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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#587539) Verfasst am: 21.10.2006, 18:43 Titel: Re: Gott wurde spät erfunden |
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Raedingens hat folgendes geschrieben: |
Von einigen wird Er erst spät gefunden und von vielen gar nie..  |
bitte lerne: unterschied zwischen "erfinden" und "finden" bzw "glauben" und wenn du spass dran hast noch "entdecken" viel spass!
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#587540) Verfasst am: 21.10.2006, 18:46 Titel: |
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Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Ich verstehe nicht, warum Lüdemann immer aus einem x-beliebigem, dem Volksglauben widersprechenden Faktum, das Ende der Kirche oder ein großes Problem für sie sieht.
Die Geschichte mit dem sprechenden Dornbusch ist auch ohne Archeologie ein ziemlicher Unfug. |
vermutlich geht er naiverweise davon aus, es gäbe unter den christen leute die rational denken, besonders auf ihre religion bezogen.
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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schmalhans registrierter User
Anmeldungsdatum: 03.10.2006 Beiträge: 23
Wohnort: Berlin
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(#587844) Verfasst am: 22.10.2006, 11:23 Titel: |
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chiring hat folgendes geschrieben: | schmalhans hat folgendes geschrieben: | "Europa vor Einführung des Christentums" - welche Zeit meinst du da genau? |
Die Zeiten sind natürlich vollkommen unterschiedlich. Wesentlich ist die Einführung eines reinen Glaubens der vorher so nicht existiert hat.
Zitat: |
Auch wenn du das nicht explizit sagst, scheint es mir, dass du meinst, wir sollten uns wieder mehr den magisch-mythischen Religionen zu wenden. Sehe ich das richtig? |
Den Polytheismen, ja. Ich denke das viel Potential darin steckt das im positiven Sinn gesellschaftsförderlich wäre. Mit Magie hab ich persönlich nichts am Hut, aber das ist natürlich auch ein (eher kleinerer) Teil der heidnischen Religionen. Das kann man machen wenn man es für wichtig hält, muß man aber nicht. |
Dazu würd ich gerne mal ein paar lose Bemerkungen streuen.
Die Verehrung von natürlichen Gewalten und Phänomena ist durchaus magisch - nicht im Sinne eines David Copperfield, sondern in dem Sinne, dass das ICH (noch) nicht vollständig von der Natur (und Kosmos) getrennt ist, sondern in ihr eingebettet ist. Der Mensch dieser Bewusstseinsebene glaubt, durch einfache Rituale das Phänomen beherrschen zu können - mittels Sprache, Zeichnungen, Opfern etc. Positiv gesehen bedeutet das - der Mensch ist (scheinbar) im Einklang mit der Natur, versteht und beherrscht seine Umgebung (scheinbar) völlig, da er ja eins mit ihr ist. Negativ gesehen bedeutet das - die Verantwortung für alles, was geschieht, wird auf Symbole, Totems etc. übertragen (ein ICH gibt es ja losgelöst noch nicht), dh. wenn ich die Jagd und die toten Tiere zeiche, werde ich erfolgreich sein. KLetztlich ist das - wie Freud erkannte - was uns heute beim Träumen passiert, eben genau das Eindringen in diese Bewusstseinsschicht.
Aufs Gesamte gesehen ist die also (wenn man es ernsthaft betreibt) ein Rückfall in vorbewusste Strukturen. Nichts dagegen, dass man mit Teilen davon arbeitet (denn Verdrängung ist nie gut) - etwa das Wissen um die "Heiligkeit der Natur" praktisch umzusetzen (Umweltschutz) oder um das "Eins-Sein mit allen Wesen" (Menschenrechte). Aber ganz zurück zu kehren in eine Welt "als der Traum Wirklichkeit war", ist eher ein Alptraum.
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chiring Asatru
Anmeldungsdatum: 11.08.2005 Beiträge: 1694
Wohnort: Westfalen
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(#589198) Verfasst am: 24.10.2006, 01:22 Titel: |
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schmalhans hat folgendes geschrieben: |
(...) Der Mensch dieser Bewusstseinsebene glaubt, durch einfache Rituale das Phänomen beherrschen zu können - mittels Sprache, Zeichnungen, Opfern etc. Positiv gesehen bedeutet das - der Mensch ist (scheinbar) im Einklang mit der Natur, versteht und beherrscht seine Umgebung (scheinbar) völlig, da er ja eins mit ihr ist.
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Die Frage der "Beherrschung" stellt sich eigentlich nicht. Die Ansicht das ein Heide Zuflucht zu magischen Formeln nehmen würde wenn er etwas nicht versteht, Trost oder Hoffnung sucht, entspingt eher der Phantasie einer nachheidnischen Zeit.
Deine Worte erinnern mich ein bisschen an die Völkerpsychologie, in der der Animismus als die Quelle der heidnischer Religionsauffassung verstanden wurde. Da projizierte man aus christlichem Hintergrund sein eigenes Kulturverständndnis in eher abwertender Form auf vorchristliche Religionsauffassungen, nach dem Motto: die entwickeltere Kultur ist die christliche und das Heidentum sei eine eher unbewußte Ansicht der Dinge die sich erst noch entwickeln müsse, bzw. wäre das heidnische noch barbarisch und erst das chistliche stellt die Zivilisation dar. (Freud: "Totem und Tabu", oder Wilhelm Wundt "Völkerpsychologie").
Zitat: |
Negativ gesehen bedeutet das - die Verantwortung für alles, was geschieht, wird auf Symbole, Totems etc. übertragen
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So simpel können mehrere tausend Jahre heidnischer Religionsauffassung - bis zum Auftreten des Christentums kaum gewesen sein...zumal der Begriff des Totems in Europa gar nicht bekannt war - und in indirekten Begriffsübertragungen auch eher erzwungen klingt.
Auch die griechischen Denker waren noch ihrem Heidentum verhaftet. Wenn ich mich richtig erinnere opferte Sokrates vor seinem Ableben noch ein Hühnchen für Apollon und Cicero hat in dem "Natura de deorum" eine Auseinandersetzung mit den Fragen nach den (griechischen) Göttern hinterlassen.
