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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1555214) Verfasst am: 14.10.2010, 12:30 Titel: |
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Xamanoth hat folgendes geschrieben: | Noseman hat folgendes geschrieben: | Wolf hat folgendes geschrieben: |
Da hier eplizit von großen Staatsmänner in der Geschichte die Rede war sehe ich es andersrum. Meine und Xamos Verwendungsweise ist die übliche. |
Rein faktisch sehe ich das auch so.
Das sollte man aber durchbrechen, sprich: Es nicht mehr so verwenden. |
Der Begriff Groß ist eher so unklar und unpräzise, dass man ihn überhaupt nicht verwenden sollte. Und amn sollte sich endlich dazu durchdringen, dass Geschichte analytisch-deskribtiv betrachtet werden sollte, und nicht moralisch. |
Sicher, aber die Bezeichnung als "Groß" für Persönlichkeiten bis zur Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert ist zunächst in breiten Gesellschaftsschichten da, aus älteren Darstellungen und neueren Produktionen ohne wissenschaftlichen Anspruch, und die Geschichtswissenschaft muss sich auch mit ihr als einem Phänomen des gesellschaftlichen Massenbewusstseins beschäftigen, wie das in Potsdam 2009 geschehen ist.
In Biographien geschichtlicher Persönlichkeiten wird auch ein heutiger Historiker nicht ohne ethische Wertungen auskommen. Das "sine ira et studio" ist zwar ein ehrenwertes Ideal, aber bestimmte Wertungen dringen eben auch immer wieder in scheinbar höchst objektiven Darstellungen - allein schon durch die Auswahl und Wortwahl - durch, oft ohne dass es der Autor selbst merkt. Rein analytisch-deskriptive Beschreibungen werden zwar vielleicht in Kreisen der Fachkollegen geschätzt, aber bei einem breiten Lesepublikum eher ein Gähnen erzeugen.
Darauf und die Möglichkeiten der visuellen Umsetzung setzt ja auch die Vermarktungstaktik des ehrenwerten Guido Knopp: "betroffene Zeitzeugen" in ihrer ganzen einseitigen und zum Teil unreflektierten Erinnerung zu Wort kommen zu lassen (dabei Identifkation erzeugen: Das sind ja Menschen wie Du und ich, und wir hätten ja auch nicht viel anders gedacht und gehandelt) und die Analyse der Ereignisse, ein mühsames Werk der Differenzierung und Wertung, völlig in den Hintergrund treten lassen.
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able_archer auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 09.01.2010 Beiträge: 592
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(#1555289) Verfasst am: 14.10.2010, 14:25 Titel: |
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jagy hat folgendes geschrieben: | Keller hat folgendes geschrieben: | jagy hat folgendes geschrieben: | Wolf hat folgendes geschrieben: | jagy hat folgendes geschrieben: | Interessant, NS-Verharmlosung findet eher im Westen statt. Das Hitler ohne Judenvernichtung als großer Staatsmann in die Geschichte eingegangen wäre, denken im Westen 12%, im Osten nur 5,6%. |
Das denke ich auch. Inwiefern ist das NS-Verharmlosung? |
Sag mal, ich frage mich manchmal, willst Du mit solchen Nachfragen eigentlich nur die Leute prüfen, ob sie für das, was sie sagen, auch Gründen haben? Soll das ein Test sein? Oder siehst Du das wirklicht nicht?
Vielleicht war die Shoa nicht das einzige, was man an der NS-Zeit kritisieren kann? Und wenn dann Leute sagen, ohne die Shoa würde man Hitler heute als großen Staatsmann bezeichnen, kann das ja nur heißen, dass das andere Schlechte jedenfalls nicht so schlecht war, als dass es dem Ruhm eines "großen Staatsmanns" abträglich wäre. |
Nein. Er weißt nur auf die Stussigkeit dieser Fragestellung hin. Sie müsste in etwa lauten:
"Ohne die Jundenvernichtung würde ich (!) Hitler als großen Staatsmann" ansehen."
