnort: Düssbuich
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(#242494) Verfasst am: 11.01.2005, 22:00 Titel: |
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AlbertHofmann hat folgendes geschrieben: | Siehst Du, lieber Dragonfly, genau darin liegt das Problem.
Du kannst zwar wunderbar negativ abgrenzen, was Du nicht willst, aber im Benennen von Alternativen kommst Du nicht sehr weit. Auf wen willst Du denn warten, denkst Du wirklich, eines Tages wird eine Kommission aus unabhängigen, vernünftigen, fachlich kompetenten, engagierten Experten aus dem Boden geboren, die uns sagt: Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um Schluß mit der Atomenergie zu machen, weil....blablabla?
Ich kann Dir sagen: Das wird nie passieren, sowas geschieht nur in den Träumen der uneingeschränkt Technikgläubigen. Leider funktioniert unsere Gesellschaft so nicht. Die (von mir) beobachtete Wahrheit ist, dass solange es auch nur einen einzigen Cent Profit abwirft, die Sache bis zum gehtnichtmehr ausgeschlachtet wird, unabhängig von den Schäden, die dadurch entstehen. Diese Schäden müssen ja nicht vom Betreiber bezahlt werden, fließen somit nicht in die Bilanz mit ein. Leider ist dies die häßliche Seite des Kapitalismus, die Globalisierung wird dies noch bis ins Groteske verstärken. |
Ja, da hast du leider recht, -unsere Gesellschaft funktioniert nicht so, wie ich es gerne hätte. Der Vorwurf, ich hätte keine alternativen Ideen ist aber unbegründet. Ich habe viel zu viele Ideen. Die meisten sind naiv, und unbrauchbar, weil sie bei den Menschen ein vorausschauendes Denken, und ein Planen über mehrere Generationen hinweg voraussetzen. Obwohl das hier nicht der richtige "Thread für geniale Weltverbesserungspläne" ist, möchte ich, -weil ich so gerne Gutmenschen ärgere- ein paar ketzerische Ideen loslassen.
Theoretisch sollte die Entscheidung über einen Ausstieg aus der Atomenergie natürlich von der Politik getroffen werden, aber wie du ja schon sagtest, sind dazu unabhängige, vernünftige, fachlich kompetente und engagierte Experten hilfreich, -meiner Meinung nach sogar absolut notwendig. Damit sind unsere Politiker schon ausgeschieden...
Wer sollte aber dann die Entscheidung bzw. die Entscheidungen (denn es geht ja nicht nur um die Atomenergie, -das ist ein allgemeines Problem) treffen? Das Volk als ganzes (=der dumme Pöbel)? Diejenigen, die am lautesten schreien (Öko - Gutmenschen), und die durch ihre Hysterie selbst den Beweis dafür liefern, dass sie nicht vernünftig, und Logisch urteilen, sondern rein emotional? Die Lobbyisten der Atomenergie? Meine Meinung ist: (Achtung, jetzt kommt der geniale Weltverbesserungsplan, bitte nicht sofort lachen, erstmal nachdenken) Entscheidungen über ein bestimmtes kompliziertes Fachgebiet, auf dem es den Politikern an Kompetenz mangelt sollten per direkter Demokratie von den Bürgern getroffen werden, und zwar hauptsächlich von denen, die über das nötige Fachwissen verfügen. Man müsste dazu eine heilige Kuh der Gutmenschen -die Gleichheit bei Wahlen- schlachten. Aus irgend einem Grund gilt es bei Gutmenschen als selbstverständlich, dass die Stimme eines jeden Bürgers genau so viel Wert ist, wie die Stimme eines jeden anderen, -das gehört sich einfach so! Es ist aber aus gutem Grund fast überall im Leben so, dass jemandem, der über viel Wissen verfügt eher eine vernünftige Entscheidung zugetraut wird, als einem, der keine Ahnung hat. Warum ist das bei Wahlen anders? Warum gibt es nur hier dieses Gleichheits - Dogma? Das hat natürlich historische Gründe, aber eine Ungleichheit durch Wissen ist etwas völlig anderes, als eine Ungleichheit durch gesellschaftliche Stände, oder Geschlecht, in die man hinein geboren wird (jedenfalls sollte es so sein). Warum werden die wichtigsten Entscheidungen nicht von den Leuten getroffen, die sich am besten auskennen, sondern von Politikern, die irgendwelchen Lobbys zu gefallen versuchen, und außerdem um ihre Wiederwahl besorgt sind, -was zu kurzsichtigen Entscheidungen führt. Das Internet bietet die Möglichkeit, einer direkten Demokratie, bei gleichzeitiger Prüfung der Qualifikation. Eine solche Entscheidung hätte, neben dem Atomenergie - Ausstieg zum Beispiel die über die Einführung von Software - Patenten in Europa sein können. Hätte man das per direkter Demokratie gemacht, und hätten z.B. die Stimmen derjenigen, die eine Programmiersprache beherrschen doppelt so viel gezählt, wie die Stimmen der Ahnungslosen, -wie schnell wär' das Thema vom Tisch gewesen. So, für Heute erstmal genug gesponnen...