_________________ .
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#589287) Verfasst am: 24.10.2006, 10:38 Titel: |
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chiring hat folgendes geschrieben: | schmalhans hat folgendes geschrieben: |
(...) Der Mensch dieser Bewusstseinsebene glaubt, durch einfache Rituale das Phänomen beherrschen zu können - mittels Sprache, Zeichnungen, Opfern etc. Positiv gesehen bedeutet das - der Mensch ist (scheinbar) im Einklang mit der Natur, versteht und beherrscht seine Umgebung (scheinbar) völlig, da er ja eins mit ihr ist.
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Die Frage der "Beherrschung" stellt sich eigentlich nicht. Die Ansicht das ein Heide Zuflucht zu magischen Formeln nehmen würde wenn er etwas nicht versteht, Trost oder Hoffnung sucht, entspingt eher der Phantasie einer nachheidnischen Zeit.
Deine Worte erinnern mich ein bisschen an die Völkerpsychologie, in der der Animismus als die Quelle der heidnischer Religionsauffassung verstanden wurde. Da projizierte man aus christlichem Hintergrund sein eigenes Kulturverständndnis in eher abwertender Form auf vorchristliche Religionsauffassungen, nach dem Motto: die entwickeltere Kultur ist die christliche und das Heidentum sei eine eher unbewußte Ansicht der Dinge die sich erst noch entwickeln müsse, bzw. wäre das heidnische noch barbarisch und erst das chistliche stellt die Zivilisation dar. (Freud: "Totem und Tabu", oder Wilhelm Wundt "Völkerpsychologie").
Zitat: |
Negativ gesehen bedeutet das - die Verantwortung für alles, was geschieht, wird auf Symbole, Totems etc. übertragen
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So simpel können mehrere tausend Jahre heidnischer Religionsauffassung - bis zum Auftreten des Christentums kaum gewesen sein...zumal der Begriff des Totems in Europa gar nicht bekannt war - und in indirekten Begriffsübertragungen auch eher erzwungen klingt.
Auch die griechischen Denker waren noch ihrem Heidentum verhaftet. Wenn ich mich richtig erinnere opferte Sokrates vor seinem Ableben noch ein Hühnchen für Apollon und Cicero hat in dem "Natura de deorum" eine Auseinandersetzung mit den Fragen nach den (griechischen) Göttern hinterlassen. |
darf man fragen welche alternative du für die bedutung heidnischer rituale als korrekt ansiehst?
das man mit ritualen oder symbolen die kontrolle über naturgewalten erlangen wollte (bzw noch will!!) ist m.e. einleuchtend, gib mir nen hinweis auf andere zwecke und ich überdenke meine meinung! ob diese art des beeinflussens der naturgewalten als barbarisch an zusehen ist, ist eine andere frage, die sich mir nicht stellt. es waren schlieslich die weiterentwickelteren und arroganten monotheistischen religionen, die heidnische praktiken als barbarischen götzendienst abstempelten (was witzigerweise in meinen augen auch ihre eigene religion in ein negatives licht bringt!)
ob die heidnischen religionen in wirklichkeit viel komplizierter waren oder nicht ist ebenfalls irrelevant, denn sie waren in jedem fall den aggressiven ein-gott-religionen unterlegen.
das ist evolution!
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Ermanameraz auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.05.2006 Beiträge: 3932
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(#589291) Verfasst am: 24.10.2006, 10:54 Titel: |
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„Forsaichstû diobolae ?
End allum diobolgelde ?
End allum dioboles uuercum ?
End ecc forsachu allum dioboles uuercum and uuordum, Thunaer ende Uôden ende Saxnôte ende allum thêm unholdum thê hira genôtas sint."
Erstaunlich wie gut man das alte Gebrabbel noch verstehen kann, nicht?
Man muss den Siegeszug des Christentums in seiner historischen Einbettung sehen. Es hängt alles empfindlich von den Umständen der Völkerwanderung und dem Fall Roms ab. Das germanische Heidentum an sich ist ein wesentlich interessanterer, intuitiv zugänglicherer und sensiblerer Kult, als es das Christentum je sein könnte. Eine etwahige 'Überlegenheit' des Christntums war nicht das Erfolgsrezept, sondern die Übernahme der römischen Kultur durch Germanen und Slaven, der das römische Imperium vorausging, in dem eben das Christentum Staatsreligion geworden war. Es hätte genausogut auch weiterhin das Heidentum fortgeführt werden können. Es liegt keinerlei Fortschritt in der Christianisierung, genauso wie keinerlei Barbarei im Heidentum liegt.
Zuletzt bearbeitet von Ermanameraz am 24.10.2006, 10:56, insgesamt einmal bearbeitet |
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Celsus-2006 Unpapst
Anmeldungsdatum: 26.07.2006 Beiträge: 1617
Wohnort: Süddeutschland
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(#589292) Verfasst am: 24.10.2006, 10:56 Titel: |
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Ich kann mich dir nur anschließen. Wenn zwei Religionen miteinander konkurrieren, von denen die eine dazu neigt, andere Götter und die dazu gehörigen Riten gelten und "leben" zu lassen und in den Tempeln einfach noch einen Gott dazu zu stellen, und die andere Religion einen aggressiven Alleinvertretungsanspruch hat, dann wird letztere obsiegen, sobald man sie zu stark toleriert. Just das ist passiert, erst wurden die Christen wegen ihrer Intoleranz und Borniertheit verboten und in geringem Umfang auch verfolgt, als man dies unterließ, verdrängten sie alles andere und verboten, zerschlugen und vernichteten es.
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SoWhy The Doctor
Anmeldungsdatum: 21.04.2006 Beiträge: 3216
Wohnort: TARDIS
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(#589295) Verfasst am: 24.10.2006, 11:02 Titel: |
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Erminamerjaz hat folgendes geschrieben: | „Forsaichstû diobolae ?
End allum diobolgelde ?
