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Zumsel registrierter User
Anmeldungsdatum: 08.03.2005 Beiträge: 4667
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(#483553) Verfasst am: 27.05.2006, 16:09 Titel: |
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Zum Thema Verbrechen/Strafe Resozialisierung findet sich ein interessanter Beitrag im dieswöchigen "Zeit"-Dossier. Frappant fand ich vor allem die dort unter anderen thematisierte Diskrepanz zwischen gefühlter Kriminalität und tatsächlicher - Besonders was die Entwicklung der Anzahl von Sexualverbrechen betrifft. In einer repräsentativen Umfrage glaubten die Befragten im Schnitt an einen Anstieg um 260%(!) in den letzten 10 Jahren. Tatsächlich aber ist die Verbrechensrate hier in besagtem Zeitraum um 37% zurückgegangen! Dieser enorme Unterschied verwundert in Anbetracht der Tatsache, dass die Medien jeden tragischen Einzelfall zu einem Politikum aufblasen, indem sie ihn zum Anlass nehmen, begleitet von rührseligen Berichten über die trauende Opferfamilie, gleich das ganze Justizsystem in Frage zu stellen und auf die viel zu lasche Strafen zu schimpfen, natürlich wenig. Diese Medienhetze, durch die sich Politiker immer wieder zu populistischem Aktionismus in Form ständiger Verschärfungen bestehender Gesetze verführen lassen, hat dazu geführt, dass der Strafvollzug (angeblich ja von den 68er Gutmenschen weichgespült) inzwischen wieder so restriktiv wie in den 60er Jahren.
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#483571) Verfasst am: 27.05.2006, 16:25 Titel: |
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Zumsel hat folgendes geschrieben: | Zum Thema Verbrechen/Strafe Resozialisierung findet sich ein interessanter Beitrag im dieswöchigen "Zeit"-Dossier. Frappant fand ich vor allem die dort unter anderen thematisierte Diskrepanz zwischen gefühlter Kriminalität und tatsächlicher - Besonders was die Entwicklung der Anzahl von Sexualverbrechen betrifft. In einer repräsentativen Umfrage glaubten die Befragten im Schnitt an einen Anstieg um 260%(!) in den letzten 10 Jahren. Tatsächlich aber ist die Verbrechensrate hier in besagtem Zeitraum um 37% zurückgegangen! Dieser enorme Unterschied verwundert in Anbetracht der Tatsache, dass die Medien jeden tragischen Einzelfall zu einem Politikum aufblasen, indem sie ihn zum Anlass nehmen, begleitet von rührseligen Berichten über die trauende Opferfamilie, gleich das ganze Justizsystem in Frage zu stellen und auf die viel zu lasche Strafen zu schimpfen, natürlich wenig. Diese Medienhetze, durch die sich Politiker immer wieder zu populistischem Aktionismus in Form ständiger Verschärfungen bestehender Gesetze verführen lassen, hat dazu geführt, dass der Strafvollzug (angeblich ja von den 68er Gutmenschen weichgespült) inzwischen wieder so restriktiv wie in den 60er Jahren. |
Noch dramatischer stellt sich m.W. die Diskrepanz zwischen Wirklichkeit und Wahrnehmung bei Sexualmorden an Kindern dar. Es handelt sich um ein absolutes Ausnahmedelikt, dessen Zahl (so meine Erinnerung, ich weiß die Quelle nicht mehr) in den letzten 30 Jahren um die Hälfte zurückgegangen ist.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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RdC Zyniker
Anmeldungsdatum: 25.11.2004 Beiträge: 740
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(#484170) Verfasst am: 28.05.2006, 17:10 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | RdC hat folgendes geschrieben: | Wenn ich aber sage, dass Rational Choice nicht politisch korrekt ist und daher nicht mehr Mainstream-Soziologie ist, dann "ist dir die Zeit zu schade". |
Du hast eine Kleinigkeit vergessen.
RdC hat folgendes geschrieben: | das wird seit Jahrzehnten in der Soziologie nicht mehr gelehrt. |
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Gut, war sicherlich schlecht ausgedrückt, jedenfalls wird es seit Jahrzehnten höchstens nur noch als Feindbild bzw. als "zweifelhafte Theorie" gelehrt. (Natürlich ohne irgendwelche Beweise oder Fakten, denn die politisch korrekten Theorien sind ja sowieso sakrosankt)
Was mich aber noch viel mehr interessieren würde, wäre was du denn für eine Erklärung hast für gleichzeitig ansteigenden Wohlstand und Kriminalität, wenn du so sehr an Rational Choice zweifelst?
