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Homosexualität ist therapierbar
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DemonDeLuxe
Frisch gestählt



Anmeldungsdatum: 17.08.2005
Beiträge: 672
Wohnort: Wiesbaden

Beitrag(#337749) Verfasst am: 31.08.2005, 23:12    Titel: Antworten mit Zitat

Raphael hat folgendes geschrieben:
Vielleicht wäre es sinnvoller, sich Gedanken über die Therapierbarkeit von Homophobie zu machen oder sich zu fragen, weshalb das Thema "Homosexuelle zu Kranken erklären und einer Therapie unterwerfen" hier im Forum mit abstoßender Regelmäßigkeit immer wieder auftritt. Wieso können es gewisse Leute nicht ertragen, dass nicht alle Menschen klonartig gleich sind?


Das Thema kommt in nahezu jedem Forum immer 'mal wieder vor, und sei Dir sicher: Das hier ist eine gaaaaaaaaaaaanz sachliche Variante davon. Das geht auch SEHR anders, wie ich in anderen Foren schon erlebt habe.

Dabei ist die Reduktion auf den abwertend gemeinten Begriff "Homophobie" m.E. aber nicht wesentlich fairer als diese selbst: Gewisse Werte und Verhaltensnormen nehmen wir Menschen ja nicht oder nur zum geringen Teil bewusst und aktiv an, sondern übernehmen sie aus dem gesellschaftlichen Umfeld, meist im Rahmen der eigenen Erziehung. Insofern sind solche "homophoben" Ansichten zunächst einmal fast genauso "naturgegeben" (im Effekt) wie Hautfarbe. Oder eben wie Religion, deren Ausprägung ja auch überwiegend bereits in der Jugend stattfindet. Anders als Hautfarbe ist hier noch etwas zu ändern, aber da kommt man mit einer schlichten Abwertung nicht weiter. Es dürfte einer Versachlichung der Diskussion nicht dienen, das falsche Verständnis von Homosexualität als Krankheit mit einer falschen Bezeichnung von deren Ablehnung als Krankheit zu beantworten.

Anders gesagt: Ein "Homophober" kann vielleicht nicht nichts, aber doch recht wenig für sein Weltbild. Es wurde ihm anerzogen. Wenn Du dagegen etwas tun möchtest, wirst Du mit herabwürdigenden Bezeichnungen wenig ausrichten. Sehr viel hilfreicher ist, herauszufinden, WARUM Menschen so denken. Wer - warum auch immer - "Schwule nicht leiden kann", der tut das nur in seltenen Fällen willentlich, deswegen ist es auch ignorant, so zu tun, als könne man diese Abneigung einfach ausknipsen. Da gehört mehr dazu.
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Rasmus
entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst



Anmeldungsdatum: 20.05.2004
Beiträge: 17559

Beitrag(#337756) Verfasst am: 31.08.2005, 23:25    Titel: Antworten mit Zitat

DemonDeLuxe hat folgendes geschrieben:
Dabei ist die Reduktion auf den abwertend gemeinten Begriff "Homophobie" m.E. aber nicht wesentlich fairer als diese selbst: Gewisse Werte und Verhaltensnormen nehmen wir Menschen ja nicht oder nur zum geringen Teil bewusst und aktiv an, sondern übernehmen sie aus dem gesellschaftlichen Umfeld, meist im Rahmen der eigenen Erziehung.


Das gleiche gilt für Rassisten und Sexisten. Und nu?

Zitat:
Insofern sind solche "homophoben" Ansichten zunächst einmal fast genauso "naturgegeben" (im Effekt) wie Hautfarbe. Oder eben wie Religion, deren Ausprägung ja auch überwiegend bereits in der Jugend stattfindet. Anders als Hautfarbe ist hier noch etwas zu ändern, aber da kommt man mit einer schlichten Abwertung nicht weiter.


Rassimus als solchen zu bezeichen alleine bringt auch nicht weiter. Ist aber trotzdem bisweilen notwendig - nicht daß noch jemand glaubt, es ginge hier um echte, wissenschaftliche und ernstzunehmende Forschungsergebnisse oder so. Die motivation die hinter solchen Veröffentlichungen steckt ist normalerweise ebenso leicht zu erkennen wie die verlongenen Argumente, die sie enthalten.


Zitat:
Es dürfte einer Versachlichung der Diskussion nicht dienen, das falsche Verständnis von Homosexualität als Krankheit mit einer falschen Bezeichnung von deren Ablehnung als Krankheit zu beantworten.


Homophobie als Begriff würde ich nicht auschließlich so deuten, als das er sich auf ein Krankheitsbild bezieht.

Zitat:
Anders gesagt: Ein "Homophober" kann vielleicht nicht nichts, aber doch recht wenig für sein Weltbild. Es wurde ihm anerzogen.


Wie bei dem Rassisten auch. Trotzdem werde ich mir bisweilen die Freiheit nehmen und solche so bezeichnen. Ob das dem Rassisten passt ist mir dabei herzlich egal. Wann ich wie taktieren möchte bleibt dabei mir selbst überlassen.

Zitat:
Wenn Du dagegen etwas tun möchtest, wirst Du mit herabwürdigenden Bezeichnungen wenig ausrichten. Sehr viel hilfreicher ist, herauszufinden, WARUM Menschen so denken. Wer - warum auch immer - "Schwule nicht leiden kann", der tut das nur in seltenen Fällen willentlich, deswegen ist es auch ignorant, so zu tun, als könne man diese Abneigung einfach ausknipsen. Da gehört mehr dazu.


Möglich. Aber das macht homophobe (und rassistische) Haltungen nicht besser oder akzeptabler. Du irrst, wenn du meinst man müsste sich mit sowas arrangieren.

Rasmus.
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Babyface
Altmeister



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 11519

Beitrag(#337759) Verfasst am: 31.08.2005, 23:32    Titel: Antworten mit Zitat

DemonDeLuxe hat folgendes geschrieben:
@Babyface

Donnerknispel, das, was Du mir da anrotstiftest, ist eine grundsätzliche Überlegung aus der Strafrechtstheorie! Derselbe Absatz hätte, ohne nur einen Buchstaben der Änderung, auch in einer Diskussion zum Thema "Lärmbelästigung" stehen können.

Dort wäre er auch kaum ein Beitrag zu einvernehmlichen sexuellen Beziehungen gewesen. In diesem Kontext war er es allerdings. Deshalb Regelverstoß.

Zitat:
Es geht hier explizit nicht darum, ob es so etwas wie "einvernehmlichen Sex" zwischen Erwachsenen und Kindern gibt, sondern - im Gegenteil, darum, dass dessen mutmaßliche oder tatsächliche Existenz eben keine Rolle spielen darf.

Keine Rolle in der Frage, ob sog. einvernehmliche sexuelle Beziehugen legalisisiert werden sollten oder nicht. Deshalb Regelverstoß.

Zitat:
Zitat:
Diskussionen über so genannte einvernehmliche sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen und Kindern sind im Forum generell untersagt.


Für einen Hinweis darauf, wer hier über "einvernehmliche sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen und Kindern", ob "sogenannt" oder tatsächlich, gesprochen hat, wäre ich dankbar.

Du.
Zitat:
Den Moderationshinweis aufgrund der korrekten Aussage, dass es Menschen gibt, die sich in diesem Kontext ein sehr verschobenes Weltbild zusammenzimmern, also aufgrund einer Meta-Aussage, die noch nicht einmal von "Einvernehmlichkeit" sprach, sondern von "Problemlosigkeit" (was ja nun keineswegs deckungsgleich ist), halte ich für eine dezente Überreaktion.

Das sehe ich leider anders. Deshalb mein Hinweis. Natürlich kannst Du dagegen Einspruch bei der Administration einlegen. Damit habe ich kein Problem. Sie wird dann prüfen, ob ein Regelverstoß vorliegt und meine Entscheidung ggf. zurücknehmen oder bestätigen.

Zitat:
Von mir aus lassen wir das Thema in toto bleiben - ich sehe nur schlicht nicht ein, warum man den Themenbereich klerikal motivierten "Schwanz ab!"-Plärrern übelassen sollte.