End allum dioboles uuercum ?
End ecc forsachu allum dioboles uuercum and uuordum, Thunaer ende Uôden ende Saxnôte ende allum thêm unholdum thê hira genôtas sint."
Erstaunlich wie gut man das alte Gebrabbel noch verstehen kann, nicht? |
Also ich versteh das nicht, magste das übersetzen? xD
_________________ Stop believing - start thinking.
Rise up, rise up!
Live a full life, 'cause when it's over, it's done!
So rise up, rise up! Dance and scream and love
(Cursive - Rise up! Rise up!)
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Ermanameraz auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.05.2006 Beiträge: 3932
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(#589300) Verfasst am: 24.10.2006, 11:13 Titel: |
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SoWhy hat folgendes geschrieben: | Erminamerjaz hat folgendes geschrieben: | „Forsaichstû diobolae ?
End allum diobolgelde ?
End allum dioboles uuercum ?
End ecc forsachu allum dioboles uuercum and uuordum, Thunaer ende Uôden ende Saxnôte ende allum thêm unholdum thê hira genôtas sint."
Erstaunlich wie gut man das alte Gebrabbel noch verstehen kann, nicht? |
Also ich versteh das nicht, magste das übersetzen? xD |
Es ist Altsächsisch. Man kann mit etwas Englischkenntnissen grob verstehen was da steht.
'diabolae' sollte ja wohl klar sein
'Forsaichstu' gibt es im englischen 'forsake' = 'entsagen', wobei das wohl bereits im Zusammenhang als 'entsagst Du' zu verstehen ist
'diabolgelde' (Teufel-Geld) dürfte so viel wie 'Teufelsopfer' bedeuten, was sich woghl auf heindische Opfergaben bezog
Also "Enstagst du dem Teufel?
Entsagst du dem Teufelsopfer?..."
'uuercum' und 'uuordum' versteht man nicht mehr so ohe Weiteres, aber
'Thunaer ende Uôden ende Saxnôte ende allum thêm unholdum thê hira genôtas sint'
ist ziemlich klar. frei übersetzt: "Ein Ende mit Donar, ein Ende mit Wotan, ein Ende mit Saxnot und all den Unholden, die ihr Gefolge sind."
Es ist ein Glaubensbekenntnis aus dem 8. Jahrhundert.
Celsus hat genau verstanden warum ich das zitiert habe: Das Heidentum tolerierte das Christentum, umgekehrt war das jedoch nicht so.
Zuletzt bearbeitet von Ermanameraz am 24.10.2006, 11:18, insgesamt einmal bearbeitet |
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#589302) Verfasst am: 24.10.2006, 11:18 Titel: |
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Erminamerjaz hat folgendes geschrieben: | „Forsaichstû diobolae ?
End allum diobolgelde ?
End allum dioboles uuercum ?
End ecc forsachu allum dioboles uuercum and uuordum, Thunaer ende Uôden ende Saxnôte ende allum thêm unholdum thê hira genôtas sint."
Erstaunlich wie gut man das alte Gebrabbel noch verstehen kann, nicht?
Man muss den Siegeszug des Christentums in seiner historischen Einbettung sehen. Es hängt alles empfindlich von den Umständen der Völkerwanderung und dem Fall Roms ab. Das germanische Heidentum an sich ist ein wesentlich interessanterer, intuitiv zugänglicherer und sensiblerer Kult, als es das Christentum je sein könnte. Eine etwahige 'Überlegenheit' des Christntums war nicht das Erfolgsrezept, sondern die Übernahme der römischen Kultur durch Germanen und Slaven, der das römische Imperium vorausging, in dem eben das Christentum Staatsreligion geworden war. Es hätte genausogut auch weiterhin das Heidentum fortgeführt werden können. Es liegt keinerlei Fortschritt in der Christianisierung, genauso wie keinerlei Barbarei im Heidentum liegt. |
der meinung magst du sein, doch gerade im zusammenhang mit der übernahme der römischen kultur (die wiederum durch das christetum übernommen wurde!) durch die "heiden" zeigt sich doch das erfolgsrezept des christentums!
obs ein fortschritt war kann ich nicht sagen, in meinen augen ist ein kult wie der andere - nämlich irrational. es ist offensichtlich, das der christliche kult erfolgreicher war, auch und vor allem mit hilfe der assimilation ehemals heidnische symbolik!
es hätte eben nicht "genausogut auch weiterhin das Heidentum fortgeführt werden können" weil die wahl der religion vor allem eine politische perspektive bot, die die bisherigen kulte nicht boten: macht und kontrolle über die untertanen!
zur barbarei hab ich mich schon geäussert. irrelevant für atheisten, da alle religionen rückschrittlich sind
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Ermanameraz auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.05.2006 Beiträge: 3932
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(#589306) Verfasst am: 24.10.2006, 11:31 Titel: |
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L.E.N.|Propagandhi hat folgendes geschrieben: | Erminamerjaz hat folgendes geschrieben: | „Forsaichstû diobolae ?
End allum diobolgelde ?
End allum dioboles uuercum ?
End ecc forsachu allum dioboles uuercum and uuordum, Thunaer ende Uôden ende Saxnôte ende allum thêm unholdum thê hira genôtas sint."
Erstaunlich wie gut man das alte Gebrabbel noch verstehen kann, nicht?