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Hubert registrierter User
Anmeldungsdatum: 29.05.2006 Beiträge: 19
Wohnort: Frankfurt
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(#484876) Verfasst am: 29.05.2006, 18:27 Titel: So eine Sache mit den zeitgeistigen Interpretationen |
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Zumsel hat folgendes geschrieben: | Zum Thema Verbrechen/Strafe Resozialisierung findet sich ein interessanter Beitrag im dieswöchigen "Zeit"-Dossier. Frappant fand ich vor allem die dort unter anderen thematisierte Diskrepanz zwischen gefühlter Kriminalität und tatsächlicher - Besonders was die Entwicklung der Anzahl von Sexualverbrechen betrifft. In einer repräsentativen Umfrage glaubten die Befragten im Schnitt an einen Anstieg um 260%(!) in den letzten 10 Jahren. Tatsächlich aber ist die Verbrechensrate hier in besagtem Zeitraum um 37% zurückgegangen! Dieser enorme Unterschied verwundert in Anbetracht der Tatsache, dass die Medien jeden tragischen Einzelfall zu einem Politikum aufblasen, indem sie ihn zum Anlass nehmen, begleitet von rührseligen Berichten über die trauende Opferfamilie, gleich das ganze Justizsystem in Frage zu stellen und auf die viel zu lasche Strafen zu schimpfen, natürlich wenig. Diese Medienhetze, durch die sich Politiker immer wieder zu populistischem Aktionismus in Form ständiger Verschärfungen bestehender Gesetze verführen lassen, hat dazu geführt, dass der Strafvollzug (angeblich ja von den 68er Gutmenschen weichgespült) inzwischen wieder so restriktiv wie in den 60er Jahren. |
Ist immer so eine Sache mit dem zeitgeschichtlichen Hintergründen. Viele bürgerschaftlich-emanzipatorische Fortschritte, die inden 70-er/frühen 80-er Jahren erreicht werden konnten, wurden nach der Wiedervereinigung dann z.B. bei politisch motivierten Straftaten dann in das Gegenteil umgenutzt. So hatten die Brandstifter von Hoyerswerda (1991), Rostock(1992), Mölln und solingen (jew.1993) mit deren erklärtem,rechtsradikalen Bewusstsein sich auf jene strafrechtlichen Milderungstatbestände der "schlechten Kindheit" berufen, die zwei Jahrzehnte zuvor in den Unruhen Anfang der 70-er in die Strafprozeßordnung aufgenommen worden waren. Unterstützend dabei war ein Berliner Anwaltskollektiv mit dem ehemaligen RAF-anwalt Horst Mahler (damals linksextrem), das genau jene Prozessstrategien fortan in das "neue Deutschland" hinüberzog. Das jene Schlüsselfigur sich dann ab 1999 als rechtsextrem schlußendlich outete, war nur dann vielleicht so verwunderlich doch nicht.
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Zumsel registrierter User
Anmeldungsdatum: 08.03.2005 Beiträge: 4667
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(#485497) Verfasst am: 30.05.2006, 15:08 Titel: Re: So eine Sache mit den zeitgeistigen Interpretationen |
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@ Hubert
Und was genau versuchst du mir jetzt damit zu sagen? Ich hab mir deinen Beitrag dreimal durchgelesen in habe immer noch keine Idee, worauf du eigentlich hinaus willst.
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#485512) Verfasst am: 30.05.2006, 15:30 Titel: Re: Wie die politische Korrektheit die Zivilisation zerstört |
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RdC hat folgendes geschrieben: |
Die viel kritisierte Härte gegenüber Straftätern seit den 90ern hat die Kriminalität wieder einigermaßen unter Kontrolle gebracht. |
Wo sind deine Belege für die angeblich nun höhere Härte und deren Einfluss auf die Kriminalitätsrate?
Du wirst doch nicht etwa die Kriminalitätspolitik New Yorks unter der ungenügenden Bezeichnung "Zero Tolerance" auf die gesamte USA extrapolieren und hier irgendwelche Zusammenhänge erfinden?
RdC hat folgendes geschrieben: | Räuber und Mörder halten sich nun mal leider nicht an Waffengesetze |
Mörder ist man erst nachdem man einen Mord begangen hat. Der Besitz von Schusswaffen für zukünftige Mörder ist vollkommen legal.
RdC hat folgendes geschrieben: | Und es gibt die opferbezogene Herangehensweise, die fragt: "Wie können weitere Opfer vermieden werden?" |
Am Besten kann man sich schützen, indem man keine engen Kontakte mit Schusswaffenbesitzern eingeht und auch ansonsten gewaltätige, aufbrausende und extrem eifersüchtige Personen meidet.
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