AlbertHofmann hat folgendes geschrieben: | Aus genau diesem Grunde bist Du auf eine Gruppe von Leuten angewiesen, die die technische und soziale Entwicklung kritisch beobachten, und bei Bedarf auch laut werden. Das hat mit Pöbelei nichts zu tun, und im Gegensatz zu Dir gehe ich davon aus, dass sich diese Leute im Rahmen ihrer Möglichkeiten gründlich informieren, aber trotzdem sind sie "Nichtfachleute", die ihre Stimme erheben.
Natürlich gibts hier wie überall auch Proleten, die einfach mitpöbeln, aber ich denke dass viele Kritiker (zumindest die, die ihre Stimme erheben) ihren Teil der Informationsbeschaffung erfüllen. Ich zumindest verbringe Stunden mit Lesen, Diskutieren, Nachdenken. und selbst dann tue ich mich manchmal schwer, unterschiedliche, gegenläufige Fakten zu bewerten. Das ist dann der Zeitpunkt, wo das Gefühl einsetzt (das hatten wir schonmal beim Handy . Soll ich deshalb ruhig sein, und abwarten bis irgendwo wieder ein Störfall auftritt? Ich lebe in der Nähe von Neckarwestheim, einem angeblich so sicheren Leichtwasserreaktor. Warum nur kommen doch immer wieder Störfälle ans Tageslicht, warum wurde im Juli 2004 radiaktiv verseuchtes Wasser in den Neckar abgelassen? Wenn dann zufällig Kinder während dieser Zeit am Neckar spielen, so können die Gutmenschen ruhig ihre Stimme erheben, ohne gleich zu pöbeln. |
Wenn diese Leute wirklich kritisch beobachten, und nur bei Bedarf laut würden, hätte ich nichts dagegen, aber die meisten Öko - Gutmenschen sind (natürlich nur aus meinem gefühlsmäßigen, subjektiven Eindruck heraus) einfach nur laut, weil sie gerne laut sind, und sentimental reagieren, wo Logik angebracht wäre.
Warum immer wieder Störfälle ans Tageslicht kommen? Ganz einfach: Weil die Presse über jeden Furz berichtet. Wenn in einem KKW jemand einen Schraubenschlüssel fallen läßt, steht das am nächsten Tag in der Bildungszeitung (die Zeitung für Pöbel - Bildung, und für Pöbel - Bildung ). Wenn zum Beispiel einem Bauern ein Fass umfallen würde, und irgendein giftiges Pflanzenschutzmittel würde in den Neckar fliessen, was glaubst du wohl wie groß die Überschrift der Zeitungsmeldung im Vergleich zu der, die über das bisschen Wasser aus dem bösen Atomkraftwerk berichtet wäre? Ein Bauer ist halt nicht grundsätzlich böse, -er passt nicht in das Hysterie erzeugende Schema der Öko - Gutmenschen.
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