Man muss den Siegeszug des Christentums in seiner historischen Einbettung sehen. Es hängt alles empfindlich von den Umständen der Völkerwanderung und dem Fall Roms ab. Das germanische Heidentum an sich ist ein wesentlich interessanterer, intuitiv zugänglicherer und sensiblerer Kult, als es das Christentum je sein könnte. Eine etwahige 'Überlegenheit' des Christntums war nicht das Erfolgsrezept, sondern die Übernahme der römischen Kultur durch Germanen und Slaven, der das römische Imperium vorausging, in dem eben das Christentum Staatsreligion geworden war. Es hätte genausogut auch weiterhin das Heidentum fortgeführt werden können. Es liegt keinerlei Fortschritt in der Christianisierung, genauso wie keinerlei Barbarei im Heidentum liegt. |
der meinung magst du sein, doch gerade im zusammenhang mit der übernahme der römischen kultur (die wiederum durch das christetum übernommen wurde!) durch die "heiden" zeigt sich doch das erfolgsrezept des christentums!
obs ein fortschritt war kann ich nicht sagen, in meinen augen ist ein kult wie der andere - nämlich irrational. es ist offensichtlich, das der christliche kult erfolgreicher war, auch und vor allem mit hilfe der assimilation ehemals heidnische symbolik!
es hätte eben nicht "genausogut auch weiterhin das Heidentum fortgeführt werden können" weil die wahl der religion vor allem eine politische perspektive bot, die die bisherigen kulte nicht boten: macht und kontrolle über die untertanen!
zur barbarei hab ich mich schon geäussert. irrelevant für atheisten, da alle religionen rückschrittlich sind |
Quark. Es ging vor allem darum, dass das Frankenreich Resultat der Eroberung einer römisch-christrlichen Kultur durch germanische Heiden war. Da Letztere in der Minderheit waren und unmöglich der kulturell höher stehenden Mehrheit ihr Heidentum aufzwingen konnten, ohne Rebellion zu befürchten, nahmen sie eben aus rein pragmatischen Gründen das Christentum an, wobei noch jahrhundertelang der Christengott oft nur als Ergänzung des heidnishen Pantheons betrachtet wurde. Das ist nicht nur in Gallien sonden in ganz Europa passiert. Der fall Roms führte also nur zu einer Weitergabe des Christentums an die Erben Roms. Das hängt aber nicht an den Inhalten des Christentums, sondern an der Tatsache, dasses römische Staatsreligion war. Wäre weiterhin das Heidentum römische Staatsreligion, wäre alles völlig anders gekommen.
Und ich bin Atheist und für mich ist es nicht irrelevant. Auf welche Weise überhaupt irrelevant? Übrigens erkenne ich in modernen Forschungsbereichen, wie der Kosmologie und der KI-Forschung durchaus kultische Aspekte wieder. Insbesondere, wenn man sich ein par TV-Interviews mit diversen Robotik-Heinzeln reingezogen hat und sich die absurd hohe Bedeutung mancher, völlig nutzloser hübscher Dinge bewußt macht, gelangt man zu dem Eindruck, dass es mit dem Kultischen noch lange kein Ende gefunden hat.
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#589309) Verfasst am: 24.10.2006, 11:42 Titel: |
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ich meinte irrelevant in hinsicht darauf näher einzugehen. ebenso sehe ich nicht ein, meine zeit für ein näheres studium der astrologie, des kaffeesatzlesens und dem wahrsagen zu verschwenden. es langt völlig, wenn man es hinreichend kennt und für humbug erklärt. alles andere könnte aus rein historischer sicht interessant sein, das streite ich nicht ab, doch für die heutige zeit ist es zwecklos.
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Ermanameraz auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.05.2006 Beiträge: 3932
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(#589310) Verfasst am: 24.10.2006, 11:47 Titel: |
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Ich glaube eben zu wissen, dass es Hinweise darauf gibt, dass wir uns tatsächlich nicht in einer kultfreien Zeit befinden (auch Atheisten nicht). Ich habe angemahnt dies in diesem Zusammenhang zu berücksichtigen und sich nicht unberechtigt den alten Heiden, wie auch den Christen überlegen zu fühlen.
Eigentlich ging es mir nur darum klar zu stellen, das Christianisierung kein Fortschritt bedeutet.
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Celsus-2006 Unpapst
Anmeldungsdatum: 26.07.2006 Beiträge: 1617
Wohnort: Süddeutschland
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(#589311) Verfasst am: 24.10.2006, 11:50 Titel: |
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Interessant ist in dem Zusammenhang auch, dass die Germanen, die ja teilweise recht früh auch christlich waren (die Goten, Burgunden und Franken) dem arianischen Glauben anhingen, der dem heidnischen Gottesglauben ähnlicher war, weil darin Jesus als Gottessohn eben nicht Gott war, sondern sein ihm untergeordneter Sohn.
Die Kämpfe zwischen römischer (katholischer) Kirche und Arianern sowie anderen Glaubensrichtungen (Donatismus, Pelagianer, etc.) dauerte Jahrezehnte und hat sicherlich viele Tausend Tote gekostet.
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Ermanameraz auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.05.2006 Beiträge: 3932
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(#589313) Verfasst am: 24.10.2006, 11:56 Titel: |
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Die Franken wurden sofort katholisiert. Chlodowech hat sich direkt einer römischne Taufe unterzogen zusammen mit 3000 sugambrischen Kriegern.
Der Arianismus, insbesondere der gotische, ist im Grunde eine philosophische Meisterleistung (Wulfila), die allerdings von den Germanen selbst kaum beachtet wurde. Wäre ihnen wirklich etwas am Arianismus gelegen, so hätten sie versucht es gewaltsam durchzusetzen. Schließlich waren sie die Herrscher. Es ging wohl auch darum, dass man sich der eigenen kulturellen Unterlegenheit bewußt war und die Diktion Roms, bzw. Konstantinopels aus einem Komplex heraus annahm, was insbesondere für die Goten galt.
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ejo evolutionärer Irrtum
Anmeldungsdatum: 17.06.2006 Beiträge: 772
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(#589314) Verfasst am: 24.10.2006, 11:59 Titel: |
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Erminamerjaz hat folgendes geschrieben: |
Es ist ein Glaubensbekenntnis aus dem 8. Jahrhundert.
Celsus hat genau verstanden warum ich das zitiert habe: Das Heidentum tolerierte das Christentum, umgekehrt war das jedoch nicht so. |
Nicht nur nicht toleriert, denn wer die Taufe verweigerte der wurde zum Tode verurteilt. Es wurden ja schon diejenigen getötet, die sich nicht an das 40-tägige Fastengebot hielten. Dieses Taufgelöbnis geht auf Karl d.Gr. zurück, der im Zusammenspiel mit der Kirche die Zwangstaufe einführte, um das Heidentum zurückzudrängen, milde ausgedrückt. Denn es stand die Todesstrafe auf eine Verweigerung. So wurden die germanischen Götter von der Kirche zu Teufel degradiert.