Zitat:
Der vom Betreiber intendierte inhaltliche Fokus des Freigeisterhauses ist eine kritische Beleuchtung aufklärungsfeindlicher Ideologien und irrationaler Weltanschauungen auf der Basis vernunftgeleiteten Denkens und der Menschenrechte


Ich plädiere für Aufklärung und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Phänomen sexueller Neigungen, die von der Norm abweichen. Die bisherige gesellschaftliche Bewertung erfolgt weitestgehend auf der Basis religiöser Traditionen und Normen. Die dem Thread zugrundeliegende Frage des Threaderöffners behandelte hingegen eine wissenschaftliche Hypothese und zielte auf deren Anwendbarkeit im gesellschaftlichen Alltag ab.

Wo genau ist also das Problem? Hier wird nicht über Sinn und Unsinn, Machbarkeit oder Unmöglichkeit, Farbe, Geschmack oder Schuhgröße "sogenannter einvernehmlicher sexueller Handlungen zwischen Erwachsenen und Kindern" diskutiert, sondern darüber, wie mit Menschen umgegangen werden kann / soll, die das Thema berührt. Und dabei kann man nicht außer Acht lassen, dass es eben Menschen, die Gedanken der von Dir inkriminierten Natur haben, gibt. Ob zu Recht oder Unrecht, ist mir in diesem Kontext völlig wurscht. Es geht darum, ob man sie behandeln kann oder soll.

Du darfst Dich natürlich für eine Regeländerung einsetzen. Dafür steht Dir das Forum Fragen, Anregungen und Kritik jederzeit offen. Hier werde ich mich nicht mehr dazu äußern.
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posted by Babyface
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DemonDeLuxe
Frisch gestählt



Anmeldungsdatum: 17.08.2005
Beiträge: 672
Wohnort: Wiesbaden

Beitrag(#337762) Verfasst am: 31.08.2005, 23:39    Titel: Antworten mit Zitat

@Rasmus

*g* Und Du irrst, wenn Du meinst, ich meinte, man müsse sich mit so etwas arrangieren. ;O)

Tatsächlich meine ich lediglich, dass die aggressive Variante nicht die effizienteste ist. Man kann sie verfolgen, sollte sich dann aber nicht wundern, wenn das "homophobe" Gegenüber in seiner Haltung ggf. sogar noch bockstarriger verharrt.

Im übrigen hieß es oben, man solle "Homophobie therapieren", es war also bewusst als Krankheit gemeint.

Bei jeder Meinungsverschiedenheit sollte man sich fragen, was man will: "Recht behalten"? Oder "Überzeugen"? Und dann sollte man sich einiger psychologischer Grundregeln erinnern: Negativkritik hören die wenigsten gern, akzeptieren sie aber noch recht häufig, so lange es um ein konkretes Verhalten geht, das da kritisiert wird.

Wenn hingegen eine Eigenschaftszuweisung vorgenommen wird (hier: "Du bist ja homophob!"), wird man nur selten af fruchtbare Diskussion hoffen können. Man möge das experimenthalber an seinem Lebenspartner ausprobieren... einfach 'mal folgende 2 Sätze testen:

a) "Ich fand es scheiße, dass Du das gemacht hast"
b) "Ich finde Dich scheiße, weil Du das gemacht hast"

Bereits Sun Tzu wusste, dass es der effektiveste Weg ist, sein Gegenüber zu besiegen, indem man sich selbst hineinversetzt. Um wirksam argumentieren zu können, muss ich die Argumente meines Gegners quasi von innen heraus zerstören. Konkret im Fall "Homophobie" muss ich mir also überlegen, wie es mir gehen würde, wenn ich nun einmal diese Ansicht hätte, und wie ich dann wohl auf manche Gegenargumente reagieren würde.

Das alles gilt natürlich nur, wenn man das Vorkommen von "Homophobie" tatsächlich verringern möchte. Wenn man es dagegen genießt, sich als "guter Mensch" von bösen Homophoben abzusetzen, dann schimpft man einfach ein bisschen und lässt alles beim Alten.
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DemonDeLuxe
Frisch gestählt



Anmeldungsdatum: 17.08.2005
Beiträge: 672
Wohnort: Wiesbaden

Beitrag(#337785) Verfasst am: 01.09.2005, 00:09    Titel: Antworten mit Zitat

@Babyface

Ich habe kein Interesse daran, hier mein mutmaßlich geringes Glück darin zu suchen, als Newcomer die Administration gegen die Moderation auszuspielen - ich war selbst Moderator in einem durchaus wilderen Forum als dem hier... ich verzichte ;O)

Einer "Regeländerung" bedarf es gleich gar nicht - ich habe Dir vor Augen geführt, dass dies hier keine "DüsgesHzEuK" ist, habe Dir belegt, dass es - im Gegenteil - um die möglichen Abwehrmaßnahmen gegenüber - unbestreitbar und unabhängig von evtl. anderen existierenden - nicht einvernehmlichen Handlungen (also Sexualstraftaten, das Zielthema des Threads) geht, und dass "sgesHzEuK" hier gar nicht zur Debatte stehen (sowie sämtliche Derivate der Frage) - aber darüber bist Du dezent hinweggegangen. Im KLartext: Die Regel hat mit dieser Diskussion überhaupt nichts zu tun. Es geht nicht nicht um "sgesHzEuK", sondern um eine Gruppe von Menschen, bei denen es verschiedene Ansichten zu "sgesHzEuK" gibt. Deine ist dieselbe Logik, als ob Du jemanden, der über den Sinn und Unsinn des § 130 StGB diskutiert, der Volksverhetzung bezichtigst.

Zitat:
Keine Rolle in der Frage, ob sog. einvernehmliche sexuelle Beziehugen legalisisiert werden sollten oder nicht.


ARGH! Jetzt ist es aber langsam gut - eine inhaltliche Distanzierung von der Befassung mit einer Frage erlaubst Du Dir flugs mit ihrem Gegenteil gleichzusetzen? Das ist ja grotesk, sorry. Ich sage "Interessiert mich nicht" und Du machst eine "Diskussion darüber" draus?

Zitat:
Du.


Ich bestreite das - und als Urheber der von Dir inkriminierten Aussage beanspruche ich arroganterweise das Recht, selbst am besten zu wissen, was ich geschrieben habe - natürlich vorbehaltlich eines gegenteiligen Belegs, den anzuführen Du Dich allerdings nicht bemüßigt fühltest. Insofern erbitte ich die Nachlieferung des Belegs dafür, dass ich in dieser Diskussion an irgendeiner Stelle, bevor Du das Thema eingeschleppt hast, von der berüchtigten "Einvernehmlichkeit" sinniert hätte.

Ich lasse mich ja durchaus belehren, aber stimmen sollte es dann schon.

Es wäre nett, Du würdest Dich insofern korrigieren, als ich die Frage der "Einvernehmlichkeit" zu keinem Zeitpunkt diskutiert habe oder auch nur als diskutierenswert betrachtet habe. Das Wort "Einvernehmlichkeit" habe ich erst von Dir übernommen, nachdem Du es hier (m.E. überflüssigerweise) eingebracht hattest. Das, worauf Du Dich mutmaßlich beziehst, ist meine simple Aussage darüber, dass da einige Leute ein sehr seltsames Weltbild haben. Die "Einvernehmlichkeit" ist allein Deine Auslegung, die noch dazu am Thema vorbei geht. Kann es sein, dass Du das Wort "Problemlosigkeit" - IMHO unzulässigerweise - einzig auf den von Dir genannten Aspekt reduzierst? Insofern wäre das zu Moderierende Deine Projektion, nicht das tatsächlich Gesagte - und ohne diese Moderation wären wir längst beim eigentlichen Kernthema, nämlich, ob therapierende Maßnahmen der genannten Art möglich, erlaubt, wünschenswert, sinnvoll etc. sind.
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Raphael
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Anmeldungsdatum: 01.02.2004
Beiträge: 8362

Beitrag(#337801) Verfasst am: 01.09.2005, 01:29    Titel: Antworten mit Zitat

@Demon

In der Tat habe ich, da hier von Homosexualität als von einer Krankheit die Rede ist, bewusst von dem Krankheitsbild Homophobie gesprochen. Gesellschaftspolitisch muss man natürlich von Heterosexismus reden, und der ist wahrhaftig keine Krankheit. So wenig wie Rassismus oder Antisemitismus. Den sehe ich auch überall dort am Werk, wo Schwule und Lesben für krank erklärt werden und nach einer Therapie gerufen wird. Dass eine große Zahl homosexueller Menschen Probleme hat bis hin zu psychischer Krankheit, ist kein Wunder, wenn man sich ansieht, wie massiv religiöse, häufig pseudomedizinisch-pseudopsychologisch bemäntelte Homohetze betrieben wird. Ich sehe hier keinen Unterschied zur mittelalterlichen Zwangstaufe von Juden oder zu dem Gefasel von der Notwendigkeit, Atheisten zu christianisieren.
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DemonDeLuxe
Frisch gestählt



Anmeldungsdatum: 17.08.2005
Beiträge: 672
Wohnort: Wiesbaden

Beitrag(#337807) Verfasst am: 01.09.2005, 02:00    Titel: Antworten mit Zitat

@Raphael

Mich stört der Begriff "Krankheit" hier in sowohl dem einen als auch dem anderen Kontext. Er impliziert das Innehaben einer absoluten Moral, die zur Herabwürdigung Andersartiger und -denkender befähigt.