Wenn ich nun vermute, dass "man" (also eine Mehrheit?) Hitler als großer Staatsmann angesehen würde, sagt das über meine meine persönliche Einstellung nichts aus. |
Hierzu müsste man allerdings erstmal feststellen, dass es sich bei der Frage tatsächlich um ein exclusives "man" handelt und nicht um ein inclusives. |
und wie stellt man das fest? ich finde die frage unbrauchbar formuliert, vor allem da im gegensatz dazu an anderer stelle von "wir" oder "die deutschen" die rede ist. bevor ich die einsprüche in dem thread sah hätte ich sie auch automatisch mit ja beantwortet, ich kann das auch jetzt noch tun ohne mich in einem moralischen dilemma zu sehen, die frage ist schlicht nicht exakt genug formuliert.
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#1555576) Verfasst am: 14.10.2010, 21:21 Titel: |
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Xamanoth hat folgendes geschrieben: | Noseman hat folgendes geschrieben: | Wolf hat folgendes geschrieben: |
Da hier eplizit von großen Staatsmänner in der Geschichte die Rede war sehe ich es andersrum. Meine und Xamos Verwendungsweise ist die übliche. |
Rein faktisch sehe ich das auch so.
Das sollte man aber durchbrechen, sprich: Es nicht mehr so verwenden. |
Der Begriff Groß ist eher so unklar und unpräzise, dass man ihn überhaupt nicht verwenden sollte. Und amn sollte sich endlich dazu durchdringen, dass Geschichte analytisch-deskribtiv betrachtet werden sollte, und nicht moralisch. |
Das faellt mir allerdings bei "grossen staatsmaennischen Leistungen" vom Kaliber des Holocausts sehr, sehr schwer.
Wenn es bloss darum ginge einen moeglichst tiefen Eindruck in den Geschichtsbuechern zu hinterlassen, dann waeren Hitler und Stalin zwei der groessten Staatsmaenner aller Zeiten gewesen.
_________________ Defund the gender police!!
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Xamanoth auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.04.2006 Beiträge: 7962
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(#1555589) Verfasst am: 14.10.2010, 21:35 Titel: |
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beachbernie hat folgendes geschrieben: |
Das faellt mir allerdings bei "grossen staatsmaennischen Leistungen" vom Kaliber des Holocausts sehr, sehr schwer.
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Gerade der ist aber ein guter Beispiel, wo es (noch) nicht funktioniert. Bei Ausschwitz u. Co. hört und liest man immer wieder Aussagen der Art: Das war so SCHRECKLICH, so GRAUSAM, das darf nie wieder geschen, wie können wir diese Schuld je überwinden, und ähnliches belangloses, nichtssagendes, nur auf emotionaleffekte abzieldendes Geschwätz.
Die wirkliche Analyse der wesentlichen Fragen, spontan fallen mir ein
- wie waren die SS- Leute psychologisch strukturiert? (von Himmler bis zum kleinsten Schützen - was waren das für Leute, wie wurden sie sozialisiert, wie dachten und empfanden sie?)
- was waren eigentlcih die Motivationsfaktoren für dieses Geschehen? Welche sozialen und politischen Betrachtungen lagen dem zugrunde?
- zu welchen Ereignissen in der Geschichte weist dieses Geschehen parallelen auf, und warum?
- Welche Faktoren begründen den Opferstatus einer Gruppe?
- Wie funktionieren die soziologischen Mechanismen von kollektivem Rassismus?
- Was sind die parallelen / Differenzen zu den russischen, britischen, japanischen Konzentrationslagern sowie anderen Genoziden der Geschichte?
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1555699) Verfasst am: 15.10.2010, 04:04 Titel: |
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Xamanoth hat folgendes geschrieben: | Bei Ausschwitz u. Co. hört und liest man immer wieder Aussagen der Art: Das war so SCHRECKLICH, so GRAUSAM, das darf nie wieder geschen, wie können wir diese Schuld je überwinden, und ähnliches belangloses, nichtssagendes, nur auf emotionaleffekte abzieldendes Geschwätz. |
Stimmt, aber das schließt ja
Xamanoth hat folgendes geschrieben: | Die wirkliche Analyse der wesentlichen Fragen |
nicht aus. Sondern kann Motivation sein, sich dafür überhaupt zu interessieren. Den meisten Schülern ist eine abstrakte, aber faktische Größe wie "6 Millionen" herzlich egal, was sich aber rasch ändert, wenn man das Grauen deutlich sichtbar macht (an Einzelbeispielen etwa).
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