Was noch auffällt, dass germanische und keltische Völker vor der der Zwangsbeglückung der Christianisierung nur dunkle Mächte aber keine Teufel kannten, zumindest nicht im Sinne von Teufel, Lucifer.
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#589316) Verfasst am: 24.10.2006, 12:19 Titel: |
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Erminamerjaz hat folgendes geschrieben: | Ich glaube eben zu wissen, dass es Hinweise darauf gibt, dass wir uns tatsächlich nicht in einer kultfreien Zeit befinden (auch Atheisten nicht). Ich habe angemahnt dies in diesem Zusammenhang zu berücksichtigen und sich nicht unberechtigt den alten Heiden, wie auch den Christen überlegen zu fühlen.
Eigentlich ging es mir nur darum klar zu stellen, das Christianisierung kein Fortschritt bedeutet. |
wir werden nie in einer kultfreien zeit leben, darin bin ich mit dir einig. nur weil ich kulte aberglauben etc für nicht relevant halte heisst dies doch nicht für alle?! ich halte sie lediglich für kontraproduktiv und lehne sie daher ab. ich fühle mich selbstverständlich den gläubigen jeder couleur überlegen, da ich es vorziehe rationale argumente gelten zu lassen und nicht irgendwelche ahnungen, offenbarungen oder wasweissichwas!
ich halte nix davon, die germanischen heiden, indianer oder buddhistische mönche zu romantisieren, nur weil sie im kampf der religionen/ideologien offenbar den kürzeren ziehen!
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Ermanameraz auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.05.2006 Beiträge: 3932
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(#589317) Verfasst am: 24.10.2006, 12:22 Titel: |
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ejo hat folgendes geschrieben: | Erminamerjaz hat folgendes geschrieben: |
Es ist ein Glaubensbekenntnis aus dem 8. Jahrhundert.
Celsus hat genau verstanden warum ich das zitiert habe: Das Heidentum tolerierte das Christentum, umgekehrt war das jedoch nicht so. |
Nicht nur nicht toleriert, denn wer die Taufe verweigerte der wurde zum Tode verurteilt. Es wurden ja schon diejenigen getötet, die sich nicht an das 40-tägige Fastengebot hielten. Dieses Taufgelöbnis geht auf Karl d.Gr. zurück, der im Zusammenspiel mit der Kirche die Zwangstaufe einführte, um das Heidentum zurückzudrängen, milde ausgedrückt. Denn es stand die Todesstrafe auf eine Verweigerung. So wurden die germanischen Götter von der Kirche zu Teufel degradiert.
Was noch auffällt, dass germanische und keltische Völker vor der der Zwangsbeglückung der Christianisierung nur dunkle Mächte aber keine Teufel kannten, zumindest nicht im Sinne von Teufel, Lucifer. |
Es sind aber auch zahlreiche Sachsen bereits vor den Sachsenkriegen freiwillig zum Christentum übergelaufen. Widukind wurde nicht vorbehaltslos von allen Stämmen unterstützt. Er war sicher ein charismatischer Anführer, aber er hatt auch das Glück, dass er den Kernstamm der Sachsen im Rücken hatte, die Engern. Letzten Endes ist den Germanen insgesamt das Christentum nicht aufgezwungen worden, da sie es selbst waren, bzw der germanische Adel. Dies ist auch im Zusammenhang mit einem radikalen Lebenswandel zu sehen, der sich durch die Annahme der gallo-römischen Kultur durch die Franken erklärt. Dieser Prozess war zur zeit Karls des Großen schon fast abgeschlossen, d.h. man konnte im Prinzip nicht mehr von den Frankan als germanischen Stämmebund sprechen sondern man musste das als Übergangsphase zum modernen mittelalterlichen Feudalreich sehen, das Karl der Große erst begründete. Die Franken Chlodowechs dagegen waren noch durch und durch germanisch, auch noch lange nach der offiziellen Annahme des Christentums. Wie dem auch sei, ohne die regelrechte Selbstvernichtung der germanischen Kultur gäbe es heute nicht die Weltreligion Christentum.
Zuletzt bearbeitet von Ermanameraz am 24.10.2006, 12:38, insgesamt einmal bearbeitet |
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Ermanameraz auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.05.2006 Beiträge: 3932
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(#589318) Verfasst am: 24.10.2006, 12:25 Titel: |
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L.E.N.|Propagandhi hat folgendes geschrieben: | Erminamerjaz hat folgendes geschrieben: | Ich glaube eben zu wissen, dass es Hinweise darauf gibt, dass wir uns tatsächlich nicht in einer kultfreien Zeit befinden (auch Atheisten nicht). Ich habe angemahnt dies in diesem Zusammenhang zu berücksichtigen und sich nicht unberechtigt den alten Heiden, wie auch den Christen überlegen zu fühlen.
Eigentlich ging es mir nur darum klar zu stellen, das Christianisierung kein Fortschritt bedeutet. |
wir werden nie in einer kultfreien zeit leben, darin bin ich mit dir einig. nur weil ich kulte aberglauben etc für nicht relevant halte heisst dies doch nicht für alle?! ich halte sie lediglich für kontraproduktiv und lehne sie daher ab. ich fühle mich selbstverständlich den gläubigen jeder couleur überlegen, da ich es vorziehe rationale argumente gelten zu lassen und nicht irgendwelche ahnungen, offenbarungen oder wasweissichwas!
ich halte nix davon, die germanischen heiden, indianer oder buddhistische mönche zu romantisieren, nur weil sie im kampf der religionen/ideologien offenbar den kürzeren ziehen! |
unerfreulich nach diesem anfangs interessanten Gedankenaustausch feststellen zu müssen, dass du mir offenbar nicht im Mindesten folgen konntest
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#589319) Verfasst am: 24.10.2006, 12:31 Titel: |
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Erminamerjaz hat folgendes geschrieben: | L.E.N.|Propagandhi hat folgendes geschrieben: | Erminamerjaz hat folgendes geschrieben: | Ich glaube eben zu wissen, dass es Hinweise darauf gibt, dass wir uns tatsächlich nicht in einer kultfreien Zeit befinden (auch Atheisten nicht). Ich habe angemahnt dies in diesem Zusammenhang zu berücksichtigen und sich nicht unberechtigt den alten Heiden, wie auch den Christen überlegen zu fühlen.