Schau' her: Ich selbst komme z.B. aus einem sehr konservativen Elternhaus. Homosexualität war zwar nie explizit Thema (soweit ich mich erinnere), aber wurde als unnormal, unanständig und was-weiß-ich angesehen. "Du schwule Sau" war an der Schule ein gängiges Schimpfwort für alle Gelegenheiten. Das war in den 70er- und 80er-Jahren, als ein "Coming out" ein Skandal war - soweit man den Begriff denn überhaupt kannte. Ich kannte keine Schwulen, war damals auch politisch nicht interessiert - es war mir neutral-egal, und die Ansicht meiner Umgebung habe ich ohne jeglichen Nachdruck übernommen. Schwule waren mir etwas ungeheuer (weil fremd) und "irgendwie unangenehm". Da war keine Bösartigkeit dabei, erst recht nichts "Krankhaftes", sondern schlicht mangelnde Information und auch Desinteresse.

Mittlerweile habe ich viele Schwule kennengelernt und mein (Vor-)Urteil gründlich revidiert; parallel dazu habe ich mir einiges an Gedanken gemacht, bin mir über meine eigenen, moralischen Parameter bewusst geworden usw., aber alles das lag natürlich auch zum guten Teil wieder an meiner Umgebung.

Angenommen, diese Umgebung wäre etwas anders gewesen, etwa, indem ich damals, in Uni-Zeiten, einer schlagenden Verbindung beigetreten wäre (das stand 'mal zur Debatte): Dann hätte ich manches Umdenken vielleicht nicht oder anders durchgemacht, wer weiß? Aber wie hätte ich dann wohl auf jemanden reagiert, der meine dann evtl. beibehaltene, vielleicht sogar bestärkze, Abneigung Homosexuellen gegenüber als "krankhaft" bezeichnet hätte? Ich hätte das ja gar nicht verstehen KÖNNEN, wo doch die ganze mich prägende Umwelt (oder wenigstens deren überwiegender Teil) ähnlich gedacht hätte wie ich?

Ich stimme Dir herzlich zu, wenn Du die diversen Chauvinismen verurteilst. Nur kann ich nicht sagen, dass "die harte Tour" viel bringt, wenn man etwas zum Besseren wenden will. Damit verhärtet man bloß die Fronten und drückt "die andere Seite" enger aneinander. Ich selbst habe schon mehrfach erlebt, wie meine jeweiligen Gesprächspartner anhand einiger, bewusst sehr sanfter, Fragen meinerseits nachdenklich wurden und sogar Zugeständnisse machten - etwas, was ich mit Vorwürfen und Schimpfworten sicher nicht erreicht hätte. Das gilt für alles mögliche, etwa "Atheismus vs. Theismus" - DEN Christen musst Du mir erst 'mal zeigen, der sich von seinen moralischen Paradigmen verabschiedet, weil man ihm ein forsches "Du mit Deinem Phantasie-Gott, das ist ja krankhaft" zukommen lässt.

Und diejenigen, die die derberen Bezeichnungen tatsächlich verdient hätten, die bekehrst Du eh' nicht mehr, lieferst ihnen - im Gegenteil - noch eine Rechtfertigung dafür, dass sie sich atackiert und bedroht fühlen... wenn nicht von Homosexuellen selbst, dann von deren Sympathisanten, die flugs mit der Vokabel "heterophob" belegt werden. Dann haben wir wieder ein militärisches Gleichgewicht, nachdem das Waffenarsenal auf beiden Seiten angereichert wurde.
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Raphael
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Anmeldungsdatum: 01.02.2004
Beiträge: 8362

Beitrag(#338056) Verfasst am: 01.09.2005, 20:42    Titel: Antworten mit Zitat

DemonDeLuxe hat folgendes geschrieben:
@Raphael

Mich stört der Begriff "Krankheit" hier in sowohl dem einen als auch dem anderen Kontext. Er impliziert das Innehaben einer absoluten Moral, die zur Herabwürdigung Andersartiger und -denkender befähigt.




Was mich stört, ist die offenbare Gleichwertigkeit, die Homosexuellen und Homohetzern eingeräumt wird. Keiner würde offen wagen, Juden und Antisemiten für gleichwertig zu erklären, oder Schwarze und den Ku-Klux-Klan. Wenn man Anfeindungen gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen ablehnt und denjenigen, die sie begehen, moralischen Unwert zuerkennt, dann ist das eben keine Herabwürdigung z.B. von Antisemiten, sondern eine gerechtfertigte Distanzierung von diesen Leuten und eine moralisch notwendige Verurteilung ihres abstoßenden Handelns. Wer sich daran stört, sollte dringend sein Verhältnis zur Menschenwürde klären.
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DemonDeLuxe
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Anmeldungsdatum: 17.08.2005
Beiträge: 672
Wohnort: Wiesbaden

Beitrag(#338220) Verfasst am: 02.09.2005, 04:09    Titel: Antworten mit Zitat

Und wieder sind wir beim Problem: Was ist einerseits "richtig" - und was ist andererseits "zielführend"?

Du sprichst vorwurfsvoll von "Gleichwertigkeit von Homosexuellen und Homohetzern". Da ergeben sich zwei Probleme:

a) Schließt Du mit "Homohetzer" eine subjektive Wertung ein, ignorierst dabei aber, dass genau diese "Homohetzer" aus IHREM Verständnis heraus Homosexualität an sich bzw. deren Wahrnehmung als Belästigung und SChlimmeres empfinden.

b) Gerade für den aufgeklärten Menschen SIND die Menschen "gleich wert", nicht wahr? Das heißt nicht, dass jede VERHALTENSWEISE unterschiedslos gebilligt werden muss / darf, aber die ureigensten Empfindungen von Menschen sind nicht mehr oder weniger wert. Gerade die übelsten Rassisten z.B. empfinden nach ihrer Lesart durchaus aufrichtig - es hilft doch nichts, ihre tief empfundenen Ängste einfach als wertlos herunterzuspielen. Im Gegenteil: Man muss sie ernst nehmen und ausräumen.

Die Art Deiner Argumentation erinnert mich ein wenig an die katholische: Du postulierst Dein eigenes Weltbild (das ich ja in dieser Hinsicht teile) als allgemeinverbindlich und bewertest danach gut und böse. Das funktioniert aber nicht - Du müsstest erst einmal alle Menschen von deinem Weltbild überzeugen, und wenn Dir das gelingen würde, hätte sich das Problem damit ja ohnehin erledigt. Die beobachtete Tatsache, dass es "Homohetzer" GIBT, beweist aber, dass Dein Weltbild zweifelsohne nicht von jedem anerkannt wird; jegliche weitere Argumentation auf dieser Basis ist also wie die "Beweisführung" anhand von Bibelstellen einem Agnostiker gegenüber.

Ich bin ja durchaus dafür, Dein - und mein - Menschenbild zu verbreiten. Da wird mit einem "Du Homohetzer" aber kein Blumentopf zu gewinnen sein.
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moritura
pan narrans



Anmeldungsdatum: 01.12.2003
Beiträge: 1358
Wohnort: Berlin

Beitrag(#338228) Verfasst am: 02.09.2005, 08:52    Titel: Antworten mit Zitat

Nun möchte ich Raphael aber insofern beipflichten,
das es doch auch gesellschaftlich einen Unterschied gibt,

zwischen einer Gruppe, deren Neigung zwar von Teilen der Gesellschaft abgelehnt wird,
die diese Neigung aber nur innerhalb ihrer Gruppe auslebt, und deren Neigung daher die Gesellschaft eigentlich nichts angeht,
und einer Gruppe deren Neigung es ist, erstere abzulehnen. Mit negativen Auswirkungen auf die 1. Gruppe und auch auf den Rest der Gesellschaft.

