Elischua auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 05.05.2007 Beiträge: 73
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(#760042) Verfasst am: 02.07.2007, 22:28 Titel: |
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alae hat folgendes geschrieben: | Elischua hat folgendes geschrieben: | Es ist zweifellos richtig, dass es viele von Atheisten gerne verwendete Argumente gibt, die nicht zutreffen. Diese schlechten Argumente bzw. deren Widerlegung täuscht vor, als Christ auf der richtigen Seite zu sein. Ich sehe diese falschen Argumente als ein großes Problem an, leider kapieren Atheisten, die die fundamentalistische Denkweise internalisiert haben, nicht, dass sie damit viel Schaden anrichten. |
Welche Argumente hast du dabei im Sinn? Ich wüsste nämlich gern, worauf ich in zukünftigen Diskussionen achten muss. |
Alle kann ich auf die Schnelle auch nicht anführen, aber nenne gerne ein Beispiel. Ich bin des öfteren dem Argument begegnet, dass es so viele Handschriften der Bibel gäbe und die Unterschiede so groß seien. Es wäre nicht möglich, den ursprünglichen Text herauszufinden. Es hätte im Laufe der Zeit diverse Fälschungen gegeben. Der Text der Bibel, den wir heute haben, wäre folglich völlig unsicher und verfälscht. Auch Deschner schreibt meiner Erinnerung nach etwas Derartiges.
Das Problem an diesem Argument ist, dass ja gerade die Fülle an Handschriften und der Umstand, dass die zeitliche Nähe zwischen den ältesten Handschriften und den Originalen so gering ist, eine wesentlich größere Zuverlässigkeit des Bibeltextes erlaubt. Natürlich muss damit mit Methoden der Textkritik gearbeitet werden, wie das bei anderen Texten, die in mehreren unterschiedlichen Fassungen vorliegen, auch der Fall ist.
Die Unterschiede sind auch nicht so groß, wie gerne behauptet wird. Es wird zwar gerne eine immens hohe Anzahl an Unterschieden behauptet, aber dabei wird natürlich nicht gesagt, dass die Mehrzahl der Unterschiede vernachlässigbar ist. In der Regel handelt es sich um kleine grammatikalische Unterschiede, die keinen Unterschied in der Bedeutung machen, oder gar um solche Kleinigkeiten, die nicht einmal in einer Übersetzung sichtbar gemacht werden können.
In den wenigen Fällen, wo die Unterschiede größer sind, kann ja gerade aufgrund der Fülle an Handschriften der wahrscheinlich richtige Text herausgefunden werden, wie das bei anderen Texten ja auch gemacht wird.
Bei diesem Argument wird auch vergessen, wie die Situation von anderen antiken Texten aussieht. In der Regel liegen nämlich mehrere Jahrhunderte zwischen dem Original und der ältesten erhaltenen Handschrift und die Anzahl der Handschriften ist in der Regel ebenfalls extrem klein. Das betrifft aber nicht nur Texte aus der Antike, sondern auch Texte aus dem Mittelalter. Ich weiß nicht, ob Du Dich in mittelalterlicher Literatur auskennst, aber selbst von den größten und bekanntesten Werken ist man heute froh, wenn es überhaupt noch ein oder zwei Exemplare gibt.
Hier wird außerdem mit zweierlei Maß gemessen. Man kann nicht auf der einen Seite einen derartig guten Befund als unbefriedigend darstellen und den weitaus schlechteren bedenkenlos akzeptieren. Wenn wir mal die Evangelien als Beispiel nehmen: Das Problem ist nicht, dass ursprünglich zuverlässige historische Berichte verfälscht worden sind, sondern dass es praktisch keine anderen Quellen als die Evangelien gibt und dass die einzigen Quellen Propagandaschriften sind. Hier wird sowohl von evangelikalen und fundamentalistischen Christen als auch von vielen Atheisten der Denkfehler gemacht, dass eine gute Überlieferung auch eine ebenso gute inhaltliche Zuverlässigkeit bedeutet.
Und kommt nun ein Atheist mit diesem Argument, so kann er von jedem Christen, der sich halbwegs auskennt, sehr leicht widerlegt werden. Und (siehe Denkfehler!) auf christlicher Seite meint man dann nach der Widerlegung, damit auch die (inhaltliche) Zuverlässigkeit gezeigt zu haben.
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