Eigentlich ging es mir nur darum klar zu stellen, das Christianisierung kein Fortschritt bedeutet. |
wir werden nie in einer kultfreien zeit leben, darin bin ich mit dir einig. nur weil ich kulte aberglauben etc für nicht relevant halte heisst dies doch nicht für alle?! ich halte sie lediglich für kontraproduktiv und lehne sie daher ab. ich fühle mich selbstverständlich den gläubigen jeder couleur überlegen, da ich es vorziehe rationale argumente gelten zu lassen und nicht irgendwelche ahnungen, offenbarungen oder wasweissichwas!
ich halte nix davon, die germanischen heiden, indianer oder buddhistische mönche zu romantisieren, nur weil sie im kampf der religionen/ideologien offenbar den kürzeren ziehen! |
unerfreulich nach diesem anfangs interessanten Gedankenaustausch feststellen zu müssen, dass du mir offenbar nicht im Mindesten folgen konntest  |
ich kann schon, ich will es nur nicht, weil deine argumente für nicht schlüssig halte.
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Ermanameraz auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.05.2006 Beiträge: 3932
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(#589321) Verfasst am: 24.10.2006, 12:33 Titel: |
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L.E.N.|Propagandhi hat folgendes geschrieben: | Erminamerjaz hat folgendes geschrieben: | L.E.N.|Propagandhi hat folgendes geschrieben: | Erminamerjaz hat folgendes geschrieben: | Ich glaube eben zu wissen, dass es Hinweise darauf gibt, dass wir uns tatsächlich nicht in einer kultfreien Zeit befinden (auch Atheisten nicht). Ich habe angemahnt dies in diesem Zusammenhang zu berücksichtigen und sich nicht unberechtigt den alten Heiden, wie auch den Christen überlegen zu fühlen.
Eigentlich ging es mir nur darum klar zu stellen, das Christianisierung kein Fortschritt bedeutet. |
wir werden nie in einer kultfreien zeit leben, darin bin ich mit dir einig. nur weil ich kulte aberglauben etc für nicht relevant halte heisst dies doch nicht für alle?! ich halte sie lediglich für kontraproduktiv und lehne sie daher ab. ich fühle mich selbstverständlich den gläubigen jeder couleur überlegen, da ich es vorziehe rationale argumente gelten zu lassen und nicht irgendwelche ahnungen, offenbarungen oder wasweissichwas!
ich halte nix davon, die germanischen heiden, indianer oder buddhistische mönche zu romantisieren, nur weil sie im kampf der religionen/ideologien offenbar den kürzeren ziehen! |
unerfreulich nach diesem anfangs interessanten Gedankenaustausch feststellen zu müssen, dass du mir offenbar nicht im Mindesten folgen konntest  |
ich kann schon, ich will es nur nicht, weil deine argumente für nicht schlüssig halte.  |
Nun sag schon. Was genau ist nicht schlüssig? Ich bin auch ganz lieb, ich versprechs.
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#589325) Verfasst am: 24.10.2006, 12:38 Titel: |
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du gibst die antwort selbst:
Erminamerjaz hat folgendes geschrieben: | Das Heidentum tolerierte das Christentum, umgekehrt war das jedoch nicht so. |
hierin liegt ein vorteil, den das christentum so erfolgreich macht.
warum du heidnische kulte dem christentum ebenbürtig siehtst hast du nicht geschreiben, nur dass das christentum mehr oder weniger zufällig die führende religion in europa wurde.
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Ermanameraz auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.05.2006 Beiträge: 3932
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(#589328) Verfasst am: 24.10.2006, 12:47 Titel: |
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L.E.N.|Propagandhi hat folgendes geschrieben: | du gibst die antwort selbst:
Erminamerjaz hat folgendes geschrieben: | Das Heidentum tolerierte das Christentum, umgekehrt war das jedoch nicht so. |
hierin liegt ein vorteil, den das christentum so erfolgreich macht.
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Dem widerspreche ich nicht, ich bestreite nur, dass das das Entscheidende gewesen ist.
Zitat: |
warum du heidnische kulte dem christentum ebenbürtig siehtst hast du nicht geschreiben, nur dass das christentum mehr oder weniger zufällig die führende religion in europa wurde. |
Warum? Das hast du selbst schon beantwortet: Religiosität ist nicht rational (Kult dagegen kann übrigens rationale Teilaspekte haben) daher kann es schonmal prinzipiell kein 'besser' oder 'schlechter' geben. In sofern ist es schon konsequent, dass du eine Bewertbarkeit auf die memetische Durchsetzungsfähigkeit reduzierst. Ich habe übrigens sehr wohl etwas zum Heidentum erwähnt. Es ist inhaltlich einfach interessanter als das Christentum. Das Christentum ist dagegen geradezu banal. Das kann man dann wohl am Ende als Geschmackssache auffassen, ich kann es aber einfach nicht anders sehen.
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Ermanameraz auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.05.2006 Beiträge: 3932
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(#589335) Verfasst am: 24.10.2006, 13:11 Titel: |
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HA! Gerade beim nochmaligen Überfliegen ist es mir eingefallen!
'uuercum' bedeutet natürlioch 'Werk'!
'diaboles uuercum' somit 'Teufelswerk'
und 'uuordum' bedeutet natürlich 'Wort' !
word
vollständig würde ich das somit wie folgt übersetzen:
"Forsaichstû diobolae ?
End allum diobolgelde ?
End allum dioboles uuercum ?