D.h. als Gesellschaft tue ich gut daran Gruppe 1 zu tolerieren, gleichgültig wie meine persönlichen Einschätzung dazu ist. (Niemand zwingt mich mitzumachen.)
und Gruppe 2 in ihre Schranken zu verweisen um das Konfliktpotential in der Gesamtgesellschaft niedrig zu halten.
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lupus
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Anmeldungsdatum: 07.02.2005
Beiträge: 586

Beitrag(#338232) Verfasst am: 02.09.2005, 09:31    Titel: Antworten mit Zitat

Also, ich sehe da ein großes Dilemma:

Einerseits bin ich geneigt, DemonDeLuxe recht zu geben, dass eine "sanfte" Herangehensweise zielführender sein kann.

Andererseits hat aber doch Raphaels "harte Tour" ihre innere Berechtigung darin, dass man seine Position auch dadurch schwächen kann, dass man Indiskutables durch Diskussion eben diskutabel macht.

Ich stell das einfach mal so in den Raum. Eine rechte Lösung fällt mir auch nicht ein.

Das Problem ist so ähnlich wie bei Islamisten, die die Universalität der Menschenrechte bestreiten. Natürlich kann man bei denen eher was bewegen, wenn man den Koran als Ausgangspunkt nimmt (jedenfalls wenn man davon mindestens genauso viel versteht wie der Gesprächspartner, aber diesen Punkt lasse ich jetzt mal beiseite). Nur hat man doch eigentlich schon verloren, wenn man eine solche Argumentationsweise dadurch legitimiert, dass man sie selbst benutzt - dann kann von Universalität doch per Definition keine Rede mehr sein.
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They all err — Moslems, Jews,
Christians, and Zoroastrians:
Humanity follows two world-wide sects:
One, man intelligent without religion,
The second, religious without intellect.

Abu 'L-ala Ahmad b. Abdallah al-Ma'arri (973-1057)
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DemonDeLuxe
Frisch gestählt



Anmeldungsdatum: 17.08.2005
Beiträge: 672
Wohnort: Wiesbaden

Beitrag(#338262) Verfasst am: 02.09.2005, 11:03    Titel: Antworten mit Zitat

moritura hat folgendes geschrieben:
Nun möchte ich Raphael aber insofern beipflichten,
das es doch auch gesellschaftlich einen Unterschied gibt, zwischen einer Gruppe, deren Neigung zwar von Teilen der Gesellschaft abgelehnt wird,
die diese Neigung aber nur innerhalb ihrer Gruppe auslebt, und deren Neigung daher die Gesellschaft eigentlich nichts angeht,
und einer Gruppe deren Neigung es ist, erstere abzulehnen.


Das sehe ich allerdings genauso :O)

Aber, ceterum censeo: Versuche, auch wenn's schwer fällt, Dich für einen Moment in so einen "beinharten Homohetzer" hineinzuversetzen. Oder meinetwegen in einen Heini vom KKK. Diese Leute haben Angst, ganz fürchterliche Angst - sie sehen sich in ihrem Lebensraum bedroht, wähnen ihre heiligen Werte dem Untergang geweiht, sie winden sich vor Ekel, sie könnten kotzen, wenn sie ein Schwulenpärchen in der Fußgängerzone turtel sehen oder wenn eine Schar schwarzer Jugendlicher auf der Wiese Basketball spielt. In deren Augen sind sie die Bedrohten. Ist doch genau dasselbe wie mit religiösen Christen: Was unsereins als Toleranz und Freiheit ansieht, das ist für die Zügellosigkeit und verwerfliche Sünde - und das nehmen die genauso ernst wie wohl die meisten hier im FGH den kategorischen Imperativ.

Das Problem besteht nicht darin, dass das, was Du sagst, falsch wäre - das Problem ist, dass jede Gruppe für sich reklamiert, die bedrohte zu sein.

moritura hat folgendes geschrieben:
D.h. als Gesellschaft tue ich gut daran Gruppe 1 zu tolerieren, gleichgültig wie meine persönlichen Einschätzung dazu ist. (Niemand zwingt mich mitzumachen.)
und Gruppe 2 in ihre Schranken zu verweisen um das Konfliktpotential in der Gesamtgesellschaft niedrig zu halten.


Gut, dann setze ich jetzt böswilligerweise 'mal ein und erhalte:

"D.h. als Gesellschaft tue ich gut daran religiöse Christen zu tolerieren, gleichgültig wie meine persönlichen Einschätzung dazu ist. (Niemand zwingt mich mitzumachen.)
und gotteslästernde bzw. -leugnende Nontheisten, die gegen die moralischen Konventionen und Gebote verstoßen in ihre Schranken zu verweisen um das Konfliktpotential in der Gesamtgesellschaft niedrig zu halten."


Now what?

Es ist, wie lupus richtig sagt, ein Dilemma. Und beim Thema "Homosexualität" ist es sogar besonders ausgeprägt, weil man zwar sein Denken über Homosexualität modifizieren kann, sich die tatsächliche, homosexuelle Sichtweise aber dem Hetero in aller Regel ähnlich verschließt, wie auch die wenigsten Frauen mit den Augen eines Mannes sehen können und vice versa.

Die offensive Strategie, Andersdenkende (hier: "Homohetzer") auszugrenzen, abzuwerten oder lächerlich zu machen, ist einerseits ihrerseits nicht so das humanistische Ei des Kolumbus, aber andererseits dessenungeachtet auch erst jenseits einer gewissen kritischen Masse erfolgreich einsetzbar, deren Erreichen noch lange nicht abzusehen ist. Solche Leute kann man nicht einfach niederdrücken, solange es zu viele von ihnen gibt. Und es gibt zu viele.
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moritura
pan narrans



Anmeldungsdatum: 01.12.2003
Beiträge: 1358
Wohnort: Berlin

Beitrag(#338275) Verfasst am: 02.09.2005, 11:25    Titel: Antworten mit Zitat

DemonDeLuxe hat folgendes geschrieben:
moritura hat folgendes geschrieben:
Nun möchte ich Raphael aber insofern beipflichten,
das es doch auch gesellschaftlich einen Unterschied gibt, zwischen einer Gruppe, deren Neigung zwar von Teilen der Gesellschaft abgelehnt wird,
die diese Neigung aber nur innerhalb ihrer Gruppe auslebt, und deren Neigung daher die Gesellschaft eigentlich nichts angeht,
und einer Gruppe deren Neigung es ist, erstere abzulehnen.


Das sehe ich allerdings genauso :O)

Aber, ceterum censeo: Versuche, auch wenn's schwer fällt, Dich für einen Moment in so einen "beinharten Homohetzer" hineinzuversetzen. Oder meinetwegen in einen Heini vom KKK. Diese Leute haben Angst, ganz fürchterliche Angst - sie sehen sich in ihrem Lebensraum bedroht, wähnen ihre heiligen Werte dem Untergang geweiht, sie winden sich vor Ekel, sie könnten kotzen, wenn sie ein Schwulenpärchen in der Fußgängerzone turtel sehen oder wenn eine Schar schwarzer Jugendlicher auf der Wiese Basketball spielt. In deren Augen sind sie die Bedrohten. Ist doch genau dasselbe wie mit religiösen Christen: Was unsereins als Toleranz und Freiheit ansieht, das ist für die Zügellosigkeit und verwerfliche Sünde - und das nehmen die genauso ernst wie wohl die meisten hier im FGH den kategorischen Imperativ.


Tja, da gab es ja noch den Vorschlag, das diese massiven irrationalen Ängste möglicherweise therapierbar sind.

DemonDeLuxe hat folgendes geschrieben:

Das Problem besteht nicht darin, dass das, was Du sagst, falsch wäre - das Problem ist, dass jede Gruppe für sich reklamiert, die bedrohte zu sein.

moritura hat folgendes geschrieben:
D.h. als Gesellschaft tue ich gut daran Gruppe 1 zu tolerieren, gleichgültig wie meine persönlichen Einschätzung dazu ist. (Niemand zwingt mich mitzumachen.)
und Gruppe 2 in ihre Schranken zu verweisen um das Konfliktpotential in der Gesamtgesellschaft niedrig zu halten.


Gut, dann setze ich jetzt böswilligerweise 'mal ein und erhalte:

"D.h. als Gesellschaft tue ich gut daran religiöse Christen zu tolerieren, gleichgültig wie meine persönlichen Einschätzung dazu ist. (Niemand zwingt mich mitzumachen.)
und gotteslästernde bzw. -leugnende Nontheisten, die gegen die moralischen Konventionen und Gebote verstoßen in ihre Schranken zu verweisen um das Konfliktpotential in der Gesamtgesellschaft niedrig zu halten."


Now what?


Würde mich niemand zwingen mitzumachen, und z.Bsp. über meine Steuern das mitzufinanzieren,
dann würde ich die Religion auch tolerieren. Bzw. ich toleriere religiöse Christen ja auch. Ich habe noch keinen Christen (und werde das auch nicht) bedroht, damit er von seinem Glauben abfalle.
Wenn ich auch zu meinem eigenen atheistischen Standpunkt stehe, so vermeide ich möglichst eine Verunglimpfung von Religiösen. Mir ist bewußt, das diese eine Welt-Anschauung haben, die ich nicht nachvollziehen kann, folglich kann ich das auch nicht werten.

Und bei dem Konfliktpotential der bedrohenden Gruppe ging es ja nicht darum ihnen die Abweichung von irgendwelchen moralischen Konventionen zu verbieten, sondern das Verbot bezog sich darauf zu eben diesen Konflikten aufzurufen. Du siehst den qualitativen Unterschied?


Bzgl. deiner Abschätzung aggressives Vorgehen gegen Hetzer kontra Versuche deren Weltsicht zu vereinnahmen, sehe ich das genau umgekehrt.

Solange viele diese problematische Sichtweise als normal erachten, muss immer wieder auch aggressiv darauf hingewiesen werden, das es sich um eine problematische Sichtweise handelt.
Gibt es nur noch wenige, so sind diese Wenigen meistens mit weicheren Methoden davon zu überzeugen, das sie auch wenn sie eine andere Gruppe ablehnen, diese nicht angreifen dürfen.
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zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#338289) Verfasst am: 02.09.2005, 12:17    Titel: Antworten mit Zitat

DemonDeLuxe hat folgendes geschrieben:
Das Problem besteht nicht darin, dass das, was Du sagst, falsch wäre - das Problem ist, dass jede Gruppe für sich reklamiert, die bedrohte zu sein.

Nö.
Die einen -Homosexuelle- werden bedroht. Die anderen -Homohetzer (ohne Anführungszeichen)- bedrohen.
Ich möchte Dich auch bitten, Deine Verallgemeinerungen
DemonDeLuxe hat folgendes geschrieben:
Ist doch genau dasselbe wie mit religiösen Christen: Was unsereins als Toleranz und Freiheit ansieht, das ist für die Zügellosigkeit und verwerfliche Sünde

zu unterlassen.
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DemonDeLuxe
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Beitrag(#338301) Verfasst am: 02.09.2005, 13:18    Titel: Antworten mit Zitat

@moritura

Das Problem dürfte wohl darin bestehen, dass ein Großteil der Weltanschauungen sowohl religiöser als auch politischer und sonstwie weltanschaulicher Natur einen Anspruch auf Exklusivität hat, jedenfalls in der Auswirkung. Beispiel aus deutschen Landen: Zwar würden die cristlichen Kirchen nicht ernstlich zwangstaufen lassen wollen, aber z.B. in Sachen "Abtreibung" hat man überhaupt gar kein Problem damit, die eigene Ansicht per Gesetz als für alle verbindlich erklären zu lassen und arbeitet fröhlich genau darauf hin. Sprich: Man besteht zwar nicht darauf, dass alle Christen werden, aber sehr wohl darauf, dass alle die christlichen Dogmen zu beherzigen haben. Basta.

moritura hat folgendes geschrieben:
Und bei dem Konfliktpotential der bedrohenden Gruppe ging es ja nicht darum ihnen die Abweichung von irgendwelchen moralischen Konventionen zu verbieten, sondern das Verbot bezog sich darauf zu eben diesen Konflikten aufzurufen. Du siehst den qualitativen Unterschied?


Nur unterschätzt Du, als wie "gewaltsam" manche Menschen die drohende Veränderung ihrer liebgewonnen (oder auch nur gewohnten) Umgebung empfinden. ICH sehe den qualitativen Unterschied - einige von DENEN nicht. Und deswegen verstehen sie es auch einfach nicht, wenn man ihnen "so kommt".

zelig hat folgendes geschrieben:
DemonDeLuxe hat folgendes geschrieben:
Das Problem besteht nicht darin, dass das, was Du sagst, falsch wäre - das Problem ist, dass jede Gruppe für sich reklamiert, die bedrohte zu sein.

Nö.


Das ist Deine subjektive Empfindung, die ich zwar teile, aber deswegen stelle ich mich nicht blind gegenüber der Tatsache, dass es manche anders sehen - auch, wenn sie (IMHO) irren.

zelig hat folgendes geschrieben:
Die einen -Homosexuelle- werden bedroht. Die anderen -Homohetzer (ohne Anführungszeichen)- bedrohen.
Ich möchte Dich auch bitten, Deine Verallgemeinerungen
DemonDeLuxe hat folgendes geschrieben:
Ist doch genau dasselbe wie mit religiösen Christen: Was unsereins als Toleranz und Freiheit ansieht, das ist für die Zügellosigkeit und verwerfliche Sünde

zu unterlassen


Du bemerkst das Absurde in diesem Zitat? In Sachen "Verallgemeinerung", meine ich? Also, "die" religiösen Christen gibt es nicht und "die" unsereinen (da es als Gegensatz gemeint war: Atheisten / Agnostiker) auch nicht, aber "die" Homosexuellen und "die"Homohetzer stellen kein Problem dar? Ähm...

Davon abgesehen wird es bei einer Diskussion um und über Bevölkerungsgruppen so ganz ohne Pauschalisierungen kaum gehen, sofern Du nicht möchtest, dass man an jede Erwähnung 50 Zeilen Disclaimer und Einschränkungen anhängt.
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Raphael
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Beitrag(#338382) Verfasst am: 02.09.2005, 16:13    Titel: Antworten mit Zitat

DemonDeLuxe hat folgendes geschrieben:

a) Schließt Du mit "Homohetzer" eine subjektive Wertung ein, ignorierst dabei aber, dass genau diese "Homohetzer" aus IHREM Verständnis heraus Homosexualität an sich bzw. deren Wahrnehmung als Belästigung und SChlimmeres empfinden.

b) Gerade für den aufgeklärten Menschen SIND die Menschen "gleich wert", nicht wahr? Das heißt nicht, dass jede VERHALTENSWEISE unterschiedslos gebilligt werden muss / darf, aber die ureigensten Empfindungen von Menschen sind nicht mehr oder weniger wert. Gerade die übelsten Rassisten z.B. empfinden nach ihrer Lesart durchaus aufrichtig - es hilft doch nichts, ihre tief empfundenen Ängste einfach als wertlos herunterzuspielen. Im Gegenteil: Man muss sie ernst nehmen und ausräumen.




Das erinnert mich an eine Auseinandersetzung, die ich vor Jahren mit einem Oberkirchenrat der EKD hatte und die einer der Gründe meines Kirchenaustritts werden sollte. Der Herr OKR vertrat die Auffassung, von einem Schwulen, der Pfarrer oder anderer Amtsträger der Kirche sei, müsse erwartet werden können, dass er auf die "Vorbehalte" im Kirchenvolk gegen Homosexualität und Homosexuelle Rücksicht nehme. Meine Frage, ob er ernsthaft von Juden verlangen würde, sie mögen auf die antijüdischen "Vorbehalte" der Antisemiten Rücksicht nehmen, bekam ich keine Antwort. Sollen die Frauen sich nach den "Vorbehalten" von Leuten richten, die Frauen die Gleichberechtigung im Beruf und in der Familie verweigern? Sollen Atheisten die "Vorbehalte" beherzigen, die ihnen von Christen entgegen gebracht werden, weil sie nach deren Ansicht keine Moral ihr Eigen nennen können dürfen? Ich lehne es ab, menschenrechtswidrige Verhaltensweisen zu tolerieren, nicht nur nicht zu billigen. Wer "aus seinem Verständnis heraus" Homosexuelle als Belästigung oder gar "noch Schlimmeres" empfindet, hat ein Problem. Er - nicht ich. Er hat die Konsequenzen seines Fehlverhaltens zu tragen, egal mit welcher Ausrede er es zu begründen sucht. Ich habe ihm keinen Freiraum offen zu halten für sein verwerfliches Tun.
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Raphael
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Beitrag(#338395) Verfasst am: 02.09.2005, 16:24    Titel: Antworten mit Zitat

Ich möchte Demons schiefe Vergleiche gerade rücken.