End ecc forsachu allum dioboles uuercum and uuordum, Thunaer ende Uôden ende Saxnôte ende allum thêm unholdum thê hira genôtas sint."
"Entsagst du dem Teufel?
Und allem Teufelsopfer?
Und allem Teufelswerk?
Und es vergisst (?) du alles Teufelswerk und (Teufels-) Wort / Ein Ende mit Donar, ein Ende mit Wotan, ein Ende mit Saxnot und all den Unholden, die ihr Gefolge (Genossen) sind"
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ejo evolutionärer Irrtum
Anmeldungsdatum: 17.06.2006 Beiträge: 772
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(#589483) Verfasst am: 24.10.2006, 16:09 Titel: |
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Erminamerjaz hat folgendes geschrieben: | Es sind aber auch zahlreiche Sachsen bereits vor den Sachsenkriegen freiwillig zum Christentum übergelaufen. Widukind wurde nicht vorbehaltslos von allen Stämmen unterstützt. Er war sicher ein charismatischer Anführer, aber er hatt auch das Glück, dass er den Kernstamm der Sachsen im Rücken hatte, die Engern. |
Klar, weil den Adeligen der einzelnen Stämme die Bevölkerung egal war und um nicht noch weiter in die Kriege verwickelt zu werden übernahmen die jeweiligen Sachsen das Christentum. Nur die Angrivarier die von den Franken als Engern bezeichnet wurden, widerstand unter Widukind, ihrem ersten Herzog, längere Zeit Karl. Klar, dass er vorerst die Enger im Rücken hatte, denn sie waren ein großer Stamm und konnten sich so auch gegen Karl stellen, die kleineren Stämme hatten keine Chance bzw. sie stellten sich, um nicht unter die Räder zu kommen, gleich einmal auf die Seite Karls, was ihnen unter anderem den Vorteil brachte, dass sie ihre Rechte behalten konnte. Und ich denke, deshalb konnte Karl d.Gr. den Volkskrieg, der unter Widukind begann, beenden. Schließlich ließ sich Widukind ja dann auch noch taufen, als er sah, dass er nicht ankam und kam er mit einem "blauen Auge" davon, ohne große Einbußen zu haben. Nach der Taufe hat er sich auch nicht mehr an Sachsenaufständen beteiligt.
Erminamerjaz hat folgendes geschrieben: | Letzten Endes ist den Germanen insgesamt das Christentum nicht aufgezwungen worden, da sie es selbst wahren, bzw der germanische Adel. Dies ist auch im Zusammenhang mit einem radikalen Lebenswandel zu sehen, der sich durch die Annahme der gallo-römischen Kultur durch die Franken erklärt. |
Gut ja, einsickern könnte man es auch nennen, denn die missionierenden Mönche suchten den Kontakt zum einheimischen Adel und förderten ihn, begleitet von Empfehlungsschreiben des Hofes banden sie ihn in ihre Ausbauarbeit ein. Und auch die Bauten wurden durch adelige Landschenkungen vorbereitet, wobei aber nicht davor zurückgeschreckt wurde, unwillige Adelige zu bedrängen. Klar, dass das "Fußvolk" nacheiferte.
Erminamerjaz hat folgendes geschrieben: | Dieser Prozess war zur zeit Karls des Großen schon fast abgeschlossen, d.h. man konnte im prinzip nicht mehr von den Frankan als germanischen Stämmebund sprechen sondern man musste das als Übergangsphase zum modernen mittelalterlichen Feudalreich sehen, das Karl der Große erst begründete. Die Franken Chlodowechs dagegen waren noch durch und durch germanisch, auch noch lange nach der offiziellen Annahme des Christentums. |
Das ist schon klar, das habe ich auch nicht bestritten, noch dazu wenn man bedenkt, dass sich Chlodwig für sein Volk ja auch einige Bedingungen ausgehandelt hat. Nämlich eine fränkische Reichskirche ohne allzu enge Bindung an den Papst. Mit dem Übertritt zur katholischen Konfession festigte Chlodwig lediglich die Brücke zu der gallorömischen Oberschicht (und der von dir bereits erwähnten Kultur), die bereits vorher begonnen hat. Das Land blieb noch lange heidnisch, es gibt auch nach der angeblichen Christianisierung des Frankenreichs und Germaniens Predigten gegen heidnische Bräuche auf dem Lande, und das obwohl die Kirche ja selbst sehr viele Symbole heidnischen oder volkstümlichen Ursprungs gerne aufnahm und das sogar unter päpstlichen Wohlwollen, denn die Umdeutung heidnischer Feiertage in christliche war offizielle Kirchenpolitik, verfügt von Papst Gregor IV.
So manches christliche Fest hat heidnische Wurzeln, aber das sieht die Kirche natürlich ganz anders.
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Celsus-2006 Unpapst
Anmeldungsdatum: 26.07.2006 Beiträge: 1617
Wohnort: Süddeutschland
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(#589533) Verfasst am: 24.10.2006, 16:51 Titel: |
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Ich muss in einem speziellen Punkt Erminamerjaz völlig beipflichten. Die Weltentstehung und quasi Vorgeschichte der Menschheit ist bei den alten Griechen ebenso wie bei den Germanen hochkomplex und ohne große Mühe auch als von nicht geringem philosophischem Wert zu betrachten. Dagegen ist die biblische Genese der Welt ein simples Kindermärchen.
Im Übrigen macht es in diesem Zusammenhang auch Spaß, das Silmarillon von Tolkien zu lesen, denn der hat sich kräftig bei Griechen und Germanen bedient.
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schmalhans registrierter User
Anmeldungsdatum: 03.10.2006 Beiträge: 23
Wohnort: Berlin
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(#589709) Verfasst am: 24.10.2006, 19:21 Titel: |
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Erminamerjaz hat folgendes geschrieben: | L.E.N.|Propagandhi hat folgendes geschrieben: | du gibst die antwort selbst:
Erminamerjaz hat folgendes geschrieben: | Das Heidentum tolerierte das Christentum, umgekehrt war das jedoch nicht so. |
hierin liegt ein vorteil, den das christentum so erfolgreich macht.