Da haben wir einerseits Schwule und Lesben. Die wollen genau die gleichen Rechte und Pflichten wie alle anderen Menschen auch. Punkt.

Da sind andererseits religiöse Fanatiker, seien sie Christen, Muslime oder Juden. Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn sie in ihrer Gruppe Schwule und Lesben ablehnen. Es ist aber sehr wohl vieles dagegen einzuwenden, dass sie sie öffentlich verteufeln und vom Staat verlangen, er möge ihnen alle Rechte verweigern, deren sie selbst sich ganz selbstverständlich erfreuen. Erst recht ist nicht zu akzeptieren, wenn sie noch weiter gehen und Homosexuellen gar das Existenzrecht absprechen.

Toleranz für die zweite Gruppe von der ersten verlangen - das kann nur, wer für menschliches Verhalten keinerlei moralische und ethische Maßstäbe zulässt und den Abschaum die gesellschaftliche und politische Bühne überlassen will. Dann sind wir nämlich dort angekommen, wo christliche Hassprediger von Christenverfolgung schwafeln, wenn sich von ihnen beleidigte und verleumdete Menschen publizistisch oder juristisch zur Wehr setzen.
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DemonDeLuxe
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Beitrag(#338420) Verfasst am: 02.09.2005, 17:15    Titel: Antworten mit Zitat

Hm, Raphael, ich gewinne langsam den Eindruck, Du möchtest mich bewusst falsch verstehen. Ich sage doch mit keiner Silbe, dass man dem Wollen der "Homohetzer" stattgeben soll. Für mich sind Homosexuelle völlig gleichwertig, sie sollen von mir aus gerne die ("richtige") Ehe schließen können und meinetwegen auch Kinder adoptieren...

Alles, was ich will, ist, dass man Menschen, die - aus keineswegs immer nur von ihnen zu verantwortenden Gründen - anders denken, nicht pauschal in Bausch und Bogen verdammt, sondern herauszufinden versucht, wie sie "ticken", und ihre Sorgen und Ängste genauso ernst nimmt wie die aller anderen Menschen auch - um sie möglichst zu beseitigen (die Sorgen, nicht die Menschen).

Im übrigen hinkt jeder Vergleich, sonst wär's ein Verselb. ;O)
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Rasmus
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Beitrag(#338436) Verfasst am: 02.09.2005, 17:35    Titel: Antworten mit Zitat

DemonDeLuxe hat folgendes geschrieben:
Alles, was ich will, ist, dass man Menschen, die - aus keineswegs immer nur von ihnen zu verantwortenden Gründen - anders denken, nicht pauschal in Bausch und Bogen verdammt, sondern herauszufinden versucht, wie sie "ticken", und ihre Sorgen und Ängste genauso ernst nimmt wie die aller anderen Menschen auch - um sie möglichst zu beseitigen (die Sorgen, nicht die Menschen).


Diese Motivation müsstest du dann schon mal erklären.

Warum sollte ich z.b. einen Rassisten ernst nehmen, und mich um seine Sorgen und Probleme kümmern?

Ob es ihm gut geht, wenn Neger hier frei rumlaufen und er ihnen nicht die Häuser anzünden darf geht mir - mit Verlaub - am Arsch vorbei. Wichtig ist nur, daß die Gesellschaft vor solchen Ambitionen seinerseits gegebenenfalls geschützt wird.

Ob jemand nun rausfindet, warum der Rassist diese Probleme hat, oder wie man sie eventuell beseitigen könnte ist völlig unerheblich dafür, daß es ihm nicht erlaubt ist, anderer Leute Häuser anzuzünden.

Zitat:
Für mich sind Homosexuelle völlig gleichwertig, sie sollen von mir aus gerne die ("richtige") Ehe schließen können und meinetwegen auch Kinder adoptieren...


Siehst Du - dem Homophoben ist das aber alles andere als egal, und seinetwegen würden schwule das alles nicht dürfen. Und darauf hat schlicht und ergreifend niemand irgendwelche wie auch immer geartete Rücksicht zu nehmen. Wie sollte das auch aussehen, ohne das dabei die Rechte anderer verletzt werden?

Rasmus.
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Tarvoc
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Beiträge: 44650

Beitrag(#338437) Verfasst am: 02.09.2005, 17:37    Titel: Antworten mit Zitat

Rasmus hat folgendes geschrieben:
Ob jemand nun rausfindet, warum der Rassist diese Probleme hat, oder wie man sie eventuell beseitigen könnte ist völlig unerheblich dafür, daß es ihm nicht erlaubt ist, anderer Leute Häuser anzuzünden.


Das Verbot braucht man nur, solange das jemand tun will. zwinkern
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- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Raphael
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Anmeldungsdatum: 01.02.2004
Beiträge: 8362

Beitrag(#338469) Verfasst am: 02.09.2005, 18:55    Titel: Antworten mit Zitat

DemonDeLuxe hat folgendes geschrieben:
Hm, Raphael, ich gewinne langsam den Eindruck, Du möchtest mich bewusst falsch verstehen. Ich sage doch mit keiner Silbe, dass man dem Wollen der "Homohetzer" stattgeben soll. Für mich sind Homosexuelle völlig gleichwertig, sie sollen von mir aus gerne die ("richtige") Ehe schließen können und meinetwegen auch Kinder adoptieren...

Alles, was ich will, ist, dass man Menschen, die - aus keineswegs immer nur von ihnen zu verantwortenden Gründen - anders denken, nicht pauschal in Bausch und Bogen verdammt, sondern herauszufinden versucht, wie sie "ticken", und ihre Sorgen und Ängste genauso ernst nimmt wie die aller anderen Menschen auch - um sie möglichst zu beseitigen (die Sorgen, nicht die Menschen).

Im übrigen hinkt jeder Vergleich, sonst wär's ein Verselb. ;O)



Was für "Sorgen" und "Ängste" kann man denn vernünftigerweise haben, die rechtfertigen sollen, nach der "Umpolung", Entrechtung oder gar Vernichtung von Menschen zu schreien, einfach nur weil die da sind? Nein, tut mir leid, Deine freundlich lächelnde, verständnisinnige Toleranz gegenüber der Intoleranz mach ich mir nicht zu eigen.
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Tegularius
surreal



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Beitrag(#338473) Verfasst am: 02.09.2005, 19:03    Titel: Antworten mit Zitat

Raphael hat folgendes geschrieben:
Was für "Sorgen" und "Ängste" kann man denn vernünftigerweise haben, die rechtfertigen sollen, nach der "Umpolung", Entrechtung oder gar Vernichtung von Menschen zu schreien, einfach nur weil die da sind? Nein, tut mir leid, Deine freundlich lächelnde, verständnisinnige Toleranz gegenüber der Intoleranz mach ich mir nicht zu eigen.


Ich interpretiere Demons Anliegen nicht so, dass man die Intoleranz tolerieren sollte, sondern dass man nach den Ursachen der Intoleranz suchen sollte, um das Problem an der Wurzel anzupacken. Dass es bei manchen Menschen Vorbehalte z.B. gegenüber Homosexualität gibt, ist eine Tatsache und dass diese Vorbehalte irgendwelche Gründe haben, scheint mir logisch. Die Gründe müssen ja nicht vernünftig sein (in diesem Falle sind sie es wohl auch nicht). Aber wenn man nach den Gründen fragt und darauf eingeht, hat man vielleicht eher die Möglichkeit, eine tatsächliche Änderung in der Sichtweise zu bewirken als wenn man schlicht sagt, dass sie schlecht ist.
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DemonDeLuxe
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Anmeldungsdatum: 17.08.2005
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Beitrag(#338479) Verfasst am: 02.09.2005, 19:09    Titel: Antworten mit Zitat

Rasmus hat folgendes geschrieben:
Diese Motivation müsstest du dann schon mal erklären.


*seufz* Ich versuche es seit Stunden :O/

Rasmus hat folgendes geschrieben:
Warum sollte ich z.b. einen Rassisten ernst nehmen, und mich um seine Sorgen und Probleme kümmern?


Weil nach jedenfalls meiner Auffassung zunächst einmal jeder Mensch gleich berechtigt und damit gleich ernst zu nehmen in seinen Gefühlen ist. Einschränkungen sind dort notwendig, wo sie andere schädigen - das aber betrifft Äußerungen und Handlungen, nicht das eigentliche "Innenleben". Die Gedanken sind frei" - auch, wenn sie verderblich, chauvinistisch oder sonstwie mies sind.

Rasmus hat folgendes geschrieben:
Ob es ihm gut geht, wenn Neger hier frei rumlaufen und er ihnen nicht die Häuser anzünden darf geht mir - mit Verlaub - am Arsch vorbei. Wichtig ist nur, daß die Gesellschaft vor solchen Ambitionen seinerseits gegebenenfalls geschützt wird.


Das ist wichtig und das sieht auch unser GG so. Aber das "Nur" stammt von Dir und Deiner persönlichen Auffassung. Noch dazu ist es nicht zielführend - wenn ich die Wahl habe, einen Rassisten oder Homohetzer durch die Gesetzesknute im Zaum zu halten ODER ihn zu überzeugen, bevorzuge ich zweiteres. Dazu aber muss ich es versuchen.

Rasmus hat folgendes geschrieben:
Ob jemand nun rausfindet, warum der Rassist diese Probleme hat, oder wie man sie eventuell beseitigen könnte ist völlig unerheblich dafür, daß es ihm nicht erlaubt ist, anderer Leute Häuser anzuzünden.


Richtig. Aber es ist nicht unerheblich dafür, wieviele Häuser TROTZ gesetzlichen Verbots angezündet werden.

Rasmus hat folgendes geschrieben:
Siehst Du - dem Homophoben ist das aber alles andere als egal, und seinetwegen würden schwule das alles nicht dürfen. Und darauf hat schlicht und ergreifend niemand irgendwelche wie auch immer geartete Rücksicht zu nehmen. Wie sollte das auch aussehen, ohne das dabei die Rechte anderer verletzt werden?


Gute Frage - ist ja eigentlich DIE Frage, nicht wahr? Aber genau darum dreht es sich doch z.B. in der jahrzehntealten Diskussion um den §218. Es gibt die Extrempositionen derer, die Abtreibung unter allen Umständen als Mord empfinden und derer, die sie sogar noch nach 6 Monaten Schwangerschaft für nicht illegitim halten, sowie buchstäblich alle denkbaren Abstufungen dazwischen (bzw. sogar noch jenseits davon, wenn wir an die Verhütungsgegner denken). Aus der Sicht der extremeren Vertreter beider Seiten werden sie durch die gesetzliche Realität eingeschränkt bzw. verletzt - und das reklamieren BEIDE Seiten.

Wer sitzt auf einem so hohen Thron, dass er für sich eine objektive Beurteilung beanspruchen kann?

Beim Thema "Homosexualität" ist es wieder ein wenig anders gelagert, funktioniert aber nach vergleichbaren Prinzipien. Aus der Sicht eines auf Aufklärung und Humanismus basierenden Weltbildes ist die Sache klar - aber dieses Weltbild ist eben (noch) nicht in allen Köpfen drin. In Sachen "Homoehe" stehen die berechtigten Interessen der Homosexuellen den mindestens aus ihrer Sicht berechtigten Interessen der (meisten) gläubigen Katholiken entgegen - letztere reklamieren, dass die Bezeichnung "Ehe" eine Verletzung ihrer religiösen Gefühle sei (immerhin ist die Ehe ein Sakrament). Die ganzen angeführten Argumente gegen die Homoehe, die ich samt und sonders nicht teile, setze ich 'mal als bekannt voraus.

Es fällt natürlich leicht, sich hinzustellen und zu sagen: Die da haben Recht und die anderen haben das zu akzeptieren. Aber was würdest Du sagen, wenn Du selbst in dieser oder einer ähnlichen Situation zu den "anderen" gehören würdest?
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Beitrag(#338481) Verfasst am: 02.09.2005, 19:10    Titel: Antworten mit Zitat

Tegularius hat folgendes geschrieben:
Ich interpretiere Demons Anliegen nicht so, dass man die Intoleranz tolerieren sollte, sondern dass man nach den Ursachen der Intoleranz suchen sollte, um das Problem an der Wurzel anzupacken.


Hurra!
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Wygotsky
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Beitrag(#338486) Verfasst am: 02.09.2005, 19:17    Titel: Antworten mit Zitat

Die Ursachen für Intoleranz zu untersuchen ist aber etwas anderes, als intoleranten Menschen mit Verständnis entgegen zu treten. Ich finde es gut, wenn untersucht wird, wieso es Hassgefühle gegen Schwule gibt, weil sich daraus vielleicht Möglichkeiten ergeben, etwas dagegen zu tun. Aber daraus ergibt sich nicht, dass man ein wenig Schwulenhass als individuelle Besonderheit akzeptieren sollte. Schwulenhass ist inakzeptabel und wer ihn toleriert versagt Schwulen ihre Grundrechte.
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DemonDeLuxe
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Beitrag(#338524) Verfasst am: 02.09.2005, 20:09    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Aber daraus ergibt sich nicht, dass man ein wenig Schwulenhass als individuelle Besonderheit akzeptieren sollte.


Es gibt zwei Formen der Akzeptanz:

a) Wahrnehmen und dulden bzw. gutheißen.
b) Wahrnehmen des derzeitigen Status Quo, der hoffentlich zu ändern ist, aber jedenfalls nicht innerhalb dieser Woche, bei allem Idealismus nicht.

Mir BLEIBT gar nichts anderes als die 2. Form der Akzeptanz: "Du denkst anders - ich nehme das zur Kenntnis". Was soll ich denn auch tun? 'Rausgehen und alle Schwulenhasser umlegen?

Ich muss mir halt überlegen, was ich will: Schotten dicht und damit mehrere Gesellschaftsinseln de facto akzeptieren? Oder einen Dialog anstreben, der - Eigenschaft von Kommunikation - zwangsläufig bedingt, dass ich mein Gegenüber verstehe in dem Sinne, dass ich seine Motive erkenne.

Zudem formuliert sich die Ablehnung ja keineswegs nur als "Hass", das wäre ja noch übersichtlich. Weitaus problematischer sind all die vielen, kleinen Nuancen, die ihren Ausdruck finden im Satz: "Ich habe ja eigentlich nichts gegen Schwule, aber...".
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Wygotsky
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Beitrag(#338550) Verfasst am: 02.09.2005, 20:46    Titel: Antworten mit Zitat

Ich frage mich, wie das im Alltag praktisch aussehen soll. Wie verhalte ich mich zum Beispiel, wenn ein Arbeitskollege über einen schwulen Praktikanten sagt, der solle sich mal therapieren lassen? Zeige Verständnis für diesen schwulenfeindlichen Standpunkt? Oder sage ich, dass ich seine Haltung inakzeptabel finde und zu dem schwulen Praktikanten stehe, der jedes Recht hat, so zu sein, wie er ist? Oder kümmere ich mich nicht drum, und überlasse es dem Praktikanten, wie er derartige Anfeindungen wegsteckt, die schließlich nicht mein Problem sind?
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Raphael
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Beitrag(#338599) Verfasst am: 02.09.2005, 21:25    Titel: Antworten mit Zitat

[quote="DemonDeLuxe

Beim Thema "Homosexualität" ist es wieder ein wenig anders gelagert, funktioniert aber nach vergleichbaren Prinzipien. Aus der Sicht eines auf Aufklärung und Humanismus basierenden Weltbildes ist die Sache klar - aber dieses Weltbild ist eben (noch) nicht in allen Köpfen drin. In Sachen "Homoehe" stehen die berechtigten Interessen der Homosexuellen den mindestens aus ihrer Sicht berechtigten Interessen der (meisten) gläubigen Katholiken entgegen - letztere reklamieren, dass die Bezeichnung "Ehe" eine Verletzung ihrer religiösen Gefühle sei (immerhin ist die Ehe ein Sakrament). Die ganzen angeführten Argumente gegen die Homoehe, die ich samt und sonders nicht teile, setze ich 'mal als bekannt voraus.