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Dem widerspreche ich nicht, ich bestreite nur, dass das das Entscheidende gewesen ist.
Zitat: |
warum du heidnische kulte dem christentum ebenbürtig siehtst hast du nicht geschreiben, nur dass das christentum mehr oder weniger zufällig die führende religion in europa wurde. |
Warum? Das hast du selbst schon beantwortet: Religiosität ist nicht rational (Kult dagegen kann übrigens rationale Teilaspekte haben) daher kann es schonmal prinzipiell kein 'besser' oder 'schlechter' geben. In sofern ist es schon konsequent, dass du eine Bewertbarkeit auf die memetische Durchsetzungsfähigkeit reduzierst. Ich habe übrigens sehr wohl etwas zum Heidentum erwähnt. Es ist inhaltlich einfach interessanter als das Christentum. Das Christentum ist dagegen geradezu banal. Das kann man dann wohl am Ende als Geschmackssache auffassen, ich kann es aber einfach nicht anders sehen. |
Interessant ist aber auch ein Aspekt, der von uns Nicht-Gläubigen immer ein wenig bespöttelt wird, nichtsdestoweniger aber sehr bedeutsam ist - warum hat sich das Christentum (und auch der Islam) in Europa und Nahen Osten durchgesetzt, nicht aber in Indien oder China?
Es gibt da von Forschern aller möglicher Sparten ganz interessante Ansätze: die Religionen der Germanen (als Beispiel) waren nicht in der Lage, spirituelle Ansätze zu entwickeln. Das menschliche Bewußstsein hatte anscheinend Hunger darauf, so dass das vordringende Christentum in Europa hier auf trockenen Boden stieß (und der Islam im Nahen Osten).
Die Buddhisten (als Beispiel) hatten das nun schon lange entwickelt und somit keinen Grund zum Wechsel. Hätten die buddhistischen Inder ein funktionierendes Staatswesen gehabt und wären in der Zeit des Hellenismus zuhauf ans Mittelmeer gepilgert - wer weiß, vielleicht wären die Europäer Buddhisten geworden
Außerdem (sind - so unlogisch und ironisch sich das anhören mag - Christentum und Islam im Gegensatz zu den magisch-mythischen Religionen "rationale" Religionen, die sich zwar (und das muss eine Religion nun mal für den Alltagsgebrauch) noch einen mythischen Deckmantel geben, das Religiöse aber auf das Wesentliche reduzieren, sozusagen auf den Punkt kommen und mit rationalen Mitteln (nicht Inhalten) arbeiten.
Ich suche gerne mal ein paar Quellen raus, wenn´s gewünscht ist.
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Ermanameraz auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.05.2006 Beiträge: 3932
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(#589812) Verfasst am: 24.10.2006, 21:47 Titel: |
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Ich glaube weder, das dem germanischen, keltischen oder gar griechischen Heidentum dieser spirituelle Touch fehlt (schon eher dem römischen), noch glaube ich, dass das Christentuim auch nur einen Deut rationaler ist, im Gegenteil. Es ist wirklich einfach nur fokussiert auf einen Gott, also einen Willen. Es geht nur um das Dogma und nicht um die subtilen psychologischen Bilder, Sagen, Gesänge, Stabreime oder Tänze des Heidentums. Das Christentum entbehrt nicht einem gewissen künstlerischen Wert in seiner Ausdrucksform, gerade seine inhaltliche Leere schuf offensichtlich eine besondere Notwendigkeit für eindrucksvolle Kunstwerke und imposante Bauten.
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schmalhans registrierter User
Anmeldungsdatum: 03.10.2006 Beiträge: 23
Wohnort: Berlin
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(#589923) Verfasst am: 24.10.2006, 23:19 Titel: |
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Du glaubst ...? *fg*
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chiring Asatru
Anmeldungsdatum: 11.08.2005 Beiträge: 1694
Wohnort: Westfalen
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(#590016) Verfasst am: 25.10.2006, 00:05 Titel: |
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schmalhans hat folgendes geschrieben: |
Interessant ist aber auch ein Aspekt, der von uns Nicht-Gläubigen immer ein wenig bespöttelt wird, nichtsdestoweniger aber sehr bedeutsam ist - warum hat sich das Christentum (und auch der Islam) in Europa und Nahen Osten durchgesetzt, nicht aber in Indien oder China?
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Interessante Frage. Für Indien kann ich mir das noch einigermaßen denken, das Land hat eine sehr lange Tradition polytheistischer Philosophie; aber China kenn ich nicht.
Ich denke das hat was mit falsch verstandener Toleranz gegenüber Machtansprüchen zu tun gehabt.
Zitat: |
Es gibt da von Forschern aller möglicher Sparten ganz interessante Ansätze: die Religionen der Germanen (als Beispiel) waren nicht in der Lage, spirituelle Ansätze zu entwickeln.
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Was versteht der oder die Forscher (aller möglicher Sparten?) denn unter "sprituellen Ansätzen"?
Für die Bekehrung wird man auch die Hierarchie der Kirche und des Priestertums nicht außer acht lassen dürfen. Die heidnischen Priester (bei den Germanen "Goden" - Gesetzessprecher oder Kultleiter) waren nicht organisiert oder überhaupt in ähnlicher Weise wie die Angehörigen der Kirche herrschaftlich durchdekliniert. Anders bei den Kelten, deren Druiden sehr gut organisiert waren, aber aus nicht nachvollziehbaren Gründen direkt zum Christentum übertraten (Columban)- weswegen man heute von der keltischen Religion auch kaum noch etwas weiß.
Ein hierarchisches System hat den bedeutenden Vorteil das es effektiver ist im System von Befehl und Gehorsam. Wenn man analog das römische Militär und die keltischen oder germanischen Krieger Und ihre Kriegstechniken) betrachtet, zeigt sich die Logistik fast immer als überlegen. Doch hierarchische Logistik ist lediglich effektiver, sie ist nur Mittel, nicht Zweck.
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