[/quote]


Du bist voll auf den kath. Zug aufgesprungen. Die Lebenspartnerschaft/gleichgeschlechtliche Ehe betrifft nur die Schwulen und Lesben, sonst niemanden. Es handelt sich um einen zivilrechtlichen Vertrag und einen Personenstand, nicht um ein Sakrament im kath. Sinne. Die Zivilehe ist aus kath. Sicht kein Sakrament, sondern wird dazu erst durch die kirchliche Trauung. Was Ehe ist, regelt der Gesetzgeber, nicht der Vatikan. Die religiös motivierte Homosexuellenfeindlichkeit kann für den Gesetzgeber kein Maßstab sein, was er an staatlichem Recht wie regelt, und die Katholiken mögen innerhlab ihrer Kirche ihre Regeln haben und einhalten, aber sie können nicht verlangen, der Staat möge kirchliche Vorschriften für alle, insbesondere Nichtkatholiken, zu staatlichen Gesetzen machen. Wem das nicht passt, der hat ein Problem mit dem Leben im weltlichen Staat, aber bitte nicht auf Kosten Anderer.
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DemonDeLuxe
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Beitrag(#338770) Verfasst am: 03.09.2005, 05:50    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Ich frage mich, wie das im Alltag praktisch aussehen soll.


Als ob ich da ein Patentrezept nennen könnte. :O/
Davon abgesehen GIBT es ja auch wirklich "ganz schlimme Fälle", bei denen nun wirklich Hopfen und Malz verloren und jedes Wort verschwendet ist - aber das muss man halt auch erst'mal individuell herausfinden.

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Wie verhalte ich mich zum Beispiel, wenn ein Arbeitskollege über einen schwulen Praktikanten sagt, der solle sich mal therapieren lassen? Zeige Verständnis für diesen schwulenfeindlichen Standpunkt? Oder sage ich, dass ich seine Haltung inakzeptabel finde und zu dem schwulen Praktikanten stehe, der jedes Recht hat, so zu sein, wie er ist? Oder kümmere ich mich nicht drum, und überlasse es dem Praktikanten, wie er derartige Anfeindungen wegsteckt, die schließlich nicht mein Problem sind?


Am erfolgreichsten (aber natürlich bei weitem nicht immer anwendbar) hat sich für mich bislang die Überrumpelungstaktik erwiesen: Der "Homohasser" hat sich in diesem Beispiel ja "geoutet" - ich lasse ihn über meine Ansicht erst einmal im Unklaren und habe damit den taktischen Vorteil, seine Stoßrichtung zu kennen, er aber meine nicht. Ein paar beschwichtigende Worte, die meine eigene Ansicht nicht preisgeben, tun's dann erst einmal für den Moment. Und dann bastelt man an einer Überraschung, z.B. an einem gemütlichen Beisammensein unter Männern: Der "Homohasser", ich und ein Freund von mir, letzterer ein richtige Kneipentyp mit viel Humor. Der Moment der Wahrheit ist gekommen, wenn ich mich dann später oder Tags darauf mit besagtem "Schwulenhasser" wieder unterhalte. Dann lasse ich ihn den lustigen Abend loben... und meinen Freund (der, wie DU Dir sicher denken kannst, schwul ist, was mein ARbeitskollege überhaupt nicht realisiert hat). Je länger und herzlicher, desto lieber. Und dann heißt es "Abrechung mit Vorurteilen". Wenn der Schwulenhasser auch nur stutzt oder nachdenklich wird, ist eine Menge gewonnen.

Ist jetzt natürlich idealisiert, aber so in die Richtung habe ich das tatsächlich schon gemacht. Damit dreht man natürlich niemanden um wie einen Handschuh - aber mehr als mit einem empörten Moralvortrag erreicht man definitiv.

Oder halt einfach mit nem netten, ruhigen Gespräch. Krasse Ablehnung basiertmeist eh' auf Unkenntnis und Vorurteilen, angefanhen beim angeblich typischen, "weibischen Gehabe" bis hin zu der selbstverständlichen Annahme, dass ale Schwulen pausenlos Analsex mit wechselnden Partnern haben.


@Raphael

Jajaja, und wenn Du 'mal lesen würdest, was ich schreibe, statt Dich über das zu empören, was ich nie gesagt habe, dann wäre viel gewonnen.

DemonDeLuxe hat folgendes geschrieben:
Die ganzen angeführten Argumente gegen die Homoehe, die ich samt und sonders nicht teile, setze ich 'mal als bekannt voraus.


Das Geheimnis, wie man daraus ein "Aufspringen auf den kath. Zug" konstruieren will, darfst Du allerdings bei Dir behalten - ich steh' nicht so auf Mysterienkulte.

Davon 'mal abgesehen, ist "die Ehe" aus katholischer Sicht ein Sakrament und die Zivilehe lediglich deren bürokratischer Anhang. Die katholische Leitung sieht bereits die Verwendung des Begriffs als Affront gegenüber religiösen Traditionen.

Du hast auch, sorry, dass ich das so sagen muss, in keinster Weise verstanden, was ich die ganze Zeit mit immer wieder anderen Worten sage: Dass ich vollkommen Deine Ansicht teile, dass solche religiösen Motive in Gesetzesnormen nichts verloren haben - dass ich aber Realist genug bin, um zu akzeptieren, dass "da draußen" ein paar Millionen Andersdenkende sind, mit denen ich mich zwangsläufig auseinandersetzen muss, und denen gegenüber reiner Konfrontationskurs etwa so erfolgversprechend ist wie der Versuch, Dich in ein Nonnekloster eintreten zu lassen.

Natürlich kann ich mich auf den Marktplatz stellen und meine agnostischen Überzeugungen und die daraus resultierenden Ableitungen hinausplärren; danach geht's mir dann vielleicht besser und ich darf mir sehr rational vorkommen. Geändert habe ich damit auch nicht mehr als der Zeuge Jehovas, der am nächsten Tag an derselben Stelle seinen "Wachturm" anpreist.

Noch'mal deutlich: Da sind Millionen, die Deine Axiomatik so wenig teilen wie Du deren Glauben an eine Gottwesenheit - wie, glaubst Du, kann sich eine funktionierende und harmonische Gesellschaft ausbinden, wenn beide Seiten ihre Dogmen als allgemeinverbindlich definieren?
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Wygotsky
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Beitrag(#338793) Verfasst am: 03.09.2005, 09:22    Titel: Antworten mit Zitat

DemonDeLuxe hat folgendes geschrieben:
Am erfolgreichsten (aber natürlich bei weitem nicht immer anwendbar) hat sich für mich bislang die Überrumpelungstaktik erwiesen: Der "Homohasser" hat sich in diesem Beispiel ja "geoutet" - ich lasse ihn über meine Ansicht erst einmal im Unklaren und habe damit den taktischen Vorteil, seine Stoßrichtung zu kennen, er aber meine nicht. Ein paar beschwichtigende Worte, die meine eigene Ansicht nicht preisgeben, tun's dann erst einmal für den Moment. Und dann bastelt man an einer Überraschung, z.B. an einem gemütlichen Beisammensein unter Männern: Der "Homohasser", ich und ein Freund von mir, letzterer ein richtige Kneipentyp mit viel Humor. Der Moment der Wahrheit ist gekommen, wenn ich mich dann später oder Tags darauf mit besagtem "Schwulenhasser" wieder unterhalte. Dann lasse ich ihn den lustigen Abend loben... und meinen Freund (der, wie DU Dir sicher denken kannst, schwul ist, was mein ARbeitskollege überhaupt nicht realisiert hat). Je länger und herzlicher, desto lieber. Und dann heißt es "Abrechung mit Vorurteilen". Wenn der Schwulenhasser auch nur stutzt oder nachdenklich wird, ist eine Menge gewonnen.


Der schwule Praktikant hat Anspruch auf Schutz seiner Menschenwürde, und zwar nicht, weil es "auch nette Schwule gibt", mit denen man einen lustigen Kneipenabend verbringen kann, sondern weil das ein Grundrecht ist. Es für mich inakzeptabel, dass sich der schwule Praktikant darauf verlassen soll, dass Menschen wie du in ihrer Freizeit raffinierte Überzeugungsprogramme starten. Seine Menschenwürde wird verletzt, und dagegen solte es staatlichen Schutz geben.

Nach meiner Erfahrung läuft Mobbing in der Regel so ab, dass es wenige Täter, wenige Opfer und eine große Mehrheit von Bystandern gibt, die zwar insgeheim die Diskriminierung ablehnen, aber den Mund nicht aufmachen. Sowohl von den Opfern als auch von den Tätern wird das als stillschweigendes Einverständnis gedeutet. Verantwortliche empfinden oft die Opfer als Störfaktor für den sozialen Frieden. Sie sind es, die schließlich das Unternehmen, die Schule, den Verein verlassen müssen, weil sie nur Ärger machen.

Darum wünsche ich mir ein gescheites Antidiskriminierungsgesetz.
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